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Mondprinz und Sternenprinzessin

Mondprinz und Sternenprinzessin


Wenn man zum Himmel schaut, kann man sie nicht sehen, trotzdem sind die da: Der Mondprinz und seine Schwester, die Sternenprinzessin. Zusammen mit ihrer Mutter, der Sonnenkönigin, wohnen sie dort oben über unseren Köpfen und haben eine besonders wichtige Aufgabe. Am Tag schiebt die Sonnenkönigin die Sonne an den Himmel, schaltet ihr Licht ein und achtet darauf, dass es bis zum Abend nicht erlischt. Abends kommen ihre beiden Kinder den Himmel hinaufgeklettert. Der Mondprinz schiebt seinen Mond vor sich her, die Sternenprinzessin treibt alle kleinen Sternchen hinauf. Genau wie ihre Mutter schalten sie dann alle Lichter an, damit die Sterne am Himmel funkeln und der Mond in seinem schönsten Licht erstrahlt.

Tag für Tag – oder besser Nacht für Nacht - erfüllen die beiden Kinder ihre Aufgabe, haben Spaß dabei auf dem Mond zu sitzen und in der Sichel zu schaukeln, zwischen den Sternen fangen zu spielen oder sie sich gegenseitig zuzuwerfen. Wenn einer der beiden einen Stern fallen lässt, kommt er als Sternschnuppe auf die Erde. Als die Sonnenkönigin eines Morgens ihre Sonne hinterm Horizont hervorschiebt, hört sie ihre beiden Kinder schon oben am Himmel kreischen und brüllen. Es scheint, als hätten sie einen schlimmen Streit! „Guck dir an, was du mit meinem Kleid gemacht hast! Es ist total schmutzig! Es war doch ganz neu!“ weint die Sternenprinzessin. Die Tränen kullerten nur so ihre Wangen hinunter und durchnässten ihr verschmiertes Kleid. „Und was hast du mit meinem Mond gemacht? Er hat ganz viele Dellen bekommen und hier ist sogar ein Stück abgebrochen!“ brüllt der Mondprinz mit hochrotem Kopf. „Das habe ich nicht absichtlich gemacht!“ jammert seine Schwester zurück. „Außerdem hast du angefangen!“ Als die Sonnenkönigin am Himmel ankam, wurden die beiden auf einmal ganz still. Sie wussten ganz genau, dass ihre Mutter keinen Streit mochte. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stupste der Mondprinz seinen Mond hinter den Horizont und seine Schwester sammelte alle Sternchen ein, um Platz für die Sonne zu machen.

Bis zum Abend hörte man nichts von den Beiden. Sie waren in ihre Betten gegangen und schliefen, als auf der Erde heller Tag war. Doch sobald es Zeit wurde, dass Sonne, Mond und Sterne ihre Plätze tauschten, bekamen die Geschwister unheimlich schlechte Laune – Sie hatten einfach keine Lust, miteinander die ganze Nacht am Himmel verbringen zu müssen. Spielen wollten sie schon gar nicht zusammen. Trotzdem machten sie sich nacheinander auf den Weg. Erst der Mondprinz, dann die Sternenprinzessin. Doch vor lauter Wut auf den jeweils anderen vergaßen sie, die Lichter im Mond und in den Sternen anzumachen. Sie setzen sich schnell in zwei weit entfernte Himmelsecken und drehten Däumchen. Sie spielten alleine mit ein paar dunklen Sternen oder langweilten sich. Ab und zu schaute die Sternenprinzessin zu ihrem Bruder herüber um zu gucken, was er gerade machte. Ein wenig neugierig war sie ja doch. Dabei erwischte sie ihn manchmal, wie er auch zu ihr guckte. Denn dem Mondprinz war genau so langweilig wie seiner Schwester. Doch keiner der beiden traute sich, auf den anderen zuzugehen und sich zu entschuldigen. Denn eigentlich tat es beiden inzwischen schrecklich leid, sich so gestritten zu haben. Aber sobald sich ihre Blicke trafen, schauten sie schnell wieder voneinander weg und starrten auf die Erde. Dort war es stockdunkel. Nur ein paar kleine Lichter aus den großen Städten waren zu sehen.
So verging Stunde um Stunde und die Geschwister langweilten sich sehr. Wie sehr wünschten sie sich, dass die Nacht vorübergehen und am besten sofort alles wieder gut sein würde. Doch nichts passierte.

Am Morgen kam die Sonnenkönigin besonders früh mit der Sonne an den Himmel. Es war nun Sommerzeit und von nun an würde sie früher die Nacht beenden und am Abend länger bleiben als bisher. Sie erschrak sehr, als sie an den Himmel kam. Alle kleinen Sternchen hingen traurig und komplett dunkel am Himmel und der Mond war vor lauter Nacht fast gar nicht zu sehen. Da rief sie nach ihren Kindern. „Sternenprinzessin, Mondprinz! Wo seid ihr? Was ist denn hier los?“ Wenn ihre Mutter sie mit vollem Namen ansprach wussten die beiden sofort, dass ihre Mutter böse war. Ohne nur ein Wort zu sagen kamen die beiden aus ihren Ecken hervor. Beide verschränkten ihre Füße und hielten ihre Hände hinter dem Rücken versteckt. Beschämt guckten sie auf die Erde herunter, denn sie trauten sich nicht, ihrer Mutter in die Augen zu schauen. „Was ist los mit euch beiden? Ihr könnt doch nicht einfach die Lichter von Mond und Sternen auslassen! Wisst ihr denn gar nicht, was ihr damit für ein Chaos auf der Erde anrichtet?“ schimpft die Sonnenkönigin. Da schauen sich Mondprinz und Sternenprinzessin ganz vorsichtig an. „Was denn für ein Chaos?“ fragt der Mondprinz. So erschrocken wie ihre beiden Kinder guckten, konnte die Sonnenkönigin fast gar nicht mehr böse sein. Scheinbar wussten sie nicht, wie wichtig ihre Aufgabe in der Nacht tatsächlich war.
Sie schob ihre Sonne hoch an den Himmel und schickte den Mond und die Sterne hinter den Horizont. Dann setzte sie sich mit ihren Kindern in eine große flauschige Wolke und nahm den Mondprinz in den linken und die Sternenprinzessin in den rechten Arm. „Ihr beiden habt eine sehr wichtige Aufgabe.“ Gespannt hörten beide ihrer Mutter zu. „Wusstet ihr, dass die Menschen in all euren Sternen Bilder erkennen können? Einige schauen in den Himmel, um genau diese Sternenbilder sehen zu können. Andere warten sehnsüchtig auf eine kleine Sternschnuppe, um sich etwas wünschen zu können. Und für manche Menschen sind die Sterne sogar sehr wichtig! Zum Beispiel für Seefahrer. Mit ihrer Hilfe können sie erkennen, wo sie sich gerade befinden und in welche Richtung sie fahren müssen, um an ihr Ziel zu kommen.“ Die Sonnenkönigin guckte ihre Tochter an. „Ohne das glitzernde Licht können die Menschen unten auf der Erde deine schönen Sterne überhaupt nicht sehen. Einige Tiere würden sich ohne sie sogar hilflos verirren!“ Dann wandte sie sich an ihren Sohn. „Auch der Mond ist wichtig für die Erdenbewohner. Ohne sein helles Licht kann man an manchen Plätzen überhaupt nichts sehen, weil es dort kein elektrisches Licht gibt. Außerdem können die Menschen an deinem Mond erkennen, welcher Monat des Jahres gerade ist.“
„Das wussten wir nicht“, sagte die Sternenprinzessin ganz leise und hatte funkelnde Tränchen in den Augen. „Und das alles nur, weil wir so einem blöden Streit hatten!“ Doch da hatte die Sonnenkönigin eine Idee. „Wisst ihr was? Ihr werdet jetzt schlafen gehen. Wenn ihr heute Abend wieder an den Himmel kommt und die Nacht einläutet, dann ist alles wieder gut!“

Natürlich waren die beiden Geschwister nun total aufgeregt, was sich ihre Mutter ausgedacht hatte, sodass sie kaum schlafen konnten. Doch irgendwann waren sie so müde, dass sie einschliefen, ohne es zu merken. Der Tag war plötzlich so schnell rum, sodass es Nacht wurde.
Der Mondprinz kletterte hinter den Horizont um seinen Mond zu holen und jubelte laut auf. „Mein Mond! Mein Mond, schau, er hat keine einzige Delle mehr! Und wie schön sauber er glänzt!“ Die Sternenprinzessin kam ebenfalls hinter den Horizont geklettert und fand oben auf ihren Sternen liegend ein neues, wunderschönes Kleid, dass noch sehr viel schöner war als ihr altes. „Da hat Mama uns aber überrascht!“ strahlte die Sternenprinzessin über beide Ohren. Überglücklich jagten die beiden den Himmel hinauf und zogen gemeinsam Mond und Sterne hinter sich her. Dort wartete schon die Sonnenkönigin und fing die beiden mit offenen Armen auf. „Ich hoffe, dass ihr heute Nacht wieder viel Spaß habt!“ sagte sie, bevor sie ihre Sonne nahm und zum Horizont hinab schwebte. Mit einem Zwinker im Auge wünschte sie ihren Kindern eine gute Nacht. Schon lange hatten die Geschwister nicht mehr so viel Spaß wie in dieser Nacht. Und sie schworen, sich nie wieder so böse zu streiten.

 

Impressum

Texte: Katharina Blome
Bildmaterialien: Katharina Blome
Tag der Veröffentlichung: 22.07.2012

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