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Ein leckeres Frühstücksbrot

 

 

 

Ich hatte mir ein wirklich leckeres Frühstücksbrot zubereitet: frisches Gersterbrot, bestrichen mit Remoulade, darauf Harzer Käse, bestreut mit ein paar kleingehackten Zwiebeln. Leider ist Gersterbrot nur in Hannover und Umgebung bekannt. Es handelt sich um ein Roggenmischbrot, das doppelt gebacken wird, sozusagen geflämmt ist.

 

Dieses herrlich duftende Frühstücksbrot packte ich in meinen Rucksack und machte mich wohlgemut und gut gelaunt auf den Weg zur Arbeit. Doch zuvor reinigte ich noch das Katzenklo und nahm den Beutel zu mir. Wie jeden Morgen wollte ich ihn in der Mülltonne entsorgen. Auf dem Weg nach unten kam mir mein Vermieter entgegen, der auch im Haus wohnte. Dieser Herr hasst Katzen. Er hatte schon des Öfteren verlangt, dass ich meine Samtpfoten abschaffe. Um ihn nicht zu verärgern, nahm ich den Beutel mit dem Katzenstreu und legte ihn in den Rucksack, natürlich getrennt von meinem leckeren Frühstücksbrot, ohne dass er es bemerkte.

 

Ich entsorgte den Beutel in der Mülltonne und ging zur Stadtbahnhaltestelle. Als die Bahn kam, stieg ich ein und setzte mich auf einen freien Platz, den Rucksack stellte ich mir neben mir ab. Zwei Stationen weiter stieg eine dickliche Dame zu, ich nahm den Rucksack auf meinem Schoß, damit sie sich neben mir setzen konnte. Das tat sie auch. Kaum war die Bahn abgefahren, bemerkte ich, dass die Dame offenbar den intensiven Geruch aus meinem Rucksack bemängelte. Ich erklärte ihr: „Das ist mein leckeres Frühstücksbrot, bestehend aus Gersterbrot, mit Remoulade, Harzer Käse und Zwiebeln. Wirklich köstlich. Glauben Sie mir.“

 

Doch die Dame war wenig entzückt und entfernte sich mit einer bedauernden Geste und setzte sich woanders hin. Vier Stationen später stieg ein junges, hübsches Mädchen zu und nahm neben mir Platz. Auch sie zeigte sich wenig erbaut und entfernte sich alsbald.

 

Weitere fünf Fahrgäste reagierten genau so. Diese Leute hatten doch alle kein Verständnis für den guten Geschmack! Jedenfalls freute ich mich auf mein leckeres Frühstücksbrot und dem zu erwartenden Wohlgeschmack. An meiner Zielhaltestelle stieg ich aus, den Rucksack geschultert. Noch immer drang der intensive Geruch zu mir. Ja, ja, Harzer Käse riecht nun einmal etwas intensiv.

 

Ich hatte nur etwa zweihundert Meter bis zu meinem Bürogebäude. Vorbei am Pförtner ging ich zum Fahrstuhl und drückte den Knopf für die dreiundzwanzigste Etage, wo sich mein Büro befand. Unterwegs stiegen einige Kollegen und Kolleginnen zu, die merkwürdigerweise alle die Nase rümpften. Nicht zu glauben, dass alle offenbar Harzer Käse verschmähten!

 

Im dreiundzwanzigsten Stock angekommen, ging ich die wenigen Schritten bis zu meinem Büro, voller Vorfreude auf mein leckeres Frühstücksbrot mit Harzer Käse und Zwiebeln. Ich bereitete mir einen Kaffee zu und öffnete meinen Rucksack.

 

Doch dort fand ich nur eines vor – den Beutel mit dem Katzenstreu.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 18.05.2012

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