Luzie Platen
Engelsflügel
Adrien
Roman
Für meine besten Freundinnen
Jana – über Weinen und Lachen, doch mögen unsere Tränen ewig lächeln.
Großmutter – mit Recht trägst du den Namen Mutter.
Ich hoffe ich werde euch nie missen.
Ich liebe euch.
„You are one of these poets.
These poets who translate the melodies into our tongue.
One of these poets who have a heart for music
And music for hearts.”
-for you, you know that I mean you-
“There is nothing either good or bad,
But thinking makes it so.”
-William Shakespeare-
Prolog – Der Mythos
Viele Geschichten und Mythen ranken um die Entstehung von Erde, dem Universum, auch um die Menschheit selbst. Zahlreiche Religionen erzählen Geschichten um Gott und den Teufel, Luzifer. Ein Mythos berichtet um die Beziehung beider und um die sagenumwobenen Engel.
Engel… Gute Seelen, Menschen mit Flügeln, Schutzengel, Gut und Böse, Geister oder Gesandte des Himmels.
Es gibt viele Wörter die sich in unseren Gedanken regen, wenn wir an diese Wesen denken.
Dieser Mythos hat mich am meisten fasziniert:
Gott und Luzifer sind Brüder, Hand in Hand lebten sie im Paradies, im Garten Edens.
Eines Tages stritten sie sich, ihre Meinungen gingen weit auseinander. Da Gott älter war, hatte er auch mehr Macht. Er verstieß Luzifer und alle die ihm folgten, die dunklen Engel, fortan die Gefallenen. Luzifer suchte sich die Welt der Dämonen, die Unterwelt, als sein Reich aus. Gott behielt den Garten Eden. Seine Gefolgsleute die Engel und Erzengel strahlten vom Licht.
Zwischen diesen Welten existiert die Menschenwelt. Neutraler Boden, weder Gottes noch Luzifers Reich. Das Reich der Menschen.
Doch der Streit der Macht endete nie, Gott und Luzifer hassten sich, fühlten sich beide im Recht. Der Mythos besagt das sie Kriege in der Menschenwelt führten und nie einer siegte.
Engel, weder völlig Gut noch völlig Böse.
Stimmt es wirklich das man sie nur in zwei Kategorien stecken kann? Gut und Böse?
An diesen Mythos knöpft meine Geschichte.
Denn Engel unterliegen Regeln, ungeschrieben aber verbindlich.
Doch sind sie Wesen die genauso Gefühle haben wie Menschen.
Hass, Hoffnung, Leidenschaft, Gier… und die Liebe.
Mein Engel verstieß gegen die höchste dieser Regeln.
Kapitel 1
Er hetzte durch die Straßen, flüchtete in eine Gasse um dann in die nächsten dunklen Schatten wieder aufzutauchen. Sein Puls raste, seine schwarzen langen Haare klebten an seinem Gesicht. Seine dunklen Augen waren fest auf seinen Weg gerichtet, doch seine Gedanken waren immer ein Schritt voraus. Das mussten sie auch, denn Sie verfolgten ihn. Sie waren dichter als ihm gefiel.
„Adrien!“, er durfte sich nicht umdrehen. „Hey verdammt Adrien! Bleib stehen! Wir kriegen dich ja doch!“, die Stimme war gedämpft, also noch weit weg. Mit einem Sprung landete er in einem leer stehendem Haus, die Scheiben schon zerstört. Er keuchte kurz auf als er Staub aufwirbelte und mithilfe einer Schulterrolle wieder auf die Beine kam. Stille.
„Mist! Wir haben ihn verloren! Hey Raph, was jetzt?“, eine helle, freundliche Stimme war ganz nah am Fenster. Adrien verschmolz weiter mit den Schatten der Wohnung. Wäre es nicht Nacht und tiefdunkel, würde der Mond scheinen, Sie hätten ihn wohl schon längst gefangen. Raphael antwortete mit einem leisen Knurren:“Lass nur… Wir finden ihn schon.“
Adrien kannte Raphael, einmal waren sie die besten Freunde gewesen, doch Gott verbannte ihn und trennte sie auf ewig. Adrien war ein ‚Gefallener‘ , ein dunkler Engel. Raph und sein Schüler Cerid jagten ihn schon eine Weile auf geheißen Gottes. Warum? Er hatte Angst, Angst dass sein Bruder Luzifer die Verbannten nutzte um sein Reich zu übernehmen und sich an Gott zu rächen. Dass einige der Gefallenen aber nun gar kein Interesse hatten Luzifer zu folgen, damit rechnete er nicht einmal. Alle die nicht unter ihm standen, waren eine potenzielle Gefahr.
Leise Schwingengeräusche und die darauffolgende Stille zeigten dass der Erzengel und sein Gefolge verschwunden waren. Adrien jedoch blieb ruhig stehen, atmete leicht und fixierte das Fenster.
Warum waren Sie ausgerechnet hinter ihm her? Warum Raph? Er flechte die Zähne und zwei spitze Reißzähne kamen zum Vorschein. Ein tiefes Grollen entwich seiner kehle. Adrien würde im Schutz des Hauses auf das Licht warten und dann erst versuchen weit, weit weg von diesen Lakaien zu kommen.
Kapitel 2
Mit einem Wurf sprang der Wecker entzwei. „Mist verdammter!“, wiederstrebend warf sie auch die Decke beiseite. Warum musste sie auch so spät ins Bett gehen wenn sie doch am nächsten Tag sowieso zur Schule musste? Mit einem Seufzen schleppte sie sich Bad und blieb vor dem Spiegel stehen. „Ach Eve, du arbeitest zu viel.“, müde strich sie über den Spiegel, die Oberfläche war glatt und eiskalt, mit einem traurigen Grinsen musterte sie ihr Ebenbild. Eve war ein normales Mädchen; weiche, elfenbeinfarbene Haut, volle Lippen, die sich dunkel von ihrem Gesicht abhoben, ihre hellbraunen Augen von dunklen Wimpern umrahmt. Ihre blonden Haare, die viel zu hell, glatt an ihrem Gesicht vorbei herabhingen. Ihre Mutter hatte immer gesagt sie sähe aus wie eine Märchenfee. Eine von den Wesen die in den Wäldern eng mit der Natur lebten und sie beschützten.
Schließlich rang sie sich dazu durch endlich die Zahnbürste in die Hand zu nehmen und sich ihre Zähne zu bürsten. Zeit für eine Dusche musste doch sein, oder? Das heiße Wasser weckte sie somit war sie bereit für ihre Kleidung, Schuluniform. Ein grau-rot-karierter Rock wand sich um ihre langen Beine und endete verboten nah an der Grenze die noch nicht als nicht-zu-kurz gesehen werden konnte. Ihr kurzärmliges weißes Hemd war perfekt für den Spätsommer, darüber trug sie eine graue Weste und die ebenfalls karierte Krawatte mit dem goldenen Schulemblem. Mit gekonnten schnellen Bewegungen kämmte sie ihr Haar zu einem Zopf und verzog die Lippen bei einem Blick auf die Uhr: „ Ein Frühstück is wohl nicht drin, Mist.“ Eve packte ihre Mappe und warf sie sich über die Schulter, schnell eilte sie aus der Tür.
Es würde abermals einer dieser anstrengenden Tage werden, die sie in letzter Zeit so oft hatte. Seit ihre Mutter durch ein Herzleiden ihrem Vater in den Tod folgte war Evelyn auf sich selbst gestellt. Ihre Mutter hatte hart für ihren Lebensunterhalt gearbeitet, so hatte Eve schon früh gelernt den Haushalt zu schmeißen und somit ihrer Kindheit ein jähes Ende versetzt. Ein paar Tage nach ihrem 18. Geburtstag starb ihre Mutter und von da an musste Eve neben ihrem Studium als Anwältin auch noch die Miete für die kleine Wohnung alleine verdienen. Sie jobbte als Kellnerin in einem Café, nicht viel bekam sie, oft schuftete sie in die Nacht hinein. Zeit zum Lernen blieb da wenig, doch sie hatte sich ihr Ziel vor Augen gesetzt und würde nicht aufgeben, ihre Mutter hätte das niemals zugelassen. Eve hatte es ihr geschworen.
Sie rannte durch die Pfützen und entging nur knapp der Welle vom Nass, dass die Autos erbarmungslos auf die Fußgänger spritzten. Letzte Nacht musste es geregnet haben, und der Himmel sah auch nicht danach aus als wolle er heute eine Pause machen. Innerlich fluchte Evelyn, sie hatte doch tatsächlich ihren Regenschirm vergessen, das würde ein toller Weg zur Arbeit werden. In letzter Sekunde schaffte sie es in die U-Bahn zu sprinten, bevor sie klingelnd ihre Fahrt antrat. An ihrem Zuckerkringel vom Bäcker an der Ecke kauend, seufzte sie abermals und setzte sich in ein fast leeres Abteil. Wenigstens ein bisschen würde sie versuchen zu lernen, sie schlug eines der dicken Bücher der Rechtswissenschaft auf und bereitete sich, oder versuchte es mehr oder weniger, auf das Referat vor.
Sie litt in letzter Zeit oft an Schlafmangel, Stress und Hast, doch was sollte sie schon groß dagegen machen? Ihre beste Freundin konnte und wollte sie nicht damit bedrängen, auch obwohl sie selbst anbot ihr finanziell zu helfen. Evelyn dachte sehr praktisch und war eher das Mädchen was selbstlos half, aber selbst keine Hilfe annehmen wollte. Es war doch ihr Leben.
„Wenn man vom Teufel denkt…“, sie grinste als ihre Freundin Melissa an der nächsten Haltestelle dazu stieg. „Hey Eve! … Du siehst ja schonwieder so scheiße aus.“ Eve verzog das Grinsen nur leicht: „Danke Mel. Ich liebe dich auch.“, sanft schlug sie ihrer Freundin auf die Schulter als diese sich neben ihr niederließ. „ Au! Du weißt doch wie ich das meine Eve. Du brauchst unbedingt eine Pause. Du überarbeitest dich noch! Ich sehe dir doch an das du schonwieder zu wenig Schlaf bekommen hast.“, sie besah Eve mit einem mitleidigen Blick, was sie im Moment am wenigsten gebrauchen konnte. „Ich will mir aber keine Pause leisten.“, sie seufzte abermals und wandte sich wieder ihrem Buch zu. „Ach Eve. Ich mache mir nur Sorgen um dich Mäuschen. Außerdem vermisse ich dich, wir sehen uns noch kaum.“ Eve blickte wissend zu ihrer besten Freundin seit dem Kindergarten: „ Ich weiß ja Mel. Bald ja? Bald unternehmen wir was gemeinsam. Vielleicht in den Herbstferien…“, ein sanftes Lächeln wischte Mel ihre Sorgenfalten vom sonnengebräuntem Gesicht.
Sie hatte kurze rot gefärbte Haare mit schwarzen Strähnen im Pony. Ihre grünen Augen leuchteten freudig auf, als sie erwiderte: „Oh ja! Eine Shoppingtour! Oder einfach mal weit weg fahren!“ Eve nickte freundlich, doch im Hinterkopf rechnete sie schon die Überstunden, die sie schieben musste um sich eine Shoppingtour oder eine noch teurere Reise leisten zu können. Das Klong der Bahn, das ankündigte dass sie sich der nächsten Haltestelle näherten, riss sie aus ihren Gedanken, auch Mel blickte auf. „Mist, schon da.“, Mel sah sie stirnrunzelnd an: „Warum baut man auch innerhalb einer Stadt eine Uni?“ Eve lachte laut auf: „ Viele Jugendliche die studieren wollen leben nun mal in der Innenstadt!“ „Wir nicht.“, gab sie zu bedenken. Gemeinsam gingen sie ein paar verschlungene Straßen, über einen Haufen von Ampelübergängen zur Uni. Die Innenstadt von Atlanta City war wunderschön, doch wie jede Großstadt war sie in der Woche überfüllt. Was Evelyn mehr Sorgen machte waren Wolken, die ein Unwetter androhten. Warum hatte sie nur ihren Regenschirm vergessen? „Mist!“, murmelte sie abermals an diesem Tag und schritt gefolgt von Melissa in die Schule. Viele Studenten schlangen sich durch die Flure, einige in Richtung ihrer Schließfächer andere zu den Referatsräumen. Viele suchten Lehrer oder Freunde denen sie über ihr tolles Wochenende mit vielen Partys berichten wollten. Lautstark unterhielten sich alle über die üblichen Themen: Schule, Freunde, Familie und die Liebe. Typisch Universität halt. Ihr gefiel der Trubel, er lenkte sie von ihrem Leben voll von Arbeit ab, außerdem zeigte er ihr das sie wirklich teil des Lebens war. Mel runzelte die Stirn: „ In welchem Raum müssen wir nochmal um den Vortrag von Herr Ashton über Rechtswissenschaft zu ertragen?“, Eve lächelte und wies gerade aus die Treppe empor. „Raum 208 glaube ich.“ Mel seufzte noch einmal, „Na dann.“, und kämpfte sich mit Eve durch die Massen, es würde ein langer Tag werden.
Evelyn rieb sich müde die Augen, nach drei weiteren nervenaufreibenden Referaten war sie wirklich reif für ihr Bett. Aber das würde noch auf sie warten müssen, schließlich musste sie die Miete verdienen. Im Laufe des Vormittags hatte sich Dauerregen eingestellt, sie würde also auf jeden Fall nass werden. Mel verabschiedete sich als sie zur U-Bahn ging, sie würde jetzt nach Hause fahren und sich einen schönen Nachmittag machen. Eve spürte das Aufwallen von Neid als ihre Freundin sie zurück auf den Weg zum ‚Interface- Café‘ ließ. Es war einer der vielen Läden die vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet hatten. Die Schichten wechselten zwar rechtzeitig, aber für jemanden der Vormittags Schule hatte und nach der Arbeit noch Hausarbeit bzw. Hausaufgaben zu machen hatte, tja den würde die Arbeit früher oder später wohl umbringen. Eve musterte böse die Ampel die gerade als sie ankam auf Rot wechselte und sie warten musste. „Welch ein Glück ich doch heute wieder habe.“, ihre Ironie ging im Regen und im ankommenden Strom von mehreren Fußgängern unter. Sie sammelten sich alle um sie und ignorierten erfolgreich einander. Der Strom riss sie mit über die Straßen, verteilte sich dann aber schnell links und rechts. Eve wählte den Weg gerade aus durch den Park, sie musste pünktlich sein und durfte sich keinen Umweg leisten, das würde ihr Chef sonst alles vom Lohn abziehen. Ihm auch noch ein Grund dafür zu liefern, nein dass wollte Eve nun wirklich nicht. Die Baumallee würde sie auf direkten Weg zur Arbeit führen. Der Regen hatte Eve schon fas5t ganz durchweicht, behelfsmäßig hatte sie sich eine Zeitung über den Kopf gehalten, die allerdings nicht viel brachte. Eve eilte durch die Motterwege, es war ein wunderschöner Park, gerne hätte sie sich auf einen der vielen Parkbänke niedergelassen um nur einen kurzen Augenblick zu verschnaufen. Doch ihren Job konnte sie nicht riskieren. „Scheiße!“, sie stolperte und wäre um ein Haar in die nächste Pfütze gefallen, stattdessen landete sie knapp daneben im feuchten Dreck. Wütend schlug sie ihre Hände auf den Boden und tastete nach ihrer Tasche. Plötzlich hielt sie inne und musterte die tiefschwarze Rabenfeder die vor ihr zu Boden segelte. Es war nichts Unnormales und hätte sie auch nicht aus der Fassung bringen sollen, trotzdem faszinierte die Feder sie irgendwie. Sie sah sich um, doch sie konnte nirgends auch nicht in den Bäumen ein Vogel sehen. Die Feder landete direkt vor ihr, Eve griff bereits nach ihr als sie ein Schrei innehalten ließ. Hastig steckte sie die Feder in die Tasche und sprang auf. Ebenso hastig sah sie sich um und gerade noch so sah sie zwei Gestalten die in einer Gasse zu ihrer linken Seite einbog. Eigentlich hätte sie weggehen sollen, weg von diesen Gestalten, weg von all dem. Wer wusste schon was in so einer Gasse mit zwei sich wahrscheinlich prügelnden Männern auf ein 19-jähriges Mädchen wie sie warten würde. Trotzdem zog irgendwas sie über die Straße hinein in die fremde Gasse. Sie folgte der Gasse bis zur nächsten Abbiegung, ein Gestank bahnte sich den Weg durch den Regen, anders noch er schien ihn sogar zu verstärken. Um die nächste Ecke mussten die Männer sein, sie hörte ihre Stimmen, sie blieb ruhig stehen und lauschte. „Raph töten wir ihn, jetzt!“, eine helle Stimme, sie klang besonders unterwürfig. „Nein Cerid.“ „Aber Gott…!“ „Ich weiß verdammt!“, die zwei schienen sich zu schreiten, die zweite Stimme war wesentlich ruhiger als die erste, aber sie klang auch bedrohlicher. Es waren eindeutig Männerstimmen. Nun erklang auch noch eine dritte Stimme, sie war ebenfalls männlich, dunkel und rau, ihr Ton war müde als er sprach: „Raph traust du dich etwa nicht mich zu töten? Ich habe keinen Augenblick gezögert als ich gegen Horus gekämpft habe. Dein Bruder war wesentlich mutiger…“, ein leises Kichern seinerseits konnte das gruselige Knurren nicht übertönen. Gott! Es wollten sich da welche umbringen? Was sollte Eve tun? Sie konnte doch nicht einfach nichts tun! Polizei! Genau! „Scheiße!“, sie fluchte und atmete gleich wieder scharf ein als sie vernahm dass die Männer verstummten. Sie hatte doch tatsächlich ihr Handy zuhause liegen gelassen! Nun schien Eve ebenfalls so gut wie tot zu sein als sie die helle Stimme reden hörte: „Was war das Raph? Mach schnell bevor wir Zeugen bekommen!“ ‚Nein.‘ „Du hast Recht Cerid.“ ‚Nein!‘ „Schade dass du dich nicht mal wehren wirst. Lebe wohl Adrien.“ „Nein!“, Eve sprang bevor sie auch nur weiter nachdenken konnte um die Ecke und erstarrte als sie die Szenerie vor sich ausmachte. Ein Mann mit schwarzen langen und total zerzausten Haaren, starrend vor Dreck, lag zwischen den Mülleimern am Boden. Er lächelte mutig hinauf zu den anderen beiden Männern, die ihn zu bedrohen schienen. Also er war das Opfer. Die anderen beiden Männer erinnerten sie an Adliger und Untertan. Der eine mit kurzen braunen Haaren sah ängstlich und schockiert zwischen ihr und seinen vielleicht Mentor umher. Dieser hingegen richtete seine goldenen Augen direkt auf Eve. Er hatte blondes Haar, doch seine Miene war dunkel wie die Nacht. Doch die ganze Situation das da drei Männer standen bzw. lagen und eigentlich recht scharf aussahen setzte sie nicht so zu wie das was ihre Augenbrauen in die Höhe schießen ließ. Denn jeder dieser Männer hatte Flügel. Flügel? Cosplayer? Was zum Teufel wurde hier gespielt?
„Raph?“, der braunhaarige sah hastig zum Blonden hinüber, der andere, Raph oder so, fixierte sie schweigend. „Töte ihn Cerid.“, Cerid grinste und streckte dem auf den Boden liegendem die Hand entgegen. Etwas dort in seiner Hand begann zu leuchten. ‚Scheiße! ‘, Eve keuchte abermals auf als sie sah das sich in seiner Hand ein Feuerball bildete. O Gott wurde sie bereits verrückt? „Nein!“, wenn dann richtig. „Lasst ihn!“, Eve glaubte ihrer eigenen Stimme nicht, doch Cerid hielt abermals inne und Raph runzelte seine Stirn. Ihr Blick glitt zu dem Mann der am Boden lag, zu ihrer Überraschung bohrte sich sein Blick in ihren. Er lächelte immer noch, anscheinend belustig was der Tag ihm so brachte. „Jetzt Cerid!“, Raph’s Stimme klang bedrohlich und kalt. Als sich Cerid abermals umwandte hörte Evelyn endgültig auf zu denken und rannte. Sie rannte einfach los. Doch nicht weg wie sie es hätte tun sollen, nein, in Richtung der Männer. Gott sie war wirklich verrückt! Mit einem Sprung lag sie kurz vor dem Dunkelhaarigen und versperrte Cerid den Weg. Raph war herumgewirbelt und wollte sie noch festhalten aber anmutig war sie seinem Griff ausgewichen. Nun starrte sie den bedrohlicheren, Raph, mit böse glitzernden Augen an.
Kapitel 3
Der Tag schien immer besser zu werden.
Als Adrien sich zu Beginn der Morgendämmerung aus dem Haus schlich, war er sich eigentlich sicher gewesen dass Raph und seine Larve weg wären. Tja falsch gedacht. Sie spürten ihn kurz vor Mittag auf als er gerade durch den Park schlenderte und sich das kühle Nass ins Gesicht rieseln ließ. Dann folgten sie ihm mit einer Rasanten Verfolgungsjagt bis in eine von den Gassen die ja unbedingt eine Sackgasse sein musste. Als er dann dachte sie hätten ihn und Raphael würde ihn nun endgültig töten, tauchte dieses Menschenmädchen auf. Sie hatte alle überrascht, denn statt schreiend wegzurennen oder in Ohnmacht zu fallen lag sie nun halb auf ihm und schirmte ihn vor Cerid’s Feuerball ab. Der Tag wurde wirklich immer spannender.
Mit einem Grinsen musterte er Raph, der vor Wut zu kochen schien, auch wenn man seiner Mi8ene nichts ansehen konnte. Adrien wusste dass ihm das wenig gefiel. „Raph?“, der unsichere Cerid blickte hilflos zwischen dem Mädchen und seinem Mentor hin und her. Er war ein Anfänger und ein Angsthase dazu, Adrien konnte dieses feige Baby nicht leiden. „Raph?“, seine Stimme schien zu brechen. „Halt die Klappe!“ Na endlich. Raph schrie fast und das Mädchen zuckte merklich zusammen. Sie drängelte sich nun dichter an Adrien, doch blieb sie immer noch beschützerisch in der Schusslinie. „Adrien dir ist doch klar das ich dich überall finden werde. Ich bin der einzige der dich töten wird. Merke dir meine Worte.“, er knirschte mit den Zähnen und musterte noch einmal das Mädchen, „Und du Kind. Du solltest nicht mit dem Teufel verkehren.“ „Ich sehe hier nur einen Teufel. Und der ist garantiert nicht er!“, sie zeigte mit einer Hand zurück und berührte unabsichtlich Adrien‘s Arm. Sie zuckte wieder zurück als hätte sie ein kurzer Stromschlag getroffen, auch Adrien hatte es gespürt. Er besah sich ihr Seitenprofil. Das Mädchen war eine wirkliche Schönheit, wie eine Fee oder ein Engel selbst, aber er spürte dass sie ein Mensch sein musste. Ein mutiger Mensch, er verstand nicht warum sie ihn verteidigte.
„Geh weg von ihm.“, es war ein knapper Befehl, doch er ließ Eve das Herz in die Hose rutschen. Sie dachte nicht daran sich zu bewegen, stattdessen versteifte sie sich und starrte weiterhin Raph entgegen. „Hast du gehört?“, er Schritt näher und Eve versuchte dichter zu den Mann hinter ihr zu rutschen. Was machte sie hier nur? Eigentlich müsste sie schon längst arbeiten, stattdessen lag sie hier zwischen Verrückte die wahrscheinlich nun auch sie töten würden. Er machte Anstalten sie anzufassen und von dem Kerl hinter ihr wegzuziehen. „Nein.“, ängstlich zuckte sie zusammen. Plötzlich sah sie in ihrem Augenwinkel eine Bewegung, sie war blitzschnell und im nächsten Moment hatte sie einen Arm um sie liegen. Der Mann hinter ihr zog sie ein Stück näher und ein leises Knurren entwich seinen Lippen. Eve’s Augen wurden größer als er dann sprach: „Fass sie ja nicht an oder ich zeige dir wie gut die kurze Pause meine Kräfte zurückgebracht hat!“ Zum ersten Mal schritt nun das Opfer in den Kampf ein.
Er würde kein so junges Mädchen für sich sterben lassen, denn so wie Raph aussah würde er bald seine stählerne Geduld verlieren. „Mh du glaubst doch nicht wirklich du könntest dich schon mit uns messen Adrien!“, Raph grinste und ließ einen Feuerball in seiner Hand entstehen. ‚Mist! ‘ daran hatte Adrien nicht gedacht als er das Mädchen in den Schutz nahm. Nun war er wieder in der Schusslinie von Raphael und er würde diese Chance nicht ungenutzt lassen. Warum verdammt noch mal schützte er das Mädchen vor Raph? War er hier nicht der Böse?
Wie konnte der Mann nur so dumm sein? Eve starrte auf die Hand mit dem Feuerball und im Sekundenbruchteil handelte sie abermals ohne nachzudenken, dass würde wohl in nächster Zeit bei ihr in Mode kommen, und handelte einfach. Sie schrie.
Adrien zuckte als er plötzlich neben sich eine Stimme ausmachte. Das Mädchen schrie, als hätte sie eine Schauspielrolle bekommen oder würde erst jetzt begreifen was hier geschah, sie schrie. „Was zum…?“
Eve’s Plan ging auf, denn im nächsten Moment hörten sie Hundegebell aus dem Park und um die Ecke sprang laut krachend ein Nachbarsfenster auf. „Verdammt was is da los?! Halt deine Klappe oder ich rufe die verdammte Polizei!“ „Mist.“, Cerid war der erste der seine Flügel ausbreitete und im nächsten Moment verschwand er in den Lüften. Eve verschluckte sich fast an ihrer Zunge und kroch weiter in die Arme des Mannes. Raph hingegen blickte kurz seinen feigen Schüler hinterher und sah zu den beiden am Boden liegenden. „Du bist schlau kleines Mädchen. Ich werde dich finden Adrien, überall. Egal wo du dich auch verstecken solltest. Ich allein bin derjenige der dich töten wird.“, mit diesen Worten schwang auch er sich in die Lüfte und ließ ein verwundertes Mädchen mit einem Mann den sie nicht kannte zurück.
„Wow“, langsam ließ der Mann seinen Arm von ihr gleiten und sie drehte sich zu ihm um. Erst jetzt merkte sie wo genau sie hier lag und sprang weg von ihm. Sie musterte ängstlich den Mann den sie gerettet hatte. Seine langen schwarzen Haare klebten in seinem Gesicht, umrahmten auch seine Augen. Sie waren dunkelblau, wie der Ozean, es schien sich zu bewegen während Eve ihn musterte. Seine vollen Lippen waren zu einem Lächeln verzogen. Er konnte eine Rasur und vielleicht auch eine Dusche vertragen. Sein Körper war groß und gut gebaut. Sie musste zugeben den Umständen entsprechend sah er verdammt heiß aus. Ihr Blick blieb an seinen Flügeln kleben. Tiefschwarz, dunkler als seine Haare, mit einem bläulichen Schimmer schmiegten sie sich links und rechts an seinen Körper. Ihre Gedanken kreisten um die Feder die sie gefunden hatte, es musste seine sein. „Genug gestarrt?“, seine dunkle, raue Stimme eckte sie aus ihren Gedanken. Sie klang nicht mehr so bedrohlich wie zuvor gegen Raph gewandt, eher freundlich, neugierig und belustigt. „Was bist du?“, endlich fand sie ihre Stimme und verwundert dass sie nicht brach zog sie ihre Brauen in die Höhe. Er lächelte noch breite, wenn das überhaupt ging: „Was denkst du denn was ich bin? Ist das nicht offensichtlich?“, sein Lächeln verschwand plötzlich und wich einem ernsten Blick, „Du hast mich gerettet, ich stehe ich deiner Schuld.“ Sein Blick strich über ihr Gesicht und seine Finger folgten seinem Blick. Wie erstarrt hielt Eve ihren Atem an. „Aber sie werden nicht ruhen bis sie mich haben. Also sollte ich mich hier wohl besser verabschieden kleine Prinzessin.“ Ruckartig erhob er sich und wäre um ein Haar gleich wieder auf den Boden gesunken. Er verzog sein Gesicht schmerzerfüllt und hielt sich die Hand an die Seite. Als sie kurz verrutschte sah sie dass er aus einer Wunde blutete. Nun erhob auch Eve sich langsam: „Ich muss verrückt sein. Wirklich völlig von Sinnen.“ Sie hatte das eher zu sich selbst gemurmelt, doch er blickte sie nun an als seie sie das wirklich. „Was hast du vor?“, er wurde sichtlich nervöser als sie auf ihn zuschritt und mit einem Schwung um seinen Körper griff. Sie stützte ihn ab und sah ihn tief in die Augen: „Komm mit mir.“ Ihre Antwort war knapp und ließ ihn verstummen, still folgte er ihren Anweisungen. Am Ende der Gasse blieb sie stehen und beäugte stirnrunzelt seine Flügel: „ Wir müssen sie verstecken.“ Es war nur eine Feststellung, doch plötzlich lachte er laut auf, im nächsten Moment verstummte er wieder und hielt sich schmerzerfüllt die Seite. „Mh … Ganz einfach Kleine. Sieh zu.“ Er schloss kurz die Augen und neigte seinen Kopf zum Himmel, seine Flügel breiteten sich aus und sie konnte sie nur anstarren. Dann lösten sie sich im nichts auf. Ihr Blick landete geschockt auf dem Mann und er lächelte abermals, nun sah er, was immer er auch war, aus wie ein normaler Mensch. „ Wir müssen mit der U-Bahn nach Hause fahren.“, das war das einzige was sie herausbrachte.
Kapitel 4
Evelyn musste verrückt sein einen völlig fremden Mann mit sich nach Hause zu nehmen.
Doch er kam ihr so hilflos vor, er war verletzt und sollte sie ihn stattdessen auf den Tod warten lassen? Der Tod, konnten Engel nochmal sterben? Waren es nicht schon Wesen die gestorben sind? Sie wollte ihn beschützen.
„Hier.“, sie hatte ihn, kaum in der Wohnung angekommen, ins Bad geführt, den Wasserhahn für die Wanne aufgedreht und nun ihm ein Handtuch in die Hände gedrückt. „Setz dich bitte.“, der muskulöse Riese befolgte ihre Anweisungen ohne zu murren und ließ sich auf den Badewannenrand nieder. Sie stellte das Wasser an und stöpselte die Wanne zu. Mit einem Lappen in der einen Hand tauchte sie ihren Arm ins lauwarme Nass. „Zieh dein Hemd aus, ich werde deine Wunde säubern.“, seine blauen Augen musterten die ihre, für einen Moment blieb er reglos sitzen, die Schultern etwas zusammengesunken. Schließlich kreuzte er seine Arme und zog sich sein graues Hemd über den Kopf. Mit einem dumpfen Geräusch fiel es zu Boden. Eve sah den Mann zum ersten Mal richtig an. Er hatte etwas dunkles, gefährliches, doch saß genau dieser ganz ruhig vor ihr und beobachtete sie wie sie ihn beobachtete. Ironie das sie genau das sehr anziehend fand, er war echt sexy. Sein Oberkörper war durchtrainiert, die Linien klar und deutlich. Auf seiner linken Seite seiner Brust rankten sich komplizierte Muster. Es begann irgendwo auf seiner Schulter und zog sich von seiner Brust über seinen Bauch um irgendwo an seiner Hüfte zu enden, soweit Eve es sehen konnte bevor es in seiner Hose verschwand. Die Schnörkel erinnerten sie an Rosenranken mit kleinen Dornen und Knospen, doch waren keine Blätter und keine Blüten zu sehen, dass konnte unmöglich ein Tattoo sein oder? Das Muster war tiefschwarz, so wie alles an diesem Mann dunkel erschien. Fasziniert von diesen unglaublichen Verziehrungen blieb sie still und atmete nur noch. „Es sind die Zeichen der Verstoßenen, eine Kennzeichnung der dunklen Engel. Die Brüder haben uns gebranntmarkt wie Tiere, um ihren Besitz zu zeichnen. Doch sie irren sich wenn sie denken…“ Er verstummte und in seinen Augen blitzte Wut auf. Eve musterte sein Gesicht um zu sehen ob er scherzte und erwartete ein Lächeln, doch da war keines zu finden. Er blieb vollkommen ernst und wartete. „…Engel? Es gibt sie wirklich…?“, kaum merklich schloss sie den Mund wieder und runzelte die Stirn. Eve hatte schon so einiges gehört doch dies überstieg ihre Vorstellungskraft. Allerdings hatte sie den Beweis nicht mit eigenen Augen gesehen? Die beiden Männer waren davongeflogen wie Vögel und er hatte ebenfalls Flügel gehabt. Was hatte er gesagt? Gefallene Engel? Gebranntmarkt? Was meinte er damit? Statt ihre vielen Fragen zu stellen entschied sie sich für das wichtigere im Moment, sie tupfte den Lappen auf seine Wunde um sie zu säubern. Er zog schmerzvoll den Atem ein, sofort tupfte sie vorsichtiger. „Tut mir Leid…“ „Warum hilfst du mir?“, die Frage kam so erprupt das sie abermals innehielt. Als sich ihre Blicke begegneten sah sie dass er die Lippen zu einer festen, geraden Linie presste. Eve verstand nicht: „Warum ich dir helfe…?“, kurz überlegte sie was für eine Antwort er wohl erwartete, entschied sich dann aber für die Wahrheit. „Ich weiß es nicht.“ Er schloss die Augen und sein Mund kräuselte sich zu einem Lächeln, er sah wirklich schön aus wenn er lächelte. „Ich bin Adrien. Wie heißt du?“, er öffnete seine Augen wieder und fixierte sie schweigend. Kurz bevor sie antworten konnte griff er sich eine Strähne ihrer hellblonden Haare und zwirbelte sie um seinen Finger. Es war eine unbewusste Geste doch barg sie umso mehr Kraft, Eve konnte erst eine Minute später antworten: „Mein Name ist Evelyn. Aber bitte nenn mich Eve, das klingt besser.“
Adrien gefiel es ihre Haare zu berühren, sie waren wirklich so weich wie er es sich gedacht hatte. Dieses Mädchen überraschte ihn immer wieder, Eve… Adrien gefiel der Name, auch der Mensch dahinter gefiel ihm. Sie war wirklich schön, jetzt konnte er ihre Augen, ihre feengleiche Erscheinung mit der hellen Haut und ihren dunklen, vollen Lippen vom nahen bewundern. Sie hatte den Schreck seiner Berührung überwunden und richtete ihre mandelförmigen Augen zurück auf seine Wunde. Es war ein glatter Schnitt und würde bald wieder verheilt sein. Adrien machte sich keine Sorgen, da Engel sowieso schneller heilten als Menschen, doch Eve sah sichtlich besorgt drein. „Ich weiß nicht ob es reicht wenn ich es säubere und verbinde…“ „Völlig.“, er grinste als sie ihn mit erhobenen Augenbrauen musterte. Es kostete sie sichtlich Kraft sich nur auf seine Wunde zu konzentrieren, was sein Lächeln noch breiter werden ließ. Eve war sanft und sehr vorsichtig, auch als sie ihm den Verband umlegte, den sie aus dem Medikamenteschränkchen gekramt hatte. Nach einer Ewigkeit wie es Adrien vorkam, in der sie mit ihrer verwundernden Präsenz den ganzen Raum ausfüllte, war sie endlich fertig und verkündete sie würde etwas zu Essen vorbereiten. Sie sagte ihm noch er solle sich waschen und seine dreckigen Sachen auf die Waschmaschine legen. Nach der Dusche fühlte sich Adrien wieder wie ein Mann bzw. Engel, so sauber war er schon lange nicht mehr gewesen. In ein flauschiges Handtuch gewickelt trat er aus dem Bad, zufrieden sah er sich in der kleinen Apartmentwohnung um. Dafür dass die Wohnung gerade für sie zu reichen schien war sie sehr gemütlich eingerichtet. Die offene Wohnstube lud zum auf der Couch lümmeln und schlafen nur so ein. Am Ende des Flures rechts befand sich die Haustür und links endlang befand sich eine aus Mahagoniholz gefertigte Tür, Adrien dachte sich es müsse ihr Schlafzimmer sein. Er überquerte jedoch den Flurteppich gerade aus in die Wohnstube. Der Raum war mit warmen Farben gestaltet, nur eine Couch, ein Couchtisch, ein Fernseher und ein paar Schränke füllten den Raum. Die Wände waren mit Fotos und selbst gemalten Bildern aus der Kindheit verziert, Adrien würde sich später die Zeit nehmen um mithilfe dieser mehr über sie zu erfahren. Ein kleiner Durchgang führte in die Küche, auch eine Durchreiche bildete Verbindung zwischen Wohnstube und Küche. Aus dieser Richtung duftete es wunderbar nach Kuchen und Omeletts, auch ihr eigener Duft zog ihn in die Küche. Ihr Duft schien die Wohnung mehr zu durchziehen als der Duft des Essens, Adrien mochte diesen Duft. Der Geruch leicht nach Kokos und Mondblüte, sehr exotisch. Schweigend stellte er sich in den Türrahmen und verschränkte seine Arme, beobachtete grinsend das Mädchen die laut summend den Kochlöffel in der Luft umherwirbelte. Das Lied kannte er nicht, doch die Melodie sagte ihm es müsse ein neumodernes Rocklied sein. Eve wackelte mit den Hüften als sie die Omeletts wendete. „Das nenne ich mal spaßiges Kochen.“
Vor Schreck hätte Eve fast ihren Pfannenwender fallen lassen, was sie dann schließlich doch tat als sie sich nach Adriens Stimme umwand. Dieser Kerl stand tatsächlich nur in einem weißen Handtuch um die Hüften gewickelt, nackt an ihrer Tür gelehnt, die Arme verschränkt und ein süffisantes Lächeln aufgelegt beobachtete er sie. „Oh mist.“, hastig hob sie das Ding wieder auf und spülte es schnell ab. „Ähm… ich werde dir nachher noch ein paar Anziehsachen kaufen, solange solltest du den Morgenmantel von mir tragen.“ Auf ein belustigtes Schnauben hin ergänzte sie: „Ich hatte aus versehen einen Morgenmantel für Männer gekauft, er ist mir auch viel zu groß, aber ich mag ihn er ist bequem. Er liegt im Schlafzimmer, du solltest ihn anziehen.“ Sie wich jedem Blickkontakt mit ihm aus.
Adrien grinste abermals und machte sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer.
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, musste er sie so erschrecken? Vor allem halb nackt? Aber eines musste sie zugeben, er konnte sich zeigen. Sie hatte sich Gedanken gemacht, sie würde ihn vielleicht eine oder zwei Wochen bei sich behalten können, doch je länger er hier blieb umso mehr musste sie arbeiten um Geld zu verdienen. Sie seufzte, gleich würde sie auch noch Kleidung kaufen müssen, welche Größe hatte er wohl, XL? Allein seine Größe erinnerte an einen Bodyguard auch die Masse an Muskeln ließen den Eindruck. Dabei war er doch ein Engel! Das einzige Problem was ihr einfiel war der Platzmangel. Wo sollte er schlafen? Wohnstube! Couch? Sie richtete das Essen her und überlegte weiter als sie die Wohnstube betrat, Adrien war noch immer nicht wieder da. Eve stellte stirnrunzelnd das Essen auf den Couchtisch und ging in Richtung Schlafzimmer. Doch in der Tür erstarrte sie. Auf ihrem Bett eingekuschelt in ihr tintenblaues Bettzeug lag der Engel und schlief. Irgendwie brachte sie dieses Bild zum Grinsen, schließlich betrat sie das Zimmer und blieb erst neben dem Bett indem Adrien lag stehen. Sein Oberkörper lag frei und sie konnte sehen wie er sich gleichmäßig und ruhig hob und sank. Vorsichtig zog Evelyn die Decke höher, sie schaffte es ohne ihn zu wecken. Er musste total müde sein, aber auch kein Wunder wenn er verfolgt wurde. Eve überlegte, das er wohlmöglich 2 Tage oder länger durch die Straßen gezogen war um den Engeln zu entkommen. Engel, richtig. Brauchten Engel überhaupt schlaf? Anscheinend ja. Sie kniete sich neben ihn nieder und betrachtete sein schlafendes Gesicht. Seine Züge waren nicht mehr so angespannt wie zu dem Zeitpunkt als Raph ihn bedroht hatte. Was sie wohl von ihm wollten? Außer ihn zu töten… Es musste doch einen Grund geben. Würde Eve es bereuen ihn gerettet zu haben? Es konnte doch durchaus sein das das Raph und Cerid im Recht waren. Nein, entschieden schüttelte Eve den Kopf, es gab niemals eine Rechtfertigung jemanden zu töten. Außerdem konnte sie sich nicht vorstellen das Adrien etwas schlimmes getan haben könnte, ihr Gefühl, und das hatte sie fast nie betrogen, sagte ihr das sie das Richtige getan hatte.
Langsam hob sie ihre Hand und berührte seine Wange, vorsichtig streichelte sie über die kleinen Stoppeln, sie lächelte denn es kitzelte an ihren Fingern. Er sah aus wie ein kleines Kind wenn er schlief. Aber insgesamt war er doch der Typ Mann der jede haben konnte wenn er nur wollte, vielleicht hätte sie sogar zu einer anderen Zeit in irgendeiner Disko an ihrem Tisch gesessen und von ihm geschwärmt wie ein pubertierendes Mädchen. Erstaunt öffnete sie ihre Lippen, denn Adrien kuschelte sich wie eine Katze an ihre Hand, diese Berührung schien ihm zu gefallen. Von wem er wohl gerade träumte? Plötzlich schlug er seine Augen auf und sah sie direkt an. Gefesselt von seinem Blick bewegte sich Eve kein Stück mehr. „Du hättest mich nicht retten sollen, du bringst dich in Gefahr Kleines.“, er ergriff ihre Hand und hielt sie während sein besorgter Blick sich in ihre Seele bohrte.
„Ich habe das Richtige getan.“, sie antwortete immer direkt und gerade heraus was sie für richtig hielt. Auf ihre Reaktion musste Adrien lächeln, „Ich stehe in deiner Schuld.“, er beugte sich vor und sein Atem strich über ihre Wange, im nächsten Moment fand sie sich in seinen Armen wieder. Er drückte sie fest an sich, doch sie spürte dass er sich zurückhielt. Als er sich von ihr löste trafen sich ihre Blicke und Eve hätte schwören können das sie erst jetzt wieder atmete. „Ist … ist schon gut… Ähm ich habe essen gemacht … aber wenn du noch müde bist dann…“ Sie verstummte als Adrien kicherte, mit seiner dunklen, rauen Stimme hatte das etwas Beruhigendes an sich, plötzlich beugte er sich abermals vor. Seine Lippen trafen die ihre und Eve riss die Augen weit auf. Was geschah hier? Er war doch ein völlig Fremder! Doch ihre guten Vorsätze schwanden bereits im nächsten Moment als der Kuss drängender wurde. Seine Lippen waren warm und passten direkt auf ihre, Gänsehaut überzog ihre Haut. Zu ihrer eigenen Überraschung erwiderte sie den Kuss und spürte wie sie die Hände in sein schwarzes, volles Haar wühlte. Er lächelte an ihren Lippen als hätte er dies schon vorher geahnt, was nicht sein konnte, oder? Als Adrien sie nach einer Weile wieder entließ öffnete sie die Augen, erschrocken nicht einmal gemerkt zu haben sie geschlossen zu haben. „Ich müsste lügen wenn ich sagen müsste das es mir Leid tut.“, er grinste Eve keck an, sie erwiderte nichts und schüttelte den Kopf. „Ich… ich weiß nicht genau was hier passiert ist aber… es ist Vergangenheit, nicht mehr und nicht weniger…“, sie schloss den Mund wieder und stand auf, ihre Schritte brachten sie unbewusst bis zur Tür. „Ich halte das Essen warm, du solltest erst einmal schlafen.“ Sie rannte fast bis zur Küche. Dort angekommen sackte sie an die Theke, „Was ist nur mit mir los?“ Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, sie hatte einen völlig Fremden geküsst! Froh das er ihr nicht gefolgt war schloss sie die Augen und vergrub ihr Gesicht in ihren Schoß. Sie spürte Unsicherheit, dieses Gefühl wollte sie doch nie wieder spüren? Was wurde aus dem Schwur den sie sich gab nachdem sie frei war, frei von ihrer Vergangenheit und den drückenden Erinnerungen an den Tod ihrer Eltern? „Eigentlich war ich doch nie frei. Mum, Dad, ich vermisse euch. Wird ihr nur hier.“, Tränen rannen an ihrer Wange endlang. Lange hatte sie sich nicht mehr nach den Armen ihrer Mutter gesehnt und ihren Geschichten über ihren Vater, wie sehr sich die beiden ein Kind wünschten und sie die Erfüllung dieses Traumes war. Beunruhigt lauschte sie ihrem Herzen, das nicht aufhören wollte so schnell zu schlagen, und der Stille die sie zu erdrücken versuchte.
Adrien lag auf dem Bett, lauschte bis ihre Schritte verklungen waren. Ihre letzten Worte waren mehr aus Angst herausgekommen als aus Hass. Adrien spürte das irgendetwas sie bedrückte. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Sie war ein Mensch, er ein Engel, das konnte nicht gut gehen. Alles was in diesem Moment begonnen hat musste er so schnell wie möglich wieder zum stillstand bringen. Doch trotzdem… Trotzdem verschwand das Bild von ihrem Gesicht und ihren Lippen nicht. Sanfte Haut dessen Geschmack er gerne gekostet hatte. Außerdem hatte sie seinen Kuss erwidert, was sie allerdings genauso überrascht hatte wie sie ihn damit überrascht hatte. Ihre braunen Augen, ihr Blick, ihre ganze Präsenz hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, sie war selbst Schuld…! Dieses Mädchen hatte Macht über ihn, genau das gefiel ihm nicht, irgendetwas brachte ihn dazu sein Leben wie es bisher verlaufen ist zu überdenken. Ein Gefallener Engel hatte kein Recht auf Gefühle… vor allem nicht auf das Gefühl Liebe…
Liebe?! Zum Teufel, Adrien wollte verdammt sein wenn er diesen Kuss als Liebe abstempelte! Verlangen. Ja ganz einfach. Er war damals als Mensch schon ungeliebt gewesen. Warum sollte sich das jetzt als Engel ändern? Er schloss seine Augen und watete durch schmerzvolle Erinnerungen und vielleicht auch durch neue Hoffnung, auf Veränderung, bis er seiner Müdigkeit erlag.
Kapitel 5
Evelyn saß noch eine Weile an die Küchentheke gelehnt und dachte über das geschehene nach. ‚Warum hat er das getan?’, sie schüttelte den Kopf, brauchte er einen Grund? Ja definitiv! Das konnte aber doch nichts bedeuten, ihm jedenfalls nicht, oder? Er hatte sicher nur aus dem Impuls seiner Dankbarkeit gehandelt. Aber war das nicht etwas zuviel um als Dankbarkeit abgetan zu werden? ‚Vergiss es einfach!’, ermahnte sie sich selbst. Seufzend stand Eve vom Boden auf und schleppte sich in die Wohnstube. „Und was nun?“, normalerweise überlegte sie immer laut, doch jetzt hatte sie einen Gast und der sollte sie nun wirklich nicht hören. Mit einer Geste deutete sie einen unsichtbaren Schlüssel an schloss ihren Mund und warf ihn über die Schulter. Schließlich musste sie seinen „gar nicht ironischen“ Antworten ausweichen. Doch er müsste jetzt eigentlich schlafen, er war schon vorher so müde gewesen, bevor sie ihn geweckt hatte. Er lag sicher nicht so wie sie herum und dachte über das Geschehene nach. Wahrscheinlich träumte er bereits von irgendeiner anderen Bikinischönheit, er war zwar ein Engel aber ein Mann. Engel hatten sicher Verhaltensmuster aus ihrem früheren Leben. Eve ließ sich langsam in die Couch gleiten. Woran er wohl gestoben ist? Ihre Gedanken kreisten noch eine Weile um diese Frage, doch schließlich schlief auch sie ein.
Der Schlaf schien ihm nicht geholfen zu haben, er war immer noch nicht im vollen Besitz seiner Kräfte und er fühlte sich durcheinander, was allerdings mehr an dem Mädchen liegen konnte. Es war so als würden ihn seine Erinnerungen einholen, er dachte über den Tod hinaus konnte sie ihm nicht folgen. Sie… Cass… das Mädchen was er damals geliebt hatte und glaubte sie würde es ihm gleichtun. Das Mädchen für die er gestorben war.
Adrien schloss seinen Augen und holte tief Luft, dann sah er sich um. Die Wohnung war wunderschön eingerichtet, das zeugte von Geschmack. Er lag in sehr dunkelblauer fast schwarzer Seide. Er grinste, das war durchaus … heiß. Was dachte er da schon wieder? Es war nicht seine Aufgabe mit ihr zu schlafen! Obwohl… ‚Adrien!’, er schüttelte den Kopf und stieg aus dem Bett. „Oh nicht gut.“, Adrien brauchte eine Weile bis ihm endlich einfiel das er gestern nach der Dusche im Handtuch in ihr Zimmer gegangen war und eigentlich den Morgenmantel anziehen wollte, stattdessen doch lieber das Bett getestet hatte. Also war er in ihr Bett gestiegen, stirnrunzelnd durchwühlte er die Decke, sah unter dem Kissen nach und kroch sogar unter das Bett und stieß sich den Kopf. Das weiße Handtuch war weg. „Mist…“, es war wirklich unauffindbar? Konnte das denn ausgerechnet ihm jetzt passieren? Einfache Antwort, es war ihm bereits passiert. Morgenmantel! Genau den sollte er ja sowieso gestern bereits tragen! Doch wo sollte er sein? Adrien durchsuchte alle ihre Schränke und staunte nicht schlecht über die paar sehr knappen Sachen, die dabei zum Vorschein kamen. Allerdings fand er nicht was er suchte. Konnte denn das wirklich wahr sein? Wollte Gott ihn strafen? Einen Moment sah er grimmig drein, denn die Antwort wusste er bereits seit langer Zeit. Das hatte nichts mit ihm zu tun. „ Mh… aber meine Sachen müssten noch im Bad sein!“, flüsternd und erfreut doch noch eine Idee gefunden zu haben die ihm Weiberklamotten ersparte schlich er in den Flur. Wohlgemerkt das er völlig nackt und vom Schlaf gezeichnet durch Evelyns Wohnung schlich. Er griff nach der Badtür als plötzlich das Geräusch von scharf und hastig eingezogenem Atem zu seinen Ohren drang. Erschrocken wandte er seinen Kopf und erstarrte, „Ups…“ In der Wohnstubentür stand eine ebenso vom Schlaf verwuschelte Evelyn mit weit aufgerissenen Augen.
Eigentlich wollte sie nur die erste Person sein die morgens schnell duscht und sich dann einen Kaffee nach dem anderen machte, um klare Gedanken über den weiteren Verlauf der Woche zu fassen und über den Engel in ihrer Wohnung. Stattdessen stand dieser nun vollkommen nackt vor ihr. Adrien hatte allerdings nichts anderes zu tun als locker über seine Schulter zu grinsen, während er seinen echt knackigen Hintern und seinen extrem muskulösen Rücken zur Schau zu stellen und ihr damit die Sprache zu verschlagen! Nicht mal peinlich schien ihm zu sein! Naja das musste es ihm ja auch gar nicht, schließlich konnte er als Model arbeiten, mit diesem Körper der jedem griechischen Adonis ins Gesicht schlug und gerade zu schrie SÜNDIGE! Durfte ein Engel so was?! ‚Oh mein Gott zensiert meine Gedanke!’, dachte Eve aufgeregt, total verwundert das sie überhaupt noch fähig war zu denken. „Ähm… ich… wollte eigentlich ins Bad…“, sie wandte ihren Blick zu Boden um nicht puderrot anzulaufen. „Ich auch. Meine Sachen anziehen.“, sie hörte ihn Lachen. „Die wasche ich noch, die sind dreckig!“, sie sah wieder nach oben, er grinste immer noch. Sichtlich amüsierte es ihn sie in Verlegenheit zu bringen! Konnte mal jemand diesem Playboy von einem Engel das Lachen aus dem Gesicht wischen? „Verstehe. Aber was zieh ich an? Oder soll ich weiterhin nackt durch deine Wohnung laufen? Mach ich wenn’s dir so gefällt.“, ihr klappte der Mund auf bei so viel Dreistigkeit. „N…Nein! Ich… ich kauf dir was…“, für einen Moment blieb Eve still, dann fiel ihr etwas ein, „Solltest du nicht den Mantel tragen?!“, sie schrie fast, nun sah Adrien fast verlegen drein. „Naja. Hab ihn nicht gefunden, nur deine heißen Kleider, aber die kann ich kaum tragen ich glaub die stehen mir nicht.“ Hallo!? Eve riss die Augen auf. „Sorry Kleine, mein altes Ich…“, es überraschte sie ein Schwung von Schmerzen in seiner Stimme zu hören. Sie dachte sofort an seine Wunde, doch die war es anscheinend nicht die seine Stimme plötzlich fremd klingen lies, es war seine Vergangenheit kam es Eve in den Sinn. Sie mochte ihn nicht so sehen. Altes Ich? Sie kam nicht drumherum an Adrien als Mensch zu denken, doch er nahm keine andere Form an, er blieb genau das was sie vor sich sah. Er drehte den Kopf zurück so dass man nur noch seine Haare nicht sein Gesicht sehen konnte. Mit einem leisen Rauschen wuchsen ihm plötzlich tiefschwarze Flügel, sie reichten bis zum Boden. Wenn er sie ausbreiten würde wäre ihre Wand hin. „Warum?“ Er drehte sich zur Seite und öffnete den Mund, zeigte wieder sein hinreisendes Lächeln und breitete seine Flügel aus. Sie falteten sich sofort wieder um seinen Körper, schmiegten sich wie ein Mantel aus Federn an seine Haut. „Tust du mir einen Gefallen?“ Eve konnte nur Wortlos nicken, fasziniert von seinem Anblick. „Gibst du mir den Morgenmantel? Sonst starrst du mich ewig an.“, nun musste auch sie grinsen, sie schüttelte ihren Kopf und eilte schnell in ihr Schlafzimmer.
„Mein altes Ich… ich hatte es fast vergessen… ich wollte es auch, warum kämpfst du dich wieder hervor, wo ich mich doch ändern wollte…“, Adrien flüsterte sich die Worte zu die er so oft gesprochen hatte, es stimmte sein altes Ich war schon verschwunden doch dieses Mädchen… Damals war er der lebensfrohe, freche Weiberheld gewesen, bis er sich unsterblich verliebte. Er schwor ihr alles, er wollte ihr alles schenken, schließlich tat er das auch, sein Leben. Das war nicht mehr, er war nun ein Engel, ein Mann der nur für sich kämpfte, ernst, ruhig, stark und kein bisschen so wie die Vergangenheit. „Also ich habe nichts gegen dein altes Ich. Auch wenn es wirklich rotzfrech ist.“, er sah vom Boden auf, Eve stand vor ihm und hielt sanft lächelnd ihm ihren Morgenmantel hin. „Du kennst mein neues Ich wohl noch nicht gut genug, wenn du dir das alte Ich wünscht. Das neue ist stark…“, Adrien schwieg wieder.
Adrien schien tief in Gedanken versunken. Sein altes Ich? Sein neues Ich? Ernsthaft was sollte das? Eve verstand nicht viel wovon er redete doch eins wusste sie genau, das war nicht sein „Ich“, er verstellte sich aus Angst. Eve mochte ihn wenn er lachte. „Also ich mag lustige Männer lieber als ernsthafte Spießer. Wie es bei Engeln steht weiß ich noch nicht aber ich glaube nicht anders.“ Adrien blickte leicht den Kopf geneigt nach oben und grinste. Das wollte sie erreichen. „Sei doch einfach du selbst. Ich schätze zu dir gehören beide Seiten. Der idiotisch, freche Playboy und der langweilige Spießer!“, sie schmiss ihm den Mantel an den Kopf und lief lachend davon.
„Na warte!“, Adriens Flügel verschwanden wieder, er schlüpfte schnell in den Mantel und nahm die Verfolgung auf. „Ich krieg dich! Warte bis ich dich habe!“ Mit wenigen Schritten war er ihr gefolgt, sie lachte und lief um die Couch. Nun standen sie sich gegenüber nur die Couch zwischen ihnen. „Ich sag du kriegst mich nicht!“, sie steckte ihm frech ihre Zunge entgegen. „Na warte du kleines…!“, mit einem Sprung lag sie auf dem Teppich und er auf ihr drauf. „Ich hab dich doch!“, beide lachten sie ausgelassen, genau das hatte Adrien gebraucht. Es kam ihm vor als hätte sie das gespürt. Er lächelte sie glücklich an, merkte erst jetzt dass er sie mit seinem ganzen Körper zu Boden drückte. „Uf… du bist ein schwerer Engel!“, sie lachte immer noch um Atem ringend und laut. Ihr Lachen war zauberhaft, es machte Adrien einfach Freude sie zu hören, zu spüren wie ihr Oberkörper vor Lachen vibrierte und ihr Tränen aus Freude in die Augen stiegen. Er hatte diese Wirkung auf sie, niemand sonst nur ihre Zweisamkeit. Es gab Menschen das wusste er von Gott, die die Kraft besitzen andere zu heilen, Wunden die sie sich selbst oder anderen zu verdanken hatten, tief in ihren Herzen. Eve war eine von diesen Menschen, sie berührte ihn allein mit ihrem Lachen, mit ihren Blicken, mit ihrem Herzen. Es machte ihm ein bisschen Angst das sie eine so starke Wirkung auch auf ihn hatte, aber es war eine gute Wirkung, nicht? Allerdings konnte das zu einer schlechten führen, wenn man sich verliebt und Enttäuschung erntet. Aber darüber durfte er jetzt nicht nachdenken. Langsam legte er seine Stirn auf ihre, blickte direkt in diese klaren, hellen, braunen Augen. Sie sahen ihn, nur ihn. „Du bist wunderschön, weißt du das?“, er lächelte nur leicht, meinte alles was er sagte ernst. Stotternd antwortete Eve: „Dan…Danke.“, Eves Blick war unsicher aber keineswegs ängstlich oder angewidert von seiner Art. Ihr Körper war perfekt, schlank aber nicht zu schlank, kurvig und graziös, er wünschte sich er würde ihm … Nein, nein. Was dachte Adrien sich da bloß? Sie war ein Mensch etwas was er nicht besitzen durfte! Und trotzdem… wollte er sie.
Eve hatte das Gefühl als wolle er sie abermals küssen, aber er schien mit sich selbst zu kämpfen, in irgendeinem Konflikt zu stehen. Hatten Engel Frauen? Oder konnten sie überhaupt? Gab es weibliche Engel? Schon wieder flogen tausende verrückte Fragen durch ihren Kopf, sie schienen sogar immer verrückter zu werden. Mit viel Mühe verbannte sie diese aus ihrem Kopf, denn Adrien brauchte sie jetzt. Ihre ganze Aufmerksamkeit. Sie wollte ihn nicht wieder traurig sehen, wie er litt. Das schöne Lächeln war passé. Langsam erhob er seine Stirn von ihrer, stirnrunzelnd, leidend sah er ihr in die Augen und doch nicht wirklich, die Gedanken fesselten ihn. Nein das war nicht Adrien. „Hey…? Adrien…ich.“, er drehte seinen Kopf zur Seite, ihre Worte schienen ihn geweckt, doch kaum geheilt zu haben. „Tut mir Leid. Ich sollte wohl besser…“ Er litt! Aus irgendeinem Impuls heraus ergriff sie seinen Kopf und drehte ihn zu sich. Sanft strich sie über seine Wange und sah ihn an. Nichts weiter aber es verschlug ihm die Sprache, er starrte sie unsicher an. „Bitte…bitte…“, sie schüttelte den Kopf, denn sie wusste nicht weiter. Leide nicht! Mehr wollte sie nicht. Sie schloss ihre Augen und küsste ihn einfach. Es wäre doch sowieso dazu gekommen oder? Im Sekundenbruchteil bemerkte Eve wie Adrien sich endlich entspannte, wie er seinen Widerstand aufgab und ihren Kuss erwiderte. Mehr noch, er schien die Oberhand zu übernehmen. Sie spürte wie er seine Hand in ihre Haare vergrub, ihren Zopf von gestern löste. Langsam öffnete Eve die Augen und betrachtete seine wunderbaren schwarzen Haare in der Sonne glänzend, die sich langsam rot färbte und sich in das Zimmer gestohlen hatte. Sie konnte nur noch denken das sie mehr wollte.
Die noch freie Hand legte Adrien auf Eves Rücken, wanderte über ihre Seite. Er mochte es wie sie sich so warm an ihn schmiegte, wie ihr exotischer Duft ihn umnebelte ihm die Sinne raubte und ihn schließlich nur noch mit dem Herzen denken ließen. Er spürte ihre vollen Lippen, sanft und warm. Ihr Körper drängte sich an seinen und sein Herz vollführte einen Salto. Ihre Finger tasteten sich an seinen Arm endlang, erkundete seine Muskeln. Adrien blinzelte zu ihr herab und sah in erwidernde, klare Augen. Er hatte das Gefühl in ihrer Seele zu schwimmen und schließlich in ihr zu ertrinken. Interesse schwang in ihren Augen, eine unglaubliche Wärme, die auch ihn erreichte. Auch Angst verbarg sich in ihren Augen, Angst vor dem was mit ihr geschah. Er wusste nicht ob er das falsche tat, doch sie hatte das Spiel begonnen was er zu vermeiden versuchte. Sie hatte ihn entfacht und musste jetzt mit dem Feuer kämpfen. Er bewunderte sie, ein Mensch so rein, so zerbrechlich und auch so mitfühlend, das hatte er nicht verdient. Das Mädchen was Leidenschaft und Verlangen mit Angst und Zweifel mischte. Er löste sich von ihr.
Eve war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert als Adrien sich von ihr löste. Sie hatte Angst, Angst davor was kommen würde, davor ihm nicht genug zu sein. Über Adriens Gesicht huschte ein Lächeln, „Nein noch nicht.“, mit einem Sprung war Adrien auf den Beinen und reichte ihr seine Hand. Nur kurz zögerte sie und ergriff sie schließlich lächelnd. Er war sehr stark, ohne Mühe hievte er sie in die Luft. „Danke… mit deinem Kuss fühle ich mich gleich viel besser.“, sein schalendes Lachen als sie rot anlief gefiel ihr, so sollte er sein. Mit einem Ruck schupste sie ihn, „Du wirst dich noch besser fühlen wenn du erst etwas gegessen hast! Obwohl es jetzt sicher kalt ist…“ Sie verzog die Stirn, das Essen hatte sie ja völlig vergessen. „Ich esse es trotzdem, weil es von dir ist wird es mir sicher immer noch schmecken.“, er grinste, dieses Lachen war doch ansteckend.
Ein energisches Klopfen an der Tür ließ beide verstummen. Eve lächelte Adrien an, der freundlich zu ihr herabsah, seine Größe gefiel ihr. Als sie ein paar Schritte zu Tür machte und das energische Klopfen anhielt schrie sie, „Ich komme ja schon! Verdammt lass die Tür heil!“ „Stopp!“, im Sekundenbruchteil war Adrien an ihrer Seite und hielt sie zurück, er flüsterte ihr schnell und eindringlich zu: „Ich spüre es, das ist kein Mensch. Verdammt!“ Seine Augen klitzerten wütend und er zog Eve zurück, „Sie haben mich gefunden?“ Seine Art wie er dies sagte machte Eve Angst, wenn er sich unsicher war dann musste das seine Gründe haben, normalerweise war er in jeder Situation Herr der Lage. Sie erinnerte sich an sein fieses Grinsen als er verletzt und in die Ecke gedrängt hoch zu den beiden anderen Engeln sah. Stolz war er, ob er nun sterben musste oder nicht. Doch das hier war anders, Eve spürte seine Unsicherheit, seine Wut, seine… Angst. „Adr…“ „Schhh!“, er legte ihr ein Finger auf die Lippen und horchte, angestrengt, denn das Klopfen hatte aufgehört.
„Warrrrrrrrrrrrrr!“, ein Schrei gellte durch den Raum als die Tür mit einem Windstoß gegen die gegenüberliegende Wand krachte und Stücke zerschellten. Adrien ergriff sofort die Initiative und stellte sich vor Eve, mit einer Hand währte er ein Holzsplitter ab der direkt auf sie zuflog. Er knurrte bedrohlich und fixierte Raphael der soeben in die offene Tür trat. Dieser blickte ernst und lächelte gefährlich. „Wie töhricht immer noch bei dem Mädchen zu verweilen. Ein weiterer Verstoß gegen die Gesetze die unser Vater uns aufgetragen hat? Du wirst doch wohl nicht so dumm sein?“ Adrien runzelte die Stirn und stellte sich gerade seinem ehemaligen Bruder gegenüber. „Bruder, denkst du wirklich ich sei Lucifers Diener? So wie du ein Sklave Gottes geworden bist? Wer ist hier der Narr!?“ Ein Grollen aus beider Seiten Kehle ließ Eve sich näher an Adrien rücken. Sie vertraute nur ihm. Dabei kannte sie ihn nicht, auch die Gesetze des Himmels nicht. Eigentlich war sie auf der falschen Seite, dachte Adrien. „Wenn du unbedingt kämpfen willst dann lass es uns draußen tun…“, er wollte nur eins, dass Eve nicht verletzt wurde. „Nein, Adrian!“, sie krallte sich an seinen Rücken, sie wusste um den Ausgang. Adrien war sich sicher das der Schüler Raphs draußen warten würde und vielleicht auch noch andere Engel, die ihn zu Gott und zu seinem Todesurteil führen sollten. Doch er würde nicht kampflos aufgeben! Niemals!
Adrien durfte nicht kämpfen! Verdammt er war doch immer noch verletzt! Eve klammerte sich mit aller macht an ihn, er durfte nicht gehen! „Das ist mir neu…“, Eve hörte Raphs Stimme laut und deutlich, doch die unausgesprochene Frage verstand sie nicht.
Adrien schwieg und ließ seinen Blick sinken. Er sah auf die Hände die um ihn geschlungen waren, Eves Hände. Raphael beäugte sie ebenfalls. „Du bringst dich in gefahr Eve… lass mich los…“ Raph würde alles was ihm im Weg steht vernichten um ihn zu töten, das durfte nicht sein.
Texte: The Cover is not mine, it will be another if I sell it. All rights from the book belong to me!
Tag der Veröffentlichung: 14.08.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich an aller erster Stelle meinen Freunden. Besonders meiner Besten, Jana ich liebe dich. Auch meiner Großmutter, ich hoffe du bleibst immer so Fit und bist mir weiterhin eine so gute Freundin.
Ich liebe euch über alles!