Fast jedes Jahr besuche ich die Fed-Con. Das ist der alljährliche Treff der Star-Trek-Fans in Deutschland. Es kommen jedoch stets Besucher aus aller Welt. Früher traf man sich in Bonn, heutzutage in Düsseldorf. Ich bin gern dort. Das ist ein Ort, den ich liebe. Besonders schön war die Fed-Con im Jahre 2008 in Bonn.
Freitag:
Nachdem ich zeitig im Hotel eingecheckt hatte, ging es mit der U-Bahn zur Fed-Con. Kurz vor 12 Uhr traf ich dort ein. Gleich am Eingang fiel mir eine riesige Werbeflasche eines bekannten Kräuterlikörherstellers aus Wolfenbüttel auf, der angeblich so wild macht. Hmm, dachte ich, die stand letztes Jahr noch nicht da.
In der Hotelhalle dann der nächste Schock: eine riesige Schlange vor der Anmeldung der Con. Ich habe dann misstrauisch gefragt, ob es wirklich die Richtige sei – leider war es so. Es ging laaanngggsam voran. Als man allmählich näher kam, sah man, dass sich die Schlange am Ende in drei bis vier kleinere Schlangen teilte, die dann vor den jeweiligen Schaltern (geordnet nach Ticket-Nummern) endeten. Schließlich war es 13 Uhr (offizieller Beginn der Con) und ich musste noch immer warten. Einige nette Mit-Trekkies meinten, sich nicht hinten anstellen zu müssen, und drängelten sich vor. Auch mahnende Worte halfen da nichts. Endlich um 13.20 Uhr war ich eingecheckt und ich konnte rein.
Nach einer kurzen Stärkung war ich um 13.35 Uhr im Hauptsaal („Mainbridge“) und bekam gerade noch an Schluss von ST-Experte Richard Arnold mit. Die Bühne wurde von zwei orangenen Werbesäulen, die nicht zu Ehren der holländischen Trekkies aufgebaut waren, geziert. Vielmehr dienten sie auch zu Werbezwecken des Kräutergebräus, ebenso die blinkenden Elche und das verunstaltete Wappen von „Battlestar Galactica“. Einfach wild.
Nach Richards Vortag wurde ein ganz besonders Video gezeigt, und zwar „Star Trek New Voyages“, das sind neugedrehte TOS-Folgen mit anderen Schauspielern, bei denen gelegentlich ein Gaststar aus der alten Serie auftritt. Die erste Folge war „To Serve All My Days“ mit Walter Koenig. Das hatte mir sehr gut gefallen. Leider entschied ich mich danach für einen Vortrag von Thorsten Meisner zum Thema „Phänomene in Star Trek – haben sie physikalische Basis?“. Dem Herrn sollte man mal einen Rhetorik-Kurs nahelegen! Es war einfach grauenhaft – ich ging vorzeitig heraus und traf ich dann mit Freunden.
Ein weiterer Höhepunkt sollte folgen, und zwar das Panel von Bruce Boxleitner (Commander Sheridan aus Babylon 5). Er berichtete einiges aus seinem Leben und seiner Karriere. Anschließend war ein „Muss“ angesagt – nämlich der Vortrag von Hubert Zitt im „Holodeck“. Man muss ihn einfach erlebt haben- der Mann ist grandios! Thema war „Zeigt Star Trek die Komminikationsmöglichkeiten der Zukunft?“ So muss ein Vortrag sein! Super!
Um 19.15 Uhr begann die „Opening Ceromony“, wobei alle Stars vorgestellt wurden. Aus der Rolle fiel dabei Steve Bacic („Andromeda“) der meinte, eine volle Flasche des Sponsors auf der Bühne trinken zu müssen. Zum Glück wurde das schnell unterbunden.
Das nächste Panel hatte Brent Spiner („Data“ aus TNG), der souverän alle Fragen der Fans beantwortete, auch die peinlichen. Ein Fan namens „Keck“ wollte Brent nämlich unbedingt für seinen Fan-Film engagieren, worauf Herr Spiner meinte: „Es ist wahrscheinlicher, dass ich meinen Vornamen in „Keck“ ändere.“ Für den Rest des Abends hieß Brent nur noch Keck.
Im „Holodeck“ zeigte man eine weitere Episode von „STNV“, diesmal mit George Takei. Noch besser als die Erste!
Die abendliche Party bot dann zunächst nur Techno (Na, ja), später dann Neue Deutsche Welle und Rockmusik. Leider gab es in NRW seinerzeit noch kein Rauchverbot – es wurde daher eifrig gequarzt.
Dazu noch der Trockeneisnebel. Puuuhhh! Eifrige junge Damen und Herren verteilten dazu Reagenzgläser mit dem bewussten Kräuterlikör, die man für einen Euro erwerben konnte. Zusätzlich gab es entweder eine Sonnenbrille, ein Bikini-Oberteil oder einen „lustigen“ Hut in der Nationalfarbe unseres westlichen Nachbarlandes. Da mir Bikinis selten stehen, wählte ich die Sonnenbrille. Zu späterer Stunde sah man nur noch orange!
Gegen 2 Uhr fuhr ich dann mit dem Taxi in mein Hotel zurück.
Samstag:
Nach einem leckeren Frühstück (es gab Erdnussbutter, hurra) ging es wieder zur Con. Das erste Panel an diesem Morgen hatte René Auberjonois („Odo“ aus DSN), der mich auch sehr beeindruckt hat. Ein Schauspieler der alten Garde! René ist ja ein guter Freund von Armin Shimerman („Quark“), was auch mehrfach erwähnt wurde.
Dem folgte ein weiterer Vortrag von Hubert Zitt, diesmal zum Thema „Fehler in Star Trek“. Unglaublich, was da alles entdeckt wurde. Belegt wurde es mit Ausschnitten aus den Filmen und Serien. Ich sage nur „Marschmelonen“ - LOL. Herr Zitt erhielt zu Recht viel Applaus und überzog kräftig. Nochmals meine Hochachtung vor diesem Mann.
Um 14 Uhr war das Panel von LeVar Burton („Geordie“ aus TNG). Jetzt wissen wir endlich, warum er in den späteren Filmen keinen Visor mehr trug - weil ER es so wollte. Na, ja!
Am frühen Abend dann ein weiterer Star aus Babylon 5: Julie Caitlin Brown („Na-toth“). Eine grandiose Ausstrahlung und eine Wahnsinnsstimme! Leider habe ich von ihrem Panel nur den Schluss mitbekommen- aber sie sollte ja noch einmal am Sonntag auftreten.
Nach dem Kostümwettbewerb folgte als Hauptakt das Panel mit Marina Sirtis („Deana Troi“ aus TNG), die auch nicht enttäuschte.
Das beste Panel des Tages hatten jedoch Bruce Boxleitner und Peter Jurasik („Lordo“) aus Babylon 5. Die beiden sind gute Freunde und haben neben B5 einige Filme gemeinsam gedreht (zum Beispiel „Tron“). Dementsprechend warfen sie sich die Bälle zu und trieben ihre Späße mit dem Publikum. Es wurde aber auch Ernst als es um den Tod von Andreas Katsulas („G´kar“) ging. Andreas muss ein großartiger Mensch gewesen sein - ein schwerer Verlust!
Abends war dann wieder Party angesagt.
Sonntag:
Die Nacht war viiiiielll zu kurz!
Trotzdem war ich pünktlich da zum Panel von W. Morgan Sheppard (einige Rollen in Star Trek, außerdem z.B. bekannt aus „Sea Quest DSV“). Man merkte ihn an, dass er seine Rollen lebt. Eine sonore tiefe Stimme, die durch Mark und Bein ging. Sehr eindrucksvoll.
Ihm folgte „Q“ , also John de Lancie, jetzt mit Bart. Er sammelte fleißig Sympathiepunkte als er Anekdoten erzählte, z.B. ein nettes Erlebnis aus New York, wo ihn ein Fan fragte, ob er, da er ja „Q“ sei, Tote zum Leben erwecken könne. Ja, meinte er, aber nur die, die er mag. Brüller!
Den Auftritt von Steve Bacic und Kevin Sorbo sparte ich mir und nutzte die Zeit, um mich leiblichen Genüssen zu widmen. Speis und Trank gab es zu zivilen Preisen und durchaus lecker, ganz besonders der Con-Burger und die Wok-Gemüsepfanne.
Gestärkt ging es zum Panel von Michelle Forbes und danach war Shoppen angesagt. Ich erwarb endlich das Buch „Star Trek - 40 Jahre“ von Höhl/ Hillenbrandt sowie zwei DVDs mit klassischen SF- Filmen, nämlich „Dark Star“ und „Silent Running“.
Am Nachmittag folgte ein weiteres Panel von Julie Caitlin Brown, die diesmal mehr sang, als erzählte. Sie ist wirklich eine sehr gute Sängerin, aber ich hätte doch gern mehr aus ihrem Leben erfahren, zumal ich am Vortag ja erst so spät zu ihrem Auftritt kam.
Mein letztes Panel schloss sich an, wieder Peter Jurasik. Es sollte das Allerbeste der ganzen Con werden. Auf eine Frage, welches seine Lieblingsepisode von B5 sei, antwortete er, dass er nur drei selbst im TV gesehen hat und im Übrigen durch die komplexe Handlung dieser Serie gar nicht auseinanderhalten könne, was in welcher Folge passiert ist. Wenigstens ehrlich! Eine Frau aus Tschechien wollte wissen, ob sein Nachname irgendetwas mit dem gleichnamigen Park zu tun hätte. Darauf Peter „Nein, keiner meiner Vorfahren war Dinosaurier“. Als bewegendes Schlusswort trug Herr Jurasik einen Nachruf für Andreas Katsalus vor und zeigte Bilder aus dessen Bühnenleben. Es gab minutenlange, stehende Ovationen.
Gegen 15 Uhr musste ich dann los, weil ich nicht zu spät zu Hause ankommen wollte. So verpasste ich den zweiten Auftritt von René Auberjonois, das Dreier-Panel mit den TNG-Stars und die „Closing Ceromony“. Man kann nicht alles haben.
Alles in allem eine gelungene Con, die diesmal für mich etwas zu sehr mit „Babylon 5“ überladen war. Es war auch wieder schön alte Freunde wiedergetroffen zu haben und neue kennenzulernen. Und das Kultgetränk aus Südniedersachsen kommt mir nur selten ins Glas!
Tag der Veröffentlichung: 02.10.2012
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