Cover

Prolog

„Oh, Ave!
Schön, dass du mich besuchst.
Haben dich deine Eltern geschickt, nach mir, altem Mann, zusehen?
Nein?
Du möchtest eine Geschichte hören?
Du hast Recht. Man nennt mich Felix den Erzähler. Ich bin weit gereist und habe viel aufgeschrieben.

Ja, ich bin ein Schreiber. Das ist mein Beruf. Ich schreibe für die Verwaltung des Imperium Romanum, des Römischen Reichs.
Ach, das wusstest du schon?
Du möchtest etwas anderes hören?
Eine wahre Geschichte von früher?
Dann setz dich mal zu mir!


Die Geschichte beginnt im Jahre 707*. Also vor 45 Jahren. Der Junge wohnte bei seiner Familie an der Küste die an das Mare Tyrrenium grenzt. Es ist ein sehr schönes Land und der Junge führt eigentlich ein glückliches Leben. Aber etwas fehlt ihm.
Lass mich erzählen, wie er danach sucht. Diese Suche führte ihn von zuhause weg in fremde Städte und unbekannte Länder.
Aber auch in eine andere Zeit. Es ist auch eine Reise in seine Vergangenheit und die seines Volkes.
Er muss gefährliche Abenteuer bestehen und trifft geheimnisvolle Fremde.

Willst du die Geschichte hören? Ja?

Dann hör gut zu und lass dir von Invenias erzählen!

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Die Römer schreiben auf kleine Tafeln aus Wachs. Dazu ritzten sie mit einem Stab die Buchstaben hinein. Zum Löschen und beschreiben werden die Täfelchen heiß gemacht Dadurch werden sie wieder weich und glatt.




Kapitel 1: Tuscia

Leise bewegen sich die Leinenvorhänge als der Wind die Geräusche und den Duft des Meeres herein trägt. Es ist warm im Raum doch die Meeresluft sorgt dafür, dass die Wärme und Feuchtigkeit angenehm erscheinen.

Invenias legt den Griffel beiseite und schaut von dem Wachstäfelchen* auf. Er blickt aus dem Fenster und sieht die Sonne, verschleiert durch die Tücher die im Wind wehen, dicht über dem Berg der Insel stehen, die genau gegenüber der Villa liegt.

So lange er zurück denken kann hat er hier gelebt. In diesem wunderschönen Land, in dem die Olivenbäume blühen und in dem der köstliche rote Wein angebaut wird, der in alle Provinzen geliefert wird.

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Die Römer schreiben auf kleine Tafeln aus Wachs. Dazu ritzten sie mit einem Stab die Buchstaben hinein. Zum Löschen und beschreiben werden die Täfelchen heiß gemacht Dadurch werden sie wieder weich und glatt.




Er schließt die Augen und lauscht den Geräuschen des Meeres. Er hört das Schreien der Seevögel und das Rauschen des Meeres. Ja sogar das Knarren der Boote, die unten im Hafen liegen, dringt herauf.

Er mag diese Gegend in der er lebt, doch seit einiger Zeit verspürt Invenias ein merkwürdiges Gefühl. Als wäre etwas falsch an dieser Umgebung. Es ist, als würde etwas sein Brust einschnüren wie eine zu enge Tunika*. Als wäre diese Umgebung nicht seine Heimat.

Vielleicht kommt es auch von den seltsamen Träumen, die ihn seit einiger Zeit immer wieder heimsuchen.

In diesen Träumen steht er auf einer Mauer. Sie ist auf die Kante eines Berghanges gebaut und er blickt den Berg herunter. Auf Terrassen stehen Häuser die so ganz anders sind als die Villen und Häuser hier. Sie haben Wände, die

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Die Tunika ist ein Kleidungsstück, das so ähnlich ist, wie ein T-Shirt. Man kann es in verschiedenen Längen, mit langen oder kurzen Ärmeln tragen.




weiß strahlen. Sie sind aus Holz und Lehm gemacht. Ihre Dächer sind nicht mit den roten Ziegeln gedeckt. In der Sonne leuchten sie rot und man kann die heiße Luft über ihnen flimmern sehen. Nein, die Häuser in seinem Traum sind mit einer dicken Schicht Stroh oder Gras gedeckt und man kann Pflanzen sehen, die darauf wachsen.

So in Gedanken versunken sitzt er da als Cato hereinkommt und seinen Schützling betrachtet. Invenias ist für ihn wie ein Sohn, seit er als kleines Kind in seinen Haushalt kam. Er und seine Frau Appolonia können keine Kinder bekommen und so war ihre Freude riesengroß, als sie vor 12 Jahren gefragt wurden, ob sie den krabbelnden und brabbelnden Invenias bei sich aufnehmen könnten.

„An was denkst du gerade, Invenias?“

Invenias zuckt zusammen, als er die Stimme seines Ziehvaters hört. Er weiß, dass Cato nicht sein wirklicher Vater ist, doch er kann sich nicht vorstellen, dass es ein anderer sein sollte. Appolonia ist für ihn die liebevollste Mutter die es gibt und Cato ein Vater und Lehrer, der zwar streng aber gerecht ist.

„Nichts besonderes Vater“
„Hast du Schwierigkeiten mit den Schreibübungen? Oder beschäftigt dich etwas Anderes?“
Invenias blickt auf die Wachstafel auf dem Tisch.
„Nein, es geht schon.“

Cato geht zum Balkon und öffnet die Tür. Er schaut hinaus nach Norden. Betrachtet die Hänge, die sich hinter dem Haus empor heben und bedeckt sind von Weinstöcken. Den Weinstöcken, die dafür sorgen, dass er sich diesen Luxus leisten kann, seit er aus der Römischen Legion entlassen wurde. Er war Centurio* und froh, als er seinen Dienst beenden konnte. Viele Jahre war er in den Provinzen des Reiches eingesetzt ohne dass er seine Heimat sehen durfte. Er liebt dieses Land an der Westküste der Provinz Etruria. Seinem Land. Dem Land, das man auch Tuscia nennt.

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Ein Centurio ist ein Ofiizier in der Armee. Er befehligt eine Centuria. So nennt man diese Einheit von 100 Soldaten.




Wie oft hatte er sich hierher gesehnt, als er an den nassen Ufern des Rhenus saß während Caesars Legion gegen die Gallier kämpften. Diese Zeit ist vorbei. Mars sei Dank.

Mit einem Seufzer dreht er sich um und geht zum Tisch auf dem Invenias Wachstafel liegt.
„Das sieht doch gut aus. Aus dir wird ein passabler Schreiber werden. Darüber musst du dir keine Gedanken machen.“
„Ja, Vater. Das wäre schön. Schreiber zu sein macht bestimmt Spaß.“
Cato lächelt seinen Ziehsohn an und wuschelt ihm durch die Haare. Die Haare, die so viel heller sind als seine.

Er schaut ihm in die Augen, als wolle er die Gedanken des Jungen lesen. Invenias erwidert diesen Blick. Und da erkennt Cato was seinen Jungen so bedrückt. Dieses Gefühl, das tief in einem sitzt. Auch wenn man nicht weiß, das es da ist. Wenn man nicht weiß, was es ist. Oh ja. Er kennt dieses Gefühl. Doch ihm war es bewusst. Damals in


diesem Zelt aus Tierhaut*. Im Norden. Fern seiner Heimat.

Schnell wendet er sich ab und schaut auf das Meer. Irgendwann. Irgendwann muss er es seinem Sohn sagen. Seinem Sohn. Plötzlich klingt dieses Wort so falsch. Cato schüttelt den Kopf und vertreibt diesen Gedanken schnell. Jetzt noch nicht. Später. Wenn Invenias älter ist.

Lächelnd sieht er den Jungen an.
„Geh mein Junge. Es ist genug für heute. Geh ins Atrium° und spiel etwas. Vielleicht komme ich später und wir spielen ein paar Runden Mula².“ „Danke, Vater“, ruft Invenias und ist durch die Tür verschwunden. Lachend und jubelnd. Das komische Gefühl in seiner Brust ist vergangen. Dafür fühlt Cato sich sehr traurig. Es ist wie ein Schmerz, der sich tief in einem Herzen befindet.
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Die Römischen Soldaten nähen ihre Zelte aus Leder nicht aus Stoff.


°

In Römischen Häusern befindet sich in der Mitte ein Raum in dem sich die Familie trifft. Durch ein Loch im Dach des Hauses fällt viel Licht hinein.


²

Mula ist ein Römisches Spiel. Es ist so ähnlich wie das Mühle-Spiel das du kennst.




Kapitel 2: Cucullatos

...


Kapitel 3: Der Totenkopf

„Na komm, Kleiner. Ich brauch eh eine Pause.“, sagt Cucullatos und führt Invenias hinter die Schmiede zu einer Hütte.

Sie ist sehr klein und einfach. Sie wurde aus Holz gezimmert und das Dach ist mit Schindeln aus Holz gedeckt. Davor steht auf einem Tisch eine Schüssel in die der Schmied aus einer Tonkanne Wasser füllt. Er zieht seine Schürze aus, fasst in einen Tiegel und entnimmt diesem eine seltsame Krem. Mit etwas Wasser reibt er diese in seine Hände, seine Arme und sein Gesicht, die voll mit Asche und Schweiß vom Schmieden sind. Invenias beobachtet fasziniert, wie sie zu schäumen beginnt. Dann wäscht sich Cucullatos den Schaum von den Armen und taucht sein Gesicht in die Schüssel. Als er prustend wieder den Kopf hebt, ist der Schaum verschwunden und auf seiner Haut keine Spur der Schmiedearbeit mehr zu sehen.

Fasziniert seht in Invenias an.


„Na, Kleiner, was staunst du mich so an?“
„Was ist das für eine Zauberkrem die du da hast? Der Schmutz ist einfach verschwunden!“, sagt der Junge voller Begeisterung.
„Das nennt man Soapa*. Eine Krem die man in meiner Heimat erfunden hat. Sie wird aus Fett gemacht und man wäscht sich damit. Wir Barbaren sind sauberer als ihr Römer oft meint“, sagt der Hühne mit einem Lächeln auf den Lippen.

Nachdem der Schmied sich abgetrocknet hat, legt er dem Jungen die Hand auf die Schulter, der ihn mit großen Augen ansieht. Invenias ist überrascht von diesen neuen Erfahrungen. Cucullatos führt ihn zur Tür der Hütte. „Tritt ein, in das bescheidene Heim eines Sklaven.“

Invenias übersteigt die Schwelle in das Halbdunkel des, Raumes, der das ganze Haus ein nimmt. Man kann kaum etwas sehen, da er nur von Öllämpchen beleuchteten ist. Er ist mit ganz wenigen Dingen eingerichtet. Ein Bett,
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Soapa ist das alte keltische Wort für Seife.




ein Tisch mit Stühlen, eine Feuerstelle zum Kochen und ein paar Regale mit Schüsseln, Töpfen, Kannen und Bechern. Doch die Rückwand des Raumes ist anders. Anders, als alles was er bisher in den Häusern seiner Heimat gesehen hat.

An der Wand ist etwas aufgebaut, das wie ein Altar aussieht. In der Mitte ist ein bunt bemalter Schutzschild, oval und fast so groß wie Invenias. Links und rechts davon stehen Lanzen, größer als ein Mann. Sie reichen fast bis an die Decke des Raumes. Über dem Schild hängt etwas, das aussieht wie eine Tunika. Nur das es glänzt wie Silber und aus unzählbar vielen Eisenringen gemacht ist.
Zwischen dem Schild und dem Eisenhemd leuchtet in Silber und Gold ein großes Schwert. Es ist anders als die Gladii* der Römischen Soldaten. Es ist größer und die Scheide ist aus Eisen und Bronze gefertigt und mit verziert mit Mustern die wie Blumen oder Palmblätter aussehen.
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So nennen die Römer ihre Schwerter: Gladius. Du kennst vielleicht die Blume die Gladiole heißt, die Schwertlilie.




Über dem Hemd hängt einen eiserner Helm. So etwas kennt Invenias von den Soldaten die er schon gesehen hat. Doch unter dem Helm ist etwas, dass ihn erschreckt. Das ihm furchtbare Angst macht.

Ein weißer Menschenschädel grinst ihn an!

Der Junge zuckt zusammen und will wieder aus dem Haus rennen, doch der Schmied hält ihn fest. „Keine Angst, der ist schon lange tot“, sagt er lachend.
„Nein, Nein.“, ruft der kleine Römer. „Hilfe. Ein Geist. Ein Toter.AAAAAHHHHHHH.“
Der Schmied hält den schmächtigen Jungen mit seinen starken Händen an den Schultern fest.

Invenias sieht an Cucullatos nach oben und auf dem Gesicht des Schmieds erkennt er einen Ausdruck als würde er träumen. In seinen Augen scheint ein Feuer zu brennen. Ein Feuer, das vor langer Zeit hell loderte und immer noch seine Schatten auf seine Haut wirft. Er folgt dem Blick des Schmiedes zu dem Schrein.

Die Flammen der Öllämpchen spiegeln sich in dem Metall des Schwertes und die Verziehrungen scheinen zu tanzen wie Schlangen. Sie hüllen alles in eine seltsame Stimmung und faszinieren den Jungen.

Er meint plötzlich nicht mehr die Lichter zu sehen sondern lodernde Flammen. Die Flammen züngeln über Hausdächer aus Stroh, zerfressen Wagen aus Holz und greifen nach den Ställen der Kühe, Schweine und Pferde.

Es sind dieselben Häuser, die er immer in seinen Träumen sieht. Doch nun brennen sie.

Invenias meint Schreie und Stimmen zu hören, das Geräusch von Menschen die kämpfen und Laute einer Sprache die er noch nie gehört hat.

Er hört wie diese Schreie immer leiser werden und plötzlich verstummen. Doch dann sind andere Schreie da. Lauter. Jubelschreie. Es werden lateinische Worte geschrien: „Victor! Victor! Roma! Caesar!“

Er fühlt, wie der Sklave ihm über den Kopf streicht und er zuckt zusammen. Als er sich umdreht, schaut er in Cucullatos Gesicht. Seine Augen haben einen verständnisvollen und tief traurigen Ausdruck. „Was sind das für Sachen, Herr?“, fragt der Junge.

Da bricht der Hüne in Lachen aus. Laut schallt es durch die kleine Hütte. Invenias wird rot, weil er glaubt etwas dummes getan zu haben.
„Du bist der Erste, der mich Herr nennt.“, sagt der Schmied lachend. „Die meisten nennen mich Sklave oder Barbar. Aber du darfst gerne Cucu zu mir sagen.“
„Das mache ich Herr.. ähh.. Cucu“, antwortet Invenias erleichtert.

Der Mann geht zu einem Tisch und gießt Wasser aus einer Amphora in zwei Becher. Einen gibt er dem römischen Jungen und setzt sich auf eine Bank. Seine Haut glänzt im Licht der Öllampen und die Narben auf seinem Körper scheinen noch bleicher als bei Tageslicht. Er nimmt einen tiefen Zug und dann atmet er tief ein und aus. „Komm her! Setzt dich zu mir.“
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Amphoren sind große Gefäße aus Ton in denen die Römer Wein, Öl und andere Flüssigkeiten aufheben.




Invenias ist von diesem Mann fasziniert. Er weiß nicht warum, aber er scheint ihn an jemanden zu erinnern. Er setzt sich neben ihn auf die Bank und schaut sich den Waffenschrein an.
„Ich will dir meine Geschichte erzählen“, sagt Cucullatos mit leiser Stimme.


Kapitel 4: Der Mann des Feuers

Und dann beginnt Cucullatos, der Schmied, zu erzählen und der Junge hört dieser faszinierenden Stimme zu. Mit einem fremdartigen, kehligem Akzent spricht dieser Mann, von dem er nicht sagen kann wie alt er ist.

„Ich wurde als Sohn eines Schmiedes geboren, so wie mein Vater und dessen Vater. Wie alle Väter unserer Familie soweit wir zurück denken konnten. In meinem Land war es eine der Traditionen, dass die Söhne bei ihren Vätern in die Lehre gingen und deren Handwerk weiterführten. So dass nichts vergessen wurde oder verloren ging.“

...


Kapitel 5: Das Temperament eines Galliers

...

Kapitel 6: ...Kapitel 6: Die erste Schlacht

...

Kapitel 7: Der Gallische Krieg

...

Kapitel 8: Die Reise

...

Kapitel 10: Verloren im Palast
...


Kapitel 11: Ein besonderer Gefangener

Invenias weiß nicht, wie lange er schon in diesem Labyrinth herum irrt. Er hat sich verlaufen und rennt einen langen Gang entlang. Tränen laufen über seine Backen hinunter und tropfen in den Staub. Es wird immer dunkler, denn die Fackeln sind hier weiter auseinander als in anderen Bereichen des Kerkers.

Der Gang hört auf und außer einer Gittertür und einem Loch im Boden gibt es keinen weiteren Ausweg. Der Junge fällt weinend gegen die Wand neben der Tür und rutscht zu Boden. Er ist verzweifelt.
‚Hier findet mich niemand. Ich werde verhungern und verdursten‘, denkt er und kauert sich schluchzend und wimmernd in die Ecke.

„Kleiner! Was machst du hier?“

Invenias erschrickt. Er schaut auf. Doch vor lauter Tränen ist alles verschleiert. Mit schmutzigen Händen wischt er sich das Gesicht sauber, doch er kann niemanden sehen.

„Hier bin ich. An diesem verdammten Gitter!“

Vorsichtig schaut Invenias um die Kante der Türöffnung. Im wenigen Licht kann er eine Gestalt erkennen, die, wie er, auf dem Boden hockt und zwei Hände durch das Gitter steckt.

„Komm ruhig her. Außer uns ist niemand hier und ich tu dir nichts. Ich möchte sehen, wer so nett ist und einen einsamen Gefangenen besucht“ sagt der Schatten.

Es muss ein Mann sein. Seine Stimme ist tief und rau. Fast wie die Stimme Cucullatos. Aber er spricht fast ohne Akzent.

Vorsichtig kriecht Invenias näher, bleibt aber einen Meter von der Tür entfernt sitzen. Er hat immer noch Angst. Diese Stimme ist nicht so, wie er sich die Stimme eines Verbrechers vorstellt. Irgendwie beruhigt sie ihn.

„Hallo junger Mann. Es tut gut, einen Menschen hier unten zu treffen. Aber wer bist du und was suchst du hier? In dem letzten Winkel dieses Kerkers?“
„Ich bin Invenias und… und…“ Wieder fängt er an zu schluchzen. Die Tränen kullern nur so heraus. Auch wenn der Mann gefangen ist, ist es gut, dass hier jemand ist und mit ihm spricht. „…und ich habe mich verirrt!“
„Jeder der hierher kommt hat sich irgendwie verirrt“, sagt der Mann mit einem kehligen Lachen.
„Invenias ist dein Name. Das ist interessant. Wo kommst du her? Aus Lugdunum? Oder gar aus Alesia?“

Der junge Römer schaut den Mann verwirrt an. „Nein. Warum? Ich komme vom Meer. Meine Eltern haben einen Weinberg in Tuscia. Ich werde ein Schreiber sagt der Junge stolz.“
Da ist es wieder, dieses laute, tiefe Lachen. Es erinnert ihn noch mehr an Cucu, doch diesmal macht es ihn nicht wütend. Im Gegenteil. Aus irgendeinem Grund muss er sogar mit lachen.
„Warum lachst du so“, fragt er den Gefangen und ist über seinen eigenen Mut überrascht.
„Weißt du denn, was Invenias bedeutet, Kleiner?“
„Ähh… nein. Das hat mir mein Vater noch nicht erklärt. Er ist ein guter Lehrer und ein guter Mensch.“

Er sieht, wie der Mann nickt und etwas näher kommt. Jetzt kann er ihn besser erkennen. Er hat lange Haare, die jetzt ungepflegt und verfilzt sind. Sie sind hell, so wie die von Cucullus. Er hat einen Bart, der strubbelig und ungeschnitten ist. Man sieht, dass er sich normalerweise immer rasiert. Aber das eindrucksvollste sind seine Augen. Die Fackeln spiegeln sich darin und Invenias kann seinen Blick nicht abwenden. Dieser Mann scheint etwas Besonderes zu sein.

Sein Vater erzählt immer, dass es ein paar Menschen gäbe, die von den Göttern besonders großzügig beschenkt worden seien. Caesar sei so jemand oder Alexander der Große . Wenn man so jemanden träfe, erkenne man sie sofort. Dieser Gefangene muss so jemand sein.

Als er ihm antwortet, hört der Junge, dass er dies wohl mit tiefster Überzeugung sagt: „Das glaube ich dir. Er scheint großherzig und gütig zu seine. Und das, obwohl er ein Römischer Soldat ist.“

Jetzt ist der Junge sprachlos. „Woher weißt du das? Bist du ein Seher ? Kannst du in die Vergangenheit oder in die Zukunft sehen? Bist du vielleicht sogar ein Dru... Dri… So ein Gallischer Zauberer?“

Wieder kichert der Mann. Aber es ist nicht das Kichern eines Gefangenen der verrückt wurde. Es ist das Kichern eines Mannes der gerne lacht und eigentlich das Leben liebt und trotz der Gefangenschaft nicht aufgibt.

„Du meinst einen Druiden. Das sind keine Zauberer sondern Priester in meiner Heimat. Ja, ich bin ein Gallier. Und nein, ich bin kein Druide. Ich bin nur ein Krieger und kann nicht hellsehen. Nur logisch denken“, sagt der Mann mit dieser besonderen Stimme.
„Du bist ein Gallischer Krieger? Kennst du vielleicht Cucullatos, den Schmied? Er ist aus Ger… Gre…“
„Gergovia. Du kennst Cucu Eisenschädel? Ist er auch hier in diesem Verlies?“
„Hier? Nein. Er ist bei uns zu hause. Er ist der Sklave meines Vaters und schmiedet für ihn“, antwortet Invenias.
Wieder lacht der Gallier. „Typisch Eisenschädel, sogar zum Sterben zu stur. Ja ich kenne ihn. Wir sind zusammen aufgewachsen. Wir haben sogar Seite an Seite gekämpft.
Jetzt verstehe ich. Du bist der Invenias!“


Kapitel 12: Die Schreckliche Wahrheit
...

Kapitel 13: Die Legende von Invenias
...

Kapitel 14: Ein weiter Weg
...

Kapitel 15: Die Alpen
...

Kapitel 16: Gallien
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Kapitel 17: Unsichere Lande
...

Kapitel 18: Die Stadt
...

Kapitel 19: Kleiner Krieg
...

Kapitel 20: Die Wahrheit
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Kapitel 21: Eine wichtige Entscheidung
...

Kapitel 22: Epilog

Impressum

Texte: Text und Idee Copyright by Simon Kahnert
Tag der Veröffentlichung: 22.05.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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