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Der Mensch.
Ständig im wartenden Zustand.
Selbst wenn wir nicht wissen, worauf wir warten, oder nicht wissen, dass wir überhaupt auf etwas warten, warten wir. Tagsüber warten wir auf einen Anruf, hat sich dieses Ereignis zugetragen warten wir auf den Feierabend. Danach warten wir darauf, dass die Ampel grün wird und wir endlich nach Hause kommen, wo mit Glück das Essen auf uns wartet. Oder eine Familie. Vielleicht auch der Fernseher, ein Buch, ein Freund. Und wir warten weiter. Immer weiter. Auf die Nachrichten, auf den Wecker, der im morgendlichen Schein klingelt und uns unsanft aus unserem Schlaf holt. Dann warten wir, dass das Bad endlich frei wird, damit man endlich das ziehende Gefühl in der Blase los wird oder den fiesen Mundgeruch.
Doch wieso sind wir ständig am warten? Macht es uns das Leben einfacher? Oder brauchen wir einfach irgendetwas, auf das wir uns vorbei reiten müssen? Im Endeffekt warten wir eigentlich nur auf das Ende. Aber keiner weiß, was es ist. Und damit kommen wir zum nächsten Ritual, dass uns Menschen auf unserer langen Reise begleitet.

Das Fragen. Was passiert mit uns am Ende? Wieso gibt es überhaupt ein Ende? Macht es Sinn? Wir fragen uns ständig irgendetwas. Von Belanglosigkeiten bis hin zu den Fragen, die keiner beantworten kann. Von „Wie ist die Uhrzeit?“ bis „Was ist Gott?“.
Fragen über Fragen, die wir beantwortet haben wollen. Fragen die so grausam sind, dessen Antwort wir trotzdem hören wollen. Die Frau fragt den Mann nach jeder Einzelheit aus, nachdem er ihr gestanden hat, sie betrogen zu haben. Es zerreißt sie innerlich, was er ihr sagt und doch will sie es wissen. Und wieso? Ich weiß es nicht.
Auf der anderen Seite würden wir auch nicht wissen, was Krebs ist, oder wie wir diesem Gegenwirken können. Denn wenn keiner Fragt, fängt auch keiner an, eine Antwort zu finden. So gibt es gute und schlechte Seiten am Fragen. Wie ein Ausgleich. Aber wie würde es uns besser ergehen? Wenn wir fragen, oder wenn wir einfach alles ganz ruhig auf sich beruhen lassen würden? Würde im letzteren Fall die Ganze Evolution einen fürchterlichen Rückschritt machen? Denn wenn wir nicht Fragen würden, würden wir auch nach nichts suchen…

Und das Suchen beherrscht uns ebenso sehr. Ständig auf der Suche. Nach dem zweiten Socken, nach dem Autoschlüssel, nach der Liebe, nach dem Glück und nach dem Sinn von allem. Natürlich hängt das Suchen ganz arg mit dem Fragen zusammen. Doch sind wir nicht auch auf der Suche, ohne etwas zu fragen?
Vor allem: Warum sind wir auf der Suche nach Dingen, die vielleicht gar nicht existieren. Zum Beispiel das Glück. Wer kann uns versichern, dass es Glück überhaupt gibt? Wer kann mit dem Finger darauf zeigen und sagen: „Schau, das ist Glück?“. Glück hängt auch mit den Ansichten der Menschen zusammen. Was bedeutet Glück für den Einzelnen? Warum haben wir nicht alle die gleichen Vorstellungen von Glück? Oder Liebe? Oder Zufriedenheit? Und warum suchen wir nur nach dem Positiven? Warum suchen wir nicht nach dem Pech, der Trauer oder dem Hass? Und wer hat überhaupt festgelegt, was gut und schlecht ist? Muss man nicht auch traurig sein, um zu wissen was wirkliches Glück ist? Dann müsste man eigentlich nach der Trauer suchen, um danach das Glück zu finden. Aber ich habe noch nie einen Menschen kennen gelernt, der diese Einstellung hatte.

Und wieso legt man sich generell immer fest? „Für mich ist Glück….“ Woher weiß dieser Mensch, dass diese Dinge das reinste Glück für ihn sind? Vielleicht gibt es ja auch noch etwas anderes oder eines dieser Dinge macht ihn doch nicht glücklich. Aber sich festzulegen ist auch ein Problem der Gesellschaft. Jeder hat seine Meinung und vertritt sie. Das ist ja auch in Ordnung. Doch manche beharren nur auf ihrem eigenen Verstehen der Welt. Und lassen nichts daran ziehen. Sie sind nicht offen für Neues oder gar Anderes. Und sie haben sich fest gelegt. Ja. Sie sind liegen geblieben in ihrer Spur. Das finde ich traurig. Oder ein einfacheres Beispiel: Der Musikgeschmack. Keiner kann sagen: „Ich höre nur Hip Hop!“. Das stimmt nicht. Es gibt immer ein, zwei Lieder, die nicht diesem Genre entsprechen und dennoch gefallen. Also kann er nicht sagen, er hört NUR Hip Hop. Das geht nicht. Ich denke, man kann sich einfach nicht festlegen. Wäre doch auch langweilig, wenn man nie etwas Neues in sein Leben lässt, Sachen ausprobiert oder einfach mal etwas Verändert.

Es gibt noch tausende Fragen und Worte, Sätze und Dinge, die mir durch den Kopf schießen in diesem Moment. Doch die eigentliche und wichtigste Frage, die auf alles zutrifft ist folgende:

Will ich das alles wirklich beantwortet haben?


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Tag der Veröffentlichung: 27.12.2009

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