Wie ist NLP entstanden:
Das System des Neurolinguistischen Programmieren wurde 1979 von Richard Bandler, einem Mathematiker und John Grinder, einem Sprachwissenschaftler entwickelt.
Die beiden gingen dabei so vor, dass sie sich fragten, was machen besonders erfolgreiche Therapeuten wie Milton H. Erikson (Hypnosetherapie), Virginia Satir (Familentherapie) und Fritz Pearls (Gestaltherapie), um Veränderungen im Verhalten ihrer Klienten zu bewirken.
Bandler und Grinder beobachteten und analysierten genaustens, wie diese berühmten Therapeuten arbeiteten und filterten dann aus den schon bestehenden Therapieformen die „Sahnestücke“ heraus, benannten sie neu und entwickelten so das System des NLP. 1)
Was bedeutet NLP?
Der Begriff Neurolinguistisches Programmieren kommt wie fast alle Begriffe aus diesem Therapiesystem aus der Informationsverarbeitung und Kybernetik.
NLP geht davon aus, dass Menschen unterschiedliche Wahrnehmungen von der Realität haben. Jeder Mensch hat aufgrund seiner Wahrnehmungen seine eigene Realität in der er lebt. Was er wahrnimmt, hängt von seiner Lebensgeschichte und wie er seine Sinne benutzt ab.
Alles was wir mit Hilfe unserer Sinne an Realität wahrnehmen, bauen wir in unser Gehirn- und Nervensystem (neuronales Netzwerk) ein.
Hierfür steht das N = Neuro = Nerven und Gehirn.
Manche NLPler reden hier auch von inneren Landkarten, wo unsere Wahrnehmungen gespeichert werden.
Das L = Linguistisch = Sprache
bezieht sich darauf, dass unsere „Realitäten“ oder „Landkarten“ inunserer Sprache deutlich werden und durch Sprache beeinflusst werden können.
Das P = Programmieren
weist darauf hin, dass es möglich ist, diese „Realitäten“ und „Landkarten“ zu verändern. 2)
Vorstellung einiger wichtiger Begriffe und Techniken aus dem NLP
REPRÄSENTATIVE SINNESWAHRNEHMUNG
NLP geht davon aus, dass wir, um die Welt wahrzunehmen unsere 5 Sinne benutzen.
V = Visuelles Sinnessystem = Sehen
A = Auditives Sinnessystem = Hören
K = Kinästhetisches Sinnessysten = Fühlen/Tasten
O = Olfaktorisches Sinnessystem = Riechen
G = Gustatorisches Sinnessysten = Schmecken
Jeder Mensch setzt nun je nach Situation und Erfahrung für seine Orientierung in der Welt sein bevorzugtes Sinnessystem ein.
Bandler und Grinder entdeckten, dass sich Menschen in ihrer Sprache sehr darauf spezielisiert haben, welches Sinnessystem sie für ihre bewusste Orientierung in der Welt in erster Linie einsetzen.
Beispiele:
Visuell: Das sieht so aus (scheint so) als wenn.....
Auditiv: Das hört sich so an (klingt so), als wenn.....
Kinästhetisch : Da hat man das Gefühl, dass....
Olfaktorisch: Das riecht förmlich nach....
Umgekehrt gingen Bandler und Grinder davon aus, dass Menschen innerlich das Sinnessystem benutzen, um Informationen aufzunehmen, was sprachlich gerade gebraucht wird oder welches sie bevorzugen. Dabei stellten sie fest, dass je nach dem mit welchem Sinnessystem Informationen aufgenommen werden, der Mensch unterschiedliche kurze Augenbewegungen macht.
Sie bemerkten, dass bei den meisten Menschen diese Augenbewegungen folgende Bedeutungen haben:
Blick nach oben rechts = visuelle Konstruktion (phantasiert innere Bilder).
Blick nach oben links = visuelle erinnerte Bilder.
Blick nach rechts (Mitte) = auditive Konstruktion (phantasierte Geräusche und Klänge).
Blick nach links (Mitte) = auditive erinnerte Geräusche und Klänge
Blick nach rechts unten = kinästhetische Wahrnehmungen (Körpergefühle, Tasteindrücke)
Blick nach unten links = innerer Dialog, innere Stimme. 3)
(Bild: http://www.netnlp.de/testing/index3.html)
RAPPORT HERSTELLEN
Rapport herstellen bedeutet, zu meinem Gegenüber einen guten Kontakt herstellen.
Um einen guten Kontakt herzustellen, muss ich meinen Gegenüber
KALIBRIEREN.
Kalibrieren bedeutet, ich versuche meinen Gegenüber mit „geschärften Sinnen“ wahrzunehmen. Was nehme ich anhand seiner Körperhaltung wahr? Wie atmet er? Was verrät mir sein Gesichtsausdruck? Welches ist sein bevorzugtes Sinnessystem meine Worte aufzunehmen und welches sich auszudrücken? Kann ich aussen erkennen, was innerlich bei ihm ablaufen könnten?
Nun stimme ich mich auf den anderen durch
PACING
ein.
Pacing oder spiegeln bedeutet, alles was ich bei dem anderen äusserlich wahrnehme, selber zu übernehmen. Sitzt mein Gegenüber mit überschlagenen Beinen da, so tue ich das auch. Wirkt er verkrampft, so verkrampfe ich mich auch. Spricht er langsam, so passe ich mich mit meiner Sprache seinem Tempo an. Ich versuche auch in seinem Rhythmus zu atmen. Wenn er ein bevorzugtes Sinnessystem benutzt, um sich sprachlich auszudrücken, so benutze ich es ebenfalls.
Dieses sollte alles so unauffällig passieren, dass der andere es nicht merkt.
Es geht beim Pacing darum, sich in den Zustand des anderen hineinzuversetzen, um
die Realität des anderen versuchen zu verstehen,
dem anderen das Gefühl zu geben, ich verstehe und akzeptiere ihn und
Vertrauen aufzubauen.
Ist dieses Vertrauen aufgebaut, so kann ich den anderen durch
LEADING
in eine andere Richtung führen.
Leading bedeutet den anderen Mitnehmen. D.h., wenn ein guter Kontakt zwischen Menschen besteht, so gleichen sie unbewusst ihre Körperhaltungen, Atmung und Sprache dem Gegenüber an. Besteht also durch Pacing ein guter Rapport, so kann ich versuchen, den anderen aus seiner Realität zu holen.
Ausser diesen Begriffen und Techniken, die für die genaue Wahrnehmung und um einen guten Kontakt zum anderen herzustellen benutzt werden, möchte ich noch auf zwei andere wichtige Anwendungen aus dem NLP hinweisen.
ANKERN
Ankern bedeutet bestimmte körpersprachliche Signale regelmässig mit bestimmten Inhalten zu verbinden.
Um z.B. bei jemanden einen positiven Anker zu setzen, versuche ich ihn, nachdem ich zu ihm einen guten Rapport hergestellt habe, sich an einen Moment in seinem Leben zu erinnern, wo er völlig glücklich oder sich in einem für ihn sonst guten Zustand befand. Wenn ich jetzt wahrnehme, dass er in dem Zustand ist, ankere ich diesen durch eine Bewegung von mir oder durch einen Klang – ein Wort oder eine Berührung meiner Hand – z.B. auf seiner rechten Schulter.
Wenn dieser Anker wirksam war, so kann der andere sich z.B. durch diese Berührung seiner rechten Schulter, immer wieder in diesen guten Zustand versetzen.
NLP geht davon aus, dass wir alle schon von Kindheit an Anker haben, entweder positive oder negative Gefühle auslösen können. Diese Anker können im NLP je nach Bedarf durch neue Anker ersetzt werden.
Das Anker setzen wird auch gezielt in der Werbung eingesetzt. Rauche ich eine Marlboro, so fühle ich mich ungeheuer männlich und stark, habe ich Jacobs Cafe au lait im Haus, so bin ich ein unabhängiger, freier Single mit vielen Freunden usw.
REFRAIMING
Ein „fraime“ ist ein Rahmen. Beim Refraiming setze ich bestimmte Aspekte, die meinem Gegenüber Probleme bereiten, in einen neuen Rahmen. Es handelt sich dabei um eine „neue Art“ Bekanntes zu sehen. 4 )
Einen guten Rapport herstellen und ein Ziel zu haben oder zu finden sind Grundvoraussetzungen für die Arbeit mit NLP.
Zwei wichtige Grundannahmen aus dem NLP wären noch:
Jeder Mensch hat genügend
RESSOURCEN
(Kräfte, Fähigkeiten und Erfahrungen), um sein Leben bewältigen zu können.
Die Menschen unterscheiden sich nicht durch ihre Anlagen und Möglichkeiten, wohl aber in dem, was sie daraus machen. D.h. NLP will dazu verhelfen, dass auch blockierte Ressourcen genutzt werden können.
Eine zweite Grundannahme ist, dass hinter jedem Verhalten eines Menschen – und wenn es noch so schlecht für die Mitmenschen ist – eine positive Absicht steht. Aus diesem Grund wird im NLP niemals ein für den Betroffenen störendes Verhalten „wegtherapiert“, sondern es wird immer nur nach neuen Möglichkeiten sich zu verhalten gesucht. In manchen Situationen könnte ja das alte Verhalten noch gut für jemanden sein 1)
1)Neurolinguistisches Programmieren (NLP) – Was es kann, wie es wirkt und wem es hilft“, Thies Stahl, PAL-Verlag,, Mannheim 1992, Seite 7 – 8
2)„Konfliktbearbeitung mit NLP“, Hans-Peter Lutz aus „Phänomen Konflikt“ Frank D. Peschanel, Jnfermann-Verlag, Paderborn, 1993 , Seite 296
3)„Repräsentationssysteme (VAKOG) – 1. Sinnessysteme und Sprachformen“, Jens Hartung, Dittmar Kruse aus Arbeitsmappe: „Practioner-Ausbildung“, NLP-Grundfertigkeiten 1, Forum für Metakommunikation, Berlin 1994
4)„Einstieg in NLP“, Vera F. Birkenbühl, GABAL Verlag, Bremen 1987
Texte: Maria Skorpin
Bildmaterialien: Whoppy.com - Bnilesh
Tag der Veröffentlichung: 08.02.2013
Alle Rechte vorbehalten