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Prolog

„Sie kommt“ flüsterte ein junges Mädchen mit schwarzem kurzem Haar und einem kräftigen Körperbau. Sie blickte sich nervös um ehe sie wieder ihrem Gegenüber in die Augen blickte. Dieser war dünn und groß gewachsen, trotzdem war er nicht der Typ, der einem Angst einjagen könnte. Sein haselnussbraunes Haar fiel in Strähnen über seine eben so haselnussbraunen Augen. Seine Stirn war mit Schweiß überdeckt. Erst nach ein paar Sekunden Überwindung antwortete er ihr: „Ja“, aber blickte er dabei nicht in ihre Augen sondern starrte stur auf die Spindwand. Seine Hände zitterten und waren eiskalt.

Kapitel 1

Es war noch früh am Morgen. Zu früh. Ich und meine Freundinnen betraten gerade das Schulhaus durch die große Flügeltür, als mir der Junge auffiel der starr und mit zitternden Händen die Spindreihe anstarrte. Er kam mir bekannt vor, doch fiel mir nicht sein Name ein. Ist ja auch egal immer hin ist und bleibt er ein jämmerlicher Versager, der nur rumheult. Wie viel hier an der Rafkon High School. Ich hingegen war an dieser Schule keine Versagerin, ich zeigte nur anderen, dass sie Versager waren. Wie auch dem Mädchen das neben dem jämmerlichen Versager an der Spindreihe stand. Sie wurde mit 14 Jahren schwanger und ist immer noch nicht von ihrem Babyspeck runtergekommen, ganz im Gegenteil diese Fettekuh nahm noch zu! Inzwischen ist sie glaub ich 16 oder 17 Jahre und seit dem die ganze Schule erfuhr, dass sie schwanger war nannten sie alle nur noch Nutte. Das geschah ihr recht. Hätte mich jemals jemand gefragt ob ich mich irgendwann auch so wie sie fühlen würde und sie dann verstehen könnte, hätte ich definitiv nein gesagt. Doch ich wurde eines Besseren belehrt. Denn ich bin jetzt immer stark, weil ich es früher nie war.

 

Im Klassenraum angekommen schaute ich mich um, wer mein potenzielles neues Opfer sein könnte für den heutigen Tag, da ich meine Opfer wie meine Kleidung jeden Tag änderte. Mein Blick fiel auf die kleine dünne Mary, die mich schon mit einem ängstlichen Blick anstarrte. Ich genoss diesen ein paar Sekunden ehe ich drei Schritte auf sie zu machte um direkt vor ihr zu stand. Ich war mindestens zwei Köpfe größer, was mir gefiel und fragte sie: „Na kleine Streberin, wie geht es denn ihnen heute?“ mit einem gehessichen Unterton. Sie blickte zur Seite und ich machte einen Schritt nach rechts, um wieder in ihren Blickfeld zu stehen machte ich auch einen Schritt nach rechts und sagte nun: „Würde sie mir bitte antworten“. Nun fing sie an am ganzen Körper zu zittern und ich genoss es. Ich hörte wie sie schwer schluckte und leise, wie ein unbedeutendes Mäuschen antwortete: „Gut“ und machte nebenbei einen Schritt zurück und hielt ihren blick stets auf den Boden gesenkt. Ich machte wieder einen Schritt auf sie zu und sagte: „Könnten sie mir bitte etwas lauter antworten?“. „Gut“ sagte sie nun lauter, aber sodass es immer noch nur ich hören konnte, aber es reichte mir, denn mein eigentliches Ziel war die Hausaufgaben zu bekommen, also warf ich jetzt einen unauffälligen Blick auf ihren Platz und erkannte ein Blatt mit der Überschrift: Hausaufgabe vom 12.Mai.2013. Nun blickte ich sie lächelnd an und sagte höflich: „Könnten sie bitte mir ihre Hausaufgabe geben?“. Sie sah mir zum ersten Mal an diesem Tag in die Augen und nun zitterte sie so sehr das ihr straff zurück gekämmter Zopf wippte, als sie schließlich sagte: „Nein“. Zwar war es sehr leise, aber ein Nein akzeptiert eine Faith Baker nicht und mit einer ruckartigen Bewegung griff ich nach ihrem Zopf und zog fest daran, so dass ihr Kopf nach hinten gerissen wurde. Nun fragte ich sie noch einmal: „Gibst du mir nun deine Hausaufgabe?!“ die gespielte Freundlichkeit war aus meiner Stimme verschwunden und ich zog ihren Kopf so fest nach hinten, das sie mir in die Augen sehen musste. Nun rollte ihr eine Träne über die Augen und sie machte ein leises Geräusch, dass ich als „ja“ deutete. Ich ließ ihren Zopf los und deutete auf ihren Platz „Komm schon! Nimm deine Hausaufgabe und schreib sie in meiner Handschrift noch einmal ab! Aber schnell“. Sie wirkte auf mich etwas erleichtert, wahrscheinlich da sie trotzdem noch eine Hausaufgabe besaß, doch als sie fertig abgeschrieben hatte, blickte ich kurz über das Blatt und stellte verärgert fest: „Meine Schrift  sieht total anders aus und das hier ist ein einziges verwackeltes irgendwas, aber naja es muss erstmal reichen. Du schreibst mir dann noch Chemie ab. Das wir uns gleich verstehen“. Mit diesen Worten legte ich das Blatt auf meinen Platz und nahm nun Mary ihre Hausaufgabe aus der Hand und warf alles von ihrem Tisch mit einer schnellen wisch Bewegung, dann nahm ich ihre Hausaufgabe und zeriss sie in lauter Einzelteile die ich dann im Papiermüll entsorgte. Die Tür wurde geöffnet und unsere Lehrerin trat hinein. Bevor ich zurück zu meinen Platz ging zischte ich Mary in die Ohren: „Wehe du sagst ihr was! Dann findest du deinen Kopf in der Toilettenschüssel wieder! Das wir uns gleich verstehen!“. Ich drehte mich um wobei mein lockiges braunes Haar durch die Luft schwebte, dieses umrahmte mein wunderschönes Gesicht mit den eiskalten blauen, grünen Augen. Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und lächelte zufrieden. Den Rest der Stunde ließ ich an mir vorbei ziehen und machte nur ab und zu eine Bemerkung zu dem schrecklichen Kleidungsstil unserer Lehrerin. Diese ließ sich so leicht einschüchtern, dass ich den Rest der Stunde meinen Schönheitsschlaf nachholen konnte.

Als die Glocke schellte reckte ich mich zufrieden und erhob mich von meinem Platz, nun würde ich langsam zu dem Französisch Zimmer gehen müssen. Da ich aber keine Lust hatte meine Tasche zutragen, hielt ich sie Mary entgegen, die sie für mich tragen sollte. Dann fiel mir ein, dass wir heute einen Test schreiben wollten und sagte zu Mary: „Da wir heute einen Test schreiben wirst du dich neben mich setzten und für mich den Test ausfüllen“. „Das ist doch verboten, was ist wenn wir erwischt werden?“ antwortete sie mir mit ihrer leisen zittrigen Stimme. „Entweder du tust es oder ich mache dir den Rest deines Lebens zur Hölle. Und falls du erwischt wirst, wie du von mir abschreibst. Bekommst du den Ärger und ich die eins. Ist das nicht gerecht?“. Sie öffnete ihren Mund, es schien als wollte sie etwas sagen, aber entschied sich dann dagegen. Sie lief mit gesenktem Haupt vor mir, während ich in meinen Leo- Pumps ihr hinter her stöckelte. Im Französisch Raum angekommen, zeige ich auf eine Bank ganz hinten an die ich mich mit Mary setzten wollte. Widerstrebend setzte sie sich an den Fensterplatz und ich ließ mich neben sie auf den Stuhl fallen. Sie holte aus ihrem Rucksack ein Buch mit der Aufschrift: Ein Leben, als Genie und noch ihre Brotdose. Die ich sofort, als ich sie sah an mich nahm. Ich öffnete sie und nehme mir das Brötchen und den Schokoriegel heraus. Den Apfel schaue ich kurz an ehe ich mich entschließe ihn aus dem Fenster zu werfen auf die Straße. Ich öffnete ein Fenster und warf ich  heraus, erst dann merke ich das der Apfel direkt auf das Auto unseres Dirktors fiel. Nun merkte ich erst den entgeisterten Blick von Mary die mir die ganze Zeit wortlos zugesehen hat. Man hörte ein dumpfes Krachen auf Blech in dem Auto dach war nun eine Beule und der Apfel war zersprungen. Erst nun schauten die anderen sich zu dem Fenster um und ich sagte: „Wer war das?!“ total unschuldig blickte ich mich um. Anscheinend hatte niemand außer Mary mitbekommen das ich es war. Alle standen noch wie versteinert da, als ich Mary am Arm packte und sie hinter mir herschleifte aus dem Zimmer heraus. Um die Ecke in eine stille Abstellkammer. Sie starrte mich nur an und ich ergriff das Wort und sagte: „Wenn du niemanden von dem Vorfall erzählst bringe ich dich  mit dem Schwächling zusammen in den du doch verliebt bist“. Ich wusste das sie alles dafür geben würde um mit ihm zusammen sein kann und das machte ich mir zum Vorteil: „Oder willst du, das die ganze Schule von deinen Gefühlen zu ihm erfährt und alle deine Briefchen lesen können?“. „Nein. Aber bringst du mich wirklich mit Ryan zusammen?“. „Wenn du nichts erzählst“. „Oh für Ryan würde ich alles tun! Ich erzähle nichts“ verlegen blickte sie dann zur Seite. „Das will ich auch für dich hoffen, sonst kann ich für nichts mehr garantieren“.

Natürlich wurde ich zuerst verdächtig, aber Mary hielt ihr Versprechen und sagte sogar, dass wir zusammen noch einmal gelernt hatten. Das kam zwar allen verwunderlich vor aber Mary log eigentlich nie. Nun war ich fein aus der Sache raus. Ryan konnte ich auch schnell überzeugen mit Hilfe eines Videos, sodass er nach dem Unterricht zu Mary ging und ihr seine angebliche Liebe gestand. Mary wirkte überglücklich, was mich zwar ärgerte aber ich wollte immerhin nicht wegen des kaputten Autos beschuldigt werden, also riss ich mich zusammen und lief nach Hause. Natürlich war ich wieder in unserer rießen Villa allein. Mein Dad war wie immer noch bis tief in die Nacht arbeiten. Meist kommt er dann mit einer Prostituierten nach Hause, weil Mum ihn schon vor Jahren verlassen hat und mich gleich mit. So eine Schlampe! Aber gut mir soll es recht sein, da habe ich das Geld von Dad ganz für mich allein.

Oben in meinem Zimmer angekommen schmiss ich meine Tasche in die Ecke und klappe meinen neuen Laptop auf. Ich drückte auf die Einschalttaste und mein Bildschirm wurde hell. Als auf einmal ein schwarzes Kästchen aufleuchtete die rote Schrift stach mir in die Augen.

Treff mich, um 17 Uhr an dem Sportplatz deiner Schule.

Küsschen M.

„Was für ein Idiot?!“ sagte ich laut meine Gedanken. Wer kommt bitte auf so eine Idee? Und wo her kennt der mich? Von der Schule?- denkbar. Obwohl es lustig werden könnte, dabei schwebte mir ein Gedanke einer Videoaufnahme im Hinterkopf. Ich könnte ihn heimlich filmen und dann das Video in der Schule herum zeigen. Wenn er auf meine Schule geht könnte das ein riesen Spaß werden.

Ich warf einen letzten Blick auf die Uhr es war viertel vor fünf, also hatte ich noch genügen Zeit zu der Schule zu laufen. Die nur wenige Straßenkreuzungen von unserer Villa entfernt lag. Ich öffnete die pompose Eingangstür und lief auf der Rhett´s Run entlang zum Orchard View von dem aus ein kleiner Weg zur Schule führte.

Nun stand ich direkt vor dem Sportplatz von ihm war noch nichts zu sehen, also versteckte ich die Kamera schnell im Gebüsch und wartete.

Nun war es schon fünf nach, doch beschloss ich länger zu warten um mir nicht die einmalige Möglichkeit entgehen zu lassen. Es herrschte absolute Stille und langsam glaubte ich, dass mich jemand reinlegen wollte. Verärgert wollte ich gerade wieder nach Hause, als auf einmal mir ein weißes Tuch unter die Nase gehalten wurde.

Ich wurde umgeben von Dunkelheit. Von der tief schwarzen Nacht.

 

Kapitel 2

Mein Körper war steif und ich konnte mich nicht bewegen. Immer noch war mir schlecht und schwindlig und wagte deshalb noch nicht meine Augen zu öffnen. Erst jetzt merke ich die herrschende Kälte und wie sie schon meinen Körper eingenommen hatte. Mein Rücken schmerzte, wahrscheinlich wegen der Kälte.

Langsam versuchte ich es meine Augen zu öffnen, erst könnte ich nur blinzeln. Doch dann wurden die Umrisse schärfer und ich erkannte das Bett auf dem ich lag. Das Bett stand an einer Wand und nahm bestimmt schon die hälfte es Raumes ein, der keine Fenster besaß. Nur an der einen Seite war eine Tür, die mir aber so standhaft vorkam, dass ich hier nie heraus entkommen würde ohne einen Schlüssel und nun brannten mir zum ersten Mal wieder seit Jahren Tränen in den Augen. Vor lauter Verzweiflung. Ich wollte zu der Tür rennen und da gegen hämmern, doch als ich aufstehen wollte merke ich, dass mein Arm am Bett fest gekettet war. Meine Umgebung wurde wieder unschärfer, da sich ein dicker Tränenschleier über meine Augen legte. Ich wollte schreien, doch kam nur ein leisen schluchzen hervor.

Ich wusste auch nicht wie ich hier her gekommen bin. Das letzte an das ich mich erinnern kann, ist wie ich auf dem Schulhof warte. Was ist passiert? Um Himmelsgottes Willen will sich jemand mit mir einen Spaß machen? Wenn dem so ist, dann… „Hä, hat es dir Spaß gemacht mir beim heulen zu zu sehen?! Ich kann dir nur eins sagen: Wenn ich hier rauskomme mach ich dich fertig!!“ rief ich. Meine Worte schallten immer wieder, bis sie so leise waren, dass ich sie nicht mehr hören konnte. Ich blickte zu Boden, dieser war aus Stein und eiskalt. Mir war klar niemand würde mich hier hören, ich werde hier wohl oder übel auf meinen Entführer warten müssen, wenn dieser überhaupt kommt. Zum ersten Mal kroch in mir die Angst hinauf, was ist wenn er will, dass ich hier sterbe… verhungere und verdurste. Wer will mir so etwas an tun?

Ich zitterte am ganzen Körper und starrte nur auf die Tür, in der Hoffnung das diese mit einem Schwung aufgerissen wurde und jemand schreit: „Haha, du hast dich verarschen lassen“. An diesem Gedanken hielt ich mich fest und versuchte nicht wieder anzufangen zu heulen. Was mir nicht recht gelang, da mir mehrere Tränen auf der Wange brannten. Ich glaubte einfach nicht, dass mich jemand nur verarschen wollte. Es wollte sich jemand bewusst an mir rächen. Aber wer? Mary? Sie konnte es nicht sein, da sie erstens nicht den Mumm dazu hat und zweitens eigentlich ja glücklich ist. Ob es Ryan war, der sich an mir rächen will wegen dem Video mit dem ich ihn erpresst hatte. Erst jetzt fiel mir auf, dass eigentlich fast jeder an meiner Schule mir etwas zu stoßen lassen will. Sie hassen mich alle, selbst meine Freunde hassen mich und daran bin nur ich schuld. Schnell schüttelte ich meinen Kopf, solche Gedanken sind nichts für eine Faith Baker! Ich zeige ja nur anderen was sie für Schwächen haben. Trotzdem blieb ein unwohles Gefühl in mir zurück. Ich rollte mich zusammen wie ein Igel, der sich vor der erschreckenden Umwelt schützen will. Dies gab mir ein leichtes Gefühl von Sicherheit zurück. Ich schloss meine Augen und schlief ein. Ich hatte keinen besonders guten Traum, da ich von Monstern erst verfolgt und dann gefressen wurde. Was für ein Idiotischer Traum! Nur Kinder fürchten sich vor Monstern! Und ich lieg hier rum bin 16 Jahre und fürchte mich vor Monstern? Ich schob den Gedanken bei Seite und konzentrierte mich darauf wie ich hier raus komme. Es gab weder Fenster noch etwas anderes was ich einschlagen hätte können und die Tür war viel zu massiv, und selbst wenn dem nicht so wäre ich würde sie nie wegen den Fesseln erreichen. Also sitze ich hier so lange fest bis mich hier jemand heraus holte oder ich doch noch einen Weg finde. Was ist wenn der Entführer auf Lösegeld aus ist, würde das mein Dad bezahlen? Wohl er kaum, also konnte ich mich auf ihn auch nicht verlassen. Obwohl er einer der reichsten Männer war, doch ist seine Devise eher sparen, sparen und noch mal sparen. Ob er jetzt bei der Polizei sitzt und denen von meine Verschwinden erzählt oder ob er schon dort war? Stopp nein, er wird gar nicht merken, dass ich weg bin, da er auf Geschäftsreise gefahren ist. Das hatte ich ja total vergessen und in der Schule werden sie denken, dass ich schwänze. Niemand wird zur Polizei gehen, weil jeder froh ist wenn ich nicht mehr da bin. Mein Leben war immer so perfekt, da ich alles durch Feindseligkeit und Geld erlangen konnte, doch nun wurde das mir zum Verhängnis. Ich wollte es trotzdem nicht war haben.

Ich wusste nicht wie lange ich schon hier gefangen war, ob 2, 3 oder 4 Tage. Schon lange ist es her, dass ich sah wie die Sonne am Morgen aufsteigt und dann am Abend wieder sinkt. Ich sah nichts außer die Dunkelheit die mich um gab. Leere umgab mich und die Angst, dass ich dass nicht überleben werde. Sie nagt Tag für Tag an mir und wird mich irgendwann aufgefressen haben, wenn das hier alles so weiter geht. Mir war kalt und ich hatte seit Tagen nichts mehr gegessen und getrunken. Aber wollte mich der Entführer so sterben lassen, qualvoll am Hungerstod oder steckt da ein anderer Plan dahinter?

Die meiste Zeit des Tages oder der Nacht (was auch immer gerade ist) verbrachte ich mit schlafen und grübeln. Meine Haut war nur noch blau lila gefleckt und ich zitterte nur noch, meist rollte ich mich dann zusammen. Versuchte einzuschlafen, alles zu vergessen. Aber mich quälte ich ganze Zeit immer eine Frage: Wenn ich hier lebend rauskomme, werde ich mich dann überhaupt ändern? Werden sie mir verzeihen? Ich wollte es mir die ganze Zeit nicht eingestehen, aber ich glaube nicht, dass ich fähig bin mich zu ändern. Ich bin immer noch schnippisch, trotz das ich so viel denke und grüble. Für einen Außenstehenden mag das nicht verständlich sein, aber es zerreißt mich gerade. Einerseits will ich mich bessern, aber doch eigentlich nur weil ich in dieser Lage bin oder? Anderseits will oder kann eher mein Leben nicht aufgeben, trotz dessen hier. In der Zeit in der ich hier bin fast eine Woche würde ich schätzen, das ich so im Dämmerlicht sitze. Am Anfang habe ich immer diesen „Dauerhunger“ verspürt, aber nun nehme ich es kaum noch war. Oft ist mir schwindlig oder schlecht und es richt hier auch schon furchtbar nach Erbrochenen. Wahrscheinlich kommt deshalb mein Entführer nicht herein. Ein lächeln huschte mir über die Lippen, das erste seit langem. Doch war es keines Weges ein glückliches Lächeln, es war ein tonloses mit viel Ironie. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich das hier noch aus halte, bis ich total Paranoid werde oder so etwas. Immer öfter rolle ich mich zusammen und habe immer mehr Angst, dass ich es nicht lebend hier heraus schaffe. Die Taffheit ist verschwunden, nicht ganz sie ist nur begraben unter der Angst, die mich beherrscht.

Vorkurzen habe ich bemerkt wie ich in Ohnmacht gefallen bin, mir wurde schwarz vor Augen und weg war ich. Ich habe das Monster vor meinem inneren Auge gesehen, langsam glaube ich sogar dass es real ist und mich wirklich auffrisst. Bei solchen Momenten krieche ich in die hinterste Ecke des Bettes und ziehe nah die Beine an meinen Körper. Und hoffe, dass das Monster mich nicht erreicht. Wenn ich dann aufwache bin ich schweiß gebadet und zittere so sehr, das mir schlecht wird. Früher hätte ich solche Träume nie ernst genommen, doch nun bin ich total schreckhaft geworden und glaube sogar felsenfest, dass mir mein Entführer bewusst die Albträume in mein Gehirn fest ankert. Um mich bis zum Tode zu quälen, bis ich mich selbst umbringe oder vor Angst sterbe, was nicht mehr lang dauern wird. Maximal noch eine Woche dann bin ich komplett am Boden, dessen bin ich mir sicher.

           

 

Kapitel 3

Mein braunes Haar war schon seit langem nicht mehr so geschmeidig und glatt, im Gegenteil es ist struppig, verfilzt und total dreckig. In meinen Augen gab es nicht mehr das gewisse leuchten, auch wenn es nur wegen einen Sieg von mir über jemanden anderen war, den ich gedemütigt hatte. Und meine Haut war blass und straff über meine Knochen gespannt. Nichts essen über mehr als eine Woche ist an scheinend die perfekte Diät zum Tod. Ich hatte die Kraft zum Kämpfen verlies mich langsam. Kraft… Wollte ich das überhaupt noch haben? Hatte ich nicht schon lang genug hier durch gehalten? Es ist so einfach sich umzubringen, doch dafür braucht man Überwindung und besitze ich diese. Das fragte ich mich, obwohl ich in einer solchen Lage bin. Hätte nicht dann jeder die Überwindung dazu?

Jetzt wo ich so viel dachte, hörte ich auch die Geräusche die mich umgaben: das knarren der Hütte oder des Raumes, ein leises Rauschen, was das wohl heißen mag. Lag mein Gefängnis an einem Fluss mitten im Wald? Manchmal höre ich Schritte, aber wahrscheinlich irre ich mich nur. Man sagt doch man hört nur das was man hören will und so wird es wahrscheinlich sein. Pure Einbildung. Halluzinationen die ich immer öfter hatte, was an der „Radikaldiät“ liegt. Ich verabscheute Magermodels, doch nun war ich selbst zu einem geworden. Ich hasste mich. Einfach für alles doch nun war es zu spät. Lang hielt ich das hier nicht mehr aus.

Ich träumte von der Freiheit, wie ich über Wiesen und Wälder laufe. Tief den Duft der  Blüten einatme und einfach nur umher tanze. Dann ließ ich mich in das Gras fallen und muss niesen. Ich lächelte und blickte zum Himmel hinauf, ein wunderbares blau war wie über mich gespannt. Hier lag ich einfach nur da und atme tief und ruhig, ein und aus bis ich einschlief.

Als ich langsam wieder meine Augen öffnete, sind der Wald und die Wiese verschwunden. Verschwunden war auch der wunderbare Duft, stattdessen wurde ich nun von der Hölle umgeben. Ich fühlte mich fehl am Platz, alle liefen an mir vorbei und ignorierten mich. Manche machten Scherze die mich tief im Inneren verletzten. Keiner redete mehr mit mir oder sie schauten mich nicht einmal an. Ich war wie gestorben für sie. Ich zitterte am ganzen Körper, da ich dies nicht länger aushielt. Nun wusste ich, dass ich in mein altes Leben nie wieder zurück kommen werde und ein neues wird von den Anderen nicht zu gelassen. Ich zog eine Schere aus meiner Federmappe und ging aus dem Zimmer Richtung Toiletten. Dort schloss ich mich in der hintersten Kabine ein und setzte die Schere dort an, wo sich meine Hauptschlagader befindet. Dann zieh ich sie langsam weiter über meine dünne blasse Haut, die Wunde ist tief und fängt an stark zu bluten, dann wird mir schwarz vor Augen.

Ich fühle mich auf einmal so leicht und frei, als ich mich umblickte, merkte ich wie ich von oben von der Decke auf mich nieder blicke, wie ich gekrümmt da liege. Über und über mit Blut überströmt, dann wurde mir schlecht. Um mich herum stand jediglich zwei Personen: ein Notarzt und ein Bestatter, die mich wahrscheinlich bald in einen Sarg hieven werden. Ein sehr alter, schon von Holzwürmern zerfressen werde ich dann mit Erde beschüttet bei meiner Beerdigung, bei der vielleicht als einziger mein Dad anwesend ist.

Nun sah ich eine Situation zwischen mir und meine Dad, nach dem ich mich befreien konnte aus dem Gefängnis. Dieser geht wie normal arbeiten, als wäre nichts passiert. Ich hatte ihn mehrmals angebettelt weniger zu arbeiten, da ich eine riesige Angst vor meine Entführer hatte, der immer noch nicht gefasst wurde. Seit dem ich entkam bin, waren glaub ich 5 Wochen vergangen und niemand interessierte sich mehr für meine Fall. Und alle lebten weiter wie bisher. Ohne mich.

Mir schmerzte der Arm und ich wurde aus dem Albtraum gerissen, dieser hatte so schön angefangen, doch dann … Erst ignorierte ich die Schmerzen, als ich dann aber einen Blick auf meinen Arm war ich total erschrocken. Dieser war total aufgerissen und an meinen Nägeln klebte noch das nasse Blut, das tief dunkelrot aussah in dem Dämmerlicht. Ich erschrak vor mir selbst. Nun war ich vor der Außenwelt nicht sicher, nicht vor Menschen oder anderen Lebewesen und nun war ich noch nicht einmal sicher vor mir? Obwohl es seine guten Seiten hätte wenn ich mich selbst im Schlaf umbringen würde, dann würde ich einfach weiter schlafen…

Ich wachte durch ein seltsames Geräusch auf, dieses hatte ich schon seit langen nicht mehr gehört. Und erst konnte ich es nicht zu ordnen bis mir auffiel das das Geräusch von der Tür kam und dann war es mit klar jemand schloss die Tür auf. Um mir zu sagen: „Hey Faith, war doch ein geiler Scherz“ oder „Hey, ich hab mir so gedacht ich lass dich noch ein bisschen am Leben also hier hast du ein bisschen zu Essen. Ich will mir ja den Spaß nicht entgehen lassen“ oder doch „Jetzt kommt dein Ende! Ich will dich bluten sehen!“. Am liebsten wäre mir persönlich Variante 1 und da wäre ich auch erstmal sehr dankbar, doch als die Tür auf schwang wurden meinen Hoffnungen zerstört. Ein großer Kerl, gut durchtrainiert stand vor mir mit einer Ski-Maske über den Kopf. Das ist also mein Entführer? eigentlich sogar ganz sexy, wenn ich in einer anderen Situation wäre. Ich konnte einfach meine Gedanken nicht fassen, die ich gerade hatte. Ich wurde entführt und hatte nichts besseres zu tun als meinen Entführer sexy zu finden?! Er schloss die Tür wieder hinter sich und der Lichtkegel verschwand, also war gerade Abend. Er machte einen Schritt auf mich zu und betrachtete mich näher. Ich konnte es nicht fassen, dass er mich so anschaute und ergriff das Wort: „Willst du mich verarschen oder was?“. Dieser antwortete einfach nur: „Oder was“. Ich kochte schon innerlich vor Wut, wollte mich wirklich dieser Typ verarschen? „Lässt du mich endlich frei?“. „Nein“. „Ich sage auch niemanden etwas“, das sagen oft Personen in einem Film, doch bei mir klappte es nicht recht. „Nein“ antwortete dieser wieder. Mir rollte eine Träne über die Wange und ich startete meinen letzten Versuch: „Bitte, ich sage wirklich niemanden etwas und mein Vater hat sehr viel Geld. Bitte“. „Nein, aber möchtest du etwas essen?“. Ich war überrascht über seine vielen Worte und das was er sagte. Ich nickte nur, mein Entführer öffnete darauf hin seinen schwarzen Rucksack, den ich gar nicht bemerkt hatte. Heraus holte er eine zwei Bürger, eine große Portion Pommes und eine große Flasche mit Wasser. Ich wollte gierig danach greifen, doch machte er einen Schritt zurück und wurde damit unerreichbar für mich. Egal wie ich mich streckte oder verengte mir fehlten immer ein paar Zentimeter bis zu meinen Essen. Er lächelte zufrieden und mir liefen die Tränen über die Wangen. Ich war fast gerettet vor dem Hungerstod und nun quälte er mich noch mehr als zuvor. Er stand einfach so da, es kam mir vor wie eine Ewigkeit immer wieder regte ich mich um immer wieder aufs Neue enttäuscht zu werden. Ich bettelte, das er mir das essen doch geben solle, da ich sonst verhungern würde. Doch ignorierte er mich und auch seine Augen zeigten keine Regung. Als  er dann zur Tür ging wurde ich immer verzweifelter und sagte immer wieder unter einem Tränenschleier: „Bitte bleib doch da! Ich brauche das Essen“. Doch er drehte sich nur um und machte die Tür auf und schritt hinaus in die dunkle Nacht. Ein letztes Mal drehte er sich zu mir um und ich konnte einen Blick auf das Essen noch einmal erhaschen, dass ich wieder neuen Mut bekam. Doch wurde ich wieder enttäuscht und er ging einfach hinaus in die schwarze Nacht. Ich blieb allein zurück und ließ meinen Tränen freien Lauf.

 

Mein Leben zog an mir vorbei und zurück blieb nur die pure Angst vor dem Tod oder doch dem Überleben. Ich wusste es nicht mehr genau. Meine bleiche Haut war über und über mit Schweiß bedeckt und meine Hände waren blau von der herrschende Kälte. Ich wurde immer Kraftloser und so auch Hoffnungsloser… nichts mehr hielt mich. Immer öfter war ich in Ohnmacht gefallen und immer öfter hatte ich dann einen totalen Filmriss. Schwäche zu zeigen ist nicht typisch für mich, aber menschlich in dieser Situation. Für mich war es am Anfang ungewohnt, doch nun ist es alltäglich. Angst vor Monstern, die ich immer öfter auf mich stürze sehe. Angst vor meinem Entführer, der mich noch mehr seelisch foltert. Und Angst vor der Außenwelt, dass sie mich verschluckt und kaputt macht sollte ich hier raus kommen sollte. Dann wird mich bestimmt mein Entführer verfolgen und so lange stalken bis ich mich selbst umbringe. So weit will ich es nicht kommen lassen, da sterbe ich lieber indem ich von Monstern gefressen werde.

Diese Nacht (wenn es überhaupt eine war) hatte ich einen seltsamen Traum: Ich lag wieder auf der Wiese und war wieder so unendlich glücklich. Doch dann verdunkelte sich alles um mich herum und ich wurde in ein tiefes schwarzes Loch gezogen. Immer tiefer und tiefer. Ich hatte keinen Halt, ich wurde einfach mit hinunter gerissen. Seit dem liege ich zitternd auf dem Bett und glaube, dass jeden Moment sich unter mir ein tiefschwarzes Loch öffnen könnte und ich hinunter falle wie im Traum.

Ich werde immer weiter von solchen Träumen verfolgt: Ich renne. Doch komme ich kein Stück voran. Die Verfolger kommen immer Näher, doch bin ich immer noch bewegungsunfähig. Erst jetzt merke ich, dass ich angekettet bin… Mein Handgelenk ist rot gerieben vom vielen ziehen und zerren.

Schweißgebadet wachte ich auf aus dem Traum, indem ich es nicht geschafft habe eine unverschlossene Tür zu öffnen und habe angefangen zu heulen.

Ich kam schon gar nicht mehr dazu zu denken, da ich immer wieder in diese Alpträume fiel und in ihnen gefangen blieb. Oder war ich einfach nur zu schwach zum denken?

Dann wurde alles wurde schwarz vor meinen Augen…

Kapitel 4

...

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.05.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme es allen, die dieses Buch lesen. Was mich sehr erfreut :)

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