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Hubert im Waschsalon

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, habe ziemlich großen Ärger mit Wilma, meiner Frau bekommen. Sie meinte zu mir, dass ich doch bitte „mal meinen ehelichen Pflichten nachkommen soll“. Ich wusste nicht genau, was sie damit meinte, habe mich aber nicht getraut, nachzufragen. Nun hat Wilma letzte Woche ihre Schwester Wanda in Eimsbüttel besucht. Ich hatte sozusagen „sturmfreie Bude“. Das war die Gelegenheit, Wilmas Wünschen nachzukommen. Ich entschloss mich dazu, große Wäsche zu machen. Seitdem ich mit meiner Frau zusammengezogen bin, habe ich keine Waschmaschine mehr bedient, das war Wilmas Aufgabe.

 

Da waren drei teure Lederjacken von ihr, die etwas angestaubt waren. Kurz entschlossen steckte ich die Luxusjacken in die Waschmaschine. Seltsamerweise stand keine Temperaturangabe darauf. Ich entschied, diese bei 60° zu waschen, damit sie richtig sauber werden würden. Das hat dann aber leider nicht geklappt, das Ergebnis war – vorsichtig gesagt – wenig erfreulich. Die Jacken waren ruiniert, die Waschmaschine leider auch. Wilma war ziemlich erbost, als sie zurückkam und das sah. Warum schreiben die Hersteller auch nicht drauf, dass man Lederjacken nicht mit der Maschine waschen darf! Als armer unschuldiger Verbraucher kann man das doch nicht wissen.

 

Die Folge war, dass mich Wilma dazu verdonnerte unsere gesamte Wäsche im Waschsalon zu waschen. Das hatte ich noch niemals vorher getan. Ich musste mich erst einmal erkundigen, wo bei uns in der Nähe so eine Einrichtung ist. Zuerst hatte ich an die beiden Tankstellen an der Bundesstraße, die nach Hamburg führt, gedacht. Dort standen große Schilder: „Wäsche 3,50 Euro“. Das erschien mir recht preiswert. Aber die ASSO-Tankstelle schied aus, weil ich da Hausverbot habe. Das liegt lange zurück. Erinnern Sie sich noch an den Werbespruch „Pack den Tiger in den Tank“ von eben dieser Kette? Ich hatte als junger Mann einen bitterbösen Brief an den Konzern geschrieben, dass die Aufforderung zur Entsorgung einer geschützten Tierart doch zu unterlassen sei.

 

Folglich begab ich mich mit zwei großen Tüten voller Schmutzwäsche zur URAL-Tankstelle. Die Farbe blau gefiel mir sowieso viel besser. Meine Frage an den dortigen Tankwart, wo dann die Waschmaschinen seien, wurde mit „Da hinten rechts“ beantwortet. Er ergänzte noch: „Sie können Ihr Auto gleich hereinfahren, die Anlage ist gerade frei“. Das erschien mir seltsam. Noch seltsamer war, dass dort nur große Bürsten waren, von Waschmaschinen keine Spur! Natürlich beschwerte ich mich über diese grobe Verbrauchertäuschung, und das nicht zu knapp. Ein Wort gab das andere. Seitdem habe ich auch bei „URAL“ Hausverbot.

 

Doch dann hatte ich Glück. Ein älterer Herr namens Oskar Plümecke, der auf dem Weg zur Beerdigung seiner Tante war, war gerade am Tanken. Er wusste, dass mitten im Zentrum von Buxtehude, am Rathausplatz, ein Waschsalon sei. Wir plauderten noch eine Weile und tauschten unsere Adressen aus. Ein wirklich sehr netter Mann!

 

Danach begab ich mich mit meinen großen Plastiktüten zu der genannten Adresse. Da stand aber dick und fett „Münzwaschsalon“ am Schaufenster. Münzen wollte ich doch gar nicht waschen, außerdem ist Geldwäsche doch verboten. Ich war verwirrt. Trotzdem betrat ich den Salon, in dem sich etliche Waschmaschinen befanden. Ich war erleichtert. Zwei Maschinen würde ich benötigen, so meine Schätzung. Schnell hatte ich meine ganze Wäsche darin untergebracht, als mich jemand von hinten ansprach: „Das müssen Sie aber noch sortieren“. Die Stimme gehörte einem jungen Mann, der hier offensichtlich die Aufsicht war.

 

Ich bedankte mich und nahm die ganze Wäsche wieder heraus. Weisungsgemäß bildete ich zwei Stapel: Einen mit Wilmas Wäsche und einen mit meiner. Es war schon eigenartig, dass man die Kleidung nach weiblicher und männlicher Nutzung zu sortieren hatte, aber wenn das so vorgeschrieben war, dann machte ich das.

 

„Nein, nein, nach Temperaturen!“,mahnte der junge Mann. Damit hatte ich ja erst vor Kurzem schlechte Erfahrungen gemacht, wie Sie wissen. Na, gut. Also drei Stapel: einen für 40°, einen für 60° und einen für 95°. Das war ganz schön stressig, fast so wie bei uns in der Hundesteuerstelle. Aber ich schaffte es. Danach musste ich zur Schalttafel und die von mir gewählten Maschinen durch Knopfdruck aktivieren, vorher war noch Geld einzuwerfen. Nun gab es die nächste Überraschung für mich: Die nahmen auch Geldscheine und nicht nur Münzen, obwohl am Eingang nur „Münzwaschsalon“ und nicht „Geldscheinwaschsalon“ stand. Mal wieder wurde man als unschuldiger Verbraucher in die Irre geführt!

 

Während ich auf die Wäsche wartete, blickte ich die ganze Zeit auf den Buxtehuder Rathausplatz, der ziemlich kahl und leer war. Hier musste etwas geschehen, und zwar dringend. Mir wird dazu noch etwas einfallen, da können Sie sicher sein.

 

Nach vierzig Minuten hat das Ganze dann doch ganz gut geklappt, die Wäsche wurde sauber. Auch die Trockner funktionierten einwandfrei, ich konnte nicht meckern. So war ich dann stolz, dass ich meinen ehelichen Pflichten nachgekommen war. Wilma konnte zufrieden mit mir sein.

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Bildmaterialien: www.kixka.wordpress.com
Tag der Veröffentlichung: 21.06.2018

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