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Die locken von Rom

 

 

Kardinal Stephanus war sichtlich verärgert, als er die Zeitung aufschlug, schon wieder eine negative Berichterstattung über die katholische Kirche! Zahlreiche Zwischenfälle hatten in letzter Zeit dem Image geschadet, nicht zuletzt hatte der Bruder in Limburg dazu beigetragen. Stephanus griff zum Telefon. Vielleicht hatte Bischof Jakobus ja eine zündende Idee, wie man das wieder ändern kann.

 

„Ich grüße Sie, werter Bruder. Kardinal Stephanus hier. Sie wissen, dass eine schwere Last auf der katholischen Kirche liegt. Zehntausende haben uns schon verlassen. Dagegen müssen wir dringend etwas tun. Konrad Adenauer sagte einst: ´Machen Sie sich erst einmal unbeliebt, dann werden Sie auch ernst genommen.` Das erste haben wir schon geschafft, aber an dem zweiten müssen wir noch arbeiten. Sie sind noch ein recht junger Mann und die Zukunft liegt vor Ihnen. Fällt Ihnen irgendetwas ein, womit wir die Schafe wieder zurückholen können?“

 

„Nun, werter Kardinal. Es ehrt mich, dass Sie an mich denken. In der Tat ist es an der Zeit, dass wir etwas moderner werden. Die jungen Leute von heute sind gelangweilt, wenn sie an die Kirche denken. Sie wollen Spaß und Abenteuer, etwas was ihnen gefällt und womit sie umgehen können. Die Jugend hat heutzutage Smartphones, darüber läuft alles. Ich war neulich auf der CeBIT in Hannover. Sie können sich gar nicht vorstellen, was es da alles gibt. So ein Gerät kann alles, man kann Radio hören, Fernsehen, telefonieren, spielen....“

 

„Ich weiß, ich weiß. Nur wie hilft uns das bei unserem Problem? Während der heiligen Messe sollten solche Geräte doch wohl lieber draußen blieben. Ich finde es einfach furchtbar, wenn die Menschen nur noch vor diesen Dingern hocken, statt das Vermächtnis Gottes zu vernehmen.“

 

„Warum nicht beides verbinden?“

 

„Wie stellen Sie sich das vor?“

 

„Nun, es gibt für alles mögliche eine App, für Fußball, für Politik, für Nachrichten, für Spiele, aber es gibt keine Kirchen-App.“

 

„Bitte?“

 

„Nun, ein Programm, dass alles anbietet, was wir auch in unseren Gotteshäusern haben. Man könnte man seine Beichte online abgeben, den Segen empfangen, das Vaterunser beten, Kerzen anzünden, gregorianischen Gesängen lauschen, dem Glockenläuten zuhören. Natürlich wäre das nicht kostenlos. Ein gewisser Obolus wäre schon zu entrichten.“

 

„Das klingt großartig. Könnte man auch Weihrauch riechen?“

 

„Nun, werter Kardinal, das wird etwas schwierig. Aber auch das wird sicherlich bald möglich sein. Nichts ist unmöglich.“

 

„Und wären Sie in der Lage ein solches Programm zu schreiben?“

 

„Ja, das könnte ich. Wir bräuchten allerdings noch einen Sponsor.“

 

„An wen dachten Sie?“

 

„Nun, farbmäßig würde sich eine große deutsche Telefongesellschaft anbieten. Magenta tragen wir ja auch.“

 

„Wunderbar. Dann machen wir das.“

 

So geschah es, dass das App der katholischen Kirche schon bald auf Platz Eins der beliebtesten Apps aufstieg und die Schafe wieder in ihren Schoß zurückgetrieben wurden. Von dem Erlös konnte der Anbau am Limburger Dom endlich vollendet werden.

 

 

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Bildmaterialien: www.fotocommunity.com
Tag der Veröffentlichung: 11.03.2014

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