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Kurzgeschichte




Kennst du das, wenn du jemand einfach für immer an deiner Seite haben willst, aber weißt, dass er dich irgendwann verlassen wird?!
Nein? Dann sei froh darüber, denn es ist ein dreckiges Gefühl!


Mein Name ist Trixie und bin vor ungefähr einem Monat 16 geworden! Mein Leben lief zwar nicht immer so, wie ich es wollte, doch es war annehmbar. Insbesondere weil Jeremy für mich da war. Jeremy ist mein drei Jahre älterer Bruder und auch wenn er es liebte, mich zu trietzen, wusste ich, dass er mich liebte. Selbst ich liebte ihn über alles, aber das würde ich ihm nie sagen, denn dann hätte er ja noch einen Grund mehr, um mich zu trietzen. Den Gefallen würde ich ihm nicht tun!
Wir sind halt Geschwister, da ist es nicht so einfach ehrlich mit seinen Gefühlen für einander rauszurücken, aber das hinter mich nicht daran, ihm meine anderen Problem zu erzählen. Er war immer ein guter Zuhörer gewesen und er verstand mich besser, als es ein anderer je können würden. Selbst meine beste Freundin konnte da nicht mit ihm mithalten.
So im Großen und Ganzen war ein Bruder für den man sich nicht schämen musste, denn es sah auch noch gut aus, aber hey, wenn ihr ihm erzählt, dass ich euch das gesagt habe, seid ihr dran!
Aber auch mein ach so normales und eigentlich stabiles Leben kann aus seiner Umlaufbahn geworfen werden…
Alles begann vor ungefähr einem Monat, um genau zu sein an meinem Geburtstag.

Sweet 16 war einfach ein Geburtstag, den man groß feiern musste! Welches Mädchen wartete nicht sehnlichst auf diesen Tag. Man ist endlich kein Kind mehr und in einem halben Jahr war auch der Führerschein nicht mehr weit. Natürlich gibt es da auch noch den Vorteil, dass man endlich Alkohol kaufen durfte, was mich, da ich einen älteren Bruder hatte, nicht wirklich juckte, aber naja.
Zumindestens wurde mein 16ter Geburtstag natürlich auch groß gefeiert. All meine Freunde kamen und auch ein paar von Jeremy, da er als Aufsichtsperson fungieren sollte. Meine Eltern hatte eingewilligt, nicht anwesend zu sein, wenn Jeremy alles im Augen behielt und er war ein Schatz und war natürlich einverstanden.
Das Wohnzimmer war dekoriert und auch Snacks und Getränke waren bereits auf den Tischen.
Um Punkt 20 Uhr klingelte die Haustür und meine Freunde kamen. Auch Lesh, meine beste Freundin, die sonst immer zu spät kam, war diesmal pünktlich.
Wir feierten bis in den Morgen hinein und um ca. 3 Uhr fielen wir alle auf die vorbereiten Matratzen.

Als ich am Morgen aufwachte, frühstücken wir und einer nach dem anderem wurde abgeholt, bis nur noch Lesh da war.
„Hey Lesh, wann kommen denn deine Eltern? Ich will dich ja nicht rausschmeißen, aber ich gleich noch einen Termin.“, fragte ich zaghaft.
„Mmh… ich fahr mit dem Bus nach Hause. Meine Eltern hatten keinen Bock mich abzuholen.“, sagte sie lässig.
„Mmh… okay, wenn du meinst.“
Da klinkte sich Jeremy ins Gespräch: „Ich kann sie doch nach Hause fahren, nachdem ich dich abgesetzt habe.“
Ich strahlte ihn an. „Das würdest du echt machen? Du bist ein Schatz!“
Er zwinkerte mir zu und wir räumten noch auf, bevor wir uns auf dem Weg machten.
Er setzte mich ab und fuhr dann mit Lesh fort.

Als ich später am Abend wieder auf dem Parkplatz stand, wo er mich abgesetzt hatte, war sein Auto nirgends zu sehen.
„Naja, vielleicht verspätet er sich nur ein bisschen.“, dachte ich mir, doch als er nach einer viertel Stunde immer noch nicht da war und es langsam dunkel wurde, nahm ich mein Handy aus der Tasche und rief ihn an.
Lachend nahm er an: „Ja? Wer ist da?“
„Jeremy? Ich bins. Wo bleibst du?“
Erst war es still, dann hörte ich am anderen Ende: „Shit! Sorry, Kleine. Ich komme sofort.“
Dann legte er auf. Ich war sprachlos. Er hatte mich noch nie vergessen. Was war bloß los mit ihm?
Die Sonne ging immer weiter unter und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Ich hatte etwas was man wohl eine Dunkelheitsphobie nennen konnte. Alle paar Sekunden guckte ich auf mein Display, um zu schauen, wie spät es war.
Nach zwanzig Minuten, die mir wie Stunden vorgekommen sind, fuhr endlich sein Auto auf den Parkplatz. Ich wartete gar nicht, bis er richtig stand, sondern sprang sofort ins Auto. Meine Hände zitterten.
Entschuldigend sah Jeremy mich an: „Sorry Kleine, ich hab ganz die Zeit vergessen.“
Ich schüttelte nur den Kopf und versuchte ihm ein kleines Lächeln zu schenken, was mir nicht wirklich gelang. „Ist schon okay, du wirst deine Gründe gehabt haben.“
Er nickte nur und fuhr dann nach Hause.

Am nächsten Wochenende waren unsere Eltern aus und Jeremy wollte in die Disko, aber da er mich nicht alleine Zuhause lassen wollte, schlug er vor, dass ich doch mit kommen sollte. Ich könnte auch Lesh mitbringen, falls ich da nicht nur mit seinen Freunden sein wollte. Misstrauisch beäugte ich ihn. Er hatte mich und meine Freunde noch nie freiwillig mitgenommen.
Aber letzten Endes willigte ich ein und rief Lesh an.
Dort angekommen, bestellten wir uns jeder ein Bier. Naja außer die Autofahrer unter uns natürlich.
Nach einer Weile fühlte ich mich nicht wohl und ging aufs Damenklo, als ich wiederkam, waren nur noch zwei Jungs da, an dessen Namen ich mich nicht erinnern konnte.
„Hey Leute, habt ihr Jeremy und Lesh gesehen?“, fragte ich sie, worauf hin sie nickten und verschmitzt grinsten: „Ja, aber ich denke nicht, dass du jetzt zu denen stoßen möchtest.“
Verwirrt guckte ich den Jungen an, der mir geantwortet hat. Er sah meinen verwirrten Ausdruck und fragte: „Du weißt es noch gar nicht?“
Immer noch verwirrt fragte ich daraufhin: „Was weiß ich noch nicht?“
Der andere Junge schlug den und zischte: „Halt die Klappe, Mann. Wenn sie es nicht weißt, dann wollte Jeremy, es ihr scheinbar nicht sagen, als sei still, Mann!“
Jetzt wurde ich aber langsam ungeduldig und sauer. Warum sprachen sie so, als ob ich nicht da wäre, also fragte ich nochmals, aber dieses Mal mit einem scharfen Unterton: „Was weiß ich nicht?!“
Sie schaute mich einen Moment lang an, dann ganz zaghaft fingen sie an zu reden: „Also ja,… wie sollen wir es sagen?“
Mein Herz verkrampfte sich. Die letzten paar Tage hatte ich Angst, ohne zu wissen warum. Hatte mein Unterbewusstsein mir eine Warnung geschickt, die ich nicht verstanden hatte?
„Naja, sie… sie sind…“
Doch das letzte Wort hörte ich gar nicht mehr. Meine Gedanken waren schon ganz weit weg. Zurück an dem Abend, an dem Jeremy mich vergessen hatte. Ich dachte an das Gesicht, dass er die letzten paar Tage immer zeigte, wenn ich über Lesh sprach und an den Ausdruck auf seinem Gesicht, als er mir gesagt hatte, dass ich Lesh doch mitbringen könnte.
Meine Augen wurden feucht. Eine Träne stahl sich aus meinem Augen und ich rannte. Rannte raus aus der Disko. Raus in die Kälte. In die Dunkelheit. Auf einmal war die Dunkelheit, die ich doch so fürchtete tröstlich. Sie umhüllte mich und auf eine Verrückte Art und Weise fühlte ich mich plötzlich geborgen in ihr.
Ich ging den ganzen Weg, den wir mit dem Auto gekommen war, zu Fuß zurück. Es dauerte ungefähr ne Stunde bis ich endlich zu Hause ankam und in der Zeit hatte mein Handy auch ungefähr eine Million mal geklingelt, doch ich war nicht rangegangen.
Ich zog meinen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Die Tür schwang auf und als ich aufblickte, starrte ich direkt in Jeremys sowohl wütendes als auch besorgtes Gesicht. Er nahm mich sofort in den Arm, was ich stumm über mich ergehen ließ. Als ich keine Regung zeigte, ließ er mich los und guckte mich an.
„Hey Kleines, was ist passiert? Warum bist du einfach so verschwunden? Weißt du, was für Sorgen wir uns gemacht haben?“
Seine Freunde hatten ihm wohl nicht erzählt, dass sie die Bombe geplatzt hatten. Also zwang ich mich zu lächeln und sagte: „Ich brauchte Auslauf. Aber jetzt bin ich müde und würde gerne schlafen.“
Ohne ihn auch nur zu Wort kommen zu lassen, ging ich an ihm vorbei und verschwand in meinem Zimmer.
Ich schloss die Tür hinter mir und ließ mich auf mein Bett fallen, wo ich zusammenrollte und leise weinte.
Warum? Ich weiß, dass er nicht ewig für mich da sein wird, aber warum ausgerechnet meine beste Freundin? Wie konnten die beiden mir das antun?
Angst überkam mich. Diese Freundschaft war damit nichtig, aber was ist mit Jeremy?! Wird er mich hassen, wenn ich Lesh hasse? Wie kann ich jemanden je wieder vertrauen?
Meine Verzweiflung und meine Trauer verwandelte sich in Wut.
Ich hasse Lesh! Wie konnte sie gegen den Freundinnen-Kodex verstoßen? Ich hasse sie! Das wird sie mir büßen! Setzte sie auch nur einen Fuß in dieses Haus und sie wir es bereuen!
Aber wird mir Jeremy es je verzeihen? Konnte ich damit leben, wenn er mich hasste? Nein! Ich wollte ihn nicht verlieren! Noch nicht!
Ich weinte mich leise in den Schlaf mit nur dem einem Gedanken: „Jeremy durfte ich nicht verlieren.“

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, tat ich so, als wäre nichts gewesen und auch Jeremy sprach nicht darüber, obwohl er mir beim Frühstück immer wieder besorgte Blicke zuwarf. Ich biss gerade in mein Toast, als es klingelte. Ich ging mit dem Toast im Mund an die Tür und öffnete sie.
Es war Lesh. Das Toast fiel mir aus dem Mund und landete auf dem Boden. Lesh umarmte mich glücklich, woraufhin ich mich versteifte.
„Oh Trixie, dir geht es gut!“
Was machte ich nun? Sie wegstoßen? So tun, als wäre nichts?
Ich ging in meine Gehirn die Variablen durch und dessen Auswirkungen und entschied mich dafür, erst mal so zu tun, als sei nichts gewesen.
Also umarmte auch ich sie und lächelte sie schwach an.
„Hey.“
Dann kam Jeremy aus der Küche. „Hey Lesh, willst du dich nicht zu uns gesellen und mit frühstücken?“
„Klar.“ Sie grinste und ging in die Küche.

So verging eine ganze Woche. Ich tat so als wäre nichts und wartete insgeheim, dass sie es mir sagen würden, einfach damit ich… Ja, damit ich was eigentlich?
Ich wusste es nicht.

An einem Mittwoch musste ich zu einer Klassenkameradin, um dort mit ihr unser Projekt zu beenden. Eigentlich war geplant, dass wir schon um 16 Uhr fertig sein würden und ich dann mit dem Bus nach Hause führe, aber wir brauchten länger als gedacht und als wir fertig waren, war es draußen schon dunkel.
Mit einem Seufzen zückte ich mein Handy und rief Jeremy an, der nahm sofort an und ich hörte ein Kichern im Hintergrund, das zu 100% Lesh gehörte.
Ich holte einmal tief Luft und fragte: „Jeremy, kannste mich bitte abholen, ich würde ungern jetzt mit dem Bus fahren.“
„Klar, Kleine. Bin sofort da.“
Nach 10 Minuten stand er vor der Tür. Ich verabschiedete mich von meiner Klassenkameradin und stieg ins Auto.
Eine Weile schwiegen wir, als ich einen Entschluss fasste. Ich atmete tief durch und sagte: „Du wolltest doch wissen, was an dem Tag in der Disko los war oder? Ich weiß von dir und Lesh! Und ich finde es Sch****!“
So jetzt war es raus. Er starrte mich an. „Du weißt es?“
„Ja und ich finde es Sch**** von euch beiden.“
Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Warum? Wieso sie? Habt ihr auch mal an mich gedacht? Ich hasse euch!“
Doch ich gab ihm gar keine Chance zum Antworten. Sobald das Auto stand, sprang ich raus und rannte in mein Zimmer, wo ich mich weinend in meinem Bett zusammenrollte. Ich hörte noch wie er auf das Gaspedal trat und die Reifen quietschten.
Vollidiot! Wollte er etwa sterben oder warum fuhr er wie ein Verrückter?!!!
Als ich mich beruhigt hatte, bekam ich kein Auge zu. Es war bereits 1 Uhr und er war immer noch nicht zurück.
Was wenn er einen Autounfall hatte? Was wenn er mich hasste? Wie sollte ich ohne seine Wärme weiterleben?
Doch dann hörte ich seinen Wagen und war erleichtert.
Traurig lächelte ich. „Wenigstens ist er wieder sicher zu Hause.“, dachte ich und schlief ein.

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war er schon außer Haus. Er hasste mich…
Meine monatelangen Ängste haben sich bewahrheitet. Ich hatte meinen Anker im Leben verloren. Eine Träne stahl sich aus meinen Augenwinkeln. Dann machte sich eine Leere breit, die die Schmerzen und Ängste verdrängte und ich wurde ausdruckslos.

Ende (Nachtrag)




(Nachtrag am 21.12.2012)
Es ist jetzt einen Monat her und nach meiner echt depressiven Phase hat sich mein Leben ein bisschen normalisiert. Wir reden wieder miteinander, aber es wird immer etwas zwischen uns stehen.
Lesh hat bis heute nicht wirklich verstanden, warum ich sauer auf sie war, aber Jeremy wegen hab ich mich mit ihr vertragen. Für sie ist alles wieder, wie es vorher war. Ich versuche eine gute Freundin zu sein und mir nichts anmerken zu lassen. Denn ich kann verzeihen, aber nicht vergessen.
Was Jeremy angeht... ja, er ist extrem fürsorglich geworden und wir meiden das Thema. Ich hab ihn lieb, aber für mich wird nichts mehr wie früher sein. Ich wollte schon seit ich schreiben kann, Schriftstellerin werden und in dieser schweren Zeit sind so einige Werk entstanden, von denen ich hoffe, dass er sie nie lesen wird.
Ich bin kein großer Redner. Aber wenn jemand mich wirklich verstehen möchte, soll der mir einen Stift und Papier geben. In meinen Geschichten bin ich am ehrlichsten, denn dort bin ich einfach nur ich und muss mich verstellen.
Die Zeit vor meinem 16. Geburtstag wird immer in meinem Herzen weiterleben und natürlich wird sie mir fehlen. Jeremy und ich werden nie wieder so sein wie früher. Denn auch wenn er damit abgeschlossen hat, werde ich es nie vergessen und selbst wenn ich versuche zu vergeben, wird eine Wunde immer Narben hinterlassen.

Ich bin nicht mehr dieselbe. Ich werde immer davor Angst haben ihn zu verlieren, aber nicht nur das. Wie kann ich jemanden wieder in mein Leben lassen? Kann ich je wieder vertrauen?

Danksagung bzw. Hintergründe




Auch wenn das nur eine Kurzgeschichte ist, fand ich für diese Kurzgeschichte eine Danksagung passend. Naja, was heißt Danksagung. Es ist eher ein Grund, warum ich dieses Buch geschrieben habe.
Als ich das Thema für die Kurzgeschichte in diesem Monat gesehen habe, konnte ich gar nicht anders, als mit dieser Idee daran teilzunehmen. Ich hab mich rangesetzt und einfach darauflosgeschrieben.
Diese Geschichte beruht nämlich zum Teil auf einer wahren Begebenheit. Natürlich wurden die Namen alle verändert und auch die Beziehungen einiger Personen wurden ebenfalls abgeändert. Auch wurde das alles ein bisschen mehr dramatisiert und die Hauptfigur war ein bisschen naiver.

Danke, dass ihr die Kurzgeschichte gelesen habt und ein Danke an die Personen, die in dieser Geschichte vorkommen und somit die Story überhaupt erst möglich gemacht haben. Denn nur dank denen kenne ich den Schmerz und weiß es zu schätzen, dass das Schreiben mir hilft.

Und last but not least Danke an meinen Nii-san, der mir immer geholfen hat und sich auch meine Werk durchliest und sich über meine Errungenschaften genauso freut wie ich. Vllt sogar noch mehr als ich ;) Ich weiß, dass ich manchmal echt genervt habe, aber dennoch hast du mir zugehört und warst für mich da.
Danke :D


In Liebe
Kaityln

Impressum

Texte: Kaitlyn Rose Hathaway (pseudoname)
Bildmaterialien: Kaitlyn Rose Hathaway (pseudoname)
Tag der Veröffentlichung: 17.12.2012

Alle Rechte vorbehalten

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