Alles fing damit an, dass ich bei einer Freundin zu Besuch war.
Ihr Freund hatte eine Überraschungsparty für sie geplant, weil sie Geburtstag hatte. Ich sollte die Rolle der „Ablenkerin“ übernehmen.
Wie es der Zufall wollte, hatte sich die Gute allerdings vorher („aus Langeweile“, wie sie sagte) in einen Account ihres Freundes eingeloggt. So wusste sie von der ganzen Aktion.
Das war echt toll, denn so hatten wir einen echt tollen Nachmittag ohne Stress und konnten uns ein Bier nach dem anderen hinter die Binde kippen. Ich musste mir keine doofen Entschuldigungen ausdenken, warum ich noch nicht nach Hause wollte und sie rief noch andere Freunde an, die ihr Freund vergessen hatte einzuladen. Fies, gell?
Naja, es machte uns auf jeden Fall unglaublich Spaß ihren Freund zu verarschen, da ich ihm ja vorspielen musste, dass sie nichts von allem weiß.
Irgendwann meinte ich, dass wir ja an sich riesige und asoziale Arschlöcher wären.
Aus der Laune heraus entschied ich mich, heute mal ein Selbiges zu sein. Warum auch nicht? Dort kannte mich eh keiner und es wäre mal wirklich interessant zu erfahren, wie es so wäre als asoziales Arschloch. Ich denke, diese Erfahrung müsste jeder Mensch mal machen. Also ab dafür.
Aber wie denkt ein Arschloch? Puh, ich hatte mir einiges aufgeladen, aber die Sache wollte ich durchziehen!
Aber erst mal nach Hause, die anderen waren in der Zwischenzeit fertig mit den Vorbereitungen. Verlief alles gut.
Die Meisten kannte ich von vorher. Bis auf einen. Ich entschied mich, dass ich ihn nicht leiden kann. Als erstes braucht ein Asi-Arsch ja ein Opfer. Der kam wie gerufen. Das unglaublich tolle daran war, dass ich ihn selbst ohne dieses unglaubliche Experiment nicht leiden würde. Niemals. Er war einer dieser aufgeblasenen, selbstverliebten, anzüglich guckenden, bähbäh Typen, denen ich schon beim ersten Blick am liebsten voll in die Fresse springen würde.
Haaalleluja, ich dachte schon so fäkalsprachig wie ein Asi-Arsch.
Als das ganze Überraschungsblahblah endlich beendet war, setzten wir uns auf den Balkon und hörten Musik. Der eklige Typ, nennen wir ihn Opfer, versuchte die ganze Zeit mit mir zu reden. Leider sprach er sehr undeutlich. So ignorierte ich ihn und seine ach so tolle Lebensgeschichte einfach.
Ich hätte nie gedacht, dass ich so gemein sein könnte. Aber es klappte ganz gut. Leider war er so dumm wie er hässlich war, deswegen sprach er die ganze Zeit weiter. Naja. Ich unterhielt mich einfach derweil mit einer Freundin und trank ein Bier.
Dann machten wir uns auch los Richtung Innenstadt zum Feiern.
Ich überspringe hier einfach mal den Langweiligen Teil und gehe direkt zum Club über.
Dort angekommen zwang ich Opfer erst mal eine Runde Bier zu schmeißen. Wie? Mit diesen Worten: „Hol´ mal Bier, du Arsch. Geld bekommst du danach!“. Bekam er natürlich nicht. Aber ich war ja auf einer Mission. Der DJ machte seinen Job gut. Musik war klasse. Doch irgendwie dachte ich, dass die Schallplatten sich nur so zur Deko dort rumdrehten und er einfach nur eine Show abzog. Also pirschte mich an die Platten heran und legte einen Finger drauf. Und, damit hätte ich nicht gerechnet, die Musik ging aus. So lang, bis ich meinen Finger wieder von der Platte löste.
Juppi, ich hatte es langsam raus mit dem Asi-Arsch sein!
Nach einiger Zeit wollten wir uns noch in ein Irish Pub setzten und zogen weiter. Als wir an einem Laden vorbeikamen sah mein Arsch in dessen Schaufenster enorm Fett aus. Ich spielte mit dem Gedanken, die Scheibe deswegen einzuwerfen. Doch da wurde leider nichts draus, weil sich 10 Meter weiter irgendein fremder Typ mitten auf der Straße übergab. Da musste ich hin und ihn auslachen, bevor der Spaß vorbei war.
Ich wurde immer besser!
Im Irish Pub angekommen setzten wir uns nach draußen. War ja schön warm. Ich begann vom Scheißen zu sprechen. Universalthema schlecht hin. Und das so laut, dass die Typen vom Nachbartisch rüber schauten. Ich fragte sie, ob sie denn heute auch schon Stuhlgang gehabt hätten. Sie antworteten mir doch tatsächlich! Und lachten auch noch. Verdammt. Also sagte ich ihnen, sie seien hässlich und sollen die Fresse halten. Hehehe, da lachten sie nicht mehr.
Es war an der Zeit, auch bei meinen Bekannten auch mal das Arschloch zu mimen. Ich konfrontierte sie mit meinem Berufswunsch. Mistmacherin. Frei nach Loriot. Ich würde den ganzen Tag nur essen und saufen und das Stoffwechselendprodukt an die Bauern in der Umgebung verkaufen. Aber ich brauchte natürlich noch Hilfe. Leider wollte keiner mitmachen.
Die Ersten verzogen sich gen Heim. Der Irish Pub machte zu. Also weiter.
Da wir langsam Hunger bekamen, gingen wir zu einer Dönerbude. Und wie es der Zufall wollte, konnten wir uns die Soße selbst drauf machen. Ob Arschloch oder nicht, ich war schon immer der Meinung, die meisten Döner haben zu wenig Soße. Also scheffelte ich mir drei Suppenkellen voller Knoblauchsoße über meinen Döner. Ich tropfte alles voll und die ganze Soße hing mir im Gesicht.
Ich fühlte mich wunderbar!
Als ich keinen Hunger mehr hatte, entsorgte ich den Döner auf Asi-Arsch-Weise. Ich warf ihn einem vorbeifahrenden Fahrradfahrer an den Kopf. Das war lustig!
Von der 11-Mann-Gruppe waren nur noch vier über. Das Geburtstagskind, ihr Freund, das Opfer und ich. Da der erste Bus erst wieder eine Stunde später fahren würde, setzten wir uns in eine Shisha-Bar. Shisha ist nicht mein Ding. Aber ich muss ja auch nicht mitmachen. Es war grauenhaft. Opfer redete in einer Tour, musste überall einen prolligen Senf dazu geben. Keiner von uns beachtete ihn. Irgendwie schaffte er es nur durch seine Anwesenheit, mich rasend Aggressiv zu machen.
Als wir endlich Richtung Bus gingen, ließ er einen seiner Ich-Bin-So-Toll-Sätze ab.
Ich beschloss ganz spontan, ihm ausversehen in die Eier zu treten. Dann gab es natürlich ein bisschen Gezeter. Doch who cares?
Ich rülpste ihm dann eben noch ins Gesicht. Er schrie ja förmlich danach, gedisst zu werden.
Aber langsam wurde ich müde. Wir fuhren also mit der Bahn nach Hause. Auf dem Weg von der Bahn zur Wohnung furzte ich noch eine Gruppe von Leuten an, die an uns vorbei gingen. Warum auch nicht? So als windiger Abschluss einfach perfekt. Die Sonne ging schon auf und der Himmel wurde orange und dann langsam strahlend blau.
Ich wollte kein asoziales Arschloch mehr sein. Ich hatte keinen Bock mehr, also nahm ich mir eine Ziege. Doch irgendwie musste ich meinen Kopf klar bekommen und mich von dem ekligen Arschlochgeruch enteignen. Als die Anderen endlich schliefen ging ich ins Bad und duschte ausgiebig. Danach fühlte ich mich schon viel besser und netter. Allerdings noch nicht komplett. Da ich durch die Helligkeit wieder ganz wach war, zog ich mir meinen Bikini an und schnappte mir meinen IPod. So stellte ich mich auf den Balkon und ließ mich mit „Alive with the glory of love“ beschallen. Das ganze Arschlochsein wurde aus mir heraus geschleudert und ich war wieder der positive, nette Mensch von vorher. Ich beschloss, den Tag zu nutzen und einfach nicht zu schlafen. Als ich auf die Straße herunter blickte (ich befand mich im siebten Stock), hing dort ein Plakat mit folgender Aufschrift: „Du hast mir gerade noch gefehlt….sprach Jesus Christus“. Ich dachte mir nur, dass Jesus einfach mehr Arschloch hätte sein müssen. Vielleicht würde man ihn heute ernster nehmen. Vielleicht müsste jeder ein bisschen mehr Arschloch sein. Doch ich hatte keine Lust mehr, über das Arschlochsein zu denken. Das Kapitel war für mich beendet und so saß ich auf dem Balkon und dachte darüber nach, wie ich die Weltherrschaft an mich reißen könnte. NARF!!
Tag der Veröffentlichung: 16.08.2009
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