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Hubert und der Junggsellenabschied

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, möchte Ihnen heute von meinem Junggesellenabschied berichten. Mein lieber Kollege Hilmar Hintergesäß von der Gemeindeverwaltung Buxtehude, Aufgabengebiet Hundesteuer, hatte mich dazu überredet. Wir wollten ja erst nach Hamburg fahren, aber Hilmar hatte die Idee mit einem Dartpfeil und einer Deutschlandkarte auszulosen, wo es hingehen sollte. Also stellte ich mich mit einer DIN A 3 großen Karte vor das Fenster meines Büros und Hilmar warf. Leider ist Hilmar etwas kurzsichtig, aber zu eitel eine Brille zu tragen. Er traf zunächst den unbearbeiteten Vorgang von Herrn Schulze, der noch auf meinem Schreibtisch lag, dann mein Aquarium und schließlich mein rechtes Bein. Daraufhin schlug ich vor, zu tauschen. Auf Anhieb gelang es mir, die Karte zu treffen. Er schlug in Braunschweig ein.

 

Einen Tag später ging es los. Auch Wilma machte noch einmal einen drauf. Sie besuchte mit ihrer Schwester Wanda aus Eimsbüttel das Café von Heino in Bad Münstereifel. Na ja, jeder so, wie er es mag. Jedenfalls trafen wir pünktlich mit dem Zug in der Löwenstadt ein. Das mit meinem Führerschein hat ja leider immer noch nicht geklappt und Hilmar hatte seinen schon vor ein paar Jahren abgegeben, als er mit seinem Ford Mustang in einer Kurve von der Straße abkam und den Hühnerstall von Herrn Abraham zerstörte.

 

Als wir in dem netten Hotel eincheckten und gemeinsam die Prospekte des Fremdenverkehrsamtes durchsahen, entdeckte Hilmar etwas, dass uns begeisterte. Es gab eine Veranstaltungsreihe, die uns beide ansprach, sie hieß „Theater for men“, also Theater für Männer. Zum Glück gab es noch Karten für die Veranstaltung am heutigen Abend im großen Haus des Staatstheaters. Das Stück hieß „Meine faire Dame – ein Sprachlabor“. Das klang vielversprechend – im wahrsten Sinne des Wortes. Männertheater und dann ging es offenbar um Weiber. Wir freuten uns sehr darauf, doch wir wurden bitterenttäuscht. Und wieder einmal musste ich mich beschweren.

 

Ich hätte am liebsten sofort am Ende der Vorstellung meinem Ärger Luft gemacht, doch das ging leider nicht. So musste ich am nächsten Tag zum Telefon greifen.

 

„Staatstheater Braunschweig. Was kann ich für Sie tun?“

„Sie können mich mit Ihrem Chef verbinden. Ich muss mich beschweren. Sie täuschen offensichtlich die Verbraucher, das ist ein Skandal.“

„Moment einmal, mein Herr. Was ist dann passiert?“

„Was passiert ist? Ihr Stück da gestern Abend war der absolute Mist. Ganz und gar nicht, was wir erwartet haben, der Hilmar und ich. Sie müssen nämlich wissen, ich heirate nächste Woche. Und da hat der Hilmar, mein lieber Kollege von der Buxtehuder Gemeindeverwaltung, Abteilung Hundesteuer mich dazu überredet meinen Junggesellenabschied zu feiern. Wir wollten noch einmal richtig einen drauf machen. Bei uns in Buxtehude geht das nämlich nicht.“

„Das ist aber schön, dass Sie sich für Braunschweig entschieden haben. Aber warum hat Ihnen das Stück dann nicht gefallen?“

„Nun, es war doch ausdrücklich als Männertheater angekündigt und inhaltlich wurden wir da völlig enttäuscht.“

„Männertheater? Wieso kommen Sie darauf?“

„Nun, zum einen heißt diese Veranstaltungsreihe ja wohl so: Theater for men, also Theater für Männer.“ Weiter kam ich nicht. Die Dame am anderen Ende lachte lauthals. Nach gefühlten zehn Minuten und einigen Japsern antwortete sie: „Das haben Sie völlig falsch verstanden, die Reihe heißt ´Theaterformen´, in einem Wort geschrieben. Das Programm ist nicht speziell für Männer.“

„Ach, und warum weisen Sie dann nicht ausdrücklich darauf hin? Und dann nennen Sie das Stück auch noch `Meine faire Dame´. Wie erklären Sie mir das?“

„Das ist eine Anspielung auf `My fair Lady`. Es ist eine Art Fortsetzung des berühmten Stückes um Professor Higgens.“

„Trotzdem täuschen Sie arme unschuldige Verbraucher. Sie werden einen Brief von meinem Bruder Kunibert erhalten, der ist nämlich Anwalt.“

 

Wütend knallte ich den Hörer auf. Hilmar und ich haben uns dann noch die Stadt angesehen. Das war ganz nett.

 

Für Wilma habe ich auch ein schönes Souvenir mitgebracht. In einem Drogeriemarkt entdeckte ich Plastiktüten, die aus natürlichen Rohstoffen bestehen, nämlich aus Zuckerrohr. Sie isst doch sehr gerne Süßes.

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Bildmaterialien: www.mz-web.de
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2012

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