Ich sollte als Entwerter eine Entscheidung treffen, die hoffentlich nicht allzu entsetzlich ausfallen sollte. Enthusiastisch könnte sie auch sein. Ich würde mich auch nicht entmutigen lassen, wenn mein Chef meinte, dass meine Kritik entbehrlich wäre und bei der Leserschaft nur Entrüstung hervorrufen würde.
Also begab ich mich ins Entenhaus „Ping Pong“, welches bekanntermaßen nicht in Entenhausen zu finden war, sondern in Entrischenbrunn. Natürlich hatte mich nicht entkleidet, sondern wollte lediglich enthüllen, dass in diesem Lokal entgegen allen Erwartungen der gute Geschmack nicht immer zur vollen Entfaltung kam. Manfred, mein Kollege hatte das Lokal entdeckt. Sollte es sich nun als gut entpuppen und würde es den Erwartungen entsprechen oder würde ich enttäuscht werden?
Niemand kann mir entrinnen, wenn es darum geht, ein Restaurant zu benoten. Ich entgegnete oft meinem Vorgesetzten, dass ich keineswegs Proteste entfachen wollte, daher drohte mir auch keine Entlassung oder die Entmachtung als Lokalredakteur. Das würde auch auf eine Entmündigung hinauslaufen.
Im „Ping Pong“ ging ich die Tische entlang, entweder konnte ich mich auf die rechte oder die linke Seite begeben. Als sich gerade eine junge Dame entfernt hatte, setzte ich mich an den frei gewordenen Platz. Mühsam entzifferte ich die handgeschriebene Speisekarte, während am Nachbartisch gerade eine Weinflasche entkorkt wurde und der junge Mann am Tresen die Kaffeemaschine entkalkte. Vom Alkoholtrinken entwöhnt bestellte ich Mineralwasser. Ich hoffte, nicht als Tester entlarvt zu werden, dann mir kam die Bedienung bekannt vor. Mir war jedoch entfallen, woher ich sie kannte. Als Speise wählte ich „Ente Kanton – Art“, aber die entschärfte Variante. Die junge Dame entschwebte, während ihr Kollege den Müll entsorgte. Plötzlich stürmte ein entlaufener Sträfling mit entsicherter Waffe zusammen mit seinem entkommenen Mithäftling die Gaststätte. Ich war mir sicher, dass einer der beiden der Entführer war, der erst kürzlich verurteilt war, und dass der andere einst ein Flugzeug enterte. Zu ihrer Entlastung konnten sie damals nichts vorbringen.
Das weckte Heldentum in mir und ich entriss beiden die Waffen. Nach der Entwirrung der Lage und der Verhaftung der zwei Ganoven durch eine junge Polizeibeamtin mit entfärbten Haaren, konnte ich mich meinem Mahl zuwenden. Den Besitzer entrückte ein Lächeln und ich musste nichts bezahlen, so dass am Ende alles gut war, auch die Ente war gut, gans und gar.
Tag der Veröffentlichung: 30.11.2011
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