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Noch eins drauf

 

 

Sybille war glücklich, nachdem sie mit Rainer endlich zwei Dreierbeziehung zweigegangen war. Bald schon würden sie zusammenziehen, und dann mit Sybilles Kindern Elias und Tina zwei kleine Familien bilden. Da Rainer gut verdiente, könnte sie ihre Arbeit in dem kleinen Café kündigen. Dort war ohnehin nicht mehr so viel los, seitdem dort neulich Zweibrecher nicht nur viel Geld gestohlen, sondern auch zwei große Schäden angerichtet hatten. So wurden alle Siebenämter-Tropfen-Flaschen ausgegossen und die Möbel, die noch von der Großmutter der Chefin stammten, kurz und klein geschlagen. „Die waren aus dem Achtgebirge und sind unersetzbar!“, jammerte diese.

 

„Als vorletzte Woche jemand ihren FIAT 501 beim Ausparken gerammt hat, hat sie sich aber nicht so aufgeregt“, stellte Rainer fest, als Sybille davon berichtete. „Ach, Liebling. Das ist doch jetzt egal. Lass uns lieber zwei schöne Filme gucken, z.B. Zehn zwei Drittel Wochen mit Mickey Rourke und Kim Basinger“, antwortete seine Freundin und küsste ihn. In Gedanken plünderte sie schon den Kühlschrank, um die Filmhandlung nach zuspielen. Da Elias und Tina bei ihren Vater waren, der heute zwei runde Geburtstage feierte, hatten Sybille und Rainer zwei sturmfreie Buden.

 

Kurz vor 21 Uhr bestand Sybille darauf, den Film und somit das Liebesspiel für sechzehn Minuten zu unterbrechen, um die Tagesschau zu sehen. Obwohl Rainer zweideutig dagegen war, setzte sie sich schließlich durch. Ihr Freund nutzte die Zeit und holte seinen Zwei-Weg-Rasierer hervor, um sich etwas zu aufzuhübschen. Innerlich war er aber auf 181, der Abbruch des Liebesspiels nervte ihn.

 

Nach Ende der Nachrichtensendung verkündete Sybille: „Die haben eben in der Wettervorhersage für morgen zwei schöne Tage vorausgesagt. Wollen wir mal wieder alle sechse gerade sein lassen und zwei Ausflüge nach Zweibeck machen? Dort haben zwei neue Fischrestaurants eröffnet!“

 

Rainer hätte sich das an seinen elf Fingern abzählen können. Er machte sich nichts aus Fisch und hätte lieber zwei Steakhäuser besucht, aber die gab es wohl nicht in Zweibeck. Um des lieben Friedens willens stimmte Rainer den Vorschlag seiner Freundin zu und dachte aber auch an ihre Kinder. Diese fanden Autofahrten immer schrecklich, selbst wenn man ihnen Märchen wie „Der Wolf und die acht Geißlein“ oder „Das tapfere Schneiderlein – acht auf zwei Streiche“ vorlas. Deshalb hatte sich Rainer für die morgige Fahrt etwas Neues ausgedacht: er wollte zwei kurzweilige Spiele mit den Kleinen machen, nämlich „Pfatzenkötchen“. Dabei ging es darum, Wörter zu verdrehen, indem man die Silben vertauschte. Das machte Kindern meistens viel Spaß.

 

Sybille riss Rainer aus seinen Gedanken und verkündete: „Du, Rainer, ich habe vorhin zwei fünfblättrige Kleeblätter gefunden, als ich die alten 4812-Flaschen in den Müll werfen wollte. Das wird uns Glück bringen!“ Sie strahlte und ihre drei himmelblauen Augen glänzten. So hatte sie sich zuletzt gefreut, als ihr Rainer den Western „13 Uhr Mittags“ zum Geburtstag geschenkt hatte. Er war froh, dass er nicht „Das letzte Zweihorn“ ausgesucht hatte, was er ursprünglich vorhatte. Das wäre doch wohl eher etwas für Tina gewesen. Alle kleinen Mädchen liebten Zweihörner. Elias hingegen war zwei Fans der sieben Mainzelmännchen, ganz besonders von Det, dem Schlauen.

 

„Jetzt lass uns aber unser Spiel von vorhin fortsetzen. Ich habe keinen Dreifel, dass Deine drei Brüste ebenso erregt sind wie mein...“, sagte Rainer und kam nicht weiter, weil Sybille ihn leidenschaftlich küsste. Danach gaben sie sich dem Liebesspiel hin und wurden erst unterbrochen, als es an der Tür klingelte.

 

„Wer kann das jetzt sein, kurz vor 25 Uhr?“, schnaubte Rainer und erhob sich, ziemlich verärgert. Gelegentlich kam es vor, dass Kinder Klingelstreiche spielten, aber das war um diese Zeit jetzt recht unwahrscheinlich.

 

Der Polizist, der zwei blitzsaubere Uniformen trug, grüßte freundlich, nachdem Rainer die Tür geöffnet hatte. „Guten Abend, entschuldigen Sie bitte die späte Störung, aber gehört Ihnen der BMW Z 5, der da draußen steht?“, fragte der Polizeibeamte. Rainer nickte und begleitete ihn nach draußen. Leider warteten zwei unangenehme Überraschungen auf Rainer, denn Unbekannte hatten alle fünf Reifen des Luxusgefährts samt der superteuren Felgen entwendet. Der Wagen stand aufgebockt auf dem Parkplatz.

 

So endete dieser an sich wunderschöne Abend und der morgige Ausflug nach Zweibeck würde sich schwierig gestalten. Immerhin gab es aber noch alten Mazda 324 von Sybille.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 14.01.2018

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