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Huberts schönstes Weihnachtsfest

 

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, hatte stets ein angespanntes Verhältnis zu Weihnachten. Nicht nur, dass ich als Kind ständig enttäuscht wurde, weil an den Ständen und den Kinderkarussells überall „Morgen kommt der Weihnachtsmann“ gespielt wurde, und er dann doch noch drei Wochen brauchte. Auch meine Brüder Norbert, Herbert und Kunibert sowie meine Schwester Berta konnten mir das nicht erklären. Nein, es war auch deswegen eine Enttäuschung weil ich den Kerl, der sich da einen roten Mantel angezogen und einen falschen Bart angeklebt hatte, schnell entlarvt hatte. Es war mein Onkel Robert, der sich da verkleidet hatte.

 

In späteren Jahren wuchs die Frustration von Jahr zu Jahr. Ich erinnere mich an das Jahr 1993 als ich mir als begeisterter Fußball-Fan von meiner damaligen Freundin Gisela das Buch von Uli Stein gewünscht hatte. Leider entsprach es überhaupt nicht meinen Erwartungen, weil da lauter seltsame Zeichnungen drin waren statt der erwarteten Erlebnisse über die WM 1986. Und die Leute in dem Buch verhielten sich auch völlig normal, das war doch gar nicht komisch! Gisela war von ihrem Präsent, der Kernseife, auch sichtbar enttäuscht. Offenbar hatte sie ihren Wunsch „etwas für den Hals“ doch nicht richtig formuliert. Die Beziehung zu Gisela endete dann auch recht abrupt. Sie war ohnehin rein platonisch.

 

Als mir vier Jahre später der Weihnachtsbaum abbrannte und ich das Feuer trotz des reichlich vorhandenen Löschpapiers nicht in den Griff bekam, war es endgültig vorbei mit dem Spaß an dem heiligen Fest. Ich konnte noch nicht einmal die Wachskerzen in Sicherheit bringen, die ich diesem verdammten Händler vor die Füße knallen wollte. Sie wurden entgegen dem klaren Versprechen immer kleiner, je öfter ich sie anzündete. Da sieht man mal wieder, wie man als Verbraucher heutzutage behandelt wird. Das ist unglaublich, förmlich ein Skandal. Noch schlimmer war das mit den Wunderkerzen, die ich auch in den Laden erwarb. „Da hilft nur noch ein Wunder“, hatte mir der Bankangestellte gesagt, als er meinen Kredit ablehnte. Natürlich blieb das Wunder aus.

 

In meiner neuen Wohnung, die ich letztes Jahr bezog, habe ich anfangs gar nicht wohl gefühlt. Die Leute sind hier irgendwie eigenartig. Bis auf Wilma Wucherpfennig, meine Nachbarin. Seit sie dieses Paket für mich angenommen hat, hat sie mich in ihr Herz geschlossen. Sie hat auch nichts dagegen, wenn ich meiner Leidenschaft für Ludwig fröne, und mir zu Weihnachten eine Zehner-Box Beethoven-Büsten geschenkt in allen Farben, die erhältlich waren. Die machen sich wirklich gut auf dem Klavier, wobei ich auch das Problem mit dem Herunterrutschen gelöst habe. Eine ganze Tube Alleskleber ging dafür drauf. Das Zeug ist wirklich gut, und verspricht, was es hält. Als ich mich bei Wilma für das schöne Geschenk bedanken wollte und sie leidenschaftlich umarmte, hatte ich leider noch Reste des Klebers an den Händen, und somit blieben diese an Wilmas Rücken haften. Wir mussten uns zu zweit an das Telefon robben und den Notarzt rufen. Dieser fand das Ganze saukomisch, wie er sagte. Diese jungen Leute haben einfach keine Disziplin mehr. Na ja, er konnte uns befreien und ich konnte Wilma ihr Geschenk überreichen. Sie hat sich über das Buch „Alle Laster Deutschlands“ wahnsinnig gefreut, obwohl sie es gar nicht ausgepackt hat. „Das sehen wir uns morgen Abend gemeinsam an“, hat sie gesagt und mir wieder ein Auge zugekniffen. Das wird bestimmt wunderschön.

 

Wir werden dann auch unseren ersten gemeinsamen Urlaub planen. Ich weiß schon, wo ich hin möchte. Letzte Woche trat bei Herrn Goldeisen, oder wie der heißt ein gewisser Christian Norberts auf, jedenfalls habe ich das so verstanden. Er sang ein schönes Lied. Es hieß da „Die Sonne scheint bei Tag und Nacht, Eviva Espana, der Himmel weiß, wie sie das macht.“ Das ist doch toll, wenn es nachts nicht dunkel wird. 24 Stunden Sonnenschein. Und wehe, das stimmt nicht, dann werde ich mich wieder beschweren, Sie kennen das ja von mir.

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Bildmaterialien: www.barbarauhrmacher.de
Tag der Veröffentlichung: 12.12.2011

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