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Kapitel 1: Tribut

In dem kargen Raum mit den beinahe schwarzen Steinwänden, die nur hin und wieder von den flackernden Lichtern weißer Kerzen erhellt wurden, den einzigen Lichtblicken in dieser Halle, war kein Geräusch zu vernehmen bis auf das flache Atmen einer Person, die mit geschlossenen Lidern auf einer Art Bahre lag und sich scheinbar ausruhte.

Er, Nagato, hatte nur eine Welt ohne Krieg, eine Welt ohne Konflikt suchende Menschen, gewollt.
Dies war noch immer sein Bestreben. Also hatte er sich der Führung Madaras unterworfen, der das gleiche Ziel zu verfolgen schien.
Madara war in seinen Augen ein großer Mann.
Nagato gehorchte Madara, war ihm hörig und würde alles für seinen Meister tun.
Solange er es nachvollziehen konnte.

Madara war außerdem derjenige gewesen, der ihm geholfen hatte, den früheren Nagato, den Nagato von damals, hinter sich zu lassen.
Der alte Nagato war einfach zu weich gewesen und hatte nur mit größter Abscheu getötet, verschlossen und ruhig, gleichzeitig unnahbar, aber halt weich, ein Kind.
Ein Kind, das mit dem Tod seiner Eltern und dem seines besten Freundes Jahiko fertig werden musste.
Somit wurde stets der Wunsch geschürt, den Menschen ewigen Frieden zu bringen.
Das würde nur gehen, wenn man ihnen den größtmöglichen Schmerz entgegen brachte.
Sie mussten dafür leiden, für alles, was sie getan hatten und immer wieder tun würden, und das würden sie.
Um danach niemals mehr sinnlos Kriege anzuzetteln und Menschenleben auszulöschen.

Konan hatte versucht, ihn zu unterstützen, doch sie war selbst noch ein Kind gewesen, unfähig, ihm helfen zu können, wie Madara es gewusst hatte zu tun.

Nagato musste sich eingestehen, dass er früher in sie verliebt gewesen war.
Doch wie das Wort "früher" verriet, war das Vergangenheit und zählte längst nicht mehr einen Deut.

Als Pain die Marionette Nagatos, so wie Nagato eine Marionette Madaras war.

Als Pain konnte er die Geschehen lenken, er richtete über Leben und Tod.
Oh ja, viele grausame Morde waren durch die Hände Pains begangen worden, doch alle dienten seinem großen Ziel, das gleichzeitig seinen Lebenstraum darstellte, den Sinn, für den er lebte.
Dafür war er bereit, alles zu geben und er gab bereits alles in seiner Macht stehende.

Die Pfade des Pain zehrten an seinen Kräften und ließen ihn bereits wie ein mit Haut überzogenes Skelett wirken.
Sein ausgemergelter Körper verriet bereits, dass er allem nicht mehr lange würde Stand halten. Die Jutsus forderten ihren Tribut.

Doch Nagato wollte nicht aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hatte und kämpfte um jede Sekunde, die er leidend erleben durfte, um seinen anderen Kampf zu kämpfen, den er aufgenommen hatte und nicht so leicht aufgeben würde.

Nicht umsonst bedeutete sein weit bekannter und gefürchteter Zweitname Schmerz...

Kapitel 2: Zuneigung

Summend begleitete sie das Lied und setzte mit ihrer klaren Stimme zum Singen an.
Leichtfüßig tänzelte sie dabei durch die Küche, einen Stapel Porzellanteller auf ihren Händen balancierend.
Bei einer besonders übermütigen Umdrehung verrutschte der oberste Teller ein Stück und fiel mit einem lauten Klirren auf den Boden, um dort in viele Einzelteile zu zerspringen.
Abrupt stellte sie die übrigen auf den nahe stehenden hölzernen Tisch, um dann wie versteinert zu verharren, den Blick auf die Scherben gerichtet und einen undefinierbaren Ausdruck in den mit tiefschwarzen Kajal umrandeten Augen.
Warum sie jetzt an ihn dachte, war ihr nicht bewusst.

Ihre vor kurzem noch ausgelassene Stimmung schwenkte um und etwas bedrohliches schien sie zu durchziehen.
Sie schüttelte sich, wie um sich davon zu befreien und ging in Richtung Abstellkammer, um Kehrblech und Handfeger zu holen, damit sie den kaputten Teller auffegen und in den Müll befördern konnte.

Doch ihre Bewegungen hatten nun alle Leichtigkeit verloren und wirkten schwerfällig.
Nachdem die Unordnung beseitigt war, schritt sie entschlossen durch einige mit Fackeln beleuchtete Korridore, passierte dabei viele Abzweigungen und Wendungen, bis sie zu einer unauffälligen Tür kam, die in einem Teil des Hauptquatieres lag, den viele der Mitglieder nicht einmal kannten.
Konan wusste jedoch genauestens von der Existenz dieses Korridores wie diesen Raumes, ebenso wie von dem Geheimnis, das sich darin verbarg.

Konan raffte sich auf und legte einen gleichmütigen Gesichtsausdruck auf, dann hob sie die Hand zu einem kurzen Klopfen an.
Ohne die Antwort abzuwarten, öffnete sie die Tür und ging hinein.
Nagato würde wissen, dass sie es war, da sonst niemand vorbei kommen würde.
Er hasste es, wenn sie kam, weil sie ihn nicht so sehen sollte und sie wusste von seinen Gedanken, doch ließ sich trotzdem nicht davon beirren oder davon abhalten, vorbei zu kommen.

Es bereitete ihr riesige Qualen, ihn so zu sehen und es kostete sie jedes mal eine große Überwindung, zu ihm zu gehen.
Ganz sicher stand sie nicht auf Schmerzen, sie tat es für ihn, damit er nicht ganz alleine sein musste.
Denn selbst wenn er es nicht zugeben konnte oder wollte, irgendwo musste da ein kleiner Teil in ihm sein, der sich freute, der noch fähig dazu war, Freude zu empfinden.
Und sie tat es für sich, da sie ihn nicht im Stich lassen konnte, an diesem trostlosen Ort ohne jegliche Farbkleckse und ohne Hoffnungen.

Konan glaubte an Nagato alias Pain, aber sie konnte nicht die Tatsache übergehen, dass er sich selbst zerstörte.
Schon immer hatte er sich an letzte Stelle gesetzt.
Seitdem sie ihn getroffen hatte, kannte sie ihn als jemanden, der sein Leben für die Personen geben würde, mit denen er sich verbunden fühlte, ohne auch nur den Ansatz eines Zögern in Erwägung zu ziehen.

Nun war Nagato nur noch ein Wrack.

Jeden Schritt den sie tat, musste sie sich zwingen, nicht von hier fort zu rennen.
Jedes mal wurde es schlimmer, doch sie hatte es immer überwunden und war darin so geschickt, dass ein Fremder ihr nichts angesehen hätte.

Bei Nagato war es schwieriger.
Sie fühlte sich schlecht, weil sie mehr wusste denn ahnte, dass er genau um ihr kaum zu verspürendes Zögern wusste, das vielleicht zu den Gründen zählte die dazu führten, dass er sie nicht wirklich sehen wollte.
Das ließ ihr Herz schwer werden und sich schuldig fühlen, was wiederrum dazu führte, dass sie wütent auf sich selbst war.
Denn sie wollte keine Schuld empfinden.

Nach beherrschten Schritten kam sie bei ihm an und ein leichtes aber echtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Ohne ihn konnte sie nicht, man konnte sagen, er war ihre persönliche Droge, was sehr zutreffend war, wie ihr in den Sinn kam.
Sie konnte nicht ohne ihn, aber gleichzeitig zerstörte er sie.
Und sie würde sich nicht von ihm fernhalten. Selbst, wenn er nie ihre Zuneigung erwidern würde, die sie vor ihm verbarg und die er so nie erkennen würde.

Ihr Blick ruhte auf den Augen Nagatos, mit dem einzigartigen Rinnegan und den für ihn typischen roten, schulterlangen Haaren, die immer ein Auge verdeckten.

Kapitel drei: Unerwartet

"Hallo", sagte sie leise aber deutlich und ein warmer Schimmer spiegelte sich in ihren Augen wider.
Scheinbar teilnahmelos nickte er. Nichts ließ er sich anmerken, jedoch meinte sie für eine Sekunde den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen gesehen zu haben und das genügte ihr, war bereits mehr als ausreichend, um sie in ihrem Vorhaben zu bestärken und sie nicht zum sofortigen Gehen zu veranlassen.

Sie wollte mit ihm reden, doch wusste sie nicht worüber, da er von allem Bescheid wusste und immer bestens informiert war.
Dank der Pains, die er lenken konnte. Die seine Kräfte weniger werden ließen.

Nie hätte sie es ihm gegenüber erwähnt, doch er wirkte so zerbrechlich und sie überkam das Bedürfnis, Nagato in den Arm zu nehmen.
Einfach ihre Arme um ihn zu schließen, sodass er sich an sie lehnen könnte.

Der Gedanke kam sehr überraschend und sie war irritiert, dass sie überhaupt auf so eine Idee gekommen war.
Nagato war der Anführer von Akatsuki. Jegliche Gefühle hatte er dafür abgestellt oder es zumindest danach aussehen lassen.
Er war nie ein Mann großer Worte gewesen oder jemand, der jemandem seine Gefühle gezeigt hätte.
Und er hatte sie nur ein einziges Mal in den Arm genommen. Danach nie wieder.
Genau konnte sie sich erinnern. Es war kalt gewesen, denn der tiefste Winter war umher gezogen...
Den Kopf schüttelnd, verdrängte sie die Gedanken daran, bekämpfte eine Wiederheraufbeschwörung der Vergangenheit, wollte jetzt nicht abgelenkt sein.

Tatsache war, dass Nagato es sicher missbilligen würde, sollte sie einen Versuch starten, ihn in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken.

So abgestumpft wollte sie niemals werden. Gefühle wollte sie immer haben, zeigten sie ihr doch, dass sie am Leben war.
Egal welch schreckliche Überraschungen das Leben bereit halten würde, sie wollte sich ihnen stellen und diese spüren.
Nicht nur so dahin vegetieren, hoffend, alles möge irgendwann ein Ende haben.

Irgendeinen Grund musste ihr Dasein haben.

Zu gerne würde sie Nagatos Stimme hören... Wenn er sprach und sie wärend des Zuhörens die Lider geschlossen hielt, sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge, so, wie er gesund und bei Kräften ausgesehen hatte.

Weil sie ihn nicht in den Arm schließen konnte, wollte sie zumindest seine Hand in ihrer halten.
Entschlossen und schließlich doch wieder zaghaft hob sie ihre Hand und stoppte kurz vor seiner.
Spöttisch schienen auf einmal seine Augen und etwas lebhaftes spielte sich fast greifbar in ihnen ab.
Beinahe entgeistert bemerkte sie, wie sich sein Mund zu einem schelmischen Grinsen verzog.
Nagato radierte den Abstand zwischen ihren Händen aus und schloss nun ihre in seine. Unerwartet.
Seine Finger schienen kräftig und der Griff war angenehm.
Ihre Hände waren nun ineinander verschränkt.
Zum ersten Mal in der inzwischen langen Zeit, in der sie sich kannten.
Kühl waren seine Finger, nicht anders als ihre, nicht so kalt wie sie erwartet hätte.

Hier stand sie nun und bewunderte das soeben geschehene, konnte es kaum fassen.
Nagato wollte gerade zum Reden ansetzten, als die Tür aufgerissen wurde.
Ein Mann mit zotteligen, langen, schwarzen Haaren trat hindurch.
Rot glühten seine Augen und er strahlte eine bemerkenswerte Kälte aus, bei der sie die Versuchung zu frösteln unterdrücken musste.
Madara.

Kapitel vier: Gnadenlos

Jetzt mit einem erneut kalten Blick starrte Nagato Madara in dessen Sharingan. Konan spürte an der Hand Nagatos, die ihre immer noch fest umschlossen hielt, dass er sich merklich anspannte.
Er schien eine dunkle Ahnung zu hegen...
Seine abwehrende Haltung ließ sie vermuten, dass er sie lieber wo anders wissen würde, anstelle in diesem Raum, in dem sich nun auch der sonst als maskierte Tobi befand.

Die Blicke der beiden Männer schienen sich erdolchen zu wollen.
Noch gerade hatte Madara in der Türschwelle gestanden, jetzt näherte er sich, wie ein Tieger es bei seiner Beute zu tun pflegte.

"Ich bin die Beute, nicht Nagato", wurde der blauhaarigen mit einem Schlag bewusst, als er die Mitte des Raumes erreicht hatte und mit seinen scheinbar seelenlosen ihre Irden taxierte.

Sie sah noch einmal in Nagatos Gesicht, dann entzog sie sich seiner Hand. Widerstrebend ließ er sie los, erst nachdem sie einen bittenden Gesichtsausdruck aufgelegt hatte.

Mit bedachten Schritten ging sie zu dem Mann, gegenüber den sie so eine Abscheu hegte, ohne sich dabei etwas von dieser anmerken zu lassen.
Ihre Seelenspiegel schauten nun ohne jegliche Furcht in sein Sharingan und abwartend stand sie dort.
Nach kurzen Sekunden einer bedrohlichen Stille schnellte seine Hand vor und legte sich um ihren Hals, um sich immer weiter zu zu ziehen.
Sie merkte, wie ihr der Sauerstoff schnell knapper wurde und schließlich ausging.
Eine erste Träne lief ihr über die Wange und eine zweite folgte.
Sie wusste: Wenn sie sich wehrte, würde er erst recht weiter machen. Solange sie keinen Widerstand leistete, würde er sie nur quälen und schließlich loslassen um sich an ihrem Anblick zu weiden, wie sie vor Luft schnappend auf die Knie fiel und sich an den Hals fasste, um Atem ringend.

Heute zog er sein Spiel gnadenlos in die Länge und Konan wurde langsam panisch, sie glaubte dem Ersticken so nahe wie nie zuvor zu sein.
Schwarze Punkte flammten vor ihren Augen auf, verdichteten sich, als sich etwas hinter ihr regte und Madara plötzlich ihren Hals los ließ. Ein Kunai hatte sich in seinen Arm gebohrt, aus dem jetzt langsam Blut auf den Boden tröpfelte und eine kleine Lache hinterließ, geworfen von einem der Pains.

"Na endlich", raunte Madara leise und fuhr fort: "Hat ja lange gedauert, bis du eingegriffen hast, Nagato".
Er spuckte seinen Namen praktisch aus.
"Lange habe ich darauf gewartet, einen letzten Kampf mit dir zu kämpfen... Taugen tust du sowieso zu nichts mehr. Es wird ein Kinderspiel werden, dich zu vernichten. Das letzte bisschen, das noch übrig ist und kaum mehr an eine starke Persönlichkeit erinnert..."
Wahnsinn erleuchtete nun seine Augen.

Konan wurde derweil nur noch bewusst, dass sie nach dem Fall nicht hart auf dem Boden aufgeprallt war, sondern von etwas starkem aufgefangen wurde.
Ihr schwanden die Sinne und sie bekam nicht mehr mit, wie ein Kampf begann, der eine bedeutende Wende einführen sollte, nicht nur für ihr Leben.

Kapitel fünf: Nagato

"Nagato", murmelte sie kaum verständlich und öffnete die Lider. Sie unterdrückte einen Schmerzenslaut als sie schluckte und bemerkte, wie weh ihr der Hals dabei tat.
Sie blinzelte und bekam eine klare Sicht, während ihr alles wieder einfiel und sie mit erschreckender Geschwindigkeit zu überrollen versuchte.
Wie sie fühlte, war sie auf ein Sofa gebettet worden...

Leicht drehte sie ihren Kopf in die entgegen gesetzte Richtung, in der sich die Rückenlehne befand und zuckte zusammen als sie das erste Bild, das sie bewusst aufnahm, registrierte.
Der Gottkörper Pain saß angelehnt an den Tisch, das Rinnegan blickte starr geradeaus und der ganze Körper wirkte so... leblos.
"Pain?", sprach sie ihn an. Keine Antwort ertönte und keine Regung seitens Pain war auszumachen.

Schnell setzte sie sich auf - zu schnell, denn ihr wurde sofort schwindelig.
Das beachtete sie jedoch gar nicht weiter, sondern rutschte von der Couch und kniete sich vor ihn.
Zögerlich näherten sich ihre Finger dem Arm von Pain.

Eine Daumenbreite entfernt, richtete sich auf einmal das Rinnegan auf sie und im selben Atemzug bildete sich ein Riss unterhalb seines Auges, der sich über den ganzen Körper ausbreitete.
Konan behielt ihre Hand auf selber Höhe, nicht fähig, sie zu bewegen.
Der Schreck hatte sie versteinern lassen.

Mit schockgeweiteten Irden und ohne etwas tun zu können, musste sie mit ansehen, wie der gesamte Körper in nichts zerfiel außer Staub, als hätte er Tage, gar Wochen ohne den Tropfen eines Wassers in der Wüste verbracht und ihr wurde klar, dass etwas schreckliches passiert sein musste.

Mit dieser Offenbarung kam endlich wieder Leben in sie, sie schnellte hoch und machte sich auf den Weg zurück zu Nagatos Halle, die ihr viel zu weit weg vorkam.
Sie hetzte durch die Gänge und leitete Chacra in die Füße, um noch schneller zu sein und keine kostbare Sekunde der Zeit zu verlieren.

Vor der Tür angekommen, machte sie Halt, denn kein Geräusch drang aus dem Innern nach außen.
Angst machte sich in ihr breit, kroch ihr unter die Haut, aber dann kam ihr das Bild von dem zu Staub zerfallendem Pain in den Sinn, was sie dazu verleitete, den Tatsachen ins Auge sehen zu wollen.

Sie wollte sich vergewissern was geschehen war, die Sorge hämmernd in ihrem Kopf und ihre Sinne vernebelnd.

Die Tür ließ sich mit einem unheilvollen Quietschen öffnen und für einen Moment musste sie weiter im Ungewissen bangen, da sie sich an das Dunkle gewöhnen musste.
Schließlich war das erste was sie sah ein schwarzer Haarschopf mit dem dazugehörigen Körper, der nicht weit weg vom Eingang lag und dessen Gesicht sie aus leeren Augen anstierte, sämtliches Leben aus ihnen gewichen.
Seine Arme und Beine waren dank verschiedener Wunden und Verletzungen entstellt, der metallische Geruch von Blut erfüllte die Luft.

Wenn Madara so aussah - wie würde Nagato zugestellt sein?

Sämtlichen Mut den sie fähig war aufzubringen zusammenkratzend, tastete sie mit ihren Augen den Raum ab und blieb an der anderen Gestalt hängen, die Nagato darstellen musste.
"Ist er tot?", war die Frage, die sie sich zwang zu stellen.

Nagato stöhnte, sein Körper bäumte sich auf und stieß einen Schwall Blut aus sich heraus.
"Nagato!", schrie Konan nun haltlos und rannte auf ihn zu.
Neben ihm ließ sie sich auf den Boden fallen und meinte, ihr Herz drohte zu zerspringen.
Noch einmal sagte sie es, doch dieses mal war es ein Flüstern, leise wie ein Windhauch: "Nagato".

Sein Blick suchte ihren, er war nicht mehr ganz da.
Konan wollte nicht aufgeben, legte die Hände auf seine Brust und versuchte ihn zu heilen, grünes Chacra leuchtete auf. Vergebens.

"Konan", erklang seine Stimme, "Es ist zu spät. Mich kann nichts mehr retten".
Tränen der Verzweiflung tropften von ihren Wangen auf seine von Blut durchtränkte Kleidung.
"Sag sowas nicht. Es ist nicht vorbei", stieß sie schlurchzend hervor.
Obwohl sie es selbst wissen musste, wollte sie es nicht eingestehen, kämpfte gegen ein Aufgeben.
Er erzählte: "Ich habe eine Bitte". Sie wandte sich ihm, tränenverschleiert, ganz zu und er fuhr fort: "Vielleicht ist es zu viel verlangt, aber ich bitte dich: Kannst du mich halten und mir in der letzten Stunde meines Lebens zur Seite stehen, in der Stunde meines Abschieds?"

Kapitel sechs: Angst

Wie hätte sie fähig sein können, ihm diesen Wunsch abzuschlagen?
Ein wehmütiges Lächeln unternahm den kläglichen Versuch ihr Gesicht zu erhellen und sie überlegte nur kurz, wie sie ihn am Besten halten könnte.

"Seltsam. Noch heue Nachmittag wollte ich ihm gerne so nahe sein. Jetzt bekomme ich die Chance, aber wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich lieber weiterhin den Abstand zwischen uns wahren, anstatt anzunehmen, dass er hier liegt. Vielleicht ist alles meine Schuld... Wäre ich nicht ohnmächtig geworden, hätte ich eingreifen können...", kreuzte dabei ihre Gedanken.

Sie rutschte weiter zu seinem Kopf, hob ihn an und bettete ihn auf ihren Schoß.
Das erschien ihr als die geeigneteste Möglichkeit, denn dabei konnten sie sich ansehen, wenn sie sich vorbeugte, sein Kopf lag gemütlich und nicht hart auf dem Steinboden, sie konnte seine Hand halten.

Mit einem Handhalten hatte es angefangen und mit diesem würde es auch ein Ende nehmen...

Nagato meinte, Ernst in der Stimme mitschwingend: "Lass die gegen dich gerichteten Vorwürfe fallen".
Verwundert erwiderte sie seinen Blick und er setzte erneut an: "Zwar haben wir in letzter Zeit nicht viel davon zusammen verbracht, doch kenne ich dich gut und lange genug um zu wissen, dass du dir immer und wegen allem die Schuld in die Schuhe schiebst. Du..."
Unterbrochen von ihr warf diese dazwischen: "Lieber solltest du dich schonen, nicht so viel reden".
Hustend erwiderte er: "Lass mich ausreden, bitte. Wir beide wissen genaustens, dass ich nicht mehr lange zu leben habe. Warum soll ich dann so viel ungesagt lassen, das dann nie gehört würde, für immer zwischen uns?"
Schweigend nickte sie und weitere Tränen sammelten sich wieder in ihren Augenwinkeln, als er die freie Hand hob um diese weg zu wischen und einen erstaunten Ausdruck auf Konans Gesicht zu zaubern.
"Lächele. Dein Lächeln hat mir schon immer so gefallen. Es hat Licht gebracht... ins Düstere und die Kälte vertrieben um wie eine Sonne zu wärmen... Lächele".
Ihre Mundwinkel zogen sich zu einem halbherzigen Lächeln, das Nagato leicht grinsend mit den Worten quittierte: "Das kannst du doch besser!"

"Wie kann ich lächeln, wenn du bald von hier gehen wirst und ich nicht weiß, wohin dein Weg führen wird oder ob sich danach noch unsere kreuzen. Ich habe Angst.
Angst, dich zu verlieren!
Und wie kannst du grinsen, wenn du in so einer Situation steckst?", brach aus ihr heraus.

"Konan, Angst habe ich auch. Aber nicht vor dem was auf mich zukommt sondern davor, dass du vor Trauer womöglich in ein tiefes Loch fallen würdest.

Ich bin glücklich, dass es mir eingefallen ist. Dass ich es noch erfahren durfte, wenngleich es einen Schmerz verursachen wird...
Du bist mir unglaublich wichtig, ich mag dich so, wie ich noch nie jemanden gemocht habe...
Genau einordnen kann ich es nicht... Aber es ist eine tiefe... Zuneigung.
Ja, als eine tiefe Zuneigung würde ich es bezeichnen.
Du hast mir beigebracht, wieder Gefühle zu entwickeln und es tut mir schrecklich leid, dass ich nie fähig war, sie dir entgegen zu bringen und mich dir zu öffnen, wo ich sie selbst vor mir verdrängt habe.

Auch eine verregnete Nacht ist voller Sterne... Du bist die einzige Person, mit der ich mir die Sterne ansehen würde, um den Nachthimmel zu bewundern. Im Regen zu stehen, ihn auf die Haut prasseln zu fühlen und dich in meinen Armen zu wissen.

Wenn es da wo ich hinkomme einen Sternenhimmel gibt und wir uns dort wieder sehen, woran ich fest glaube, dann musst du mit mir den Sternenhimmel ansehen, mein kleiner Stern".

"Das werde ich, Nagato", versprach Konan.

"Dann wird alles gut", murmelte er und mit einem letzten Atemzug wiederholte er, "mein kleiner Stern".
Seine Lider schlossen sich, für immer sollten sie geschlossen bleiben.

So wechselte der Mann ins Jenseits, der alle Emotionen aus seinem Leben verbannt hatte, um sie im letzten Moment zurück zu holen, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Das Lächeln war unbeschwert, glücklich, und zeugte von der Liebe zu der Frau, die das gleiche für ihn empfand.

Kapitel sieben: Kontraste

Im Dunkeln saß sie da, nicht glauben wollend, dass dies nun das Ende sein sollte.
Einige Zeit musste verstreichen, bis sie das Geschehen bereit war anzunehmen.
Ihre starren Hände ließen Nagato frei, dann stemmte sie sich hoch.
Die Tränen auf ihren Wangen waren inzwischen getrocknet, doch verräterisch waren die salzigen Spuren wie leicht geröteten Augen, die noch deutliche Anzeichen von Trauer verrieten.

Ohne Eile und mit Resignation in den Bewegungen der Füße, schlich sie zur Tür, um Itachi aufzusuchen.
Itachi war der einzige, der ebenfalls von Madara gewusst hatte, doch auch er hatte keine Ahnung von Nagato.
Wie genau sie ihn darauf vorbereiten sollte, wusste sie nicht, genauso wenig wie sie sicher war, ob sie ihn überhaupt einweihen musste.
Eventuell konnte sie unnötige Details für sich behalten?
Bedenken hatte sie eigentlich keine. Schließlich war Itachi ein guter Mann, der ein Geheimnis wahren konnte.
Er selbst hegte eines, auch wenn sie rein gar nichts von diesem wusste, jediglich, dass es existierte.
Aber was sie wusste war, dass der Uchiha schweigsam und kühl war, klug und bedacht, verlässlich und auf jeden Fall jemand, dem sie sich anvertrauen konnte.
Sie hatte kein Loblied von dem Sharinganträger singen wollen, aber dies war, wie sie über ihn dachte, selbst wenn sie niemals zu vertrauensselig wurde.
In dieser Hinsicht war sie vorsichtig und nur die Zeit in der sie nun zusammenarbeiteten, verleitete ihre Gedanken dazu, diesen Weg einzuschlagen.


Schläfrig rieb er sich die Augen und es kam ihm so vor, als hätte er eine sehr lange Reise hinter sich gebracht. Doch er fühlte sich merkwürdig befreit und der zuvor riesige Druck, der auf seinen Schultern schwer gewogen hatte, war um ein deutliches gemindert worden.
Er setzte sich auf und als er aufrecht war, hielt er überrascht in der Bewegung inne. Er konnte seine Beine spüren! Nicht länger war er an eine Art Rollstuhl gebunden!

Jetzt kam er dazu, seine Umgebung zu begutachten und verwirrt kam in ihm die Frage auf: "Wo bin ich?"
Er schien in einem Raum zu sein, der keine Weite besaß, der weder lang noch kurz war, bei dem es keinen Anfang und kein Ende zu finden gab...
Konnte man es dann eigentlich als Raum bezeichnen?
Unendlich schien der Platz und er war... leer.
Nichts befand sich auf dieser großen Fläche. Die Fläche war hell und strahlte eine Wärme aus, die sich ganz natürlich anfühlte.
So, als wäre sie das normalste auf der Welt. Dabei drang sie durch seine Haut in das Innere seines Körpers, um dort ebenfalls alle Kühle zu vertreiben und tiefe Wunden zu heilen.

An sich hinunter blickend erkannte er, dass sein Körper unversehrt war. Man sah einzig seine blasse Haut, um die sich locker seine Kleidung hüllte, ganz sanft auf ihr anfühlend.

Er stand auf, bedächtig setzte er seine Füße auf einen Boden, der honiggelb schimmerte.
Der zuvor fest aussehende Belag nahm eine zartblaue Färbung an den Stellen an, wo seine Zehen ihn berührten, fühlte sich dabei wie kühle Seide an und bildete einen angenehmen Kontrast zu der alles umgebenden Wärme, sodass er sich ohne Furcht aufstellte und einige Schritte ging.
Er blickte zurück und sah, dass die Fußabdrücke langsam wieder zur vorigen Farbe wechselten.
Das Gefühl unter seinen Füßen konnte er nur mit dem vergleichen, auf Wasser zu laufen, das von winzigen Wellen bewegt wurde, und es war herrlich für ihn, da er so lange gar nichts hatte spüren können.

Nun ging er in eine ungewisse Richtung, weiter die Liebkosungen genießend. Allerdings beschlich ihn das Gefühl, dass er irgend etwas äußerst wichtiges vergessen hatte, nur kam er nicht darauf, was es sein könnte...

Abgelenkt wurde er durch die neuen Eindrücke, die sich ihm offenbahrten.
Wie aus dem Nichts wuchsen kleine Bauten aus dem Boden, bis sich eine einzigartige Kulisse gebildet hatte, zu der sich allerlei pastellfarbene Wesen gesellten, die sich aus der Luft bildeten. Eines ließ sich auf seiner Hand nieder, in der Form eines Schmetterlings, doch auf eine Weise ganz anders aussehend, als er die herkömmlichen kannte.
Eigentlich war er nun nicht mehr allein, doch hartnäckig heftete sich der Gedanke an ihn, dass etwas fehlte.

Vor ihm aus dem Boden streckte sich eine Rose in die Höhe und ihm entgegen, welche schneeweiß leuchtete und versuchte, eine Erinnerung, tief in ihm vergraben und unwillig hervor zu kommen, zu erwecken

Kapitel acht: Windschlag

Er starrte geradezu auf die eben aus der Erde heraus gewachsene Pflanze und grübelte darüber nach, was ihm partout nicht einfallen wollte.

Nahezu alle Erinnerungen der letzten Zeit schienen wie ausradiert und mühsam versuchte er die Schatten dieser zu erhaschen und fest zu klammern, bisher ohne Erfolg.

Immer weiter kämpfte er, aufzugeben lag nicht in seiner Natur.
Der Krieg, den er in seinem Innern ausfechtete, ließ ihn die Augen schließen und die Hände in seine roten Haare krallen, damit er sich noch besser konzentrieren konnte.

"Das werde ich, Nagato", erklang urplötzlich zusammenhangslos in seinem Kopf, der meinte zu zerplatzen.
Nagato, das war sein Name. Aber welche Stimme hatte gesprochen?
So warm, so bekannt, auf eine merkwürdige Art vertraut.
Wieso war dieser Satz von so großer Wichtigkeit? Und wer verdammt war diese Person?

Plötzlich traf ihn ein eisiger Windschlag wie ein Peitschenhieb.
Sofort riss er die Augen auf und nahm wahr, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie sich das ihn umgebende Bild geändert hatte.

Die hellen Farben waren vollkommen verschwunden, nun befand er sich auf einem dunklen Felsvorsprung, unter ihm das wie vor freudiger Erwartung zitternde und aufbrausende Meereswasser, über ihm ein von gewitterschweren Wolken verhangener Horizont.

Etwas weiter neben ihm tat sich ein weiterer Felsvorsprung auf und mit ihm erschien eine junge Frau.
Blaue Haare umrahmten ihr Gesicht und ein todtrauriger Blick lag in ihren goldocker schimmernden Seelenspiegeln.
Sie flüsterte und obwohl er eigentlich nichts hätte verstehen dürfen, hörte er jedes Wort klar und deutlich.
"Das werde ich, Nagato".
Dieser voll Schmerz geladene Satz in Verbindung mit dieser Frau löste alle Rätsel mit einem Schlag.
"Konan!", schrie er, wie sie einst um ihn geschrien hatte und was viel länger her schien als es in Wirklichkeit war, und sah mit vor Schock weit aufgerissenen Augen, dass seine einzige und wahre Liebe, seine Seelenverwandte, immer näher an die Kante heran trat.

"Stopp, geh nicht weiter! Hörst du mich? Bleib stehen!", brüllte er gegen den Sturm und den wie auf Kommando begonnenden Regen, rannte auf sie zu.
Mit einem Mal kippte er um. Nagato konnte seine Beine nicht mehr rühren, keinen winzigen Millimeter. "Nein!"
Mühsam kroch er nur mit Hilfe seiner Arme voran, schien jedoch nicht näher zu kommen.
Im Gegenteil, der Abstand wurde nur noch größer.

Immer noch nicht aufgeben wollend, trotz der ausweglosen Aussicht, bewegte er sich stetig verbissen weiter.
Alte Wunden brachen auf, doch diese waren nichts im Vergleich zu der herannahenden Pein, die ausgelöst würde von dem Sturz seiner Konan.

Zwei Meter, zwei letzte kleine Schritte und mit einem leisen doch markerschütternden Schrei fiel sie, raste ihrem Ende entgegen.
Seine zur Faust geballte Hand traf hart auf dem von Regen rutschigen Stein, die Geräusche des Aufplätschern war er nicht fähig auszublenden.
Bittere Tränen suchten ihren Weg über seine Wangen, wo sie sich mit Blut wie kaltem Regen mischten.
Er wollte nur noch aufgeben, er wollte sterben. Ohne sie machte nichts mehr einen Sinn.

Moment, war er nichts schon tot?

Wie ein barmherziger Mantel legte sich die Bewusstlosigkeit um ihn und ließ ihn für einige Momente vergessen.


Sie ging zu dem Zimmer des von den anderen Mitgliedern oft als Kühlschrank Betitelten und klopfte drei mal fest an, während sie hoffte, dass er da wäre und zwar am besten allein.
Auf Itachis "Herein" öffnete sie und sah sogleich, dass er ohne die Gesellschaft des Haimenschen Kisame war.
Die kalten und gleichmütigen Züge des Uchihas wurden einen Tick wärmer, als er sie erkannte.
"Was kann ich für dich...", er brach ab, als er auf ihre Trauer aufmerksam wurde und stand sogleich auf, während ihr erneut Tränen in die Augen schossen, was sie nicht zu verhindern vermochte.
Vorsichtig näherte er sich ihr und tat etwas, das alle die ihn flüchtig oder auch besser zu kennen glaubten, nie erwartet hätten.
Er umschloss sie mit seinen Armen und drückte sie leicht an sich, schenkte ihr ein bisschen Geborgenheit.
"Erzähl", forderte er sie mit sanfter Stimme auf zu reden und sie kam dieser Bitte nach, erzählte alles und ließ keine Einzelheit aus.
"Keine Sorge, ich werd mich darum kümmern. Du brauchst nicht mehr dort hin zu gehen.
Sag bloß, wie ich dort hin komme".
Konan erzählte es ihm und bereute nichts davon.

Itachi bugsierte sie in Richtung eines kleinen Sofas. Konan sah, dass es ihm schwer fallen würde, sie in diesem Zustand alleine zu lassen.
Kurz bevor sie bei der Couch angekommen waren, knickten ihr die Beine weg.
Der Sharinganträger konnte sie nur abfangen und auf's Sofa legen.
Ihr Puls war vorhanden und auch kräftig genug.
Nach einiger Zeit und trotz seiner nicht schlecht ausgeprägten medizinischen Ausbildung konnte er sie nicht wieder wach bekommen.
Es stand fest, dass es kein normaler Bewussteseinsverlust sein konnte.

Kapitel neun: Todesweg

Leises Gemurmel drängte sich an seine Ohren und schlängelte sich in sein Unterbewusstsein, um ihn aufzuwecken.
Sämtliche Knochen taten ihm weh, doch seine Gedanken kreisten nur um Konan.
Sollte dies wirklich die Wahrheit darstellen?
Irgendwie war es abwegig, einfach unmöglich.
Und doch hatte er sie stürzen sehen, was so real schien.

Kaum hatte er die Augen aufgeschlagen, bemerkte er den Ursprung des Gemurmels:
Ein Mann, der in sein Handy sprach, und es zuklappte als er sah, dass Nagato nicht länger als bewusstlos gelten konnte.
Ob er jung war oder alt, konnte Nagato nicht sagen. Hochgewachsen, mit grauen Augen und tiefschwarzen Haaren die er weder lang noch kurz trug.

Mit eleganten Schritten kam er auf ihn zu und stellte sich vor: Marwas mein Name“.
Seine Stimme hatte einen melodischen Klang. „Vielleicht wollen sie sich auch vorstellen?“

Vorerst sagte der angesprochene nichts, setzte sich nur auf und nahm die Umgebung auf, die schon wieder eine andere war.
Der Boden glänzte mattblau, der Himmel graublau, mit schweren Wolken bestückt, die unruhig vorüber zogen und ein Gewitter versprachen.

Eine einzelne Träne von ihm wollte die Wange herab und spiegelte den Ansatz der Trauer wider, die sich in ihm abspielte.
Wie auf Kommando fing es an zu regnen.

„Nagato, könnten sie sich bitte etwas besser fühlen? Diese ganze Stimmung schlägt einem ganz schön aufs Gemüt!“, faselte dieser Marvas und misstrauisch wandte sich der rothaarige ihm zu.

Aus dem Nichts hatte er einen knallgelben Regenschirm hervor gezaubert, dessen Farbe nicht zu dem dunkel gekleideten passen wollte.

„Woher wissen sie meinen Namen?“
„Der steht auf dieser Liste hier, die ich noch abarbeiten muss. Eigentlich wären sie schon gestern dran gewesen.
Aber der Kollege ist ausgefallen und ich musste einspringen. Nur habe ich so was noch nie gemacht und bin etwas in Verzug geraten...“.
„Und was ist ihr Job beziehungsweise der ihres Kollegen?“.
Hm, ja, unglücklicherweise besteht meine Aufgabe darin, sie auf ihrem weiteren Lebens- beziehungsweise Todesweg vorzubereiten und zu beraten“.
Marvas ließ sich neben ihm nieder und den Regenschirm los.
Sofort wurde er ebenfalls durchnässt.
„Ich bin also wirklich tot.... Das bin ich doch, oder? Aber was ist mit Konan?“
„Ihre blauhaarige Freundin ist in einer Art Zwischenphase gefangen. Konan ist weder tot noch lebt sie.
Eigentlich müsste sie gar nichts davon mitbekommen haben...
Sie scheinen irgendeine intensive Verbindung untereinander zu haben, anders kann ich es mir nicht erklären.
Wie gesagt.. Eigentlich ist dies nicht mein Job“.

Kapitel zehn: Bestimmung?

„Aha. Und können sie mir dann etwas über diese Verbindung sagen?“, wollte Nagato wissen.
„Dazu kann ich ihnen nur eine Theorie erläutern. Sobald sie ihren Todesweg angetreten sind, diesen bestritten haben, wird sich entscheiden was mit ihr geschieht.
Ist sie seelisch stark genug und besitzt einen ausgeprägten Lebenswillen, wird sie wieder aufwachen. Andernfalls...
Sollte dieser Wille erloschen sein oder nur noch schwach ausgebildet, wird sie nicht mehr erwachen und sterben“.

Marvas schaute in den Regen, der unaufhörlich vom Himmel rieselte und der rothaarige konnte nicht erahnen, was in ihm vorgehen mochte.

Nagato stellt eine neue Frage, die ihm auf der Seele brannte: „Würde ich sie wieder sehen?“
„Das ist gut möglich“.
„Hmm, ich möchte trotzdem, dass sie lebt“, seufzte er nach einer kurzen Zeit des Überlegens, „Ihr Leben kann doch nicht schon jetzt ein Ende finden. Es wäre nicht richtig, wäre es jetzt vorbei... Ich möchte nicht derjenige sein in dessen Ermessen es liegt, über ihr Leben zu richten.
Wer kann dies schon?
Ich liebe sie.
Natürlich möchte ich sie bei mir wissen, da ich es nicht ertrage von ihr getrennt zu sein.
Aber sie soll glücklich sein. Irgendwann werden wir hoffentlich wieder zusammen sein können. So lange kann ich warten“.

Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, vereinzelte, sanfte Sonnenstrahlen drängten sich durch die Wolkendecke, und Marvas nickte, ehe er wieder das Wort ergriff: „Dann werde ich für sie mithoffen“.
„Kann ihnen das nicht eigentlich egal sein?“, erwiderte der Rinneganträger.
„Eigentlich schon. Doch es ist mir nicht gleich und dies hat seine Gründe, auf die ich jetzt nicht weiter eingehen möchte“.
Still respektierte Nagato den Wunsch diesen Mannes, den er gar nicht kannte und mit dem das Schicksal ihn doch zusammen treffen ließ.
Unter normalen Umständen wäre dem nicht so gewesen. Trotzdem war er froh.
Zwar wusste er nicht wie der übliche Berater war, aber er konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass es ansonsten ganz anders laufen würde.
Nicht im positiven Sinne.
Eigentlich durfte er sich nicht beklagen. Irgendetwas sagte ihm, dass es ihn nicht besser hätte treffen können, selbst wenn dieser Typ nicht so geübt in der gegenwärtigen Aufgabe war.
Ein seltsames und doch befreiendes Gefühl, über das zu reden was ihn belastete und schwer auf seinem Herzen wog.
Mit einem Kerl, den er wahrscheinlich nach dieser Aktion für lange Zeit nicht wieder sehen würde, vielleicht niemals mehr.

Blieb nur noch die Frage offen, wie genau es nun weiterging.
Als hätte er seine Gedanken gelesen, und Nagato hätte nicht schwören können dass er es sicher nicht konnte, ging er auf seine ungestellte Frage ein: „Ihnen stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung...“

****************


Sie überkam eine Panik.
Gerade war sie noch am fallen und im nächsten Augenblick stürzte sie in dunkle Fluten von Wasser, während sie noch Nagatos Gesicht vor Augen hatte, der kämpfte, um in ihre Nähe zu kommen.
Er war hier und sie konnte nicht zu ihm.
Jegliche Gewissheit hatte sie verloren. War sie nun tot? Sollte es ihre Bestimmung, Bestrafung sein, dass sie auf ewig ihren Geliebten sah, der sich quälte?
Sollte sie ihn niemals wieder in ihre Arme schließen dürfen?
Sollte ihr einziger Strohhalm seine Bedeutung verlieren und davon schwimmen?

Gerade im Wasser angekommen, wurden ihre Gedanken jäh unterbrochen. Bewegungsunfähig konnte sie nichts tun um wieder an die Leben erhaltende Luft zu kommen.
Doch... Falls sie tot war, konnte sie nicht mehr sterben. Vielleicht müsste sie einfach aufhören zu kämpfen, sich dem Wasser hingeben...
Schließlich sank sie immer tiefer, versuchte nicht mehr hoch zu kommen, bis sie eine wohltuende Dunkelheit wie ein Schleier umhüllte, ihre Sinne vernebelte.
Alles in ihr wurde leise, sie war dabei erneut zu sterben... Wie unsinnig, konnte man mehr als ein mal sterben?

***


Träumte sie? Alles fühlte sich so leicht an... Schwerelos glitt sie in einem Nichts geformt aus Luft...
Von weit her kam ein Geräusch. Eine Stimme versuchte sie zu erreichen...
Sie wollte nicht, wollte nicht auf diese Störung hören, sie wollte nur bleiben und für immer so verweilen, wusste nicht wo sie war und was zuvor geschah, nur gefangen von einem Gefühl der Schwerelosigkeit.
Aber egal wie sie sich dagegen sträubte, diese Stimme verklang nicht.
Sie kannte diese Stimme. Irgendwo in den Tiefen ihres Gedächtnisses war sie verankert, die Erinnerung an diese Stimme.
Bloß störte sie, sie sollte verschwinden und jemand anderem auf die Nerven gehen!
Weg gehen, so lange sie noch hier bleiben konnte!
Wo war sie eigentlich?

Verschwommene Bilder kamen ihr in den Sinn, die nichts aussagten. Noch nicht.
Plötzlich überrannte sie die Erkenntnis wie eine eiskalte Welle. Ein Ruck ging durch ihren Körper und sie schlug ihre Augen auf.
Sie lebte! Musste leben! Für ihn sowie für sich.

Kapitel elf: Sieben Wochen später...

Konan POV

Wie ich es mir vorgenommen habe, lebe ich.
Die erste Zeit ist hart gewesen. In ihr habe ich viel geweint und kaum gegessen.
Bis die anderen mich endlich dazu bekommen haben, etwas Nahrung zu mir zu nehmen.
Vielleicht hilft mir die Tatsache, dass ich weiß, dass Nagato irgendwo da draußen ist.
Dass wir uns irgendwann wieder sehen werden.

In jüngster Zeit ist es öfters der Fall, dass ich fühle, dass er in der Nähe ist.
Das klingt verrückt? Das mag sein, doch es ist so.

Und sollte ich doch wieder in einer melancholischen Stimmung versinken, setzt Itachi alles daran mich schnell wieder aus dieser heraus zu holen.
Ja, der „Kühlschrank“ ist nicht länger ein solcher und bringt mich öfters zum Lachen.

Ich bin nicht sicher, ob es Akatsuki noch lange geben wird.
Ja, wir hören auf.
Wir werden uns unter die Leute mischen, jeder wird sich ein neues Leben aufbauen.

Das Ziel Pains hat seinen Sinn verloren und ohne den Sinn hat auch Akatsuki die Gründe seines Bestehens eingebüßt.

Sasori und Deidara, die beiden Streithasen, können doch nicht mehr ohne einander und werden zusammen fort gehen.

Kakuzu und Hidan können sich ebenfalls nicht mehr trennen. Endlich fangen sie an zu ihren Gefühlen füreinander zu stehen, hören auf, diese zu bestreiten.

Zetsu hat sich unglaublicher weise den zweien angeschlossen. Was des weiteren seine Pläne sind, weiß ich im Moment nicht.

Madara, der sich selbst als Anführer bezeichnet hat, ist fort und ich bin froh darüber.
So besitzt er nicht länger die Möglichkeit, die anderen und mich zu unterjochen.

Itachi möchte sich endlich mit Sasuke aussprechen. Ich werde ihm dabei helfen und zur Seite stehen, wie es Freunde machen und ihm ein Stück von allem zurück geben, das er mir gegeben hat.

Es hat viel Zeit gebraucht um ihn von seinem vorherigen Plan abzubringen, doch schließlich hat er eingesehen, dass sein kleiner Bruder niemals glücklich werden könnte, sollte er seine Rache ausüben und Itachi tot sehen.

Alles in allem klingt das ziemlich nach Happy End...

Nach einer langen Zeit der Dunkelheit und Fehlschläge erwartet uns nun alle ein neuer Lebensabschnitt.
Etwas, das wir uns nie zu erträumen gewagt hätten.


The End


Impressum

Texte: Die Charaktere dieser Geschichte gehören nicht mir, sondern Masashi Kishimoto und ich habe sie mir nur ausgeliehen.
Tag der Veröffentlichung: 28.07.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Kimberly In der kurzen Zeit in der wir uns nun kennen, bist du mir so ans Herz gewachsen, dass ich dich nicht mehr loslassen möchte. Ich habe dich lieb.

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