Einleitung:
Nach einer Idee von John Cages 4'33'' machten wir (kleinere Gruppen von Schülern) eine Reise durch unsere Schule und lauschten immer eine bestimmte Zeit lang an fünf verschiedenen Orten den Lauten die uns die Natur und unser Umfeld offenbarte und versuchten dies als "Musikstück" auf uns wirken zu lassen.
Dieser Bericht soll das "Musikstück" beschreiben ohne die Ursprünge der Laute zu benennen. Mithilfe der Legende kann der Leser im Endeffekt das Gelesene überprüfen...
Eine musikalische Reise durch die Normalität
Mit der Ungewissheit begann der Weg. Ungewiss darüber welche Zeit er in Anspruch nehmen würde, ungewiss darüber was er uns bringen möge und ungewiss darüber, in welcher Form sich unser Musikstück uns zu präsentieren gedacht hatte. Einzig und allein der Weg und die Gewissheit, dass das, was wir hören würden einzigartig sein und sich niemals mehr in dieser Form einer anderen Person offenbaren würde. Jeder aber würde Anderes wahrnehmen, einen anderen Weg mit Geräuschen vor sich finden und für sich erleben und entdecken und gleichzeitig diese ungeheure Gewissheit das Normale, sonst so Gleichgültige und sich dauerhaft Abspielende anzutreffen. Geleitet von der Idee John Cages machten wir uns auf den Weg.
Ein sich immer gleich bleibender Takt ertönt, doch nicht nur ein Takt sondern gleich mehere Rhythmen, beidem jeder seine eigene Schnelligkeit zu erkenne vermag. Das rhythmische Geräusch von einem relativ leeren Raum, der diese Geräusche wiedergibt erklingt und vermag dem Hörer noch viel mehr zu hören, als das was er hätte hören müssen, würde der Schein uns nicht hinters Licht führen. Manche sacht und manche durchdringender, manche leicht und manche schwerfälliger, manche sich schneller und manche sich langsamer wiederholen (1). Von Hindernissen ist der Weg geprägt, welche sich uns in den Weg stellen und in der Stille verursacht der Schwung von Luft die schnell bewegt wird und einen dumpfen Aufprall( 2). Das Klingen der uns vertrauten, überall hin verfolgenden Laute wird hallender dann werden manche schneller, federnder und zeigen eine plötzlich vereinfachte Form (3). Helle und laute Töne werden klarer, vielleicht eine Frage, oder doch eine Aussage (4)? Plötzlich bricht die Natur herein über uns (5). Ein Themenwechsel in unserem Stück so plötzlich und überraschend und doch auf eine merkwürdige Art unerklärlich simpel. Das Hallen verstummt und dafür erklingen viele andere Töne, nur der Takt bleibt uns erhalten, der uns Überall hin zu verfolgen scheint. Das Säuseln eines leichten Windhauchs liegt in der Luft. Wieder eine Aussage oder einfach die Laune der Natur? Rascheln verfolgt uns bis zu einem weiteren Hindernis das die Takte teilweise verstummen lässt und sich einzeln in ihrer Art zeigen, wenn auch etwas unbeholfen und taktlos wie es scheint (6). Ein Surren wird lauter(7). Das Surren von etwas unnatürlichem, nicht stillstehendem, das in den Ohren braust und rauscht bis die Rhythmen verschwinden und einer seltsam unsteten Gelassenheit und gleich bleibenden Hektik Platz macht (8). Das Surren erreichte nun seinen Höhepunkt und ertönt von leise, auf ansteigend, bis hin zum Höhepunkt und zur Abnahme und dem sich gleich wiederholenden in unregelmäßigen Abständen. Eine Melodie erklingt laut und schrill. Sie verstummt und macht Platz für eine weiter entfernte Melodie eines ähnlichen Sängers (9). Gleich bleibend ist dies und erscheint wie eine Konversation der Natur über Dinge die wir nicht verstehen können.
Es erscheint als würde sich das Musikstück in ähnlicher und doch vollkommen anderen Art rückwärts durch die Laute der Natur schlängeln(10) bis uns die leere Stille wieder hat (10), welche doch durchsetzt ist von Gemurmel und ab und an, einem sich heraushebenden, ärgerlich gestimmten Laut (11). Die Rhythmen werden schleppender und etwas langsamer zugleich bis sie vollkommen verstummen (12). Ruhe kehrt ein, durchdrungen vom Takt der Lungen welchen man durch den Mund anderer Schüler wahrnehmen kann (13). Das etwas schnaufende Geräusch wird ruhiger bis es vollkommen verstummt und mich wieder mehr der Umgebung zuwenden lässt welche immer noch durchdrungen ist von Gemurmel und einem sich abhebenden viel energischer klingendem Ton. Das alles ist beruhigend und scheint einen uns nicht bekannten unregelmäßigen Rhythmus zu haben (14).
Der uns verfolgende Takt erscheint wieder unverhofft und begleitet uns durch die Stille des Hallens zurück in die Natur (15), an freundlich klingenden Lauten eines Lebewesens vorbei (16) die einem wie das Leben erscheinen hin zu einem weiteren Ort im Freien. Die Takte verändern sich in ihrer Tonlage und zeigen sich knirschend und anstrengender (17) bevor wir unseren nächsten Ort erreichen. (18). Vereinzelt können wir wieder Melodien wahrnehmen (9), vermischt mit Lauten welche in der Ferne klingen und nicht genügend Deutlichkeit besitzen um sie genauer identifizieren zu können. Sachtes Rauschen als würde jemand die Natur berühren und sie sachte mit ihren luftigen Fingen streicheln (19). Irritierend das plötzlich neue Rhythmen auf knirschendem Untergrund hörbar werden, die, sind sie am Anfang auch nur leise zu vernehmen an ihrem Höhepunkt zum schweigen kommen (20) und der Natur und dem was sich Draußen abspielt wieder den kompletten Klangraum überlassen. Wieder ertönen knirschende Rhythmische laute, bis sie wieder angenehmer und klarer werden (verlassen des (17). Einige wenige Sekunden lang ein lauter Ruf. Energisch, bestimmt dazu ein Surren zu übertönen (21). Eine Antwort zeigt sich heller und etwas ruhiger (22), bis wir sie nicht mehr hören können und ein lautes Rumsen das die surrend laute Melodie zerschmettert (23). Unsere Rhythmen kommen zum Schweigen (24) und das Musikstück konzentriert sich nun vollständig auf ein Surren und Summen welches aus jeder Ecke zu kommen scheint und die sonst so wahrscheinlich komplette Stille zerstört (25). In der ganzen Ironie des Stückes wird uns gegensätzlich zu der Natur das Technische vorgeführt, in seiner vollen Lautstärke. Alles ist eingenommen von diesem Surren und Summen, überall will diese Gewallt hin, in jede Ecke des Raumes, an und in jede Stelle unseres Körpers. War das Musikstück vorher noch so beruhigend und sanft ist es nun wie eine riesige Welle die mechanisch und durchdringend auf uns einprescht. Der Geräuschpegel sinkt wieder und macht den Rhythmen wieder Platz (26) Vorbei an den Rufen (27), verlassen wir den Teil des Musikstückes, lassen uns wieder von der Natur einnehmen und ziehen dann in die Stille und das Hallen schleppender und etwas unregelmäßiger werdenden Takte (28), immer wieder abgelöst durch den uns schon bekannten Rhythmus (29) bis wir in an die stillste Stelle unseres Stückes gelangen (30). Es dauert eine Weile bis das Rutschen und Rascheln verstummt (31)und wir uns in der perfekten Stille einnisten können. Störend und doch passend, da es so unerwartet unverhofft und situationsbedingt auftritt, können wir Laute von Menschen wahrnehmen welche belustigt sind über diesen Teil des Weges (32). Es lenkt von der Stille ab und gehört doch hinein in unser Stück. Zwischendurch wieder die Stille die uns umarmt und Personen die offenbar nicht mit dieser Stillen umzugehen wissen. Das Musikstück kommt zum Ende und verabschiedet sich mit dem Satz: „So ich glaub' wir können jetzt Raus. Ich seh' in der Dunkelheit nämlich nicht wie spät es ist!“(33)
Erklärung:
1 Hallende Schritte
2 Tür
3 Treppe
4 Unterhaltende Kinder
5 Draußen
6 Fahrradsperre
7 Autos
8 Angekommen in Teil 1 (Draußen in der nähe einer Schnellstraße)
9 Vögel
10 Weg zurück
11 Schüler und Lehrer
12 Treppe aufwärts und angekommen in Teil 2 (Vor den Unterrichtsräumen)
13 Lautes Atmen
14 Unterricht
15 Wieder Draußen
16 Grüßender Mann
17 Schotterweg
18 Angekommen in Teil 3 (Vor dem Kindergarten, Kreuzung mit einer anderen Gruppe)
19 Wind in Bäumen
20 Andere Gruppe
21 Frau Segnitz (Köchin)
22 Küchenjunge
23 Zufallende Tür
24 Angekommen in Teil 4 (Heizungskeller)
25 Geräusche eines Heizungskellers
26 Weiter laufen
27 Küchengespräch
28 Treppe aufwärts
29 Kein aufstieg
30 Angekommen in Teil 5 (Ein dunkler, kleiner, vernieschter Handarbeitsraum)
31 Plastik und Kartons
32 Wir lachen
33 Unser "Zeitwächter" konnte im dunklen Handarbeitsraum nicht die Uhrzeit erkennen. Das Musikstück endete für mich mit diesem Satz.
Tag der Veröffentlichung: 09.05.2010
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