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Endlich fünf!

 

 

Ich erinnere mich auch noch gut an meinem 5. Geburtstag. Es war der erste, an dem ich Freunde einladen durfte: Rainer, Dagmar, Karsten und Daniela.

 

Außer Dagmar wohnten alle in meiner Straße. Diese war einer ältesten in dem Stadtteil, in dem ich damals wohnte. Kleefeld ist im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört worden, nur vereinzelt gab es Treffer von Bomben, die für das benachbarte Misburg gedacht waren. Demzufolge standen hier viele alte Häuser, die schon damals – 1966 – weit über einhundert Jahre alt waren, auch das Haus, in dem ich mit meiner Familie wohnte. Die Wohnung war klein, viel zu klein für vier Personen, die Toilette lag separat im Treppenhaus, was seinerzeit nicht unüblich war. Ein Badezimmer gab es gar nicht, man wusch sich im Spülbecken der Küche.

 

Ich war sehr aufgeregt, als ich an diesem Morgen aufwachte. Meine Mutti führte mich an dem Geburtstagstisch, es gab neue Pantoffeln von Tante Gertrud aus der DDR, einen Pullover und natürlich auch Spielzeug. Mit einem Geschenk lagen meine Eltern aber völlig daneben. Der batterie-betriebene Panzer, gefiel mir gar nicht, zumal auch noch Feuer (eigentlich nur Funken) aus der Kanone kam. Offenbar hatte ich schon damals eine pazifistische Grundhaltung entwickelt. Jedenfalls wurde dieser später umgetauscht und durch einen Schaufellader mit bunten Lichtern ersetzt, der immer wenn er auf ein Hindernis traf, seine Fahrtrichtung änderte. Das gefiel mir!

 

Als meine kleinen Gäste eintrafen, war der Kuchen längst fertig, und auch der Kakao. Nachdem wir dieses verspeist hatten, zeigte ich stolz meine Präsente. Rainer war von dem Panzer begeistert, obwohl er viele Jahre später nach Berlin zog, um den Bundeswehrdienst zu entgehen. Dort machte er als Stadtplaner nach der Wende Karriere und hat heutzutage ein hohes Amt inne. Aber zurück nach 1966.

 

Nach der Kakao und Kuchen – Runde, gingen wir mit meinem Vater ins Nachbarzimmer. Dort stand das Tonband meines Bruders parat, damals hochmodern. Wir mussten alle singen! Nun ja, sangestechnisch war ich seinerzeit (wie auch heute) nicht sonderlich begabt. Aber ich erinnere mich gut an das Lied, das ich sang. Es ging um eine kleine Katze, die drei Kinder hat. Ich hatte aber leider damals noch einen starken Sprachfehler: Z, Sch und S waren nur ein Laut, folglich hieß es: „Meine kleine Katsche hat drei Kinder, meine kleine Katsche ischt Mama. Meine kleine Katsche geht schpaschieren, trägt die Kinder mit dem Schnäuschen schnell nach Hausch.“

 

Ich hätte mir wohl doch ein anders Lied aussuchen sollen! Aber auch das Lied vom Kindergarten brachte ich nicht fehlerfrei herüber, hier war ich nicht textsicher. Daniela, Karstens Schwester, konnte es viel besser. Sie sang denn noch das Lied von einer Mutter mit sieben Töchtern.

 

Zum Abendessen gab es kleine Würstchen, die die Größe meines kleinen Fingers hatten. Ich war da schon hundemüde und wäre fast eingeschlafen.

 

Viele Geburtstage folgten noch, aber dieser hatte etwas Besonderes, und war für mich trotz alledem der schönste meines bisherigen Lebens.

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Bildmaterialien: Microsoft
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2012

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