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Hubert auf dem Hamburger Dom

 

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, habe mich noch niemals so aufgeregt wie vorgestern. So viele Beschwerden und Reklamationen wie an diesem Tag hatte ich noch nie. Aber der Reihe nach. Auf Bitten von Wilma sind wir nach Hamburg zum dortigen Winterdom gefahren. Falls Sie das nicht kennen: Das ist ein großer Rummelplatz im Stadtteil St. Pauli.

 

Schon als wir dort eintrafen, ging es los. Es ist unglaublich, wie dort die Verbraucher getäuscht werden. Da werden Dinge versprochen, die nie und nimmer eingehalten werden. Wilma wollte mit dem Kettenkarussell fahren. Nicht nur, dass dort kein Schmuck angeboten wurde, wie ich es erwartet hatte. Auch der Name „Wellenreiter“ ist eine Täuschung, denn weder waren Wellen zu sehen noch Pferde. Wir verzichteten dann dankend auf eine Fahrt und begaben uns zum gegenüberliegenden Riesenrad. Ich bin ja nun nur knapp 1,70 und hatte mir einen Zuwachs meiner Körpergröße erhofft. Glauben Sie etwa, ich wäre nach der Fahrt gewachsen? Kein bisschen! Das ist Betrug.

 

Auch die kulinarischen Genüsse brauchten Enttäuschungen ohne Ende. Die Zuckerwatte erwies sich als nicht wetterfest. Nach dem Erwerb schlenderten wir Arm in Arm über das Gelände. Plötzlich kam ein Regenschauer. Was glauben Sie wohl, was geschah? Das süße Zeug löste sich auf! Einfach so. Ein Warnhinweis wäre hier wirklich angebracht gewesen. Das war mit dem Spritzgebäck zwar nicht passiert, aber auch das war wirkungslos, als ich es einsetzen wollte. Wilma war nämlich vor Schreck über der verlustig gegangenen Zuckerwatte ihre Zigarette aus dem Mund gefallen und hatte zunächst unbemerkt den Schal in Brand gesetzt. Als es uns dann doch auffiel, setzte ich das Spritzgebäck sofort ein, doch es gelang mir nicht, damit den Brand zu löschen. Zum Glück konnte ich das Feuer dann doch noch mit den Füßen austreten, natürlich nachdem Wilma den Schal abgenommen hatte. Aber der Schreck war schon groß. An einem anderen Stand wurden gebrannte Mandeln angeboten. Außerdem war dort ein Hinweisschild, dass dort „Nüsse aller Art“ erhältlich seien. Als ich gebrannte Kokosnüssen verlangte, sagte man mir, dass es das nicht gäbe. Schon wieder ein glasklarer Verstoß und Verbrauchertäuschung!

 

Von süßen Sachen hatten wir genug. Wilma hatte Appetit auf etwas Deftiges. Wir begaben uns zum Fischbrötchenstand. Als Tierfreunde erwartete uns dann dort ein großer Schock. Dort wurden doch tatsächlich Rollmöpse angeboten. Diese possierlichen kleinen Hunde zu Lebensmitteln zu verarbeiten! Das durfte doch nicht wahr sein. Meinen Hinweis an dem Händler, dass der Verkauf von Hundefleisch in Deutschland verboten sei wurde mit schallenden Gelächter beantwortet. „Mit Möpse ist hier etwas ganz Anderes gemeint“, meinte der Verkäufer. Das schockte nun wiederum Wilma. Erst vorletzte Woche hatten wir ja diese Reklamation bei der Internet-Video-Seite, wo die besagten Möpse ja in diesem schweinischen Film vorkamen. Ich persönlich habe nichts gegen solche Dinge, aber nicht in Gegenwart meiner Frau. Und schon gar nicht darf bei uns Menschenfleisch angeboten werden. Das war dem Händler offenbar nicht bekannt, denn er bot auch Schillerlocken, Matjeshering und Bismarckhering an. Ein Verstoß nach dem anderen. Die werden von meinem Bruder Kunibert, dem Anwalt, hören. Er hat übrigens die angedachte Klage gegen mich wegen des Nudelsalats verworfen. Das freut mich. Wenigstens etwas Positives.

 

Apropos positiv: Der Schwangerschaftstest von Cousine Hermine war es nicht, es lag wohl doch an den nicht mehr so frischen Nudelsalat. Hermine hat mir übrigens von etwas berichtet, was wirklich schockierend ist. Sie hatte den hannoverschen Weihnachtsmarkt besucht und sich über die neuartige Beleuchtung erfreut. Auf ihre Frage hin erklärte man ihr, dass das LSD-Lämpchen seien. Seit wann darf dieses gefährliche Rauschgift öffentlich ausgestellt werden? Das ist unglaublich, nahezu ein Skandal und toppt alles, was Wilma und ich in Hamburg erlebten, und das war schon schlimm genug. Aber ich werde mich auch weiterhin für die Interessen der Verbraucher einsetzen, da können Sie sicher sein.

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Tag der Veröffentlichung: 01.12.2012

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