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„Amelié vergiss nicht, wir glauben an dich!“, waren die letzten Worte von Kyoko die ich hörte. Sie hatten mich als erste besucht. Eigentlich hatte ich auf Aufmunterung gehofft. Doch jetzt war ich wieder den Tränen nah. Pelin hatte auch geweint. Also musste Kyoko uns beide trösten. Keine von uns sprach das Thema von ,Freiwilligen` an. Immerhin hätte ich mich an ihrer stelle auch nicht gemeldet.
Während ich auf den nächsten Besucher wartete fasste ich an mein neues Medalllion. Es war im Grunde einfach gearbeitet. Bis auf den kleinen blauen Stein war es fast nicht verziert. Sie hatten gesagt das ich es erst öffnen durfte wenn die Spiele für mich vorbei waren. So wie sie es gesagt hatte, war sie sich sicher das ich starb. Ich auch.
Aber kämpfen würde ich trotzdem. Das versprach ich mir. Alles andere wäre ein Zeichen von Schwäche. Aber wenn ich vieles war schwach war ich nicht. Ich war so wie mein Name Tapfer. Diese Spiele würden daran nichts ändern, nicht konnte das ändern. Auch nicht wenn ich …
Nein, ab jetzt verbot ich mir den Gedanken daran. Ich würde nicht aufgeben.
Vom Tisch nahm ich mir ein Taschentuch und wischte mir mein Gesicht ab. Keine Tränen mehr. Ich werde wiederkommen.
Als mein nächster Besucher kam hatte ich mich schon wieder gefasst. Meine beste Freundin Maren. Sie umarmte mich. Wie ich hatte sie dunkle Haare. Aber schönere ihre waren glatt und seidig. Nicht so lockig und dünn wie meine.
Aber jetzt war sie noch aufgelöster als ich vor einigen Minuten. Wir kannten uns schon ewig. Sie war mehr oder weniger mein Zwilling. Wir waren am gleichen Tag geboren. Und ich war ihre einzige Freundin. Denn Maren kam aus dem Gemeindeheim, ihre Mutter starb bei der Geburt und ihr Vater wollte sie nicht. Sie hatte nur mich.
Und jetzt sollte ich sterben. Immer wider flüsterte sie: „Nicht sterben, nicht sterben!“ Am ende ihrer Zeit war sie ein Wrack. Ich hoffte das meine Schwestern sich um sie kümmerten.
Denn sonst würde es niemand tun.
Danach kamen noch ein paar mehr oder (meistens) weniger enge Freunde:
Yara Jormark unserer Nachbarin die mir viel Glück wünscht.
Zain Dalw meine Partnerin ihm Schulsport die verspricht auf mich zu wetten. (Was sehr lieb ist denn sie weiß wie unsportlich ich bin)
Lais Ekrew der immer ein guter Freund war fast so eng wie Maren.
Dann bin ich wieder allein. Ich fühle mich hohl als hätte ich in den letzten Minuten alle meine Gefühle aufgebraucht. Aber wenigstens habe ich nicht geweint.
Als sie uns zum Bahnhof führen sind wieder Kameras aufgebaut. Ich gebe mir Mühe zu lächeln und hoffe das es mehr als eine Grimasse geworden ist.
Dann setzt sich der Zug in Bewegung. Er ist unglaublich schnell.
Am Fenster beobachte ich mein Distrikt der an mir vorbei zieht und (viel zu schnell) hinter mir verschwindet.
Auf dem Weg zu meinem Abteil flüstere ich: „Meine Damen und Herren, die 45 Hungerspiele haben begonnen!“

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Tag der Veröffentlichung: 01.01.2012

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