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Dieses Buch ist ein fiktionales Werk. Namen, Figuren und Ereignisse sind entweder Produkte der fantasie des Autors oder fiktiv eingesetzt. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlich lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.


Tropf, Tropf, Tropf …
Ich beobachtete Regentropfen die in eine Pfütze zu meinen Füßen vielen. Das gab mir das Gefühl das wenigstens etwas normal war: Regen. Nicht mal das Kapitol konnte dafür sorgen das es am Tag der Ernte nicht regnet. Vielleicht in der Stadt …
Vielleicht sogar in den anderen Distrikten. Aber Distrikt 11 war eindeutig zu groß dafür. Und es wäre vergebliche liebes mühe. Der eine Tag an dem sie hier filmten. Und außerdem brauchten die Pflanzen hier Wasser. Nein wir würden vor Regen nie sicher sein.
Ich hob den Blick. Der Rathaus platz war groß, zumindest für das was ich gewohnt war. Für mich war er jedenfalls groß. Aber mehr auch nicht. Nichts zeugte hier vom unbesiegbaren Kapitol. Dem was wir alle nur aus dem Fernsehen kannten oder wenn jemand keinen hatte: von der großen Leinwand die zu jeden Hungerspielen hier aufgebaut wurde.
Ich fröstelte. Ich hatte nur ein gutes Kleid. Das zog ich jedes Jahr an. Jedes Jahr zur Ernte. Ich sah zu den riesigen Glaskugeln auf der Bühne. In der rechten waren die Zettel der Mädchen. Auf 17 stand mein Name. Der Name Amelie Twillig.
Zugegeben ich hasste meinen Nachnamen auch: Twillig. Bäh, wer will schon so heißen? Aber Amelie was ja bedeute „Die Tapfere“
Da hörte ich die Fanfare. Die Auslosung begann. Ich zupfte mein kurzes, gelbes Sommerkleid zurecht und trat in die Reihe der 15 Jährigen Mädchen. Ein paar Reihen vor mir sah ich meine kleine Schwester Pelin. Sie war 12. Ihre erste Ernte. Und ich wusste das hinter mir meine große Schwester Kyoko. Sie war ein Jahr älter als ich.
Beide waren sich sehr ähnlich. Aber ich sah ganz anders aus. Pelin und Kyoko hatten beide glattes blondes Haar und graue Augen. Ich hatte gelockte, braune Haare und grüne Augen. Auch sonst waren wir unterschiedlich. Beide waren total sportlich Talentiert und beliebt.
Ich war hingegen kein geselliger Mensch. Aber wenn wir in der Schule sangen dann war ich immer die beste. Singen war das einzige was ich gut konnte.
Aber wann hatte man je gesehen das jemand bei den Hungerspielen totgesungen wurde? In den vielen Jahren hatte ich immer wieder versucht etwas nützliches zu lernen. Ohne Erfolg …
In dem Moment als die Uhr 1 schlug, trat unsere Bürgermeisterin vor und begann zu lesen. Dasselbe wie immer:Sie erzält die Geschichte von Panem, dem Land, das aus den Trümmern dessen erstand, was einst Nordamerika genannt wurde.
Es kommt mir vor als würde sie stundenlang reden. Immer wieder schaue ich zu den Kameras. Sie schwenken immer wieder durch die Menge. Suchen nach dem neusten Tribut.
Als die Erzählung endlich mit den Worten: „Eine Zeit der Reue und des Dankes zugleich“, endete war ich so steif wie eine Statue. Die Namen der Sieger hörte ich schon gar nicht mehr.
Dann kommt Ignatius Schierling nach vor getrabt. Wie jedes Jahr soll er die Tribute ziehen. Alles wie jedes Jahr: Seine feurigen Haare und das Goldene Jacket mit dem er seit ungefähr 50 Jahren zu Distrikt 11 vertritt. Und er sagt den selben Spruch auf wie jedes Jahr: „Fröhliche Hungerspiele! Und möge das Glück stets mit euch sein!“ Sie könnten einfach da vorne einen Film abspielen der vor Jahren aufgenommen wurden war, dachte ich. Niemand würde den unterschied merken.
Doch dann werde ich wieder erst. Die Zeit der Ziehung ist gekommen.
Alle halten den Atem an. Ich kaue mir wie wahrscheinlich 1000 andere Mädchen die Wange in Fetzen. Doch Ignatius nimmt sich Zeit. Er wühlt in den Zetteln Minutenlang herum und als er schließlich einen Namen in der Hand hält läuft er seelenruhig zurück zum Podest.
Dann nach einer Ewigkeit wie es sich anfühlt. Liest er den Namen vor:
Amelie Twillig

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 29.12.2011

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