Dieser Valentinstag sollte der schönste in meinem Leben werden, so dachte ich. Ich war jetzt ein halbes Jahr mit Claudia zusammen. Wir hatten uns auf einem Parkplatz von Aldi kennen gelernt, als wir beide gleichzeitig ausparken wollten. Unsere Autos standen sich gegenüber und wir krachten beim Ausfahren mit unseren Hecks zusammen. Da der Schaden nur gering war, beschlossen wir auf den Schreck ein Eis zusammen zu essen. Tja, und so fanden wir zusammen, die Claudia und ich.
Weihnachten und Silvester verliefen wundervoll und harmonisch, jetzt nahte der 14. Februar. Liebende machen einander an diesem Tage schöne Geschenke, möglichst phantasievoll. Ich hatte mir für meine Liebste etwas ganz Besonderes ausgedacht. Sieben Präsente sollte sie bekommen, eins für jeden Buchstaben ihres Namens. Für das C gab es ein Chanel-Parfüm, beim L eine Lederhandtasche. Das A stand für ein Armband und das U für eine Uhr. Beim D bekam sie einen Diamantring und beim I einen I-Pod. Das zweite A stand schlussendlich für ein Abendkleid. Das Ganze hatte ein kleines Vermögen gekostet, doch mein Schatz war mir das wert.
Eine Woche vor dem Valentinstag hatte sie mich gebeten, dass ich mir ihren Rechner ansehen sollte. Er wollte nicht mehr starten. Schon nach kurzer Zeit hatte ich das Problem gelöst, er lief wieder. Nach dem Start klickte ich rein zufällig und ohne jede Absicht auf die zuletzt geöffneten Dateien. Eine von ihnen hieß „Mein Liebster“. Neugierig öffnete ich die Datei, da ich überzeugt war, dass es dabei um mich gehen musste. Claudia war gerade einkaufen gegangen, ich konnte also in Ruhe den Text lesen. Mein Gesicht wurde immer länger und länger beim Durchlesen. Wie konnte sie nur so etwas Gemeines über mich schreiben. Lauter haltlose Behauptungen! Ich war entsetzt und fuhr den Rechner herunter. Als Claudia nach zwanzig Minuten zurückkam, war ich sehr reserviert und verabschiedete mich recht bald.
Mein Freund Bernd riet mir, darauf entsprechend zu reagieren. Ich solle alles wieder umtauschen und ihr dafür etwas anderes kaufen. Das tat ich dann auch.
Am 14. Februar empfing mich Claudia mit einem strahlenden Lächeln. Sie hatte ihr schönstes Kleid angezogen. So ein scheinheiliges Luder, dachte ich. „Schatz, ich habe zwei Überraschungen für dich.“, rief sie aus und umarmte mich. Sie übergab mir einen Umschlag. Ich öffnete ihn. Er enthielt zwei Flugtickets nach Venedig und Gutscheine für Übernachtungen in einem Luxushotel. „Na, ist das nicht toll? Wir zwei Verliebte reisen in die Stadt der Liebe! Aber sag mal, irgendwie freust du dich ja gar nicht.“, sagte Claudia und führte mich zu ihren Rechner. „Und hier ist meine zweite Überraschung: Ich habe bei Bookrix den Wettbewerb für die Liebesgeschichten gewonnen. Die Geschichte heißt „Mein Liebster“ und handelt von einer Frau, die von ihrem Freund nur ausgenutzt und betrogen wird. Ich habe eine wertvolle Kamera gewonnen.“
Ich war wirklich überrascht worden, aber ganz anders als erwartet. Da stand ich nun mit meinen sieben Geschenken, dem Chicorée, dem Lauch, der Ananas, dem Ugli, dem Dill, dem Ingwer und dem Apfel.
Neugier ist der Tod der Katze.
Heinz Petersen war glücklich, als er in der Gedenkausstellung zum 20. Jahrestag des Mauerfalls im Berliner Reichstag ein großes Poster mit dem ehemaligen russischen Präsidenten Michail Gorbatschow erworben hatte. Für Heinz war „Gorbi“ ein großer Held, er verehrte ihn sehr. Darum hatte er auch keinerlei Bedenken dieses Bild in seinem Büro aufzuhängen.
Die Kollegen von der Bahnverwaltung Herne-West amüsierten sich darüber. Heinz war dort nicht sehr beliebt, da er übereifrig und pflichtbewusst war. Darum beschlossen sie, ihm einen Streich zu spielen.
An diesem Morgen traf Heinz fast der Schlag, als er seinen Arbeitsplatz betrat. Jemand hatte sein schönes Gorbi-Bild verunstaltet, und zwar mit einem Kussmund, rosa Pausbäckchen und spitzen Ohren, welche an Spock aus „Enterprise“ erinnerten. Unvermittelt lief der entsetzte Heinz zu seinem Chef, der sein Büro am anderen Ende des Flures hatte.
„Herr Krämer, Herr Krämer, ich muss Ihnen etwas zeigen! Das ist eine absolute Gemeinheit, irgendjemand hat mein Gorbatschow-Bild vollgeschmiert.“
„Wirklich? Nun, ich komme mit.“
Beide gingen zu Petersens Büro, Heinz schloss die Tür auf – und bekam die zweite Überraschung an diesem Tag. Völlig unversehrt hing das Bild an seinem Platz. „Ich glaube Sie sind etwas überarbeitet, mein Guter. Wir sollten uns mal unterhalten, Herr Petersen.“
„Aber, glauben Sie mir! Bis gerade eben hatte das Bild noch einen Kussmund, Pausbäckchen und spitze Ohren.“
„Sie wollen mich wohl veralbern. Kommen Sie bitte in mein Büro.“
Die beiden gingen nunmehr wieder hinaus und Petersen bekam eine Standpauke, die sich gewaschen hatte. Als Heinz zehn Minuten später zurückkehrte, gab es den dritten Schock: Das Bild war genau so verunstaltet wie zuvor. „Jetzt reicht es!“, rief Heinz und rannte, so schnell wie es ein Beamter konnte, zu Krämers Büro.
Der geneigte Leser mag sich denken, was danach geschah: kein Kussmund, keine Pausbäckchen, keine spitzen Ohren verzierten Gorbi, als Krämer das zweite Mal an diesem Tag dieses Büro betrat. „So, Petersen, das ist genug. Sie haben den Rest des Tages frei. Ich habe Besseres zu tun, als mich von Ihnen an der Nase herumführen zu lassen“, sagte Krämer mit einem bösen Blick.
Völlig konsterniert nahm der arme Heinz seine Aktentasche in die Hand und wollte bedröppelt nach Hause gehen. Am Ende des Flures erwartet ihn lachend die gesamte Belegschaft seiner Abteilung. Klaus Meier hielt etwas in der Hand: das beschmierte Gorbatschow-Bild, dass jemand stets in Petersens Abwesenheit auf das andere geheftet hatte.
Stefan saß mit seinem besten Kumpel Konrad in seiner Stammkneipe „Zum reuigen Schluckspecht“. Er nahm einen Schluck Bier und seufzte. „Was seufzte?“, wollte Konrad wissen. „Na, Bier natürlich, das siehste doch. Aber nein im Ernst: Hast Du gestern `Wetten, dass´ geguckt?“, entgegnete Stefan. „Nee, war da was Besonderes? Ich gucke das schon lange nicht mehr. Ist echt langweilig geworden.“
„Na, gestern war das ganz lustig. Da war ein Typ, der konnte Hundehaufen dem Besitzer zuordnen.“
„Wie jetzt? Der wusste, welches Herrchen dazu gehört?“
„Nein, natürlich nicht. Aber er wusste welcher Hund das war. Das war mal wieder was Neues.“
„Man müsste da auch mal mitmachen, Stefan.“
„Ja, das wäre Klasse. Hast Du ´ne Idee?“
„Lass uns doch mal überlegen. Was können wir gut?“
Der Wirt Kuddel mischte sich ein: „Jungs, ich weiß ja nicht, wie Ihr Euch das vorgestellt habt. Aber außer Saufen habt Ihr doch nichts drauf.“ Konrad erhob sich protestierend und rief: „Das kann man so nicht sagen, guck mal.“ Er nahm eine Erdnuss aus der Schüssel, die vor ihm stand, steckte sie in den Mund und spuckte sie quer durch die Kneipe. Sie prallte an der Dartscheibe ab und landete schließlich in Fietes halb leeres Bierglas. Alle applaudierten. „Klasse, Konrad. Das war nicht schlecht, aber so richtig vom Hocker reißt einen das auch nicht. Fällt dir nichts Besseres ein?“, sagte Kuddel. „Ich kann Bier erkennen!“
„Na, toll. Das kann doch wohl fast jeder, zumindest kann man Alt von Weizenbier mühelos unterscheiden.“
„Aber ich mach das mit verbundenen Augen.“
„Ach, komm, Konny, das sind doch olle Kamellen.“
„Hmmm, ich unterscheide das nicht am Geschmack sondern am Geräusch. Am Reingluckern sozusagen. Bind mir mal Augen zu, Kuddel.“
Der daraufhin folgende Praxistest ließ Konrad kläglich scheitern, was ihm eine Lokalrunde kostete. Bernhard betrat die Gaststätte, in Begleitung seines Hundes, einem Bernhardiner. Dieser lief umgehend auf Konrad zu und forderte seine Streicheleinheiten, wie üblich. „Man merkt, dass du tierlieb bist, Konrad“, rief Bernhard aus und ergänzte: „Mach mal, zwei Pils klar, Kuddel, für mich und für Konny.“
„Besten Dank. Der hat aber auch ein tolles Fell, Bernie. Fühlt sich ganz anders an als bei einem Dackel oder einem Schäferhund.“
Begeistert rief Stefan aus: „Mensch, da haben wir doch unsere Idee, Konrad.“ Dieser erwiderte: „Also, ich weiß nicht, so schwierig ist das eigentlich nicht, jedenfalls nicht, solange das Fell noch am Hund ist.“
„Komm bloß nicht auf dumme Gedanken“, sagte Bernhard lachend. Konrad erwiderte: „Wir sollten meine Erdnuss-Nummer noch ausbauen, vielleicht mit Partner.“
„Und wie hast du dir das gedacht, Konny?“
„Einer spuckt die Nuss, der zweite fängt sie mit dem Mund auf, und dann …“
„Das ist doch eklig, Konny. Vergiss es!“
Etlichen Biere später. Kuddel, Konny und Stefan beschlossen, alle drei Nummern zu kombinieren. Konrad sollte mit einer Hand einen Hund streicheln und ihn erkennen, mit der zweiten Hand eine Erdnuss in den Mund stecken und sie zielgenau in ein fünfzig Meter entferntes Glas spucken und zeitgleich erraten, welches Getränk Kuddel eingoss. „So etwas gab es bestimmt noch nie!“, stellten sie fest.
Am nächsten Morgen setzte Kuddel das Bewerbungsschreiben an den Sender auf. Dieser antwortete schon zwei Wochen später. Man zeigte großes Interesse, vor allem, weil man wissen wollte, wie man es schafft, mit verbundenen Augen die Erdnuss in das Glas zu platzieren.
„Mist, daran haben wir nicht gedacht!“, rief Konrad verärgert, als Kuddel den Brief vorlas. „Also, Konny, ich will dich ja nicht beleidigen, aber wenn man dein Gehirn auf Erbsengröße bringen möchte, müsste man es aufblasen. Das ist doch ganz einfach: wir treten zu Dritt auf, du spuckst deine Erdnüsse und Stefan weist dich an, während ich die Biere einfülle.“
„Ja, so wird das klappen, Kuddel. Dann fangen wir unverzüglich mit dem Training an.“
Mangels vorhandener Hunde beschränkte sich das jedoch zunächst nur auf das Erkennen der Biersorten und dem Verbringen der Erdnüsse. Letzteres erwies sich aber als recht schwierig, was zum einen daran lag, dass das Vernichten der Gerstenkaltschalen nach dem Erraten die motorischen Fähigkeiten von Konrad zunehmend einschränkte, zum anderen Stefans Anweisungen aus dem gleichen Grund zumeist daneben lagen.
Kuddel schlug daraufhin vor, die Übungseinheiten am nächsten Tag, an dem der „reuige Schluckspecht“ seinen Ruhetag hatte, in den nahegelegenen Stadtpark zu verlegen. Dort waren im Allgemeinen recht viele Vierbeiner anzutreffen. Außerdem hatte Konrad hier viel mehr Platz für seine Kunststücke.
„Heute gibt es nur alkoholfreies Bier“, erklärte Kuddel, als er seine beiden Freunde sah. Er hatte einen Bollerwagen mit diversen Bierflaschen und Gläsern im Schlepptau. Stefan und Konrad saßen bereits erwartungsvoll auf der Parkbank und nahmen die Ankündigung mit Enttäuschung auf.
Unglücklicherweise waren die Hundebesitzer zumeist nicht bereit, ihre Lieblinge streicheln zu lassen. Lediglich eine ältere Dame mit einem schwarzen Zwergpudel und ein etwa 50-jähriger bebrillter Herr mit einem Foxterrier waren damit einverstanden. Der Pudel hätte zudem Konny fast gebissen, wenn das Frauchen nicht eingegriffen hätte. Großen Ärger gab es auch mit dem kräftig gebauten Rocker, der seine Bulldogge dem Training keinesfalls zur Verfügung stellen wollte.
„So, Konny, jetzt musst du dich 20 Grad nach rechts drehen, gut hundert Meter neben dem Baum ist die Dose“, wies Stefan seinen Freund an. „Toll, du Experte. Wie soll ich dann den Baum sehen?“, nörgelte Konrad. Dennoch folgte er den Anweisungen seines Freundes. Er traf auch, doch leider nicht die Dose, sondern den Rocker, der dort gerade sein Geschäft erledigte. Verständlicherweise war dieser davon wenig begeistert und rannte voll Wut auf die drei Freunde zu. „Soll ich noch einmal spucken?“, fragte Konny fatalerweise. Der darauf folgende Fausthieb beendete das Training buchstäblich schlagartig.
Vier Wochen später konnte Konrad schon wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Er hatte doch keine Lust mehr auf weitere Versuche.
So geschah es, dass den Fernsehzuschauern diese sensationelle Wette entging.
Ich hatte schlechte Laune, denn heute war Donnerstag. Donnerstage hasse ich! Mit Sicherheit würde heute ein schlechter Tag werden. Als Polizist hat man es heutzutage ohnehin nicht leicht.
Ein junger Mann namens Klaus Taler sollte von mir verhört werden. Das würde mir bestimmt keinen Spaß machen. Er war schlaksig und hatte langes, blondes Haar. Im Verhörraum begann das Gespräch:
„Dann schildern Sie mir doch einmal, was passiert ist, Herr Taler“, sagte ich. Er antwortete:„Nun, ich hatte gerade meine Wohnung verloren, und hatte kein Bett und nur noch die Kleider, die ich am Leib trug. Von meinem letzten Geld hatte ich mir einen Döner gekauft. Ich war dennoch frohen Mutes und ging so die Fußgängerzone entlang. Da begegnete mir ein armer, alter Mann, dem es wirklich schlecht ging. Er war hungrig. Also schenkte ich ihm meinen Döner.“
„Nun Herr Taler, das ist alles gut und schön. Aber kommen wir zu den wichtigen Dingen.“ „Nach zwanzig Minuten kam mir ein Skinhead entgegen. Der tat mir leid. Es war ja so kalt und er schien zu frieren, vor allem am Kopf. Daher gab ich ihm mein Basecap und…“
„Moment mal. Sie wissen schon, dass es nach Paragraph 55 der Gewerbeordnung eine Reisegewerbekarte bedarf für denjenigen, der gewerbsmäßig ohne vorhergehende Bestellung außerhalb seiner gewerblichen Niederlassung Waren feilbietet?“
„Ich tat das doch aber unentgeltlich. Es war sozusagen eine Spende.“
„Da kommen wir später darauf zurück. Fahren Sie fort.“
„Also nach weiteren zehn Minuten war ich am Steintor angelangt. Da stand eine junge Dame in einem dünnen Kleid, und wollte wissen, ob ich Zeit hätte und mitkommen wollte. Stattdessen gab ich mir meine Flanelljacke, damit ihr warm wurde.“
„Herr Taler, hatten sie diese zuvor gereinigt?“
„Natürlich nicht Herr Polizeiobermeister. Ich trug sie ja am Leib.“
„Also ein weiterer Verstoß und zwar gegen die Hygieneverordnung. Wir werden gleich noch den Paragraphen heraussuchen. Was geschah dann?“
„Ich ging weiter in Richtung Linden. Am Goetheplatz begegnete mir ein weiterer Mann. Er trug eine zerrissene Hose. Aus Mitleid gab ich ihm meine und ging weiter.“
„Nur in Unterhosen bekleidet?“
„Nein, ich trug ja noch mein Hemd. Doch als am Ihmeufer ankam traf ich auf ein altes Mütterchen, das vor Kälte zitterte. Der gab ich mein Hemd, weil ich mir dachte, dass es so dunkel sei, dass mich keiner sieht. Nun hatte ich fast gar nichts mehr. Doch auf einmal fielen die Sterne vom Himmel und es waren lauter blanke 2-Euro-Stücke, als sie auf den Boden ankamen.“
„Das klingt aber nicht sehr glaubwürdig. Ich würde sagen, dass Sie Geld in der Absicht nachgemacht haben, es als echt in Verkehr zu bringen oder sich falsches Geld in dieser Absicht verschafft haben. Ein Verstoß gegen Paragraph 146 Strafgesetzbuch. Was machten Sie mit dem Geld?“
„Ich habe es ausgegeben.“
„Aha. Nach Paragraph 147 des Strafgesetzbuches wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft, wer falsches Geld als echtes in Verkehr bringt!“
„Ich war davon ausgegangen, dass es echt ist.“
„Dann haben Sie gegen den Paragraphen 246 des Strafgesetzbuches verstoßen. Ich zitiere: Wer eine fremde bewegliche Sache sich oder einem Dritten rechtswidrig zueignet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wenn die Tat nicht in anderen Vorschriften mit schwererer Strafe bedroht ist.“
„Das tut mir alles unendlich leid. Das wollte ich nicht.“
„Das wird der Richter beurteilen. Aber sagen Sie mal, Herr Taler. Sind Sie so, wie Sie hier erscheinen sind auf der Straße herumgelaufen? Nur mit der Unterhose bekleidet?“
„Ja, mir blieb ja nichts anderes übrig. Die Geschäfte hatten ja schon zu.“
„Dann kommt noch ein Verstoß gegen Paragraph 183 des Strafgesetzbuches zu, dann das war ja wohl eine exhibitionistische Handlung. Ein Mann, der eine andere Person durch eine exhibitionistische Handlung belästigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.“
„Aber ich habe niemanden belästigt.“
„Das wird sich noch herausstellen. Herr Taler, Sie sind vorläufig festgenommen.“
Der junge Mann wurde abgeführt. Als Nächste sollte ich eine junge Frau mit einer roten Mütze verhören. Sie musste sich wegen eines Verstoßes gegen das Tierkörperbeseitungsgesetz verantworten. Ich hasse Donnerstage!
Niemals hätte ich gedacht, dass ein Urlaub in einem solchen Desaster enden könnte, noch dazu in dem Land meiner Träume – in Irland. Aber der Reihe nach.
Michael, Norbert und ich hatten uns sehr auf diese Tour gefreut und monatelang von Deutschland aus alles vorbereitet. Wir wollten uns ein Hausboot mieten und den Shannon entlangfahren. Dazu wird in Irland kein Bootsführerschein benötigt, den auch keiner von uns hatte. Für Michael war es der zweite Irland-Trip, für Norbert war es eine Premiere.
Am Flughafen Dublin mieteten wir uns ein Auto, um nach Glasson zu gelangen, wo unser Boot auf uns wartete. Ich hatte in dieser Nacht schlecht geschlafen, so dass entgegen unserer Planung Norbert fahren musste, denn Michael hatte keine Fahrerlaubnis. „Das mit dem Linksverkehr wird ein Problem für mich. Ich habe das neulich auf der Autobahn zwischen Hannover und Lehrte ausprobiert – das war Stress pur“, bemerkte Norbert. Keiner von uns beiden lachte über diesen alten Witz.
Michael hatte schon im Flieger reichlich Bier getrunken. Am Flughafen deckte er sich dann noch reichlich mit GUINNESS ein – in Dosen. Entsprechend drückte seine Blase, es war daher kein Wunder, dass wir alle paar Kilometer anhalten mussten. Nachdem wir ein weiteres Mal an der Landstraße gestoppt und das Warnblinklicht eingeschaltet hatten, passierte, was passieren musste. Von hinten näherte sich ein Polizeifahrzeug. Ein kleiner, dicklicher Polizist stieg aus. Er ging auf uns zu, erblickte den Biervorrat im Auto sowie die leeren Dosen, und schüttelte den Kopf. Der gute Mann ging auf Michael zu: „Sie haben das alles alleine getrunken?“
„Neinnn, natürrrlllich nicht“, antwortete er lallend. Norbert und ich waren entsetzt, doch Michael ergänzte noch: „Da war nnnnoch das Bier im Flieger und derrrrr Whisssssky“.
„Sehr witzig. Ich will doch wohl hoffen, dass Sie nicht gefahren sind.“ Da wir alle ausgestiegen waren, war die Sachlage unklar. Folglich musste jeder von uns pusten. Ich redete mit Engelszungen auf den Polizeibeamten ein und er akzeptierte schließlich, dass Michael nicht der Fahrer war. Jedoch mussten wir einiges an Strafe zahlen, zum einen für das „unnötige“ Halten und zum anderen für Michaels „Geschäft“. Die Urlaubskasse war erst einmal geschröpft. „Nächstes Mal halten Sie in einer Nebenstraße oder in einem Dorf“, gab uns der Gesetzeshüter noch auf dem Weg.
Das nächste Mal kam schon schnell. Nur zehn Kilometer weiter, kurz vor Kilcock, tönte es von hinten: „Können wirrr anhalten?“ Norbert seufzte und fuhr in den Ort hinein. Dort erblickten wir nirgendwo einen geeigneten Platz zum Halten, bzw. zum „Erledigen“. Michael drängelte schon und rief: „Maaach“, doch schließlich sah Norbert einen kleinen Park und wollte abbiegen. Von rechts näherte sich ein Transporter – und schon krachte es. Norbert fluchte: „Verdammte Scheiße. Ich hatte doch Vorfahrt.“ Ich entgegnete trocken: „Leider nein. Irland hat zwar Linksverkehr, aber es gilt Rechts vor Links.“ Wir stiegen aus, der Schaden war beträchtlich, so dass der Unfallgegner die Polizei rief. Dieses brachte erneut eine hohe Geldstrafe, doch wir konnten weiterfahren. Es war jetzt schon siebzehn Uhr und Glasson war noch ganz schön weit weg. Doch wir schafften es, rechtzeitig zur Übernahme dort zu sein. Der Mann vom Bootsverleih war sehr nett und erklärte uns das Boot und die Ausstattung ausführlich. Danach speisten wir ausgiebig an Bord,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Bildmaterialien: Nadine Doerle / pixabay.com (bearbeitet)
Tag der Veröffentlichung: 07.06.2018
ISBN: 978-3-7438-7165-6
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