Gerade habe ich gelesen, dass die tägliche Trinkwasser-Ration erneut gekürzt werden soll, auf einen Liter pro Person und Tag. Niemand hätte damals im April 2018 gedacht, dass man so etwas in Deutschland mal erleben würde. Erinnern Sie sich noch, dass es damals zahlreiche Bäche, Flüsse, Kanäle und Seen bei uns gab? Kinder kennen das doch heutzutage im Jahre 2038 kaum noch.
Wir waren seinerzeit froh, endlich mal wieder „einen richtigen Sommer“ zu erleben, so wie ihn Rudi Carrell einst gefordert hatte. Doch dann traten die ersten Probleme auf, Grünflächen wurden zu Braunflächen, die Supermärkte hängten Zettel aus, dass Mineralwasser, Erfrischungsgetränke und Speiseeis nur noch beschränkt angeboten werden konnten und die ersten Flüsse trockneten aus. Das waren Alarmzeichen, doch als die Milchprodukte immer teurer wurden, weil immer mehr Kühe auf Grund von Futtermangel geschlachtet werden mussten, wurde es ernster. Heutzutage kann sich kaum noch einer einen Joghurt leisten. Das hätte man damals nicht für möglich gehalten.
Traurig blicke ich auf die Savanne, deren Fläche einst das Steinhuder Meer bildete. Jener Binnensee war damals, vor zwanzig Jahren, der größte in Nordwestdeutschland mit einer Fläche von fast dreißig Quadratkilometer. Hier war ringsum ein riesiges Naturschutzgebiet, wo zahlreiche geschützte Tierarten lebten, die nunmehr schon lange ausgestorben sind. Störche brüteten dort und fanden reichlich Nahrung. All das ist lange her und fast schon vergessen.
Können Sie sich noch daran erinnern, dass Fußballspiele früher auf Naturrasen stattfanden? Die Spieler hatten zylindrische Teile unter den Sportschuhen, die „Stollen“ genannt wurden. Die sogenannten Platzwarte hatten die Aufgabe, den Rasen kurz zu schneiden, was man „Mähen“ nannte. Und, man mag es kaum glauben, die Rasenfläche wurde regelmäßig mit kostbarem Trinkwasser besprengt, um sie feucht zu halten. Was für eine Verschwendung!
Übrigens Verschwendung: Können Sie sich noch an die Duschszene aus „Psycho“ erinnern? Dafür würde man heutzutage eine lange Gefängnisstrafe bekommen. Ich meine nicht den Mord, sondern das ausgiebige Duschen. Seit langem ist ja so, dass man nur noch einmal in der Woche duschen darf, und dann auch nur eine halbe Minute lang und mit einem dünnen Wasserstrahl. Was gäbe ich dafür, mal wieder solange unter einer Dusche zu stehen, wie ich möchte. Oder in einer Badewanne zu liegen, in heißem Wasser, ganz entspannt.
Doch eine Strafe dafür möchte ich nicht riskieren, damit es mir nicht ergeht wie Herrn Schmidt, meinem Nachbarn. Den haben sie letzte Woche bei einer Kontrolle erwischt. Er hat doch tatsächlich ein Aquarium besessen, das randvoll mit Wasser gefüllt war. Und in der Nachbarstadt wurde gar der Besitzer eines Wasserbettes aufgespürt, jetzt sitzt er im Gefängnis für diese Schandtat.
Zehn Jahre ist es her, dass die letzte Brauerei in Deutschland schloss. Man kann zwar noch Bier aus Norwegen, wo es noch größere Wasservorkommen gibt, erwerben, aber das ist wahnsinnig teuer. Eine Flasche kostet ein Viertel eines durchschnittlichen Nettolohnes. Das gleiche gilt für Wein. Die früheren Weinbauern in Deutschland haben längst auf Kakteen, bzw. Kaktusfeigen umgerüstet. Die sind relativ anspruchslos und brauchen wenig Wasser. Orangen und Zitronen würden zwar ausreichend Sonne bekommen, aber vertrocknen bei uns, leider.
„Warum ist es am Rhein so schön?“: So sang man einst. Heutzutage ist von dem mächtigen Strom nur noch ein schmales Rinnsal übrig, und das auch nur von Ende September bis Anfang April. Im Hochsommer, also der übrigen Zeit, trocknet er ganz aus. Ein weiteres Lied hieß „Wein, Wein, nur Du allein“. Zwar kann man auch aus Kaktusfeigen Wein machen, aber der ist jetzt nicht besonders schmackhaft. Viel besser mundet der daraus gewonnene Likör und der Schnaps. „Kaktusschnaps, nur Du allein“: So singen wir jetzt. Alljährlich wird dazu die Kaktusfeigenkönigin gewählt. Die Zeremonie ist die Gleiche, wie früher bei der Weinkönigin.
Viele meiner Freunde sind schon ausgewandert, nach Schottland oder nach Nordskandinavien. Dort ist es noch erträglich von den Temperaturen her und in Norwegen soll es noch richtige Wasserfälle geben. Ich werde aber wohl hierbleiben, auch wenn mir die ewige Hitze ganz schön zu schaffen macht. Vielleicht endet der ewige Sommer doch irgendwann.
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Tag der Veröffentlichung: 26.09.2018
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