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Ein eiskaltes Silvester

 

 

Manchmal geht das Leben seltsame Wege. Zu Beginn des Jahres 1995 lernte ich sie auf einem Spieleabend kennen: Kerstin war gerade kurz zuvor dreißig Jahre alt geworden. Sie hatte rotblondes, lockiges Haar und war ein wenig kleiner als ich. Ihre Figur war optimal: nicht zu dick und nicht zu dürr. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Doch leider beruhte das nicht auf Gegenseitigkeit.

 

Dennoch unternahmen wir fortan viel miteinander innerhalb des gemeinsamen Freundeskreises. Jeder merkte, was ich für Kerstin empfand, nur sie selber nicht. Sie hatte nur Augen für Thomas, ihren Tanzpartner, den sie anhimmelte. Doch dieser wiederum erwiderte ihre Liebe nicht. Er liebte eine andere Frau, nämlich Claudia. Diese komplizierte Geschichte ähnelte schon fast einer griechischen Tragödie.

 

Doch es kam noch schlimmer. Überraschend war Kerstin bereit, gemeinsam mit mir, Thomas und einem weiteren „Pärchen“, nämlich Dagmar und Bernd in den Urlaub zu fahren. Im September 1995 fuhren wir für drei Wochen nach Spanien, wo die Eltern von Dagmar ein Ferienhaus hatten. Es war für uns alle trotz der Verwicklungen eine wunderschöne Zeit, auch wenn Kerstin meinen Betörungen immer noch keine Beachtung schenkte.

 

31.12.1995: Ich war mit allen vorab genannten Personen sowie gut zwanzig weiteren Leuten eingeladen, bei den Eltern einer weiteren Freundin in Garbsen (einer Nachbarstadt von Hannover) Silvester zu feiern. Es war eiskalt an diesem Tage, die Temperaturen fielen auf unter zwanzig Grad minus. Dazu lag noch viel Schnee, der von Weihnachten übrig geblieben war. Ich musste trotz der widrigen Wetterverhältnisse mit dem Auto zu der Party fahren, da das Haus mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht erreichbar war.

 

Als ich dort um kurz vor zwanzig Uhr eintraf, waren schon fast alle anderen da. Alle applaudierten, doch das galt nicht mir. Vielmehr hatten Thomas und Claudia gerade verkündet, dass sie sich verlobt hatten. Das missfiel natürlich Kerstin, die daraufhin mächtig dem Alkohol zusprach. Dadurch verspürte sie wenig Lust auf irgendwelche Flirts und auch tanzen wollte sie nicht, obwohl das sonst ihre große Leidenschaft war. Das war nicht gut für mich! Entsprechend schlecht war ich gelaunt, was nunmehr Bettina, einer weiteren gemeinsamen Freundin, auffiel. Sie war mit ihrem Freund Klaus da und hatte sich mächtig mit ihm gezankt. Schlecht gelaunt saßen wir nebeneinander auf dem Sofa, die Bettina und ich. Wir kamen ins Gespräch. Bislang hatte ich sie bei den früheren Treffen gar nicht beachtet. Das war an diesem Tage anders. Bettina erwies sich als sehr angenehm, sowohl was das Äußerliche (blond, schlank und relativ groß) als auch ihren Charakter betraf. Einem kleinen Mädchen, etwa fünf Jahre alt, fiel auf, dass ich mit Bettina intensiv plauderte und fragte prompt: „Bist Du verliebt, in die da?“. Sie zeigte auf Bettina. Diese errötete. Ich nickte kurz.

 

Unterdessen konnte sich Kerstin kaum noch auf den Beinen halten. Dennoch trank sie einen Wodka-Likör nach den anderen. So hatte ich sie noch nie erlebt.

 

Bettina und ich hatten hingegen ein wunderschönes Silvester. Ich hatte eine neue Freundin gefunden, auch wenn dieser Abend ganz anders lief, als ich es erhofft und erwartet hatte. Um Mitternacht küsste ich sie zärtlich auf die Wange. So kam es, dass sich Bettina und Klaus trennten und wir ein Paar wurden.

Als wir beide etwa ein halbes Jahr später auf einer Grillparty eingeladen waren, merkte endlich auch Kerstin, dass Bettina und ich zusammen waren. Sie zog einen Flunsch. Offenbar hatte sie die Sache mit Thomas inzwischen überwunden, sich aber nicht anmerken lassen, dass sie mich doch sehr mochte. Doch dafür war es jetzt zu spät.

 

Die Beziehung mit Bettina hielt etwas über drei Jahre, wir trennten uns im Februar 1999, weil Bettina meinte, dass ich immer noch in Kerstin verliebt sei. Da irrte sie allerdings.

 

Von Bettina habe ich seitdem nie mehr etwas gehört, sie brach sämtliche Kontakte mit dem gemeinsamen Freundeskreis ab, auch zu Kerstin. Zu dieser hielt ich hingegen noch lange eine freundschaftliche Beziehung, auch wenn wir nie zueinanderfanden.

 

Dieses eiskalte Silvester 1995/96 werde ich niemals vergessen.

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Bildmaterialien: www.cardelmar.com
Tag der Veröffentlichung: 05.01.2013

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