Cover

Wer, zum Teufel, ist Dean Haglund?

 

 

Über die Fed Con, dem alljährlichen Treff der Star-Trek-Fans hatte ich ja schon einmal berichtet. Meine allererste Con war jedoch nicht in Bonn, sondern in Fulda, und zwar im Jahre 2006.

 

Es war Sonntag, der 21. Mai. Müde vom gestrigen Tag saß ich in der Lounge des Hotels „Esperanto“ und stellte gerade meine Tagesplanung zusammen, als Brigitte und Stefan auf mich zukamen. Nach einer freudigen Begrüßung berichtete Brigitte von einem Interview mit Dean Haglund, dem sie gestern auf der Empore beigewohnt hatte. „Der Typ ist unglaublich witzig, das glaubt Ihr gar nicht. Nachher ist er im Panel mit Gary Jones, da gehe ich auf jeden Fall hin. Kommt Ihr mit?“, sagte sie. Ich war leicht verdattert und antwortete: „Wer, zum Teufel, ist Dean Haglund? Muss ich den kennen? Wo bei Star Trek hat der mitgespielt?“ Stefan war offenbar besser informiert als ich, denn er erklärte: „Nee, der war bei Akte X, dieser durchgeknallte Gerichtsmediziner, der Langly!“ Jetzt wusste ich, wer gemeint war. Von „Akte X“ hatte ich kaum eine Folge verpasst und diesen verrückte Typ mit den langen Haaren kannte ich sehr wohl, aber der Name des Schauspielers war mir nicht geläufig. Ich ließ mich also breit schlagen und folgte meinen beiden Freunden. Ein Panel ist übrigens die Darbietung eines oder mehrerer Schauspieler auf einer Bühne. Sie erzählen dabei aus ihrem Leben und stellen sich anschließend den Fragen der Fans.

 

Ich sollte es nicht bereuen, hergekommen zu sein, auch wenn Dean Haglund völlig anders aussah als in der Serie. Die Haare waren recht kurz und gar nicht struppig und er trug keine Brille. Ich hätte ihn niemals erkannt. Das sogenannte „Holodeck“, wo das Panel stattfand, war brechend voll, mühsam bekamen wir noch einen Platz auf dem Boden direkt vor der Bühne. Gary Jones, ein Darsteller aus „Star Gate“, einer Serie, die ich noch nie mochte, und Dean Haglund wurden von Marc B. Lee, dem dunkelhäutigen Moderator freundlich begrüßt. Marc wirkte ziemlich verkatert, offenbar hatte er am Vortag dem deutschen Bier reichlich zugesprochen. Er war sichtlich froh, wenig zu tun zu bekommen, denn Dean und Gary übernahmen das Kommando und lieferten sich einen Schlagabtausch, der seinesgleichen suchte. Ich erfuhr, dass die beiden sich seit 1986 kannten und dass sie seitdem befreundet waren. Sie traten damals in Vancouver/Kanada als Stand-Up-Commedians auf. Das merkte man, denn ihr Auftritt war wirklich spaßig, auch wenn ich auf Grund meiner doch recht dürftigen Englisch-Kenntnisse weniger als die Hälfte verstand. Aber selbst Brigitte hatte mit dem kanadischen Akzent der beiden große Probleme, wie sie gestand.

 

Großes Gejauchze brach aus, als Dean von einem Erlebnis in einem Hotel in Las Vegas erzählte, als er sich splitternackt und sturzbetrunken aus seinem Hotelzimmer ausschloss, ähnlich wie „Mister Bean“ in dem berühmten Sketch. So wurde aus ihm „Mister Dean“. Auf Fragen von einem Fan erklärte er später, dass er ein Riesen-Star-Trek-Fan sei, aber leider niemals eine Rolle in der Serie bekam, obwohl er sich schon darum bemüht hatte. Er sollte ein Alien spielen, leider wurde daraus nichts.

 

Am Ende dieses fantastischen Panels kündigte Haglund noch eine Foto- und Autogramm-Session an, gleich im Anschluss. Ich wollte schon gehen, weil ich bei anderen Schauspielern die Erfahrung gemacht hatte, dass das sehr kostspielig war, doch Brigitte überredete mich, zu bleiben. Welch ein Glück! Es stellte sich heraus, dass der Spaß ganze fünf Euro kostete, das war im Verhältnis, zu dem was andere verlangten sehr, sehr günstig. Also reihte ich mich ein. Dean gab jedem Fan die Hand und legte beim Foto den Arm um jeden. Das machte auch nicht jeder! Nun war ich an der Reihe. Ich begrüßte Haglund mit „New York, New York“, was ihn zunächst sichtlich irritierte, bis ich auf unsere T-Shirts wies. Wir hatten zufällig beide ein Shirt aus dieser Metropole an! Gerne hätte ich mit diesem sympathischen Menschen noch ein paar Worte mehr gewechselt, was mit Hilfe von Brigitte sicherlich auch funktioniert hätte, aber die Zeit drängte, die anderen wollten ja auch noch dran kommen.

 

Ich bezahlte die Gebühr und erhielt das Foto dann ein paar Tage später per E-Mail. Nicht immer sind die großen Stars diejenigen, die man positiv in Erinnerung behält, nachdem man ihnen begegnet ist. Manchmal sind es die aus der dritten oder vierten Reihe, die einem imponieren. So war es bei mir bei Dean Haglund, dessen Name mir, wie gesagt, zuvor gar nichts gesagt hatte. Ich werde jedenfalls nie mehr äußern: „Wer, zum Teufel, ist Dean Haglund?“.

 

 

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /