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Die unendliche Reise

Vorwort

 

Es hatte eine schöne Reise werden sollen und vielleicht konnte ich mich auch an meinem Ziel niederlassen. Dieser Idee folgte ich während meines Trips. Aber ich wollte nach Möglichkeit auch Land und Leute kennenlernen.

Das ich mir da zu viel vorgenommen hatte, zeigte sich, als eine Psychose ausbrach und mein Handeln entscheidend beeinflußte. Ich fühlte mich laufend verfolgt, hörte innere Stimmen und könnte mich kaum orientieren.

Als Ziel nahm ich mir Griechenland vor, denn ich hatte schon viel über Aussteiger dort gehört. Die Generaljunta hatte auch ausgedient und die Deutschen fuhren wieder hin. Doch dazwischen lag Jugoslawien, Tito war gestorben und man hörte von Unzufriedenheit zwischen den einzelnen Volksgruppen. Auch erzählte man mir etwas über national gesinnte Leute, die sich dort ansässig gemacht hatten. Vor denen galt es, sich in Acht zu nehmen und erklärt mein Handeln gegenüber einigen Deutschen dort. Vielleicht war ich über vorsichtig, aber damals konnte ich nicht anders.

Aber es zeigte sich auch, daß ich mich hätte besser vorbereiten sollen. Mir fehlte es an Orientierung und Sprachkenntnissen. Manches Verhalten der Menschen konnte ich von meinen Erlebnissen und Erfahrungen in Deutschland ableiten, aber einiges überraschte mich jedoch.

Und es war natürlich das Geld, was fehlte.

Hinzu kamen meine anderen Handicaps, eine Reisetasche statt einem Rucksack und Jesuslatschen statt festes Schuhwerk.

Die anderen Schwierigkeiten kamen Reise bedingt hinzu und mußten gemeistert werden . Hier war ich wirklich einigen Menschen zu Dank verpflichtet.

Als ich nach Deutschland zurückkehrte, war es mit der Leidensgeschichte nicht vorbei. Die Wohnung war weg und eine Liebe war zerbrochen. Anderes kam hinzu. Und die Krankheit belastete mich in den letzten Jahren.

 

Die unendliche Reise

 

Ich hatte schon lange gespart und von dem Notwendigstem gelebt, was einem von der wenigen Arbeitslosenhilfe blieb. Nebenbei hatte ich eine stundenweise Tätigkeit bei einer Putzfirma angenommen.

Ich plante in den Süden zu fahren und mich dort eventuell ansässig zu machen. Irgendwo hatte ich von einer Künstlerin gelesen, die ausgestiegen war und in einem südlichen europäischen Land in einem Hühnerstall lebte und arbeitete. So etwas schwebte mir vor.

Ich legte also jeden Pfennig zur Seite, den ich irgendwie entbehren konnte und aß wenig. Ich bezahlte Miete, Strom und Heizung, das Auto hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon abgeschafft. Einige wenige Freunde halfen mir über die Zeit.

Über die Art dorthin zu kommen, war ich mir auch im Klaren. Fliegen war damals zu teuer und die Eisenbahn kam auch nicht in Frage. So beschloß ich, durch die Mitfahrzentrale, eine geeignete Reisemöglichkeit zu finden. Vielleicht erwischte ich ja auch einen netten Fahrer, oder eine Gruppe netter Menschen, mit denen ich reisen konnte.

Bald wurden mir auch junge Leute gemeldet, die Griechenland zum Ziel hatten. Ich nahm Kontakt mit ihnen auf und sie nannten mir den Abfahrttermin. Sie waren zwar nicht die Leute, die ich mir vorgestellt hatte, denn sie waren viel jünger als ich. Aber die Zeit drängte, denn ich hatte meinen Urlaub schon angemeldet und ich wollte endlich los.

So packte ich dann meine Reisetasche, einen Rucksack konnte ich mir wegen meiner knappen finanziellen Lage nicht mehr leisten und fieberte dem Abfahrtstag entgegen. Einen Schlafsack hatte ich mir von einer Bekannten geliehen.

In der Nacht vom Sonntag, dem 2.08.1987 holten die jungen Männer mich gegen 4.30 h ab. Sie fuhren einen VW – Bus und das gefiel mir. Bei Rastatt holten wir noch ein junges Mädchen ab, daß in ihrem Alter war. Über Heilbronn und Augsburg fuhren wir durch Österreich nach Jugoslawien. An der Grenze brauchte man damals noch ein Visum, daß die jungen Leute dort besorgten.

In Jugoslawien machten wir eine Rast bei Maribor auf dem Feld eines Bauern. Den hatten wir um die Erlaubnis gefragt und er hatte es genehmigt. Wir machten ein kleines Feuer und schliefen bald in unseren Schlafsäcken ein. Vorher hatten wir noch einige Getränke aus dem, in der Nähe liegendem Gasthaus besorgt.

Am nächsten Tag ging es nach einem kurzen Frühstück weiter. Als wir durch eine kleine Stadt fuhren, tauschte ich ein wenig Geld um. An die Stadt kann ich mich noch in soweit erinnern, daß die Straßen schlecht befestigt und Pferdefuhrwerke unterwegs waren. Über die Straßen waren Leitungen gespannt. Es herrschte nur wenig Autoverkehr, nach den Maßstäben in Deutschland gemessen.

Die beiden jungen Männer fuhren abwechselnd und verzichteten darauf, von mir abgelöst zu werden. Das störte mich ein bißchen, denn ich brannte darauf, selbst zu fahren. Dafür fuhr das Mädchen eine ziemlich weite Strecke.

Schließlich kamen wir in Thessaloniki an. Mit dem Taxi lasse ich mich zum Bahnhof fahren. Vor dem Bahnhof stand ein Brezel Verkäufer, der etwas rief, daß wie Strussjestruss klang. Irgendwie fühlte ich mich an das Kölnisch erinnert. Es sollte wohl frische Brezel heißen. Ich verkniff mir, bei dem Verkäufer etwas für meine Dinare zu kaufen. Aber ich wollte in dieser Nacht noch weiter und so suchte ich die Zufahrtsstraße nach Athen. Dabei geriet ich in ein Vergnügungsviertel und darauf hatte ich keine Lust. Ich passierte einige Damen des Gewerbes, die mich musterten und gelangte dann auf eine größere Straße.

 

Hier kam mir ein vornehmer Herr entgegen und ich fragte nach der Richtung. Er erklärte sie mir und bald war ich an der richtigen Straße. Ich versuchte, ein Auto zu stoppen, aber keines hielt an. So beschloß ich, aus der Stadt hinauszulaufen und kam bald durch ein Gewerbegebiet. Hinter übermannshohen Zäunen bellten scharfe Hunde. Es war ein nicht gerade gemütliches Gebiet und ich beeilte mich, hindurch zu kommen.

Mir kamen zwei junge Männer mit Rucksack entgegen und ich sprach sie an. Sie berichteten mir, daß sie auch schon versucht hatten, durch Trampen weiterzukommen. Aber es war vergeblich gewesen und sie wollten zurück in die Stadt.

Aber ich ließ mich vorerst nicht entmutigen und lief noch ein Stück. Mein Reisetasche, die ich über der Schulter trug, wurde schwerer und schwerer. Schließlich stellte ich sie ab und machte wieder Autostopp. Aber niemand hielt. Es waren viele Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen dabei und griechische Kleinlaster, die riesige Melonen geladen hatten. Auf so ein Auto hoffte ich und dachte dabei an die leckeren Früchte.

Aber irgendwann war ich auch entmutigt und beschloß, zum Bahnhof, in die Innenstadt zurückzukehren. Nach mühseligem Rückweg kam ich noch einmal durch das Vergnügungsviertel.

Hier bellte mich ein kleiner Hund an und folgte mir. Immer wenn ich ihn verscheuchte, kam er zurück und bellte weiter. Schließlich ignorierte ich ihn und wurde ihn schließlich los.

Als ich am Bahnhof ankam, lagen schon mehrere Rucksacktouristen davor. Ich legte mich neben einem Kanadier, mit dem ich mich kurz unterhielt. Er berichtete mir, daß das Trampen in Griechenland schwierig war, er es aber am nächsten Tag bis Salzburg versuchen würde. Ich legte mich in meinen Schlafsack und schlief auch bald darauf ein.

 

Am nächsten Morgen wusch ich mich auf der Bahnhofstoilette und ging zur Bank. Ich konnte endlich Geld tauschen und kaufte mir eine Flasche Limonade. Am Bahnhof tauchte eine Frau auf, die Sesam Stangen anbot. Ich kaufte mir eine und sie war sehr lecker und preiswert. Was ich sonst nebenbei aß, war nun mein Frühstück.

Da ich schon mal in Thessaloniki war, beschloß ich, mir die Stadt anzusehen. Ich durchstreifte die Innenstadt und kam in ein Viertel, in dem es griechische Delikatessen gab. Vor den Läden waren Stände mit allerlei Obst und Gemüse aufgebaut. Ich überlegte, eine Flasche Retsina für den Abend zu kaufen. Wegen der schmalen Kasse ließ ich es jedoch.

Schließlich setzte ich mich in den Bus, um noch einmal zum Flughafen zu fahren, um noch einmal nach meiner Bekannten zu fragen. Im Bus saß ich mich neben einem älteren Mann und kam mit ihm ins Gespräch. Dabei berichtete er mir, daß er früher in Deutschland gelebt und dort Uhren repariert hatte. Unterwegs stiegt er aus.

An der nächsten Haltestelle bemerkte ich

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 27.04.2014
ISBN: 978-3-7368-0533-0

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für alle Menschen, die guten Willens sind.

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