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 Ich faulenze in der Hängematte zwischen Kirschbaum und Zwillingsbirken. Im Radio spielen sie zunächst „Hotel California“ in der unplugged Version von den Eagles. Danach besingen Poco "Rose of Cimarron". Als von den Allman Brothers „Jessica“ läuft, dämmere ich selig dahin. Bei Lynyrd Skynyrds „Free bird“ bin ich wohl eingeschlafen, denn das, was ich erlebe, muss ein Traum sein.


An diesem warmen Sommerabend wirkt der Bierausschank im Erlenhof besonders mystisch. Die wenigen Sonnenstrahlen, die sich einen Weg durch das dichte Laub der Bäume brechen können, reflektieren auf den braunen Tischen wie flüssiges Gold. Eine leichte Brise sorgt dafür, dass sich immer wieder unzählige Blätter tanzend vor die Sonne schieben, sich dort drehen, um gleich Platz für ein anderes Schattenmobile zu machen. Der Biergarten ist gut besucht. Während ich mich nach meiner Verabredung umschaue, sehe ich kaum eine Lücke auf den Bänken vor den langen Holztischen. Nach einigen Augenblicken reckt sich weiter hinten ein Arm nach oben. Mein Auftauchen ist nicht unbemerkt geblieben. Voller Vorfreude zwänge ich mich durch die engen Sitzreihen und stehe bald vor einem der Einzeltische. Sie ist aufgestanden. Weiße Baumwollbluse, Blue Jeans - stonewashed -, helle Lederstiefeletten.
Eine perfekte Zehn lächelt mich an.
„Es freut mich, dich zu sehen. Schön, dass wir uns mal persönlich kennenlernen.“
Da ist er wieder. Dieser Klang. Jetzt erkenne ich ihn. Sie hat den Nashville-Sound in ihrer Stimme.
Unwillkürlich ziehen sich meine Mundwinkel nach oben.
„Was hältst du davon, wenn wir uns duzen? Wenn wir uns schon privat treffen, lockert das die Stimmung auf.“
Ohne meine Antwort abzuwarten, legt sie ihre Hände an meine Schultern, zieht mich zu sich heran und küsst mich auf die linke Wange.
„Ich bin die Jessica.“
Ihre lockere Art begeistert mich. Spontan werde ich mutig, umarme sie und erwidere ihr Küsschen. Sie duftet herrlich nach Sandelholz.
„Mein Name ist Kaspar und ich freue mich mindestens genauso, dich zu sehen.“
Lächelnd deutet Jessica auf den freien Stuhl am Tisch und setzt sich mir gegenüber.
Die Frau vis-a-vis ist vielleicht Anfang dreißig, hat aschblondes, schulterlanges Haar. Ihre Locken verwirren sich wie viele schwungvolle Fünfen und Dreien bis in die Stirn und um den langen Hals.
Ihr Gesicht wird beherrscht von wunderschönen Augen. Augen von blau bis tief türkis. Umrahmt von einem Delta unzähliger kleiner Lachfältchen, als sie mich anblickt und gegen die Sonne blinzeln muss. Sie leuchten dabei, ihre Augen von blau ...
Jetzt kräuselt sich auch ihre Stupsnase, auf der drei Sommersprossen um die Wette tanzen. Darunter bewegt sich ein Mund mit sinnlich geformten Lippen. Wenn sie lächelt, kommen dahinter zwei strahlend weiße Zahnreihen zum Vorschein, mit denen sie vom Fleck weg für die Blend-a-med-Reklame gecastet werden sollte.
Allerdings an einem anderen Tag, denn heute wollen wir Zeit miteinander verbringen.
Nach einem wundervollen Abend ist sie mit zu mir gekommen. Wir sitzen schon seit einer Weile nebeneinander händchenhaltend auf der Terrasse hinter dem Haus und erzählen uns gegenseitig Geschichten aus unserem Leben. Die Petroleumlampe auf dem Tisch verbreitet eine schummrige Atmosphäre, die wie geschaffen ist, ab und zu unser Gespräch zu unterbrechen für eine innige Umarmung. Wir dehnen die folgenden Kussszenen immer weiter aus, bis wir gar nicht mehr reden. Die knisternde Spannung zwischen uns facht ein Feuer an, dessen Flammen uns immer heißer aufeinander werden lassen. Zärtliche Streicheleinheiten sind nur der Anfang einer Flut von Küssen voller prickelnder Erotik.  Zwischendurch hält Jessica abrupt inne, hält meinen Kopf mit beiden Händen etwas von sich weg und berührt meinen Mund mit einem sanften Blubb ihrer weichen Lippen. Dann durchbohrt sie mich mit liebevollen Blicken. Ich streiche ihr etwas verlegen durchs Haar, fahre mit der anderen Hand über ihr Ohr tiefer, um ihren Hals zu kraulen. Wie elektrisiert streben wir wieder auf uns zu und bedecken uns weiter mit Küssen. Und das die ganze Nacht.
Der Morgen ist einer von den diesig kühlen. Kurz nach Sonnenaufgang. Nachdem sich die milchigen Nebelschwaden von der Wiese verzogen haben, spiegeln sich erste Sonnenstrahlen in den Wassertropfen auf den Grashalmen, die den Reif vertreiben. Die Sonne bereitet sich aufs Scheinen vor. Jessica schmiegt ihren Körper ganz eng an mich. Schon so vertraut. Wir küssen uns. Nach einer Weile stößt sich mich sanft von sich.
„Komm, lass uns nach drinnen gehen.“
Im Bad stehe ich hinter ihr. Meine Hände massieren ihre Schulterblätter. Nicht nur im Spiegel vor uns kann ich sehen, wie angenehm ihr diese Behandlung ist. Sie lässt ihren Kopf rotieren und berührt dabei mit ihren Haaren mein Gesicht. Das kitzelt. Unwillkürlich rümpfe ich die Nase und muss dabei lächeln.
„Was gibt es da zu lachen?“
„Deine Haare kitzeln an meiner Nase.“, erkläre ich ihr, nachdem ich ihren Nacken mit einer Salve von Küsschen beschossen habe. Sie duftet so gut.
Jessica wendet sich zu mir um und schmiegt sich eng an meinen Körper. Sie verschränkt ihre Arme zum Kranz um meinen Hals und erwidert schelmisch:
„Das werden wir ganz schnell ändern.“
Dabei tritt sie einen Schritt zur Seite in die Duschkabine, dreht sich zu mir hin, greift sich mit beiden Händen meine Hemdrevers. Stoff reißt, Knöpfe platzen ab und klackern auf die Bodenfliesen.
Sie zieht mich an sich, zu sich hinein und schlingt ihre Arme erneut um meinen Hals.
Dieses Bild von Frau in der Baumwollbluse. Ich spüre ihre weichen Brüste. Sie presst zwei kleine harte Perlen an meinen Oberkörper und dreht den Hahn der Dusche auf.
Der Damm bricht. Die Fluten stürzen von oben über uns herein.
Ein tolles Gefühl, von hier auf jetzt in seinen Kleidern zu kleben. Klatschnass bis auf die Haut. Tiefer dringt das Wasser nicht. Nur Jessica geht noch weiter, geht mir unter die Haut. Ihre Bluse wird unter dem Wasserfall durchsichtig, öffnet den Raum für Phantasie.
Atmen ist kaum möglich, eher ein Schnappen nach Luft.
Ihre Haare verlassen die Form von Fünfen und Dreien und ringeln sich wie Schlangen der Versuchung um ihr wunderschönes ‚holdes Antlitz’ … würden Dichter sagen mit dieser Frau vor Augen.
Wir müssen uns beleben – gegenseitig – durch Mund-zu-Mund-Beatmung. Müssen uns wärmen durch Körper-an-Körper-Reibung. Funken springen über und es ist nass.
Die Folgen sind ekstatische Ströme. Kribbeln bei jeder Berührung. Unwillkürlich wächst Verlangen, kommt Begehren auf.
Langsam gleiten meine Hände an ihren sanft geschwungenen Lenden nach unten. Ich gehe in die Knie und schiebe zärtlich ihre tropfnasse Bluse hoch. Ihr Bauchnabel bildet einen winzigen runden Krater, um den ist ein kleiner blauer Skorpion gestochen. Scharf.
Ich muss diesen Nabel küssen und in seiner Tiefe züngeln. Ich sauge mich fest, hinterlasse einen Knutschfleck, - einen Zwillingsskorpion. Nur schwer kann sich meine Zunge trennen, doch ich küsse mich Zentimeter für Zentimeter wieder aufwärts, während die störenden Knöpfe ihrer Bluse einer nach dem anderen meinen ungeduldigen Fingern zum Opfer fallen. Es regnet in Strömen auf uns herab.
Wir blicken uns intensiv an, dabei schaut sie ein wenig nach oben. Sturzbäche spritzen auf ihr Gesicht. Jessicas Mund ist halb geöffnet, mit ihrer Zunge fängt sie Wassertropfen auf und verteilt sie genussvoll auf ihrer Oberlippe. Ihre Hände streicheln meine Wangen, kraulen meinen Hals.
Ich greife nach dem Kragen ihrer Bluse und mit einem kräftigen Ruck reiße ich sie ihr vom Leib. Ihre Finger fahren tiefer auf meine Brust unter mein Hemd. Eine kurze öffnende Bewegung, das Hemd klatscht zu Boden.
Wir sind halb nackt. Sie massiert meine Brust, ich liebkose zärtlich ihre Nippel, beuge mich zu ihr herunter, presse meine Lippen sanft auf ihren Mund. Wir spielen Zungenringkampf, der sich steigert zum innigen Kuss.
„Was machst du mit mir?“, haucht sie in einem Augenblick ohne küssen, um kurz Luft zu holen, mit einem Blick zwischen Verwunderung und Flehen. Sie lächelt so bezaubernd mit ihren Augen von blau ...
„Ich versuche mit dir Schritt zu halten.“, raune ich zurück ganz nah an ihrem Ohr. Meine Zunge dringt in die Muschel ein und kreist dort auf der Suche nach einer erogenen Zone.
Ihr leises Stöhnen deutet darauf hin, dass ich auf der richtigen Fährte bin. Zärtlich knabbere ich am Ohrläppchen. Ihr entfährt ein kleiner, heller Jauchzer.
Ihre Hände wandern von meinen Schultern über die Brust und verweilen dort ein wenig an den harten Kügelchen, bevor sie weiter nach unten gleiten über den Bauch hinweg zum Knopf, der meine Hose in der Taille hält. Ein kurzer Zug am Schieber und der Reißverschluss ist offen. Ein knapper Druck am Knopf, es fühlt sich nach Befreiung an. Hastig greift Jessica in die Gürtelschlaufen und schiebt mit einem Ruck die Hose nach unten, zieht die Boxershorts gleich mit. Dann tätschelt sie mit beiden Händen meinen Po und fährt an der Taille entlang nach vorne. Ganz dicht an meinem Körper gleitet Jessica tiefer, geht auf die Knie und nimmt sich meiner Lustpumpe an. Steif ist sie schon längst. Gekonnt zärtlich fingert das Vollweib an ihr herum.
Ich zittere am ganzen Körper, meine Beine drohen einzuknicken. Unter lautem Stöhnen suche ich Halt und greife nach dem Duschgestänge. Jessica fühlt sich herausgefordert und lutscht und leckt wie an einem Magnum von Langnese. Ich gerate in Ekstase und kurz vor dem Overkill ziehe ich die Frau nach oben.
„Mach bitte mal Pause.“, röchle ich noch, bevor ich sie inniglich küsse, schon allein um sie abzulenken.
Währenddessen schaffen es meine Finger irgendwie, ihr auch die Hose aufzumachen und abzustreifen, den korallfarbenen Slip gleich mit. Sie ist so schön, diese Frau, wie sie so dasteht: Nackt unter einem Wasserfall. Sonnengebräunt. Die Konturen von BH und Slip heben sich bleich vom Rest ihres wohlgeformten Körpers ab. Ich bin hin und weg von diesem Anblick. Zum Niederknien. Diesmal bin ich an der Reihe. Doch bevor ich in Gefahr schwebe, in ihrem Bermudadreieck zu versinken, höre ich aus der Ferne aufpeitschende Gitarrensolos. Der Song „Free bird“ läuft noch immer, als ich allmählich wieder zu mir komme. Der Traum ist vorbei.
Aber ich will nicht aufwachen. Die Geschichte darf hier noch nicht zu Ende sein. Verzweifelt reiße ich am Stromkabel des Radios.
Mit Erfolg. Die störende Musik erstirbt und ich döse wieder weg ...
... stehe im Treppenhaus vor einer Tür und klingle Sturm. Mit einem elektrischen Klacken schaltet sich die Beleuchtung aus. Durch das Fenster links kann ich die Lichter der Großstadt erkennen.
„Wer ist da?“
„Hallo Jessica. Ich brauche Kümmerung. Wenigstens einen Schlafplatz für eine Nacht. Ich brauche dich, wenn du mich willst.“
„Wer ist denn da?“
Sie scheint genervt zu sein. Beste Karten für eine Überraschung. Ich ducke mich vor dem Spion.
„Wer da ist, will ich wissen.“
„Ich bin es, Kaspar.“
Die Tür wird aufgerissen. Vor mir steht Jessica im Neglige. Sie sieht bezaubernd aus. Für ein paar Sekunden scheint sie zur Salzsäule erstarrt. Doch nur einen Augenschlag von ihr danach tritt sie einen Schritt nach vorne, hebt in diesem Augenblick die Arme, die sich um meine Schulter legen, ihre Finger streicheln zärtlich meinen Hals. Ihr Gesicht, ungefähr zwanzig Zentimeter entfernt von meinen Augen, die in Augen sehen, die mir entgegen strahlen in mehreren Nuancen von blau …
Ihr Mund wird von wunderschönen sanft geschwungenen Lippen umrahmt, er öffnet sich so weit, dass ihre Zungenspitze langsam von links nach rechts über die Oberlippe surft. Während sie den Kopf ein wenig neigt, kurz bevor sie mir eine leise Blase auf meinen Mund haucht, nimmt sie zart mit beiden Händen meinen Kopf. Für den Bruchteil einer Sekunde löst sie unsere Lippen, um in diesem Augenblick anzusetzen zu einem sehr, sehr langen Kuss. Dabei ringen unsere Zungen in einem aussichtsreichen Kampf.
Schließlich zieht sie mich zurück.
„Kaspar?!“
“Jessica, ich hab dich so vermisst.“
Wie ausgehungert gehen wir aufeinander los, fallen übereinander her.
Nachdem ihre Wohnungstür zugeflogen ist, bedeckt sie mich mit Küssen, reißt mir mit beiden Armen ungeduldig die Jacke vom Leib. Umarmt mich.
„Jessica, “ flüstere ich in Ohr.
Wir knabbern uns an, beinahe fressen wir uns. Jessica reißt mir das T-Shirt vom Leib.
„Ich finde, jetzt bist du vorteilhafter gekleidet.“, raunt sie mir schnellatmig ins Ohr.
Das kann ich auch. Das Neglige gleitet begleitet von Reißgeräuschen an ihrem Körper zu Boden.
„Ach Kaspar.“
Ihre Brüste fühlen sich so weich an, besetzt mit zwei kleinen harten Perlen. Und ihre Küsse erst. Zwischendurch scheinen einige von ihnen meinen Mund zu verfehlen. Landen feucht auf meinen Wangen.
Hände streicheln über Körper, fingern an den Gürteln. Gegenseitig ziehen wir uns aus. Voller Ekstase. Schon in der Diele.
„Kaspar ...“. - „Jessica ...“.
Wir taumeln wie besinnungslos gegen den Schuhschrank, stoßen an die Wand, prallen wieder ab zur nächsten und so fort. Reißen ein Bild vom Nagel, erreichen ihr Schlafzimmer. Jessica springt an mir hoch, ich presse sie gegen den Rahmen der Tür, sie spreizt ihre Schenkel. Lasziv drehen wir uns weiter, landen nackt auf ihrem Bett. Überall Haut. Streicheln, alles mit Küssen bedecken.
Bis wir ein paar Worte wechseln:
„Jessica, ich hab dich ja so vermisst.“
„Spar dir die Worte, küss mich lieber.“
Es vibriert nicht nur die Luft. Auch unsere Körper schwitzen.
Ich ziehe ihr die Hose aus, werde langsamer - gleichzeitig zärtlich. Ich beginne mit einer Kniekehlenmassage. Streichle ihre Gänsehaut. Manchmal nennen wir uns beim Namen, oft seufzen wir aber auch nur geil oder stöhnen. Alles deutet darauf hin: Heute Nacht werde ich ihn finden. Sanft umschmeichle ich ihren Körper und treffe voll ins Herz. Hab ihn gefunden – ihren G-Punkt.
Wir lieben uns fast bis zur Besinnungslosigkeit, der Schweiß schießt aus tausenden von Poren und stürzt an unseren Körpern hinunter.
Als wir fertig haben, sind wir erschöpft.
„Huii! Bis heute Nacht konnte ich mich wahrlich beklagen, aber was du da eben mit mir getan hast ...“

 

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Tag der Veröffentlichung: 09.04.2011

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