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Vor gar nicht allzu langer Zeit, und doch weit fort von hier geschah eine Geschichte und ich werde sie euch nun erzählen.
Ein kalter Wind blies um die Häuser einer namenlosen Stadt und die Einwohner hatten schon lange vergessen was es hieß mal stehen zu bleiben und zu zuhören oder Anteil zu zeigen. So war es an diesem Ort nicht verwunderlich das Waisenkinder nur wertloser anhang waren und sich niemand für sie interessierte, sie waren da und sie waren billig.
Auch Mikki arbeitete hart um zu überleben. Jeden Tag schuftete sie in den dunklen Stollen der Unterstadt. Selbst im Sommer kam sie erst fort von dort wenn es draußen schon dunkel war. Doch nicht immer hatte sie ein solches Leben geführt und nachts, wenn nur der Mond ihr in den Straßen Gesellschaft leistete, nur dann dachte sie daran zurück.
An die Zeit in der Oberstadt. Ja einmal hatte sie dort gelebt, mit Mutter und Vater und ihrer großen Schwester. Doch das war lange Zeit schon vorbei, ihre Familie hatte sie weggegeben. Sie verkauft.
Ihre Mutter hatte nun ein neues Kind, einen Jungen, so wie ihr Vater es wollte und obwohl er ihr Bruder war, hatte er wohl keine Ahnung, dass sie überhaupt existierte.
„Sag Mond werde ich irgendwann wieder eine Familie haben?“, fragte sie ihn wie beinahe jede Nacht in der sie auf der Suche nach einem halbwegs warmen Plätzchen verbrachte. Es war ein Ritual geworden, dass das kleine Mädchen jede Nacht eine Frage in die Dunkelheit warf, obwohl sie wusste das sie niemals Antwort erhielt.
Auf blanken Füßen tapste sie über den aufgerissenen Asphalt, als sie ein jämmerliches fiepen hörte. Sie war im Laufe der letzten beiden Jahre hier unten sehr vorsichtig geworden, denn wer dies nicht war der hatte hier selten länger als ein paar Tage zu leben.
Langsam ging sie dem seltsamen Geräusch entgegen und fand das Ende ihres Weges in einem alten, verlassenen Haus am Ende der Stadt.
Es war ihr gar nicht aufgefallen, dass sie in dieser Nacht soweit gelaufen war. Doch nun zwängte sie sich durch den kleinen Eingang der noch nicht verschüttet oder zerschlagen war. Hier existierten eigentlich nur noch Ruinen, aber das störte, die da oben nicht.
Im Inneren des Hauses schlug ihr sofort ein bestialischer Gestank entgegen. Es roch nach altem rostigem Eisen und tot. Sie wollte schon den Rückzug antreten als sie erneut das leise gewinsel hörte.
Normaler weise mischte sich hier niemand in die Angelegenheiten eines anderen und es war meißt auch gesünder dies beizubehalten, doch dieses Wesen das so wimmerte, erinnerte sie an sich selbst, als ihre Eltern sie hier ausgesetzt hatten. Es klang so einsam und hilflos wie sie sich damals gefühlt hatte und niemand hatte sich um sie geschert. Damals hatte sie sich eigentlich geschworen das sie niemals so handeln wolle und nun?
Nun stand sie vor haargenau demselben Problem.
Seufzend drehte sie sich wieder zum Hausinneren um und ging vorsichtig weiter hinein. Sie musste über Geröll und Schutt zu mass steigen, aber das war sie von ihrer Arbeit gewöhnt und ihre einst weichen Kinderhände waren nun mit einer dicken Hornhaut überzogen um sich zu schützen.
Das seltsame Winseln und schreien wurde immer lauter je weiter sie sich ihren Weg ins Innere Bahnte und anscheinend wurden es auch immer mehr stimmen die schreien und winselten.
Als sich Mikki durch einen besonders engen Spalt gewunden hatte, steigerte sich der Gestank um einiges und das kleine Mädchen war stark versucht doch noch einen Rückzieher zu machen doch sich kämpfte sich weiter vor. Und dann stand sie vor der Leiche eines Oberstädters. Wie der hier herkam war ihr ein Rätsel doch unweit von ihm lagen zwei winselnde Wesen in der Ecke und versuchten sich so klein wie irgend möglich zu machen.
„Hey ihr Zwerge.“, meinte die helle Kinderstimme und versuchte zu erkennen ob von diesem beiden irgendeine Gefahr aus ging. „Habt keine Angst. Ich tue euch nichts. Ich bin Mikki und ich hab euch von draußen gehört.“, meinte sie leise und schob ihre Hand in Richtung der kleinen Berge. Bis ihre Finger weiches Fell streiften.
„Nanu? Ihr hab ja Fell!“, stellte sie mit kindlicher Naivität fest.
Vorsichtig ging sie dichter an die beiden Wesen heran und strich unablässig über das dunkle weiche Fell.
Sanft zog sie die beiden Leiber voneinander weg, worauf hin sie nur noch stärker winselten. „Scht, ist ja gut. Ich will nur gucken ob euch was fehlt ob ihr verletzt seid.“, flüsterte sie und zog den ersten Welpen in ihre Arme. „so ist gut. Siehst du nicht schlimm.“, hauchte sie und setzte ihn dann wieder zurück, dasselbe widerholte sie bei dem grauen Welpen und auch ihn setzte sie wieder nach kurzer Zeit zurück zu seinem gefährten.

So kam es das Mikki sich der beiden verlassenen Tiere annahm und diese zu ihren steten Begleitern wurden. Was ihnen erst viele Jahre später als Mikki schon erwachsen war auffiel, war das sie sich am Weihnachtsabend kennen gelernt hatten und zusammen hatten sie den Weg aus der Unterstadt heraus geschafft.
In ein eigenes Leben.

Und so Zeigte sich: wer einem anderen hilft ohne eine Gegenleistung zu erwarten, dem wird mehr zu teil als jenen die nur an sich selbst denken.

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Tag der Veröffentlichung: 04.12.2009

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