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Hubert und der Skandal um die Granatäpfel

 

 

 

Ich, Hubert Hundertmark, bin ein kritischer Verbraucher. Werbeaussagen werden von mir grundsätzlich überprüft und gegebenenfalls rigoros bekämpft. So entlarvte ich vor Jahren den Knotentest eines Waschmittelherstellers und die „Nicht-Bohr-Garantie“ einer Zahnpasta. Auch von Händlern lasse ich mich nicht an der Nase herumführen, auch nicht von meinen Obsthändler. Aber der Reihe nach. Ich hatte letzte Woche dort einige Granatäpfel erworben und wurde bitterenttäuscht. Gestern habe ich mich dort darüber beschwert.

 

„Guten Morgen, ich werde Sie anzeigen. Mein Bruder Kunibert ist nämlich Anwalt“, sagte ich empört, als ich den Laden betrat. Na ja, ehrlich gesagt, studiert er noch. Im Moment ist der Kuni im 35. Semester. Aber das brauchte der gute Mann ja nicht wissen. Er wurde blass. „Wie bitte? Ist irgendetwas nicht in Ordnung mit der Ware?“

„Das kann man wohl sagen. Die Granatäpfel funktionieren nicht.“ Ich knallte ihm die Tüte auf dem Tisch. Er öffnete sie und antwortete: „Wie jetzt? Funktionieren? Was meinen Sie?“

„Sie sind völlig wirkungslos.“

„Wirkungslos?“ Er wurde zunehmend verwirrter. „Ich habe sie mir zur Selbstverteidigung gekauft. Vorher wollte ich das natürlich testen. Ich suchte mir eine einsame Wiese, warf einen davon in weiten Bogen weg, ging in Deckung und was glauben Sie was passiert ist?“

„Vermutlich nichts.“

„Ach, das wissen Sie! Das wird ja immer schöner. Das ist Vorsatz. Sie kommen in den Knast. Der Kunibert wird schon dafür sorgen.“

„Aber, aber. Immer schön ruhig bleiben. Wissen Sie nicht, dass man sie essen kann? Das ist keine Waffe, das ist Obst. Schauen Sie.“ Er nahm eines der Früchte und griff zu einem kleinen Messer, das bereitlag. Nachdem er den Granatapfel aufgeschnitten hatte, nahm er einen Löffel und sagte: „Man isst die Kerne.“

„Ach, ich soll das essen? Warum verkaufen Sie die denn als Granatäpfel?“

„Die heißen nun mal so. In Marmorkuchen ist ja auch kein Marmor.“

„Das hat der Bäcker von nebenan auch zugegeben, als ich mich beschwerte. Ich wollte mein Bad neu dekorieren. Das Zeug war mangelhaft, genau so wie seine Windbeutel.“

„Wie jetzt?“

„Mein Haartrockner war kaputt, da habe ich nach Ersatz gesucht. Hat nicht funktioniert.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es ist unglaublich, wie man als kleiner Verbraucher Tag für Tag getäuscht wird. In Teewurst ist kein Tee, ebenso wenig wie Bier im Bierschinken ist. Das mit der Kinderschokolade kann ich noch nachvollziehen, auch das mit dem Babyöl. Aber ansonsten kann man ja wohl erwarten, dass das was angegeben ist, auch im Produkt enthalten ist.“

„Nicht unbedingt.“

„Ach, denn enthalten Ihre Wassermelonen gar kein Wasser?“

„Doch, doch, natürlich.“ Er schnitt eine auf und gab mir ein Stück. „OK, ich gebe zu. Diesmal ist alles in Ordnung“, antwortete ich kauend. „Ich werde noch einmal von einer Anzeige absehen. Nächstes Mal ist das anders. Ich nehme dann noch diese Früchte dort hinten.“ Ich steckte diese in meine Tüte mit den Granatäpfeln und ging nach Hause.

 

Morgen werde ich sie austesten – die Flugananas.

 

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Bildmaterialien: www.marions-kochbuch.de
Tag der Veröffentlichung: 19.04.2011

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