DIES IST DAS VIERTE KAPITEL ZUM BUCH "DEEP"
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Wegen technischen Problemen kann ich nicht mehr auf meinen Account zugreifen, weshalb ich einen neuen aufgemach habe.
Es ist Samstagabend, drei Tage nachdem ich dem seltsamen jungen Mann begegnet bin. Ich hatte das Haus seitdem nicht mehr verlassen und war mit den Möbeln und anderen Dingen beschäftigt, zum einräumen. Und ich hatte keine Halluzinationen, das war ein Grund zum feiern! Also beschloss ich ins Dorf zu gehen. Fabian kam nähmlich am Tag zuvor zu mir und informierte mich über ein kleines Fest, zu dem alle aus dem Dorf eingeladen waren. Das war die perfekte Gelegenheit. Vielleicht sehe ich auch den Grünäugigen wieder.
Ich zog mir ein kurzes, luftiges Sommerkleid an mit weißen Riemchensandalen. Das Kleid war Rückenfrei und besaß die Farbe von klarem Himmelblau. Meine Haare flocht ich zu einem Zopf, den ich dann wie einen Dutt hochsteckte. Ich kramte noch in meinem ärmlichen Schmuckkästchen und nahm das Armband meiner Mutter heraus. Es bestand aus elf Blumen, nebeneindaner angeordnet in verschiedenen Blautönen, mit jeweils einem hellblauen Kristallsteinchen in der Mitte.
Zufrieden mit meiner Erscheinung, machte ich mich auf den Weg. Die Sonne war schon fast untergangen als ich rausging, es war auch nicht mehr so schwül. Ich schwang mich aufs Fahrrad, als ich zwei Lichter bemerkte, die auf das Haus zukamen.
"Ich würde mich überaus freuen, wenn du mit mir fahren würdest!", rief Fabian in meine Richtung, bevor er neben mir anhielt. Seine Haare hatte er nach hinten gekämmt und rasiert hatte er sich auch. Er sah viel jünger aus. Mit entging auch nicht wie seine hellbraunen, fast goldenen Augen mich von oben bis unten musterten.
"Nein danke, ich verzichte.", meinte ich.
"Ach komm Melina.", schmollte er wieder. Blitze schossen aus meinen Augen und machte all seine nicht enden zu wollende Hoffnungen wieder zunichte. Ich setzte mich aufs Fahrrad und ließ mich mit den Gesetzten der Physik, den Berg hinunterziehen. Fabian folgte mir mit gebürendem Abstand im Auto. Als die ungepflasterte Straße breiter wurde, überholte er mich, nur um früher auszusteigen zu können und mich zu fragen mein Tanzpartner zu sein. Wie ein Gentelman verbeugte er sich und bat um einen Tanz. Gott sei Dank, dass uns keiner sah.
"Miss Orenda, dürfte ich um diesen Tanz bitten?"
Wir waren noch nicht einmal im Gasthaus drin, aus dem feierliche Musik drang. Was will dieser Mann nur? Ich sah ihn skeptisch an. Er richtete sich wieder auf und hielt sich am Hinterkopf.
"Ich weiß, ich dränge mich di-, Ihnen sehr auf. Es ist nur, dass ich mich gerne irgendwie dafür entschuldigen möchte für meine Unhöflichkeit vom letzten Mal.", erklärt er und biss sich dabei auf die Unterlippe. Ich schwieg und das bereitete ihm nur noch mehr unbehagen. Ein Lachen wallte sich in meinem Inneren auf. Er schaute in meine dunkelblauen Augen und sah etwas darin, dass ihn sichtlich beruhigte.
Anstatt etwas zu sagen, hielt ich ihm einfach meine Hand hin. Er brauchte ein paar Sekunden um es zu realisieren und wir traten ins Gasthaus ein. Es war wunderschön, denn in der Mitte war eine Art Hof, in dem die Gäste tanzten, tranken und lachten. Die kleine Überdachung an den Rändern des Hofes waren mit weißen Papierlaternen geschmückt, verbunden durch eine dickere Schnur an denen zarte, rote Blümchen hingen. Gegenüber des Eingangs zum Hof war eine kleine überdachte Bühne, auf der aber noch niemand sang, vielleicht später. Die Musik kam aus den Boxen daneben. Ich sah zum Himmel hoch, ein paar Sterne waren schon sichtbar.
"Möchten Sie zuvor noch etwas trinken?", fragte Fabian.
Er führte uns zu einem Tisch, schob mir ein Stuhl zurück und ich setzte mich.
"Gerne.", meinte ich und er strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Kannst dir ruhig Zeit lassen. Man musste es ihm aber auch lassen, selbst wenn der Gentelman gespielt ist, gibt er sich noch Mühe, was man sich von den meisten Männern in den Städten nur wünschen kann.
Ich sah mich noch etwas um und betrachtete die Menschen. Etwas weniger, als die Hälfte bestand aus Pansionierten, der Rest war zwischen siebzehn und fünfundfierzig und ein Paar Kindern. Also gut gemischt. Ich betrachtete die Gesichter genauer. Deutsche sah man direkt, der Rest hatte etwas indianisches. Das dunkle Haar, die stark gebreunte Haut, die hohen Wangenknochen und die dunklen Augen verrieten sie. Keiner ähnelte ihm. Er hatte etwas orientalischeres, aber nicht asiatisches. Und da war er wieder im meinem Kopf. Ich stellte mir vor, wie er irgendwo in der Menge war, tanzte und lachte.
Mein Kopf fuhr mit einem Ruck nach hinten. Da war ein großes Fenster, aus dem man den Dschungel erblicken konnte. Manchmal, wenn ich mich beobachtet fühlte, drehte ich mich abruppt in die Richtung um, bevor es mein Bewusstsein überhaupt erreichte. Aber ich sah Niemanden im Dschungel oder in der Nähe. Da muss etwas oder jemand sein. Mein Bauchgefühl hat mich noch nie enttäuscht.
Die Musik hörte plötzlich auf zu spielen und auf der Tanzfläche wurde Platz gemacht. Die Gäste setzten sich auf die Stühle oder auf den Boden, damit ausreichend da war. Die Lichter der Laternen wurden gedimmt und eine Flöte ertönte. Sie trillerte einen sanften Rhytmus, erstarb, nur um dannTrommeln Platzt zu machen, die die Gläser auf den Tischen leicht zum Beben brachten. Explosionsartig ging eine große Tür neben der kleinen Bühne auf und mindestens ein Dutzend Tänzer in Lederhosen, Lederwesten, Holzmacken und mit Ferdern geschmückt, strömten heraus. Sie waren alle männlich und ließen den Blick auf ihre muskulösen Oberkörper frei, die sich rhytmisch der Musik nach bewegten. Sie rissen ihre Arme in die Höhe und vollbrachten Künststücke, wie Saltos, Räder und Handstände. Die Zuschauer klatschten lachend im Takt und feuerten sie an. Ich ließ mich hinreißen und tat es ihnen nach. Ob er auch unter ihnen ist? Nach einer Viertelstunde formierten sich die Tänzer zu einem Kreis nur um wieder aufzubrechen und sich aus den Zuschauern eine Partnerin zu suchen. Einer war so süß und suchte sich ein kleines Mädchen aus, von vielleicht sieben Jahren und setzte sie sich auf seine Schultern. Er hielt sie an den Händchen und wirbelte im Kreis herum, wobei die Kleine lachte. Ein anderer maskierter Tänzer kam auf mich zu, doch ein anderer war wie aus dem Nichts aufgetaucht und kniete sich vor mir hin, die Hand ausgestreckt, um mich zu einem Tanz einzuladen. Der Erste wand sich schnell zu dem Mädchen neben mir zu, als wäre sie das eigentliche Ziel gewesen und nahm ihre Hand.
Ich nahm die meines Gegenübers lachend an und ließ mich auf die Tanzfläche ziehen. Ob sich Fabian noch blicken lassen wird?
Mein Partner war ein schrecklicher Tänzer, aber jedesmal wenn er mir auf den Fuß trat, drückte er entschuldigend meine Hand. Als Antwort lächelte ich ihn immer an, wenn auch leicht unter Schmerzen. Seine große, warme Hand ruhte auf meinem nackten Rücken, es war sehr beruhigend. Die Musik wurde sanfter und ich gab mich ihr hin. Ich lehnte mich an die Schulter meides Partners an und schloss die Augen, fühlte das regelmäßige Heben und Senken seiner Brust.
"Es scheint dir gut ergangen zu sein, trotz deines Verlustes.", meinte eine vertraute Stimme und die Musik nahm ich mit einem Schlag nicht mehr war. Das Blut gefror mir wieder in den Adern und ich wurde zu einer Eisskulptur. Der Mann, der meine Hand hielt, sah zu mir herunter. Die Mimik nicht erkennbar unter der Maske. Ein leichtes Violet blitze hervor aus den geschnitzten Augenlöchern und verschwand wieder. Ich war unfähig einen Laut von mir zu geben, der Schreck saß mir zu tief in den gefrorenen Knochen. Ein Ton und sie würden zerbersten.
Neben der Insel Patamon war eine kleinere. Sie hieß Helena M'ara.
Die Insel auf die Haru gezogen war. Ich musste sie übersehen haben in meiner Eile, weg zu Reisen. Was für ein Schlamassel.
Meine Augen wurden groß und feucht. So dunkel wie der Nachthimmel, nur ohne das Licht der Sterne. Langsam entzog ich ihm meine Hand und trat unsicher einige Schritte zurück. Er stand mit offenen Armen da, sah mich immer noch an. Ich bekam keine Luft mehr, drehte mich um und stolperte nach draußen und stütze mich am Geländer ab. Haru kam mir nicht hinterher.
Er wusste immer, wann man mich besser alleine lassen sollte.
Texte: Diana Smyrnova, Musikband: Hurts
Bildmaterialien: Von mir bearbeitet: http://hintergrundbilder.wallpaperstock.net/planet-underwater-abstract-wallpapers_w42238.html
Tag der Veröffentlichung: 04.10.2015
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