Ich starrte hinaus in die weiße Einöde. Ich sah nichts als Schnee. Schnee und sonst nichts. Dagegen bot sogar Forks Abwechslung. Da hatte der Himmel eine andere Farbe als der Wald. Aber hier war alles weiß. Das dachte ein kleiner Teil meines Gehirns während ich gleichzeitig an so viele andere Dinge dachte.
Zum Beispiel an die Wölfe. Warum waren sie gekommen? Was hatte Jacob dort bei Sam gemacht? Hatte er überhaupt an Renesmeè gedacht. Dann kam mir ein anderer Gedanke: Waren sie wegen Angela gekommen? Immerhin war sie ein neuer (nicht genehmigter) Vampir!
Und Angela. Hatte sie es geschafft da raus zukommen? War sie es die ich gehört hatte? Ein Schauer überlief mich. Wer war das gewesen?
Ich hörte wie die Zimmertür aufging und ein bekannter Geruch wehte zu mir hinüber.
„Nessie will zu dir. Soll ich ihr sagen …“, Tanya brach ab und schaute mich unsicher an. „Nein schon gut. Sie kann kommen.“ Tanya nickte. Mitfühlend sah sie mich an.
Edward war mit uns gleich nach dem „Einbruch“ der Wölfe zu den Delani gerannt. Als wir angekommen waren wir ich innerlich zusammengebrochen. Kate hatte mir das Gästezimmer gezeigt und mich allein gelassen. Das war auch gut so. Und meine Tochter musste dringend schlafen. Edward hatte sich leise unten mit Eleazar geredet. Aber ich hatte nicht zugehört (obwohl ich es konnte).
Jetzt kam Renesmeè auf mich zu gerannt und unwillkürlich streckte ich die Arme nach ihr aus. Sofort legte sie die Hand auf mein Gesicht.
Sie zeigte mir noch mal die Wölfe und ich war wieder mittendrin. Aber ich sah alles aus einer anderen Perspektive:
Ich spürte Schmerz und das Moma mich ängstlich anstarrte, aber mindestens gleichwertig sah ich den großen Wolf namens Jacob Black. Ich spürte Angst und sah in seinen Augen die Worte die er nicht aussprechen konnte: „Es tut mir Leid, ich muss!“
Dann schaute Nessie mich an. Und es kam eine Andere Szene:
Sie erinnerte sich daran, wie ich Jacob über den Rasen gejagt hatte und wie Seth dazwischengegangen war. Aber dann änderte sich das Bild und ich sah die selbe Szene nochmal, nur diesmal im Schnee.
Ich sah sie an. Wollte sie darauf jetzt wirklich eine Antwort? Darüber musste ich nachdenken. Nach einer Weile antwortete ich doch: „Nein, eigentlich nicht.“ Dann machte ich eine Pause. „Aber das war alles sehr … eigenartig.“ Wieder sah sie mich an dann sagte sie, so das es fast wie eine Frage klang: „Wir bleiben immer zusammen.“ Und in ihren tiefen braunen Augen lag etwas das Angst sein könnte. Etwas was ich an ihr noch nie gesehen hatte.
Erst jetzt viel mir auf das sie andere Sachen trug. Als ich mit ihr gerannt war hatte sie eine rosa Bluse und blaue Designer- Jeans angehabt. Aber das war jetzt natürlich schmutzig. Jemand (Carmen?) hatte ihr ein hellgrünes Wollkleid angezogen.
„Ja“, sagte ich. „Wir bleiben immer zusammen.“ Ich streichelte ihre Haare. Das hatte Reneè auch immer gemacht wenn ich traurig war. Reneè …
Noch so eine Beziehung die ich abbrechen musste wenn, ich den anderen nicht verletzen wollte. Denn meine verrückte Mom würde das nie und nimmer aushalten. Charlie schaffte das mit viel Hilfe (auch wenn ich ihm dass nicht zugemutet hätte), aber Mom nicht.
Ich sah wieder hinaus in den Schnee als ich hörte wie unten ein Telefon klingelte. Kaum zwei Sekunden später stand ich mit Nessie auf dem Arm erwartend neben Carmen die abgenommen hatte. Sie nickte. Hörte zu. Dann sagte sie: „Ja, die ist hier, einen Moment.“ Dann gab sie mir das Telefon in meine Hand (die gezittert hätte, wäre ich ein Mensch gewesen).
„Hallo?“, hauchte ich in den Hörer. „Bella! Ein Glück! Ich dachte schon … Geht es Nessie gut?“ Rosalies Stimme klang angespannter als sonst. „Alles okay Rose. Renesmeè geht es gut und Edward auch. Wo seid ihr wisst ihr was das war? Bist du allein?“, alles das sprudelte in sogar für einen Vampir schneller Geschwindigkeit aus mir raus.
„Bei mir sind Carlisle, Esme und Emmet. Wir sind in einer Wohnung in New York. Wir sind gleich nach euch weggerannt.“ Sie machte eine Pause. Dann sagte sie leiser: „Bella es tut mir so leid wir glauben Angela, Alice und Jasper … wir wissen nicht wo sie sind. Wir haben alle angerufen …“ Sie verstummte.
„Nein!“, flüsterte ich. Das durfte nicht sein. Sie mussten irgendwo untergekommen sein. Das durfte einfach nicht sein.
Sofort stand Edward neben mir. Vorsichtig nahm er mir das Telefon aus der Hand. Erst jetzt wurde mir klar das es gefahr gelaufen hatte verquetscht zu werden. Armes Telefon. Doch ich stand unter Schock.
Alice war meine Schwester und ich hatte sie erst vor kurzem wiedergefunden.
Jasper war immer nett zu mir gewesen (bis auf das eine Mal wo er mich umbringen wollte). Auch er war ein feste bestandteil meiner neuen Familie.
Angela … sie war meine beste Freundin gewesen. Jetzt hatte ich sie wiederbekommen nur um sie erneut zu verlieren.
Es war erneut alles perfekt gewesen nur um erneut verstört werden zu können.
Erstarrt stand ich im Hausflur und starrte auf die Wand, als könne das all meine Probleme lösen.
NESSI:
Momma schaute ängstlich auf die Wand.
Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich schaute zu Daddy. Er redete jetzt mit Rosalie, am Telefon. Wieder schaute ich zu Momma, sie hatte sich noch immer nicht bewegt. Ich legte meine Hand auf ihre Wange und zeigte ihr wie ich mit Tante Rose sprach. Doch auch da bewegte sie sich nicht.
Als laut: „Daddy, kann ich mit Tante Rose sprechen?“ Er schaute zu mir. Langsam nickte er, dann reichte er mir das Telefon.
„Nessie alles okay bei dir? Geht es dir gut?“, sie klang ehrlich besorgt.
„Ja. Alles in ordnung. Sind Oma und Opa bei dir?“, fragte ich. Oma war immer so nett zu mir. „Ja Nessie alles in Ordnung …“, dann brach sie ab als wollte sie noch mehr sagen. Dann wollte (musste) sie wieder mit Daddy sprechen und ich beruhigte Momma.
Kate schlug vor mit mir im Schnee zu spielen damit Momma und Daddy allein sein konnten. Freudig stimmte ich zu. Da ich allerdings hier keine Sachen hatte zog sie mir kurzerhand drei Pullover übereinander und eine dicke Jacke an.
Drausen im Schnee war es zwar kalt. Aber es machte auch Spaß Kate mit Schneebällen zu bewerfen. Nach einer Weile kam Tanya dazu stellte sich allerdings auf meine Seite. Nach einer Stunde im Schnee war ich zwar halberfroren aber glücklich. Da ich bis jetzt nur in Forks gewesen war sah ich das als Urlaub an.
Und wenn man sich umsah war Delani wirklich schön. Als es dunkel wurde rannte Kate mit mir auf dem Arm zu einem Hügel von dort aus konnte man die Stadt sehen. Es war unglaublich wie schön das aussah wenn es immer dunkler wurde und langsam alle Lichter angingen. So richtig Winterlich.
Als wir wieder im Haus waren setzte ich mich in meinem Gästezimmer mit Carmen vor den Kamin und sie las mir eine Geschichte über ein Mädchen mit eier hübschen roten Cappe vor, während Tanya mein Haar kämmte (meine Locken waren total nass und verworren durch das Spielen im Schnee). Doch bald war ich müde und ging ins Bett (Carmen bestand darauf mich zu tragen).
Doch obwohl ich müde war konnte ich nicht schlafen. Ich musste an Meinen Jacob denken. Ich hatte ihn jetzt fast drei Tage nicht gesehen. Da er als Angela dazu kam nicht mehr kam.
Dass eine Mal bei dem „Einbruch“ der Wölfe wollte ich nicht zählen.
Nach dem ich mich zwei Stunden von einer Seite auf die andere Gedreht hatte, stand ich auf. Ich trug nur ein großes T-shirt das Tanya mir geliehen hatte. Um zur Tür zu kommen musste ich kein Licht anschalten denn als Halbvampir sah ich ganz gut im dunkeln.
Im Flur blieb ich stehen.
Ich hörte das Tanya und Kate jeweils in ihren Zimmern waren und Carmen unten im Wohnzimmer war aber weder Daddy noch Momma hörte.
Doch dann drehte ich mich um und ging in mein Zimmer zurück ganz leise machte ich die Tür zu. Und hoffte das sie zu beschäftigt waren um es zu hören. In meinem Kamin war noch etwas Asche also legte ich nur ein neues Stück Holz auf. Wie ich gehofft hatte lag das Märchenbuch noch da. Ich setzte mich auf den Schaukelstuhl und schlug die nächste Geschichte auf. So arbeitete ich mich die ganze Nacht durch das Buch.
Von Dornröschen über Rapunzel bis zur kleinen Meerjungfrau.
Als die Sonne auf ging war ich todmüde stellte aber fest das mir auch Märchen und nicht nur Gedichte gefielen.
In dem Moment kam Momma rein um mich zu wecken. Als sie mich sah war sie nicht überrascht. Wahrscheinlich hatten es alle gewusst die hörten ja das ich nicht schlief. Aber ich freute mich das sie mich nicht gestört hatten jetzt hatte ich einen Plan.
Tag der Veröffentlichung: 21.02.2012
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