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Das Projekt Bermuda Dreieck

 

Sarah O'Brian sah wieder hinreißend aus. Ihre langen roten Haare glänzten in der Sonne, als wir zu dritt auf der Terrasse unseres Büros saßen. Wir waren gespannt, welches unser nächstes Projekt sein würde. Sarah las in der Bibel, in der neuen Bibel, nämlich die, die durch unser Zutun entstanden war. Es gab im Alten Testament jetzt nur noch neun Gebote. Ehebruch war nicht mehr verboten. Das wirkte sich auch auf die eine oder andere Geschichte im Neuen Testament aus. Jesus, der zu seiner Geburt mit einer Kuckucksuhr, einer Matroschka-Puppe und einen Leprechaun beschenkt wurde, hatte ein ausschweifendes Leben geführt. Sarah schüttelte den Kopf, offensichtlich missfiel ihr, was sie las.

 

Sie wurde aus ihren Gedanken hochgeschreckt. Ein leichtes Surren drang von unserem Computer herüber. „Aha, unsere neue Aufgabe!“, stellte Vladimir fest. Der Russe ging als Erster ins Büro herüber, Sarah und ich folgten. Wir starrten auf den Bildschirm. „Bermuda Dreieck“ stand da in blinkenden Buchstaben. „Oh, das wird schwierig. Ortsmäßig kein Problem, aber zeitlich schon. Niemand weiß, wann das angefangen hat. Eine Mammutaufgabe“, stellte die Irin fest. Vladimir und ich nickten.

 

Die Flugmaschine erhob sich, nachdem Vladimir den Startknopf gedrückt hatte. Bis sie ihr Ziel erreicht hatte, diskutierten wir unseren Plan. Sarah zitierte aus dem, was sie am Computer angezeigt bekommen hatte: „Tatsächlich ist die Zahl der Katastrophen, die sich im Bermuda Dreieck abgespielt haben, nicht auffällig hoch. Zudem sollen viele der angeblich mysteriös verschwundenen Schiffe vermutlich einfach im Sturm gesunken sein.“ Vladimir entgegnete: „Na, ja, unsere Chefs sind da offenbar anderer Meinung, sonst hätte man uns das wohl kaum als Aufgabe zugeteilt. Ich glaube, dass da mehr dahinter steckt. Vielleicht Atlantis? Was meinst du, Sebastian?“ Ich entgegnete: „Auf jeden Fall sehr interessant. Im Stillen hoffe ich, dass diesmal nicht schon wieder etwas Außergewöhnliches passieren wird.“ Vladimir und Sarah lachten. Wir hatten ja schon genug Schaden angerichtet, auch wenn das außer uns dreien keiner wusste.

 

Der 4D-Projektor übertrug die ersten Bilder. Strahlendblaues Wasser und einige Inseln waren zu sehen. „Wir gehen jetzt in das Jahr 1918, genauer gesagt zum 04. März. Da ist das Verschwinden des amerikanischen Kohleschiffes USS Cyclops belegt. Der Vorfall konnte nie geklärt werden“ entschied Vladimir und drückte ein paar Knöpfe. Die Flugmaschine war immer noch am selben Ort, aber nicht mehr in derselben Zeit. Das Übertragungsbild änderte sich augenblicklich. Von dem schönen Wetter war nichts mehr zu sehen, ein Sturm kam auf. „Wir sollten jetzt tauchen“, schlug Sarah vor und ergänzte: „Wie gut, dass unsere Maschine auch unter Wasser arbeiten kann. Bislang haben wir das ja noch nicht benötigt.“ Wohl war, in Roswell und Stonehenge und bei Moses und Jesus musste sie ja nur fliegen.

 

Der Sturm wurde immer schlimmer, die USS Cyclops geriet zunehmend in Seenot. „Es ist überliefert, dass das Schiff wegen ungünstiger Beladung sank“, erklärte Sarah. Sie hantierte am Schaltpult und unsere Flugmaschine tauchte unter. Viel zu sehen war nicht, daher entschieden wir, dass die Scheinwerfer eingeschaltet wurden. Unmittelbar besserte sich die Sicht. Einige wenige Fische waren zu sehen, sie waren tropisch bunt. Etwas Großes, das gar nicht farbenprächtig war, schwamm einige hundert Meter von der Maschine entfernt. Wir steuerten näher heran. „Das ist eine unbekannte Spezies“, rief Sarah begeistert. „Ich finde, das ähnelt einer Seeschlange“, ergänzte ich. Meine beiden Kollegen lachten. Ich war geknickt und ergänzte: „Seit Jahrhunderten sind immer wieder Berichte von Seeungeheuern in Schlangenform überliefert worden. Die hatten die Form einer riesigen Schlange und ähnelten dem, was wir da gerade sehen!“

 

Vladimir räusperte sich und sagte: „Na, ja, so ganz unwahrscheinlich ist das nicht. Diese Berichte häufen sich an der Ostküste Nordamerikas, so ganz weit weg davon sind wir ja nicht.“ Wir steuerten unsere Maschine noch näher an das Wesen heran, es war geschätzt fast dreißig Meter lang und schlank wie ein Aal. Der Kopf war aber eher drachenähnlich. Plötzlich klebte unsere Flugmaschine an dem Untier. „Ich kann das Gerät nicht mehr davon wegbewegen. Es scheint so, als ob das Tier magnetisch ist“, schrie Sarah. „Magnetische Lebewesen gibt es doch gar nicht, oder?“, wollte ich wissen. „Wir kannten bislang nur Tiere, die sich nach dem Magnetfeld der Erde orientieren, zum Beispiel Schildkröten, Wale und Tauben. Hier ist offenbar der Beweis, dass es auch welche gibt, die selbst magnetisch sind“, sagte der Russe lakonisch und drückte noch ein paar Knöpfe an der Konsole.

 

Es tat sich nichts, wir hatten das Tier gefangen oder hatte es uns gefangen? „Alarmstart“, befahl Vladimir. Sofort erhob sich die Zeitmaschine mitsamt dem unbekannten Wesen aus dem Wasser und stieg in die Lüfte. Die Steuerung war schwierig, das Gerät trudelte. Wir verloren den Kontakt, der Bildschirm wurde schwarz. Etwa dreißig Minuten später rief Sarah: „Ich habe wieder eine Ortung, wir sind noch immer in der selben Zeit, aber nicht mehr am selben Ort!“

 

Tatsächlich ähnelte die Landschaft, die wir sahen eher Nordeuropa als der Karibik. Ein länglicher See umrahmt von Höhenzügen erstreckte sich über Dutzende von Kilometern. „Das ist der Norden Schottlands“, stellte Sarah überrascht fest und ergänzte: „So schnell sind wir noch nie geflogen.“ Das Ungeheuer, das wir unfreiwillig im Schlepptau genommen hatten, bewegte sich nicht mehr. „Ist es tot?“, wollte ich wissen. „Nein, vermutlich nur betäubt“, antwortete Vladimir. Unvermittelt löste sich das seltsame Wesen von der Maschine und stürzte mit einem riesigen Platschen ins Wasser.

 

„Da haben wir ja wieder etwas angerichtet“, sagte Sarah. Sie erklärte: „Tja, wir haben gleich zwei Rätsel der Menschheitsgeschichte gelöst. Zum Einen das Geheimnis vom Bermuda Dreieck. Die magnetische Seeschlange brachte Schiffe aus Metall und Flugzeuge zum Untergang oder zum Absturz. In früheren Zeiten flogen dadurch die Nägel aus den hölzernen Schiffen. Das zweite Rätsel war das von ---- Loch Ness!“

 

 

 

 

Impressum

Bildmaterialien: www.earth-chronicles.com
Tag der Veröffentlichung: 02.08.2018

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