Leise sitze ich hier, mit mir allein. Gedankenbefangen befasse ich mich mit mir selbst. Was bleibt mir auch anderes übrig? Meine Gedanken trage ich rund um die Uhr bei mir. Ich kann sie nicht abstellen, sie nicht beeinflussen oder gar auslöschen. Niemand kann meine Gedanken kontrollieren, sie sind das einzige was der Mensch noch für sich alleine in Anspruch nehmen kann. Viele Menschen wissen diese Gabe nicht zu schätzen. Ich schon. Es ist still geworden, seit die Sonne untergegangen ist und ich frage mich ob mich jemand hier im Dunkeln sehen kann. In der Nacht sehe ich plötzlich alles scharf. Ich mag die Nacht, ich sehe alles und jeden, doch mich sieht niemand. Ich stehe auf und sehe mich um. Die Grillen zirpen obwohl ich weit und breit kein Stück Grün sehe. Bilde ich mir das Geräusch nur ein? Mir wird schwindlig. Ich halte mich an einer Mauer fest und bleibe für einen kurzen Moment stehen. Meine Augen nehmen erneut die Orientierung auf. Alles ist still. Wo sind die Autos, die eben noch die Straße entlang gefahren sind? Wo sind die Menschen, die sich eben noch unterhalten haben? Alles scheint weg zu sein.
Wo bin ich?
"Hallo?" "Junge Frau, können sie mich hören?" Das grelle Licht blendete mich. Verzerrte Stimmen, die ich nicht kannte. Ich wollte meine Augen aufreißen und mich umsehen, doch das Licht schien mich erblinden zu lassen. Ich konnte mich nicht bewegen. Mein Atem ging nur flach. Es fühlte sich an, als läge ein großer Stein auf meinem Herzen. Ich formte meine Lippen zu Wörtern, doch ich blieb stumm. Wieder wurde es stumm.
Erneut versuchte ich meine Augen zu öffnen. Dieses Mal, war das Licht verschwunden. Ich traute mich nicht die Lider aufzuschlagen aus Angst davor, was mich erwarten könnte. Ich hörte eine durchgehende Melodie. Sie war so monoton, dass ich sie abstellen wollte. Doch so sehr ich mich auch darauf konzentrierte nicht an die scheußliche Melodie zu denken, es hatte keinen Sinn. Meine Ohren schienen wie die eines Elefanten. Jedes kleinste Geräusch vernahm ich wie einen Donnerschlag. Wo um Himmels willen bin ich?
Als ich mich endlich getraute mit einem Auge die Umgebung abzuspähen, bin ich zunächst mal erschrocken. Nichts was ich sah kam mir bekannt vor. Oder jedenfalls dachte ich das. Was war mir denn überhaupt bekannt? Ich erinnerte mich an nichts, was vor dieser schrecklichen Melodie geschehen ist.
Es gab nur drei Fragen die ich in meinem überfordertem Hirn formulieren konnte.
1.Wo bin ich?
2.Wer bin ich?
und 3. Wann wache ich endlich aus diesem Alptraum auf?
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2011
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