Ich erinnere mich an diese schönen Tage. Erinnere mich an diesen goldenen Sommer.
An die Wärme die meine bloßen Arme streichelte und an Luft, die wie Seide war.
Ich erinnere mich an einen Tag, eingehüllt in seinem eigenen Zauber und wie du zum ersten Mal meine Hand in deine nahmst. War es doch diese Geste, die den ganzen Tag zu etwas Besonderem machte!
Ich sehe uns beide Hand in Hand durch die reifen Weizenfelder gehen. Sehe Lerchen hoch oben am Himmel und fühle mein dummes Herz, das mit ihnen fliegen will.
Sehe dein Lächeln und das Strahlen deiner Augen. Dieses kleine Stückchen Welt eingehüllt in Sonnenduft gehörte uns, nur uns alleine. Verschwunden war meine Angst vor bösen Blicken. Meine Zweifel lösten sich auf, verschwanden in dem dreidimensionalen Blau dieses tiefen Sommerhimmels. Was würden unsere Eltern sagen … die meinen und die deinen, wenn sie ihre Söhne nun sehen würden?
Doch wie könnte diese Angst jetzt und in diesem Augenblick wichtig sein? Wie könnten sie mir dieses Glück nehmen, dich an meiner Seite zu haben? Dein Lächeln schickte sie freudig in die unendliche Tiefe dieses Himmels, ließ sie frei zu fliegen und zu verschwinden. Nichts zählte mehr als dieser zeitlose Moment während ein sachter Wind die goldenen Ähren sich beugen ließ.
Unbeschwerte glückliche Tage verschwimmen in meiner Erinnerung doch unser erster Kuss ist untrennbar mit dem Duft dieses Sommers verbunden.
Ich erinnere mich.
Denke an die glücklichen Tage.
Erinnere mich wie heftig mein Herz schlug, erinnere mich an ein leises Zittern der Unsicherheit als unsere Lippen sich zärtlich zum ersten Mal trafen, deine braungebrannten Hände um mein Gesicht.
Ich verlor mich in dem Augenblick, verlor mich in der Süße dieses ersten Kusses und verlor mein Herz an dich.
Verloren...
...verloren im Fluß der Jahre.
Und wieder sind es deine Hände, genauso braun wie damals, die sich um mein Gesicht legen, wieder sind es deine Augen, die mich mit nehmen, die mich erden im Hier und Jetzt.
„Ich erinnere mich!“, sagst du zärtlich: „Erinnere mich an unser erstes Mal!“
Dann beugst du deinen Kopf und flüsterst leise inmein Ohr. „Soviele erste Male, nur mit dir! Hier, umarmt vom Sommer unserer Jugend. Nie brachten wir unsere Angst mit her, den Streit oder das Unverständnis der Anderen. Dieser Ort mit seinem Zauber gehört noch immer uns alleine!“
Lächelnd siehst du mich an, blickst tief wie immer in mich hinein.
„Habe keine Angst, mein Herz! Und geht der Sommer doch vorbei, was fürchtest du den Herbst? Diese Felder aus Gold werden ewig sein!“
Liebevoll nimmst du meine Hand und legst sie gegen dein Herz, während du deine gegen meines legst: „Ich erinnere mich! Wir erinnern uns!“
Und unser Kuss ist umhüllt von Ährenduft, vom Gesang der Lerchen und der Sonne auf unserer Haut ...ist nach all den Jahren genau so sehnsüchtig wie beim ersten Mal.
Texte: Babsi Corsten
Bildmaterialien: Wikimedia, Pixabay, R. Beckers
Tag der Veröffentlichung: 21.01.2015
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