Cover

Hallo ^-^
Viel Spaß beim Lesen dieser schon auf fanfikton.de erschienenen Story.
Dort geht sie inzwischen bis Kapitel 13, ist aber noch lange nicht zuende, da es ein längeres Projekt ist. Falls jemand Interesse an der Story hat, werde ich nach und nach die Kapitel auch hier rein stellen. Jetzt wünsche ich euch schon mal viel Spaß mit dieser Geschichte und würde mich sehr über Feedback freuen. Der Autorenname ist übrigens Nyca Yara, weil es mein Nickname dort ist und ich das so übernommen habe...

Prolog
(Songtext von Taylor Swift)

#You're on the phone with your girlfriend
she's upset, she's going off about something that you said
cause she doesn't get your humor like i do.#

Die erste Strophe von Taylors Song "You belong with me" tönt aus dem Radio und den Inhalt kann ich bedenkenlos auf meine Situation übertragen.
Erst gestern haben wir beide wieder zusammen gesessen, als SIE anrief.
Ihre Stimme konnte ich auch ohne Lautsprecher deutlich genug vernehmen.
Mal sehen oder besser gesagt hören, wie es weiter geht.

#I'm in the room. It's a typical tuesday night. I'm listening to the kind of music she doesn't like
and she'll never know your story like i do.#

Bei ihrem Musikgeschmack muss ich passen, aber ich bezweifele, dass sie seine Story jemals auch nur ansatzweise so kennen wird, wie ich es tue.
Statt Dienstag ist es Mittwoch, aber von dieser kleinen Unstimmigkeit lasse ich mich nicht beirren.
Schon startet der Refrain.

#But she wears short skirts, i wear t-shirts#

Hey, nichts gegen meine T-shirts!

#She's cheer captain and i'm on the bleachers#
...die gibt es gar nicht an unserer Schule.

#dreaming about the day when you wake up and find that what you're looking for has been here the whole time#

Ja. Wann würde er endlich verstehen?
Ohne mein Zutun wahrscheinlich nie...

#If you could see that i'm the one who understands you
been here all along so why can't you see
you belong with me, you belong with me#

Als vollem Herzen singe ich mit. Vielleicht sollte ich ihre CD erwerben, diese abspielen und hoffen, dass es "Klick" bei ihm macht.
Hört sich irgendwie zu einfach an. So simpel ist es noch nie gewesen...

#Walk in the streets with you in your worn out jeans
i can't help thinking this is how it ought to be
laughing on a park bench thinking to myself
hey isn't this easy#

Das Sitzen an sich ist einfach. Aber ihm nie so nahe sein zu können, wie SIE ihm darf, ist die reinste Folter.
Ihn zwar in den Arm nehmen zu dürfen, jedoch wissend, nie seine Lippen auf meinen spüren zu werden.
Ihm in die Augen schauen zu können, jedoch nie darin versinken zu dürfen.
Mit ihm über alles reden zu dürfen bis über meine wahren Gefühle, die doch so eine bedeutende Rolle spielen.

#And you're got a smile that could light up this whole town
i haven't seen it in a while since she brought you down
you say you're fine
i know you better than that!
Hey, what are you doing with a girl like that#

Das frage ich mich schon ewig und manchmal habe ich Zweifel, ob Sasuke selbst es so genau weiß..
Und ja, sein Lächeln...
Well, I'm loving it!

#She wears high heels, i wear sneakers
she's cheer captain and i'm on the bleachers
dreaming about the day when you wake up and find
that what you're looking for has been there here the whole time#

Auf High-heels kann ich getrost verzichten...

#If you would see that i'm the one who understands you
been here all along so why can't you see
you belong with me
standing by waiting at your back door
all this time how could you not know baby
you belong with me, you belong with me#

#oh, i remember you driving to my house in the middle of the night
i'm the one who makes you laugh when you know you're about to cry.
I know your favourite songs and you tell me about your dreams
i think i know it's with me#

Hätte ich nicht besser ausdrücken können. Aber so könnte ich es ihm niemals sagen.

#Can't you see that i'm the one who understands you
been here all along so why can't you see
you belong with me

standing by waiting at your back door
all this time how could you not know baby
you belong with me, you belong with me#

Sasuke, warum bist du in dieser Hinsicht so blind?

#Have you ever thought just maybe
you belong with me, you belong with me, you belong with me#

Autsch. Nein, bestimmt hat er nie auch nur vielleicht daran gedacht.
Kann mir jemand sagen, warum ich ausgerechnet in ihn verlieben musste?


1.Kapitel

Ein kleines Stück Freiheit

Frühling. Kirschblüten fliegen von den Bäumen und fallen hinunter, wie es sonst nur Schneeflocken im Winter können.
Ich schließe die Augen und einen Moment lausche ich nur dem stärker werdenen Wind, der an mir und meinen Kleidern zieht, dabei auch nicht von meinen Haaren ablässt, die blauschwarz im Licht schimmern.
"Hina-chan!", dringt eine wohlbekannte Stimme an mein Ohr.
*Nur ein paar Schritte entfernt steht er und sieht mich auffordernd an, ein belustigtes Lächeln auf seine Lippen gelegt. Er weiß genau, wie gerne ich so im Wind stehe und dennoch kann er sich immer noch darüber amüsieren.*

Als ich die Augen endlich öffne, steht er genauso dort, wie ich gewusst habe, ohne zu sehen.
Hochgewachsen und mit vom Wind zerzaustem Haar, mit diesem einzigartigen Lächeln, so, als könnte ihn nichts umwerfen.
Langsam kommt er näher und nimmt meine rechte Hand in seine warme linke.
"Wir sollten besser laufen, es sieht nach Regen aus".
Er deutet hinauf zum Himmel und zieht mich mit sich.
Immer schneller laufen wir.

*So muss sich ein kleines Stück Freiheit anfühlen*

Kleine auf dem Boden verstreute Zweige knacken unter unseren Schritten. Regentropfen fangen an, vom Himmel zu fallen.
Während wir an mächtigen Bäumen vorbeifliegen und immer näher an unser Ziel kommen, wird der Regen kräftiger.
Doch das Gefühl von nasser Kleidung auf Haut ist nicht unangenehm, zu gerne würde ich immer so verbleiben.
Mit ihm im Regen rennen, Hand in Hand...
Einem Traum nachjagend...
Ab und zu springen wir über Hindernisse und obwohl es zeitweise sehr rutschig ist, bewahren wir das Gleichgewicht mühelos.
Wie, als würden wir uns gegenseitig Halt geben.

Ein Fluss schlängelt sich seinen Weg durch die Landschaft.
Sein und mein Blick kreuzen sich und wir überwinden ihn.
Jedem geht irgendwann die Puste aus und so auch uns. Schlitternd kommen wir auf dem rutschigen Weg zum stehen, die Wangen leicht gerötet und mit einem Glanz in den Augen, wie man ihn nur hat, wenn man in einem Moment vollkommen glücklich ist.
Ein Moment, der perfekt ist, an dem man nichts ändern möchte. Ein Moment, der einem sprichwörtlich den Atem raubt.

Sasukes Brust hebt und senkt sich stetig. Die Haare fallen ihm in vielen Strähnen ins Gesicht und er schüttelt seinen Kopf, um die Tropfen zu vertreiben.
Meinen Blick auf sich spürend, stellt er sich so hin, dass er mir direkt in die Augen schauen kann.
Seine so schwarzen Seelenspiegel fixieren meine und scheinen zu fragen: "Was ist los?"

Gebannt von seinen Augen kann ich mich nicht abwenden und hoffe inständig, dass er nicht aus mir lesen kann.
Zum Glück bin ich bisher kein offenes Buch für ihn gewesen.
Ebenso bleiben mir oft seine Gedanken verborgen.
Einander kennen wir uns gut, gleichzeitig stellen wir für den anderen in gewissen Dingen ein Mysterium dar.

Eine Windböe trifft mich und ich fange an zu zittern.
*Im Wind ist es doch sehr kalt.*
Besorgt sagt Sasuke: "Lass uns besser schnell die letzten Meter gehen. Bevor du noch krank wirst".
*So süß ist er, wenn er nicht von anderen umringt wird. Jetzt ist er einfach nur Sasuke.
Lieb, charmant, gesprächig, symphatisch... Wenn er als Sasuke Uchiha unter Menschen ist, ist er völlig gewandelt.
Dort zeigt er nur seine selbstgewählte Maske von Arroganz und Unnahbarkeit, nie lächelt er oder gibt irgendein überflüssiges Wort von sich. Vielleicht hat ihn gerade dies zum Frauenschwarm erklärt.*
Ständig umringt von einer Traube Girls, die ihn anhimmeln, was seiner Freundin gar nicht gefällt.
Ino ist eine sehr zur Eifersucht neigende Person und so sieht sie es auch nicht gern, dass Sasuke so viel Zeit mit einer anderen als ihr verbringt.
Nur weiß sie nicht, dass ich es bin.
Vom Sehen kennt sie mich und nicht einmal im Traum würde sie in mir eine Konkurentin sehen.
Die Schüchternheit in Person ist aus ihrer Sicht halt nicht mehr als einen abschätzigen Augenaufschlag wert, sie ignoriert mich gekonnt.

In der Schule treffen Sasuke und ich uns nicht. Andere mögen jetzt vielleicht meinen, dass er mich verleugnen würde.
Nein, er behandelt mich dort wie eine Unbekannte, weil ich es nicht anders möchte.
Würden wir zwei zusammen durch die Flure spazieren, wären mir feindliche Blicke von seinen Fangirls sicher und die möchte ich vermeiden.
So kann ich mich auf die Schule konzentrieren.

Sasuke und ich sehen uns ohnehin jeden Tag, so lange wie es eben geht.
Und wenn wir uns einmal gar nicht sehen können, telefonieren wir zumindest miteinander.
Sasuke ist die wichtigste Person in meinem Leben, ausnahmelos.
Nur mit ihm fühle ich diese tiefe Verbundenheit, die ich nie, nicht einmal annährend, bei einer anderen Person spüre.
An ihm hängt mein Herz.

Gerade kommen wir an der Tür an. Fürsorglich schließt er auf und schiebt mich hindurch, bis zu seinem riesigen Zimmer, in dem ich schon so oft gewesen bin.
Zielsicher sucht er ein paar trockene Klamotten aus dem Kleiderschrank und reicht sie mir zusammen mit einem flauschigen Handtuch, um mich grinsend weiter ins Bad zu bugsieren.
Dann geht er wieder in sein Zimmer zurück und lässt mich alleine.

Früher ist es schon vorher einmal passiert, dass wir total durchnässt vom Regen zu ihm gekommen sind.
Weil ich mich partout geweigert hatte, sofort zu duschen und Kleidung zu wechseln und folglich mit Fieber im Bett gelegen habe, besteht er nun immer darauf, dass ich heiß dusche und trockne Sachen anziehe. Wenn ich keine dabei hatte, dann halt welche von ihm.

Das warme Nass tut meinen Knochen gut und die Muskeln entspannen sich wieder.
Eine bleiernde Müdigkeit macht sich bemerkbar.
Da ich so oft hier übernachte, stehen hier auch meine Kultursachen.
Als ich wenig später fertig angezogen, mit gekämmten Haaren und geputzten Zähnen zurück zu Sasukes Zimmer husche, liegt er schlafend auf seinem Bett, tief ein und ausatmend.

Vorsichtig setze ich mich auf die Bettkante und betrachte sein friedliches Gesicht, an dem ich mich niemals sattsehen könnte.
Die schwarzen Haare sind inzwischen halb getrocknet und zärtlich streiche ich eine vorwitzige Strähne aus seiner Stirn.
Fürsorglich decke ich ihn zu und schlüpfe mit unter die Decke - das Doppelbett bietet reichlich Platz.


Manchmal meldet sich eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, die wissen möchte, warum ich mir so weh tue, indem ich ihm zwar sehr nahe bin, jedoch nie mehr bekommen werde als diese tiefe Freundschaft seinerseits.
Doch dann meldet sich eine zweite Stimme, die die erste übertönt:
"In seiner Nähe bin ich glücklich. Ohne ihn bin ich unglücklich. Also bleibe ich bei ihm, egal ob es etwas schmerzt, denn allein die Freude, die er mir damit macht, mich anzulächeln, wie er es bei sonst keinem tut, lässt mich alle Sorgen vergessen".

Kapitel 2

Dornen einer Rose

Herbstlaub. Bunte Blätter fliegen hoch durch die Lüfte, wie man es sonst nur von Schneeflocken im Winter kennt, verleihen dem wolkenverhangenen Himmel etwas Farbe und somit auch Wärme.
Nun schließe ich die Augen und lausche für einen Moment dem an meinen Haaren und Kleidung zerrenden Wind, dessen Melodie mich gefangen zu nehmen droht.

Diese Scenerie ist mir nicht unbekannt, so ähnlich ist es schon mal gewesen, bloß war es da Frühling. Kirschblüten sind herumgeflogen...

*Gleich wird seine Stimme erklingen.*
"Hina-chan".
*Genau so.*

Lächelnd wappne ich mich seinem Blick, der mich doch gleich wieder zu entwaffnen vermag. Wie er mich so leicht aus der Bahn werfen kann...
Wenige kurze Meter trennen uns voneinander, mich fragend, was passieren würde, wenn ich einfach so stehen bleibe, ohne die Augen zu öffnen.
Ich beschließe, es einfach auszuprobieren.
Eine Zeit passiert nichts, dann spüre ich überraschend seine Präsenz, die so stark ist.
Überraschend, weil die Geräusche seiner sowieso leisen, geschmeidigen Schritte vom Gras unter den Füßen geschluckt werden.
"Hina-chan!", flüstert er leise an meinem rechten Ohr.
Sein heißer Atem verursacht ein köstliches Erschaudern, das sich auf meinem Rücken ausbreitet und bis in die Zehen verläuft, schließlich verebbt, bis nur noch ein angenehmes Gefühl zurückbleibt, welches von innen zu wärmen scheint.

"Hinata, Könntest du bitte die Augen öffnen? Wenn ich dich küsse, möchte ich in deine hellgrauen Irden sehen".

*Er möchte mich küssen?*

Überrascht schlage ich die Augen auf, lege den Kopf in den Nacken, um ihn unverwandt mustern zu können.
Sein Blick trifft mich und es ist um mich geschehen.
Erst grinst er, dann weicht sein Lächeln einem ernsteren Ausdruck.
Sein starker Arm schlingt sich um meine Taille und zieht mich zu sich.
Jetzt hätte nicht mal mehr ein Blatt Papier zwischen uns gepasst.

"Du siehst so süß aus, wenn du rot anläufst", wispert er nun.
"Meine Wangenfarbe interessiert mich im Augenblick recht wenig. Bekommst du etwa kalte Füße oder warum küsst du mich nicht?", necke ich ihn.
Etwas blitzt unverkennlich in seinen Augen auf. Er kommt noch näher, neigt seinen Kopf und...

*Warum muss man immer in den ungünstigsten Momenten aufwachen?*

Die Decke liegt auf einmal unheimlich schwer, scheint mich zu erdrücken, nimmt mir die Luft zum atmen.Vorsichtig schiebe ich sie von mir und bleibe erst matt liegen, von der frischen Nachtluft umhüllt.
Sasuke schnarcht leise.
*Irgendwie melodisch.*
Wegen dieses Gedanken muss ich schmunzeln. Bisher habe ich diesen Begriff noch nie mit diesem Adjektiv in Verbindung gebracht und auch noch nie von jemandem gehört, auf den es zugetroffen hätte. Und doch, etwas anderes hätte bei ihm nicht passender sein können.

Langsam setze ich mich auf, schwinge die Füße vom Bett auf den hölzernen Fußboden.

*Ein paar Schritte gehen...*

Der Weg durch den Flur ist schnell gegangen und schon finde ich mich in der behaglichen Küche wieder.
Schleichend bewege ich mich zum hohen Schrank, aus dem ich ein Glas heraushole, welches ich mit kühlem Leitungswasser fülle.
Während ich es an die Lippen setze, bewundere ich das Mondlicht, das durch die großen Scheiben fällt und alles in ein gespenstisches Licht taucht, sich auch in meinem Wasser spiegelt.

*Es wäre kein richtiger Kuss gewesen. Lieber kein Kuss als ein Trugbild seines Kusses.*

Leise knarscht die Tür und vor Schreck fällt mir das Glas aus der Hand. Als ich einen Schritt zurückweichen will, treffe ich mit dem Fuß auf spitze Scherben und kleine Splitter bohren sich ins weiche Fleisch.

*Wie die Dornen einer Rose*, denke ich fasziniert, auch wenn es schmnerzt.

Sasuke steht im Türrahmen und schaltet erstmal das Licht ein.
Kaum merklich den Kopf schüttelnd, kommt er näher, sodass ich mich wie ein dummes Kind fühle, das bei etwas Verbotenem ertappt worden ist.
Als er direkt vor mir steht, nimmt er mich kurzerhand auf den Arm. "Leg einfach die Arme um meinen Hals".
Mein Herz rast. Ihm so nahe zu sein, nach dem Traum, der noch so real vor meinem inneren Auge steht.
Er setzt mich auf das cremefarbene, im luxuriös eingerichteten Wohnzimmer stehende, Sofa und zaubert einen Erste-Hilfe-Kasten aus einem Schrank hervor und aus diesem eine Pinzette.
Ohne ein Wort nimmt er den verletzten Fuß und zieht einen Splitter nach dem anderen heraus.
Damit er auch keine übersieht, hat er ein großes Licht aufgestellt, das wahnsinnig hell leuchtet.
Zu hell für mich.
Schließlich kann ich im Augenblick kaum meine Aufgewühltheit verbergen.
"Was ist mit dir los?"
Der letzte Splitter ist aus meinem merkwürdig tauben Fuß gezogen.
*Lieber nichts sagen.*
"Du weißt schon, dass du mir alles erzählen kannst?"
*Nicht ALLES.*

Trotzdem berichte ich ihm von meinem verwirrenden Traum, der weder Hand noch Fuß zu haben scheint. Gerade fertig, könnte ich mir auf die Zunge beißen.
"Schon merkwürdig, was du träumst. Ist es nicht ziemlich abwegig, dass wir uns küssen würden? Du und ich..." Er zuckt mit den Schultern und ich verspüre einen Schnitt in meinem Herzen, seine Worte die spitzen Messerstiche.
Er kommt mir immer näher, bis nur noch wenige Zentimeter unsere Gesichter trennen.
"Du und ich...", wiederholt er und fügt hinzu: "Das passt einfach nicht".

*Geahnt habe ich, dass er das sagen würde. Und trozdem konnte ich meinen Mund nicht halten, trozdessen tut es so weh.
Warum hat sich dieser kühle Ton in seine Stimme geschlichen? So schneidend, dass es mir schon kalte Schauer über den Rücken jagt. Nur, dass es jetzt keine freudigen sind.*

Er nimmt den Fuß wieder in die Hand und verbindet ihn. Ein Blutstropfen fällt auf den Boden und landet dort mit einem kleinen Platschen.
Natürlich kann man ihn nicht wirklich hören... Reine Einbildung.
*Genau wie die irrsinnige Vermutung, dass seine Lippen zum Kuss auf meinen liegen würden...*
Er schaltet die grelle Lampe aus und es dauert einen Augenblick, bis sich meine Augenlider wieder ans Dunkle gewöhnt haben.

Schon nimmt er mich auf den Arm, mein "ich kann alleine laufen" überhört er einfach.

Am liebsten wäre ich nun weit weg von ihm. Selbst wenn ich ihn so vermissen würde, dass es verdammt weh täte.
Diese Nähe ist zu nah und seine Berührungen brennen wie Feuer auf meiner Haut.
Feuer, das ich nicht löschen kann und bei dem ich das Gefühl habe, noch ganz zu verbrennen, um am Ende nur noch ein Häufchen Asche zu sein, dessen Schicksal es ist, vom Wind davon getragen zu werden.

Kapitel 3
(Gedicht von mir)

In weiter Ferne


Es regnet. Wieder mal. Viele Tropfen fallen vom Himmel und setzen alles unter Wasser.

*Wenn es so weiter geht, wird bald nicht einmal mehr der Grund zu sehen sein*.

Wirklich sehen kann ich den Regen nicht, nur hören, aber in meiner Fantasie lasse ich das Wasser immer weiter steigen und verheerende Auswirkungen anrichten.

Ich liege in meinem Bett, das viel zu groß für mich alleine ist.
Genauso wie mein Zimmer, einfach viel zu groß.
Kleiner mag ich es lieber, dann ist es gemütlicher, nicht so leer.

Wie gesagt liege ich in meinem Bett. Meine zahlreichen Versuche Schlaf zu finden, sind allesamt fehlgeschlagen.
Die Schuld kann ich dem lauten Prasseln des Regens zuschreiben, doch eigentlich weiß ich ganz genau, dass der Grund einen anderen Namen trägt.
Wieder mal Sasuke.

Mittlerweile bin ich wütent auf mich selbst. Die ganze Zeit schwirren meine Gedanken um ihn. Wenn ich nicht von selbst in die Richtung lenke, führt mich mein Unterbewusstsein dort hin, wonach ich jedes mal ertappt aufsehe.
Was wiederrum völliger Unsinn ist, weil schließlich niemand in meinen Kopf schauen kann.

*Außer Sasuke in manchen Momenten....*

Halt! Da mach ich es schon wieder!
Außerdem kommt es mir nur so vor. Als ob er meine Gedanken erraten könnte...
Das würde die Sache noch komplizierter aussehen lassen.
Oder es würde alle Probleme in Luft auflösen.

Es kann doch nicht wahr sein, dass Sasuke mein ganzes Denken beherrscht. Das macht mich beinahe krank.

Seine letzten Anrufe habe ich unbeantwortet gelassen.
In der Schule habe ich mich mit äußerster Bedächtigkeit so umherbewegt, dass er mich nicht finden konnte, zumindest hoffe ich das.

Ganz einfach aus dem Grund, dass ich eine Sasuke-Entziehungskur machen wollte.

Heute ist genau eine Woche vorbei und ich habe auf ganzer Linie versagt.
Das einzige was ich geschafft habe, ist ihn zu ignorieren.
Der Sinn eines Entzugs ist es doch, sich später richtig gut zu fühlen.
Aber das tue ich bisher nicht.
Schlecht fühle ich mich, nahezu grottig.

Warum, kann ich euch zum Teil erklären.
Er hat nach seinen fehlgeschlagenen Anrufen und so weiter seinerseits darauf gesetzt, mich zu ignorieren.
Und jetzt scheint es, als ob es ihm nichts weiter ausmachen würde, was es auch nicht leichter macht, es durchzuziehen.

Außerdem vermisse ich ihn wie verrückt, jede Sekunde, die er nicht mit mir verbringt.

Auf einmal verfestigt sich ein Gedanke in meinem Kopf, der sich rasch zu einer handfesten Idee formt und Gestalt annimmt. Ich schreibe ihm ein Gedicht!

Schnell sind Stift und Papier gefunden und die Worte fließen geradezu aufs Papier, nachdem ich erst einen Anfang gefunden habe.
Ich fertige eine Reinschrift an, geschrieben in geschwungenen Lettern.
Schließlich lasse ich den Stift fallen, der vom Bett rollt und klackernd auf dem Boden aufschlägt.

#Wenn wir hier zusammen stehen,
in die Augen des anderen sehen,
verrate mir,
was vorgeht in dir.

Nur wir allein,
für andere in trauter Zweisamkeit,
doch in Wirklichkeit
kämpfend allein darum, zu sein.

Du scheinst mir wie ein Fremder,
nicht mehr der, den ich mal kannte.
Oder habe ich dich nie gekannt,
einzig die Finger für dich an dir verbrannt?

Die Maskerade versuchst du aufrecht zu halten,
am Liebsten würd ich sie von dir reißen.
Doch du bist nicht schlechter als ich,
wo ich so bedeutendes vor dir verberg.

Verstehst du nur ein Wort davon,
von meinen Zeilen?
So gern würd ich in klaren Worten mit dir reden,
nicht länger so mit ihnen leben,
als Geheimnis, verschlossen in meinem Innern.#


Träume sind da, um aus ihnen aufzuwachen und in der Wirklichkeit zu leben.
Und doch, ohne sie wäre alles nur halb so schön und ohne sie wäre alles so viel trostloser.
Ich brauche Träume, genau wie jeder andere, selbst, wenn er es nicht zugeben kann oder möchte.

Das Gedicht ist wie ein Halm, an den ich mich klammere, um nicht in eisigen Wassermassen zu versinken.
Vielleicht kann Sasuke die Botschaft entschlüsseln, die ich ihm darin zu senden versuche.
So gerne möchte ich weiter an diesen kleinen Traum glauben.
Dass er zumindest nicht unerreichbar in weiter Ferne schwindet, sondern sich nur wenige Armspannen von mit befindet, nicht greifbar, aber wenigstens in überschaubarer Entfernung.

Ich beschließe, ihm gleich diesen Brief zu geben. Zu verlieren habe ich nicht viel.

"Es ist kein Kunststück, kurz zu seinem Haus zu gehen und ihn einzuwerfen", rede ich mir ein.

Der verschlossene Kuvert wiegt schwer in meinen Händen.
Ich weiß: "Reine Einbildung".

Geschwind laufe ich zu meinem Schrank und ziehe mich an, werfe eine schwarze Regenjacke, ausgezeichnet zum tristen Wetter passend, mit Kapuze über und lasse den Brief in der innenseite verschwinden, sicher vor Nässe.

Draußen ist es dunkel und niemanden kümmert es, dass ich das Haus verlasse.
Meinen Vater interessiert nichts was ich mache und zu meiner kleinen Schwester Hanabi habe ich schon länger keinen Zugang mehr.
Mein Vater beansprucht ihre ganze Aufmerksamkeit für sich und hat immer Wert darauf gelegt, jegliche Bande zwischen uns zu zerstören, schon Ansätze hat er gekappt.
Seine Abneigung und Verachtung gegen mich haben sich auf Hanabi übertragen, nun behandelt sie mich mit kalter Gleichgültgkeit.

Wenn Hiashi nicht wäre, vielleicht könnten wir dann...

Nun, es würde Jahre in Anspruch nehmen, bis wir eine Beziehung zueinander aufbauen könnten. Falls sie überhaupt wollte.

Meine Füße tragen mich zu dem Uchiha-Anwesen, schon stehe ich vor der riesigen Tür und so befindet sich der Postkasten wenige Zentimeter von meiner Nase entfernt.

"Was machst du denn da?", erklingt plötzlich eine dunkle Stimme hinter mir.


Kapitel 4

Intuitive Vorahnung

"Was machst du da?", erklingt auf einmal eine dunkle Stimme hinter mir.
Ein Anflug von Ärger schwingt in ihr mit.
Betont langsam drehe ich mich zu ihr um.
Es ist itachi, dessen angespannter Gesichtsausdruck sofort einem sanfteren weicht, als er sieht, wer da unter der Kapuze steckt.
"Schön, dich zu sehen, Hinata. Willst du zu Sasuke?"
Seine Frage hängt in der Luft und zögernd antworte ich: "Nein. Ich wollte ihm nur was in den Postkasten werfen. Aber wenn du schon da bist... Könntet du bitte dafür sorgen, dass es bei ihm ankommt?"

Er schaut auf den Kuvert in meiner ausgestreckten Hand und erwidert: "Das kann ich. Aber willst du nicht trotzdem reinkommen?"
Gerade als ich den Kopf ablehnend schütteln möchte, fügt er hinzu: "Er ist nicht da. Du kannst also beruhigt ins Haus".

Itachi tritt einen Schritt näher zur Tür und Licht vom Hausinnern trifft auf sein Gesicht.

*Seine Augen ähneln den von Sasuke*.
Mitgefühl spiegelt sich in ihnen wider, zumindest kommt es mir so vor.
Es kann auch sein, dass mir das Licht einen Streich spielt.

Jetzt geht Itachi an mir vorbei, schließt die Tür auf und hält sie einladend geöffnet.
"Du siehst verfroren aus. Ein Tee wäre jetzt bestimmt nicht schlecht".
Erst als er es erwähnt, fällt mir das Zittern auf, das mich befallen hat.

*Stimmt, ein Tee wäre nicht übel. Ein heißer Tee mit Zitrone...*

Wie von selbst bewegen sich meine Füße zur Tür und Itachi sieht es mit Wohlwollen.

*Als ob ich seine kleine Schwester wäre", denke ich und als ich ihm das leicht lächelnd mitteile, grinst er nur: "Sasuke lässt sich nicht umsorgen, also ist meine Wahl auf dich gefallen".

Er wird wieder allmählich ernst, als wir am Küchentisch sitzen, dampfende Tassen zwischen uns.
"Da ich meinem Job als großer Bruder nachzugehen habe... Ist dir schon wieder wärmer geworden?", witzelt er bedacht in lockerem Tonfall, der trotzdessen Ernsthaftigkeit durchblicken lässt.
"Es geht schon, danke".

"Und jetzt bitte raus mit der Sprache. Was bedrückt dich?", fordert Itachi.
"Was hat es mit dem Brief auf sich?"

Kaum ist es raus, rudert er zurück: "Das geht mich höchst wahrscheinlich nichts an. Also sag nur etwas, wenn du wirklich möchtest oder jemanden zum Reden brauchst".

Das ist eines der guten Dinge an itachi: Neugierig, aber was man ihm erzählt, das behält er für sich. Und sobald du ein offenes Ohr brauchst, ist er für dich da, steht mit Rat und Tat zur Seite. Egal um welche Uhrzeit es sich handelt, egal wie groß deine Sorgen auch scheinen oder sein mögen.
Weil ich aber gerade nicht darüber rede möchte, frage ich: "Wie geht es Sasuke?", anstatt auf seine Fragen einzugehen.
Tief seufzt er auf: "Unausstehlicher denn je. Anscheinend versucht er, alle bisherigen Rekorde zu überbieten".

*Die beiden verstehen sich einfach nicht...*

"Nimm es mir nicht übel, aber ich geh nach hause".
"Nein. Das kann ich nicht zulassen. Ich fahr dich. Es kommt auf keinen Fall in Frage, dass du jetzt noch allein durch die Straßen geisterst".
Er zwinkert mir zu.

Darauf kann ich nichts erwidern, Widerstand wäre zwecklos. Er kann sehr überzeugend sein.

Als ich kurze Zeit später in seinem Wagen sitze und wenig danach wieder zuhause bin, kann ich mir ein Aufseufzen nicht verkneifen: Ich habe ihm gar nicht mehr den Brief gegeben.
Also werde ich es heute nicht mehr schaffen. Er ist schon wieder abgedüst...

Hiashi taucht plötzlich vor mir auf.
Ohne ein Wort mustert er mich mit seinem eisigen Blick.
Winzig komme ich mir vor, doch ich versuche, mir nichts anmerken zu lassen, halte ihm stand.
Seine Züge bleiben gleich und verraten keine Regung, die sich vielleicht in ihm drin abspielt.

*Er wirkt nicht wie ein Mensch...*

Nach einigen Minuten, die mir wie eine lange Ewigkeit vorkommen, dreht er sich um und geht. Einfach so.

Als er weg ist, kann ich ein Frösteln nicht länger unterdrücken.
In meinem Zimmer angekommen, schüttele ich mich erst mal kräftig durch, um mich wieder lebendig zu fühlen.

Es kommt mir vor, als ob sich diese Kühle in meinen Knochen ausbreitet, versucht, sich in ihnen einzunisten und mich weiter hinunter zu ziehen.
Aber diesen Triumph möchte ich Hiashi nicht gönnen.

Früher habe ich mich nicht so stark geben können. Stark bin ich auch jetzt nicht, zumindest nicht so stark, dass er mich kalt lassen könnte.
Gerne würde ich mir sagen, dass es mir gleich ist, wie er mich behandelt und wie er mit mir umspringt.
Doch im Moment kann ich nur wage darauf hoffen, dass es wirklich irgendwann so sein wird.
ich habe aufgegeben zu glauben, dass er fähig ist, sich in dieser Hinsicht zu ändern.
Wenn ich wenigstens wüsste, warum er diesen unterschwelligen Hass gegen mich hegt, der so vieles kaputt macht...
Ihn diesbezüglich zu fragen, kann ich vergessen.
Einmal habe ich es gemacht, den Mut aufgebracht, eine Antwort einzufordern.
Daraufhin hat er mich nur, den mit neuer Kraft gespeisten, Hass durch seine Augen sehen lassen.

In diesem Augenblick waren mir zum ersten mal die wirklichen Ausmaße bewusst geworden.
Die darauf folgenden Tage waren die Hölle für mich gewesen und sogar die jetzige Zurückversetzung lässt mich erschaudern.

Ich war elf Jahre alt und schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich niemals auf Zuneigung oder gar Liebe seitens von Hiashi ausgehen konnte.

Mein Papa war gestorben, schon weit früher. Sein Körper war noch da, aber das war auch schon alles.
Eigentlich hatte ich nie einen Papa gehabt, denn an einen liebenden Vater reichen meine Erinnerungen nicht zurück.

*Die Bezeichnung Papa hat er einfach nicht verdient.*

Dennoch fällt es mir schwer zu denken, dass er schon immer so gewesen ist.

Meine Mum... An sie kann ich mich ebenfalls nicht erinnern.
Ein Foto habe ich von ihr, es liegt in meinem Nachttischchen und ich hüte es wie einen Schatz.

Immer wenn ich es anschaue, frage ich mich, wie sich so eine warmherzige Frau in den Hiashi hätte verlieben können, den ich kenne.
Und immer komme ich zu dem Entschluss, dass ihn etwas geändert haben muss.
Nur wegen ihres Todes, ein Tabuthema in unserem Haus, kann er nicht so verbittert geworden sein....
Schließlich verhält er sich Hanabi gegenüber anders...

*Also muss er mir die Schuld geben...*

Ausgelaugt lasse ich mich angezogen aufs Bett fallen und schlafe schnell ein.
In meinen wirren Träumen wechseln ständig die Farben und Formen.

Plötzlich schrecke ich auf und greife zum Handy.

*Irgendwas ist passiert....*

Blind tippe ich Itachis Nummer ein.
Schon nach einem Klingeln wird abgenommen.
"Ja", seine Stimme klingt angespannt und hellwach. "Gut, dass du anrufst, ich wollte dich nämlich gerade verständigen. Sasuke hatte einen Autounfall".

Kapitel 5

Schicksalsschläge

"Gut, dass du anrufst, ich wollte dich gerade verständigen. Sasuke hatte einen Autounfall".

Wie versteinert sitze ich auf der Bettkante und versuche, das eben Gehörte zu realisieren, höre noch, wie er sich verabschiedet und auflegt.
Die Verbindung ist unterbrochen und noch immer liegt das Handy an meinem Ohr an.
Dann springe ich auf.

*Itachi hat gesagt, dass er mich abholen kommt*.

Vom Krankenhaus bis hierher sind es einige Minuten, so ziemlich genau 15.
Bei seiner Fahrweise sind es sicher knapp 10.
Also noch schnell Zeit, um ein paar Sachen in die Handtasche zu packen.

Wie ferngesteuert verschwinden Zahnputzsachen, ein Kamm und Handy in den Tiefen der Tasche, die ich zuschnappen lasse, schultere und so mit nach unten trage.
Es ist völlig egal, wie ich aussehe, trotzdem nehme ich die Sachen mit.
Alltägliche Dinge, die wie eine Art Anker zum Halt finden bereit stehen, auf die Verlass ist.

Mit einer Jacke in der Hand, irgendeine wahllos gegriffene aus dem Schrank, trete ich hinaus und lasse die Tür ins Schloss fallen.
Wieso sollte ich mich abmelden? Es würde sowieso niemanden interessieren.

Ein Auto rast um die Ecke, Itachis Wagen.
Er hat einen neuen Rekord aufgestellt. 7 Minuten, mehr als doppelt so schnell wie die Zeit, bei der man den Weg normaler Weise schafft.

Itachi springt aus dem Wagen und ich laufe auf ihn zu.

Nun sehe ich, dass er raucht.
Um Sasuke muss es schlimm stehen.
Itachi hat dem Rauchen vor zwei Jahren abgeschworen und meines Wissens keine einzige Kippe seitdem angerührt.

*Auch wenn sich die beiden scheinbar nicht ausstehen können, hängen sie aneinander*.

Itachis Bewegungen sind beinahe fahrig, doch als wir voreinander stehen, sammelt er sich merklich, was er zu verbergen versucht.
Kurz nickt er mir zu und wir steigen ein.

Ihn etwas zu fragen, das traue ich mich nicht.
Vor meinen inneren Augen spiegeln sich die grausamsten Scenarien ab und ich möchte nicht einmal in Erwägung ziehen, dass eines davon der Wahrheit entsprechen könnte.

Gedrosselt hat Itachi sein Tempo, wahrscheinlich um nicht unser beider Leben zu gefärden.
Meine Finger sind in das Leder seiner Autositze gekrallt und mühsam lockere ich den Griff, um keine hässlichen Spuren zu hinterlassen.

Mit Mühe steige ich aus dem Wagen, als wir am Krankenhaus anhalten. Wir knallen fast gleichzeitig die Türen zu.
Schnell gelangen wir durch den Haupteingang, ich folge Itachi einfach, stets einen halben Schritt hinter ihm.

Krankenhäuser zählen nicht zu den Orten, die ich mag.
Aber wer mag sie schon?
Außerdem ist gerade ziemlich unwichtig, was ich mag oder nicht.
Nur Sasuke zählt.

*Bitte lasse es nichts lebensbedrohliches sein...*

Wir halten vor einem Raum und gerade als wir ihn betreten wollen, wird die Tür aufgemacht und eine Schwester kommt heraus.

"Ah, Herr Uchiha. Sie sind wieder zurück! Das ging ja schnell... Sie können wieder zu ihm, aber nicht zu lange".
Unfreundlich wendet sie sich an mich: "Und SIE beiben draußen. Zugang nur für Angehörige".

"Sie gehört quasi zur Familie", äußert Itachi.

"Das ist egal. Ich habe mich an die Vorschriften zu halten! Zutritt nur für sie. Oder sie können auch wieder verschwinden".

*Das ist ja eine Unverschämtheit! Sieht sie denn gar nicht, wie es ihm geht?!*

Wenn es Itachi nicht so beschissen gehen würde, hätte er jetzt die "Wissen-sie-eigentlich-mit-wem-sie-da-reden-Nummer" abgezogen, selbst wenn er sie gar nicht nötig hat, aber es geht ihm nicht gut und so gibt er für heute auf.
"Wir gehen am Besten".

*Hätte er mich nicht abgeholt, könnte er einfach reingehen und auch jetzt könnte er rein, doch das tut er nicht, weil er dann ein schlechtes Gewissen hätte wegen mir. Ich steh im Weg...*

Hinter der Tür liegt Sasuke. Einzig diese Wand trennt uns.
Und ich kann nicht hindurch wegen irgendwelcher dummen Vorschriften, die keinem etwas nützen.
Ungewissheit nagt an mir und zerrt an meinen strapazierten Nerven.
Aber niemandem wäre geholfen, wenn ich jetzt zusammenbreche oder einen Wutanfall bekäme, den mir sowieso keiner zutrauen würde.

Kühl blicke ich in das Gesicht der Krankenschwester, die entweder so lange hier arbeitet, dass sie abgehärtet ist gegen Schicksalsschläge und deshalb kein Mitgefühl mehr aufbringen kann für Betroffene, oder die sich um nichts schert und der es Freude bereitet, sie zu quälen.

Jetzt umspielt ein fieses Lächeln ihre schmalen Lippen, somit ist es geklärt, sie gehört zur Sorte Nummer zwei.
Mir juckt etwas in den Fingern und es fehlt nicht viel, dann hätte ich ihr ins Gesicht geschlagen, so doll wie es mir möglich wäre.
Eigentlich neige ich nicht zur Gewalt und Sasuke pflegte schon oft zu sagen, dass ich keiner Fliege Leid zufügen könnte, doch für alles gibt es ein erstes Mal.

Müde lasse ich die bereits angehobene Hand herunter, wo sie kraftlos hängen bleibt.
Diese Frau hat es nicht verdient, dass ich meine Kraftreserven für sie hergebe.
Genau das erwartet sie doch und diese Genutuung möchte ich ihr nicht gönnen.
"Itachi, ich bestehe darauf, dass du reingehst. Wenn du mir deine Schlüssel gibst, kann ich im Auto warten. Lass dir so viel Zeit wie du benötigst.
Ich bin okay und komm schon klar.
Morgen kann ich ihn bestimmt zu den Besuchszeiten sehen, wenn es ihm besser geht bis dahin".

"Mit ihm reden können werden sie trotzdem nicht. Oder doch, sie können mit ihm reden, nur müssen sie nicht mit einer Antwort rechnen oder dass er sie versteht".

Fragend sehe ich sie an.

"Na, was wollen sie von einem Komapatienten erwarten?"

Fassungslos sehe ich zu Itachi. Kein Wunder, dass er so drauf ist. Langsam scheint die Nachricht auch in meinem Kopf angekommen zu sein.
Vorsichtig nehme ich die Schlüssel aus seiner Hand und schlurfe Richtung Ausgang.
Der Druck einer Hand auf meiner Schulter bewegt mich zum Umdrehen und wieder ruht Itachis Blick auf mir.

"Geh schon rein. Ich warte im Auto", wiederhole ich mit der nötigen Kraft in der Stimme, um ihn zu überzeugen. Trotzdem sieht er nicht gerade begeistert aus. Letztlich verschwindet er doch im Krankenzimmer und ich kann rausgehen.

Da muss ich jetzt durch. Egal wie. Irgendwie geht es immer.
Außerdem hätte es ihn noch schlimmer treffen können.
Er könnte tot sein.

Ich habe von vielen Komafällen gehört, manche Menschen sind einfach nicht mehr aufgewacht.
Wenn er nun nicht mehr aufwachen wird?
Wenn man Hoffnung auf einen guten Ausgang hegt und dann doch später nur enttäuscht wird?
Wenn die Medizin und Technik versagen?

Dann wäre es einfacher gewesen, wenn er einfach gestorben wäre.
Aber es ist nicht vorbei und solange es Hoffnung gibt, ist nichts verloren. Oder doch?

Kapitel 6

Der wahrscheinlich längste Monolog


Draußen umschließt mich die Kühle wie ein beruhigender Mantel und meine Kopfschmerzen lösen sich, doch meine durcheinander wirbelnden Gedanken vermag er nicht zu verlangsamen oder gar zu stoppen.

Was mag die Ursache für seinen Unfall gewesen sein?
Wie lange wird er im Koma liegen?
Warum musste ausgerechnet Sasuke etwas zustoßen?
Wo sind die Eltern von Sasuke, wenn er sie so dringend braucht? Hat sie überhaupt jemand informiert?
Wer sorgt sich um Itachi?
Wie wird es jetzt weitergehen?
Seine Chancen, wie hoch stehen sie wirklich, dass er wieder aufwacht?
Ob Sasuke etwas fühlt? Merkt er, dass mit ihm etwas nicht stimmt oder denkt er, dass er träumt?

Die Zeit vergeht langsam, sie tropft dahin wie zähflüssiger Honig.
Im Auto ist es kühl wie draußen und ich bin froh, eine Jacke mitgenommen zu haben, wobei froh eigentlich nicht der richtige Ausdruck ist.
Vielmehr ist es einfach nur ein Gedanke, dass ich froh sein müsste.
In der Realität füllt mich ganz dieses Gefühl aus, das ich nicht beschreiben kann und welches keinen Raum für anderes lässt.

************************************************

*Ich bin einfach eingeschlafen?*
Verwirrt trifft mich der erste Gedanke, den ich fassen kann. Ungläubig setze ich mich auf, begutachte meine Umgebung und mein Blick fällt auf Itachi, der tief und fest schläft, auf dem gegenüberliegenden Sofa.
Er ist es auch wohl gewesen, der mich ins Haus getragen hat.

Heute ist Montag, also eigentlich Schule.
Der Stand der Sonne verrät mir, dass es schon nach Mittag sein muss.

*Dann musste sie wohl heute ausfallen*

Es gibt weitaus wichtigere Dinge als einen Schulbesuch.
Natürlich ist Bildung wichtig, doch es gibt einfach Lebenssituationen, in denen sie einem nicht mehr weiter weiter hilft und sonst gehe ich immer zur Schule.
Die Fehltage auf meinen Zeugnissen beziehen sich auf die Tage, an denen ich zu krank gewesen bin, um hinzugehen und beschränken sich auf maximal 10 im vollen Jahr.

Mein Blick wandert wieder zu Itachi. *Ein Glück, dass ihm etwas Ruhe zu Teil kommt.*
Möglichst ohne ein ihn womöglich weckendes Geräusch stehe ich auf und gehe in die Küche, wo ich ein Frühstück für Itachi vorbereite.
Weil er wahrscheinlich keinen großen Appetit verspüren wird, hole ich gekühlte Milch, gieße ein großes Glas voll und stelle es auf ein Tablett.
Daneben plaziere ich einen kleinen Teller mit Reiscrackern und Gemüsesticks.
Das volle Tablett balanciere ich zurück zum Wohnzimmer und stelle es vorsichtig auf den gläsernen Tisch, bevor ich anfange, aufzuräumen.

"Was machst du denn da?", erklingt eine verschlafen klingende Stimme.
"Nur etwas aufräumen", sage ich schulternzuckend.
Kopfschüttelnd setzt sich Itachi aufrecht hin. Er sieht es überhaupt nicht gerne, wenn ich mal aufräume, lieber hält er selbst Ordnung.

Streng sehe ich ihn an: "Iss etwas!"
Wie zu erwarten greift er erst zu dem Glas, setzt es an die Lippen und leert es in wenigen Zügen.
"Wie ich dich kenne, hast du selbst noch nicht gegessen", erwidert er, nachdem ich ihn aufgefordert habe, auch einen Cracker zu nehmen.
"Das tut nichts zur Sache", seufze ich.
"Oh doch. Ich esse erst etwas, wenn du auch etwas isst. Nachher klappst du sonst noch zusammen. Du solltest dich nicht nur um andere kümmern, der Sinn darf dabei nämlich nicht sein, dass du dabei auf der Strecke bleibst".
Erneut aufseufzend, nehme ich mir ein Karottenstück.
"Und jetzt reinbeißen", bestimmt er.
Gehorsam führe ich es zum Mund und sehe, wie er es mir mit einem Reiscracker gleich tut.
Zeitgleich beißt er auf seinen Cracker, während ich ein Stück von der Möhre abbeiße.

Kauen, schlucken.

"Jetzt musst du eine Möhre essen", meine ich und er grinst: "Wenn du einen Cracker isst".
So geht es weiter und schließlich ist das Tablett geleert, nur ein paar Krümel schmücken es.
Ein leichtes Lächeln umspielt die Lippen Itachis, so gefällt er mir besser.
Meinen prüfenden Blick auf sich spürend, gibt er ihn zurück.
Ich stehe auf, gehe um den Tisch herum und setzte mich neben ihn, umschließe seine eine Hand mit meinen beiden und frage: "Wie geht es dir?"

"Ich bin okay", benutzt er die selben Worte, die ich gestern gesagt habe, obwohl ich ihn nur beruhigen wollte.
Jetzt bin ich unsicher: Will er mich nur nicht unnötig belasten oder meint er es ernst?

Er scheint zu bemerken, dass ich nicht recht weiß, ob ich ihm das abkaufen soll oder nicht: "Gestern kam alles auf einmal und so unerwartet, dass es mich aus der Bahn geworfen hat.
Heute ist es das noch immer, aber man muss lernen, mit der Situation umzugehen. Man kann zwar nichts an ihr ändern, doch man kann sie annehmen und das Beste daraus machen.
Sasuke ist mein Bruder.
Wir verstehen uns meist gar nicht.
Aber Brüder sind nunmal so. Und ich werd ihn jetzt nicht hängen lassen.
Ich werde alles dafür geben, dass er wieder aufwacht.
Und wenn er aufwacht, dann werd ich ihm sagen, dass ich ihn liebe. Weil er mein Bruder ist.
Weil er es wenigstens noch einmal von mir hören soll.
Weil er es sonst nie zu hören bekommt.
Weißt du, Sasuke lässt niemanden an sich ran, außer dich. Und du lässt niemanden ran außer Sasuke oder mir. Mich, weil ich wie ein großer Bruder für dich bin und du wie eine kleine Schwester für mich.
Aber ich glaube kaum, dass Sasuke nur wie ein Freund für dich ist und genauso wenig, dass du nur eine Freundin für ihn bist.
Er war fertig, als du nicht mit ihm gesprochen hast, auch wenn er nur einen auf cool gemacht hat.
Du brauchst kein schlechtes Gewissen zu bekommen - was ich deutlich machen will, ist dass du ruhig zu deinen Gefühlen stehen sollst, ehe es zu spät ist und du den gleichen Fehler begehst wie ich.
Ich hab schon mal einen Fehler begangen.
Ich war verliebt. Ich habe diese Person verloren, weil ich sie von mir getrieben habe, nur weil ich ihr nicht meine Gefühle gestehen wollte.
Wir haben nicht einmal mehr Kontakt zueinander - so schlimm war es.
Jetzt sehe ich dich und Sasuke, zwei junge Menschen, die mir sehr am Herzen liegen und die glücklich miteinander sein könnten.
Wenn Sasuke wieder wach werden sollte, ich nichts falsch interpretiert habe und du wirklich mehr für ihn fühlst als du ihn sehen lässt, dann sag es ihm bitte...
Das ist wahrscheinlich der längste Monolog, den ich je gehalten habe, aber, naja".

Itachi hört auf zu reden und schließt mich in seine Arme.
Tief atme ich durch und noch immer an seine Brust gelehnt, schlussfolgere ich: "Egal wie groß dein Fehler aus deiner Sicht gewesen sein muss...
Du darfst nicht den Kontakt zu der Person meiden, weil du dich deshalb schämst oder unsicher bist. Wenn auch nur die leiseste Chance besteht, dass sie deine Gefühle erwidern könnte, dann sag es.
Das habe ich jetzt verstanden".

*Das habe ich jetzt verstanden. Itachi hört sich an, als wüsste er ganz genau, wovon er redet und das tut er auch.
Ihm liegt etwas an der Sache, sonst hätte er nicht, wie als sonst ziemlich wortkarge Person, so viel geredet.
Wer wohl die geheimnissvolle Person sein mag?*

Ein Anruf reißt mich aus den Gedanken, Itachis Handy klingelt, er geht heran und sagt nur: "Ja. In Ordnung. In 20 Minuten".
Er legt auf, flucht und erklärt: "Ich muss arbeiten, sonst werd ich gefeuert.
Ich muss leider weg. Danke für's Frühstück. Noch schnell duschen..."
Schon geht er im Laufschritt nach oben und eine Dusche springt an. nach 10 Minuten kommt ein frisch geduschter, rasierter, angezogener Itachi nach unten, der mit einem "tschüss" durch die Tür verschwindet.

Kapitel 7
(Songtext von Avril Lavigne)

Bitte wach auf

#I cannot find a way to describe ist
it's there inside, all I do is hide
I wish that it would just go away
What would you do, you do if you knew?
What would you do?#

Ich sitze an Sasukes Bett und kämpfe darum, nicht in Tränen auszubrechen.
Er würde mich bestimmt nicht so sehen wollen.
Trotzdessen stielt sich eine Träne durch mein Auge und purzelt die Wange hinunter.

Erst wollte ich stark sein, aber jetzt gebe ich nach. Stumm weine ich, tonlos, als ob es ihn sonst stören könnte.

Überalll sind Schläuche, das Piepen der Maschinen unaufhörlich, Sasuke blasser denn je.

Immer ist er der starke gewesen und nun liegt er hier.

#All the pain I thought I knew
All the thoughts lead back to you
Back to what was never said
Back and forth inside my head#

"Vieles wurde verschwiegen, obwohl wir so viel geredet haben.
Es tut weh, dich hier liegen zu sehen. So kenne ich dich nicht. Und ich hätte gedacht, dass ich den Schmerz kennen würde, ihn hätte abschätzen können.
Das war so dumm von mir".

#I can't handle this confusion
I'm unable, come and take me away#

"Dachte, ich könnte stark sein, dabei bin ich am Verzweifeln. Versuche, es vor dir zu verheimlichen.
Niemand denkt, dass du gerade irgendwas mitbekommst.
Aber ich glaube sehr wohl, dass du etwas davon aufnehmen kannst, sei es nur ein Bruchteil davon.
Gerne würde ich sagen: Nimm mich weg von hier. Aber wie könntest du?
Bitte wach auf".

#I feel like I am all alone
All by myself, I need to get around this
My words are cold
I don't want them to hurt you
If I show you... I don't think you'd understand.
Cause no one understands#

"Immer habe ich so gedacht, noch vor kurzer Zeit.
Niemanden hatte ich wirklich. Meine Mum war früh gestorben. Du weißt, wie es zwischen meinem Vater und mir aussieht und auch zwischen mir und Hanabi.
Du hast mich aus einem tiefen Loch geholt, auch wenn du immer behauptet hast, dass es andersrum gewesen wäre".

#All the pain I thought I knew
All the thoughts lead back to you
Back to what was never said
Back and forth inside my head#

"Praktisch mein ganzes Denken kreist um dich. Sorgen mache ich mir und Vorwürfe.
Itachi hat gesagt, dass du fertig warst, als ich nicht mehr mit dir geredet habe. Ich war auch fertig. Habe mich so eigennützig verhalten und uns beiden damit Schmerzen zugefügt.
Stell dir vor, sogar jetzt denke ich, dass es zumindest eines gebracht hat, nämlich, dass ich dir eine Gefühlsregung entlocken konnte.
Egal wie sehr ich an dir hing, nie hast du es zugelassen, dass ich das Gefühl bekomme, dass ich dir ansatzweise so viel bedeute, wie du mir.
Ich wusste, dass ich dir nicht egal war, weil du nur mich an dich ran gelassen hast.
Gleichzeitig hast du jedes mal wenn ich wirklich begonen hatte zu glauben, dass da noch mehr zwischen uns sein könnte, einen Schritt zurück gemacht, mir deine kühle Fassade gezeigt und die Hoffnung erneut zu Grunde gebracht.
Dafür habe ich mich gehasst, weil ich nicht mit dem zufrieden sein konnte, das ich hatte.
Dabei hatte ich so viel. Mehr als alle anderen von dir.
Und dann war da noch Ino...
Eifersüchtig war ich und das hat meinen Selbsthass noch verstärkt.
Schließlich wollte ich nicht eifersüchtig sein und bin es doch gewesen.

Ino hat dich nicht glücklich gemacht, sie hat dich runter gezogen.
Jedes mal habe ich versucht, dich wieder aufzubauen.
Und im Geheimen habe ich mich jedes mal gefragt, warum du nicht bei mir bleibst.
warum bist du nicht bei mir geblieben?"

#I'm going nowhere on and on and
I'm getting nowhere on and on and on
I'm going nowhere on and off and off and on and off and on#

"Ohne dich kann ich überall hingehen, nur um im Nirgendwo zu landen.
ich weiß nicht wohin.
Egal wo ich hinkomme, du bist in meinem Kopf und lässt mich niemals los.
Und ich wünschte, dass es bei dir genauso wäre, wobei ich weiß, dass ich es eigentlich niemandem wünsche, so abhängig von jemandem zu sein.
Denn es lässt einen nie mehr los.
Wenn deine Liebe nicht erwidert wird, dann frisst es dich innerlich auf. Bis nichts mehr übrig ist und du dir noch weniger liebenswert vorkommst. Wer sollte mich schon lieben?
Wo bald nichts mehr von mir übrig ist".

#All the pain I thought I knew#

Hier sitze ich, halte deine Hand und überschwemme dich mit Worten. Dabei bin ich ein Feigling. Ich hätte dir nie davon erzählt, wenn du keinen Unfall gehabt hättest.
Weil ich Angst gehabt hätte, dass du mein wahres Ich zu Gesicht bekommst, nur um mich dann fallen zu lassen.
Weil ich zu schlecht für dich bin.

Gott, macht es irgendeinen Sinn, was ich hier rede?
Wohl kaum, denn einerseits frage ich, warum du mich nicht nimmst, andererseits warne ich, dass ich nicht gut genug für dich bin.
Ich weiß einfach nicht, was ich wirklich denken soll, will dir die Entscheidung überlassen, ob du dich mit mir einlassen willst".

#Take me away
Break me away
Take me away#

"Gebrochen bin ich schon. Aber der Wunsch, mit dir wegzugehen, ist riesig und brennt wie ein Feuer in mir.
Die Flammen züngeln höher. Ich will dich nicht zerstören, deshalb ziehe ich mich zurück.
Die Flammen werden kleiner, doch kaum nähere ich mich dir erneut, lodern sie wieder mit voller Kraft auf.

Wieder und wieder.
Wieder und immer wieder.

Ein undurchbrechbarer Kreislauf.
Manchmal ist es mir beinahe egal, dass ich dich damit umbringen könnte, weil ich geschwächt bin von dem Kräfte zehrenden Weglaufen, dem Verstecken und wegen des Schauspiels.

Gestern Nacht, als du den Unfall hattest, da wollte ich dir eigentlich schon einen Brief gegeben haben. Du warst aber nicht da...
Den Brief habe ich seitdem bei mir.
Ich brauche ihn nicht rauszuholen, weil ich ihn auswendig kenne. Ich möchte ihn dir gerne aufsagen... Und den Inhalt erklären.
Es ist ein Gedicht.

Wenn wir hier zusammen stehen,
in die Augen des anderen sehen,
verrate mir,
was vorgeht in dir.

Nur wir allein,
für andere in trauter Zweisamkeit,
doch in Wirklichkeit
kämpfend allein darum, zu sein.

Du scheinst mir wie ein Fremder,
nicht mehr der, den ich mal kannte.
Oder habe ich dich nie gekannt
einzig die Finger für dich an dir verbrannt?

Die Maskerade versuchst du aufrecht zu halten,
am liebsten würd ich sie von dir reißen.
Doch du bist nicht schlechter als ich,
wo ich so bedeutendes vor dir verberg'

Verstehst du nur ein Wort davon,
von meinen Zeilen?
So gern würd ich in klaren Worten mit dir reden,
nicht länger so mit ihnen leben,
als Geheimnis, verschlossen in meinem Innern.

Also lass das Versteckspiel sein.
Nimm meine Hand und lauf mit mir davon.
Lass mich erklären, was ich auf dem Herzen habe,
lass deines sprechen, ebenso wie meines.

Zeige mir deine Seele,
nur ein einziges mal.
Damit du siehst,
dass es so einfach sein kann,
bei der Person, die dich liebt.

Mir fällt es so schwer, zu sagen,
was ich empfinde.
Nun stehe ich hier und zittere,
weil ich nicht einmal ahne, was du denkst.

Also, sag bitte wie du dazu stehst,
sodass deutlich wird, ob ich allein
oder mit dir zusammen
durch den Regen spazieren werd'

Jetzt wäre eigentlich der Augenblick gekommen, in dem du mir eine Antwort geben würdest. Die Botschaft hast du bestimmt vertanden: Ich liebe dich.
Schon so lange. Du bist der wichtigste Mensch für mich. Ich liebe dich.
Wach auf! Wenn nicht für mich, dann für Itachi. Er hat dir nämlich auch noch etwas zu sagen.
Du kannst hier nicht einfach so liegen und nichts tun.
Ich will dein manchmal so arrogantes Lächeln zurück und das Funkeln in deinen Augen.
Ich will, dass du mir weh tust, nur damit ich weiß, dass du nicht so halbtot hier rumliegst.
Ich will, dass du mich noch einmal in den Arm nimmst, selbst, wenn du mich danach wegstößt.

Gib nicht auf. Kämpfe.
Lass uns vielleicht zusammen durch den Regen spazieren....

Oder finde mit jemand anderem dein Glück, hauptsache dein Leben endet nicht hier!
Dafür ist es viel zu kurz.
Bitte wach auf..."

Fortsetzung folgt, falls erwünscht.

Kapitel acht:

Strophe aus Christina Aguileras hurt
Viel Vergnügen beim Lesen=)
***************************************************

Ein kleines Wunder

There's nothing I wouldn't do
To have just one more chance
To look into your eyes
And see you looking back

Zurück in meinem Haus, packe ich eine große Tasche. Darin lege ich, ordentlich gefaltet, alle möglichen Kleidungsstücke.

T-shirts, Tops, Langarmshirts.
Jeans, eine Jacke, cremefarbene Stiefel.
Rote Chucks, Nachtkleidchen, Schlafanzug.
Unterwäsche, Socken, meine Lieblingsbluse.

Darauf folgen Kultursachen, Haarbürste mit einbezogen.
Ladekabel, mein Laptop.
Ein kleiner brauner Teddybär, den Sasuke mir vor zwei Jahren geschenkt und der seitdem in meinem Bett geschlafen hat.

So geht es weiter und irgendwann ist sie prall gefüllt.
Jetzt muss ich bloß noch dieses Monstrum von Gepäckstück nach unten schleppen.
Itachi und ich haben beschlossen, dass ich erst mal zu ihm ziehen werde. Das ist näher am Krankenhaus und an der Schule, was ein weiterer wichtiger Aspekt ist.
So kann ich mehr Zeit bei Sasuke verbringen, ohne dass die Schule darunter leidet.

Er ist natürlich nicht aufgewacht, als ich irgendwann aufgehört habe zu reden.
Aber das heißt nicht, dass ich deshalb aufgeben würde.
Der Arzt hat Itachi erklärt, dass die Chancen 50:50 stehen, dass er wieder aufwachen wird, also mal gar nicht so schlecht.

Wie genau es zu dem Unfall gekommen ist, ist noch unklar.
Nur Sasuke selbst weiß es.
Die Vermutungen sehen so aus, dass er auf der regennassen Straße zu schnell gefahren, deshalb in der nächsten Kurve nicht schnell genug bremsen konnte und so gegen einen Baum geprallt ist.
Das Auto hatte Totalschaden...
Eine Frau meldete das verunglückte Fahrzeug und benachrichtigte auch einen Krankenwagen, zu Sasukes Rettung.

In Gedanken versunken schleife ich die Tasche Richtung Treppe und schrecke auf, als ich Hanabi sehe, die unsicher lächelt.
Aufmerksam schaue ich sie an und sie sagt mit leiser Stimme: "Es tut mir leid wegen Sasuke. Ich hab's gehört. Und ich weiß, dass wir nicht gerade auf dem besten Fuß zueinander stehen und ich mich oft wie eine Vollidiotin dir gegenüber verhalten habe, aber...
Wenn du jemanden zum Reden brauchen solltest, wäre ich gerne für dich da.
Weißt du..."
Sie stockt und schaut zum unteren Treppenabsatz, an dem Hiashi steht.
Mit einem nahezu flehentlichen Gesichtsausdruck macht sie einen Schritt von mir weg, tippt nervös von einem Fuß auf den anderen.
Traurig sehe ich, wie sie sich erneut von mir distanziert, doch die Freude darüber, dass sie einen Schritt auf mich zugemacht hat und auch noch mehr gesprochen hätte, wäre Hiashi nicht aufgetaucht, gibt mir neuen Mut.
Mut, mich ihm zu stellen.

"Hanabi, hab ich nicht gesagt, dass du noch deine Aufgaben zu erledigen hast? Stattdessen verschwendest du deine Zeit mit dieser Person", Strenge schwingt wie ein Peitschenhieb in seiner Stimme.
Meine kleine Schwester holt Luft und bringt heraus: "Die Aufgaben sind schon gemacht, Vater. Und ehrlich gesagt weiß ich nicht, warum ich nicht mit Hinata reden soll. Sie hat mir nie was getan. Schon zu lange war ich gemein zu ihr. ich will das nicht mehr so".
Ihre Stimme wird immer leiser, bis sie schließlich ganz verstummt.
"Wie war das? Kannst du den letzten Teil noch mal wiederholen?
Den hab ich nicht ganz mitgekriegt".
Hanabi wiederholt nun mit klarer Stimme: "Ich will das nicht mehr so. Hinata hat mir nie etwas getan. Warum soll ich so gemein zu ihr sein? Das hat sie nicht verdient".
"Was sie verdient hat, liegt nicht in deinem Ermessen! Und jetzt geh in dein Zimmer und du brauchst auch nicht wieder heraus zu kommen, bis ich es dir erlaube. Damit dir auch genügend Zeit zum Nachdenken zur Verfügung steht".
"Vater, ich bin 14 und ich...", sie stoppt, als ich ihr einen Blick zuwerfe, der bedeuten soll: "Tu lieber, was er sagt. Ich regle dass schon".

Hiashi hat noch nie Hand gegen uns erhoben, aber ich will Hanabi nicht der geballten Wut von ihm aussetzten.
Hiashi kann mit Worten noch weit mehr Schaden anrichten, wenn er Wert darauf legt, als Schläge je könnten.
Als sie in ihrem Zimmer verschwunden ist, nehme ich den Kampf auf: "Wieso ziehst du sie immer weiter da rein? Es ist allein eine Sache zwischen dir und mir.
Also lass sie in Ruhe. Wenn du Streit suchst, dann such dir jemanden, der eher in deiner Größenordnung liegt. Zum Beispiel mich".
Es ist nicht schwer, seinen Zorn auf mich zu ziehen und ich bete inständig, er möge Hanabi danach nicht mehr auf dem Kieker haben. Wenn er sich einmal bei mir ausgetobt hat.

Kaum habe ich zuende gesprochen, höhnt er los: "Du scheinst ja ordentlich Mut getankt zu haben. Aber glaub mir, ich weiß genau, wie es in dir drin aussieht. Vor jeder Konfrontation willst du davon laufen. Und tief in dir drin weißt du genau, dass du nichts wert bist.
Du bedeutest niemandem etwas. Weder mir, noch Hanabi oder früher deiner Mutter.
Und dein Uchiha, der Sasuke, den hast du auch zu Grunde gebracht. Wahrscheinlich ist er mit Absicht gegen einen Baum gedonnert. In Depressionen gefallen ist er wegen dir und der Regen und sein schnelles Auto sind ihm da gerade Recht gekommen".

Hiashi weiß genau um meine Schwachpunkte und macht auch keinen Hehl daraus, von seinem Wissen zu nehmen, um mich anzugreifen.
Die Schuldgefühle sind tief in meinem Innern verankert und in meiner Vergangenheit habe ich oft gedacht, dass ich jedem Unglück bringen würde und jegliche Beziehung zum Scheitern verurteilt wäre, die man mit mir einginge.
Aber mit der Zeit habe ich, mit großer Hilfe der Uchiha-Brüder, gelernt, dass es so nicht richtig ist.
Und wie ich gerade eben erfahren habe, bin ich Hanabi nicht ganz egal, ich bedeute ihr etwas.
Von meiner Mum kann ich zwar nicht ausgehen, aber was hätte sie einen Grund gehabt, mich zu hassen oder Ablehnung für mich zu entwickeln?
Ich war doch so klein...

"Keine Ahnung, was sich da in deinem Kopf manifestiert hat, aber ich bin Hinata Hyuga. Ich bin nicht wertlos. Und es gibt eine Reihe von Menschen, die mich mögen, lieben, denen ich nicht egal bin. Für diese Menschen würde ich immer wieder aufstehen, wenn ich hinfalle.
Für diese Menschen würde ich alles geben.
Du gehörst leider nicht zu diesen Menschen. Ich werde nicht daran kaputt gehen zu hoffen, dass du doch irgendwann zu diesen Personen zählen wirst, denn das habe ich schon länger aufgegeben.
Aber wenn Hanabi zu diesen Personen zählen möchte, lasse ich nicht zu, dass du weiterhin Keile zwischen uns treibst.
Hanabi ist meine kleine Schwester. Dabei ist es ganz gleich, dass sie sich so lange nicht zu mir bekannt hat, schließlich hast du immer daran gearbeitet, uns auseinander zu halten.
Was ich sagen will, ist dass ich keinen Schritt mehr in deine Richtung, auf dich zumachen werde.
das kostet zu viel Kraft.
Doch wenn du jemals einen Schritt auf mich zumachen solltest, dann werde ich wieder an dich glauben und dich auch nicht fallen lassen. Denn ich würde nicht wollen, dass dir so weh getan wird, wie du mir weh getan hast.
Deshalb lass mich in Frieden, ebenso wie Hanabi.
Es sei denn, du möchtest ein Teil meines Lebens werden. Das liegt an dir und wie ich dich kenne, liegen die Chancen unter Null. Doch man weiß nie... Vielleicht kann ich in Zukunft an dieses Wunder glauben...
Bis dahin halte dich aus meinem Leben raus und höre auf, Hanabis zu zerstören und ihr die Möglichkeit zu rauben, eine große Schwester zu haben.
Dafür wäre ich dir sehr dankbar".

Viel Überwindung hat es mich gekostet, doch nun ist alles raus, das gesagt werden wollte.
Mit grade aufgerichtetem Kopf gehe ich nach unten, die Tasche hinter mir herziehend.
Vor Hiashi, der bis jetzt stumm bleibt, komme ich zum Stehen.
Als nichts über seine Lippen kommt, wende ich mich zur Tür.

"Ich weiß nicht, ob ich dazu fähig bin, über meinen Schatten zu springen".

Das erste mal sehe ich eine andere Gefühlsregung über sein Gesicht huschen: Schmerz. Und das erste mal sehe ich ihn zweifeln an sich selbst und sich auch dazu bekennen.

"Keine Sorge. Ich werde warten", versichere ich mit einem kleinen Lächeln und verschwinde durch die Tür.
Lasse das Haus hinter mir, das mir so viel Leid entgegen gebracht hat, das aber ab jetzt auch Hoffnung beherbergt und mich an ein kleines Wunder glauben lässt.

To look into your eyes and see you looking back....

Kapitel neun:
(Songtext von mir)

Schatten alter Gefühle

Behutsam reihe ich meine wenigen Bücher im Regal auf, ohne die ich nie verreise, und habe somit alle Habseligkeiten verstaut.
Erschöpft halte ich inne und lasse meinen Blick noch einmal durch mein vorläufigs neues Zimmer schweifen, nicke zufrieden als ich feststelle, dass alles an seinem Platz steht.
Ich lasse mich auf der Bettkante nieder und frage mich, was ich jetzt machen könnte.
"Duschen und was gemütliches anziehen", kommt mir in den Sinn und ich stehe auf, um den Gedanken gleich in die Tat umzusetzen.
Ein eigenes Bad grenzt direkt an meinem Zimmer und ich bin froh darüber, dass ich dazu nicht ständig durch den Flur laufen muss oder so.
Als ich nach dem Duschen in einem kuscheligen, hellblauen Schlafanzug und wollweißen, noch kuscheligeren Kuschelsocken das Licht lösche, ins Bett gehe und die Decke über mich ziehe, werde ich schnell schläfrig.
Es ist schon 22.00, morgen ist Schule, ob ich Lust habe oder nicht und ich muss noch Schlaf nachholen.
*Itachi ist ausgegangen. Was er wohl gerade macht*, sind meine letzten zusammenhängenden Sätze, die ich vor dem Einschlafen fähig bin zu bilden.

ACHTUNG!!!! SICHTWECHSEL!!!!!
Itachi POV

In der Bar herrscht echt gute Stimmung, was nicht zuletzt an der Band liegen muss. Sie scheint hier regelmäßig aufzutreten und bereits eine größere Fangemeinde zu haben.
Der Name sagt mir nichts, "Red moons never fall", hab ihn zuvor noch nicht gehört.
Die Texte werden von der blauhaarigen Leadsängerin übermittelt und diese macht ihre Sache unbezweifelt gut.
Bisher haben sie zwei japanische und drei englische Songs gespielt.
Jetzt stimmen sie ein deutsches Lied an und ich wundere mich darüber, dass die Band Songs in drei Sprachen spielt.
Deutsch habe ich als zweite Fremdsprache an der Schule und später auch am College gehabt und immer gerne gemacht.
So habe ich keine Probleme, den Text zu verstehen und lasse diesen und die Melodie ganz auf mich wirken.

Die Leadsängerin sitzt nun auf einem runden Hocker, der wie ein Barhocker aussieht, das Mikrofon locker in der linken Hand und mir fällt die weiße Papierrose in ihren Haaren auf.
Ungewöhnlich, allerdings steht sie ihr und verleiht ihr eine gewisse Extravaganz.
Sie schließt ihre Augen und lässt ihre Stimme den ganzen Raum erfüllen, deren Besucher alle ruhig geworden sind, so als würden sie die plötzliche Ernsthaftigkeit bemerken, die den Beginn durchzieht. Da ist auch egal, dass die meisten sicher nicht mal einen Bruchteil davon verstehen.
Die zuvorigen Songs hatten eher rockige Noten, jetzt wird auf sanfte und zugleich schwermütige Töne gesetzt.

#Ein Spiegel voller Seelen
herabgezogen in ein Meer von salzigen Tränen
Ein Wald, ehemals voller Licht
zerstört durch die Vergangenheit

Ausweglos der Kampf
den wir nie zu kämpfen wagten
Aus Angst, zu dem zu stehen,
das uns verband
obwohl es uns zu dem gemacht hat
was wir heute sind

Ein Lächeln nur von Trauer überschattet
doch ist es echt, wirklich
anstelle eines unglücklichen Schauspiels

In Wirklichkeit kenne ich dich,
so wie du mich kennst
Ebenso in Wirklichkeit, die Barrieren zwischen uns,
die mit unser beider Wille könnten weggeräumt

Laufe weg vor Stunden die vorüberziehen
und wünsche mich zurück in die Zeit,
in der alles so einfach schien
Zu der Zeit, in der wir glücklich waren,
ohne es zu wissen

Ein Spiegel voller Seelen
herabgezogen in ein Meer von salzigen Tränen
Ein Wald, ehemals voller Licht
zerstört durch die Scherben der Vergangenheit

Herzen unerhört, Gefühle verschlossen hinter Eisentüren,
deren Schlüssel jeweils der andere von uns besitzt
Doch ohne ein Treffen werden wir nie zueinander finden,
uns nur selbst im Weg stehen

Ein Wald, ehemals voller Licht
zerstört durch die Scherben der Vergangenheit
und ein Spiegel voller Seelen
herabgezogen in ein Meer von salzigen Tränen#

Der Text und sein Inhalt überrollen mich beinahe und bringen Erinnerungen in mein Bewusstsein, die ich schon lange mit mir rumtrage und meist erfolgreich verdrängen konnte.
Manche Zeilen sind mehrfach zu deuten und scheinen auf den ersten Blick keinen Sinn zu besitzen, andere bergen ganz offensichtliche Nachrichten. Zumindest in meinen Augen ist die Botschaft klar.

Nach einer kurz anhaltenden Stille brandet der Applaus auf und auch ich zolle Beifall.
Jetzt gibt die Band noch eine Zugabe, ein letztes Lied, "Summer".
Fröhlich ist es und ganz unbeschwert im Gegensatz zum vorherigen.
Doch ich bin mit meinem Kopf noch immer bei dem deutschen Lied, dessen Zeilen sich teilweise geradezu darin eingebrannt haben.

"Summer" endet und erneuter Beifall brandet auf. Die Leadsängerin bedankt sich mit einem strahlenden Lächeln und während ich immer noch daran rätsele, warum mir die Stimme des Gitarristen gar nicht so entfernt bekannt vorkommt, verlassen die Bandmitglieder hintereinander die Bühne.
Erst die Sängerin, dicht gefolgt von dem Drummer, der lange silberne Haare und eine schwarze Sonnenbrille trägt. Ordentlich muskelbepackt.
Als drittes kommt ein blasser Typ, der etwas kürzeres, wildes rotes Haar hat und, man könnte sagen, geheimnisvoll rüber kommt, der Keyboarder.
Das Schlusslicht bildet der Gitarrist, auf den ich jetzt zum ersten mal einen Blick werfen kann, da er sich während des gesamten Auftrittes im hinteren Bereich aufgehalten hat und ich an der Bar hocke, von der man nicht die ganze Bühne im Blick hat.

*Nein. Ich muss mich irren. Das kann nicht sein.*

Fassungslos sehe ich ein ehemals so vertrautes Gesicht mit einigen Piercings darin.
Verstrubbeltes, oranges Haar.
Definierte Muskeln, die sich unter dem eng anliegenden T-shirt abzeichnen.
Das schwarze Flammentattoo auf seinem Unterarm, das sich wie ich weiß über seinen gesamten Rücken erstreckt und in einem Drachenkopf endet.
Eine abgetragene, helle Jeans und Chucks.
Ein scheinbar emotionsloses Lächeln auf seinen ausdrucksstarken Lippen.

Erinnerungen flackern wieder auf. Seine Lippen auf meinen, seine heiße Stimme flüsternd an meinem Ohr. Später das abrupte Ende. Ohne irgendwas geklärt zu haben.

Als hätte er meinen intensiven Blick auf sich gespürt hätte, schwenkt sein Blick in meine Richtung und bleibt hängen, bleibt konstant und verrät keine Regung.
Er sagt etwas zu dem rothaarigen und kommt dann auf mich zu.

Pain. Pain mit seinem unzähmbaren Blick.
Pain, der Schatten alter Gefühle in mir wieder zum Vorschein bringt. Pain, den ich schon ewig nicht mehr gesehen habe.
Pain, der jetzt auf mich zusteuert.
Pain.

Kapitel zehn:


Schwungvoll

Itachi POV

Pain kommt also auf mich zu...
In diesem Moment rasen einige Gedanken durch meinen Kopf, zu viele, um sie hier zu nennen.
Vor mir kommt er zum Stehen. "Lange nicht gesehen", spricht er mich an und lächelt ein nicht ganz so emotionsloses Lächeln.
Allzu viel verändert hat er sich nicht, zumindest äußerlich scheint er der Alte zu sein.
Gelassen entgegne ich: "Wenn du reden willst, sollten wir es draußen tun. Da musst du nicht deine Fassade aufrecht halten".

Ganz so gelassen bin ich nicht im Innern.
Aber ich bin für andere schwer zu durchschauen, wie ich genau weiß, für sie ist es unmöglich, schlau aus mir zu werden.
Er jedoch müsste erkennen oder zumindest erahnen, dass es in mir anders aussieht als der Schein vorgaukelt.
Und seltsamer Weise macht es mir nichts aus, dass er eine der raren Ausnahmen ist.
Mit kurz hochgezogener Augenbraue nickt er bedächtig.

Draußen zündet er eine Zigarette an. "Auch eine?", bietet er mir fragend an, "Wie in guten alten Zeiten...".
"Verdienen die Zeiten denn, als gute alte betitelt zu werden?", erwidere ich ironisch grinsend, denn ich weiß die Antwort.
Es sind gute Zeiten gewesen. Bis sie uns getrennte Wege gehen ließen.
Dankend lehne ich ab.
Pain nimmt einen tiefen Zug und bläst den Rauch durch die Nase aus.
"Hmm. Irgendwie schmeckt das nicht mehr so wie früher...", hüstelt er und drückt den Glimmstengel aus.
"DU hast aufgehört? Was war ausschlaggebend?"
"Das könnte ich dich auch fragen", ist seine Gegenantwort.

Eine Zeit schweigen wir, auf alte Zeiten zurück blickend, dann finden wir eine Bank und lassen uns nach wortlosem Einverständnis darauf nieder.

"Du hast also endlich deinen Traum verwirklicht, in einer Band zu spielen".
Zustimmendes Genicke seinerseits und die Worte: "Nicht gerade wenig passiert ist in den letzten drei Jahren..."

Hinata POV

Als ich aufwache, fällt mein Blick, noch völlig schlaftrunken, auf den neben dem Bett stehenden Wecker.
Das Ziffernblatt verrät mir, dass es erst vier Uhr morgens ist.
Aber Ruhe finden kann ich nicht mehr.
Warum ist es mir nicht vergönnt, ungestört zu schlafen?
Eine dumme Frage, denn die Antwort weiß ich längst. Meine Seele und mein Geist werden die ganze Zeit über von schrecklichen Gedanken gequält, die mich nicht mehr los lassen wollen...
Dabei habe ich vor kurzem gedacht, gehofft, dass ich diese abschütteln kann.
Um stark zu werden...
Um Itachi nicht weiter zu belasten...
Um Sasuke nicht zu enttäuschen... Da ist egal, dass er im Moment nichts mitbekommt.

Seufzend schwinge ich mich aus dem Bett und trotte zur Dusche. Eisiges Wasser weckt meine Lebensgeister und drängt mich in eine andere Richtung, eine Richtung, in der negative Gedanken vorerst keinen Platz haben.
Mit jeder Sekunde in der das kalte Nass in Perlen an meinem Körper hinunter rinnt, fühle ich mich besser.
Aber irgendwann beginne ich zu frösteln und drehe den Hahn zu.
Abgetrocknet, mit geputzten Zähnen und schon in den Schulkleidern, mache ich mich auf den Weg nach unten in die Küche, wo ich einige Sandwiches vorbereite.
Richtigen Appetit habe ich nicht, aber mein Bauch verlangt knurrend nach Nahrung und diese will ich ihm nicht verwehren.
Lustlos knabbere ich an einem Sandwich mit Käse und Tomatenscheiben, während ich an den Vorfall mit den Gemüsesticks denken muss und sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitet.
Itachi würde mir nicht nur einen Vortrag halten, wenn er sähe, dass ich nichts essen würde.
Allerdings esse ich und er kann nichts bemängeln...
Fröhlich grinsend bereite ich auch ihm Sandwiches zu, die ich auf einen Teller lege und abgedeckt, unverfehlbar neben der Kaffeemaschine, plaziere.
Ohne Kaffee und seine geliebte Milch kommt er nie aus dem Haus.
Er kann sie also gar nicht übersehen!
Sicherheitshalber nehme ich mir einen Filzstift und schreibe schwungvoll in leuchtender Farbe ein ``Sandwiches nicht vergessen! Du weißt warum!´´ auf ein Stück langweilig graue Pappe.
Kritisch und schließlich zufrieden mustere ich das Kunstwerk, bevor ich stirnerunzelnd überlege: "Wo steckt der Uchiha eigentlich?"
Letzte Nacht ist er definitiv nicht nach hause gekommen, was ich dank meines unruhigen Schlafes mitbekommen hatte.

Da ich noch nie ein Kontrollfreak gewesen bin und Itachi alt genug ist um selbst auf sich acht zu geben, unterbinde ich weitere Gedanken und stehe schulterzuckend auf.
5.20 Uhr. Noch mehr als zwei Stunden bis Schulbeginn.
Mir kommt in den Sinn, dass ich schon länger nicht mehr gebacken habe.
Einfach, weil ich nicht dazu gekommen bin.
Und ich vermisse es.
So kommt es, dass ich erst einen Schokokuchen zaubere und schließlich einen Berg von Muffins.
Blaubeermuffins, Muffins mit Schokoglasur und Erdbeerstückchen, Muffins mit Banane, Muffins reich verziert mit Gummibärchen und Smarties.
Zum Schluss backe ich auch noch einen kleinen Käsekuchen.
Wieder im Einklang mit der Welt, gucke ich auf die fertigen Leckereien um schließlich ratlos drein zu schauen.
*Wer soll denn das alles essen?!!*
Von den Kuchen wandert mein Blick zu der an der Wand tickenden Uhr, die mich aufschrecken lässt.
Das gibt's doch nicht! Wie kann es so verdammt spät sein?
Schnell schnappe ich mir den Rucksack und renne aus dem Haus in Richtung Schulgebäude, habe mir noch schnell die Jacke gekrallt, die ich fast vergessen hätte.
Für Lustlosigkeit bleibt also keine Zeit...

Kapitel elf:

Irden des Feuermeeres

Itachi POV

Nachdenklichkeit hat seine Züge erfasst, als sich sein Blick einen Weg durch die dunklen Bäume bahnt und ganz verloren in ihnen scheint.

Seine Augen haben mich schon immer fasziniert. Im Licht lila schimmernd, Augen, wie es sie nur einmal auf der Welt gibt.
Irden wie das Meer, die einen in ihnen versinken lassen.
Sobald man sich ihnen nähert und nicht aufpasst, gelangt man in ihren Sog, und ist man in ihn hinein gerutscht, so gibt es kein Entkommen mehr.
Nichts kannst du tun, unmöglich ist es dir, dich von ihnen loszureißen.
Deshalb passe ich haargenau auf, dass es nicht so kommt und verliere mich ebenfalls in den Weiten des beginnenden Waldes, soweit es bei der Dunkelheit geht.

Seine Stimme reißt mich von ihrem Anblick: "Spielst du noch Gitarre?"
Nickend begleite ich meine Antwort: "Ja. Aber nicht mehr so häufig wie früher".
Nun dreht er mir seinen Kopf zu: "Wenn du nicht gewesen wärst, hätte ich das Spielen aufgegeben", sagt er, "Wenn man es so sieht, konnte mein Traum nur durch dich wahr werden".
"Ohne dich wär ich nie angefangen", erinnere ich mich.

Vor vier Jahren hatte alles seinen Anfang genommen...

"Wir sind nach einigen Startschwierigkeiten unzertrennlich gewesen...", grinst der orangehaarige, meine Gedanken durchbrechend, und einige Piercings blitzen im Schein einer strahlenden Laterne auf.

*Wird er darauf anspielen?*

"Dann, nach ungefähr einem Jahr", fährt er fort, "ist Schluss gewesen. Und ich habe im Stillen immer nach dem Warum gefragt.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich dich nie ganz vergessen können. Als ich dich heute gesehen habe, hat sich mir die Frage gestellt, ob wir nicht die alte Leidenschaft aufleben lassen können..."

Die Stimme des gepiercten jagt mir erste Schauer über das Rückrat.
Hier sitzt er, nur wenige Zentimeter von mir entfernt und es braucht nicht viel um neue Leidenschaft zu entfachen.
Für ihn ist es bloß Leidenschaft, doch für mich würde es das Risiko bedeuten, wahrscheinlich unerwiderte Gefühle zu wecken, die trotz der langen Zeit noch in mir schlummern.
Wegen der ich damals abgebrochen habe um nicht noch mehr verletzt zu werden.
Zwar hatte ich alle Illousionen in Bezug darauf, dass er meine Liebe erwidern könnte, versucht zu zerstören, doch irgendwo war da immer etwas gewesen, das mich weiter hat hoffen lassen, solange wir uns so nah waren.
Also hatte ich mich zurück gezogen von ihm und diese mehr als nur körperliche Zuneigung meinerseits tief in mir verschlossen.

Dann begehe ich den Fehler, in seine Augen zu schauen.
Sie ziehen mich in einen Strudel aus Emotionen.
Erinnerungen vergangener Zeiten fließen zusammen mit der Gegenwart, dem Hier und Jetzt, das mit gierigem Verlangen gefüllt ist, sich unausweichlich zwischen uns befindet, knisternd wie ein alles verzehrendes Feuer.
"Irden des Feuermeeres", denke ich, als ich wie ferngesteuert näher zu ihm rutsche und ihn am Kragen seiner Jacke zu mir ziehe.

Als hätte er nur auf ein Signal gewartet, das meine Zustimmung kund tut, radiert er den letzten Abstand zwischen uns aus und seine Lippen treffen auf meine.
Ein feuriger Kuss entflammt, unsere Zungen fechten einen Kampf aus, manchmal spielerisch und dann wieder neckisch.

Pains Körper hat sich dicht an meinen gedrängt, seine Arme um meinen Rücken geschlungen, während meine rechte einen Platz in seinem Haar gefunden hat, sich beinahe hinein krallt, ihn nicht loslassen wollend.
Nach Luft schnappend, keucht er leicht in den Kuss hinein und lässt mich seinen heißen Atem spüren...
Sinnlich wandert sein Mund tiefer und knabbert an meinem Hals entlang, was mir einen wohligen Seufzer entlockt.
Meine Lippen suchen erneut die seinen und meine Zunge bettelt drängelnd um Einlass.
Sofort wird mir dieser gewährt und ein erneutes Zungenspiel beginnt, immer wieder durchzogen von herrlichen Seufzern der Lust und leisen Knurrgeräuschen.

Seine Hände haben sich inzwischen unter meinen Pullover vorgearbeitet, wollen mehr spüren.
"Hier nicht", raune ich ihm ins Ohr, "Lass uns zu dir".
Ihm ist gerade wohl ebenfalls aufgefallen, dass wir das besser nicht hier weiter führen und zieht mich zustimmend hoch, versiegelt meine Lippen mit einem Kuss, der diesmal voll Zärtlichkeit steckt, ganz sanft und zum Träumen verleitet.

***********************************

Tja, eigentlich hätte ich danach abhauen sollen, so wie man es nach einem One-night-stand tut.
Das Problem ist, dass ich nicht sicher bin, ob es nur ein One-night-stand gewesen ist.
Der Sex war unbeschreiblich. Und was mich am meisten irritiert hat, ist dass es mehr als nur reines Verlangen gewesen ist.
Als hätten wir an den Abend, an dem alles geendet hat, angeknüpft, als lägen hier keine drei Jahre dazwischen.
Uns so bin ich später eungeschlafen.

Pain steckt gerade unter der Dusche.
Noch könnte ich abhauen.
Allerdings käme mir das nicht fair vor.
Außerdem sollte ich nicht schon wieder Reißaus nehmen.
Erst mal sehen, wie sich das zwischen uns entwickelt.

Von dem Bad zur Küche höre ich ihn mit tapsenden Füßen gehen. Er hat noch nie viel von Pantoffeln oder Hausschuhen gehalten...

Nun höre ich die Kaffeemaschine. Ich stehe auf und springe erst mal unter die Dusche um einen klareren Kopf zu bekommen.
Frisch geduscht und fertig angezogen folge ich ihm in die Küche.
Pain steht mit dem Rücken zu mir und kippt sich mit einer lässigen Handbewegung Kaffee ein, nur ein Handtusch locker um die Hüften geschlungen.
"Auch einen?", lautet seine rethorische Frage, als er mich hinter sich bemerkt hat, schenkt sofort in einen zweiten Kaffeepott ein, reicht mir diesen und setzt seinen an die Lippen.

Das bittere Getränk rinnt meine Kehle herunter. Schwarz bevorzuge ich ihn.
Er trinkt ihn auch schwarz, allerdings mit Zucker.

Mir wär es lieber gewesen, wenn er mehr angezogen hätte als dieses Handtuch.
Beharrlich versuche ich, nicht zu lange seinen Körper zu fixieren.
Grinsend tritt er näher an mich heran und nimmt mir meine inzwischen geleerte Tasse aus der Hand, stellt diese zusammen mit seiner auf den neben uns stehenden Tisch.
Geradewegs fixiert er jetzt meine schwarzen Augen.

Ich kann mich nicht lösen, doch will es auch gar nicht.
Wortlos verschießt er meine Lippen mit einem kurzen, sanften Kuss. Dann zieht er seinen Kopf zurück und wartet, überlässt mir die Entscheidung, ob ich darauf eingehe oder es bei dem belasse, das gestern passiert ist.

Klar, ich könnte jetzt immer noch gehen.
Meine Entscheidung ist soeben gefallen.

Die Initiative ergreifend, küsse ich ihn und er steigt darauf ein. Langsam erforsche ich seine Mundhöhle mit meiner Zunge, vertrautes und zugleich irgendwie fremdes Terrain, fahre seine Zähne entlang und stupse gegen seine, die sich auch ohne meine Animierung auf ein nächstes Spiel einlässt.

"Mehr als nur ein One-night-stand", weiß ich nun.
Ich lass mich einfach fallen.
Es ist eine Entscheidung aus freien Stücken.
Ich will ihn, ganz, und werde darum kämpfen, ihn völlig für mich zu gewinnen, will ihn ebenfalls ein Kribbeln im Bauch spüren lassen, das einem Orkan gleich kommt.
Dieses mal werde ich nicht vor meinen Gefühlen weg laufen.
Und wer weiß? Vielleicht wird er über die Zeit diese Gefühle für mich entwickeln...
Damit dies wahr wird, werde ich alles geben.
Wenn es soweit ist, werde ich ihm meine Seele anvertrauen.

Kapitel zwölf:

Mein Engel

Konan POV

Der Sand knirscht unter meinen Füßen.
Ich wohne nicht weit weg von unserem Stammclub, in dem wir regelmäßig auftreten. Deshalb gehe ich nach den Gigs immer zu Fuß nach Hause.
Diese Zeit nur für mich allein, in der ich zur Ruhe kommen und Gedanken ordnen kann, liebe ich.
In diesen frühen Morgenstunden treiben sich hier kaum Menschen herum.
Jemand anderes hätte jetzt vielleicht ein mulmiges Gefühl bekommen, doch ich genieße es.
Falls es mal zu einem Vorfall kommen sollte... Wozu habe ich den schwarzen Gürtel?
Judo ist meine zweite Leidenschaft, neben Origami und meiner größten Liebe, dem Singen.

In anderen Sachen bin ich nicht so gut. Vieles habe ich ausprobiert, aber nichts hat zu mir gepasst oder besonders Spaß gemacht.

Beim Singen kann ich einfach ich selbst sein.
Mit meiner Stimme kann ich die Menschen berühren und vielleicht zum Denken anregen, den Texten hauche ich Leben ein.

Beim Judo kann man ein ausgezeichnetes Körperbewusstsein erlangen. Gleichzeitig ist es ein tolles Workout, das höchste Konzentration verlangt.
Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass ich mich verteidigen kann, sollte es mal nötig sein.

Beim Origami finde ich Entspannung . Es ist jedes mal eine Freude, aus einem kleinen Stück Papier etwas zu formen - sei es nun ein Tier oder etwas ganz anderes.
Man kann es überall machen und so eine kleine Phase der Besinnung einbauen.

Mit Sasori und Hidan wohne ich in einer WG. Jeder hat ein eigenes Zimmer, Küche, Bad und Wohnzimmer teilen wir uns.
Manchmal ist es schon komisch, das Bad mit zwei Kerlen zu teilen. Aber wir verbringen ohnehin viel Zeit zusammen, bei den ganzen Bandproben zum Beispiel, und sind inzwischen richtig gut befreundet.

Wir treten auf, weil es Spaß macht. Leben können wir bisher nicht davon.
Aber daran stören wir uns nicht.

Hidan schreibt nebenbei. Er hat eine eigene Kolumne, die ziemlich beliebt ist. Unter dem Titel "Days like this" schreibt er wöchentlich entweder wunderbar sarkastische oder philosophisch angehauchte Texte und beantwortet neugierige Leserfragen.
Er ist auch dabei, an seinem zweiten Buch zu schreiben, das eine Fortsetzung zu seinem Debut dar stellt, das vor zwei Monaten erschienen ist.
Auf den ersten Blick sehen ihm das die meisten nicht an, doch er hat viel auf dem Kasten, wie sie dann feststellen, lernen sie ihn näher kennen.

Sasori ist ein schräger Typ. Man kann ihn als jemanden bezeichnen, der unnahbar wirkt und kühl, aber auch geheimnisvoll.
Stundenweise arbeitet er als Tattoowierer, er versteht was von dieser Kunst und ist nicht mehr unbekannt in der Branche.
Er ist ein Riesenfan von BJDs. Diese fertigt er sogar selbst an. Von diesen Ball Jointed Dolls habe ich keine Ahnung. Sie sind ganz nett anzusehen für mich, das war es dann aber auch schon.
Das sollte man ihm aber nie sagen, denn laut ihm zählen sie zur wahren Kunst, ebenso wie Tattoos, da diese ewig halten.
Sasori selbst hat zwei, soweit ich weiß. Einen originalgetreuen Skorpion auf seiner linken Schulter und noch eines, das ich allerdings nicht kenne.
Jeder von uns hat noch so seine kleinen Geheimnisse.

Pain hat eine Wohnung für sich alleine, da wir keine geeignete mit vier Schlafzimmern gefunden haben und jeder von uns manchmal seinen Freiraum braucht.
Schade ist es, dass wir keine richtige Band-WG haben, doch solange das Verhältnis zueinander stimmt, ist es okay, wo es auch nicht anders geht.

Pain arbeitet als Barkeeper.
Bevor wir uns dazu entschlossen haben "Red moons never fall" zu gründen, hat er es hauptberuflich gemacht, seine Cocktails sind übrigens echt lecker!
So haben wir beide uns damals auch kennen gelernt, da ich als Kellnerin im gleichen Pub gejobbt habe.
Das Kellnern habe ich seit längerem aufgegeben, stattdessen bin ich in der Modebranche tätig.
Nein, nichts ausgefallenes wie Designerin, Model und co - ich bin Modeverkäuferin.
In dem kleinen Laden meiner besten Freundin Serena. Er läuft sehr gut und wirft mittlerweile einiges ab, was wohl daran liegen mag, dass er ausgefallene Kleidungsstücke bietet und auf Wunsch auch Unikate entwirft und schneidert, was Serena macht.
Es ist toll, das Verkaufen macht Spaß und in den Pausen kann ich immer mit ihr reden.

Neben mir gibt es noch eine zweite Verkäuferin, die Ino heißt und neben der Schule dort jobbt, vor allem am Wochenende.
Ino ist mit Serena befreundet, allerdings nicht mit mir. Sie hat Talent zum Verkaufen und immer ein freundliches Lächeln aufgesetzt.
Doch insgeheim traue ich ihr nicht über den Weg. Auf mich wirkt es immer so, als würde unter dem netten und etwas oberflächlichen Mädchen eine ziemlich falsche Person stecken.
Allerdings kann ich mich irren, weshalb ich weder sie noch meine Freundin etwas davon spüren lasse.
Das Einzige was ich tue, ist so wenig wie möglich persönlichen Kontakt mit ihr zu halten.

Nun zurück zu Pain.
Er ist toll und ich mag ihn weit mehr als einen Freund. Jetzt ist es raus.
Leider scheint er nicht mehr als eine Freundin in mir zu sehen. Vielleicht ist es gut so... Denn er wechselt seine Liebschaften oft. Sehr oft.
Vor einiger Zeit soll er eine große Enttäuschung erlebt haben in der Liebe. Seitdem trifft er sich jedes mal mit anderen Frauen oder Männern.
Ja, er ist bi - Und hat so eine ziemlich große Auswahl. Ehrlich gesagt kann ich es niemandem verübeln.
Er wirkt anziehend auf viele seiner Mitmenschen. Auf mich wirkt er eine ähnlich große Anziehungskraft aus.
Aber es ist nicht nur das...
Zu gerne würde ich die Person für ihn sein, die ihn nie enttäuscht. Die immer an seiner Seite ist. Die ihn das prägende Erlebnis vergessen lässt, was immer es auch gewesen sein mag.

In den Gedanken versunken bin ich vom ursprünglichen Weg abgekommen.
Nach rechts schauend, sehe ich zwei Männer auf einer Bank sitzen, während sie sich stürmisch küssen.
Lächelnd will ich weiter gehen, als ich sehe, dass es sich bei einer der beiden um Pain handelt...
Leise ziehe ich mich zurück und versuche den Anblick zu verdrängen...

Hidan POV

Irgendwie will die Handlung nicht so wie ich es gern hätte... Genervt werfe ich den Stift zur Seite und massiere mir die pochenden Schläfen.
"Da kann der Stift doch nichts für", grinst ein an der Wohnzimmertür gelehnter Rotschopf.
"Hhm", brumme ich unbestimmt.
Der rothaarige betritt den Raum und hält mir ein Glas unter die Nase. Dankend nehme ich es an und leere es in wenigen Zügen. "Boar, was war denn da drin?"
"Nur etwas gegen deine Migräne", meint er monoton.
Kopfschüttelnd murmel ich: "Du alter Hobbymediziner".
"Aber ansonsten bist du immer zu gerne angerannt gekommen, wenn was nicht getimmt hat", kontert Sasori und fährt fort: "Wann suchst du dir eigentlich endlich mal eine Freundin?"
Darauf erwidere ich mal nichts.
"Ah. Immer noch die alte Leier... Mensch Hidan, soll Konan riechen, dass du ihr verfallen bist?", nun ist es an ihm den Kopf zu schütteln und während er das tut, lässt er sich auf den Platz gegenüber von mir fallen.
Mit auf Knien abgestützten Händen betrachtet er mich: "So kann es nicht ewig weiter gehen".
"Das muss es aber. Es geht nicht anders", antworte ich bestimmt, ohne Raum für Diskussionen zu lassen.
"Überleg's dir. Ich hau mich schon mal auf's Ohr. Spät genug. Oder besser gesagt früh...", merkt der braunäugige an, steht auf und verschwindet in Richtung seines Zimmers.

*Wo bleibt sie nur? Sonst ist sie schon lange wieder da...*

Leise höre ich einen Schlüssel im Schloss und dann ihre ruhigen Schritte, die sich dem Wohnzimmer nähern.
Sofort bemerke ich ihren verstörten Gesichtsausdruck als sie eintreten will, dann jedoch zurückschreckt als sie sieht, dass ich da bin.
"Hidan, du bist noch auf".
Besorgt stehe ich auf und mache einige Schritte auf sie zu, bis ich ganz bei ihr bin, sie sanft an den Schultern fasse und dazu bewege, mir in die Augen zu schauen.

Erst weicht sie ihnen aus, schließlich sieht sie mich an.
Ihre Irden sind voll Trauer geladen.
"Was ist passiert?"
Eine einsame Träne bildet sich und kullert ihre Wange hinab. Eine weitere und eine dritte folgen.
Konan kann ich nicht weinen sehen. Sie ist doch mein Engel...
Wie von selbst nähere ich mich ihr, lege sanft den Mund auf ihre weichen Lippen, die etwas salzig durch ihre Tränen geworden sind, will ihre Traurigkeit verschwinden lassen.

Nach einem kaum merklichen Zögern erwidert sie den Kuss, drängt sich dicht, Trost suchend, an mich und legt die Arme um meinen Hals.
Jetzt schlinge auch ich die Arme um sie und spüre ihre durch den Pullover dringende Wärme.
Als wir den Kuss lösen, seufzt sie leise "Hidan", nun ein kleines Lächeln auf dem Gesicht.
Fest umschlungen legen wir uns auf das Sofa und bald ist sie eingeschlafen, wie ich an ihrem gleichmäßigen und sorglosen Atem erkennen kann.

Ein tiefes Gefühl des Glückes durchströmt mich und völlig baff frage ich mich, ob das gerade wirklich passiert ist...
Später schlafe auch ich einen traumlosen und tiefen Schlaf, erholsam wie schon lange nicht mehr.

Kapitel dreizehn:

Ein besorgter Blick...

Hinata POV

Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es auf meinen Platz, da ertönt schon das zweite Klingeln und zeitgleich öffnet sich die Klassenzimmertür um den Lehrer herein zu lassen und somit auch das letzte schnatternde Gespräch zu unterbrechen.

Erleichtert stoße ich den Sauerstoff aus meiner Lunge und ziehe das Mathebuch aus der Tasche, lege es auf den Tisch, akkurat neben die Federmappe, die sich in der linken oberen Ecke des hölzernen Möbels befindet.

Irgendwie stört mich diese Ordnung, auch wenn mir kein triftiger Grund einfallen will.
Eigentlich mag ich Ordnung...
Vielleicht, weil sonst nichts in Ordnung ist?
Mein Leben hat in letzter Zeit eine ziemliche Kehrtwendung vollzogen, welche vor allem mit Sasuke im Zusammenhang steht.

Drehen und wenden kann ich es wie ich will, doch eines bleibt gleich: Ohne Sasuke kann ich nicht weiter machen als wäre nichts, doch genau das muss ich, da niemand ahnt, dass wir irgend eine Verbindung haben.
Niemand würde verstehen, wenn ich jetzt einfach, scheinbar grundlos, in Tränen ausbräche.

Das war nur ein Beispiel. Nie würde ich vor fremden Leuten Tränen vergießen, so ein Typ bin ich nicht.
Lieber falle ich nicht weiter auf und halte mich im Hintergrund.

Mein Sitznachbar Shikamaru stößt mir mit dem Ellbogen leicht in die Seite.
Verdutzt schaue ich ihn an und er deutet nach vorne.

Augenblicklich laufe ich knallrot an, denn die Augen aller Mitschüler sind auf mich gerichtet und mein Mathelehrer Kakashi, heute das erste mal nicht zu spät gekommen, wie mir gerade auffällt, sieht mich leicht tadelnd und scheinbar etwas besorgt an: "Nach dem Unterricht möchte ich gerne noch mit ihnen reden".
Verunsichert lasse ich den Blick umherschweifen und lasse ihn dann auf die Tischplatte gerichtet stehen, nachdem ich genickt habe.

Die stierenden Blicke der anderen wenden sich langsam von mir ab und beinahe hätte ich erleichtert aufgeatmet.
Kakashi lässt mich die restliche Doppelstunde in Ruhe, während der ich ununterbrochen aus dem Fenster starre und die vermeintlich hoch interessanten Blätter der den Schulhof umsäumenden, hochgewachsenen Bäume begutachte.

Die ersten beiden Stunden ziehen langsam vorüber, aber sie gehen vorbei und so bleibe ich schlussendlich nach dem Läuten zur Frühstückspause im Klassenzimmer zurück, während die anderen hinaus stürmen.
Kakashi ordnet noch ein paar Unterlagen, ich stehe inzwischen auf und gehe Richtung Pult.
Er richtet sich ebenfalls auf und geht um das Pult herum, bleibt zwei Schritte von mir entfernt stehen, mich nachdenklich musternd.

Noch nie zuvor bin ich negativ aufgefallen und die Situation ist mir zunehmend unangenehm.
Es scheint, als könne er mich röntgen mit seinem Blick.
Aber ich weiß, dass er es nur gut meint.
Er ist ein gelassener Lehrer und bloß jemand, dem seine Schüler nicht egal sind und sprichwörtlich am Arsch vorbei gehen, was sich einige Lehrkräfte zu Herzen nehmen sollten.

Kakashi POV

Da steht dieses zerbrechliche junge Mädchen, meine Schülerin, und ehrlich gesagt weiß ich nicht wirklich, wie ich diese Sache nun anpacken soll.
Bisher ist Miss Hyuga noch nie aufgefallen, weder negativ noch besonders positiv.
Ganz richtig ist es so auch nicht, sie schreibt exellente Noten, in jedem Fach, nur fällt sie in so fern nicht viel auf, da sie sich mündlich sehr zurück hält.
Wenn man sie dann dran nimmt, kennt sie die Antwort und weiß zusätzlich noch mehr als erforderlich wäre.
Hinata macht jeden Tag ihre Hausaufgaben, gewissenhaft und ordentlich, und hat noch nie eine Stunde geschwänzt.
Gestern hat sie, bisher unentschuldigt, einen ganzen Tag gefehlt und heute in der ersten Stunde hat sie auch nach dem dritten Ansprechversuch nicht reagiert, erst als ihr Tischnachbar Shikamaru sie aus ihrer Trance geholt hat.
Sie ist blasser als sonst und in ihren Augen liegt eine unbeschreibliche Traurigkeit, darunter liegen dunkle Schatten, die ein paar schlaflose Nächte verraten.
Trotzdem sieht man ihren aufgerichteten Kopf, der von ihrer Entschlossenheit zeugt und gleichzeitig so wirkt, als wolle sie sich gegen etwas zur Wehr setzen, zum Beispiel meiner Hilfe.
Wenn ich ihr jedoch zumindest ansatzweise helfen könnte, würde ich es tun.
Sie ist schließlich meine Schülerin.

Kapitel vierzehn:

...und ein Lächeln für die Welt

Hina POV

Jetzt stehe ich auf dem Flur vor der Tür.
Kakashi ist schon an mir vorbei gegangen und befindet sich mit größter Wahrscheinlichkeit auf dem Weg zum Lehrerzimmer um dort, etwas verspätet, zu frühstücken.
Zuvor hat er mir aufmunternd zugenickt.
Seine Hilfe hat er mir angeboten und diese weiß ich zu schätzen. In seinen Augen weiß ich sie vermutlich nicht zu schätzen, da ich dankend abgelehnt habe.
Alles andere wäre mir zu privat gewesen.
Ich brauch noch eine Zeit und dann werde ich für andere wieder "normal" sein, in Anführungszeichen.
Heute bin ich einfach nicht ganz bei der Sache und noch zu abgelenkt.
Aber ich werde an mir arbeiten, denn wenn ich schon nicht etwas anderes sinnvolles machen kann als in der Schule zu sitzen, kann ich zumindest dem Unterricht folgen und das Beste daraus machen.
Andernfalls wäre auch dies umsonst.

Doch was rede ich da? Nichts ist umsonst. Alles hat einen Grund. Nichts ist sinnlos.
Selbst wenn ich jetzt noch nicht verstehe was warum passiert, so werde ich früher oder später dahinter kommen und wissen, dass es gut ist wie es ist.
Weil es eben so ist.
Nur manchmal fällt es mir schwer, zu akzeptieren, diesen Gedanken anzunehmen.

Die nächste Stunde ist eine Freistunde.
Zum Glück, denn jetzt wird bereits bimmelnd das Ende der Pause angekündigt und die Schüler suchen ihre Klassenräume auf, die meisten von ihnen mit alles anderen als glücklichen Gesichtern.
Manchmal fühle ich mich verloren in dieser Menge, in der ich niemanden näher kenne.
Die Mauern halten einen geradezu gefangen oder vermitteln zumindest ein Gefühl der Erdrückung.
So viele Menschenkörper drängen in verschiedene Richtungen und wenn du in die entgegengesetzte Richtung willst, dann stört du den Rhythmus und versperrst anderen den Weg...

*Ich denke zu viel*

Schließlich habe ich mein Ziel erreicht, endlich bin ich nach draußen gelangt und nehme tief die frische Luft in mir auf. Wie gut das tut!
Man fühlt sich so lebendig! Und frei.
Auch wenn der Schein trügt, denn wirklich frei bin ich nicht.
Ich könnte nicht einfach vom Schulhof gehen. Natürlich könnte ich, doch das würde Konsequenzen mit sich ziehen.
Warum fühl ich mich so gefangen?
Zu gerne wüsste ich die Antwort...

Träge lausche ich dem Wind, während ich mit geschlossenen Lidern auf meiner Lieblingsbank sitze.
In der Nähe höre ich einen Vogel sein liebliches Liedchen flöten und ich kann nicht umhin zu lächeln.
Genau in diesem Moment trifft mich die Erkenntnis: Ich fühl mich frei!
Alles andere blende ich aus und langsam löst sich die Realität in Luft auf, in meinem Tagtraum breite ich wie ein Vogel die Flügel aus und schwinge mich in die unendliche Höhe des weiten Himmels.
Kraftvoll schlagend erkunde ich staundend die kleinen Wölkchen in meiner Umgebung und sehe jedes noch so winzige Detail um es in mein Gedächtnis aufzunehmen und für immer dort zu verwahren um zurück kehren zu können, wann immer ich eine kleine Auszeit brauchen würde.
Denn ich weiß, dass man immer und jedes mal erneut aufwachen muss um sein Leben zu leben.

Mit seinen Tücken.
Mit seinen Schicksalsschlägen.
Mit seinen schönen Seiten.

Ich würde kämpfen und mich nicht so leicht unterkriegen lassen.

Eine Stimme lässt mich die Augen öffnen: "Hinata. Alles klar mit dir?"
Die freundliche und unaufdringliche Stimme ist Shikamarus.
Leicht lächelnd gebe ich ihm zu verstehen, dass ich ihm danke sagen möchte.

Danke für diese kleine Aufmerksamkeit.
Danke für diese fünft kleinen Worte.
Danke für deine Mitteilnahme, obwohl du gar nicht weißt, worum genau es geht.

Es sind Momente wie dieser dank Menschen wie dir, die einen jeden Tag aufs neue aufstehen lassen um sich dem neuen Tag zu stellen.

Danke Shikamaru!

Verwundert erwidert er mein Lächeln und widmet sich dann wieder dem Wolkenbeobachten, das er so gerne tut.

Nein, ich bin nicht alleine.
Immer wird es jemanden geben, der einen aufmuntert.
Sei es nur durch eine kleine Geste wie ein Lächeln oder etwas Teilnahme.
Oder gleich beides. Oder etwas ganz anderes.
Ein Lächeln kann so viel ausmachen... Zu schön, wenn mehr Leute es beherzigen könnten...

Schmunzelnd packe ich mein Frühstück aus, das unter anderem aus zwei der selbstgebackenen Muffins besteht und biete ihm einen an.
Shikamaru nimmt einen Muffin - ohne dabei das Lächeln zu vergessen, ich erwidere es und fühle eine leichte Verbundenheit mit ihm in diesem Augenblick.

Ein Lächeln für den Menschen neben dir.
Ein Lächeln für die Person, die dir im Bus gegenüber sitzt.
Ein Lächeln für die Verkäuferin, die bereits früh aufgestanden ist und deren Laune du möglicherweise aufhellen kannst, einfach durch ein Lächeln und ein freundliches "Guten Morgen!".

Ein Lächeln für die Welt.


Fortsetzung folgt...


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Tag der Veröffentlichung: 04.08.2011

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