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Tante Mia

Eigentlich war es ein Sommertag, wie es schon viele gab, die sich in einer endlos erscheinenden Reihe wie die Perlen einer Kette aneinander reihten. Aber in diesem Sommer traten Ereignisse ein, die ihn zu etwas ganz besonderem machten. Es war nämlich dieser einzige, spezielle, unglaubliche, bis in meine Zehenspitzen hinein vibrierende Moment, an dem ich Cari kennenlernte.
 

Cari. Wenn ihr euch den coolsten Typ den ihr kennt, vorstellt, der dazu noch ein Aussehen hat, das jedes weibliche Wesen von hier bis zum Ende des Kontinents dazu bringen könnte, seine Gesichtszüge vor Entzücken entgleiten zu lassen, dann wisst ihr so ungefähr, wie Cari aussieht und was ihn ausmacht. U-n-g-l-a-u-b-l-i-c-h. Und, was alles noch viel verwirrender macht ist, das er mich mag. Mich. Die unscheinbare Cinderella .... nein ... vergesst den Namen sofort wieder. So wurde ich nicht mehr genannt, seit ich alt genug war, um heftig dagegen zu protestieren. Lasst mich Mal überlegen, wann das war. Hmm. Ja. So ungefähr mit zwei Jahren. Damals habe ich sehr vehement erklärt, aus welchen Gründen der Name Cindy für mich ideal ist und mir jegliche Betitlung dem Namen einer Märchenfigur verbeten. Also noch einmal von vorne. Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Cindy.

 

Verzeiht mir den kleinen Exkurs in die Vergangenheit. Aber da ihr ja weder mich noch Cari kennt, sind einige Erklärungen wohl doch nötig. Vielleicht nicht unbedingt interessant bis zu diesem Moment, aber nötig um zu verstehen, warum ich hierher kam. Bisher verlief mein Leben eher ruhig und regelrecht langweilig. Ganz zu schweigen von meinem bisherigen unglaublich ätzenden Leben an der ach so wunderschönen Oberschule in Klein Leimenau. Wenn ein Ort schon so heißt. Klein Leimenau. Hört sich das nach einem aufregenden Leben in einer Großstadt an? Nach tollen Partys und aufregenden Shoppingtouren? Ich sehe euch förmlich schon grinsen. Natürlich nicht. Das Leben in Klein Leimenau ist ruhig, spießig und öde wie zu lange aufgehobenes Marzipan oder Weihnachtskekse zu Ostern.

 

Naja. Ich will nicht ungerecht sein. Klein Leimenau hat eine wunderschöne Altstadt. Der Ortskern besteht fast nur aus Fachwerkhäusern. Wir haben sogar ein altes Schloss. Manchmal werden dort noch Feste gefeiert. Es ist halt hier ruhig. Seeeehr ruhig. Vielleicht haben einige meiner Mitschüler ein aufregenderes Leben, obwohl sie auch in Klein Leimenau wohnen. Wenn ich so darüber nachdenke, glaube ich das sogar sicher. Nur eben ich nicht.

 

Ihr wollt wissen, warum mein Leben bisher so aufregend war, wie ein Paar Schuhe in einem Second Hand Laden zu kaufen? Na ganz einfach. Ich bin eben nicht die Schulschönheit. Ich bin weder das klügste, noch das angesagteste oder coolste Mädchen der Schule. Ich bin eben einfach nur Cindy. Durchschnitt. Mittelmäßige Noten, mittelmäßiges Aussehen und garantiert hat sich noch nie der angesagteste Junge des Jahrgangs für mich interessiert. Nicht Mal der angesagteste Junge der Klasse. Naja. Wenn ich ehrlich bin, hat sich bisher noch nie ein Junge für mich interessiert. Aber hey. Andererseits war auch noch nie einer den ich kennen gelernt habe dabei, der mir die Schuhe ausgezogen hat oder bei dessen Body ich Schnappatmung bekommen hätte.

 

Aber das alles änderte sich auf einen Schlag, als Cari in mein Leben trat. Mit einem Mal war mein Leben aufregend, voller Abenteuer und Gefahr.

 

Aber das wisst ihr natürlich alles noch nicht. Zuerst sollte ich mich vielleicht einmal richtig vorstellen. Mein voller Name ist Cindy Margos. Eigentlich wurde ich auf den, wie Mama meint, schön klingenden Namen Cinderella Margareta Margos getauft. Hilfe. Wer hatte nur meiner an sich so liebevollen Mama eingegeben, mich nach einer Märchenschönheit zu nennen. Oh nein. Auf Cinderella höre ich sowieso nicht. Ciny bitte schön. Ich bin doch schließlich kein Pudel, der mit so einer Hochsteckfrisur herumläuft, wie sie viele Prinzessinnen so haben. Ich bin 1,80 groß, habe dunkelbraune Haare und blaue Augen. Papa behauptet steif und fest, das sie in der Sonne rötlich glänzen, aber nein. Sie sind braun. Punkt. Ich bin weder dick noch dünnn und eben total normal. So. Das mßte an Infos über mich genügen. Es gibt hier nämlich wesentlich wichtigeres zu besprechen. Mama und Papa sind beide gaaanz wichtige Leute in der Computerbranche. Daher können sie auch viel von zu Hause arbeiten, was uns das Haus in Klein Leimenau eingebracht hat. Sie finden es hier idyllisch. Eltern eben. Im Moment haben sie wieder irgend so ein hochwichtiges Programm entwickelt und damit fing meine Verbannung in ein noch kleineres Kaff als Klein Leimeinau überhaupt erst an.

 

Da meine Eltern unerwartet eine längere Geschäftsreise machen mussten, hatte sich Tante Mira bereit erklärt, mich für die Ferienzeit bei sich aufzunehmen. Na super toll. Ferien am Hinterteil der Schöpfung, oder auf gut Deutsch gesagt,....ich war dazu verdammt, meine kostbaren Ferien am Arsch der Welt zu verbringen. Mensch. Und dabei hatte ich mich so darauf gefreut, wenigstens in der Urlaubszeit wieder Großstadtluft schnuppern zu dürfen. Tante Mia war aufs platte Land gezogen. Irgendwo zwischen » Ich sehe kein anderes Haus außer meines « und » hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht « würde ich also versauern müssen. Wenigstens lag ihr Häuschen in der Nähe des Meeres. Ein kleiner Lichtblick zumindest.

 

Ich packte also meine Koffer, setzte mich in meinen Zug nach nirgendwo und machte mich auf super langweilige Ferien gefasst. Wie sehr ich mich irren sollte, wusste ich aber nicht.

 

Tante Mia holte mich am Bahnhof ab. Sie sah unglaublich jung aus. Naja. Sie war ja auch Mamas jüngere Schwester. Dass Mama und Tante Mia in irgendeiner Weise in einem verwandtschaftlichen Verhältnis standen, glaubt sowieso keine Sau. Mama ist groß und dunkelhaarig. Alle sagen immer, sie ist eine umwerfende Frau. Neulich hab ich sogar den Briefträger dabei erwischt, wie er ihr auf den Arsch geguckt hat. Der hatte nur Glück, das ich das gesehen habe und nicht Papa. Da wäre der gute Herr Vakazeck (so heißt er) wahrscheinlich nicht nur einen, sondern zwei Köpfe kleiner gewesen. Papa versteht im Hinblick auf Mamas Hinterfront nämlich gar keinen Spaß. Neee. Da ist er zu keinem Kompromiss bereit. Tante Mia aber ist das genaue Gegenteil von Mama. Sie ist klein, pummelig und rothaarig. Ihr Gesicht ist voller Sommersprossen. Aber ich liebe meine Tante unglaublich. Sie ist ein sonniger Mensch. Ein richtiges Paket voller guter Laune. Selbst hier am hintersten Ende von jeglichem Trubel strahlt sie eine kaum zu glaubende Lebenslust aus.

 

Ich kletterte also zu Mia ins Auto und machte mich innerlich auf drei Wochen Langeweile gewürzt mit lauter Lachkrämpfen wegen Tante Mia gefasst.

 

Langsam rollte ihr alter Passat vom Bahnhofsgelände. Eintönig rollte die Landschaft an uns vorbei. Mia fuhr nie schnell, selbst wenn ihr altersschwaches Auto das gekonnt hätte. Kann es aber sowieso nicht mehr. Ein Wunder, das es nicht beim Fahren hustet und keucht, oder bei einer etwas temperamentvolleren Bremsung einfach auseinander fällt. Ich sollte Tantchen Mal fragen, ob sie nicht so langsam ein Oldtimer Kennzeichen für die Rostlaube beantragen kann.

Wir kurvten also durch diese idyllische Landschaft. Mann was gab es hier alles zu sehen. Bäume.....Bäume....Gras...Bäume....Gras....einen Hasen. Wahnsinnig aufregend. Die Straße schlängelte sich den Berg rauf, um den Berg herum und wieder den ganzen Abhang hinunter. Gähn. Das Brummen des alten Autos zusammen mit der so aufregenden Landschaft schläferte mich ein und allmählich fielen mir die Augen zu.

 

Als ich wieder erwachte, tuckerten wir gerade mit dem rasanten Tempo von 30 km/h auf Tantchens Luxusvilla zu. Das Haus war so alt wie der Felsen, auf dem es stand, glaube ich. Es war nicht wirklich windschief. Nein. Es wirkte nur so, weil es etwas schräg am Hang gebaut worden war. Ich wusste noch von meinen anderen Aufenthalten hier, dass die Leute im Dorf nur vom Hexenhaus reden. Aber von innen ist das Häschen gemütlich. Ganz ehrlich. Wer sich erst mal getraut hat hineinzugehen und die Angst überwindet, dass es einem über dem Kopf zusammenkracht, der findet es wirklich urgemütlich. Vor allem glaubt niemand, der das Haus nicht von innen kennt, das da alles Tipp Topp ist. Bei Tantchen traute sich nicht einmal der Wasserhahn, zu tropfen. Der hat auch Angst, sofort ausgelacht und tot gequatscht zu werden hab ich mir manchmal gedacht. Wahrscheinlich fährt auch aus genau diesem Grund ihr altes Auto noch. Es traut sich schier nicht, eine Panne zu haben aus Angst davor, das Tantchen dann höchstpersönlich den Schraubenschlüssel zückt.

 

Über ihre Reparaturkünste kann ich ein Liedchen singen. Sie hat Mal die Kellertreppe repariert. Das war vor ungefähr 5 Jahren. Als sie endlich damit fertig war, konnten wir in den Keller rutschen und mussten aus den Fenstern unten wieder raus klettern um zur Haustür wieder herein kommen zu können. Ich kann euch sagen, da hatte ich echt Spaß an Mias Werken. Tantchens guter Freund Peter hat dann die Rutsche wieder in eine wirkliche Treppe verwandelt. Ja so ist meine Mia. Herzensgut, aber total chaotisch. Einfach ein Pfundskerl zum Liebhaben.

Seufzend stieg ich aus dem Auto und schlich die Treppe hoch zu meinem eigenen Zimmer. Ja, ich habe hier ein eigenes Zimmer. Schließlich gab es schon öfter mal solche unerwarteten Geschäftsreisen.

 

Ich schmiss also meinen Koffer in die Ecke, warf mich auf das Bett und stopfte mir die Kopfhörer meines iPads in die Ohren. So liebe Welt. Dreh dich weiter ohne mich. Ich nehme jetzt erst mal eine Auszeit.

Hätte ich damals schon gewusst, was mich die nächsten Wochen über erwarten würde, hatte ich alles andere getan, nur nicht solch eine ruhige Kugel geschoben. Aber zum Glück wusste ich es ja nicht und suhlte mich erst einmal kräftig in meinem Selbstmitleid.

 Als Tante Mias Haus endlich am Horizont auftauchte, war ich gedanklich am Tiefpunkt angelangt. Jetzt war ich also da, am Hinterteil der Schöpfung oder anders gesagt. Willkommen am Arsch der Welt mit nichts um mich herum außer Wellen und Möwen.

 

Auf zum Strand

Jetzt war ich schon drei Tage hier im Hause mitten im Nirgendwo, aber meine Laune war gelinde gesagt am untersten Tiefpunkt angekommen. Seit ich den Fuß in dieses Haus gesetzt hatte, regnete es wie aus Kübeln. Ununterbrochen. Seit drei Tagen strömten Wassermassen vom Himmel, als würde uns eine neue Sintflut bevorstehen. Die Wolken waren von einem aufreizenden dunkel schwarz und schienen sich dick und Fett genau über Mias Haus zu einem Klassentreffen eingefunden haben. Vermutlich waren sie ab und zu damit beschäftigt, sich zu zoffen, denn in regelmäßigen Abständen blitzte und donnerte es, das ich gestern schon mit dem Kopf unter der Bettdecke verschwunden war. So richtig Angst vor Gewitter habe ich ja nicht, aber weiß ich ob diese alte Hütte auch einen Blitzableiter hat? Ich muss Tantchen unbedingt heute noch Mal danach fragen. Wisst ihr, wie unglaublich aufbauend es ist, wenn man sowieso schon schlechte Laune hat und dann auch noch ununterbrochen die Regentropfen am Fenster runter laufen sieht? Aufbauend. Echt. Vor allem, wenn die einzige sinnvolle Beschäftigung des Tages darin besteht, Tantchen beim Kochen zu helfen oder die Regentropfen zu zählen, wie sie langsam am Fenster runter rinnen. Naja. Ab und zu hab ich dann auch mit mir selbst gewettet, ob der erste, zweite oder dritte Tropfen härter gegen die Scheibe prasselt. Echt aufregend. Manchmal finde ich den Regen ja trotzdem sehr schön. Wenn ich gemütlich mit einem guten Roman bewaffnet vor einem Kaminfeuer liegen würde. Abgesehen davon, das wir noch nie einen Kamin hatten. Aber im Moment befand ich mich eh in einem Teufelskreis aus schlechter Laune, miesem Wetter, Langeweile und Frust. Wenn ich beim Frust ankam, fing also alles wieder logischerweise bei der schlechten Laune an. Brrrr.
 

Heute Morgen bin ich aber wieder einmal mit langem Gesicht aufgewacht, sehe missmutig aus dem Fenster und erwarte wie immer die strömenden Wassermassen an der Scheibe herunter fließen zu lassen, aber nein. Es war ein Wunder geschehen. Beinahe wurde ich geblendet. Ich näherte meine Nasen spitzte noch etwas dichter ans Fenster heran. Aber das Bild änderte sich nicht. Ich rieb mir fest die Augen, zwickte mich, aber das Bild vor der trüben Fensterscheibe blieb immer noch dasselbe. Die Sonne lacht. Ich musste gleich noch einmal aus dem Fenster sehen. Nein. Ich hatte mich nicht geirrt. Die Sonne hatte sich tatsächlich bequemt, hinter der Wolkendecke hervor zu schielen. Mit beiden Beinen sprang ich gleichzeitig aus dem Bett. Ich stürzte regelrecht ins Bad, schnappte mir die Zahnbürste und unterzog meine Zähne einer dringend notwendigen Reinigung. Tante Mia hatte gestern ihre unglaublichen Spaghetti gekocht mit ebenso viel Knofi dran. Geschmacklich ein Gedicht, aber ich sag euch, heute Nacht hätte jeder Vampir, der nur in mein Zimmer geblinzelt hätte, sofort einen Ohnmachtsanfall bekommen. Gegen seinen Willen versteht sich. Das pelzige Gefühl heute auf der Zunge nahm ich in Kauf, denn der super Geschmack von gestern war es auf alle Fälle wert gewesen. Wozu gab es schließlich Zahnbürste, Zahnpasta und Mundwasser als Erste Hilfe.

 

Aber jetzt scheint endlich die Sonne und es ist mir scheißegal, ob der Strand modderig ist oder das Wasser durch den Regen kalt wie Eis. In einem Eiltempo schneller als die Feuerwehr kramte ich in meinem Koffer. Da war er. Mein neuer Bikini. Eigentlich hatte ich ihn mir gekauft, um mit meiner besten Freundin Paula im Schwimmbad die Männerwelt von Klein Leimenau abzuchecken und nebenbei umwerfend gut auszusehen. Soweit das bei mir möglich war, heißt das. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Mit Todesverachtung hatte ich dann das gute Stück in letzter Sekunde doch noch gewürzt mit entsprechender Enttäuschung über diesen geplatzten Traum in den Koffer gestopft in der Hoffnung, wenigstens ein bisschen schwimmen zu können. Also schnell den Bikini geschnappt, das Handtuch mit der anderen Hand gegriffen und schon sauste ich dir Treppe hinunter. Ich preschte weiter in Richtung Haustür und berührte sie schon mit den Zehen, als ich hinter mir die fröhliche Stimme meiner Tante hörte.

 

»Junge Dame? Du willst dich doch nicht etwa ohne Frühstück aus dem Haus schleichen?« Sofort zog ich den Kopf etwas tiefer ein und die Schultern reflexartig hoch. » Ähhhh. Nein Tantchen«, rief ich ihr dann resigniert zu. Gegen meine Tante war kein Kraut gewachsen und niemand ... ich wiederhole ... niemand kommt gegen sie an, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. »Ich wollte nur Mal raus sehen, ob es auch schon warm genug ist, um nachher baden zu gehen.« Schon schob sich ein roter Lockenkopf um die Ecke. »Netter Versuch«, grinste Tantchen mich an. »Aber leider erfolglos. Beweg deine langen Beine in die Küche und plazier dich da hinten auf dem Stuhl. Ich habe einen Berg von Pfannkuchen gemacht und du frühstückst besser jetzt, solange sie noch warm sind. Hop, hop, wenn ich bitten darf.«
 

Mit etwas schlürfenden Schritten machte ich mich auf den Weg zu den leckersten Pfannkuchen zwischen hier und Bremerhaven. »Und heb' bitte die Füße beim Gehen,« erscholl auch gleich wieder die lieblich-mahnende Tantenstimme. Warum musste sie denn nur so scharfe Ohren haben, das jeder Luchs sie darum beneiden würde? Ich hätte jetzt schon am Strand sein können. Nein. Inzwischen würde ich mich schon wohlig im Wasser aalend entspannen. Aber nein. Tantchen funkt dazwischen. Anstatt das sie sagt » geh ruhig schwimmen. Dann holst du dir tüchtig Appetit fürs Frühstück« heißt es nur » komm her.« Dabei ist doch schwimmen mit vollem Magen nichts, sagt man. Oder bin ich da falsch gepolt? Aber gegen Tante Mia kommt man halt nicht an. Also fügte ich mich in mein Schicksal, legte Handtuch und Bikini auf den Stuhl neben mich und futterte erst einmal los. Hmmm. Lecker.

 

Na gut. Für diese Köstlichkeiten konnte der Strand ja noch etwas warten. Genießerisch widmete ich mich der Aufgabe, den riesigen Berg zu dezimieren. »Vielleicht ist das Wasser ja wirklich noch eiskalt und der Strand etwas matschig«, tröstete ich mich. »Dann gebe ich halt der Sonne noch die Chance, ein bisschen aufzuräumen und Ordnung in das Durcheinander zu schaffen, das der Regen angerichtet hat. Schließlich können mir weder Strand noch Meer weglaufen und hübsche junge Männer gibt es hier auch nicht. Das wusste ich von meiner letzten Verbannung hierher ins Nirgendwo noch ganz genau. Wie sehr ich mich darin aber irrte, wusste ich nicht. So aber ließ ich mir jetzt, verführt von Tante Mias Kochkünsten, alle Zeit der Welt für mein Frühstück.«

 

Cari

Nicht mehr ganz so schnell, wie ich es eigentlich vorhatte, eilte ich dann endlich zum Strand. Mein ausgiebiges Frühstück hatte mich jetzt doch etwas träge werden lassen. Genau genommen hatte ich doch recht daran getan, mir mit meinem Badevorhaben etwas mehr Zeit zu lassen, denn schon der Weg zum Strand war ziemlich matschig. Ich suchte mir ein schon etwas trockeneres Plätzchen unter dem alten Haselnussbaum und bereitete auf großen Stein mein Handtuch aus. Ich habe mich schon früher gewundert, wie dieser Felsbrocken hierher gekommen ist. Er war wie poliert und groß genug, sich bequem darauf zu legen. Beinahe schimmerte er in der Sonne wie ein Edelstein und war schon vollständig trocken. Na also. Hier konnte ich mein Lager beruhigt aufschlagen. Jetzt aber schnell runter ins Wasser. Vorsichtig streckte ich einen Zeh hinein und prüfte die Temperatur. Ein erfreutes Lächeln erhellte meine immer noch etwas verkniffenen Gesichtszuge. Na also. Wunderbar Gerade die richtige Temperatur. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Eigentlich hatte ich noch nie ein Problem mit kaltem Meer- oder Seewasser gehabt. Irgendwie war es immer richtig angenehm, wenn ich hinein sprang.

 

Wie oft hatte Paula sich beschwert, das sie bei dieser Eiseskälte noch unmöglich hineinspringen konnte,

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Katja Prüter
Bildmaterialien: Katja Prüter
Tag der Veröffentlichung: 24.05.2014
ISBN: 978-3-7396-9716-1

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Tochter Leonie.

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