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Die Verbannung der kleinen Fee


 
  
Auf der Lichtung des Zauberwaldes hatten sich alle Feen versammelt, alle, wirklich alle. Die größte aller Feen, die alte und ehrwürdige Pulverkaf-Fee trat aus den Reihen hervor und erhob ihre Stimme: „Meine lieben Mitfeen, wir sind heute hier zusammengekommen, um darüber zu entscheiden, ob wir eine der unsrigen aus dem Reich der weißen Magie verbannen. Sie hat sich durch ihr Verhalten als unwürdig erwiesen. Wir haben lange ihr pflichtwidriges Benehmen ertragen, nun ist es aber an der Zeit, das Ganze zu beenden. Du aber, kleine Fee, deren Namen ich nicht auszusprechen wage, hast nun noch einmal die Möglichkeit, dich zu rechtfertigen.“

Geraune in der Menge. Pulverkaf-Fees Schwestern Milchkaf-Fee und Eiskaf-Fee kicherten. Sie beide waren es, die ihre Schwester immer wieder bedrängt hatten, etwas gegen die kleine Fee zu unternehmen. Die kleine Fee war rundlich, hatte eine bronzefarbene Haut und kurzes dunkelbraunes Haar. Äußerlich war sie süß, anmutig und weich wie alle Feen. Aber in ihrem Innern war sie hart, zwar nicht steinhart, aber doch wesentlich härter, als einer Fee zukam.

„Kleine Fee, ich erteile dir nun das Wort. Du weißt, was dir zu Last gelegt wird. Trotzdem will ich das Wichtigste hier wiedergeben. Vor vielen Monden hattest du einem Menschen drei Wünsche zu erfüllen. Der Bauer verlangte zunächst, dass er nie mehr Geldsorgen hätte. Sein zweiter Wunsch war, dass er in einem riesigen Haus wohnen wollte. Zuletzt erbat er sich, bis an sein Lebensende ausreichend zu Essen zu haben.“

Die kleine Fee fiel ins Wort: „Hochverehrte Pulverkaf-fee, all dieses hat er doch auch bekommen!“

„Richtig, aber Holla, die Waldfee, hat das genau beobachtet. Der arme Bauer war so arm wie zuvor, aber es war ihm nun völlig egal, er machte sich keine Sorgen mehr. Da er keine Steuern mehr zahlte, kam er in das Loch. Du weißt, dass dieses Verlies das größte Haus im ganzen Reich ist. Dort wurde er auch jeden Tag seines allzu kurzen Lebens mit Essen versorgt, aber nur mit Wasser und Brot.“

Zerknirscht wand die kleine Fee ein: „Ja, ich hätte noch einmal nachfragen sollen, das gebe ich ja zu.“

„Das ist noch nicht alles. Einige Monde später begegnete dir ein Rittersmann. Auch er begehrte drei Wünsche. Er wollte als erstes den gefährlichsten Drachen in unserem Reich besiegen. Außerdem wollte er, dass seine Tat für alle Zeiten unvergessen wird. Sein dritter Wunsch war, dass das was er am meisten liebte, sich in pures Gold verwandeln sollte, wenn er es berührte. Was meint Ihr wohl, liebe Mitfeen, was diese kleine Fee tat? Nun, Blümchenkaf-Fee wird es den meisten schon erzählt haben. Der Ritter besiegte tatsächlich den Drachen. Aber er klatschte vor Freude darüber in die Hände – und verwandelte sich in eine goldene Statue. Das blieb unvergesslich. Mir fehlen die Worte, kleine Fee. Du bist bösartig und gemein, so verhält sich keine unserer Art.“

Die kleine Fee brach in Tränen aus. Schluchzend rief sie aus: „Aber, aber, das wollte ich doch nicht. Wie sollte ich denn wissen, dass der Ritter in sich selbst verliebt war?“

„Eine Fee muss so etwas wissen oder bemerken. Du hättest ihn warnen müssen, oder du hättest versuchen sollen, ihn diesen Wunsch auszureden. Das war verantwortungslos. Und es waren ja nicht deine einzigen Fehler. Zu deinem schlimmsten komme ich jetzt, das hat dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Krone, das ist das richtige Stichwort. Dir ist vor zwei Monden unser hochverehrter König begegnet. Wie mir Höchststra-Fee erzählt hat, hast du auch ihm drei Wünsche erfüllt. Der König begehrte, dass seine Tochter, endlich einen Mann finden würde. Als zweites wollte er, dass er die Gedanken aller lesen konnte. Sein dritter Wunsch, war, dass sich alles verdoppelt, was er besitzt.“

Die kleine Fee stand auf und sprach: „Die Wünsche wurden ihm alle erfüllt, er müsste jetzt überglücklich sein!“

„Überglücklich? Seine Tochter fand einen Mann, aber – das war ein Schneemann. Und nachdem er Gedankenlesen konnte, wusste er, dass seine Frau ihn mit dem Hofnarren betrügt. Als er seine Frau daraufhin mit dem Finger berührte, verdoppelte sie sich. Nicht nur einmal, mittlerweile hat er sechzehn Frauen, die ihn betrügen. Nein, nein, kleine Fee. Mein Entschluss steht fest: Du bist ab sofort aus dem Reich der weißen Magie verbannt und wirst in das Reich der verlorenen Magie geschickt. Das Reich der verlorenen Magie ist gefährlich, beängstigend und unheimlich. Wesen wie wir sind dort nicht willkommen. Du wirst dort bis an das Ende deines Lebens verbleiben.“

„Nnnnneinnnnn, bitte, bitte nicht, gebt mir noch eine Chance. Ich werde ab sofort alles richtig machen und…“

„Schweig, du hast es verdient, verbannt zu werden. Höchststra-Fee und Rohkaf-Fee werden dich jetzt zum Portal bringen. Wir schicken dich in die Menschenwelt.“

Und so geschah es, dass die kleine Fee in das Reich der verlorenen Magie geschickt wurde. Die kleine rundliche Fee mit der bronzefarbenen Haut und dem kurzen dunkelbraunem Haar traf dort auf jemanden, der ihr versprach, etwas aus ihr zu machen. Äußerlich war sie süß, anmutig und weich wie alle Feen. In ihrem Innern war sie hart, aber nicht steinhart. Sie wurde von den Menschen geliebt und ist jetzt in fünfundsechzig Ländern begehrt. Ihr Name durfte jetzt wieder genannt werden – er lautete:


Toffi-Fee!

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Bildmaterialien: www.img1.etsystatic.com
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2011

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