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Nordrhein-Westfalen. Hier wohnen die richtigen Wessis. Wie man sich schon denken kann, bzw. in der Schule gelernt hat, liegt Nordrhein-Westfalen ganz im Westen Deutschlands, angrenzend an Holland und Belgien. Das erklärt auch direkt, warum die Nordrhein-Westfalener so unglaublich locker und gut drauf sind. Von Holland weht stetig noch ein wenig Marihuanaqualm mit dem Wind über die Grenze und von Belgien kommen die besten Pralinen. Und Schokolade macht ja bekanntlich glücklich. Luxemburg ist auch nicht weit, was viele zum billigen Tanken nutzen. So ist eine perfekte Grundlage für ein fröhliches Leben geschaffen.
In Nordrhein-Westfalen gibt es auch Städte. Ja, meine Freunde, die gibt es. Die meisten sehr Antik, durch die Römer gekennzeichnet. So hat jede Stadt eigentlich sein „Kulturerbe“. Außer Bielefeld. Bielefeld existiert eigentlich gar nicht. Unter der Führung Ashtar Sherans, der sein UFO als Universität tarnt, versucht man den Menschen die Stadt Bielefeld (auch Bielefake) vorzugaukeln. Doch das ist ein anderes Thema, bei Interesse suchen Sie doch einfach im Internet nach der „Bielefeldverschwörung“.
Innerhalb Nordrhein-Westfalens gibt es gewisse Antipathien, die vom Fußball und vom Karneval herrühren. Zum Beispiel Gelsenkirchen (Schalke) und Dortmund (BVB). Beim Karneval sind es natürlich Düsseldorf und Köln. Wer hat den Besten Karneval? Köln natürlich. Dafür ist Düsseldorf die Landeshauptstadt und hat den schöneren Flughafen. Auch geht es dabei um das Bier. Düsseldorf hat das Alt, Köln das Kölsch. Was besser ist? Naja, das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Man wird wohl niemals einen Kölner finden, der das Alt höher anpreist als sein Kölsch und anders herum.
Aber kommen wir zum wichtigeren Teil. Die Menschen. Denn was wären Städte und Bundesländer ohne Menschen? Wahrscheinlich reichlich sauberer, aber ohne Flair und ohne Leben eben.
Ich war zwar nahezu in jeder Stadt in Nordrhein-Westfalen, allerdings kenne ich Köln am besten, denn hier lagern meine Ersparnisse und ich.
Über die Stadt selbst gibt es unendlich viel zu erzählen, aber ich beschränke mich auf das wesentliche, damit wir endlich zum wichtigen Teil, eben den Menschen, kommen.
Die ersten Siedler kamen 4500 vor Christus. Wie das so ist wird Palaver gehalten und sich ordentlich vermehrt. So kam es, das Köln immer größer wurde. 50 nach Christus bekommt die Siedlung endlich römisches Stadtrecht und nennt sich von da an Colonia Claudia Ara Agrippinensium (oder kurz: CCAA), bzw. auf Deutsch „Coellen“. Noch heute ist dieser Name manchmal in Gebrauch. So wächst die Stadt und wächst und wächst und es gibt Höhen und Tiefen, die im Moment nicht so wichtig sind.
Erwähnenswert ist nur, dass seit 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige in Köln lagern und die Stadt seitdem ein Wallfahrtsort ist. Seit 1919 wird die Stadt Köln endlich auch Köln genannt. Soviel zur Stadtgeschichte.
In Köln gibt es viel zu sehen. Von etlichen Messen über römische Hinterlassenschaften, die sich durch und unter ganz Köln erstrecken, bis zum Dom. Es gibt so viel zu sehen, dass ich es erst mal bei diesen drei Dingen belasse, sonst kann ich nicht mehr aufhören.
Kurz zum Dom: Der Dom ist riesig, hat zwei Türme und ist grau. Ok, ich werde wohl doch etwas näher darauf eingehen müssen. Der Kölner Dom, Wahrzeichen dieser Rheinmetropole, brauchte von Beginn seines Baus bis zum Ende satte 632 Jahre. Absolut charakteristisch sind die Bauzäune, die immer wechselnd irgendwo am Dom kleben. Und ich meine wirklich immer. An einen Dom ohne Bauzäune wäre gar nicht zu denken. Mag man den einen Turm bis zur Spitze erklimmen, muss man 509 Stufen zurücklegen. Dafür wird man in einer Höhe von ca. 157 Metern mit einem prächtigen Ausblick belohnt. Aber trotzdem wird man diese Tortur nie wieder über sich ergehen lassen.
Auf dem Domplatz geht es ähnlich zu wie in einem Zirkus. Künstler und Artisten tummeln sich vor dem Haupteingang des Domes, Skater an der Seite. Aber nun Schluss damit und auf zum Mensch.

Als Neugeborenes bekommt man als erstes eine Express (Lokalzeitung), das Kölsche Grundgesetz, ein 1.FC Köln Trikot und ein Kölsch in die Wiege gelegt. Ein Kölner ist sehr Stolz auf seine Heimatstadt. Und das wird dann eben weitergegeben. Im Kindergarten wird einem die Geschichte von den Kölner Heinzelmännchen erzählt. Ebenso wird einem beigebracht, dass man den Müll ruhig einfach auf die Erde schmeißen und an der Straße einfach über den Zebrastreifen rennen kann, ohne zu warten. Denn der Zebrastreifen ist für die Fußgänger und bei einem Unfall ist sowieso der Autofahrer Schuld. Oskar, der freundliche Polizist prüft einen für den Fahrradfahrschein und dann geht’s auch schon los in die Schule. Spätestens hier entwickeln sich dann die Kinder in die Richtung, die ihnen ihr Leben lang erhalten bleibt, wie das eben überall so ist. Auf den Schulen wird nur Hochdeutsch gesprochen, aber einige verfallen dennoch der kölschen Mundart, die zwar etwas Herbe aber trotzdem liebenswert ist. Ein Grund dafür ist natürlich der Karneval mit dem allseits beliebten Kölsch-Rock, der sich sogar über die Grenzen von Nordrhein-Westfalen erstreckt. An dem Grat des kölschen Slangs kann man auch einschätzen, wie viel Kölsch man da in Person vor sich stehen hat. Hört man keinen Akzent, ist es entweder ein Imi (nicht in Köln Geborener) oder eben ein Kölner, der sich nicht wirklich zu seiner Stadt hingezogen fühlt. Ist hingegen kein Wort zu verstehen auf Grund des extremen Akzents, hat man es mit einem echten Kölner zu tun, dessen Herz Rut un Wiess (Rot und Weiß=die Farben von Köln) schlägt. Fazit: Je mehr kölsche Mundart, desto patriotischer ist der Mensch seiner Stadt gegenüber. Die meisten Kölner, natürlich gibt es auch Ausnahmen, denn nicht jeder Mensch ist gleich, kann man anhand eines Pfirsichs beschreiben. Lernt man einen Kölner kennen, glaubt man schon nach ca. 5 Minuten an eine langjährige Freundschaft. Doch dem ist leider nicht so. Ein Kölner ist freundlich, nett, meistens gut gelaunt und hilfsbereit. Auch zu Fremden. Das verwirrt natürlich und gibt den Anschein, es handelt sich hier um Annäherungsversuche im Sinne einer Freundschaft oder mehr. Doch der Kölner ist einfach so. Zu jedem. Bis man den Kern geknackt hat und auch der Kölner endlich interessiert ist, dauert es meist Wochen bis Monate. Auch ist es wichtig zu wissen, dass ein Kölner, der sagt, dass er sich meldet oder jemanden zu sich einlädt, entweder ewig braucht, bis er anruft oder es ganz sein lässt und ziemlich komisch aus der Wäsche guckt, wenn man bei ihm vor der Tür steht. Es wird eben nicht alles so ernst genommen. Und das ist eine Grundeinstellung der Kölner. Nimm´ das Leben nicht so ernst, sei froh, sei nett, sei aufopfernd, aber eben nicht zu viel.
Kölner sind facettenreich, das schätze ich sehr an ihnen. Während man mit dem Einen nur lustigen Mist machen, mit dem Anderen nur über hochwertige und intellektuelle Dinge reden und diskutieren und sich bei dem Dritten ausheulen kann, vereint der Kölner diese Eigenschaften in einem. Er ist lustig, froh und verrückt, kann aber auch anspruchsvoll sein und eine starke Schulter zum anlehnen haben.
In der fünften Jahreszeit (Karneval) geht eine Veränderung durch die Menge. Denn das inoffizielle Motto des Karnevals: Du kannst sein, wer du willst, du kannst tun was du willst, du kannst so viel trinken, wie du willst. Und das wird strikt eingehalten. Neben etlichen Karnevalssitzungen und Umzügen ist Karneval ein riesiges Massenbesäufnis und eine extreme Knutsch-Orgie. Und das ist sogar normal. An Karneval gibt es keine Grenzen. So kann man damit rechnen, dass, läuft man die Straße an Weiberfastnacht entlang, man nach 100 Metern schon reichlich Bützje (Küsschen) eingefangen hat. Meistens auf die Wange, doch es gibt natürlich die Mutigeren (meist die Betrunkenen), die auch vor dem Mund nicht halt machen. Und, glaubt es mir, es ist wirklich normal. Wenn D´r Zuch Kütt (Wenn der Karnevalsumzug kommt), dann gibt es Kamelle oder Strüßje (Blumensträuße). Und wer einen Strauß haben will, der muss erst mal die holde Maid oder den jungen Burschen knutschen, der im Zug mit eben diesen Sträußen rumläuft. Sonst gibbet nix!
Daran kann man erkennen, dass der Kölner generell ziemlich locker ist.
Natürlich gibt es noch etliches zu erzählen, aber ich finde, dass sollte man selbst herausfinden. Denn das kann wirklich Spaß machen, findet man doch jedes mal, wenn sich der Kölner dann ein wenig mehr öffnet, immer mehr und neue Dinge an ihm.

Hier noch eine kleine Anleitung für den Fall, dass man es mit einem Kölner zu tun hat (egal ob Mann oder Frau):

-Lenken Sie das Thema nie auf Düsseldorf, es sei denn, Sie wollen eine stundenlange Hasstriade über sich ergehen lassen

-Fragen Sie nie nach dem 1.FC Köln, es sei denn, Sie interessiert sich für die komplette Geschichte dieser Mannschaft ab dem Gründungsdatum und haben massenhaft viel Zeit

-Nehmen Sie nicht alles ernst, was ein Kölner sagt

-Ist man vergeben und will in Köln Karneval feiern: Nie ohne den Partner, es sei denn, man legt es darauf an, Fremdzuknutschen oder schlimmeres

-Will der Kölner einen Ausgeben, nehmen Sie es dankend an. Ablehnung der Einladung ist für den Kölner eine Ablehnung seiner Person

-Haben Sie Probleme mit der kölschen Mundart, fragen sie ruhig nach. Der Kölner ist stolz auf seine Sprache und wird Ihnen so manches lustige Wort beibringen

-Kölner reden ununterbrochen. Wenn Sie etwas sagen wollen, werfen Sie es einfach dazwischen. Das nimmt ihnen keiner übel

-Bestellen Sie niemals ein Alt

-Ein Halver Hahn ist kein halbes Brathähnchen, sondern ein Käsebrot. Ein „Diesel“ ist kein Cola-Bier sondern Cola mit Fanta. Möchten Sie ersteres, bestellen Sie einen „Dreckssack“

-Wenn Sie keine Ahnung haben, wo Sie sind, fragen Sie nach. Mit ein bisschen Glück folgt eine Stadtführung nur für Sie

-Parken Sie niemals falsch. Wenn die kölsche Polizei eines kann, sind es Knöllchen verteilen. Dafür sind sie in den anderen Dingen ziemlich nachläss…ähh, ich meine tolerant

-Nur weil der Kölner sich nicht meldet, heißt es nicht, dass er Sie nicht mag. Es ist eben seine Art. Rufen sie ruhig an, wenn Ihnen der Sinn danach steht. Er wird sich freuen.


Zum Schluss noch das Kölsche Grungesetz:

Artikel 1


Sieh den Tatsachen ins Auge.
Et es wie et es.



Artikel 2


Habe keine Angst vor der Zukunft.
Et kütt wie et kütt.



Artikel 3


Lerne aus der Vergangenheit.
Et hätt noch immer jot jejange.



Artikel 4


Jammere den Dingen nicht nach.
Wat fott es es fott.



Artikel 5


Sei offen für Neuerungen.
Nix bliev wie et wor.



Artikel 6


Seid kritisch, wenn Neuerungen überhand nehmen.
Kenne mer nit, bruche mer nit, fott domet.


Artikel 7


Füge dich in dein Schicksal.
Wat wellste maache?



Artikel 8


Achte auf deine Gesundheit.
Mach et jot ävver nit ze off.


Artikel 9


Stelle immer erst die Universalfrage.
Wat soll dä Quatsch?


Artikel 10


Komme dem Gebot der Gastfreundschaft nach.
Drinkste ene met?



Artikel 11


Bewahre dir eine gesunde Einstellung zum Humor.
Do laachste dech kapott.


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 26.08.2009

Alle Rechte vorbehalten

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