Prolog
Heute ist es soweit! Ich spüre den alten Bowlingkegel in meiner Hand. Er fühlt sich schwer und doch so leicht an. Kalt und warm zugleich. Vorsichtig sehe ich durch das Fenster in ihre Wohnung. Ein Tisch, ein Schrank und ein Bett. An der Wand hängen ein Pferdekalender und ein großer Spiegel. Ich stelle mich etwas näher an die Scheibe. Mein Atem beschlägt das Glas. Es ist fast perfekt geputzt. Ich sehe ihren Schatten an der Korridorwand. Rasch duckte ich mich hinter einen Busch. Glücklicherweise ist mein Atemfleck wieder weg. Hier vor ihrem Fenster wächst eine ganze Menge von dem Grünzeug. Glückicherweise liegt die Wohnung in der ersten Etage. Vorsichtig schaue ich an der Pflanze vorbei. Sie
steht vor dem Spiegel. Den Körper in ein hellgrünes Handtuch gewickelt. Mit einem schwarzen, breitzackigen Kamm, kämmt sie sich das lange, dunkelbraune und wunderschön glatte Haar. Ein paar Wassertropfen fallen aus ihren Strähnen auf den weißen Teppichboden. Schließlich verlässt sie den Raum. Ich schaue auf meine Uhr und stelle fest dass sie in circa einer halben Stunde ins Bett gehen wird. Unruhig wippe ich mit den Fußballen auf dem Rasen. Ich spüre die Ungeduld in mir aufsteigen. Sie will Besitz von mir ergreifen, doch das darf sie nicht! Ich muss mich gedulden! Bald ist es Zeit. Dann werde ich ihr einen kleinen Besuch abstatten.
1
Emyli streifte sich gerade noch die weißen Latex Handschuhe über, als sie auch schon eilig in die Wohnung gerufen wurde. So schnell sie konnte bahnte sie sich einen Weg durch die kleine Menge von Leuten vor der Wohnungstür. Nachdem sie durch den dunkelbraunen Türrahmen gegangen war stieß sie beinahe mit Antje zusammen. „Hey, da bist du ja endlich!“ begrüßte die Kollegin, Antje strahlend und gestikulierte wild damit Emyli ihr in einen bestimmten Teil der hübsch eingerichteten Wohnung folgte: Das Schlafzimmer. Schon das Eintreten verursachte Emyli Übelkeit. Obwohl die Tote hier noch nicht lange liegen konnte, hatte sie doch schon einen Geruch hinterlassen das eindeutig nach Tot roch. Im Zimmer staden ein (gerade von der Spurensicherung geöffneter) Kleiderschrank, ein Tischen, an der Wand hingen ein Pferdekalender und ein Spiegel und dann gab es da noch das Bett. Und auf dem Bett war sie. Die Frau lag auf dem Rücken und war Kleiderlos. Weder Hände oder Füße waren gefesselt noch hatte sie abdrückte von Gewalteinwirkungen am Körper. Jedoch waren die blau-violetten Totenflecken auf der Vorderseite ihres Körpers deutlich sichtbar.
„Weißt du schon wer sie ist?“ frage Emyli und versuchte nicht allzu genau auf die nackte Leiche zu schauen.
„Die Spurensicherung sucht noch nach einem Ausweis oder Ähnlichen.“ Antwortete ihr Antje munter als schien ihr der Gestank gar nichts aus zu machen.
„Okay,“ redetet Emyli weiter, „und kann man schon sagen durch was sie starb?“
„Ja, ich glaub ich hab da schon was gefunden. Schau mal hier!“ Antje trat näher an das Bett heran und schob auf dem Hinterkopf ein paar der dunklen Haarsträhnen zur Seite. Darunter kam ein großer, violetter Fleck zum Vorschein.
„Wer auch immer es war er hat sich eine schnelle und relativ schmerzfreie Methode einfallen lassen um seinem Opfer den Gar aus zu machen. So wie es aussieht hat er nur einmal zu geschlagen. Und das ziemlich genau, denn wie du sehen kannst ist unsere tote auf ihr Bettgefallen
was bedeutet das sie noch lebte als er von hinten kam, seine Waffe hob und ... na ja du weißt schon.“
Ja Emyli wusste nur zu gut.
„Und wie ist er hereingekommen?“
„Keine Ahnung! Frag den Kollegen da hinten!“ Sie deutete auf einen Mann im weißen Plastik Anzug der gerade ein halb leeres Wasser Glas näher betrachtete. Emyli dankte ihr und ging auf ihn zu.
„Verzeihung!“, sagte sie und er drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war schmal und dunkel. Auf seinem Namensschild stand: T. Mohle
„Herr Mohle ich bin Emyli Koch. Einsatzleiterin. Könnten sie mir bitte sagen wie der Täter in die Wohnung gelangt ist?“
„Natürlich. Bitte folgen sie mir!“ Er führte sie weg aus dem überfüllten Schlafzimmer. Den Flur entlang und ins Badezimmer. Dort war auf den ersten Blick nichts außer gewöhnliches zu sehen. Hätten nicht einige Leute sich um das einzige Fenster gedrängt was es dort gab.
„Er hat die Scheibe wahrscheinlich ausgehoben. Wir haben abdrücke eines flachen Schraubendrehers auf dem Gummi gefunden. Danach hat er die Scheibe wieder eingesetzt damit niemand etwas merkt.“ Er sprach alles mit einer ungewöhnlichen rauchigen Stimme
„Danke. Das ist sehr hilfreich.“ Emylie, lächelte ihm zu und strebte wieder dem Ausgang zu.
2
Am nächsten Tag rannte Emyli im Gebäude hin und her. Zuerst half sie einer Kollegin mehrere große und schwere Pappkartons in deren Büro zu tragen. Dann als sie wieder in ihrem Büro saß klebten etliche bunte Zettel um ihren Computerbildschirm herum und auf ihren Schreibtisch. Eine Menge Leute hatten sie während ihrer Abwesenheit nicht nur anrufen wollen sondern auch besucht. Jetzt arbeitete sie alles ab. Die Anrufe wurden auf später verschoben. Sie rannte zu ihrem neuen Chef, einem Friedrich Willenberg, der ihr einschärfte das sie den Fall so schnell wie möglich aufklären sollte. Dann musste sie zu ihrem neuen Partner. Alex Wertz war ein großer heiterer Mann, erst seit kurzem im Team und hatte sich erst einarbeiten müssen. Dennoch hatte er sich sofort mit fast allen gut verstanden. Sie klopfte an seine Bürotür und ohne auf eine Antwort zu warten trat sie ein – und blieb wie angewurzelt stehen. Der Raum vor ihr war voller Menschen! Antje, ihr Assistent Timo, Alex und noch fünf weitere Kollegen, sowie der Chef höhst persönlich.
„Du meine Güte Emy!“ rief Alex aus. Sicherlich der Verspätung halber. Sie grinste ihn an.
„Was? Der darf die Emy
nennen? Warum ich nicht?“ fragte Antje und setzte eine beleidigte Mine auf.
„Naja du hast mich erstens nie danach gefragt ob du es darfst und zweitens hast du es nie gewagt mich so zu nennen!“
„Ja weil ich wusste das du es nicht magst!“
Alex zog die Brauen hoch. Emyli grinste nur und setzte sich
„Aber wenn es dich beruhigt Antje dann darfst du mich auch so nennen.“
„Danke Emy
!“ Sie legte eine starke Betonung in das zweite Wort.
„Können wir dann mal?“ fragte Herr Willenberg ungehalten und prompt trat Stille ein. „Schön! Herr Wertz bitte beginnen sie mit den Themen für heute!“
Alex stand auf und nahm eine Akte zur Hand dann begann er zu sprechen während er darin blätterte.
„Die Tote hat sich unsere Spezialistin Antje äh ich meine Frau Hemm bereits vorgenommen. Sie heißt Sylli Bergman ist 24 Jahre alt und machte eine Ausbildung zur Floristin. Davor hatte sie eine Ausbildung als Friseurin abgeschlossen. Der Todeszeitpunkt wird auf 22:30 Uhr oder 23:30 Uhr geschätzt.“
Er wandte sich an Antje. „Bitte nimm äh nehmen sie Frau Koch doch bitte mit in die Autopsie und zeigen sie ihr das Besondere. Sie kann dann die weiteren Aufgaben erteilen.
Antje grinste ihr Augenzwinkernd zu.
Alex sprach weiter: „Unser Opfer ist, wie alle wissen, aber ich erwähne es dennoch noch einmal gerne, weiblich. Sie hat ein Körpergewicht von 75 kg und ist 1, 74 cm groß. Ihre Wohnung befindet sie in der Rosenalle 43.“
„Was für ein Zufall,“ sagte Antje laut genug das es alle hören konnten, „sogar ihr Tot war einigermaßen rosig!“
Einige schmunzelten. Heer Willenberg räusperte sich übertrieben laut.
„Ja, das war´s dann auch schon. Möchten sie noch etwas sagen Heer Willenberg? Oder einer der anderen? Gut dann sage ich raus aus meinem Büro! Emyli warte mal bitte!“ Rief Alex. Sie blieb auf ihrem Platz sitzen.
„Was gibt’s denn?“ fragte sie als er die Tür hinter dem letzten geschlossen, und sich wieder hinter seinen großen Weißen Schreibtisch gesetzt hatte.
„Ich glaube du hast ein Paar Zettel zu bearbeiten?“ frage er
Verdutzt starrte sie ich an. „Woher weißt du das?“
„Ich hab dir doch auch einen hingelegt das du zu mir kommen sollst.“
„Stimmt!“ Sie schlug sich die Hand an den Kopf.
„Was davon ist Papierkram und kann auch ich machen?“
„Eine Menge.“
„Dann lauf rüber hol die Dinger und pack sie mir hin! Flott, flott!“
„Danke Alex.“
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Gefühlte einhundert Telefongespräche, Stunden und Jahre später kam Emyli vollkommen gerädert in die Autopsie gestürzt.
„Stopp! Emyli bitte bewege dich nicht viel. Du hast die Haube vergessen. Ab! Sofort kehrt machen und aufsetzt!“ Antje schaute sie streng über den Rand ihres Mundschutzes hinweg an.
„Halb schlafend stolperte Emyli wieder hinaus und verstaute ihre blonden glatten Haare unter einer Papierhaube. Dann öffnete sie die schwere Metalltür erneut und atmete wieder den Todesgeruch ein.
„Ich sollte zu dir kommen und mir was anschauen.“ Erinnerte sie Antje die sich gerade über die Leiche eines alten Mannes beugte. „Was ist mit ihm?“ frage Emyli irritiert.
„Ach“, Antje winkte ab, „der ist verstorben und seine Verwandten wollen wissen warum. Ich tippe auf Schlaganfall. Aber komm mit und schau dir unsere Tote an.“ Sie ging hinüber zu einem großen >KühlschrankTeufelsengel
„Teufelsengel?“
„Ja genau. Seltsam nicht?“ Antje verstaute den toten Körper wieder in der kühlen Luft.
„Ja seltsam.“
3
Die Sonne scheint auf mich herab. Ich sitze hier in einem Straßenkaffee und genieße einen Espresso. Mein Nacken fühlt sich ganz heiß an. Sicher ist er rot geworden. Und steif. Vom langen Zeitunglesen. Gerade habe ich mich in den Polizeibericht vertieft: Weibliche Leihe gefunden
Heute Morgen in der Zeit zwischen sechs und sieben Uhr hat die Polizei in der Rosenalle 43 eine Weibliche Leiche gefunden. Inzwischen ist auch schon klar wie die tote heißt. Die Polizei bittet um Mithilfe für die Jagd nach dem Täter. Wer etwas gesehen hat soll sich bitte melden unter der Telefon Nummer …
Lächerlich! Die Polizei bittet um Mithilfe. Sollen sie doch um Mithilfe bitten! Wer soll sich denn melden? Glauben die wirklich ich sei so doof und lasse mich erwischen? Nein! Mich erwischt keiner. Niemals!
Ich denke daran wie ich in ihre Wohnung eingedrungen bin. So leise das nicht einmal eine Eule mich gehört hätte. Dann schlich ich durch den Flur. Auf diesen Raum zu. Diesen besonderen Raum. Das Schlafzimmer. Leise öffnete ich die Tür. Und da stand sie. Wie ein Engel mit dunklen Haaren. So wunderschön …
Aber sie war böse. Und böse Engel müssen bestraft werden!
4
Am nächsten Morgen fuhr Emyli nachdenklich zur Arbeit. Das Tatoo von gestern Abend wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Irgendetwas war ihr bekannt vor gekommen. Sie hatte es nur übersehen…
Und heute Morgen beim Kaffeekochen war es ihr wie Schuppen von den Augen gefallen: Der Punkt! Dieser kleine Punkt auf dem Kopf der Figur war es gewesen. Sie hatte so etwas schon mal gesehen bei anderen Leichen mit Tatoo. Sie wusste nur nicht mehr genau in welchem Zusammenhang.
„Guten Morgen!“ begrüßte sie Antje Freude strahlend und winkte ihr zu.
„Was hab ich verpasst?“ fragte Antje skeptisch und Emyli konnte sich vorstellen wie sich die Stirn unter der tief sitzenden Haube in Falten legte. „Du hast verpasst das, dass Tatoo eine Unterschrift hat.“
„Eine Unterschrift? Was meinst du damit?“
„Kannst du sie mal rausholen? Dann zeige ich es dir.“
Gesagt, getan.
„Schau mal, “ Emyli hob noch einmal den linken Arm des Opfers an, „ Da! Genau dort auf dem Kopf ist ein kleiner Punkt. Erkennst du ihn?“
Antje sah genauer hin und, nickte. „Stimmt“, murmelte sie, „der ist mir noch gar nicht aufgefallen. Ich kenne das aber woher?“ beide hatten sich aufgerichtet. Emyli schaute die Freundin bedauernd an. „Keine Ahnung. Aber wenn du ein Foto von machst kann ich es Alex geben und dann könnten wir dem Geheimnis eventuell auf die Spur kommen.“
Zehn Minuten und genau einunddreißig Sekunden später stand Emyli in Alex Büro. „Siehst du den kleinen schwarzen Punkt? Das ist so etwas wie die Unterschrift des Künstlers. Antje kommt es auch bekannt vor aber wir wissen beide nicht was zu heißen hat.“
„Also ich hab das noch nie gesehen, “ sagte Alex, „aber womöglich kann uns der Computer dabei weiterhelfen. Ich ruf dich an wenn ich was hab.“
„Danke!“ Und damit war sie schon wieder auf den Gang.
Texte: Cover mit freundlicher Erlaubnis von Martin Leurs.Auf der Seite http://www.google.de/imgres?imgurl=http://www.martinleurs.de/galerie/2d/blutendes_herz_rose.jpeg&imgrefurl=http://www.martinleurs.de/galerie_2d.php&usg=__0FJP8QNNafkkOv35ImKWLKwyF8k=&h=522&w=730&sz=138&hl=de&start=1&zoom=1&um=1&itbs=1&tbnid=1RVprhHJ9l5aLM:&tbnh=101&tbnw=141&prev=/images%3Fq%3Dblutendes%2Bherz%26um%3D1%26hl%3Dde%26tbs%3Disch:1
Beschriftet von mir!
Idee von mir!
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle Krimi Fans!