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Ein Tag im Wildpark

"Juhuuu, heute ist Sonntag!“, quietscht Leni vergnügt und saust durch das Haus.
„Was machen wir heute, Mama?“
Mutter Andrea antwortet: „Das erzählen wir euch gleich beim Frühstück.“

 


Die Sonntage sind bei Familie Franz immer etwas ganz Besonderes. Es sind ihre Familientage.
Sie machen Ausflüge, basteln oder malen. Aber was auch immer sie tun – sie tun es gemeinsam.

 


Als alle wenig später am Frühstückstisch sitzen, fragt Leni‘s großer Bruder Hannes: „Was machen wir denn nun heute? Fahren wir weg?“
„Ja“, sagt Papa Joachim. Er steht auf und geht zu einer Schublade. Als er zurück am Esstisch ist, legt er einen Prospekt darauf und verkündet: „Da geht‘s heute hin. In den Wildpark.“
Die Kinder sind begeistert. Sobald alle aufgegessen haben, hüpfen sie in ihre Schuhe und der Ausflug kann beginnen.

 

 

Familie Franz erreicht den Wildpark, der wunderschön, inmitten eines großen Waldes gelegen ist.

Kaum haben sie den Eingang passiert, entdeckt Hannes sogleich die Wisents. „Schau mal, wie groß und muskulös sie sind", sagt er.
„Und irgendwie sind sie auch total knuffig. Mit ihren langen Haaren an der Stirn, am Bart und an der Brust sehen sie etwas aus wie Teddybären. Nur mit Hörnern", fügt seine Schwester kichernd hinzu.

 


Leni marschiert weiter und bemerkt: „Hier stinkt's!"
Alle lachen.
„Ah, da sind Wildschweine! Ganz viele und mit Babys!", ruft sie.
„Frischlinge meinst du“, verbessert Hannes.
„Frischlinge? Meinetwegen. Aber um ehrlich zu sein, sehen sie gar nicht so frisch aus. Eher wie kleine Matschmonster, die eine Dusche gebrauchen könnten. Los, wir füttern die kleinen Matschmonster."

Als die Wildschweine vorerst satt zu sein scheinen, sagt Mama: „Kommt. Wir gehen weiter in das Streichelgehege."

Im Streichelgehege angekommen, eifert ihnen bereits eine Ziegenmeute entgegen, die eindeutig kein leckeres Frühstück bekommen haben kann. In Windeseile werden die Futtertüten von Hannes und Leni komplett geleert und die Familie spaziert weiter, vorbei an weiteren unzähligen Wildschweinen, zu den Eseln.

 

 

Dass sie nun kein Futter mehr haben, ist nicht tragisch, denn die Esel darf man nicht füttern. Für sie kann das Füttern sehr schnell sehr gefährlich werden.
Hannes und Leni mögen Esel. Sie finden diese treuen Weggefährten mit ihren langen Ohren und ihrem witzigen "I-Aahhh" einfach lustig und kommen auf eine gute Idee. „Mama, können wir nicht irgendwann auch mal Esel haben?", fragt Hannes.
Andrea denkt nach und antwortet: „Die Überlegung ist nicht schlecht. Esel sind wahrscheinlich sogar besser für Kinder geeignet als Pferde. Wenn sich ein Pferd erschreckt, rennt es los. Pferde sind Fluchttiere. Das ist bei Eseln nicht der Fall. Die bleiben meist einfach stehen. Also, falls ihr in ein paar Jahren noch immer Esel haben wollt, können wir dann gerne darüber reden."

 


Plötzlich ein lautes Geheule. Leni erschrickt: „Was ist das?"
„Es klingt wie Wolfsgeheule", meint Hannes, „kommt, wir versuchen zu dem Geräusch zu laufen!", ruft er und rennt davon. Die Eltern und Leni rennen hinterher.Das Geheule wird immer lauter, bis sie schließlich vor dem Wolfsgehege angekommen sind.
Staunend bleiben sie stehen. Direkt vor ihnen auf einem kleinen Steinhügel steht eine Gruppe von drei Wölfen. Stolz und mächtig strecken sie ihre Schnauzen weit nach oben und heulen. Beeindruckt murmelt Leni: „Da bleibe ich doch lieber bei den Eseln."

 


Die Anderen schmunzeln und schon erspäht Hannes den Eisbus, gleich neben dem Spielplatz. „Mama, können wir ein Eis haben?"
„Na klar, eine kleine Pause haben wir uns alle verdient."
Kaum ist das Eis verputzt, gehen Hannes und Leni eine Runde rutschen. „Hui, das macht Spaß!", freut sich Leni.

 

 

Nachdem alle Spielgeräte getestet und für gut befunden wurden, geht die Reise weiter zu der nächsten Attraktion. - Zu der Greifvogel-Flugschau.

 


Dazu gehen sie in einen extra abgetrennten Bereich des Wildparks; zu der Falknerei.
Dort ist eine große Grünfläche, auf der im hinteren Bereich eine kleine Holzhütte steht. Vor der Hütte sind vier Baumstümpfe, auf denen die Greifvögel auf ihren Einsatz warten.
Die Familie nimmt Platz auf einer freien Bank der Tribüne und wartet gespannt auf den Beginn der Schau.

 

 

Wenig später erscheint ein Falkner mit einem riesigen Lederhandschuh und einem Futterbeutel am Gürtel.
Er begrüßt das Publikum und lädt es ein, in die Welt der Greifvögel einzutauchen, als plötzlich vom hinteren Tribünenteil ein Uhu ganz knapp über die Köpfe der Zuschauer zu dem Falkner auf den Handschuh gleitet.
Selbstverständlich haben sich alle etwas erschreckt aber sind zugleich tief beeindruckt.
Die Falknerin, von welcher der Uhu gerade losgeflogen war, kommt nun ebenfalls nach vorne auf die Grünfläche und stellt sich vor.
Falkner und Falknerin erklären in den nächsten 45 Minuten einiges über Uhus, Bussarde, Weißkopfseeadler, Geier sowie Falken, die dann jeweils zeitgleich vom Einen zum Anderen gleiten und sich ihr verdientes Fleisch abholen.
Am Ende darf sich der Falke noch bei einer Zuschauerin auf den Kopf setzen und alle sind begeistert.

 

 

Beim Verlassen der Falknerei ruft Leni: „Guck mal da, Papa! Da sind Hirsche und Rehe!“
„Stimmt, lasst sie uns mal aus der Nähe betrachten.“

Die Familie steht still am Zaun und beobachtet die Tiere, als die Mutter grinst: „Weißt du, was ich damals dachte, als ich ungefähr in deinem Alter war, Hannes? Ich war der Meinung, dass der Hirsch der Mann und das Reh die Frau sei.“
„Und wie ist es wirklich Mama?“, fragt Leni leise.
„Tatsächlich ist es so, dass es zwei verschiedene Hirscharten sind. Das Reh ist die kleinste Art der Hirsche. Das Weibchen nennt man Ricke, das Männchen Rehbock.“
Andrea zeigt auf einen Hirschen und erklärt weiter: „Bei den Rothirschen, wie diesen, nennt man das Weibchen Hirschkuh und das Männchen Hirsch. Rehbock und Hirsch haben jeweils ein Geweih, Ricke und Hirschkuh haben keins.“
„Ach, das ist ja interessant. Das wusste ich auch noch nicht“, erwidert Hannes.

 

 

Sie spazieren weiter und erreichen wenig später das Forstmuseum.
Dort wird anhand von Ausstellungsstücken, Bildern und Texten beschrieben, wie sich die Waldarbeit im Laufe der Zeit verändert hat.
„Heute beispielsweise gibt es Motorsägen, früher jedoch gab es nur Handsägen. Arbeitskleidung wie Helm, Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen sowie Schnittschutzhosen gab es nicht und so war die Arbeit nicht nur noch um einiges anstrengender als heute; es passierten auch mehr Unfälle“, erläutert der Vater. „Es gab auch keine Schlepper um das Holz zu transportieren. Diese Arbeiten wurden mit Pferden oder Schlitten verrichtet.“
„Puh, das klingt nach wirklich harter Arbeit. Da bekomme ich ja schon allein von der Vorstellung Hunger“, bemerkt Hannes und legt dabei seine Hand auf seinen Bauch.

 

 

Auch die anderen Drei haben, nach so vielen neuen Eindrücken und Erklärungen, inzwischen großen Hunger bekommen und so gehen sie weiter Richtung Ausgang.
Dort befindet sich das Restaurant des Wildparks.
Sie treten ein und setzen sich an einen freien Tisch.
Es dauert glücklicherweise nicht lange, bis die Familie ihr Essen von der freundlichen Kellnerin serviert bekommt und alle lassen es sich richtig schmecken.

 


„Das war ein schöner Tag!“, sagt Hannes, „aber jetzt freue ich mich auch schon auf Zuhause.“
Alle stimmen ihm zu und treten glücklich, zufrieden und erschöpft die Heimreise an.

 

 

„Mama, was machen wir nächsten Sonntag?“, möchte Leni wissen, als die Mutter später die Geschwister ins Bett bringt.
„Das weiß ich noch nicht mein Schatz, aber ich bin ganz sicher, dass uns noch etwas einfallen wird.“

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Tag der Veröffentlichung: 24.06.2021

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