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Kapitel 1

Stumm stand ich da und blickte auf die Stadt hinunter, in der ich schon seit meiner Ankunft in England lebte. Ich hatte mich eingelebt, beherrschte die Sprache und benahm mich schon wie eine Engländerin, doch ich spürte in meinem Herzen, dass ich nicht hier her gehörte, jeden Abend vermisste ich meine Familie und dachte darüber nach, wo mein Kind wohl war, ob es ihr gut ging oder wie sie jetzt wohl aussah. Bei diesen Gedanken schlichen sich Tränen aus meinen Augen.
„Warum vergießt so eine hübsche Frau Tränen an so einem schönem Abend?“, fragte eine Stimme hinter mir, mit einer Handbewegung wischte ich mir die Tränen aus den Augen und drehte mich um. In dem Schatten eines Baumes erblickte ich eine Gestalt, doch die Sonne war schon so weit unter gegangen, dass ich nicht richtig erkennen konnte, wer er war. Er kam ein paar Schritte näher.
„Klaus, was macht Ihr hier?“, fragte ich ihn, als ich ihn erkannte. Klaus war ein Edelman hier aus England, ich hatte schon eine ganze Weile ein Auge auf ihn geworfen. Seine Grünen Augen glühten förmlich in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne.
„Dieselbe Frage könnte ich auch euch stellen, Miss Petrova.“, sagte er mit einem charmanten Lächeln im Gesicht.
Ich starrte wie hypnotisiert in seine Augen, unfähig ein Wort herauszubringen.
„Hat Euch meine Angesehenheit die Sprache verschlagen?“, fragte er mit einem noch breiteren Grinsen.
Ich fand meine Stimme mit viel Mühe wieder.
„Ich war nur in Gedanken versunken, tut mir leid.“, antwortete ich und wurde leicht rot um die Wangen.
„Worüber habt Ihr denn nachgedacht?“, fragte er interessiert.
„Nur über meine Familie, wie es ihr wohl geht und so etwas.“, antwortete ich ihm kurz. Niemand wusste die Wahrheit darüber warum ich aus Bulgarien raus war, sie dachten ich wollte Reisen, niemand sollte wissen, dass ich ein uneheliches Kind hatte und vor allem nicht Klaus. Ein Edelmann war für eine normale Bürgerin schon schwer genug herumzubekommen, da musste er nicht auch noch wissen, dass ich ein Kind hatte und von meiner Familie verstoßen wurde.
„Vermisst Ihr sie?“, fragte er aufrichtig.
„Ein wenig.“, erklang es auch so gleich von mir.
„Verstehe. Soll ich Euch nach Hause begleiten?“, fragte er.
„Gerne“, antworte ich und spürte schon das Blut in meine Wangen schießen.
Die wenigen Schritte die noch zwischen uns lagen ging ich auf ihn zu. Eine kurze Zeit sahen wir uns in die Augen, bis er mir seine Hand hinhielt, ich betrachtete sie kurz, dann nahm ich sie an mich.
Einige Zeit gingen wir schweigen nebeneinander her, bis ich das Schweigen brach.
„Warum hat ein so schöner Mann wie Ihr keine Frau?“, fragte ich ungeniert.
„Ich habe wohl noch nicht die richtige Frau, die mit mir das Leben verbringt gefunden.“, antwortete er. „Und was ist mit Euch? Eine so hinreißende Frau wie ihr, die Verehrer für euch müssen sich doch förmlich stapeln?“, setzte er noch hinterher.
Ich spürte meine Wangen wieder heiß werden. „Ich habe wohl auch noch nicht den richtigen gefunden.“, sagte ich schnell.
„Hat Euch schon einmal jemand gesagt, wie hinreißend ihr ausseht wenn Ihr rot werdet?“, fragte er grinsend.
„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass ihr mich verführen wollt.“, sagte ich. Im Stillen hoffte ich, dass wir niemals bei mir ankommen würden, so viel hatte ich noch nie mit ihm geredet. Jedes Mal wenn er wieder anfing zu reden, überkam mich eine Gänsehaut, diese Stimme war einfach wunderschön, alles an ihm war es, ich konnte mir nicht erklären wie ein Mann so perfekt sein konnte. Seine kurzen, blonden Haare, in die ich am liebsten meine Hände gleiten lassen würde, diese Augen, die sich bei jedem Blick tief in mein Herz bohrten und seine Lippen, die ich am liebsten mit meinen Verschließen wollte, wenn er sie wieder öffnete um anzufangen zu reden.
„Leider sind wir schon an Eurem Haus angekommen.“, ich hatte den gesamten Weg nicht weiter wahrgenommen als seine Stimme und seine Hand, die in der Meinen lag. Ich schaute mich um und musste leider feststellen, dass er Recht hatte wir standen vor meinem Haus. Ich seufzte leise. Wie sehr ich mir wünschen, dass er noch bei mir blieb.
„Dann müssen wir uns wohl leider verabschieden“, sagte ich und lies den Kopf ein wenig sinken.
„Nicht traurig sein, wir sehen uns morgen wieder. Wenn Ihr möchtet!?“
Als er dies sagte schaute ich ihn perplex an Er, Klaus, der Klaus wollte mit mir, MIR einen weiteren Tag verbringen? Ich spürte wie mein Herz einen Sprung machte bei diesen Gedanken.
„Sehr gerne, würde ich morgen mit Euch verbringen“, sagte ich lächelnd.
Er lächelte mich an, nahm meine Hand und küsste sie, bevor er davon ging. Ich schaute ihm noch hinterher, bis die Dunkelheit ihn komplett eingehüllt hatte und ging dann in mein Haus…



Kapitel 2

Am nächsten Morgen wachte ich früh auf, ich sah gerade wie die Sonne am Himmel aufging und das helle Licht sich in mein Zimmer schlich. Ich musste direkt wieder an gestern Abend denken, wie mich Klaus nach Hause begleitet hatte, meine Hand küsste und sich für heute mit mir verabredete.
War es vielleicht alles nur ein Traum? fragte ich mich. Nein, es war wirklich passiert, das musste es einfach, die letzte Nacht wäre für viele nichts Besonderes gewesen, doch für mich war es das. Seit ich aus Bulgarien rausgeworfen wurde hatte ich keinen Mann mehr getroffen, geschweige denn richtig mit einem geredet, ich konnte mich lediglich an Klaus sattsehen, doch nie hätte ich gedacht, dass er sich mal mit mir treffen würde, doch dies tat er heute, wenn er mich nicht versetzen würde. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit. „Er wird kommen, dass wird er.“, sprach ich zu mir selbst, um mich zu beruhigen, doch es klappte nicht wirklich, das Gefühl wurde nicht besser, es war immer noch präsent und das würde es sicher auch noch sein bis er wirklich auftauchte.
Ich stand auf, auf Dauer nervte das Licht, welches mir jetzt direkt in mein Gesicht leuchtete und mich blendete. Ich machte mein Bett, machte mich ein wenig Frisch und ging in die Küche, um mir etwas zu essen zu machen und etwas zu trinken. Beim Frühstück kreisten meine Gedanken nur um eins, um Klaus. Wie konnte man nur so verrückt nach einem Mann sein, den man nicht einmal richtig kannte? Ich fand ihn früher schon gutaussehend, aber trotzdem kreisten meine Gedanken nicht jede wache Minute zu ihm. Doch seit gestern Abend war es anders, als ich im Haus war zog ich mich aus und legte mich ins Bett. Meine Gedanken ließen den Abend noch einmal Review passieren, bis ich selig und mit einem Lächeln im Gesicht in einen traumlosen Schlaf fiel, hätte auch noch gefehlt, dass er selbst dort herum spuckte, dachte sie zurück.

Der restliche Tag verging langsam, viel zu langsam wie ich fand, ich tat das übliche:
Holte neue Lebensmittel, räumte in meinem Haus auf, doch meine Gedanken waren nie bei dem was ich tat. Als es an der klopfte, sprang ich schon förmlich auf und eilte hin. An der Tür sammelte ich mich kurz, fuhr über das Kleid, welches ich trug und machte die Tür mit einem breiten Lächeln auf. Als ich sah wer davor stand erstarrte mein Lächeln jedoch sofort wieder. Es war Elijah, ein Freund von Klaus, natürlich er schickte seinen Freund um abzusagen, damit er sie nicht noch sehen musste. Typisch Mann…
„Ja.“, sagte ich etwas ruppiger als beabsichtigt, er konnte schließlich nicht wirklich etwas dafür.
„Klaus schickt mich, ich soll euch zu ihm bringen, er konnte leider nicht selbst kommen, da er noch etwas zu tun hatte, aber er lädt sie zu einem Abendessen bei ihm ein, wenn Ihr wollt.“, sagte er mit einem leichten Lächeln im Gesicht.
Er hatte mich also doch nicht versetzt und mich auch noch zu einem Abendessen bei sich eingeladen… Mir fiel ein großer Stein vom Herzen. Ich ging nach draußen, schloss die Türe hinter mir und sah ihn an.
„Natürlich möchte ich liebend gerne mit euch kommen.“, sagte ich jetzt wieder mit einem Lächeln im Gesicht. Er lächelte ebenfalls und ich folge ihm…
Die meiste Zeit des Weges schwiegen wir beide.
Als wir an dem imposanten Haus von Klaus angekommen waren, schluckte ich kaum merklich. Es war wunderschön, dieses in Weiß gehaltenes Haus mit dem großen Tor davor und den verschiedenen Skulpturen auf dem Weg.
„Wir sollten hinein gehen. Oder habt Ihr euch um entschieden?“
Bei seinen Worten fuhr ich leicht zusammen, ich war so tief in meine Gedanken versunken, dass ich kaum etwas mitbekommen hatte, ich sah sicher bescheuert aus mit meinem offenen Mund, mit dem ich das Haus still beobachtete. Ich hatte nicht einmal mitbekommen, dass das Tor geöffnet wurde, obwohl wir direkt davor standen.
„Nein, natürlich nicht“, antwortete ich ihm auf seine Frage und spürte wieder wie meine Wangen sich leicht rot färbten.
Er ging den Weg entlang zu dem Haus, ich folgte ihm und sah mich um. Es sah alles so unvorstellbar schön aus, jedes einzelne Teil sah aus, als wenn es nur für hier gemacht wurde, es war einfach alles perfekt. `Wie es dann wohl erst in dem Haus aussehen musste?’, fragte ich mich und musste bei den Gedanken wieder schlucken.
Wir standen nun vor der großen hölzernen Tür, welche sich langsam öffnete.
„Katerina“, wurde ich auch sogleich von Klaus begrüßt, der direkt auf mich zukam, als wenn wir uns schon seit einer Ewigkeit nicht gesehen hätten.
„Klaus“, sagte ich und musste bei seinem Anblick wieder anfangen zu lächeln, er war einfach perfekt, seine Augen blitzten wieder auf als die Sonne darauf schien.
„Es ist schön Euch zu sehen. Es tut mir leid, dass ich Euch nicht selbst abholen konnte, aber ich hatte leider viel zu tun, doch jetzt bin ich nur noch für Euch da, den gesamten Abend.“, sagte er mit einem Lächeln, bei welchem ich dahin schmolz. Wie konnte ein Mann nur so viel Perfektion auf einmal ausstrahlen?
„Ist doch kein Problem, ich bin froh, dass ihr nicht vollkommen abgesagt habt.“, sagte ich.
„Einer so schönen und charmanten Frau wie Euch, könnte ich niemals absagen.“, sagte er so aufrichtig, dass man ihn einfach glauben musste.
„Wie viel Frauen habt Ihr schon durch diesen einen Satz herumbekommen?“, fragte ich.
„Ihr seid die Erste, zu der ich dies sage und auch je sagen werde, das meine ich ganz ehrlich.“, antwortete er mit sehr viel Überzeugung, nahm meine Hand und küsste sie. Bei den Berührungen seiner Lippen wurden meine Beine schwach, ich konnte mich gerade noch zusammenreißen, um vor ihm nicht doch noch den halt zu verlieren. Ich atmete einmal tief durch.
„Das will ich auch hoffen“, sagte ich mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Dieser Mann brachte mich noch um Sinn und Verstand, mein Verstand schaltete sich in seiner Gegenwart wie automatisch ab und ich musste sehr viele Mühe aufbringen, es wieder in Gang zu bringen.
„Ich hoffe, Ihr habt Hunger. Für euch habe ich extra ein großes Festmahl machen lassen“, sagte er und reichte mir seine Hand, welche ich sogleich annahm und mich von ihm in ein großes Esszimmer führen lies, in dem mindestens noch 100 weitere Menschen reingepasst hätten. Auf dem großen Tisch in der Mitte des Raumes, war alles vollgestellt mit Köstlichkeiten aller Art.
„Habt Ihr noch jemanden erwartet? Das essen würde doch für ein gesamtes Fest reichen.“, fragte ich etwas schockiert über das viele Essen.
„Nein, es ist alles für Euch. Ich wollte doch, das ihr genug Auswahl habt, um zu wählen.“, antwortete er mit ruhiger Stimme. Wir setzten uns nebeneinander an dem Tisch, an dem schon Geschirr bereit stand und ein Glas mit Sekt gefüllt war. Ich nahm mir eine Erdbeere von dem Teller, welcher direkt vor mir stand. Ich biss hinein und es war als würden meine Geschmacksknospen explodieren, ich hatte noch niemals so etwas Köstliches gegessen. Ich hatte schon viele Erdbeeren gegessen, doch keine löste ein so berauschendes Gefühl in mit aus oder lag es doch nur an Klaus Anwesenheit?
Ich spürte seinen Blick der mich beobachtete, mich fast schon durchdrang.
„Schmeckt es euch?“, fragte er.
„Es ist vorzüglich.“, antwortete ich ihm. „Wollt Ihr nicht auch etwas essen?“, fragte ich direkt hinterher. Er lächelte kurz bevor er antwortete. „Ich habe bereits gegessen. Nehmt Euch so viel Ihr wollt.“
Ich fand es schon ein wenig komisch, dass er mich zum Essen eingeladen hatte und dann vorher etwas aß, aber ich dachte mit nichts weiter dabei.
Der Abend neigte sich langsam dem Ende. Nachdem Mahl hatten wir noch eine Weile geredet, uns von unserer Vergangenheit erzählt, wobei ich natürlich verschwieg, dass ich ein Kind hatte und aus meinen Zuhause deswegen geworfen wurde.
„Ich sollte gehen.“, sagte ich nach einiger Zeit zu ihm.
„Es ist schon dunkel draußen, Ihr könnt heute Abend auch hier übernachten. Ich werde Euch das Gästezimmer herrichten lassen“, sagte er. „Natürlich nur wenn Ihr wollt“, schloss er schnell noch hinterher.
„Ich möchte Euch keine Umstände bereiten“, sagte ich. Ich wollte gerne bleiben, doch ich wollte mich auch nicht aufdrängen.
„Es sind doch keine Umstände, die Sie machen. Ich würde alles für Sie tun“, sagte Klaus mit einer so charmanten Stimme, dass ich wieder dahin schmolz.
„Dann bleibe ich gerne für diese Nacht“, sagte ich mit einem leichten rot Schimmer im Gesicht.
„Ich werde euch euer Zimmer zeigen“, sagte Klaus und reichte mir die Hand, welche ich in Empfang nahm und ihm die Treppe zum nächsten Stockwerk folgte. Er blieb vor einer Tür stehen und zeigte mir mit einer Geste, dass ich hineintreten sollte. Ich öffnete die Tür und trat ein, das Zimmer war beeindruckend es kam mit vor als wenn es größer wäre als mein gesamtes kleines Haus. An der Wand, in der Mitte des Raumes stand ein großes Bett. Jedes Detail in dem Zimmer passte zueinander. Ich ging weiter in den Raum und lies mich auf das Bett nieder, es war bequem, die Decke fühlte sich unter meinen Händen samt und weich an, gegen das war mein Bett steinhart, dachte ich.
„Ich werde Euch nun alleine lassen“, riss er mich aus meinen Gedanken. Ich schaute zu ihm auf und nickte, bevor er die Tür schloss und im Flur verschwand…

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Tag der Veröffentlichung: 11.03.2011

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