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Kapitel 1: Bittere Tränen

"Guck dir DIE an."

"Wie sieht die den aus?"

"Voll das Mannsweib!"

"Bring dich doch endlich um."

Die Stimmen drangen an meine Ohren vorbei und dabei tief in mein Herz. Es schmerzte, doch es war so gewöhnlich und alltäglich. Mit was hab ich dieses Leid und diese Qual verdient? War ich nicht ein guter Mensch? Einer von Millionen? Warum hat Gott mich auserwählt, um diese Prüfung des Lebens zu meistern?

"Ej Quasimodo, auf den Weg zur Müllhalde?", drang ein gehässiger Kommentar zu mir. Ich war erstaunt, was Worte in einem verursachen können. Obwohl es keine Wörter waren....es waren eher blutrünstige Messerstiche. Ich war diese Person, die zu einer Messerstecherei ohne Waffe oder Ahnung kam. Duckend ging ich vorbei von allen dieser Schweine, die versuchten das Leben eines Menschen zu zerstören.....das haben sie leider schon geschafft. Den Schulgang entlang, bis zum Mädchenklo musste ich mir viel gefallen lasse. Es scheint so, als würden sie sich verabreden um mich fertig zu machen. Die ganze Welt ist gegen mich. Seid dem Tod meiner Oma ist alles schlimmer. Natürlich habe ich mich verändernd, so ein Tod prallt nicht einfach so ab, wie ein runder bunter Ball. Früher war ich stärker, nun bin ich schwach und das merkten diese Wesen. Wesen voller Hass, Wesen voller Lust zu töten. Auch könnte man mich mit der Nadel im Heuhaufen vergleichen. Einer von tausenden, doch anders. Entweder sie führten mich oder hassen mich einfach. Was der Mensch fürchtet zerstört er. Deshalb hätte auch, wenn es kein Meteoritenfall gebe, Dinosaurier nicht lange überlebt. Seid wann bin ich ein Dinosaurier? Als hätte die ganze Welt und Gott sich gegen mich gestellt.

Ich öffnete die Tür des Klos und sperrte mich in einer Kabine ein. Hier war ich sicher. Das war ein sicherer Ort. Warum ist die Welt so unfair? Ich ließ meine Tränen freien Lauf. Die Tränen, so schön sie waren, brannten in meinen Augen wie Feuer. Feuer zerstört Leben und Wasser rettet es. Wieso ist weinen dann schmerzvoller als der Tod? Warum werde ich gehänselt und fertig gemacht? Nicht weil ich hässlich bin oder aus Japan stamme....ich bin anders. Ich bin nämlich nicht wie die anderen....ich bin nämlich ein Freak, ein..

"Hey du Freak, mach die scheißt Tür auf !", kam es von außerhalb meiner Mauer. Irgendjemand, wahrscheinlich Jenny, klopfe an die Tür. Ich hielt die Luft an.

"Der Feigling kommt eh nicht raus", ertönte eine weitere Stimme.

"Dann muss ich sie halt raus boxen." Welch' eine Harmonie, welches diese Kinder versprühen.

"Versuch erst mal rein zukommen, lass sie in Ruhe. Sie hat genug Senf abbekommen", gab die andere Stimme von sich. Ich wunderte mich über diese Stimme, die wundervoll, doch auch unvertraut war.

"Hm...okay. Hörst du das Freak, wenn ich dich noch einmal sehe...vermöbele ich dich!" Ich spürte genau, wie Jenny sich an die Klotür lehnte und langsam sprach, womöglich lief ihr auch Sabber aus dem Mund. Sie war halt eine ganze Frau, die Jenny. Schritte ertönten, welche zeigten, wie sie das WC verließen und plötzlich war es still. Momente lang blieb ich sitzen.. es könnten auch Jahre vergangen sein. Vielleicht auch nur paar Minuten. Na ja. Nach einer endlosen Weile entschloss ich mich aufzustehen.

Beim gehen ertönte das Klopfen meines schwachen Herzens. Ob es blutet oder nicht, konnte ich momentan nicht sagen. Wahrscheinlich ist es nur eine dunkle Hülle. Ich verließ das, von mir gehasste Schulgebäude und ging zum Bus. Scheiß Schule, scheiß Menschen.... scheiß Deutschland. Mein großer Traum ist es in Japan zu leben. Nach den Bräuchen und den Regeln. Ich möchte Reis mit Stäbchen essen, komische Feste feiern...und akzeptiert werden. Akzeptanz ist auf jeden Fall dass, was die meisten Menschen hier nicht haben. Es ist ein Segen...leider auch selten. Meine ersten 5 Lebensjahre lebte ich in Japan. Wir zogen um, da mein Vater versetzt wurde. Diese Zeit in Japan war einfach traumhaft, diese Zeit möchte ich mit allen Mittel zurück. Sie fehlte mir, genau so wie meine bis ins Mark geliebte Großmutter. "Ich liebe dich...", flüsterte ich und hielt ihr Bild in meinen Händen. Immer habe ich in dieser schweren Zeit ein kleines, aber doch feines Bild ihrer seins in meiner Tasche. Sie erinnert mich an die Zeit, wo mir dieses Gehasse und Geschlage nicht im entferntesten juckte. Wie sehr wünschte ich mir doch nur diese besondere Zeit mit ihr zurück. Die Zeit wo sie mir zeigte, dass ich auch etwas bedeute und sie einfach noch da war.

Es dauerte ein paar Minuten, die ich mit dem betrachten des Bildes nutzen konnte. Nachdem der Bus dann da war, zwängte ich mich hinten in die letzte Tür. Er war voll, doch ich schaffte es mich noch an einer Stange festzuhalten. Das Foto verschwand wieder vorsichtig in meine Jackentasche, damit ich es nicht verliere. Bei der Fahrt dachte ich, der Busfahrer wäre betrunken. Der Bus machte ziemlich viele Schwenkungen, dafür das er eigentlich nur ein paar Kurven hätte fahren müssen. Hin und wieder geschah auch ein sofortiger Stop und man musste sich anstrengen nicht hinzufallen. Ich träumte noch einige Zeit vor mich hin. Die Bäume rauschten vorbei und zeigten nur noch wage Umrisse von sich. "Musst du nicht aussteigen?", kam die Frage, kurz hinter mir. Sehr männlich und älter, definitiv. Ich wollte über meine Schulter sehen, doch da kam schon die Ansage. "Nächste Haltestelle: Baumgarten." Sofort drückte ich auf den 'Stop' Knopf. Nur wenige Momente später kam der Bus zu stillstand. Ich blickte nach hinten, fand aber keinen der so dicht hinter mir war, wie die Stimme es preis gab.

Ich stieg aus und sah den Bus noch zu wie er davon fuhr. Wahrscheinlich hatte ich mir das nur eingebildet. Na super, ich habe mich selbst daran erinnert auszusteigen. In einer Männerstimme. So war es, bestimmt.... Was laber ich da, so war es nie im Leben. Da war hundertprozentig jemand.

Kapitel 2: Plötzlicher Umzug

Der Tag war nicht schon schlimm genug, nein. Jeden Tag das selbe Spiel. Immer und immer wieder diese Sätze, die mich von allen Seiten aus bombardierten und von außen nach innen wie Zombies zerfraßen. Und noch dazu kam der mysteriöse Mann im Bus. Wäre er nicht gewesen, wäre ich wahrscheinlich in die nächste Stadt gefahren, so schlimm in Gedanken schwamm ich umher. Doch wo kam er so schnell nur her und wie kam er so übertreiben schnell weg? Ich war mir sicher, dass er kurz nachdem ich den "Stop" Knopf gedrückt hatte verschwunden war. Konnte das überhaupt sein? Konnte jemand einfach so verschwinden? Nein, das musste ich mir eingebildet haben. Verrückt, ich werde einfach nur verrückt. Ich schob das Geschehene beiseite und sah dem Bus noch hinterher. So voll wie es da drin war, wunderte es mich, dass ich nicht an schlimmer Platzangst leide.

Erneut, wie jeden Tag auch, überquerte ich die Straße und ging noch eine ganze Weile gerade aus, bis ich zuhause ankam. Das Auto meines Vaters stand schon in der schmalen Einfahrt. Er war früher zu Hause als sonst, sonst ist er immer eine fleißige Arbeitsbiene. Sein Mercedes-Benz glänzte in der heißen Mittagssonne. Es schien so, als ob er noch vor wenigen Minuten in der Waschanlage war. Na ja, Vater legte ja schon immer auf Sauberkeit bei seinem Wagen. Manchmal dachte ich, er liebte seinen Wagen mehr als meine Mutter und mich. Emotionslos trat ich, wie immer ins weiße Haus ein und musste zu meinem Bedauern feststellen, dass schon alles im vollem Gange war. Ich möchte mich einfach in mein Bett legen und weinen. Wie immer, nur weinen.

 

Meine Mutter bemerkte mich erst mehrere Minuten später. Sie und mein Vater gingen wild durch die Wohnung und schleppte schwere Kartons hin und her. Ich sah erst eine ganze Weile zu, bis ich mich dazu entschloss erst einmal in mein Zimmer zu gehen. Doch soweit kam es nicht. Meine Neugier drängelte sich heraus und bahnte sich ein Weg in die Freiheit. "Was macht ihr denn da?" Die Frage war schneller draußen als ich es hätte verhindern können.

"Amaya, wie schön du kommst gerade rechtzeitig." Mein Vater setzte den Karton ab, den er zuvor noch in den Händen hielt und legte seine Arme um meine Mutter. Beide bekamen ein großes Lächeln im Gesicht, als währe es schon immer da.

"Weißt du Amaya, deine Mutter und ich haben einen neuen Job bekommen."

"Wir werden nach Japan ziehen ist das nicht toll!", sprach nun meine Mutter und lächelte mir zu.

Nach Japan? Dort wo man Reiß mit den Stäbchen essen konnte? Wo man Feste mit den tollen Kleidern feiern konnte? Dort wo alles anders ist als hier? Dort, wo es diese Menschen in meiner Schule nicht gab? Das war genau das, was ich wollte! Ein neues Leben, ein kompletter neuer Anfang. Doch momentan war mir nicht nach feiern oder lächeln zumute. Natürlich freute ich mich aber zuerst wollte ich den entsetzlichen Schmerz von den Ereignissen in der Schule erneut verarbeiten.

 "Ist alle ok? Du sagst ja gar nichts." Die Stimme meiner Mutter riss mich aus meinen Gedanken. Schon das dritte mal heute, dass ich nicht in Ruhe denken konnte. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass ich innerlich vollkommen zerfressen von Hass, Trauer und Leid war. Nein, ich wollte ihre gute Laune nicht verderben. Wie so üblich setzte ich das Fake-Lächeln wieder auf und antwortete mit einem Nicken. Hätte ich jetzt geredet, wären die Tränen nur so aus mir heraus gesprudelt. Es war ein Wunder, dass ich überhaupt noch das Lächeln einsetzten konnte. Jedoch auch nicht ganz verwunderlich. Die ausdruckslose Maske, die ich mir seit Jahren angeeignet hatte, schützte mich vor so vielem.

"Gut, denn es wird morgen schon los gehen und deine neue Schule wirst du dann in den nächsten Tagen direkt besuchen können." Erneut nickte ich nur. Eine neue Schule, eine Schuluniform die meinem Körper zierten ja, vielleicht sogar neue Freunde oder auch ein komplett neues Leben. Ich konnte bis jetzt nur davon träumen, doch schon morgen wird es so sein, dass ich meinem alten Leben nicht mal zuwinken werde. Tschau, werde dich nicht vermissen. Ich schluckte den vertrauten Schmerz von innen runter und gab meinen Eltern zu verstehen, dass ich im Zimmer schon mal packen gehe. Kurz danach verschwand ich schon die Treppe hinauf zu meinem Zimmer und ließ die beiden alleine weiter packen. 

 

Oben angekommen musste ich feststellen, dass mein Zimmer zur Hälfte schon gepackt war. Einzig und allein mein Kleiderschrank war noch voll und einige Bücher standen ebenfalls in meinem Regal. Ich stellte meine Tasche ab und begab mich daran, mir Klamotten und ein Buch für die Fahrt morgen heraus zu suchen und den Rest packte ich so gut wie möglich ein. Beim vorbei gehen des Schrankes, fiel mir der Spiegel auf der anderen Seite auf. Ich konnte nicht anders und ging dort hin. Ich musste sehen, wie mein Gesicht von Tag und Tag trauriger oder emotionsloser durch die verdrängten Gefühle wurde. Meine braunen, glatten Haare waren zu einem Zopf gebunden, welcher mir dann einfach nur bis zu den Schulterblättern reichte. Einzig und allein mein Pony hing mir im Gesicht und verdeckte zum Teil mein rechtes Augen. Mit einem kurzen Schwung zur Seite, war mein Auge auch schon wieder freigesetzt. Diese dunklen Augen hatten nichts fröhliches mehr an sich. Sie waren regelrecht nur noch matt und traurig. In ihnen zeigte sich die schwere Trauer meines Inneren wieder. Die Augen sind die Spiegel deiner Seele. Das fröhliche Kind von damals, war vollkommen ausgelöscht und in ihnen nicht mehr wieder zu finden. Vielleicht würde sich ja das auf der neuen Schule ändern. Mein Blick wanderte weiter zu meinen Lippen. Das kleine, feine Lächeln sah ich darauf schon lange nicht mehr. Zumindest nicht im Spiegel. Weiter unten war meine Figur die, so wie ich es feststellte, nicht viel verändert hatte. Meine Brust war zwar nicht ganz so groß wie die der anderen Mädchen, aber meine schlanke Figur war geblieben. Das hatte ein Vorteil. Egal was ich alles an langen Klamotten trug, meine Figur war darin komischerweise immer gut zu erkennen. Der Neid der anderen Weiber, war das einzige in all den Jahren, was mich noch ein wenig tröstete.

Nein, weg damit! Weg mit den unnötigen traurigen Gedanken, die sich in meinem Herz und in meinen Kopf befanden. In ein paar Stunden war ich für immer weg davon, also konnte ich genauso gut meine Zeit anders nutzen, als mit trauern. Leider hatte ich keine Geschwister mit denen ich die Zeit hätte tot schlagen können. Also beschloss ich mich schon fertig für das Bett zu machen. Obwohl es gerade erst fünf Uhr war, war ich erschöpft. Wahrscheinlich von den ganzen Strapazen des Tages. Ich legte mich ins Bett, sah noch zum letzten mal den Sonnenschein dieses Landes, bis ich endgültig einschlief und mich meinem neuem Leben widmete.

Kapitel 3: Ein Schritt weiter, Richtung Japan.

 "Es geht los!!", schrie mein Vater mich aus dem Schlaf. Es ging los. Das neue Leben fing mit einer lauten Stimme an. Jedoch hatte ich ein Albtraum, einen den ich schon seit Wochen habe. Ächzend stand ich auf, zog mich an und ging zu meinen Eltern an den Frühstückstisch. Es hab Spiegelei und frisch gepressten Orangensaft.

"Guten Morgen Sonnenschein", sagte meine Mutter, als sie mir ein Teller mit Spiegelei gab. Ein Sonnenschein? Der Sonnenschein ist schon lange heftig ermordet worden. Miesepeter trifft es auf vielen Ebenen meines Lebens wohl eher. Ich sollte mich freuen, denn es ist wirklich wahr. Ich wurde nicht angelogen oder verarscht. Wir ziehen tatsächlich nach Japan, welches mir mein Vater bewies, der genüsslich über den anstehenden Flug plauderte.

"Also Schatz. Unser Flug kommt um 13 Uhr. Es läuft so ab. Wir fahren mit dem Auto zum Flughafen, danach checken wir ein und unsere Sachen und das Auto wird per Schiff verfrachtet", erklärte er. Ich hörte ihm gar nicht zu. Japan ist mein Traum, mein Anker. Doch ich freute mich nicht. Ich bin Schmerz und Hass gewöhnt, könnte es wirklich anders als jetzt in meinem scheiß Leben laufen? Genüsslich trank ich einen Schluck Orangensaft. Der ist einfach so köstlich. Doch er half nicht. Warum sollte so plötzlich alles wieder besser werden? Es hat doch eh keinen Sinn. Wo ist die verdammte Logik? Ich wurde Jahre lang gequält und jetzt soll alles endlich vorbei sein? Ich freue mich lieber nicht, sonst werde ich noch verletzt. Vorsichtig wage ich mich an die Sache ran. Sehr vorsichtig, ließ keine guten Gefühle an mich ran. Bin zu kaputt dazu. Viel zu kaputt.

"Es ist zeit", sagt mein Vater. Mit Mühe stand ich auf und kontrolliert meinen Rucksack, ob ich alles dabei hab. Buch? Check. Handy? Check. Pflegeprodukte? Check. Alles weiter war ebenso vorhanden. Check! Nun war es soweit.

Der Flugplatz war reichlich besucht. Jetzt weiß ich wie sich ein Huhn bei einer Massentierhaltung fühlt. Sind wir das nicht alle? Eine große Maße...alle unbedeutend. Wie philosophisch ich wieder bin. Da wurde auch schon unser Flug aufgerufen. Ich bin soweit.

 

Zum Glück habe ich ein Einzelplatz. Meine Eltern sitzen eine Reihe hinter mir und reden über unser neues Leben..ich bin lieber nicht voreilig, obwohl, wenn ich hier so schon im Flugzeug sitze freu ich mich schon umso mehr, als Zuhause. Meine Gefühle spielen ständig verrückt, als hätte ich andauernd meine Tage. Jetzt kann uns nichts mehr aufhalten. Vor mir sitzen zwei ältere Damen und freuten sich auf ihren Urlaub. Ich hätte gerne Urlaub von meinem Leben, bekomme ich den jetzt? Für immer? Ob mich jemand in der Schule vermisst? Bestimmt nur, weil sie keinen Freak mehr zum mobben haben. Die armen Schweine. Fast tun sie mir Leid, sollen die doch in der Hölle schmoren, wo sie auch hin gehören. "Hallo liebe Besucher. Willkommen. Wir starten nun, bitte schnallen Sie sich an und ich wünsche Ihnen allesamt einen angenehmen Flug. Danke, dass sie sich für die Germanairline entschieden haben." Das Flugzeug startete und eher ich mich versah, waren wir schon in den Lüften. Wer währe nicht gern frei wie ein Vogel? Einfach wegfliegen, wenn einem was stört und nie wieder kommen. Ich merkte schon langsam wie ich einschlief. Bin so müde...so allein.

 

~Erinnerungen~

 

"Ahhhhhhh Hilfe!", schreien die Kinder um ihr Leben. "Alles deine Schuld du Monster", beleidigte mich das Kind, welches in den lodernden Flammen verbrannte. War ich das gewesen? Meinten die mich? Was war nur so unendlich falsch mit mir gelaufen? Ich war falsch. So außerordentlich falsch. Ganz und gar falsch. Gehören tuh ich hier nicht hin. Bin anders und alleine. "Freak!", hörte ich noch die Massen schreien. Unendlicher Schmerz kam auf. Oma, wärst du nur hier. Mein Leben wäre anders verlaufen. Auf ein baldiges Wiedersehen....

 

"MIR IST LANGWEILIG" Die wunderbare Stimme eines kleinen Kindes reißt mich aus den Träumen. Dem Kind sei dank.

"Schatz, wein bitte nicht. So machst du Mami traurig!" Die Mutter versuchte um jeden Preis ihr Kind zum Schweigen zu bringen. "Na Schlafmütze." Mein Vater stupste mich an und ich drehte mich zu ihn um. Meine Mutter schlief bereits tief und fest. Zum Glück schnarchte sie nicht auch noch.

"Wie lange habe ich geschlafen?"

"Paar Stunden. Jedoch nicht genug, wir haben einen langen Flug vor uns." Mein Vater weiß einfach wie man Menschen glücklich macht...-nicht.

"Papa, was habt ihr eigentlich für ein Jobangebot?" Das Lächeln meines Vaters verschwand, ich weiß nicht wieso.

"Ähm, weißt du Schatz. Wir arbeiten ab jetzt in einer Baufirma. Eine bekannte, mit dem Namen Nukai." Sagte mir wirklich nichts. "Aber ich hoffe diese Umstellung ist nicht als zu-"

"Papa..du kommst doch aus Japan. Ich habe japanische Wurzel und kann die Sprache ein bisschen, alles okay." Ich lernte mal die Sprache aus Interesse. Nachdem ich meinem Vater weiter klar gemacht habe, dass ich nicht sauer oder traurig wegen des Umzuges bin, guckte ich wieder nach vorne und lehnte mich an. Das war noch ein langer Weg. "Goodbye Germany, werde dich nicht vermissen!"

 

 

 

Kapitel 4: Ankommen in Japan

Die Zeit verging, doch wirklich viel machen konnten wir ja doch nicht. Ich saß regelrecht nur am Fenster und begutachtete den Himmel und die einzelnen Wolken, die sich unter uns aufbauschten. Früher stellte ich mir bei diesen Wolken Figuren vor, jetzt nicht mehr. Die kleinen Kinder, die es scheinbar kaum noch erwarten konnten, fingen an zu schreien und zu quengeln. Ein nervtötendes Geräusch. Früher war ich nie so laut, das sagte zumindest meine Mutter mir immer und immer wieder, wenn wir ein lautes Kind trafen. Ich fing vor lauter Langeweile sogar an die Leute genau zu beobachten, wie sie einem nach den anderen auf die Toilette gingen. Doch selbst das war nach den nächsten paar Minuten zu langweilig. "Dad?", fragte ich nach hinten und drehte mich ein wenig zu ihm um.

"Ja Spätzchen?" Er wendete seine ganze Aufmerksamkeit nun mir.

"Kannst du mir das Buch geben, was Mama in der Hand hält?" Es war ja nicht selten, dass meine Mutter während des Lesens einfach so einschlief. Manchmal fragte ich mich, ob das zeigen sollte, dass sie es langweilig findet, doch sie sagte immer nur, dass es sie entspannen würden. Hin und wieder träumt sie auch davon. Wie zu erwarten gab mein Vater mir jenes Buch. Als Ersatz für dies legte er den Arm meiner Mutter auf seinen. Sie sollte wegen so einer Kleinigkeit scheinbar nicht direkt aufwachen. Ich kümmerte mich nicht weiter darum, bedankte mich noch kurz und fing sofort an zu lesen.

Na ja, viel von dem Buch wusste ich noch nicht. Es ging regelrecht nur darum, dass Kinder ihr Zuhause durch einen schrecklichen Brand verloren, welcher von einer Magierin gesetzt wurde. Die Magierin wollte das jedoch nicht. Sie wurde von einer dunklen und bösen Macht gesteuert. Das Buch war an manchen Stellen sehr verwirrend, aber auch wieder so einfühlsam, dass man sich wünschte in dieser Geschichte mitwirkend zu sein. Allerdings gab es auch langweilige Kapitel. Sollte mich jedoch überhaupt nicht stören.

Knapp eine Stunde später kam der Aufruf auf den alle gewartet haben. "Sehr geehrte Gäste, wir werden in kürze in Japan landen. Bitte bringen Sie ihre Sitze wieder in einer Aufrechten Position. Wir danken Ihnen, dass Sie mit uns geflogen sind. Schönen Tag noch." Kaum war das ausgesprochen sah man ein strahlendes Gesicht in so gut wie jeden Gast. Selbst als ich mich zu meinen Eltern umsah grinsten sie voller Vorfreude und man sah richtig, wie meine Mutter sich an meinen Vater klammerte. Ich richtete mein Blick erneut aus dem Fenster. "Wir sind da...", murmelte ich leise hervor und bemerkte wie der Druck mich in den Sitz drückte. Wir landeten schon in mein neues Leben.

 

Kurz nachdem wir gelandet waren und wir unser Gepäck holten, gingen wir schon nach draußen und was ich sah war atemberaubend. So viele Leute und alle so fröhlich. Weit und breit waren keine Mädchen mit strenger Miene zu sehen. Es liefen sogar viele Highschool Schüler an mir vorbei. Ihr Anblick ließ meine Augen glitzern. Sie sahen so wunderschön in ihrer Schuluniform aus. Bald werde ich auch so was tragen können. Man konnte sich nicht vorstellen, was mein Herz für einen großen Sprung machte. "Amaya kommst du oder sollen wir ohne dich fahren?" Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Vater. Er war schon ein wenig weiter weg von mir und stand an einem Taxi. Mit Freude rannte ich zu ihm hin und stieg ein. Es war nicht verwunderlich, dass sein Auto noch nicht da war. Er müsse es bald aber abholen gehen. Noch eine kurze Unterhaltung mit dem Taxifahrer und schon ging es los. Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. So viele Sachen, die mir unbekannt waren und vor allem auch kein einziges Gesicht, was ich kannte. Alles was ich bisher nur im Fernseher gesehen hatte, konnte ich endlich live vor mir erleben. Es war ein Traum!

 

Als wir vor einem Haus anhielten glitzerten meine Augen. Ich glaub, dass war das erste Mal seit Jahren, dass mein Herz so einen Sprung in die Höhe gemacht hatte. Ich half beim Ausladen der Sachen und blieb danach mit meinen Eltern wie angewurzelt davor stehen. "Da sind wir nun", sprach meine Mutter und legte ihren Kopf auf die Schulter ihres Mannes. "Zuhause...", brachte ich hervor und konnte die aufkommenden Tränen nicht mehr unterdrücken. Sie schossen hoch und liefen gerade Wegs meine Wangen hinunter. Ich ließ meine Sachen fallen und rannte hinein. Laut riss ich nur so das kleine Tor vor dem Haus auf und raste sofort auf dies zu. Natürlich war es abgeschlossen, doch durch die Fenster konnte ich trotzdem sehen, so groß war ich auch. Sogar als ich die Wände des braunen Gebäudes berührte fühlte ich diese Wärme wieder in meinem Herzen.

"Mama, Papa worauf wartet ihr! Macht die Tür auf!", schrie ich zu ihnen hinüber. Sie kamen aus dem Lachen nicht mehr heraus und eh ich mich versah drehte sich das Schloss auf und wir gingen hinein. Das helle Licht was mir dann vor die Augen kam fühlte sich an, als wäre ich vor dem Paradiestor gelandet. "Wir sind zu Hause!", schrie ich noch einmal kräftig und schon flog die Tür hinter mir zu und damit begann auch mein neuer Lebensabschnitt. Endlich bin ich zu Hause angekommen.

Kapitel 5: Welcome Home Amaya

"It's the final countdown. The final countdown." Ich lief singend durch mein Zimmer, halb fröhlich, halb aufgeregt. "Ohh We're heading for Venus and still we stand tall 'Cause maybe they've seen us and welcome us all, yea With so many light years to go and things to be found (To be found) I'm sure that we'll all miss her so." Warum ich singe? Ich bin gut drauf. Das hätte man bestimmt nicht von mir erwartet, der depressiver Emo kann lachen. Jawohl. Natürlich bin ich aber kein Emo, war nur so daher gesagt. Was ein Schulwechsel-eher Kontinentwechsel- alles so für Freude auslösen kann. Ich bin völlig ausgewechselt. Ein neue Mensch, doch nur für kurze Zeit.

 "It's the final countdown The final countdown The final countdown (The final countdown) Ohh ho ohh." Warum Final Contdown? Vielleicht weil bald die Schule anfängt und das die letzten Tage sind, die ich frei habe. Okay, ich tue so als wäre ich hier schon Wochen (eher noch nicht mal ein Tag), doch ich habe mein ganzes Leben hier drauf gewartet. Das Radio spielte die letzten Töne des Klassikers und schaltete auf japanische Nachrichten um. Ich schaltete es aus. Fließend konnte ich ja auch noch nicht ganz japanisch. Aber TV gucken kann ich bestimmt; dachte ich mir und ließ mich auf mein neues Sofa fallen. Es war weiß, darum musste ich mit meinem geliebten Kirschsaft extrem vorsichtig sein. Es lief grade irgendeiner von tausenden Animes. Wenn man bewegende Bilder vor sich hat, kann man sich mehr an die Sprache gewöhnen, als mit dem Radio...glaub ich. Bin ja kein Wissenschaftler oder so. Meine Eltern sind auch hinterhältig... Sie haben diesen Umzug geplant oder wie kommt es, dass mein Zimmer so schön möbiliert und eingeräumt ist, wie ich es mir immer gewünscht hatte? Mein Schrank stand in einer Ecke neben meiner Kommode. Diese zwei Holzmöbel waren aus schönem Material gemacht und mein Bett war..halt ein Bett, doch war es ein große Bett (natürlich nur für eine Person). Die Wände waren lindgrün und einfach eine wunderschöne Farbe, ohne jede Zweifel. Ebenso waren kleine Schmetterlinge und dazu passende japanische Buchstaben an die Wand geklebt wurden. Ich hatte ein Fernseher an der Wand hängen und einen Laptop auf dem Schreibtisch stehen, der wiederum aus dem gleichen Holz -wie die anderen Möbel auch- geschnitzt ist...wortwörtlich. Dazu hatte das Zimmer einen weißen, weichen Teppich und dunkles Fließen holz. Dieser Kontrast zwischen dem Teppich und dem Boden war einfach so köstlich. Meine Vorhänge waren auch weiß und wunderschöne Orchideen schmückten meine Fensterbank. Der Ausblick war fantastisch. Man sah große Berge und nur Grünes. Wer gedacht hatte, dass ich in eine große Stadt- wie Tokio- ziehen würde, hatte sich gewaltig in den Finger geschnitten. Wohnhaft waren wir nämlich in einem kleinen Dorf, dessen Namen ich wieder vergessen habe, wie peinlich 2.0. Es liegt sehr abseits und doch muss man nicht sehr weit fahren, um sich irgendein Luxus, wie Videospiele oder Eis zu kaufen. Das Nötigste haben wir hier aber natürlich auch ...endlich fühle ich mich zuhause.

 "Amaya, kannst du für mich einkaufen gehen?", fragte meine Mutter. Sie stand urplötzlich an meinem Türrahmen. Wie lange stand sie da schon? Hat sie gesehen, wie ich doof und gedankenverloren diesen Anime schaute?

"Klar Mama." Es war bestimmt das erste Mal, das ich freiwillig und gern das Haus verließ. Sie gab mir eine Tüte und einen Einkaufszettel. Brot und Milch. Früher hätte ich mich über eine so lappigen Liste geärgert, aber ist doch egal. Jacke und Schuhe zog ich an und machte mich auf, auf in die weite Welt...ok eigentlich nur um die Ecke. Denn da war einer, der zwei einzigen Lebensmittelläden in der Nähe. Meine Mutter gab mir gestern noch eine Karte von dem Dörfchen. Außer Kühe gibt es hier wohl nichts spannendes... Gott ich liebe es. Obwohl das Dorf nicht so groß ist wie ne Stadt (logischerweise), wohnen hier viele Leute und selbst wirtschaftlich lief es sehr gut. Warum mir trotzdem etwas mulmig ist, war der Grund das ich noch nie von diesem Ort gehört habe und er auf keiner Karte drauf war. 'Immijukishi' so hieß das Dorf, mir ist es grade eingefallen.

 "Was wollen?", fragte mich plötzlich jemand. Ich zuckte zusammen. Ich befand mich schon im Laden, lustig hab ich gar nicht mitbekommen.

"Sie sprechen deutsch?", fragte ich freundlich. Kurze Sache über mich....ich kann nicht freundlich klingen.

"Nicht gut nicht gut." Also ohne zu schleimen, eigentlich konnte er ganz gut Deutsch. Auch wenn sein Wortschatz nicht groß war.

"Könnte ich bitte Mich und Volk...ähm Brot haben?" Er nickte und verschwand. Das war ein sehr kleiner Laden. Diese hatte nur das Nötigste. Jedoch der andere Laden war viel größer, in dem kann man auch mit nem Einkaufswaagen fahren.

"Brot und Milch." Ich gab ihm einfach das ganze Geld, was mir meine Mutter gab und bekam nichts zurück.

"Arigatō." Wow ich konnte doch etwas Japanisch. Ich ging wieder nachhause, auf den Weg sehe ich weitere Schüler. Ich freu mich schon so sehr auf die Uniform. Die Gegend um unserer Haus war sehr grün und fröhlich. Blumen weit und breit. Frische Luft und viele Tiere. Ohne Witz, ich liebte Tiere so sehr. Hätte am liebsten zehn Katzen. Katzen sind cool. In einem Dorf voller Tiere, frische Luft und Blumen könnte es mir doch nur gut gehen. Möglicherweise sehe ich zur Zeit alles zu bunt. Was wäre, wenn ich enttäuscht werde? Egal, daran mag ich jetzt noch nicht denken. Vielleicht mit der Schulzeit. Die Schule....ob es so wird wie in Deutschland oder besser? Wir hoffen auf das beste. Es ist Zeit. It's the final Countdown.

Kapitel 6: Highschool

"It's the final countdown The final countdown", wisperte ich, als ich erneut durch die Tür meines neuen und wunderschönem Zuhause ging. Mit der Tüte auf den Armen bepackt, worin die Einkäufe drin waren, ging ich Richtung Küche, um die erworbenen Sachen einzuräumen.

"Amaya kannst du mir noch ein klitzekleinen Gefallen tun?", rief meine Mutter mir zu.

"Natürlich, soll ich noch mal etwas einkaufen? Hast du etwas vergessen?" Schon alleine das ich dies fragte, müsste meine Mutter völlig aus der Bahn geworfen haben. Früher bekam sie bei so einem Satz immer ein "Geh doch bitte selber" zurück oder halt ein nein, je nach dem wie meine Laune war. Ich ging halt nicht gerne unter Menschen, aber dieses Mal konnte ich es kaum erwarten, soviel von Japan, äh ich meinte Immijukishi (die Stadt, in der ich lebe) zu sehen, wie nur möglich. Ich ging aus der Küche um endgültig zu sehen, was meine Mutter von mir wollte. Als ich ihr breites Grinsen und ihre nach hinten geschlagenen Arme sah, wurde mir allerdings ein wenig mulmig. Was hatte sie nun wieder vor?

 "Nein ich habe nichts vergessen. Ich möchte nur, dass du diese hier mal anprobierst", kicherte sie und brachte etwas vom Rücken hervor. Meine Augen fingen sofort an zu funkeln und ich konnte es nicht glauben. Selbst mein Mund stand nun ein wenig offen. Gleich kommen Fliegen rein.

"Mach den Mund zu sonst kommen noch Fliegen rein", sprach mein Vater nun und legte den Arm um meine Mutter. Ich wusste, dass er das sagen würde, doch wo kam er eigentlich so plötzlich her? Na ja war ja auch jetzt nicht relevant. 

 "Aber....aber das ist doch...."

"Deine Schuluniform, ja." Ich konnte es nicht glauben. Sie war so sorgfältig in Folie eingepackt, sodass ich mich kaum traute, sie zu berühren. Zitternd nahm ich sie in die Hand und starrte sie an. Sekunden vielleicht sogar Minuten vergingen, wo ich einfach nur da stand und mich nicht rühren konnte. Ich bin ein absoluter Schuluniformfan. Schon immer war ich fasziniert, dass alle Kinder sich im Sinne Kleidung gleichten und keine eigene Mode die Welt beherrschte und die reichen Blondinen nicht ihre Designermode präsentieren könnten, als wären sie auf einem nicht vorhandenen Laufsteg. Ebenso war sie überaus hübsch und ich konnte nicht verheimlichen, dass ich die Animes, welche über die Highschool gehen am meisten mag.

 "A-ma-ya!" stockte es zu mir hervor. Ich wusste genau was sie wollten. Völlig aufgedreht rannte ich ins Badezimmer und legte sie auf die Kommode. Langsam entfernte ich die Folie davon, als könnten die Sachen zerbrechen, wenn ich nur ein wenig zu fest drückte. Die rote Schleife legte ich ordentlich auf die Fensterbank. Die weiße Bluse legte ich ganz sorgfältig neben den braunen Rock und daneben noch das passende Hemd, welches hellgrün war. Dazu noch die schwarzen Strümpfe und die braunen Schuhe. Erst jetzt wurde ich mir den Farben bewusst. Eine richtige, japanische Schuluniform. Ganz vorsichtig schlüpfte ich in die einzelnen Klamotten. Sie fielen wie Seide über meinen Körper hinunter und passten auch perfekt. Wie für mich gemacht. Mein einziger Makel war, ich mochte Röcke nicht wirklich gerne. Vor allem nicht so kurz wie dieser hier war. Er reichte ja nicht einmal richtig zu den Knien.

 

Etwas nervös trat ich aus dem Badezimmer heraus, streifte mir noch das Hemd glatt was ich zuknöpfte und bekam genau in diesem Moment eine neue Schultasche in die Hände gedrückt.

"Wie schön du aussiehst! Wie ein richtiges, japanisches Schulmädchen! Die Sachen stehen dir perfekt." Meine Mutter war hin und weg gerissen. Ich selbst wusste allerdings nicht, wie ich aussah. Ich konnte es mir zwar denken, doch ich hatte noch nicht in ein Spiegel gesehen. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, zog sie mich sofort in das Schlafzimmer meiner Eltern und stellte mich vorm Spiegel. Ich war nun genauso geschockt wie sie. War das wirklich ich? So ein hübsches Mädchen? Unglaublich!
Ich wollte es zu Anfang nicht, aber ich musste sie wieder ausziehen. Am Abend ging ich ganz schnell ins Bett und hoffte, dass der nächste Tag sehr schnell kommen würde. Sogar in der Nacht hatte ich nur davon geträumt. Hoffentlich gleicht die Schule meinen süßen Träumen.

"Amaya aufstehen!", rief meine Mutter als sie mich aus dem Bett schüttelte. In den Moment fühlte ich mich, wie ein Schüttelkuchen. Sie hatte voll und ganz übertrieben. Ich hatte noch eine Stunde Zeit, bis mich mein Vater zur Schule fahren würde. Diese machte ich mir natürlich zu nutze. Ich ging duschen, danach frühstücken und meine Haare machen. Die ganze Zeit konnte ich die Kleidung die ich am Leibe trug nicht aus den Augen lassen. Schlussendlich war es dann soweit. Mein Vater fing an mit seinem Auto zu hupen. Ich wusste gar nicht, wann er es abgeholt hatte, aber das war mir auch egal. Ich umarmte kurz noch meine Mutter liebevoll, stieg in den Wagen und schon fuhren wir los. Richtung neues (Schul-) Leben.

"Sag mal Papa, wann hast du das Auto eigentlich genau abgeholt?"

"Gestern Nachmittag noch." Ach so war das. In der Zeit wo ich im Zimmer saß und meine Klamotten in die Schränk packte, hatte er das Auto abgeholt, um mich heute zu Schule zu fahren. Es war, soviel ich weiß, heute nur eine Ausnahme. Ich müsste ansonsten mit der Bahn fahren, wie alle anderen auch.

 

Die Fahrt dauerte genau dreißig Minuten. Mit der Bahn würde sie wahrscheinlich nicht viel länger dauern. Mein Vater hielt vor der neuen Schule an, doch ich bekam etwas Angst und traute mich zu Anfang gar nicht aus zusteigen. "Keine Sorge Amaya, heute wird alles gut laufen", sprach er mir noch zu eher er davon fuhr. Wäre ich nicht ausgestiegen, wäre er wahrscheinlich mit mir weg gefahren. Wie angewurzelt blieb ich dennoch vor der Schule stehen und begutachtete die Schüler und Schülerinnen, die immer weiter ins Schulgebäude gingen. Irgendwann musste ich meinen Mut zusammen nehmen und rein gehen. Schließlich musste ich vorher noch zum Direktor. Allerdings ließen mich die Blicke von den ganzen anderen Schülern nicht kalt.

Oh Gott sie wissen es! Sie wissen das ich eine neue bin!, dachte ich und ging Kopf gesenkt weiter. Ich musste gegen jemanden geknallt sein, denn mein Kopf fing kurz an zu stechen und mein Körper bekam einen heftigen Ruck ab. Ich sah auf und sah in eisblaue Augen. "E-entschuldigung", flüsterte ich und ging einen Schritt zurück. Eh ich realisiert hatte, dass es ein Junge war senkte ich sofort wieder meinen Kopf und drückte den Griff meiner Tasche mittlerweile schon richtig fest, sodass ich ihn nicht weiter sah außer seine Schuhe und die Hose.

 "Macht doch nichts. Pass das nächste Mal aber etwas mehr auf, sonst verletzt sich noch jemand." Mit diesen Worten ging er auch schon in eine Klasse. Hatte ich mir das gerade eingebildet oder war er tatsächlich nett zu mir? Ich dachte, ich würde jetzt richtig angeschrien werden und mit fiesen Kommentaren bombardiert werden, doch dem war augenscheinlich nicht so. Seine Worte hatten tatsächlich etwas behutsamen und nettes in sich.

"Du bist auch neu hier richtig?" Die Frage riss mich aus meiner Trance und erweckte meine Neugier. Es war ein Mädchen mit einer sanftem Stimme, die mich ansprach. Ich traute mir einen kurzen Blick nach oben. Blonde Haare, die zu zwei großen Zöpfen gebunden waren. Ein feines Gesicht mit lieblichen, kindlichen blauen Augen und die Schuluniform, die sie am Leibe trug.

"Ja, bin ich", antworte ich auf die Frage und senkte meinen Blick wieder etwas. Sie sah zwar nicht aus wie die Mädchen, welche ich kannte, aber der erste Schein kann ja bekanntlich trügen.

"Freut mich dich kennen zulernen. Ich bin Lin."

"Amaya..", gab ich nur kurz darauf und strich mein Pony aus dem Gesicht. Es war eher eine nervöse Geste die ich öfters machte.

"Ich muss auch zum Direktor, ich kann dich direkt mitnehmen, wenn du möchtest." Mir war es auf einer Seite völlig Fremd, dass mir jemand half und so lieb zu mir war. Auf der anderen Seite jedoch, war es genau das was ich wollte. Aber statt zu antworten, nickte ich nur und fragte mich, woher sie wusste, dass ich zur Direktor musste. Wahrscheinlich war es mir anzusehen. Ich dachte nicht weiter nach und folgte ihr bis zum Direktorzimmer. 

"So da sind wir auch schon." Wo ich gerade den Kopf anhob, musste ich daran denken, dass hier einige perfekt deutsch sprechen konnten. War ja auch mal eine deutsche Kolonie. Das war etwas verwunderlich, aber sehr viel konnte ich auch nicht drüber nachdenken, denn wir standen schon vor dem Direktor und nun hieß es aufmerksam sein. 

"Ihr seit also die beiden neuen Schülerinnen. Es ist ungewöhnlich mitten im Jahr neue Schüler zu bekommen, daher habt ihr sehr viel Aufmerksamkeit erregt. Aber das ist ja nicht tragisch!" Der Direktor sah ganz anders aus, als ich es mir erträumt hatte. Statt graue Haare und eine Brille, hatte er braune, kurze Haare und eine sehr freundlichen, junge und dazu noch nette Ausstrahlung. Er trug einen schwarzen, fein gebügelten Anzug, mit einem braunem Hemd und schwarze, dazupassende Schuhe

"Entschuldigen sie bitte", sprach ich darauf und lächelt leicht. Es war natürlich nur mein Feak-Lächeln.

"Du musst dich nicht entschuldigen. Nicht dafür. Sorgt einfach dafür, dass ihr einen guten Abschluss macht und keinen Blödsinn anstellt. Ich will euch hier nämlich nicht wieder sehen." Zwar wusste ich wie es gemeint war, dennoch kam es rüber wie ein "Verschwindet von dieser Schule!" Wir beredeten noch einiges mehr und am Ende wurden Lin und ich in die gleiche Klasse gesteckt. Klasse 3-C. Es gab Klassen von A-E. A war natürlich die beste Klasse wobei E dann die schlechtere war. Sie wurden dann auch noch den Jahrgansstufen eingeteilt. Lin und ich waren scheinbar dazwischen. Ob sie meine erste Freundin sein würde? Immerhin verhielt sie sich schon so.
Gerade als wir den Raum des Direktors verließen und er uns zu unsere Klasse bringen wollte, klingelte es schon. Es war Unterrichtsbeginn. Nun fing das Leben auf der neuen Highschool an.

Kapitel 7: Oh mein Gott..

"Oh mein Gott!" Dies dachte ich nur, als ich meine neue Klasse betrat. Neben der Tatsache, dass ich mich getäuscht habe und die Klasse mit Schülern, verschiedenen Jahrgängen gemischt wurde, ist die Klasse...speziell. Der Raum war in vier Abteile eingeteilt, die jeweils zwei Tische haben. Jeder Abteil ist durch einer Farbe gegenzeichnet. Darum sieht es in dem großen Raum so bunt aus. "What the...?", dachte ich mir nur erneut. Die Schüler schauten mich an, als wäre ich ein schiefgegangenes Experiment von Frankenstein. Vielleicht bin ich das sogar, vielleicht aber sogar auch nicht. Lin sah ganz normal aus, ob sie diese Klasseneinteilung kannte?

"Ihr müsste Lin und Amaya sein." Eine freundlich aussehende und junge Lehrerin lächelte uns an. "Schön das ihr hier seid und das mit den Tischen.." Ihr sind wohl meine Blicke aufgefallen "Also kurz und knapp. Bei Blau sitzen die schwachen Yowais, bei gelb die mittel starken Risōsu, bei Orange die starken Tsuyoku und bei Rot sitzen die Zens. Verstanden?" Hä? Die was und wer? Und schwach und stark? Ich blicks nicht, ich traute mich aber nicht zu fragen. Ich will ja nicht wie die letzte Glühbirne aussehen. "Hier noch.." Sie gab uns beiden ein Schild mit unserem Namen. Die Schilder waren beide blau. Wir sind also Anfänger. Oh ja, ich hab es. Da die Klassen wohl gemischt sind, haben die älteren einen höheren Rang.

 "Das glaubst du doch nicht wirklich oder?", sagte Lin plötzlich, die die ganze Zeit ruhig war.

"Hä? Was meinst-"

"Setzt euch jetzt bitte hin, ihr Hoheiten", meinte ein Junge von 'Team rot'. Wir setzten uns zu den komplett blau laktierten Tischen und Stühlen hin. Ich war so gespannt auf die erste Stunde, dass war eine komplett andere Welt, die ich hier betreten habe. Ob das gut ausgeht?

DOPPELSTUNDE MATHE. Ausgerechnet Mathe. Nein, es geht nicht gut aus! Wieso nicht Kunst oder von mir aus auch Sport oder Geschichte. Aber Mathe war so ziemlich das schlimmste Fach der Welt, des Universums. Es waren grade fünf Minuten rum, wo uns die Lehrerin klar machte, dass wir Mathe hatten. Redete sie immer so viel?

"Jetzt haben wir Mathe. Mathe machen wir jetzt. Mathe. MATHE. Hört ihr. Mathe" ...Ich hatte es beim ersten Mal verstanden.

"Nimmt jetzt bitte euer Bücher und Schreibhefte raus."

"Ähm?", flüsterte ich kaum hörbar. Die anderen Schüler drückten auf einen Knopf, der unmerklich am Tischrand war. Kaum gedrückt, fuhr auch schon eine Schublade raus, wo sie ihr Material wie Stifte und Hefte haben. Spitze, ganz modern. Willkommen im Jahre 2025, Amaya du bist die Erste hier! Das erklärt irgendwie, wieso die Tische nicht besonders groß sind. Man kann alles in den Schubladen verstauen und glücklich leben.

"So was habe ich noch nie gesehen." Das es so was gibt, ist ja völlig neu. Jedenfalls an einer Schule, die sind ja nie besondern 'up to date'. So was ähnliches habe ich von Japan erwartet, aber in so einem Kaff? Awesome.

"Öffnet jetzt bitte euer Mathebuch auf Seite 37 auf und macht die Aufgaben. Wenn ihr fertig seid, ruht euch etwas aus." Awesome. Ich öffnete die Schublade und dort lagen auch schon unbeschriftete Hefte und ein Mathebuch. Einfach cool. Ich öffnete die mir gesagte Seite und schaute mir die Aufgabe an. "Zwei Drachen fressen fünfhundert Einhörner, davon sind aber 20% seltene Gestaltwandler, von denen es nur zweihundert auf der Welt gibt.
A: Wie viele GW wurden gefressen?
B: Um wie viel % sinkt die GW Bevölkerung ?
C: Wie viel isst ein Drache?" ...Was ist das für eine Aufgabe? Früher hatten wir nur realistische Aufgaben. Okay...nicht gerade realistisch. Ich meine, wieso würde ein einziger Mensch fünfzig Wassermelonen kaufen? Oder, wer würde, wenn er nur drei Kekse hätte, einen abgeben? Total Sinnfrei.


Mathe ist vorbei und die Pause startete. Lin und ich wurden zum Rektor gebeten, damit wir noch einiges klären könnten.

"Also Mädels. Ich muss euch erst mal die Schulregeln erklären. Regeln sind das A und O einer guten Schullaufbahn. Ohne Regeln würden wir an die Gründe gehen und Papier essen. Also, zum Anfang holt euren Schulplaner raus. Dort stehen schon mal die Regeln geschrieben und diese sind auch die wichtigsten." Es raus holen? Lin holte ihres aus der Tasche, ich stand ohne eins da.

"Wo ist deines?" Ich wurde rot und sagte nicht. Welchen Schulplaner meinte er? Ich hab keinen.

"Ähm..", meldete sich Lin.

"Weist du noch in Mathe? Da lagen für uns paar Sachen drin, auch ein Schulplaner!", sagte sie. Kann sie Gedanken lesen oder rede ich beim denken?

 "Jawohl", meldete sich der Rektor. "In der Schule kriegt jeder einen Schulplaner und benutzt es für Schulische Aktivitäten. In den Pausen aber legt man es in die Klasse, wegen Sachschäden oder so ähnliches. Letztens ist einem Jungen fast der Kopf abgefallen, als er so ein Ding gegen die Birne geschlottert bekommen hat. Es ist Dick, da man hinein nicht nur die Hausaufgaben oder Termin schreibt, sondern auch Notizen, Schulveranstaltungen oder auch weiteres. Du MUSST es immer dabei haben."

"Wir sind erst zur 3 Stunde gekommen, darum waren alle diese Teile bestimmt im Tisch", erklärte mir Lin noch dazu. Im Tisch..lustiger Ausdruck.

"Genau", antwortete ich. "Ich geh dann kurz meins holen."
Diese Schule hat wirklich ihre Regeln. Ganz Europa ist nichts dagegen. Wie peinlich das auch war. Alle nehmen ihr Dingsda mit, außer ich und dazu MUSS man es dabei haben. In meiner neuen Klasse angekommen, öffnete ich die Tür ohne anzuklopfen, in der Annahme das es leer sei. Falsch gedacht. Da war der Typ von vorhin.

"Hey Amaya. Wenigstens rempelst du mich nicht wieder an, bist du provi Footballspieler? Das hat schon etwas weggetan. Aber nur ein bisschen", sagte er belustigt und lachte. Was für ne Weichbirne.

"Woher kennst du mein Name?", fragte ich ihn, während ich zu meinem Tisch ging. Er wiederum war beim roten Tisch und holte ebenso seinen Planer. Von wegen, wir müssen es immer dabei haben. Nicht mal die 'roten' halten sich daran.

"Hast du deins auch vergessen, Schwachkopf?", fragte er mich.

"Ja, aber selber, du Dummkopf." Er fing wieder an zu lachen und dazu hat er einfach mal so meine Frage ignoriert. Seine eisblauen Augen waren wunderschön und glitzerten ein wenig. 

"Falls es dir nicht aufgefallen ist, war ich in Mathe nicht da und wollte meinen Planer benutzen, um einen Zettel, worauf Entschuldigungen drauf geschrieben sind, abzumachen und meinen Bruder zu überreichen, damit er das ausfüllen kann, du Neuling." Er stand auf und ging Richtung Tür. Bevor er den Raum verließ sagte er noch: "Ich bin Metayo. Dai Metayo." Ich nahm meine Sachen und wartete eine Minute, wollte nur sicher sein, dass er auch ja weg ist....Dai.....hört sich an, wie ein Mädchenname.

"Also Leute, es geht so ab. Wenn ihr einen Termin habt, müsst ihr eine Entschuldigung der Schule abgeben, ich glaub, dass ist auch überall so, auch in Europa. Wenn ihr euer Planer vergessen habt, was schlecht ist, müsst ihr es ein Tag später oder wenn ihr halt wieder da seid machen. Weiteres erklärt sich in den nächsten Tagen von selbst und das mit den Aufteilungen lernt ihr im Training kennen, was nächste Woche wieder beginnt." Training? "Alles klar?" Wir nickten beide. Ich wollte nicht doof dastehen und ihn nach diesem gewissen Training fragen, doch verwirt bin ich jetzt schon etwas. Es gibt viele wichtigen Regeln.

 

1: "Kein rennen auf den Schulgängen, außer ihr müsst dringend auf Klo oder seit zu spät. Dann rennt wie Speedy Gonzales. Ihr wisst schon, die schnellst Maus...ähm ja.

 

2: Keine Drogen und kein Alkohol bitte. Ist lästig und macht das Leben kaputt. Dazu gehören Zigaretten, Grass, Kaugummi. So weiter alles verstanden?" Wir nickten.

 

3: "Küssen ist in der Schule erlaubt, aber bitte nicht mehr, auch nicht auf den Toiletten..dass muss doch nicht sein. Kommt schon.

 

4: Mobbing ist untersagt. Mehr muss man dazu nicht sagen. Tut niemandem weh und keiner tut dir weh.

 

5: Pünktlichkeit ist eine Tugend. Bitte seid es auch. Zeit ist geld und Geld ist Macht. Wollt ihr Macht braucht ihr Zeit..oder auch Geld."

 

Es folgten weitere Regeln, doch so standert Sachen, wie: Kaugummi kauen ist untersagt. Die Benutzung eines Handys während dem Unterricht ebenso, hey, aber vorher und nachher ist so oder so erlaubt. Gut so. Es waren viele Regeln aufeinmal und ich bin froh, dass ich nicht mitschreiben musste. Es war verwirrend, da Regeln dabei waren, die für mich unsinnig waren, z.B: 'Niemand darf seine Fähigkeiten zu etwas bösen benutzen oder um jemanden Schaden zuzufügen.' Welche Fähigkeiten? Die Fähigkeit zu spucken und zu kratzen? Die haben eine komische Ausdrucksweiße, die Japaner. Dies ganze dauerte gefüllte 40 Minuten. Endlich entlassen, können Lin und ich zum Unterricht gehen. Nicht nur, dass wir die Pause verpasst haben, sondern auch den Anfang der vorletzten Stunde.


Als wir das Büro verließen, sprach Lin mich an. "Viel zu viel auf einmal", sagte Lin freundlich, als wir nach dem Termin im Büro zum nächsten Fach gingen, von dem wir mindestens 15 Minuten verpasst haben. "Ja schon, etwas komisch, doch er wird schon..hoffendlich." Wir haben nur noch Geschichte, eine Doppelstunde. Und dann heißt es nach Hause. Das war jedenfalls der verrücktesten Schultag meines Lebens und ab jetzt ist das jeden Tag so. Hoffendlich überlebe ich das mit Bravo.

Kapitel 8: Neuling zeigt sich ?

"Doppelstunde Geschichte, besser konnte es mir gar nicht ergehen. Eines der Fächer was ich mochte. Schon alleine, weil mich alles in Geschichte so sehr interessiert hatte, konnte ich, obwohl ich sonst das stille Mäuschen am Rande war, zeigen das ich doch was drauf hatte. Außerdem musste ich "Dai Metayo" noch seine Frechheit zurück zahlen. Ich mag zwar zur blauen Gruppe gehören, dennoch hab' ich in Geschichte so einiges drauf!
Nach dem Termin im Büro, gingen wir sofort zu unserer Klasse. Wir waren 15 Minuten zu spät, der Lehrer aber auch. Er war einfach nicht da. Die Klasse war alleine. Wunderschöne Klasse...wenn ich mich darin nur nicht so fehl am Platz fühlen würde und nicht untergeordnet wäre. Irgendwie erinnerte mich das genau an früher. Vorne saßen immer die klugen, süßen Mädchen und Jungen die immer alles machten, wie die braven Engel. Mittig saßen meist die ruhigen, eher distanzierten Mädchen aber auch diese Art an Leuten, die andere mobbten. Und ganz hinten saß so jemand wie ich. Kapuze auf und mit dem Blick auf dem Tisch gerichtet. Die meisten nannten das kuschen, aber ich konnte so einfach am besten zuhören. Die Kapuze hielt mir meist die strengen Blicke ab.
Die Tür wurde aufgeschoben und schon wanderte mein Blick vom Tisch zur Tür. Der Lehrer kam rein. Na fantastisch, so was musste ja kommen. Wenn es eins gab was ich hasste, dann waren es Lehrer statt Lehrerinnen. Warum? Ganz einfach. Ich konnte noch nie mit Lehrern oder generell mit Lehrerpersonal umgehen. Nicht zu wissen wie sie sind, oder was sie machen, macht mich grade zu wahnsinnig. Bei Lehrerinnen ist das irgendwie ganz anders.

 "Holt als erstes euren Planer raus!", befahl er. Er entschuldigte sich sogar nicht mal für seine Verspätung und sprach irgendeinen Grund aus. Natürlich taten es alle sofort, doch es gab bei mir nur ein Problem. Meins war nicht in meiner Tasche. Verdammt! Ich muss es wohl ausersehen in der Mensa liegen gelassen haben. Als er das wenig später bemerkte, stand er vor mir und sah mit einem herablassenden Blick auf mich hinunter.

"Wo ist dein Planer Miss....ähm..." Er schien meinen Nachnamen noch nicht zu wissen. Gut so! Ich würden ihn dem auch nicht verraten. Wozu auch? Ich komme mir immer so dumm vor, wenn mich jemand mit Nachnamen anspricht. "Amaya!", antwortete ich schnell darauf und stand auf, um auf gleicher Augenhöhe zu sein. Wenn ich schon keine Kapuze hatte, die ich mir überziehen konnte, dann begebe ich mich wenigstens auf gleicher Distanz, um nicht schwach zu werden.

"Von mir aus. Miss Amaya wo ist Ihr Teil?" Es war mehr ein bedrohliches Knurren, als eine Frage. Kaum zu glauben, dass mir bei dem Funkeln seiner leicht gereizten, braunen Augen die Knie anfingen zu zittern.

"Ja also wissen Sie, ich äh....." Verdammt was sollte ich denn jetzt drauf antworten? Ich konnte doch kaum mein peinliches Geschehen erzählen, wobei ich doch in Geschichte alles geben wollte! Man sah ihm richtig an, dass er eine Antwort verlangte und das so schnell wie möglich. Doch ich hatte keine, die nicht peinlich genug gewesen wäre.

Wie auf Stichwort schob sich die Klassentür erneut auf, wodurch sich die Aufmerksamkeit des Lehrers abwandte. Natürlich auch meine. Doch dort sah ich Dai Metayo mit einem Planer in der Hand. Meinem Planer. Er trat auf mich zu und beugte sich ein wenig hinunter. Wie ich es hasste das man größer war als ich.

 "Du hast deinen Planer in der Mensa vergessen, Irichi-san", sprach er und drückte es mir regelrecht in die Hände. "Dummkopf!", gab er noch leise hinzu, sodass nur ich es hören konnte.

"Metayo-kun...", flüsterte ich und sah ihn in die Augen. Wieso mich dieses Eisblau immer so fesselte wusste ich auch nicht. Aber wenn ich eins wusste, dann das er unheimlich gut aussah.
Der Lehrer und er redeten noch etwas auf Japanisch, dann trat er weg und setzte sich in die rote Gruppe und der Herr Lehrer wieder vorne ans Pult. Redeten sie extra deutsch, damit ich sie immer verstand? Und wieso konnten sie es so gut? Aber was mich am meisten beschäftigte war, woher kannte Dai meinen Nachnamen?!
Ich musste die Gedanken weg schieben und platz machen für den Unterrichtsstoff. Hin und wieder sprach der Lehrer nur einige Wörter auf Japanisch dennoch kam ich mit. Ich meldete mich sogar ganz oft. Mir kam es vor, wie ein Wettstreit. Dai und ich haben uns immer nach einander gemeldet. Schon alleine wegen den beiden Stunden, hätte ich auf dem Zeugnis eine Eins bekommen müssen. Es war das erste Mal, dass ich so mitgemacht haben in meiner gesamten Schulzeit. Ich zeigte mich zum aller ersten Mal offener, fröhlicher und kampfbereiter. Jedoch musste ich auch die Erfahrungen machen, dass Mister Neunmalklug besser war als ich und dies deutlich zeigte. "Du liegst falsch Neuling. Du hast ein besonderen Teil vergessen, der deine Geschichte völlig umschreibt."

"Zufällig hab ich auch ein Namen Herr 'Ich- weiß- alles-besser'!"

"Vielleicht willst du ihn ja auch mal nennen?"

"Du kennst ihn doch bereits!"

"Also gibst du es zu, dass ich besser bin als du, wenn ich auch schon deinen ganzen Namen kenne, obwohl du ihn nicht einmal gesagt hast?"
Er schlug mich mit jedem Satz den ich aussprach. Immer mehr und mehr. Irgendwann ließ ich es bleiben und auch nicht wenig später klingelte es zum Unterrichtsschluss. Mir ging es nicht aus dem Kopf, wie ich mich endlich mal versucht hatte zu wehren. Wahrscheinlich, weil es nicht so werden sollte wie vorher.

"Na hatten wir genug, Neuling?" Seine Augen musterten mich. Spöttisch, erleichtert weil er gewonnen hatte und auch gierig auf meine nächste Reaktion.

"Tzh ich bitte dich. Auf dein Niveau lasse ich mich doch nicht herab. Ich hab dich gewinnen lassen", sprach ich, stand ruckartig auf und begab mich zur Tür. Ach ja, Mädchen die nicht verlieren können. Mir fiel jetzt erst auf, dass er und ich die beiden Einzigen noch waren, die sich im Raum befanden. So durfte das nicht bleiben! Ich kann doch nicht alleine mit dem Typen!

"Und deswegen ziehst du jetzt auch ab, wie ein aufgebrachtes Frettchen?" Er hat mich gerade nicht ernsthaft Frettchen genannt! Ich blieb stehen und sah auf den Boden. Der Türschlitzt vor meinen Füßen schien immer dunkler geworden zu sein, als wäre eine Meute Schüler vor der Tür und würden uns belauschen.

"Für was hältst du dich eigentlich!?", fragte ich mittlerweile aufgebracht. Meine Hand drückte den Griff meiner Tasche schon so fest, dass, wenn er aus Glas gewesen wäre, er zersprungen wäre.

"Für Dai Metayo. Ich dachte du kennst meinen Namen bereits, nachdem ich ihn dir gesagt und du ihn sogar geflüstert hast." Er hatte das gehört?! Wie peinlich war das denn bitte? Ausgerechnet das? Aber ich gönnte es ihm jetzt nicht rot anzulaufen und mich zu schämen. Im Gegenteil, ich drehte mich herum, packte ihn an der Krawatte und sah ihn leicht gereizt in die Augen.

"Pass mal auf 'Dai Metayo' erstens bin ich kein Frettchen! Zweitens weiß ich nicht was ich dir getan habe, dass du direkt am ersten Tag versuchst mich zu schikanieren!" Durch jedes weitere Wort was ich aussprach, drückte ich die Krawatte immer fester.

 "Na als Neuling traust du dich ja was. Übrigens bevorzuge ich von dir Metayo-kun." Von null auf hundert hatte er einen unheimlichen Blick in seinen Augen. Er ließ mich zurückschrecken, führte dazu, dass ich seine Krawatte los ließ und einige Schritte zurück ging. Wie ein aufgeplusterter Pfau rückte er sie sich zurecht, steckte seine freie Hand, womit er die Tasche nicht festhielt in die Hosentasche und stand mit einem spöttischem Grinsen vor mir. "Angst?" Diese Frage ließ alle möglichen Nerven in mir erfrieren. Angst...das Gefühl was ich nicht haben wollte... das was ich versuchte gerade eben zu vermeiden. Nein! Nicht mit mir!

"Vor dir? Niemals." Das war meine letzte Antwort. Ich zog so schnell wie möglich ab. Einfach raus, nur raus aus diesem Raum dessen Luft mich zu ersticken drohte!

Draußen am Tor angekommen schnappte ich panisch nach Luft. Ich atmete zwar schon die ganze Zeit, dennoch hoffte ich dadurch mein Herzrasen unter Kontrolle zu bekommen. Hatte ich doch Angst? Angst vor dem Ausdruck in seinen Augen? Das war doch alles zum verrückt werden. Er kannte meinen ganzen Namen, aber woher? Er kämpfte mit mir, aber wieso? Er ist doch definitiv über mir das bestreite ich ja nicht, aber wieso muss er sich dennoch mit mir messen? Das ergab alles keinen Sinn.
Ein Hupen riss mich aus den Gedanken. Mein Vater stand mit seinem Auto vor mir und wank mich herein. Ich tat was er verlangte und stieg ein. Natürlich fragte er mich aus als wir nach Hause fuhren doch die Sache mit ihm hatte ich absichtlich nicht verraten. So viel musste er auch nicht wissen. Ich konnte seinen Namen ja kaum aussprechen ohne Herzrasen zu bekommen, also ließ ich es direkt bleiben. Wir fuhren weiter bis wir zu hause ankamen und ich endlich meine Ruhe finden konnte...

Kapitel 9: Karate

Dieser Morgen, ist ein schlechter Morgen. Neben der Tatsache, dass ich erst einmal wirklich verschlief, nicht frühstücken konnte und nun mit leerem Magen im Zug sitze, habe ich auch kein Geld für Essen dabei...und ah ja, heute haben wir irgendein bestimmtes 'Training'. Da freu ich mich aber nicht so wirklich drauf.
Heute, wie bereits gesagt, beginnt das Training. Bei dem Wort 'Training', dachte ich mir gar nichts. War bestimmt irgendeine Sportart. Doch als ein kräftiger, riesen großer Mann auftauchte, der Mr. Chuck genannt wurde, war es auch schon vorbei. Das war kein normaler Sport. Dies war Karate. KAMPFSPORT. Ja super. Ich kämpfe wahrscheinlich so gut, wie ein Schmetterling.

 "Also ihr Flachpfeifen. Da sich zwei neue Milchbubis dachten, mitten im Jahr hier aufzutauchen und diesen ganzen Mist auf den Kopf zu stellen, Respekt erst mal dafür, muss ich jetzt diese unnötigen Regeln wiederholen. Also hört zu. Ihr habt ja dieses neumodische, unnötiges Stück Papier." Meinte er den Planer? "Da ist ein Bewertungssystem eingebaut. Ich bewerte euch halbjährlich in Schulnoten. 1 gut und 6 nicht so gut. kapisch?. Dazu gibt es auch Regeln.

 

1: Keiner wird umgebracht. Das wird nur unnötig Ärger machen und wer soll das alles aufputzen?

 

2: Keinen in die Weichteile treten. Mal ehrlich.. das tut weh. Wirklich weh. Aua..

 

und 3. ist das wichtigste. Keine unmenschlichen Kräfte einsetzten. Diese Sportart reduziert sich auf optimale Harmonie mit dem Körper. Haha Harmonie...Also das heißt: NUR draufschlagen. So jetzt teilt euch in 2eier Gruppen ein." Unmenschliche Kräfte? Meinte er zufällig...beißen und spucken? Bestimmt oder bestimmt nicht.. Er hat auf jeden Fall eine komische Ausdrucksweise und wohl ein Haufen Probleme. Was ist denn mit dem? Ob der wohl einen Abschluss hat? Wahrscheinlich unwahrscheinlich. Na ja, jedenfalls hat er einen komischen Sinn für Humor.

Er sagte, dass wir uns einen Partner suchen müssen. Ich suchte mit den Augen im Raum nach Lin. Diese hatte aber schon ein Partner. "Brauchst du noch jemanden?", fragte eine, leider mir bekannte, doch ausnahmsweise nett wirkende Stimme. "Oh Nein.." Ich drehte mich um und sah direkt in die Augen von Mr. Dai Volltrottel.

"Oh Nein. Auf keinen Fall. Ich werde nicht mit dir ein Team bilden. Lieber würde ich mit Frankensteins Monster oder Graf Dracula kämpfen!!" Ich funkelte ihn böse an. Sollte er doch Kaffee mit dem Teufel trinken, oder ins Bermudadreieck schwimmen.

"Wieso? Nenne mir mal einen Grund?" Einen Grund. Du bist Dai. Grund reichlich genug.

"Ähm....du..bist ROT und ich blau. Ältere dürfen doch nicht gegen junges und...zartes Gemüse kämpfen." Ich versuchte mich mit allen Mitteln rauszureden und diese Worte taten weh in meinem Hals. Sie auszusprechen fühlt sich an, als würde ich mich übergeben. Hoffentlich klappt die Ausrede, mit ihm kämpfe ich nicht und das ist das letzte, was ich sage!!

 "Hä? Das hat nichts mit den jeweiligen Stufen zu-"

"So jetzt die Standardstellung. Neulinge, macht einfach die geübteren, trotzdem nicht sehr erfolgreichen Milchbubis nach." Die Standardstellung, wie ich an Mr. Volltrottel aka. Milchbubi annahm, bestand darin sich fest auf den Boden zu stellen und die Hände so zu positionieren, als wenn man jemanden schubsen wollte. Ich machte Dai alles nach, wie ein kleiner Schüler. 'Senpai Dai' genoss es wohl in jeden Fasern, doch war es sogar sehr harmonisch, als die nächsten Übungen vollbracht wurden. Mir machte das hier sehr viel Spaß. Hätte ich ehrlich gesagt nicht gedacht. Fünfzehn Minuten waren noch von dieser schönen Stunde übrig. Hier dauerte eine Stunde 50 min. Während diesen 35 Minuten ist viel passiert. 

 

Vorfall 1: Chiko (ein Klassenkamerad) hat sich beim trainieren den Arm umgebogen und musste in die Notaufnahme. Er behauptete, dass sein Partner (Jo) ihm absichtlich den Arm verbog, damit er gewinnen könne. Er wiederum bestritt dies, deshalb endete alles in einer üblen Diskussion, bis der Trainer keine Lust mehr hatte und Chiko mit Jo einfach weg schickte.

 

Vorfall 2: Lin und ihr Partner, der sich Ken nannte (Haha Barbie und Ken) flirteten, worauf der Trainer sich aufregte und behauptete "Das ist ein Karatekurs und keine billige Partnerbörse!" Worauf sie neue Partner bekommen haben und der Trainer nach diesem zweiten Vorfall wirklich keine Lust mehr hatte.
Trotzdem machte mir diese Stunde sehr viel Spaß und ich hoffe, dass dieser Kurs öfter in der Woche vertreten war. Ich hätte nie erahnen können, dass mir irgendeine Sportart jemals und irgendwann Spaß machen würde. Unglaublich!

 

"Wir üben weiter. Nächste Woche haben wir ein Turnier. Dai komm mal sofort her." Ein Bitte wäre ja nicht ganz so verkehrt Herr Lehrer. Dai ging brav, nach dessen Befehl zum Lehrer.

"Dies ist der sogenannte 'Kapitän'. Leute, die sich an dem Turnier beteiligen (Ist ja nur ne Schulveranstaltung), üben mit dem Milchbubi hier jeden Tag nach der Schule eine halbe Stunde. Verstanden? Super. Jetzt geht euch umziehen, Ihr stinkt." Ein Karateturnier?. Vielleicht wäre das was für mich? Ich bin zwar nicht besonders gut, doch könnte ich mich bestimmt steigern.

 

Die Duschen waren sauber und bestanden aus zahlreichen Kabinen, dass bedeutete man müsse sich nicht vor anderen Ausziehen/anziehen oder waschen. Das war toll. Ich zog mich nicht gerne vor anderen aus, das war doch damals schon schlimm, als ich schwimmen hatte. Dort musste man sich noch komplett ausziehen, um seine Badesachen anzuziehen, war das damals schlimm. Während ich in Erinnerungen schwelgte und die Kabine verließ, traf ich plötzlich auf Dai.

"Hey Baka, bist du beim Turnier auch dabei? Für ein Mädchen warst du ganz...okay, nennen wir es liebevoll.. 'okay'" Er lächelte darauf, als hätte er einen bomben Witz gebracht und alle würden lachen.. außer ich. Sollte ich mich jetzt geschmeichelt oder beleidigt fühlen? Das war weder ein Kompliment, noch eine Beleidigung.. komplizierte Sache.

"Ja, natürlich bin ich dabei und selber Baka!" Ich hob meine Sport- und meine Schultasche und verschwand da auch schon von der Bildfläche. Schweigend ließ ich ihn einfach zurück, jedoch merkte ich, wie er immer noch lächelte und mir hinterher starrte.

Kapitel 10: Neue Freunde

Kaum war die "Sport" oder auch "Trainingsstunde" genannt vorbei, alle gewaschen und umgezogen, klingelte es schon zur Pause. Wie erholsam. Ich hatte richtig Hunger bekommen und hoffte nur darauf, das Dai mein knurrenden Magen nicht hörte. Zum Glück konnte ich ja jetzt zur Mensa gehen (Ich hatte wohl doch etwas Geld dabei, ohne, dass ich es geahnt habe.) Lin schien schon voraus gegangen zu sein, also begab ich mich alleine auf dem Weg zur Mensa. Mittagessen. Das einzige Wort, was mir die ganze Zeit in den Kopf fiel und dort auch blieb, aber ich war kein Fresssack! Ich aß heute morgen nur nix zum Frühstück...

 Nachdem ich endlich da war und mich umsah, musste ich feststellen, dass fast alle so saßen wie in der Klasse...Man wurde also durch und durch abgestuft. Widerliches, arrogantes, hochnäsiges Pack! Okay, eigentlich meinte ich damit nur Dai, ausgerechnet den, der nicht zu finden war. Ich begab mich zur Theke, schnappte mir ein Tablett und legte mir Besteck darauf. Mir wurde ein Teller mit Nudeln und Tomatensoße rüber gereicht, den ich dann darauf legte. In meinem Kopf spielte sich eine Szene ab, die ich in einem Film sah. Nudel mit Tomatensoße, die plötzlich anfing zu blubbern und ihren eigenen Willen bekam! Igitt! Das würde ich doch nie runter bekommen. Ich nahm mir noch schnell eine Flasche Wasser und ging los. Nur bis zur Mitte des Raumes. Ich suchte fleißig nach Lin, doch sie war nicht aufzufinden. Daher setzte ich mich an einen Tisch, der noch vollkommen leer war. Es war gut so. Mir kam das bekannte verhalten wieder hoch. Früher aß ich doch auch immer alleine. Gerade als ich die Augen schloss, während ich auf ein Essen kaute, ertönte ein Gekicher am Eingang der Mensa. Ich hielt inne, sah neugierig dahin und erstarrte. Lin! Am liebsten wäre ich zu ihr gelaufen, um nicht alleine zu sein, doch sie war in Begleitung von ein paar Jungs. Mir entfiel jeglicher Gedanken, schließlich konnte ich noch nie gut mit Menschen umgehen und durch mein schusseliges Verhalten wollte ich ihr nicht die gute Stimmung vermiesen. Du bist viel zu streng zu dir selber, du dumme Nuss!, fluchte ich selbst in mich hinein und aß weiter. Ich hoffte, dass sie nicht zu mir kämen, doch das war mal wieder ein Irrtum.

"Amayaaaa!", schrie sie und wank.

Na vielen dank auch du Blondschopf. Jetzt kennt die ganze Mensa, ungefähr die hälfte der schule, meinen Namen!

Sie trat zu mir, mit den paar Jungs und setzte sich. Ich rückte etwas auf, damit alle Leute an den Tisch passten. Normalerweise passten 6 Leute an dem Tisch. Insgesamt waren wir auch 6, nur hatte ich das Gefühl, dass wir bald mehr werden. Sie lachte mit den Jungs noch immer zusammen. Irgendwo wüsste ich gerne, wieso sie lachten, aber auf der anderen Seite war es mir auch egal. Ich aß gemütlich weiter, als sich ein Junge zu mir vor beugte und mich anlächelte.

 "Hey ich bin Kai!"
Was will der denn jetzt von mir? Schön für dich?

"Und wie heißt du?" fragte er und sah mich noch immer lächelnd an.

"...Amaya..." Kurz und knapp. Keine Ahnung, wieso er das wissen wollte, sollte mir eigentlich auch egal sein. Eigentlich...war es aber nicht! Er müsste zur roten Gruppe gehören, er saß in der Klasse, nämlich neben Mister Ach-ich-bin-doch-so-schlau-und-toll.

"Du bist der zweite Neuling richtig?"
Nein ich gehöre zum Planeten Tsuno und bin gekommen und dich zu töten, Idiot! Wie kann man nur so dumm sein? 

"Ja bin ich. Lin kennt ihr ja scheinbar schon", sprach ich und lächelte leicht.

"Natürlich, möchtest du auch mit uns abhängen?"

"Wäre doch voll cool mit den Jungs, hier hat man echt Spaß Amaya!", meldete sich nun Lin wieder und redete weiter mit dem Jungen ihr gegenüber. Soviel ich raus hören konnte, hieß der Junge Sven.... komischer Name hatte ich noch nie gehört.

 "Ich...hätte nichts dagegen...", sprach ich leicht nervös und aß den kleinen Rest auf meinem Teller auf. Kai stütze seinen Ellenbogen auf den Tisch und hielt mir die Hand hin. Sowas hatte ich schon mal gesehen. Die meisten hatten darauf in die andere Hand eingeschlagen, oder es war eine Kampfansage fürs Armdrücken.

"Cool dann freue ich mich jetzt schon auf eine gute Zeit!" Er lachte, wartete scheinbar auch darauf das ich endlich einschlug. Emotionslos erhob ich meine Hand und schlug ein. Ein Laut erschallte den Raum doch keiner schien sich daran zu stören.

 "Ein Neuling wird direkt in die Gruppe aufgenommen und mir wird nichts gesagt? Schäm dich Kai!" Diese Stimme. Nein bitte nicht! Mein Kopf wante sich zur Seite. Doch, er wars. Dai. Wieso tauchte er immer so plötzlich auf?...Die beiden begrüßten sich, faselten dann irgendwas auf japanisch, was ich nicht verstand und wendeten sich wieder an mich.

"Ey Neuling", kam mir Dai entgegen.

"Amaya!"

"Gesundheit" Wollte er mich wirklich provozieren?

"Was willst du?"

"Mit dir reden."

"Leider hab ich gerade kein Interesse zu reden. Schönen Tag noch!" Wütend stand ich auf, schnappte mir meine Schultasche und zog ab. Mein Tablett ließ ich am Platz liegen. Ich konnte sogar noch am Eingang spüren wie mich sehr, sehr viele Blicke jagten also begann ich für den restlichen Weg ein wenig schneller zu laufen.

Gerade kam ich in der Klasse an da klingelte es schon. Laut dem Stundenplan müssten wir jetzt .....Mathe haben. Ausgerechnet das Fach! Wieso nicht Geschichte? Nein unbedingt Mathe.
Brav setzte ich mich an meinen Platz und sah aus dem Fenster. Die Schüler stürmten alle in die Gebäude und eh man sich versah, war keiner mehr da. Sogar meine Klasse war bereits da.

"Das war aber nicht nett von dir vorhin", flüsterte mir Lin zu. Ich entschuldigte mich dafür und holte schon mal meine Sachen raus . Eine Hand knallte auf meinen Tisch. Leicht erschrocken sah ich rauf und begegnete einem Eisblau.

"Du schon wieder?!"

"Ich werde nachher mit dir reden, ob du willst oder nicht", flüsterte er mir zu und schon zog er ab und setzte sich wieder neben Kai. Das war eine eiskalte Feststellung. So kalt wie seine Augen waren, so war scheinbar auch er. Aber nicht mit mir, das konnte er vergessen!
Die Stunde ging relative schnell um, genauso wie die nächsten ganzen Stunden. Einmal wurde ich zwar erwischt, weil ich Kai den Papierschnipsel zurück warf. Er fragte mich, weshalb ich so sauer war und weshalb Dai vorhin auf meinen Tisch schlug. Ich schrieb drauf, dass es egal sei und genau dann wurde ich gesehen. Lin ging heute mit diesem Sven nach Hause, was ich nicht ganz verstand, aber wenn sie wollte, sollte sie es machen. Kai hatte mich zwar auch gefragt, aber ich lehnte dankend ab.
Eine Hand griff mir an die Schulter. Sie brannte förmlich. Mich überschüttete Panik und Angst. In dem Moment kam mir ein dunkler, verschwommener Film vor die Augen.

Erinnerung
"Du Monster! Sieh dir mal mein Haus an! Vollkommen abgebrannt! Verschwinde!" Die Kinder schrieen und die Eltern brüllten. Schwarz.

Meine Augen flimmerten. Meine Beine gaben nach und ich kippte nach hinten. Ich streckte zwar noch meine Hand aus, doch da war nix, was ich hätte greifen können. Ein kleiner Stoß durchzuckte meinen Körper. Die Hände, die vorher so brannten, waren mitlerweile an meinen Oberarmen und hielten mich schützend fest. Mein Rücken lehnte gegen den Körper von jemanden. Ich nahm den Duft von Parfüm war und schloss kurz die Augen. Das Flimmern ließ meine Schläfe pochen.

"Was ist den mit dir los?" Dai! Ich riss mich schnell zusammen, drehte mich um und schlug seine Hände weg, sodass ich auf Abstand kam. Er sah überrascht aus oder auch geschockt? Keine Ahnung.

"Gar nichts, mir geht es gut!", sprach ich prompt und versuchte das Geschehen von gerade zu vergessen.

"Auch gut. Ich wollte dir nur sagen, dass für dich das hinkommen zum 30 min Training jeden Tag Pflicht ist! Vor allem, da du neu bist." Ich bekam nur die Hälfte mit, von dem, was er sagte. Das Flimmern war immer noch da und es drehte sich auch alles. Als ich die Hand vor meinen Augen legte, bemerkte ich, dass mein Gesicht glühte. Dabei ging es mir bis vor paar Minuten noch gut.

"Blablabla Amaya" Mehr verstand ich beim nächsten Satz nicht. Konnte er das noch mal wiederholen?

"Amaya!" Er klang leicht sauer. Aber wieso? Was hatte ich den getan? Mir rutschte die Tasche aus der Hand und auch meine Haltung wurde für mich zu schwer. Ich taumelte ganz schön. Ich bemerkte wie sich mein Gewicht ungewollt nach vorne verlagerte. Schon wieder kam mir der Boden näher. Ich hörte Schritte. Schnell. Dai rannte. Ich knallte in seine Arme. Er musste mich gut festhalten sonst wäre ich weiter gefallen das spürte ich. Sein Arm umfasste meine Taille, sodass er seine rechte einfach auf meine Stirn legen konnte. Kühl, nun war sie richtig kühl. Ich hoffte das er die Hand, nie von meiner Stirn nehmen würde.

"Amaya du glühst ja! Kein Wunder, dass du so rot im Gesicht bist und auch so schwach." Rot? Schwach? Was?

"Kannst du noch ein wenig laufen?" Laufen? Ich konnte ja mehr antworten. Ich sah, wie er meine Tasche aufhob und mich wenig später in die Arme hob. Mein Kopf lehnte an seinem Brustkorb. Sein Hemd kam mir so kühl, wie ein Eisbeutel vor. Herrlich. Trotzdem wollte ich von seinen Armen runter!

"Lass mich runter... Idiot", konnte ich hervor stochern.

"Vergiss es, du kannst ja nicht einmal mehr laufen. Ich fahre dich nach Hause." Nach Hause? Fahren? Bevor ich antworten konnte, ging er auch schon los. Das leichte Schwenken ermüdete mich noch um einiges mehr. Aber ich war auch froh, dass er mich gerade nicht alleine ließ. Ohne ihn wäre ich sicher nicht mal annähernd soweit gekommen. Mich irritierte es jedoch, dass er so nett war. Das kannte ich bisher nicht wirklich von ihm. Ich bemerkte noch, wie er mich in ein Auto setzte, anschnallte und gerade als die Fahrt los ging, verließ mich mein Bewusstsein.

Kapitel 11: Musho

Alls war immer noch dunkeln, alles kühl. Nichts regte sich, ich war wie blind. Kein funken Licht oder Energie war in meinem Körper vorhanden. Alles leer. Fühlt es sich so an, wenn man Tod ist? Ich bin doch nicht Tod? Das kann unmöglich sein, ich bin doch zu jung. Es gab doch noch so viel auf dieser Welt, die ich erleben wollte. Ebenso wollte ich auch eine Familie gründen und heiraten. Ist das so falsch? Warum werden mir meine Gefühle nicht anerkannt? Bin ich so falsch..? Plötzlich drang, wie aus dem Nichts, eine Stimme zu mir, die folgendes sagte:

 "Amaya, du bist anders als die anderen. Sehe es ein. Du wirst nie ein normales Leben führen, außer du vergisst alles und fängst an, deine Macht erfolgreich zu bändigen. Lass das Feuer erlöschen. Feuer kann man nicht mit Feuer besiegen. Denk daran Amaya. Es gibt viele, wie dich, dass ist das Problem. Süße 16 Jahre. So schüchtern, so abweisend, so lodernd und leer. Ohne Gefühle, ohne Hass oder liebe. Ist dir so ein viel anderes 'ich' lieber? Sag es mir, Amaya. Amaya. Amaya. Amaya. Amaya. Amaya." Hör auf damit! "Amaya, denk nach! Amaya." Es hört nicht auf. Hör auf, meinen Namen zu sagen! Ich wendete und schüttelte mich, wollte weg. Hinfort und nie zurück. Alleine sein. Für immer alleine. Gefangen im Dunkeln, gefangen in sich selber.

 

"Geht es dir gut Kleines?", fragte mich eine, mir unbekannte Stimme. "Du glühst ja richtig." Ich spürte eine wässrige Kühle auf meiner Stirn. Bei Bewusstsein spürte ich jeden einzelnen Tropfen, des in kalten Wasser getunkten Lappens. Nicht nur meine Stirn wurde nass, sondern auch meine Kleidung.

"Sollen wir sie nicht doch lieber ins Krankenhaus fahren Dai?" Dai? Was macht Dai hier und wer ist der andere. Kai? Nein. Sven? Auch nicht. Jemand anderes? 

 "Ich weiß nicht, ob sie es wollen würde." Sehr schlau gedacht mein Lieber Dai.

"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte die Stimme.

"Ich wollte mit ihr über, du weißt schon was reden, doch plötzlich ging alles so schnell. Sie ist umgefallen, wurde heiß und ich musste den Helden spielen und sie Heldenhaft auffangen, nur das Pferd und die Musikeinlagen haben gefehlt", sagte Dai. Warum kann ich mich nicht bewegen? Oh warte, wenn ich mich bewegen könnte, würdest du dir wünschen, dass ich tot wäre.

"Und... was jetzt? Wir können sie doch hier nicht so liegen lassen. Dai, bestimmt hast du wieder irgendetwas dummes getan. Oh mein Gott, dieses Arme Mädchen. Gut gemacht Dai, große Klasse. Ich bin stolz auf dich!?", sprach diese unbekannte Stimme mal wieder, doch etwas launischer. Doch, klang sie immer noch sehr lieb und erinnerte mich an einen Gott. Etwa Zeus? Oder Neptun? Nein. Hades! ..Hades? War er ein Gott?

"Nun, ich also..ich meine...ich glaube sie ist ohnmächtig geworden und ich habe NICHTS getan, immer bin ich schuld." WOW, ich bin ohnmächtig geworden. Hätte ich nicht gedacht, gut kombiniert Sherlock Homes.

"Und der Preis, für die dümmste und offensichtlichste Schlussfolgerung geht aaannnn DAI. Applaus. Applaus, Applaus." Huh? Hab ich das grad wirklich gesagt. Ich richtete mich, wie von der Tarantel gestochen auf und sah die zwei Jungs an. Dai und noch jemand, könnte sein Bruder sein. Die beiden hatte nämlich die gleichen eiskalt blauen Augen.

 "Oh..sie ist wieder wach und besonders witzig wie immer, wie schön. Da freuen wir uns aber einen Ast ab!" Soviel Sarkasmus in einem Satz, ah Dai, du spielst mit dem Feuer.

"Hallo ich bin Musho, Dais großer Bruder." Wusste ich es doch! Die sind Brüder! Wie alt war er? 27 vielleicht? Er gab mir die Hand und redete weiter, ich nickte ihm nur freundlich zu und schüttelte dabei seine weiche Hand. Er hatte eine starken, doch weichen Händedruck. Er kam sehr sympatisch und selbstbewusst rüber. Der kam bei Bewerbungsgespräche bestimmt super toll an.

"Ich muss gestehen, ich habe schon komisch geguckt, als Dai mit einem Mädchen in den Armen zurück kam." Was? Wie? Ich sah mich perplex im Raum rum. Jawohl. Es war nicht mein Zimmer. Ich lag auf eine weißes Bett, mit irgendeiner Bettwäsche von einer Band. An der Wand standen Regale mit Trophen, die in Disziplinen wie Fußball oder Karate gewonnen wurden. Ebenso hingen Poster von Bands und 18+ Bilder an der Wand. Dazu standen neben Schrank, Kommode, Computer, Schreibtischs, eine Gitarre und ein Schlagzeug im Zimmer. Das Zimmer war schon richtig groß und hatte eine Fensterwand. Es war das schönste Zimmer, was ich je gesehen habe. Es war auf keine Fall meins. Schade, obwohl es ein Jungen Zimmer war, würde ich mich hier drinnen bestimmt wohl fühlen.

 "Gefällt dir mein Zimmer?", fragte mich Dai mit einem Schmunzeln ihm Gesicht. Ich stand hektisch auf und schrie ihn an. "WAS MACHE ICH HIER?" Sein Bruder guckte mich mehr belustigt, als überrascht an, als würde er diese Reaktion schon kennen. War bestimmt Alttag hier, obwohl, er hatte doch gesagt, dass er überrascht war. Dai jeweils sah aus, als machte er sich grade in seine zu teuren Designer Hose.

"Ey warte. Du bist in MEINE Arme gefallen und jetzt regst du dich auf, dass du in meinem Bett liegt? Wo sind wir den hier bitte? Bei Schlag den Dai, so oft wie es nur geht ins Gesicht oder was?" Das hatte er nicht gesagt? Bin nur ich da, die den ersten Satz zweideutig versteht. Dieser....

"Konntest du Anfänger Held mich nicht nach Hause bringen, wie ein wahrer Gentleman?" Wie unhöfflich ist es bitte, jemanden in ein fremdes Bett zu legen? Da spielt abschleppen eine ganz andere Rolle.

"Ich weiß ja auch wo die Miss. Zicke wohnt." Miss. Zicke? Oje das hat er nicht gesagt. Er sollte beten, dass er das nicht gesagt hat.

"Ja, du konntest aber..." Scheiße, er hatte recht, er wusste wirklich nicht wo ich wohne.

"Aber?" Schon wieder dieses Lächeln. Ich packte meine Schuhe, die zufällig am Bettende lagen und wollte gehen, da merkte ich, dass ich gar nicht wusste, wo die Haustür ist. Wenn ich aus der Fensterwand sehe, kann ich ein Pool erblicken. Dies ist bestimmt ein großes Haus, oder eher eine Villa. Eine Villa....wie das zu Dai nur passt.

 "Musho, kannst du mir bitte die Tür zeigen?", fragte ich ihn und würdigte Dai keines Blickes. Musho zeigte mir die Tür und rief mir dabei noch ein Taxi, während wir vorm Haus standen. Es war wirklich eine Villa. Jetzt weiß ich auch, warum Dai in einer höheren "Gruppe" ist, obwohl er bestimmt nur ein Jahr älter ist, als ich. Mit Geld kann man wohl doch alles erreichen. Die Villa war groß, weiß und prachtvoll. Ein Graten streifte sich über mehrere Quadratmeter. Es war wie ein Palast. "Ihr wohnt schön", meinte ich zu Musho. Es hatte grade den Taxi Anruf beendet.

 "Es ist erträglich." Er legte auf und stand still neben mir, ohne ein Wort stand er da. Es sprühte eine ganz andere Aura, als Dai ab. Sie sahen sich wirklich ähnlich, zwar nur im Gesicht, denn Musho war nur etwas älter und männlicher. Er war muskulös, hatte einen Anzug an und trug einen blonden und fein gestutzten Bart. Es war der gewisse Mann, den man in Filmen sieht und sich sofort in ihn verliebt. Ich fühle mich klein neben ihn. Ebenso hat er, im Gegensatz zu Dai's schwarzen, kurzen Haaren, schulterlange und blonde Locken. Er sah halt aus wie ein Gott, habe ich das nicht schon oft erwähnt?

 "Entschuldige mein Bruder, er denkt immer erst im nachhinein nach...falls er überhaupt denkt." Ich musste schmunzeln. Er hatte Humor, dies mochte ich sehr an Jungs. Außer an Dai, der ging manchmal viel zu weit.

"Er könnte netter sein." Ich traute mich gar nicht zu reden und hatte Angst, dass meine Stimme zittern könnte.

"Er ist nett, nur Strohdoof, außer in der Schule, dort schreibt er zwar gute Noten, trotzdem würde er alleine nie überleben. Hast du ihn schon mal Wäsche waschen gesehen? Tu es dir lieber nie an, es ist verzweifelnd" Diesmal musste ich richtig laut lachen. Nach einiger Zeit kam das Taxi. Musho verabschiedete sich von mir und gab mir, trotz all Protestes, Geld für die Fahrt. Er beteuerte es mit dem Satz "Mein Bruder hat dich ja entführt." Ich stieg ein und die Fahrt begann. Ich stellte mir viele Fragen währenddessen. Wieso bin ich plötzlich so? Warum bin ich zusammen geklappt? Was bedeutet dieser Traum? Warum bin ich so anders, ich traue und mache Dinge, die sonst unüblich für mich wahren. Selbst meine Denkweise ist anders. Es ist so, als wäre ich jemand ganz anderes. Ich hätte mich nie getraut gegen so jemanden, wie Dai was zusagen und heute will ich ihm am liebsten die Fresse eintreten. Ebenso verwirrt mich Musho. Was ist das? Warum geht von ihm so eine Anziehung auf mich aus? Ich versteh das nicht. Musho und Dai könnten anders nicht sein. Sie waren ein Bilderbuch Geschwisterpaar, irgendwie ja schon süß. Ob sie sich gut verstehen? irgendwie verspüren ich plötzlich den Drang, mehr über sie zu erfahren.

 

Die Fahrt zog sich, ich wurde müde. Schon wieder, wie lange konnte ein Mensch nur schlafen? Ich war ja noch nicht mal besonders erschöpft. Gedankenverloren dachte ich über meinen 'Traum' nach. Hatte er eine Bedeutung, oder eher nicht? Wollte er mich warnen oder aufklären und wem gehört diese Stimme? Sie war so vertraut, doch erkannte ich sie nicht. Meine Erinnerungen wurden immer schwächer. Seid ich hier war, ist so viel passiert und so viele neuen Fragen stürzten auf mich ein. Ich war begraben und suchte nur eine Lösung, ich würde sie aber alleine finden. Warum habe ich mich in wenigen Wochen so verändert?

Langsam begann es zu Regnen und die Tropfen klatschten gegen die Fensterscheibe, ausdruckslos schaute ich die verschiedenen Tropfen an, während sie die Scheibe hinunter rasen. War das spannend. "Alles gut mit ihnen?" fragte mich der Taxifahrer. Ich jammerte ein 'Nein,ich bin müde" von mir und hoffte auf jegliche Ruhe. Er konnte wohl Gedanken lesen, denn ab jetzt war es still und er wollte kein Gespräch mit mir führen. Dieses sehr kurze Gespräch riss mich aus meinem Konzept und ich wechselte zum Glück meinen Gedankenweg. Ich dachte an die Trainingsstunden, die mir bevor stehen würden. Ich freute mich, Karate war ein schöner Sport. Unglaublich, ich Amaya mache Sport. Es ist einfach alles so anders....Bin ich denn immer noch Amaya, oder schon jemand ganz und gar anderes?

Kapitl 12: Ein Morgen mit Kai

 Meine Klamotten war noch immer nass, als ich ausstieg und dem Taxi noch hinterher sah. Der eiskalte Abendwind streifte meine Kleidung und ließ mein Schulrock ein wenig flattern. Meine Haare tobten in meinem Gesicht, wie die einzelnen Blätter auf der Straße. Die Fragen stauten sich nach und nach immer mehr auf. Wieso konnte Dai nicht direkt den Krankenwagen rufen? Sicher, ich hätte es nicht gemocht, aber alles wäre besser gewesen, als in seinem Bett aufzuwachen. Und wieso musste der Idiot so schmunzeln, als er mich fragte, ob mir sein Zimmer gefiele? Schick eingerichtet war es ja, aber so was würde ich ihm doch nie preis geben. Wo wäre ich denn dann? Nene so ginge das nicht. Aber, worüber wollte Dai mit mir reden? Es schien ja doch etwas zu sein, was ich nicht wissen sollte, sonst hätte er es ja doch offen zu seinem Bruder sagen können. Oder wussten sie das ich die ganze Zeit alles mitbekam, selbst wenn ich noch ein wenig Schlaftrunken war? Was war eigentlich passiert, bevor ich in seine Arme fiel? Ah man, dass nervte doch richtig. Ich lief automatisch zu meiner Haustür, als wolle ich den ganzen Fragen entkommen. Kaum klingelte ich, sprang die Tür auf und meine Mutter stand verheult im Türrahmen. "Mum? Alles okay?", fragte ich sie und schon hing sie wie eine Klette an mir. Sie konnte ihre Tränen nicht unterdrücken. Schlussendlich war es mein Vater, der sie von mir löste und ich endlich rein kommen konnte.

"Ich dachte dir wäre etwas passiert, du bist so spät", schluchzte sie und wischte ihre Tränen weg.

"Ähm, so falsch liegst du da nicht wirklich." Mein Lächeln im Gesicht war mehr, als hundertprozentig aufgesetzt. Ich kratzte mir leicht am Kopf und fing an leise zu lachen, doch kurz darauf ging sie in voller Panik auf.

"Was ist passiert? Wurdest du vergewaltigt? Hat man dir etwas angetan?! Du musst mit mir reden Amaya!"

"Nein, nein, keine Sorge, mir geht es gut. Ich bin vor der Schule nur zusammen geklappt. Dai hat mich dann zu sich genommen und mir geholfen." Das "leider" dachte ich mir dann hinzu. Wenn ich so drüber nachdachte, wäre es mir lieber gewesen, doch mit Kai nach Hause zu gehen. "Dai?", kam von meinem Vater, der dann fragend eine Augenbraue hob.

"Ja mein Klassenkamerad."

"Wir müssen ihm danken!" Äh was? Wie bitte? Alles nur das nicht! Wenn mein Vater meinte, er müsse sich bei jemanden bedanken, dann ist derjenige meist zum Essen eingeladen. Mir wäre es nur mehr als recht, wenn Dai noch weiterhin nicht wüsste, wo ich wohne.

"Das ist nicht nötig, wirklich. Ich geh dann mal auf mein Zimmer." Aus Gewohnheit wollte ich nach meiner Tasche greifen, doch der Griff ging ins Leere. Verunsichert sah ich überall hin, doch sie stand nirgendswo. Meine Tasche musste noch bei ihm zuhause liegen. Das hieße ja, dass ich außer bei dem Training, morgen mit ihm reden müsse. Alles nur das nicht. Warum kam gerade ich mir so derbe verarscht vor.

"Amaya bist du Okay? Du wirst gerade so rot im Gesicht", sprach meine Mutter die sich mittlerweile wieder gefangen hatte. Rot? Schon wieder? Eine Hand legte sich von hinten auf meine Stirn. Für einen kurzen Moment dachte ich, Dai oder Musho wären hinter mir. Das würde mein Herzrasen erklären.

"Sie hat Fieber es wäre besser, wenn sie sich ausruhen geht." Mein Vater hatte recht. Mir ging es wirklich noch nicht so gut. Dazu war mir auch, wegen der nassen Kleidung kalt. Meine Mutter gab mir daraufhin eine schöne warme Tasse Tee und ließ mich dann auf mein Zimmer gehen. Zitronentee, meine Lieblingssorte.
Im Zimmer schloss ich erstmal meine Fenster. Ich wusste gar nicht, dass sie offen waren. Erst als mir ein kalter Schauer nach dem nächsten den Rücken entlang fuhr. Schnell schlüpfte ich in meine Schlafklamotten und kuschelte mich in mein Bett. Mein Tee war schneller leer, als ich es für möglich gehalten hätte. Die Decke, bis hoch zum Hals gezogen schlief ich dann von purer Erschöpfung ein. Ohne essen, ohne weiter über das Geschehene nachzudenken.

Am nächsten Morgen musste ich, da meine Mutter darauf bestand, meine Temperatur messen. Statt ihr zu sagen ,das sie bei 38.6 lag, meinte ich, dass sie auf 36 gesunken wäre. Schon irgendwie doof, wenn ich mir genügend Detektiv Filme rein gezogen habe, um so eine Lüge glauben zu übermitteln. Ich brauchte meine Tasche wieder und lieber geh ich krank zur Schule, als das er mir die vorbei bringt!
Fertig gefrühstückt, angezogen und bereit, rannte ich zur Haustür und riss sie auf. Ich durfte den Zug nicht verpassen. Doch bevor ich weiter rennen konnte, musste ich eine gruselige Begegnung realisieren.

"WAS WILLST DU HIER UND WIE HAST DU MICH GEFUNDEN!", schrie ich, nachdem ich geschockt stehen blieb.

"Tolle Begrüßung, du Flachpfeife." Im ersten Moment dachte ich, dass Musho oder Dai vor meiner Tür standen, aber es war nur Kai.... nur? NUR?! Wie zur Hölle konnte er mich finden?!

"Ich hab gestern gesehen, wie du aus dem Taxi gestiegen bist und in das Haus rein gegangen bist. Du wohnst doch hier oder nicht?" Man ist der Typ gruselig. Den Sherlock Titel hat Kai mehr verdient und definitiv den Titel eines Stalkers.

 "Was willst du nun hier. Kai?" Man war ich wieder gut gelaunt. Ich musste wie ein Sonnenschein ausgesehen haben. Yuhu.

"Na dich abholen. Gehen wir zusammen zur Schule?"

"Hab ich denn eine andere Wahl?"

"Nein." Er lachte. Oh Gott hör bloß auf zu lachen du Stalker. Wir gingen weiter zum Bahnhof. Auf dem Weg dahin durchlöcherte er mich mit allen möglichen Fragen. Er war wirklich gruselig. Gerade als wir am Bahnsteig standen, musterte er mich fraglich. "Was ist denn?" Sah ich aus wie eine Leinwand, die den neusten Kinofilm abspielte oder so? Ich hatte scheinbar ganz dick und fett das Wort "KINO" auf der Stirn stehen.

"Sag mal Amaya, wo ist deine Tasche?" Das so was auffällt, war ja mal wieder klar.

"Äh...ähm.....ich hab sie scheinbar bei Dai vergessen." Ganz schockiert atmete er ein. Was war denn jetzt los?

"Du warst bei Dai zuhause? Uhhhhh, ihr geht aber schnell ran!" Das hatte er jetzt nicht gesagt!

"W- was denkst du eigentlich, dass ist ganz anders!"

"Ja ja, dass sagen sie alle und sind am Ende doch schwanger." Schwanger?? Von ihm?? Was?!

"Ich kann dir das erklären!"

"Dai und Amaya sitzen auf ein Baum-" Der Zug fuhr in den Moment an uns vorbei. Oh wie ich den Zug dafür liebte! Wenn ich einen Partner aussuchen müsste, wäre es der Zug gewesen. Ich konnte zum Glück den restlichen Satz von ihm nicht verstehen. Wir stiegen ein und versuchten uns irgendwie, in den komplett vollen Zug festzuhalten. Gruppenkuscheln! War scheinbar in letzter Zeit inn gewesen. Hin und wieder hielt mich Kai fest, da ich sonst quer durch den Zug geflogen wäre. Im Gegensatz zu ihm, konnte ich mich nämlich nicht fest halten.

 

Wir stiegen nach fast dreißig Minuten Fahrt wieder aus. Das war ein reines Desaster. Alle drängelten und rannte heraus. Man konnte es ihnen auch nicht verübeln, es war wirklich eng dadrin.

"Bist du in Ordnung?" fragte Kai und streifte sich sein Hemd glatt.

"Ja alles bestens", gab ich als Antwort und lächelte leicht. Meine gute Laune war natürlich noch nicht vorhanden.

"Normalerweise ist er nie so voll. Komisch, erst befasst sich Dai zum ersten Mal richtig mit einem Mädchen und dann ist der Zug so voll. Du bist echt ein Wunderkind." Wunderkind? Ich würde es nicht als gut bezeichnen, dass Dai sich mit mir abgab. Eigentlich wäre es mir lieber, wenn er meine Nähe meiden würde.

"Gibt Dai sich sonst nie mit Mädchen ab?", fragte ich neugierig und ging mit ihm auf das Schulgebäude zu.

"Nein, nicht so wirklich. Und vor allem nicht mit Mädchen, die dümmer sind als er." Autsch! Worte können verletzten du Hirni!

 "Hatte er schon eine Freundin?" Wieso interessierte mich das auf einmal so?

"Ja eine, aber nicht lange. Wie gesagt er meidet Mädchen eigentlich sonst." Wir betraten das Schulgebäude. Er wechselte seine Schuhe und schon gingen wir weiter, bis wir am Anfang des Flures standen und von dort aus Lin und Dai vor der Klasse sahen. Dai hatte zwei Taschen dabei. Eine davon war wohl meine. Er lachte richtig herzhaft mit Lin. War es normal, dass der Anblick ein wenig weh tat?

"Scheinbar gibt es auch Zufälle...", sprach Kai ein wenig betrübt und ging weiter. Ich jedoch dackelte nur leise hinter ihm her. Ich merkte wie Lin und Dai uns kurz ansahen, bis ich dann ohne Kai weiter in die Klasse ging. Kopf gesenkt. Die alte Haltung kam zurück.

 

Kapitel 13: Oh Gott, bitte nicht!

 "Ich dachte schon du bist dumm, aber das du so enorm dämlich bist.. verwunderlich. Ich meine, wie kann man seine Tasche vergessen? Und vor allem als.. als Mädchen!? Sonst dachte ich immer, eure Tasche ist ein Ersatz fürs Hirn und für einen Freund oder waren es die Schuhe? Tja, richtig gedacht! Hier hast du sie wieder kleines." Dieses A..., beruhige dich Amaya, er ist es nicht wert. Sei lieb, sie einfach lieb und süß.

"Danke du Arschloch." Upps, ist mir aus versehen so rausgerutscht. Ein räuspern durchzuckte mich und kurst darauf folgte ein künstliches Husten. Ich packte mir meine Tasche und ging in den nächsten Unterrichte, gefolgt von Dai. Dai hatte mir meine Tasche, kurz vor der ersten Stunde gegeben. Bestimmt hat er alles durchsucht, vielleicht ist er ja pervers und hat eine tote Ratte rein gelegt, zutrauen würde ich es ihm. Kann sein. In dieser heutigen Zivilisation ist alles möglich, selbst das Feiern von Justin Bieber. Nichts gegen ihn.

 "Bitteschön, immer wieder gerne. Das Arschloch trägt gerne deine Tasche hinterher. Weißt du, es hat mir natürlich Spaß gemacht deine Tasche zu tagen. Deine Tasche zu tragen ist eine Aktivität die mein Leben erfühlt und mich ausmacht. Es macht mich einfach glücklich. Meine Lebensbestimmung, nein, mein Lebensinhalt!" Ist das jetzt sein Ernst? Übertreibt er da nicht ein klein wenig?

"Haha, du musst dein Gesicht sehen. Sieht dümmer aus als sonst. Bist du eigentlich natürlich blond?" Wohl nicht. Ich verdoppelte meine normale Geh Geschwindigkeit und lief sogar fast, doch Dai blieb mir hartnäckig an den Fersen, wie ein kleines Kind, welches Schokolade wollte. Einziges Problem: Ich habe keine Schokolade.

"Als Dank dafür, dass ich deine Tasche, dir wieder gebracht habe, könntest du ein Funken netter zu mir sein. Ich mein schau mich an! Ich bin verdammt noch mal liebenswert! So verdammt liebenswert!" Er blieb stehen und zeigte auf sich, um das Gesagte zu verdeutlichen. Sein Gesichtsausdruck war nicht ganz zu deuten. Ich wusste einfach nie, ob er sein Theater ernst meint oder nicht.

"LIEBENSWERT??? Du und liebenswert? Natürlich und ich bin Hulk und steh auf Tiere!" So was, wie er, ist bloß nervig. Sehr, sehr nervig.

"Also, die breite von Hulk hast du ja schon." Das hat er nicht gesagt. Ich bin nicht fett! Ich drehte mich um und knallte ihm eine. Einfach so. Klatsch und weg! "Auer!", schrie er. Soll er doch so viel schreien, wie er lecker lustig ist.

"Hast du verdient!", sagte ich, drehte mich um und ging weg. Wiedermal stelle ich mir die Frage, woher ich die Kraft nehmen mich so zu verhalten. Ich bin wirklich Hulk!! Ein Klingeln ertönte und eröffnete den Unterrichte. Yuhu...

Puh endlich vorbei. Dieser Schultag zog sich wie klebriger Kaugummi. Erst diese peinliche Situation mit der Schultasche, die Ohrfeige und dann noch Mathe, Englisch, Erdkunde und Geschichte. Ich hab es mit Glück überlebt, auch wenn's nur vier Stunden waren, fühlte es sich an wie ne ganze Haftstrafe. Der nach Hause weg war zum Glück nicht so anstrengend. Die Züge waren leer, da wir ja nur vier Stunden hatten. Das Karate fiel auch aus, da Dai sich um Schulsprecher Dinge kümmern musste. Zum Glück war ein Lehrer ebenso krank. Jetzt bin ich schon zuhause und freue mich auf das Mittagessen, ich hab Hunger, wie ein Pferd. Kurz vor meiner Haustür, atmete ich einmal ein und aus. Wieso? Nur so.

Nachdem ich die Tür öffnete und meine Schuhe auszog, kam mir mein Vater entgegen.

"Schatz, ich muss dir was sagen." Oh ne, was jetzt schon wieder. Ich wollte mich eigentlich einfach ins Bett legen und Fernseher gucken oder so.

"Was ist denn?", fragte ich ihn uninteressiert. Bestimmt wollte er mir nun den Sieg von seiner lieblings Fußballmannschaft mitteilen. Bin auch so ein Fußball und allgemein Sportfanatiker wie er..ja.

"Dieser Dai, von dem du uns erzählt hast. Ich habe zufällig seinen Vater getroffen und Dai zum Abendessen eingeladen. Da können wir uns richtig bedanken, dass er sich so gut um dich gekümmert hat. was wäre nur passiert, wenn er dir nicht zur Hilfe geeilt wäre?"

"WASSS?" Das haben die nicht gemacht und dazu, ich würde jetzt ihn nicht an der Backe haben, wenn er mich nicht 'gerettet' hätte. 

"Ähm? Wir haben Dai zum Abendessen eingeladen", sprach mein lieber Daddy, nach dem er mein Leben beendete. Okay, ich übertreibe. Mein Leben ist nicht beendet, nur zerstört. Okay, dass auch nicht..nur schwieriger. Ja, dass trieft den Nagel auf den Kopf! Ich ließ meine Schultasche im Flur stehen und rannte in mein Zimmer.

 

"Ich. Muss. Absagen." In meinem Zimmer angekommen, durchsuchte ich meine Klassenliste und meine Notizen nach seiner Nummer. Leider hatte ich sie nicht, woher auch? Super, Plan B. AUSWANDERN! ich schnappte mir mein Koffer und legte ihn auf mein Bett, erst als ich mir überlegte, was ich alles mitnehmen soll, kam mir die Idee beschissen vor. War sie ja auch! Ich brauche einen Plan C. LIN! Geistesblitz. Lin müsste die Nummer haben. Ich schnappte mein Handy und rief sie an. Mailbox. Verflixt! Plan D, okay was ist Plan D? Kai, Kai, Kai, Kai, Kai. Kai müsste auch Dais Nummer wissen und zum Glück weiß ich auch seine Nummer, da er sie mir mal rüber gereicht hat, ebenso eher unfreiwillig mir gegenüber.

"Hallo Amaya, warum bereicherst du mein Leben mit einem deiner Anruf?" Ähm, mist. Ich hab mir gar nicht überlegt, was ich sagen sollte. Er hat schon verrückte Gedanken und wenn ich von ihm Dais Nummer haben will, bestätigen sich seine Vermutungen.

"Ähm, Hi Kai. Kannst..kannst du mir Dais Nummer ähm... geben?" Oh nein.

"Wieso das denn? Müsstest du nicht seine Nummer haben?" ...Ich weiß nicht, wie ich das interpretieren soll. Am besten gar nicht. Vergiss es einfach Amaya.

"Nein du Volltrottel, ich habe natürlich nicht seine Nummer, würde ich dich sonst Anrufen?" Ich hoffe ich habe mein Standpunkt fest dargelegt.

"Ich kann auch wieder auflegen."

"Stop, okay sorry. Tut mir Leid. "Ich sollte aufhören meine 'Freunde' immer zu beleidigen. Zählen sie denn als Freunde? , naja, jetzt auch egal! "..Ich brauche seine Nummer, da ich....da ich..ähm.. Hilfe bei Mathe brauche." Hoffentlich schluckt er das.

"Hilfe...bei Mathe?" Richtig du Blitzmerker.

"Ja....du hast es erfasst Sherlock." Wie er mich provozierte.

"Okay, dann gebe ich sie dir. Halt den Stift bereit." Er hat es tatsächlich geschluckt!! Ha, 1 zu 0 für mich. Er sagte mir die Nummer und danach würde dieses Gespräch auch beendet. So jetzt muss ich Dai anrufen. Ich plante in meinem Kopf den Ablauf dieses Gespräches und hoffte das alles funktionierte. Ich gab die einzelnen Ziffern ein und drückte nach langem zögen, dass wohl die gleiche Länge wie einen Herr der Ringe Film hatte, die grüne Anruf taste und atmete tief ein und aus. Dud..dud..dud. Nach dem dritten Dud nahm er ab. Wurde auch einmal Zeit.

 

"Ja Hallo, Sie sprechen mit dem Sir und Meister Dai." Ernsthaft? Da soll eine Begrüßung sein? Ich fragte mich, wie das wohl aussehen mag, wenn seine Mutter ihn anruft. "Hallo Mumi, dein großer und sehr hübscher Junge, der immer sehr lieb ist, ist am Apparat" ..lustige Vorstellung.

"Hallo du Fleichpfeife", sagt ich rau.

"Oh Mademoiselle Amaya, wünschen Sie etwa meine Stimme zu hören?" Diese Nervensäge...ich krieg das Kotzen.

"Nein auf keinen Fall. Ich will dich weder hören, noch riechen und auf keinen Fall sehen. Also das ist auch der Grund dieses Anrufes. Mein Vater ließ dich zu uns einladen. Vergiss es! Du, Sir Dai Volltrottel bist hiermit ausgeladen." Das war doch mal eine Ausladung, die sich gewaschen hat. Ha! 2 zu 0 für mich!

"Nö"..Nö? Hat der da grade einfach nur Nö gesagt?

"Nö?", wiederholte ich.

 "Ja, nö. Ich komme. Wollte mal sehen, welche Geschöpfe dich ihr Kind nennen können." Das war aber nett ausgedrückt. Ein einfaches "Ich komme, nur weil du es nicht willst" hätte gereicht.

"Ich schwöre es dir, wenn du hier auftauchst hast du eine Kleben." Drohung sind nicht gut liebe Kinder.

"Hatte ich doch schon", beschwerte er sich. Ich sollte mich besLhweren.

"Dann kriegst du halt noch ein!" Ich bin richtig bad. Oh jeahr.

"Dann wisch mir ruhig noch eine. Ich kann es voll und ganz verstehen, dass du mich gerne anfassen möchtest, ich mein-"

Weiter kam er nicht, denn ich habe schon längst aufgelegt. Macht er das extra? Will er mich provozieren? Ich guckte auf die Uhr. Noch paar Stunden bis zum Abendessen. Wenn er kommt, war es sowohl seins als auch mein letztes normales Abendessen. Ein Tod würde heute bestimmt passieren und lieber er als ich. Trotz alledem hatte ich keine wirkliche Lust auf ihn und dass weis er und darum kommt er auch. Mist, doch 1 zu 1. Unentschieden. Er kommt... Oh Gott, bitte nicht! Lass das Haus einstürzen!

"Amaya, komm Mittagessen!", schrie meine Mutter von unten. Wusste meine Mutter auch schon bescheid? Wusste sie, was mein Vater uns ins Haus gebracht hat und war sie damit einverstanden? Ja, war sie bestimmt. Mein Vater macht nicht, ohne meiner Mutter bescheid zu sagen. Was habe ich nur für ein Pech, alles nur bitte nicht Dai. Lin wäre okay, Kai und Musho ebenso. Auch Sven, obwohl ich ihn nicht richtig kenne, aber Dai. Warum muss Dai unbedingt bei uns essen?

Kapitel 14: Abendessen mit einem Vollidioten

Nach dem Mittagessen fiel ich einfach nur noch, wie ein Stein ins Bett. Ein gut aussehnter Stein, wohlgemerkt. Das musste raus. Ich war doch nicht so dick wie Hulk. Schon alleine dafür, würde er sich im Türrahmen noch eine fangen. Mister "Ach ich bin doch so Liebenswert" wird in einer Stunde meine ganze Wut zu spüren bekommen und wenn ich ihn während des Essens auch durchgehend treten müsste!

 "Amaya guck mal, was ich hier für dich hab", ertönte die Stimme meiner Mutter im Türrahmen. Hab ich herein gesagt? Nein sicher nicht!

 "Wie oft noch, ihr sollt nicht rein kommen, bevor ich euch herein bitte!", motze ich während ich mich aus meiner liegenden Position erhob und ihr einen grimmigen Blick zuwarf, welcher sich sofort in der tiefsten Hölle wieder spiegelte. Ich war noch sauer, da meine Mutter beim Mittagessen, die ganze Zeit über das Abendessen sprach..es war unmöglich.

"Guck mal, niedlich nicht wahr? Trägst du das nachher, bitte?" Die hat mich gerade nicht ernsthaft ignoriert. Nein, dass hat sie nicht gemacht.

 Ich sah auf den Fetzen, denn sie in der Hand hielt. Was sollte das sein? Ein Schlafanzug? Ein Nachthemd? irgendein langes irgendwas?

"Vergiss es, wegen DEM zieh ich mich doch nicht um! Die Ehre erweiß ich ihm nicht auch noch!", schrie ich und stellte mir schon den Ablauf des Abends vor. Er tritt durch die Tür und BÄM, schon war die erste Rache gefolgt. Er kommt ins Haus, eine dumme Anmerkung und BUM, schon hat er einen Schlag in die Rippen kassiert. Ach, dass war so eine gute Vorstellung... warum machte ich mir eigentlich Hoffnung, es würde doch nie so kommen. Schließlich hab ich heute nicht das Training geschwänzt, um so was in der Richtung überhaupt zu lernen. Gott behüte mich.... sowas konnte nur mir passieren.

 

Schlussendlich, hat meine Mutter mich doch in den Fetzen bekommen. Mit groben Zwang natürlich. Mit der Aussage, er würde schon alleine wegen Anstand sicher auch in einem Anzug kommen, solle ich mich auch schön machen, wie meine Eltern auch. Anstand? So was besaß der Bengel? Mit nichten, die haben noch lange nicht hinter der Fassade geguckt. Meine Mutter kochte so fröhlich, wie schon lange nicht mehr ein großes Mahl und mein Vater deckte wie im Restaurant den Tisch. Die Servietten schön gefaltet, die Teller mit dem Besteck und selbst die Tischdecke, alles hatte auf den Zentimeter genau seine Richtigkeit. "Was machen die denn für einen Aufstand, wegen dem Idioten, als ob Obama zu Besuch kam!", murmelte ich und legte mir noch schnell die Kette um, welche mir meine Oma gab, bevor sie leider von uns ging. Sie war wirklich die einzige Person, die davon wusste, wie sehr ich litt. Ich war ihr dankbar dafür, dass sie dieses Geheimnis mit ins Grab nahm. Wie sehr ich sie doch vermisste...

 

Ding dong. Oh neh... das is Dai Volltrottel und auch noch zehn Minuten überpünktlich.

"Amaya, gehst du bitte die Tür aufmachen?" Oh man das auch noch. Obwohl.. somit konnte ich ihn schon schlagen, bevor meine Eltern was bemerkten. Punkt für mich! Freudig stolzierte ich zur Tür und öffnete sie. Mit einem schlecht gelauntem Gesichtsausdruck erhob ich die Hand, doch bevor ich zum Schlag kam, hielt ich inne. Er stand tatsächlich in einem Anzug da. Seine schwarzen Haare wehten leicht im Abendwind und seine eisblauen Augen starrten auf mich herab. Während er mit der rechten Hand, sich die rote Krawatte zurecht rückte und seine linke, lässig in der Hosentasche des dunkelgrauen Anzuges steckte, ließ er eine komische Aura um uns herum erscheinen. Ich starrte ihn fassungslos an, hatte die Hand in der Zeit schon wieder herunter genommen.

"Was denn? Sehe ich so gut aus, dass du nicht mal etwas sagen kannst?" Boar, du arrogantes Arschloch, na warte! Ich fing mich wieder.

"Tzh, als ob, du hast sicherlich den Preis für das hässliches Auftreten bekommen!"

 "Das war gemein" protestierte er und kam näher.

 "Geschieht dir auch recht." Mein Vater kam zu uns und begrüßte den Gast.

"Schönes Auto haben sie Herr Irichi. Ein Mercedes-Benz, nicht wahr?" Ich glaub es nicht jetzt kommt der mit Schleimerein ich kotz gleich. Und mein Vater fiel auch noch drauf rein!

"Ja, da hast du recht!" Und schon fingen die Gespräche über Autos an. Mein Vater ging vor, während Dai einige Schritte ins Haus machte. Ich stand noch immer an der offenen Tür und betrachtete Dai der gerade an mir vorbei lief.

 "Übrigens, hübsches Kleid, steht dir gut", flüsterte er mir zu. Nichts da! Mich kannst du nicht so um den Finger wickeln!

 "Ja, ich weiß", gab ich darauf. Ich schloss die Tür und ging ihnen hinterher. Meine Mutter war noch in der Küche beschäftigt, während mein Vater ihm kurz das Wohnzimmer und alle anderen Räume, abgesehen von meinem Zimmer, zeigte. Darüber war ich auch froh. Er musste nicht wissen, wie meine vier Wände aussahen!

"Ah du bist also Dai", sprach meine Mutter, die ebenfalls in einem Kleid aus der Küche kam. Erst jetzt fiel mir auf, dass mein Vater auch einen Anzug trug.

 "Freut mich, Sie kennen zu lernen. Ich wusste ja gar nicht, dass so eine atemberaubende Frau wie sie, so eine Schönheit wie Amaya zur Welt gebracht hat." Oh, so ein Schleimscheißer! Wenn er das während des Essens auch machen würde, würde ich ihn anspucken! Mir war ja jetzt schon Spei übel.

"Oh vielen Dank! Aber nicht doch Amaya, wirst du gerade rot?" Ja vor Wut, da der Typ unser Haus betreten hat!

 "Nein werde ich-"

 "Du musst doch nicht erröten, Kleine", unterbrach mich Dai. Schönheit? Kleine? Langsam reichte es mir aber!

 "Pass auf, was du sagst!", knurrte ich ihn leise an. Meine Mutter holte den Fotoapparat heraus und stellte sich vor uns. Was sollte das den werden?

 "Bitte lächeln", sprach sie und hielt die Kamera hoch. Gerade als ich abhauen wollte, zog mich Dai an sich ran, legte seinen rechten Arm um meinen Taille und lächelte. Ich sah nur noch, wie sein linker Arm immer noch in der Hosentasche steckte, bis ich zu ihm rauf sah und der Blitz von der Kamera aufkam.

 "Wie süß ihr doch seid!", sprach meine Mutter. Sofort schubste ich mich von ihm weg und ging zu meiner Mutter, um das Bild zu sehen. Ich war tatsächlich rot auf dem Bild!

 "Verbrenne es!", sprach ich.

 "Kann ich davon auch ein Bild haben, Frau Irichi?"

 "Niemals!", schrie ich ihn an.

 "Natürlich doch", sprach meine Mutter. Ich starrte sie mit offenem Mund an, doch sie und Dai gingen einfach an mir vorbei zum Tisch.

 "Kommst du Schatz?", rief mein Vater. Leicht niedergeschlagen, ging ich zum Tisch und setzte mich. Als hätte ich es kommen sehen. Dai saß neben mir.

 "Wenn der Abend vorbei ist, mach ich dir dein Leben zur Hölle, Mistkerl!", flüsterte ich zu ihm rüber und fing an zu essen.

 "Versuchs ruhig. Ich verstehe sowieso nicht, warum du nicht von mir loskommst", flüsterte er zurück und schon verschluckte ich mich an dem Schluck Wein, denn ich gerade zu mir nahm. Es war überhaupt mal ein Wunder, dass es Wein gab. Und das alles nur wegen Dai. Er klopfte mir leicht auf dem Rücken, doch es schien als habe ich mich zu sehr verschluckt.

 "Amaya alles okey? Soll ich dir anders helfen?", fragte er. Meine Augen weiteten sich und auch die Röte auf meinen Wangen kam zurück. Ich fing mich sofort wieder und schlug seine Hand weg. "Nein, danke!", sprach ich und aß weiter. Die ganze Zeit beim Essen redeten meine Eltern mit ihm über die Schule, über das Verhältnis zwischen mir und ihm und mehr. Kotz, einfach nur kotz. Jeden Moment würde ich mich übergeben müssen.

 

Nach dem Essen half er sogar beim Abräumen. In der Zeit schlich ich mich in mein Zimmer, um dem ganzen zu entkommen, doch ich hörte sie bis zu mir hoch lachen. "Seit doch endlich still...", murmelte ich und sah das Bild meiner Oma auf dem Nachtschrank an. "Oma, wir haben einen Idioten zum essen gehabt. Wie sehr wünschte ich, du wärst jetzt hier..", sprach ich zu dem Bild und versank darin. Es war schade. Sie hätte ich gerne hier gehabt, im Gegensatz zu ihm.

 "Wäre doch cool, wenn mein Bild auf dem Nachtschrank wäre und du mich so anhimmeln würdest", erklang die Stimme im Türrahmen. Das konnte doch nicht wahr sein!

 "Was willst du denn hier!"

 "Ich habe deinen Eltern gesagt, dass ich kurz aufs Klo müsste." Aha, so schnell kann man meine Eltern also veräppeln, na fantastisch.

 "Und was willst du nun hier? Das WC ist unten."

 "Ich wollte sehen, wie du in deinen vier Wänden lebst." Idiot, Idiot, Idiot!! Man oh man!

 "Schön, jetzt hast du es gesehen. Und nun raus!", schrie ich und versuchte ihn weg zu drücken. Mit aller Kraft, drückte ich meine Hände gegen seinen Brustkorb, doch er bewegte sich so gut wie kaum. Es schien mir, als stemme er sich dagegen. Ich senkte meinen Kopf, wollte ihn nicht ansehen.

"Man was willst du eigentlich von mir!"

 "Wie kommst du darauf, dass ich was von dir will?"

 "Immer bist du da. Immer und immer wieder! Ich brauch deine Hilfe nicht und dich brauche ich auch nicht.         Du nervst!"

 "Ach so ist das...." Klang er gerade etwa betrübt?

 "Ja, so ist das und nun hau ab! Du solltest gar nicht hier sein!", schrie ich ihn an. Er ging einen Schritt zurück, sodass ich beinah hinfiel. Noch einmal sah ich ihm in die Augen. Es war komisch, er war wie verändert.

 "Na dann wünsche ich dir noch einen schönen Abend. Mach es gut", sprach er und ging. Ich stand regungslos im Türrahmen und starrte auf die, vor mir liegende Wand. Ich hörte wie er sich von meinen Eltern verabschiedete, sich dafür entschuldigte und schon ging die Tür zu. Kurz darauf hörte man ein Auto weg fahren. Er war endlich weg. Allerdings fühlte ich mich dadurch nicht besser. Eher so als hätte ich was falsch gemacht. Das war nicht so geplant...

Kapitel 15: Alleiniger Trübsinn

Es war ein super schöner Montagmorgen, ich befand mich in der Schule und wartete mit Cho auf den Unterrichtsbeginn. Gelangweilt ließ ich meine Tasche hin und her schwingen. Trotz des warmen Wetters, hatte es vorher geregnet. Zum Glück hat sich dieser eingestellt, denn der Boden war immer noch nass. Meine armen Schuhe. Heute war der Morgen ganz ..ganz 'gechillt'... es lief zur Zeit gut für mich, denn:

 Tage vergingen nach dem missglückten Abendessen und ich lernte meine Umgebung besser kennen, als vorher. Lernte neue Orte und Geschichten kennen, verstand mich besser mit Menschen und wurde ein wirklicher Teil der Stadt. Froh darüber, habe ich drei neue Freundinnen gefunden. Cho, Nara und Tori. Ich bin froh sie zu haben, auch wenn ich sie erst ein Tag, nach dem Abendessen kennen lernte. Ich mag alle drei ganz gerne, wir haben uns direkt gut verstanden.

 

Cho ist ein liebenswürdiger Mensch. Sie hat süße, blonde Locken und ist kleiner als ich (bin ja schon ein Zwerg). Sie ist immer am lächeln und ist einfach nur süß, ja süß umschreibt ihre Person rundum. Sie malt gerne, tanz und singt. Sie ist intelligent und wie man schon raushören konnte, auch künstlerisch begabt. Müsste ich ihre Person mit drei Adjektive in Verbindung setzten, wären diese Wörter: Lebensfroh, glücklich und hilfsbereit. Sie interessiert sich für Pferde und halt..Kunst. Sie ist einfach süß.

 

Nara hingegen ist ein großartiger Streber. Anders wie Cho, schreibt sie nur gute Noten und ist sogar nicht Künstlerisch begabt, aber ist sehr Filmgeil (was für ein Wort?). Sie trägt eine große Hornbrille und ist verhältnismäßig groß. Sie guckt sehr gerne Filme, schreibt sogar Filmkritiken. Doch ihre Person würde ich mit diesen drei Wörtern beschreiben: Fleißig, nett und organisiert. Sie ist das Superhirn schlicht hin.

 

Tori, die dritte im Bunde, ist das genaue Gegenteil der zwei. Sie ist sarkastisch und ironisch, findet steht's gefallen am schwarzen Humor, spielt gerne Streiche oder piesackte uns. Aber allgemein, kann sie eine gute Freundin sein...wenn sie will (was sie oft nicht will). Aber wie gesagt ist sie witzig, gemein und gewöhnungsbedürftig. Sie hat mittellange schwarze Haare und ein spitzes Gesicht. Die drei sind alle sehr hübsch und sie haben Charakterzüge, die sie Individuell machen..einfach genau anders als ich. Ich bin einfach ich. Wir sind vier Freundinnen. Die Süße, das Superhirn, die Fiese ..und ...ich.

 

Ich bin der Normalo, ist auch gut so. Ich schweife ab, sorry. Mit Cho verstehe ich mich am besten, wir sind so was wie beste Freunde. Nara ist auch eine gute Freundin, doch Tori zieht sich immer mehr raus, ich muss zugeben...wir kennen uns erst seid ein paar Tagen. Wir lernten uns in einem Schulclub kennen...der Schülerzeitung. Ich suchte mir eine Nachmittagsbeschäftigung und was handelt sich besser dazu, als ein Club? Ich schreibe die Kurznachrichten, Tori die Witze und Unfälle an de Schule. Cho das Extrablatt und Nara wissenswertes. Den Sportbericht schreibt Kai, ja Kai. Der Typ verfolgt mich. Ich bin froh, drei neue Leute kennen gelernt zu haben, endlich eine gute Zeit in meinem Leben.

 

Gestern erst, unternahmen wir etwas gemeinsam. Wir waren im Kino und schauten uns Twillight an. Nie. Wieder. Es war halt nicht so meins. Ich meine, was sind nur aus unseren Vampire geworden? Früher waren sie blutrünstige, grauenvoll und hässliche Ungetüme, die am Abend auf frisches Blut von schönen Jungfrauen lauern und am Tag verschlossen schlafen, damit sie nicht wegen dem Licht versteinern. Heutzutage sind Vampire, gut aussehende, lauchige Bubies, die steht's rum heulen und einen Drang zur Übertreibung haben. Ebenso tun sie auf Familienmensch und das schlimmste...sie glitzern...in der Sonne. Sie glitzern in der Sonne, wie eine schwule glitzernde Fee. Vorsicht, ich habe weder was gegen Twillight, noch gegen Schwule und erst rechts nichts gegen Feen. Doch Werwölfe, ja Werwölfe..die sind cool. Sie sind groß, stark und muskulös. Lauern in den Ecken, um seine Feinde zu überraschen und zu töten. Ohne Rücksicht. Familie geht es bei ihnen über alles (und bei ihnen kauft man es sogar ab). Werwölfe sind einfach cool...und dazu sieht Jacob total heiß aus....ähm okay, wo war ich? Nach dem Kino waren wir Eis essen und unterhielten uns über den Film. Ich glaube, dieses hier baut sich zu einer guten Freundschaft auf. Ich hoffe so bleibt es auch oder wird sogar noch stärker. Ich hatte noch nie richtige Freunde und wusste nicht, was ich machen sollte. Was ist, wenn ich alles vermassel? Oh mann, ich bin wirklich eine Heulsuse. Bestimmt kann keiner meine Gedanken vertragen.

"Und wie geht es dir heute so?", fragte mich Cho und riss mich dabei aus meiner Welt. Wir gingen grade in den Unterricht, Mathe. YUHU..nicht. Ich habe leider Mathe nicht verstanden und somit tue ich mich auch schwer. Mahte war eben mein Schwerpunkt.

"Muss ne, und dir?" Man musste sie gar nicht fragen, wie es ihr geht, ihr gehts echt immer gut.

"Ja, ganz gut. Wie immer." Was habe ich gesagt?

"Ich muss mal kurz zu Tori in das Schülerzeitungsbüro, meinen Artikel abgeben, kommst du mit?"

"Nein danke, ich geh lieber sofort zum Unterricht." Sie nickte nur leicht und sagte: "Bis bald. Wir essen zusammen Mittag, 'ne?" Ich nickte und schon war sie weg. Ich durfte mir nicht erlauben, zu spät zu kommen. Ich bin immer noch, neben Lin die Neue und habe am blauen Tisch zu sitzen. Apropos Lin. Mit Lin habe ich lange nicht mehr privat geredet, nur flüchtig im Unterricht. Sie hängt lieber mit den Coolen und den Jungs ab. Apropos (2.0) Jungs....Dai. Seid dem Abendessen vor einer Woche, habe ich kein Wort mit ihm geredet...ob er mich noch hasst? Ich hörte plötzlich das Klingeln, die Stunde fängt an, wieder ohne Dai. Er war nicht da, ich vermisse ihn etwas. Wenn konnte ich denn noch beleidigen und ärgern? Niemanden. ich glaube, ich habe ihn wirklich verärgert, doch wie? Wegen meiner Ansage? Die hat er bestimmt nicht so ernst genommen, oder? Es kommt doch so stark rüber...Was soll ich nur machen? Ich komme mir, trotz meinen drei neuen Freunden so alleine vor, jedenfalls ohne Dai. Ob ich mich entschuldigen sollte? Würde er es überhaupt annehmen? Bestimmt nicht, ich bin schon manchmal fies und gehässig. Während ich in meinen Gedanken erneut verschwinde, kam auch schon der Lehrer und die Stunde drohte zu beginnen.

Kapitel 16: So ist es nun mal

Mathe. Ich konnte noch immer nicht sagen, dass ich die hellste Kerze im Leuchter war. Immerhin konnte ich mittlerweile mit der gelben Gruppe mit halten. Also den mittel starken Risōsu. Es war noch nicht wirklich eine Steigerung, wenn man bedenkt, dass Lin schon bei der orangen Gruppe in dem Fach hoch gestiegen ist. Zwar saßen wir immer noch bei den blauen und hier würden wir auch sitzen bleiben, aber man hat uns schon gesagt wie wir, in welchen Fach stehen und laut den Aussagen haben wir uns mindesten eine oder zwei Stufen von Blau nach oben entwickelt. Allerdings blieben wir im Japanisch Unterricht noch immer bei blau.

 Es wurde die Liste überprüft, wer da ist. Dai war erneut nicht da. Langsam fing er an mir zu fehlen. Seit ich ihm vor drei Tagen sagte, er solle abhauen, ließ er sich nicht mehr zeigen. Von Mädchen anderer Klassen hörte ich beim vorbei gehen, dass die ein oder andere schon ein Date mit ihm hatte. Die letzte wäre gestern gewesen, aber gestern fehlte er auch. Also schwänzte er. Das würde passen, denn Musho rief mich gestern an und meinte, ich solle Dai wieder zur Schule schleifen, er würde sich seit Tagen nur in sein Zimmer verkriechen. Aber wieso ich? Ich hatte mit ihm doch gar nichts zutun... Dann würde sich das aber mit den Dates widersprechen. Ich sollte auch langsam mal anfangen mir ein Freund zu suchen, sonst würde ich auf ewig allein bleiben und alleine auch sterben... okay vielleicht mit einem Hund an meiner Seite oder einem Kater. Kai schien nicht so ein schlechter Typ zu sein. Er hängt immer bei mir ab und wir reden auch viel. Seid Dai weg ist, fährt er auch immer mit mir nach Hause oder holt mich für die Schule ab. Wenn ich nach Dai frage, ist er meist nur etwas gereizt auf ihn zu sprechen. Heute morgen bildete ich mir sogar ein, dass seine Augenfarbe sich verändert hat vor Wut. Das bildete ich mir aber sicher nur ein.

 

"Irichi Amaya-san!", rief der Lehrer in die Klasse. Ich hob meine Hand, um zu zeigen, dass ich da war. Die Fenster der Klasse waren geöffnet, deshalb kam ein leichter Windhauch hinein, der meine Haare zur Seite wehte. Es war Herbst, nicht mehr lange bis zum Winter. Kein Wunder, dass der Wind so aufbrausend war. Ein Kirschbaumblüte flog durch das Fenster auf mein Tisch. Ich sah es einige Zeit an. "Immer bist du da. Immer und immer wieder! Ich brauch deine Hilfe nicht und dich brauche ich auch nicht. Du nervst!", ging es mir durch den Kopf... Dai... ich hätte nicht gedacht, dass ich das sagen würde, doch er fehlte mir..ein wenig.

 Nachdem ich die ganze Unterrichtsstunde durch träumte, kam es schlussendlich zum Geschichtsunterricht... Auch hier war Dai der Einzige gewesen, der mit mir mithalten konnte. Keine Konkurrenz zu haben war langweilig. Aber selbst diese Stunde verträumte ich dieses mal. Meine einzige Hoffnung war, das ich heute Nachmittag beim Training mitmachen würde.

In der Mensa saß ich heute nur mit Kai da. Lin saß vorne bei den Jungs. "Schon witzig, wie anhänglich sie geworden ist, nicht wahr?", fragte Kai, der meine Aufmerksamkeit suchte.

"Hm? Hast du was gesagt?"

"Ja, Lin, sie ist nur bei den Jungs."

 "Lass sie doch, wenn sie Spaß hat. Solche Leute brauch ich nicht", sprach ich und aß weiter.

 "Stimmt du hast ja jetzt... ähm.. wie hieß sie noch?"

 "Cho", gab ich kurz und knapp und trank mein Saft leer.

 "Stimmt, süßes Mädchen, aber du bist süßer!" Alter Schleimer. Hab ich schon erwähnt, dass das schon die drei Tage so geht? Nein? Tut es aber. Wenn mich eins nervte, als das Dai mir auf dem Keks ging, dann war es das. "Ich weiß, das sagtest du schon. Um genau zu sein vielleicht schon fünf mal die letzten drei Tage". lies ich ihn wissen. Er fragte mich, ob mich dies nerve, doch ich antwortete nur mit. "Wer weiß." Ja es nervte mich. Aber besser ihn um mich herum zu haben, als alle anderen Jungs.

 

Wir gingen in den nächsten Unterricht. Sport war dran. Es war die letzte Stunde, danach nur noch das Training und dann müsste ich zum Nachmittagsclub. Mein Tag war so ausgeplant, dass ich mich fragte, wie ich da noch zu Dai hätte gehen können. Gar nicht. Wieso dachte ich überhaupt an ihn?! Wahrscheinlich weil ich, seid er nicht mehr da ist, keinen Partner beim Training habe. Er konnte sich so was ja leisten, ich nicht.
Ich sprang mit viel Anlauf auf eine Platte, sodass ich hoch flog, machte einen Salto in der Luft so wie es verlangt war und landete kerzengerade auf dem Boden. Mein Unterricht war hiermit beendet. Ich ging mich umziehen und machte mich auf den Weg zum Training. "Bald geschafft...", murmelte ich und überlegte, wo Cho die ganze Zeit über war. Gesehen habe ich sie wirklich nirgendwo.
Das Training war ganz angenehm. Ich hatte trotz Dais fehlen einen Partner gehabt, der sogar schwächer war, als ich. Peinlich.... so war es auch ganz leicht und ich habe eine eins bekommen, da ich ihn auf über den Rücken ziehen konnte.

 

Jetzt stehe ich hier vor dem Büro der Schülerzeitung und bewegte meine Hand auf den Griff. "Hey Amaya", sagte Nara, als ich die Tür schwungvoll öffnete.

"Hey Nara, hast du Cho gesehen?", fragte ich sie, während ich auf meinen Platz ging.

"Nöp, die ist Krank. Nichts wichtiges, nur Halsschmerzen." Nur Halsschmerzen? Okay, ist ja nicht so schlimm.

"Okay, ich bin fast fertig mit meinem Artikel, es handelte über die Sauberkeit in der Cafeteria. Oh, wie spannend!" War es wirklich nicht. Ich wollte nicht darüber schreiben, mir ist aber was besseres nicht eingefallen.

"Besser als nichts.." Nara und ich redetet noch eine Weile, während wir die Artikel zu Ende schrieben. Ich hoffte, ich schaff es noch zu Dai und was soll ich ihm überhaupt sagen? 'Tut mir Leid, dass ich so ätzend bin?'..Ich bin halt so. Ich möchte es selber nicht, doch was soll ich machen? Mich um hundert Grad drehen?, Würde nicht funktionieren. Vielleicht sollte ich da einfach nicht hingehen, ja gut Musho hatte mich gebeten, dass war der Grund, weshalb ich da hin gehen würde. Nur wegen Musho..ja

Kapitel 17: Das ist doch nicht real?

 Ich habe weder Cho, noch Tori gesehen. Wer weiß, wo Tori war. Es ist aber jetzt auch egal. Ich stand grade wirklich vor Dai's Haustür. Ich habe mir den Weg gemerkt. Warum ich hier stehe? Ich weiß es selber nicht. Wie viel Zeit ist schon vergangen? Sekunden, Minuten oder sogar Stunden? Ich weiß nicht was ich machen soll, bin wie versteinert oder im Boden gefangen. Fühle mich wie ein Opfer Medusas, als hätte sie mich mit ihrem abscheulichem Anblick zu Stein verwandelt. Eine Hülle aus Stein, in der immer noch ein Herz schlägt. Was rede ich da? Seid wann bin ich so philosophisch? Hallo, ich bin Amaya und ich bin philosophisch. Was sollte das jetzt wieder? Was kommt da aus meinen Mund? Ich werde hier noch total wahnsinnig, jedenfalls wahnsinniger als sonst auch. Was das aus einem macht, Stunden vor einer weißen Haustür zu campen und die Zeit tot zu schlagen. Habe ich schon erwähnt, dass ich vor Dai's Haustür stehe? Ja? Dann sag ich es halt noch mal. ICH stehe vor DAI'S Haustüre...und ich komme wohl hier nicht mehr weg. Mein Herz sagt OHYEAHR und mein Hirn OHNEEE. Und beides hat sehr ausgiebige Argumente. Wäre ich bloß nachhause gegangen, es ist doch total verzweifelt, mich hier zu präsentieren. Ich krieche Dai hinterher und dies wollte ich eigentlich vermeiden. Später kann ich mit bestimmt so was wie "OH? du brauchst mich wohl doch?" anhören. Danke, aber nein danke. Okay..langsam wird's spooky. Ich stehe hier, wie angewurzelt. Wenn ich hier schon nicht verhungere, ruft ein Nachbar die Polizei. Ich sehe schon aus wie ein Einbrecher oder Stalker oder auch ein Vertreter, das ist die schlimmste Sorte. Ich lehne an der Tür, trau mich nicht rein, alles so grau, grau wie die Nacht. Ich komponiere schon Lieder.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ich fiel grade links in die Arme von....Musho? Gott, es ist Musho. Nicht Dai, Musho!

 "Nah, sie mal einer da, die kleine 'Ich hasse Dai über alles' ist zurück." Ich stellte mich wieder grade hin und guckte auf den Boden.

 "Ich habe nie gesagt, dass ich Dai hasse." Hab ich wirklich nie. Auf jeden Fall nicht laut und meine Gedanken gehören immer noch mir, ganz allein mir!

 "Ich hab es mir so zusammen gereimt. Aber ich bin froh, dass du meiner Bitte nach gegangen bist und Dai in die Schule treten möchtest. Er ist in seinem Zimmer. Ich muss jetzt los, danke noch mal." Und da ließ er mich in einer Wolke, voller Verwirrung stehen. Ich ging durch die Tür, leise wie eine kleine Maus und suchte das Zimmer von Dai. Ich horchte in mich rein und versuchte mich an den Weg zu Dais Zimmer zu erinnern, ich würde es nie finden, sondern mich verlaufen und sterben. Ja ich gebe es zu, ich weiß den Weg nicht mehr. Diese Villa ist ja auch riesig. Es gibt bestimmt allein für den Flur, eine eigene Maßeinheit. Ich sollte lieber nach Dai rufen, aber irgendwas in mir hielt mich davon ab. Ich ging den langen, mit roten Teppichen ausgestatteten Flur entlang (der wohl kein Ende hat) und verzweifelte langsam aber sicher. Wo ist Dais Zimmer, wo nur...Moment, was erhaschten meine Adleraugen da. An einer Tür, ist ein Schild mit der Aufschrift "Hier haust das große Tier Dai." Ein Tier war er wirklich. Das war also Dais Zimmer, wessen auch sonst. Ich hielt mein Ohr an die Tür, jawohl. Aus dem Zimmer klang eine Melodie aus einem neuen Super Hit, irgend so ein Hip-Hop Zeug. Wie heißt der Song? Ah kein Plan. Wie sollte ich am besten vorgehen? Lieb und nett anklopfen und ihn dann anbetteln wieder zur Schule zu kommen? Ne, dass wirkt verzweifelt und untergeordnet. Sollte ich einfach reinstürmen und ihn anschreien? Ja, das hört sich besser an, doch ich wollte doch nett sein. Ich hab es. Ganz normal, ich gehe einfach ganz normal rein und sage ihm, dass ich mit ihm zu sprechen wünsche. Genau. Ich ging alles in meinem Kopf durch und legte schon meine Hand auf den Henkel. Los geht es. Ich drückte die Tür auf und sagte: "Dai, du musst wieder..." Weiter kam ich nicht, ich verstummte schnell und machte große Augen.

Was ich sah, war einfach unfassbar. Dai lag auf seinem Bett und steuerte Wasser durch die Luft. Wirklich Wasser durch die Luft, wie Katara bei "Die Legende von Aang". Da gibt es doch nicht. Als er mich sah, hörte er auf und das ganze Wasser fiel auf seine Kleidung, dass machte ihm aber nichts aus. Er zog ...ZOG es mit seinen Händen raus und manövrierte es in ein Behälter, der neben seinem Bett stand. Ah! Ich dachte, dass wäre so 'ne hässliche Vase, die er gezwungener Maßen da stehen haben muss, da seine Mutter das will oder so.

"Was guckst du so?", fragte er mich und ging auf mich zu. Ich ging ein Schritt zurück, ein Mensch, der unnatürlich Wasser steuern kann, machte mir ein bisschen Angst.

 "Wie..hast du das gemacht?", fragte ich geschockt. Was erwartete ich auch für eine Antwort?

 "Ja..wie wohl? Das ist hat meine Fähigkeit." Seine was? Fähigkeit?

 "Du bist ..ein Monster!" Dai guckte mich ernst an.

 "Nein DU bist das Monster Amaya, ich habe bisher niemanden mit meinen Kräften geschadete." Was meinte er? Er kam immer näher auf mich zu, ich ging mehrer Schritte zurück.

 "Bleib weg!", schrie ich ihn an und drückte mich schon gegen die Wand. Er war jetzt wenige Zentimeter von mir entfernt. Dai fasste mich am Arm und das nicht gerade leicht. Was würde er jetzt tun? Hatte er das geplant?

 "Sieh es endlich ein Amaya, sieh es ein. Wer du bist und was du kannst. Denk nicht an die ganzen zerstörten Menschenleben, denk an dich. Und an mich." Ich hörte ihm gar nicht zu. Alles wurde schwarz. Plötzlich sah ich mich. Wie ich im Wasser lag, mich nicht bewegte. Zwei Personen, weiblich und männlich schrien "STIRB!" und alles war dunkel. Ich sah schon ein Licht. Ein grelles, helles Licht. Doch jemand wollte mich nicht gehen lassen. "Hallte Durch", schrie etwas im Meer und trieb mich an den Rand. Alles wurde wieder schwarz. Ich sah nur Dai und...Musho? Sie kämpften, aber wieso? plötzlich tauchte noch eine Person vor meinen Augen auf und zwar Kai. Kai?! Wieso sind Kai, Dai und Musho hier? Und wieso kämpfen die Brüder, ich wollte schreien, dass sie aufhören müssen, doch sie hören nicht....Kai stand nur da...nur da und guckte mir in die Augen. Ausdruckslos.

Kapitel 18: Erinnerungen

Dai und Musho beendeten den Kampf und Kai verschwand mit Musho in das Nichts. Dai..er war übrig geblieben... aber warum? Was suchte er da? Was genau vor mir? Er sah so ernst aus. "Halte durch", sprach er. Immer und immer wieder. Durch halten? Wieso denn? Was war den passiert? Welche Menschenleben hatte ich bitte auf dem Gewissen? Wieso musste ich sterben? War nicht er, sonder ich das Monster was alle mieden.

"Amaya" Dai, er rief nach mir. "Amaya!" Lauter immer lauter. Seine Hand streckte sich aus, doch genau dann verschwamm er. "Nein..geh nicht, bitte", flehte ich, bis alles dunkel wurde. Nicht auch noch er, Kai und Muhso haben mich verlassen, warum Dai jetzt auch noch? Bin ich so schlimm? Warum passiert das hier alles? Es wurde noch dunkler, die Dunkelheit verschlang mich ein weiteres Mal und ich sah jetzt überhaupt nichts mehr. Alles weg! Ich bin ganz alleine. 

 "Amaya mach die Augen auf! Amaya!", schrie er. Meine Augen öffnetet sich, doch sehr langsam. Blau, eisblau. Ach man, Dai hatte schon sehr schöne Augen. "Amaya!" Wieso rief er immer nach mir? War ich denn nicht bei Bewusstsein? Er rüttelte mich ganz stark. Das Wasser um ihn herum wirbelte sehr durcheinander, fast so, als hätte es Angst. Angst etwas zu verlieren. "Es ist Okay...", flüsterte ich. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich neben meinem leblosen Körper war. Ich lag da auf dem Boden, während Dai verzweifelt versuchte mich wach zu kriegen. Das Wasser umhüllte mich, wie eine schützende Kuppe. Was geschah da mit mir? Und wieso war ich nicht in meinem Körper!? Ist das hier ein schlechter Film?

 

"Dai!" Ich rief immer nach ihm, doch es schien, als könne er mich nicht hören. Plötzlich riss sich ein Licht neben meinem Körper auf. Ein kleiner Spalt, so strahlend. Ich ging dort hin, umfasste ihn und verspürte eine wohlige Wärme. Hin und wieder auch kleine Stromstöße. Sie blieb nicht so angenehm, sondern wurde schnell brennend heiß. Mit beiden Händen nahm ich jeweils eine Seite und riss ihn auseinander, nur um meiner Neugier genug zu tun. Aber was ich da sah, ließ mich zurück schrecken. Aus dem hellen Licht, wurde ein pechschwarzer Hintergrund mit einem kleinen Kind in der Ecke eines verbrannten Hauses. Aber das kleine Kind... das war doch ich!

 "Amaya!", rief jemand. Eine Frau kam zu mir gerannt, doch es war nicht meine Mutter.

 "Mein Kind! Mein Schatz! Geht es dir gut?!" Mein Kind? Mein Schatz? Kurz darauf tauchten Menschen mit Fackeln und Messern auf. "Tötet sie!", schrien Einzelene aus der Menge. Es war wie in einem alten Film, wo Bauern nur Mistgabeln und Fackeln hatten.

 "Nein, nicht mein Kind!" Die Frau nannte mich ihr Kind, doch ich kannte sie nicht. Mein Schlafgewant, was ich dort trug, weiß und mir bis zu den Knien reichend, war unten völlig verbrannt. Auch die Ärmel, sogar einige Löcher waren überall zu sehen. Über der Brust, am Schlüsselbein, am Bauch, an der Taille, fast überall. Meine Haare, völlig nass, hingen durcheinander herab. Die Frau umklammerte mich, beschützend aber auch zärtlich. "Töten!", riefen sie immer.

 "Sie kann doch nichts für ihre Gabe!" Gabe? Welche Gabe denn? Ich sah in das Gesicht meines kleinen Ebenbildes. Es hatte, nein, Ich hatte Angst. Meine stark leuchtenden Augen, dessen Pupille umschlossen von einen silbernen Ring waren, bebten richtig. Aber ich hatte doch gar kein silbernen Ring um meine Pupille. Nur ein Augenzwinkern verging, schon ging ich in Flammen auf. Ein schreckliches Szenario. Alle um mich herum brannten, nur die Frau nicht. Leute kippten Wasser auf mich, doch all dies half nix. Ich musste da rein, sonst würde mein kleines Leben in den lodernden Flammen sterben, noch eh ich zur Welt kommen würde! Doch eh ich rein kam, schloss sich alles wieder und ich flog zurück, geradewegs in meinen Körper. Eine helle leuchtende Flamme, in Form einer Blume, war auf meinen Brustkorb und rekelte Flammenseile in allen Richtungen. Das war das letzte was ich sah.

 

Luft, heiße Luft füllte meine Lungen. Ich riss die Augen auf, sah Dai völlig außer Atem und schwitzend über mich gebeugt.

 "Amaya! Amaya!", rief er und schüttelte mich. Schweizgebadet lag ich auf dem Boden und starrte in die kalten, eisblauen Augen. "Ja.....ja", antwortete ich heißer. Was war das gerade. War das ein Traum? Das Wasser, was um Dai herum war, war nicht mehr da. Nirgens konnte ich Wasser sehn und auch das Feuer war weg. Träumte ich nur? "D-dai", stotterte ich und fing an wieder alles verschwommen zu sehen. Mein Körper fing an zu zittern, als läge ich in einem Haufen voller Schnee. Ich konnte es nicht kontrollieren.
"Nein, Nein! Amaya du musst wach bleiben! Kämpfe dagegen an, komm schon", sprach er, doch ich konnte nicht. Ich war müde, erschöpft und ausgelaucht. Ich wusste aber nicht wieso. Ich tat doch nichts. Ich schloss die Augen erneut und fing an zu schlafen. Nur ein ruhiger schlaf, mehr wollte ich nicht.

Kapit3l 19: Die Erklärung meines Lebens

"Ich muss zum Direktor, tut mir Leid Cho." Cho fragte mich, ob wir zusammen für den Geschichtstest üben könnten. Das Thema war der erste Weltkrieg. Die Geschichte des ersten Weltkrieges kann ich im Schlaf erzählen, ich brauche nicht zu üben, sie aber schon. Doch hatte die Ablehnung ein anderen Grund. Der Direktor muss wissen, was Dai für ein Monster ist! Ich erinnerte mich genau an gestern. Was Dai tat, war kein Traum..doch das andere...ich versuche zu vergessen, ist zwar nicht gesund, doch bin ich mir sicher, dass es nur ein dummer Tagtraum war. Nichts besonders. ich habe einfach zu viele fantasy Filme geschaut.

"Was willst du bei dem?" hackte Cho neugierig nach. Wie würde sie reagieren, wenn sie wüsste was Dai mit Wasser tun konnte? Soll ich es ihr überhaupt erzählen? Wird sie dann Angst haben? ich möchte ihr keine Angst zufügen, da es vielleicht auch eine möglich vernünftige Erklärung geben würde.

 "Ähm...ich wollte nur was fragen", versuchte ich der Frage auszuweichen. Cho merkte, dass ich nicht darüber reden wollte und hackte nicht weiter nach. Dafür mag ich sie und war auch sehr dankbar. Große Erklärungen könnte ich jetzt nicht gebrauchen. 

 "Okay, aber wir essen später zusammen. Keine Ausreden", bestimmte sie und stolzierte fröhlich davon. Ich musste lächeln. Vor nicht mal ein Monat ging es mir schlecht, doch jetzt habe ich Freunde, gute sogar und jetzt? Jetzt habe ich komische Tagträume, falle gerne mal in Ohnmacht und Dai tut auf Zauberer, schöne Scheiße. Aber Schwamm drüber! Ich habe eine Mission und zwar, muss ich die Schule vor Dai warnen. Ob Musho bescheid weiß? Vielleicht hat Musho auch diese Kräfte? Bestimmt nicht. Ich, ein tapferer Krieger auf den Weg ins Direktorat, nur eine Aufgabe und zwar die Rettung der Schule. Mutig schreitete ich voran. Alle Hoffnungen stauten sich. Angst und Vernunft werden hintendran gehängt. Die Hand auf der Klinge gelegt, drückte ich rasch die Tür, mit einem lauten Krach auf. (Natürlich, nach dem ich geklopft habe, ich will ja nicht jetzt auf Badboy tun ....voraussichtlich, dass ich kein Junge bin..) und plötzlich...verließ mich all mein Mut. Was mache ich hier eigentlich? Als ob, er mir glauben würde. Was ist, wenn er über Dais Kräfte bescheid weiß und Dai für seinen Zwecke ausnutzte? Es gibt bestimmt nützliche Sachen, die man machen könnte. Vielleicht ist der Direktor gar nicht so nett, wie er immer tut. Vielleicht spukt er Welpen an oder schubst kleine süße Baby Igel in Pfützen? Man weiß es nicht, man munkelt nur.

 

"Sir, ich muss mit ihnen reden." fing ich an. Jawohl, schöner Anfang.

 "Was ist denn Amaya, alles gut?" Er ist nett....zu nett. Ist er vielleicht der Anführer einer Mafia, die komische Monster ausbildet, um die Welt zu erobern? Könnte sein,...wahrscheinlich steigerte ich mich auch nur zu hart da rein und alles ist normal.

 "Wissen sie...okay..ich spuck es einfach aus...Dai....kann Wasser ...Wasser.....Dai kann Wasser kontrollieren. Er wirft es durch die Luft, als wäre er im Weltraum und er ein Astronaut." Okay, ich komme mir selber schon verrückt vor. Der Direktor schaut mich ein Moment komisch an. Ja komisch, nicht geschockt,..einfach komisch. Er hält mich für verrückt, ganz sicher. Gleich kommen die Leute noch mit den weißen 'ich hab mich lieb ' Jacken. Bin reif für die Klapse.

 "Ähm..ich weiß?", meinte er nach einer gefüllten Ewigkeit.

 "AHA, ich wusste es! Sie sind Verbündete. Bestimmt so eine kriminelle Bankräuber Truppe, die so ein bescheuerten Namen hat, wie z.B Die Sockentrottel. Ich habe sie enttarnt, alles was sie sagen, kann vor Gericht gegen sie verwendet werden!" Ich zeigte mit meinem Finger auf ihn. Ich habe ihn überführt. Sherlock Homes, Detektiv Conan, Professor Laton....sie alle wären so stolz auf mich.

"Ähm..negativ." Es war wieder länger still, der Direktor schien zu überlegen. 

 "Amaya..sag mal...weißt du eigentlich ..was das für 'ne Schule ist?", fragte er mich skeptisch und runzelte die Stirn. Langsam ließ ich mein Finger sinken. Ich schüttelte mein Kopf und sofort klingelte es. Bei anderen Situationen wäre es bestimmt lustig geworden. Ich wollte mich schon umdrehen, da packte er mich leicht am Arm und sagte: 

 "Amaya, ich muss dir, glaube ich, einiges erklären. Du bist solange vom Unterricht befreit." Was...aber..der Geschichtstest? Dies wäre eine eins mit fettem plus gewesen. Ah egal. Ich setzte mich auf einen Stuhl, der gegenüber seinem Schreibtisches samt Stul stand und guckte ihn neugierig an, während er "Nicht schon wieder", flüsterte. Was war nur los?

"Also Amaya..", fing er seinen Satz an, als er sich setzte, "..Ich mach es kurz und schmerzlos. Hier auf der Schule haben ALLE irgendeine besondere Kraft, Gabe oder Fähigkeit. Manche beherrschen Elemente, dass sind wiederum die Stärksten. Diese Schule wurde allein für diese Menschen erschafft. Verstehst du? So welche Menschen wurden schon im Mittelalter erhängt, verachtet und ermordet. Man fürchtete sich, beziehungsweise UNS. Wir können was, was sie nicht können. Das führt zur Panik. Da entschlossen meine Vorfahren, diese Schule zu Gründen." Nicht sein Ernst. Ich kneifte mir einmal in den Arm. "Aua." Ich träumte nicht. Ich musste das verarbeiten. Als fünf Minuten der Stille vergingen, war ich bereit vernünftig zu reden.

 "Aber, was mache ich dann hier?" Ich bin doch normal, ich gehöre hier nicht hin. Plötzlich bekam ich die Bilder von gestern wieder. Ein Kind, was anfing zu brennen und Feuer erschuf. Ich war das Kind. Ich bin einer von ihnen ..ich kann irgendetwas mit Feuer bewirken...oder zerstören.

"Ich gehöre doch hier hin..." Ich senkte meinen Blick. Die Augen des Direktor jedoch blitzen auf. Ich redete weiter, doch wollte ich einfach nur schlafen. Ich war gar nicht müde, aber der Gedanken an nichts zu denken und einfach auszuruhen, dem allem hier zu entkommen, beruhigte mich.

"Aber...warum habe ich bisher von niemanden sonst was gemerkt?" Mir ist nie aufgefallen, dass jemand was tat, was nicht menschlich oder natürlich war.

"Es ist an der Schule mal...ein...sagen wir Unfall passiert. Sei dem gilt das Verbot seine Kräfte, egal welche, einzusetzen. Egal ob in oder außerhalb der Schule. Doch habe ich mich bei dem großen Rat eingesetzte, dass es wenigstens Unterricht für die verschiedenen Kräfte gibt", erzählte er. Ich konnte es immer noch nicht glauben.

"Was für ein großer Rat? Und was für ein Unterricht?" Es gab so viel, was ich erfahren wollte.

"Es gibt nicht nur eine Schule. Es gibt mehrere auf der Welt zerstreut und der große Rat, bestehend aus drei Leuten, Shin, Shan und Shun. Diese drei Leute passen auf und regieren über uns. Und der Unterricht...nun ja. Leute mit vermeintlich ähnliche Kräften werden zusammen gesteckt und denen werden dann die Kontrolle und richtige Anwendung ihrer Kräfte gelehrt. Leider ist der Unterricht bei manchen Angelegenheiten nicht so effektive, da es nicht für jede Kraft einen Lehrer gibt, doch wir versuchen unser Bestes." Langsam krieg in ein Kolabs.

"Was ist dann mit dieser Stufen Einteilung?" Ob sie überhaupt für das alter gingen?

"Es werden die Kräfte eingestuft, wie stark sie sind. Das ist etwas kompliziert. Du hast die Kraft des Feuers. Magier sind allgemein Rot, also in der stärksten und höchsten Gruppe. Feuer, Wasser, Luft und Erde sind die vier Elemente. Diese sitzen grundsätzlich immer bei rot, außer wenn man neu ist, denn erst müssen die Kräfte eingeschätzt werden. Es kann ja sein, dass man seine Kraft nicht richtig beherrscht oder anders rum. Man hat eine vermeintlich schwächere Kraft, doch ist so gewitzt und schlau, dass man sie so einschätzen kann, dass es schon gefährlich werden könnte. Dann sitzt man natürlich höher. Dies dient allein dem Grund der Einschätzung. Wir Lehrer müssen vorsichtig sein und Vorsicht ist erst dann geboten, wenn man einiges unter Kontrolle hat, doch ist es im allgemeinen 'normalen' Unterricht, z.B in Mathe anders. Dort wird man pro können eingestuft. Verstehst du?" Das war zuviel für meinen Kopf. Er platzt bestimmt gleich in tausend Einzelteile.

"Ja, Sir", sagte ich trotzdem. So viele Fragen in meinem Kopf. Was können Cho, Nara und Tori? Doch die wichtigste Frage, wissen meine Eltern davon oder ist es nur Zufall, dass ich hier landete?

Kapitel 20: Feuer und Blitz, Szenario?

 Nachdem der Direktor fertig war und ich mit offenem Mund einfach nur noch wie ein nasser Sack im Stuhl hing, musste ich mich der ganzen Sache erst mal klar werden. Also um das richtig verstanden zu haben. Ich besitze die Feuermagie, Dai Wasser sowie Musho wahrscheinlich auch. Jeder andere hier auf dieser Schule kann irgendeine Magie benutzen und ich wusste die ganze Zeit nichts davon. Meine Eltern haben mich blindlings in die Hölle gesteckt! Ich glaube kaum, dass sie davon nichts wussten.

"Amaya meinst du, du kannst wieder in den Unterricht? Denn jetzt kommt die Magiestunde. Die wäre für dich wahrscheinlich nicht so schlecht. Und für den Lehrer auch nicht, schließlich müssen wir dich einschätzen." War das gerade eine Anspielung auf mein nicht vorhandenes können?

"Natürlich, von so was lass ich mich doch nicht runter ziehen! Ist doch vollkommen normal. Also ich bitte Sie", sprach ich mit einem aufgesetzten Lachen und ging zur Tür. Mit leicht zitternden Beinen stand ich mit der Türklinke in der Hand da. "Sagen sie, Sir?"

"Ja?" Er runzelte die Stirn schon wieder. Wusste wohl nicht, was jetzt noch kommen mag.

"Welche Kraft besitzen Sie denn?", fragte ich und sah ihn in die Augen. Er lächelte kurz und drehte sich dann mit nach hinten gelegen Armen zum Fenster.

"Das wirst du noch früh genug erfahren. Jetzt geh in den Unterricht." Gemeinheit! Gerade, wo ich so neugierig wurde. Penner. Upps .... war mir nur so rausgerutscht.


Ich tat was er mir befahl und ging zurück Richtung Klasse. Auf dem Weg traf ich erstaunlicherweise keinen, dabei klingelte es schon. "Sehr merkwürdig", sprach ich und ging weiter. Ich kam bei der Klasse an, doch diese war abgeschlossen. Meine Tasche verankerte sich immer mehr in meiner Hand. Sollte das jetzt ein Scherz sein? Wieso war hier weit und breit keiner? Ein lauter Knall zerrte mich schlussendlich aus den Gedanken und dem Verwundern.

Ich rannte zum Fenster und drückte mich dagegen. Eine riesige Rauchwolke strömte heraus. Etwa eine Explosion?! Aber wieso kam denn niemand heraus? Ich musste helfen gehen!

Mit vollem Elan rannte ich durch die Schule. Die Treppe hinunter und die einzelnen Fluren entlang. Als ich im neben Gebäude ankam, sah ich noch mal rauf zum Fenster des Direktors, dieser sah jedoch nur emotionslos aus dem Fenster. Ich keuchte ein wenig, striff mir über die Stirn und rannte rein. Wieder eine Explosion von etwas weiter hinter. Der halbe Boden war zerstört und auch viel zu viel Qualm versperrte mir die Sicht. Ich hörte jedoch Geschrei. Aber kein schmerzhafter Schrei. Eher ein belustigter.

"Hallo?!", schrie ich rein und rannte weiter. Es kam mir vor, als wäre ich in einer Sporthalle gerannt. Nur war diese scheinbar riesen groß.

 "Weiter Kämpfen, weiter kämpfen!", hörte ich rufen. Kämpfen? Was war den los?

Endlich sah ich ein kleines Licht, etwas weiter hinten. Ich trat hindurch und was ich sah, lies mir doch glatt die Tasche aus der Hand fallen. Schüler übten mit verschiedenen Kräften, indem sie sich gegenseitig bekämpften. Das war doch krank! "Was zur-" weiter kam ich nicht, da sah ich etwas aufblitzen. Fast so wie Blitz schoss es auf mich zu. "Amaya!", hörte ich schreien und wurde zu Boden gerissen. Der "Blitz" schoss wie eine Rakete haarscharf an mir vorbei und schoss durch die Rauchwolke nach draußen, wo ein lauter Knall erschalte. Ich fackelte nicht lange und öffnete die Augen. Dai lag halb auf mir, schütze mich vor sämtlichen Wandstücken die angeflogen waren.

"Geht es dir gut?", fragte er. Ich sah ihn halb geschockt in die Augen und nickte. "H-hai!", bekam ich raus und stand auf. "Was ist hier los?", fragte ich fassungslos, und was machte Dai überhaupt hier? Hat das Schuleschwänzen aufgehört?

"Das ist der Magieunterricht. Schön dich hier zu sehn. Cho erzählte mir, dass du beim Direktor warst, also weißt du bereits sicher alles." Ich nickte darauf nur.

"Gut. Du solltest dich da jetzt besser nicht einmischen, deine Kräfte sind noch zu schwach."

"Zu wa-"

"Ey du Mädchen!" Ey du Mädchen? War ich gemeint? Ich richtete meine Aufmerksamkeit in die Menge.
"Mit dir will ich mich messen!" Ach komm, dass kann doch nicht wahr sein. Gerade wo Dai sagte, ich solle mich nicht einmischen, kommt der Spaten um die Ecke.

"Ich werde dein Gegner sein!", rief Dai zurück und stellte sich vor mich. Was sollte das denn? Ich brauchte doch keinen Babysitter!

"Dai! Sie wurde herausgefordert nicht du. Halt dich zurück", meinte nun der Lehrer im Hintergrund. Dai trat beiseite und sah bedrückend zu Boden. Von hinten bekam ich einen Schubser nach vorne, sodass ich in den 'Ring' stolperte, welcher aus blöden Kreidelinien bestand.

"Welche Kraft besitzt du?", fragte mich der Junge. Er war mindestens 1.80 groß, hatte braunes, zersträubtes Haar und trug seine Schuluniform offen.

"Feuer und du?"

"Feuer? Oh das wird witzig. Blitz", sprach er grinsend. Hä? Ist Blitz nicht eine Art von Feuer? Ich wusste nicht, ob das jetzt gut oder schlecht für mich war. "Wie heißt du?", fragte ich und stellte mich ein wenig seitlicher.
"Kuroto und du?"

"Amaya", gab ich kurz und knapp ab. Ein klingeln ertönte. Fast so, wie ein Gong zum Anfang. Er übertöne die klassische Musik in meinem Kopf und ließ mich kurz schwindeln. Eh ich mich versah, blitze wieder etwas. Ich hatte voll vergessen, dass ich noch nicht wusste, wie man das einsetzt! Ich streckte meine Hand nach vorne und konnte spüren wie sich der Blitz darauf kreiselte. Fast so, als wolle er mir ein Brandmal verabreichen. Ich schrie kurz auf vor schmerz und flog dann nach hinten. Ich überschlug mich kurz in der Luft und landete dann schmerzhaft wieder auf den Boden. Ein normaler Mensch wäre jetzt höchst wahrscheinlich schon gestorben, so hart wie ich aufprallte. Er fing an zu lachen. Mit zitternden Händen und Füßen stand ich auf, sah kurz zu Dai, welcher geschockt am Rand stand und doch machte ich mich wieder bereit. Erneut streckte ich meine rechte Hand aus. Ich umklammerte mein rechtes Handgelenk mit meiner linken Hand. Wieso? Keine Ahnung. Meine Uniform war von oben bis unten mit Schmutz übersehen und auch in meinem Gesicht war ein wenig davon.

"Ach komm, das bringt doch nichts. Kinderkram!", rief er und ließ wieder einen Blitz auf mich zu fliegen. Ich konnte ihn abfangen. Keine Ahnung wie, aber aus meiner Hand schoss eine riesige Flamme, die sich gut ausbreitete und den Blitz somit verschlang. Doch eh ich reagieren konnte, kam an der Seite noch einer und traf mich genau in den Rippen. Ich ließ meine Hand fallen und spuckte kurz. Als ich hoch sah, traf der nächste in die Magengrube und ließ mich nach oben fliegen. Es war weniger der Schock, der mich immer aufschreien ließ. Die Treffer fühlten sich an wie Zitteraal stöße. Ich riss meine Augen auf, spuckte erneut und fiel wieder auf den Boden. Mittlerweile standen schon Cho und Tori bei Dai. Ich stand sofort wieder auf, musste allerdings wieder sofort einstecken. "WO IST DEIN KAMPFGEIST?!", schrie er und gab mir ein Dreiercombo. Magen, Rippe und Beine.. sofort lag ich wieder und sah zu den drein außerhalb der Halle. Wie konnte die Schulleitung so was nur zu lassen?

"HÄ? Hältst du dich deswegen zurück?", fragte er. In dem Moment flog ein Blitz auf die Drei zu. Cho! Ich sah nur noch das funkeln in ihren Augen. Ich wollte sie beschützen und streckte meine Hand zu ihr aus. Ohne es richtig gemerkt zu haben, zerstörte ich den Blitz. Einfach so.

"Hä?"

"Finger weg von meinen Freundinnen!", schrie ich zu ihm rüber und stand auf. Meine Augen fingen an zu schmerzen, wie das Feuer welches in mir drin loderte.

"Endlich hab ich dich da, wo ich dich haben wollte." Seine Arme erhoben sich und tausend Blitze flogen gleichzeitig auf mich zu. Kinderkram. Ich weiß nicht, was los war. Ich war wie ausgewechselt. Ich konnte ohne Mühe ausweichen und griff immer wieder an. Voller Wut, immer und immer wieder. Irgendwann lag er auf den Boden, schockiert und ängstlich. Gerade wollte ich zum letzten Schlag ausholen, sah das Feuer in meiner Hand schon brennen und ihn schreien, doch da verschwamm alles. Das letzte was ich spüren konnte, war wie mich etwas nach hinten zog. Dann wurde alles so...leer und kalt. Wie das Eisblau in Dai's Augen. So unbeschreiblich kalt. Ich war vorhin in meinem Element.

Kapitel 21: Neuer Abschnitt

"Du hast übertrieben!", merkte Dai an, während er an seinem leckeren Kirscheis leckte. "Er hat gewinselt wie ein kleines Baby. Haha." Er scheint wohl hoch amüsiert zu sein, über meine Kampfkunst, die ich am heutigen Tag zur Schau stellte. Mit Erfolg sogar. Ich ergatterte eine Eins. Ich liebte Einsen, Einsen machten mich glücklich. Sie zeigten, dass ich sehr wohl was konnte.

"Ich habe nicht übertrieben, sondern Untertrieben", korrigierte ich ihn lachend. Er hatte mich provoziert und somit auch viel mehr verdient, als paar Schrammen. Genüsslich leckte ich an meinem Schokoladeneis mit Sahne obendrauf. "Hmm", murmelte ich fröhlich. Eis ist schon ne tolle Sache. Es ist einfach ein Trost, nach einem langen Tag. So was, wie eine Belohnung, nur halt..süß und lecker.

"Das war wie in einem Film..", fing Dai an wieder über die vergangene Magiestunde zu berichten. Er war wohl über die kleine Amaya sehr überrascht gewesen. Jetzt hab ich ein Fan, ich fühle mich schon so, als wäre ich berühmt.

"Du so: 'Lass meine Freundinnen in Ruhe BRAAAA' wie so ein Dinosaurier hast du geschrieen und gebrüllt, um ehrlich zu sein, bist du auch genau so gegangen. So breitbeinig und Hände angezogen,..ah egal. Haha, jedenfalls sagte er so: 'Nein bitte nicht, lass mich!" Dai machte bei seinen Erzählungen, passende und sehr amüsante Bewegungen, worauf ich mich an dem Eis leicht verschluckte und aufstoßen musste. Es sah auch zu witzig aus, wie er sich hoch reckte und eine heldenhafte Pose machte, wobei er mich nach sprach. Danach krümmte er sich, winselte und sprach meine 'Oper' nach. Er sollte Schauspieler werden.

"Du Witzbold. Du warst auch nicht von schlechten Eltern. 'Amaya nein! Ich rette dich !' Superman für Arme, oder was? Nur die Schmalzlocke fehlte", neckte ich ihn. Leider gescheitert. Er sagte darauf nichts provokantes sondern lächelte nur fröhlich.

Nach der Magiestunde hatten wir frei. Die Schule ist auch zu großem Schaden gekommen. Wie wollen die das nur bezahlen? Dai erzählt mir, dass sie eigentlich eine speziale Trainingshalle besitzen, die gegen allerlei Magie geschützt war, doch wurde sie im letzten Jahre durch den Kampf eines durchgeknallten Typen zerstört und das Geld für die Sanierung fehlte an allen Ecken. Doch eine Schulrenovierung ist drinnen, oder was? Als ich genau nach diesem 'Verrückten' fragte, sagte Dai nur, es sei Vergangenheit und dort sollte man es auch lieber lassen. Das Beste für alle. Vergessen war eine große Aufgabe in unserem Kreise. Im Kreise von Freaks, die wohl an bestrahltem Müll genuckelt haben und sich jetzt mit ihren "Superkräfte", wie Ironman fühlen. Leider gibt es in unserer Gesellschaft auch die Batmans unter uns. Die Leute, die keine Kräfte oder Fähigkeiten haben, aber dafür Geld, Macht oder jedenfalls eine große Klappe. Sie wollen uns unterdrücken....im schlimmsten Fall sogar auslöschen. Es gibt eine kleine Gruppe, die über uns Bescheid weiß. Leider ist diese kleine Gruppe schon zu viel. Dies alles erfährt man, wenn man mit Dai nachhause gehen will. Wir haben lange geredet und ich habe viel erfahren, jedenfalls besser als Wikipedia.
Mann läuft mit Eis, was er bezahlt hat durch die Gegend für Stunden und unterhaltet sich und lacht miteinander, Dai und ich. Wir waren gute Freunde. "Es wird langsam spät..", unterbrach Dai die Stille, die ich mit Gedanken grübeln verbracht habe.

"Ja..ich sollte langsam nachhause. Meine Eltern sorgen sich bestimmt um mich." Das tun sie bestimmt. Dies tun sie nämlich immer. Seit es damals in der Schule mit dem Mobbing angefangen hat, wurde ich oft auf dem Heimweg abgepasst und geschlagen oder gedemütigt. Sie haben sich immer mehr Sorgen gemacht und der Umzug hat diese Sorge nicht vernichtet. Meine Eltern erlitten genau wie ich, einen emotionalen Schaden aus dieser schrecklichen Zeit. So eine Zeit, wird nie wieder aufkommen. Ich trainiere von nun an hart, um meine Fähigkeiten zu optimieren. Irgendwann kehre ich zurück und zahle es all denen, die mein Leben zu zerstören versuchten heim. Sie werden brennen und schreien. Weinen und um ihr scheiß Leben betteln. In diesem Moment passierte was mit mir. Mein Herz verfraß sich mit diesen Gefühlen von Rachen und Hass. Ich merkte, dass ich mit meinen Kräften jene Menschen, die nur Menschen sind auslöschen konnte. Eine Welt voller Magus (so ist er demokratisch gewählter Name für Unseresgleichen) wäre das nicht eine schöne Welt? Nur wie keiner. Doch dieser Gedanke war einfach nur überaus krank! Wir sind auch irgendwie Menschen und dass, ich mich mit so welchen Plänen durch die Gegend schlage ist einfach nur bösartig...so möchte ich nicht sein..oder?
Dai merkte wohl in welche Richtung meine Gedanken gingen. Er nahm meine Hand und mein Herz machte einen kurzen Sprung.

"Unsere Fähigkeiten sind Geschenke. Von uns wird erwartet, dass wir sich auch gut behüten und benutzen. Die Hüter wären nicht so begeistert, wenn wir sie gegen Menschen einsetzen würden oder gar um uns selber allerlei Profit zu setzen." Die Erwähnung über 'die Hüter' ignorierte ich erstmals und fragte Dai: "Woher weißt du.....dass ich darüber grade nachdachte?" Dai fing an nun stärker zu lächeln und endlich war das Lächeln nett und charmant und nicht frech und verschmitzt.

"Das denken sich fast alle, die diese Kräfte in sich tragen. Beinah jeder dieser Art von 'Menschen', hatte mal negative Erfahrungen mit normalen Sterblichen. (normal sterblichen?) und fast jeder hat Wut auf sie, weil sie nie dazugehörten. Menschen merkten, dass wir anderes waren und sind. Darum hassen sie uns. Sie hassen alles, was sie nicht kennen oder wenn sie diesem unterlegen sind. Ich sag ja nur, Frankensteins Monster oder Graf Dracula." Bilder von mir, wie ich mich auf dem Schulklo versteckte und andere Mitschüler gegen die Tür klopften, schlichen sich in meine Gedanken. Bilder wie ich weinte, wie ich schrie und wie sie lachten und sich über meine schlimme Lage freuten.

"Es ist ein immer währender Kampf zwischen Mensch und Magus, den sie immer Gewinnen. Das Gesetz der Magus ist fest gesetzt und jeder der es oft und großspurig bricht, erleiden den sofortigen Tot. Diesen Kampf können wir darum nicht gewinnen, aber den Kampf um unsere Würde und Macht schon." Viele Fragen bildeten sich in meinem Kopf. Die Hüter. Normalsterbliche Menschen. Gesetz des Magus. Diese Dinge werden bestimmt bedeutend für mein neues Leben. Doch, wenn ich daran denken, was bis jetzt alles passierte, wollte ich die Geheimnisse zwischen diesen Dingen doch nicht wissen.

"So, wir sind da", sagte Dai plötzlich. Wir standen vor meinem Haus. Ich habe gar nicht gemerkt, wie wir nachhause gingen und erst recht nicht, dass wir schon da sind.

"Danke Dai, fürs Eis, fürs nach Hause bringen und...für deine Worte." Dai setzte wieder dieses eine Lächeln auf, welches sagte "Ich bin dein Freund und für dich da" und nicht "Ich lache dich aus und du bist weniger wert als ich". Dai sagte nichts mehr, drehte sich um und verschwand in der dunklen Welt. Mir ist ebenso nicht aufgefallen, dass es schon so dunkel war. Wie viele Stunden haben wir geredet, gelacht, oder sind einfach schweigend nebeneinander gelaufen? Als Dai verschwunden war merkte ich, dass dieser heutige Tag eine große Bedeutung für unsere Beziehung hatte. Ein wichtiger Abschnitt meines neuen Lebens war beendet und ein neuer fing an. Als ich herein ging, fiel mir eine Sache ein: Das Gespräch mit meinen Eltern. Sie haben mir einiges zu erklären, doch dass kann bis morgen warten!...Wenn ich sie überhaupt darauf anspreche!

Kapitel 22: Dummheit hat seinen Preis

Es war eine schreckliche Nacht, die ich hinter mich ließ. Nicht nur, dass ich meinen Eltern erzählen durfte, wieso ich so lange weg blieb, nein von den gesamten acht Stunden Schlaf, die mir zur Verfügung standen, schlief ich höchstens drei. Das immer stechende Gefühl von Rache stieß in meine Brust und zerriss mich von innen. Diese Bilder, die ich vorher schon hatte kamen so oft wieder, dass es mir am Ende schwer fiel sie irgendwie zu unterdrücken.

Träume von Rache, wie sie anfingen zu brennen oder wie selbst ich in meiner eigenen Macht verschlungen wurde, ließen mich unzählige Male schweißgebadet erwachen. Einmal bemerkte ich sogar, wie sich Tränen aus meiner Augenwand stahlen und über meine Wange rollten. Ich war sogar so dreist und griff nach meinem Handy um Dai anzurufen, er solle doch vorbei kommen und mir irgendwie helfen. Doch schon nachdem ich seine Nummer gewählt hatte, legte ich sofort wieder auf. Klar, Dai und ich verstanden uns seit der Magiestunde prima, aber ich würde ihn Nachts um drei nie anrufen. Nebensächlich auch noch, da ich Rachegefühle habe. Das legt sich aber bestimmt wieder.

"Amaya Schätzchen, geht es dir nicht gut?", fragte meine Mutter. Sicher, sie musste bemerkt haben wie ich im Müsli rum gestochert habe. Das Frühstück ist auch nicht mehr das, was es mal wahr.

"Ja Mum, ich habe nur sehr sehr schlecht geschlafen", gab ich leicht gähnend ab. Sie musterte mich, als würde sie mir keinen Glauben schenken.

"Hast du etwa von deiner großen Liebe geträumt?", scherzte sie...ich hoffe, dass sie scherzt.

 "Mum!" Große Liebe? Also bitte! Dai und ich verstanden uns nur gut, mehr nicht.

"Ich mach doch nur Spaß Liebes. Komm beeil dich sonst verpasst du den Zug noch und Papa kann dich nicht fahren."

"Ja.." Wie es mir befohlen wurde beeilte ich mich extra. Ich müsste wohl heute Mittag mit meinen Eltern über diese "Sache" reden. Jetzt blieb mir keine Zeit dafür. Ich schnappte meine gepackte Tasche, ein Buch zum lesen in der Pause und schon ging die Tür auf.

"Bis später Mum!"

"Bis später, pass auf dich auf!"

"Mach ich!" Ich machte die Tür zu und stellte zu meinen erleichtert fest, dass Kai nicht vor meiner Haustür stand. Kai... ich hatte kein Kontakt mehr mit ihm, seit ich zu Dai nach Hause gegangen war. Er fiel mir aber auch nicht mehr auf. War er krank oder übersah ich ihn einfach nur?
Ich klappte das Buch auf und ging los. Mit einem schnellen Schritt kam ich meinem Ziel, den Bahnsteig zu erreichen bevor der Zug kommt, immer näher. Aber statt mich aufs Lesen zu konzentrieren, gingen mir die Ereignisse der letzten Nacht durch den Kopf.

Das ist doch verrückt. Ja Amaya, du besitzt eine Kraft. Eine, die wesentlich gefährlicher ist, als du dir das vorstellen magst. Eine, die in Bruchteil einer Sekunde, das Leben von jedem hier zerstören kann. Eine, die nur mit viel Kraft kontrolliert werden kann. Ich knallte gegen jemanden und schon verschwanden meine gerade gedachten Gedanken."Entschuldigung!" Ich verbeugte mich und ging weiter. Schluss mit den Gedanken, dass konnte ich auch später noch machen. Ich erreichte den Bahnhof, gerade noch rechtzeitig. Mein Zug kam und ich trat ein. Innerhalb von wenigen Minuten fuhr er los. Zu meinem erstaunen blieb der Zug heute extrem leer. Es gab kein Gedrängel oder sonstiges. Ich konnte mich gemütlich auf einen Platz setzten und die vorbei rauschenden Bäume betrachten. Ich kam in der Schule an und betrat sofort mein Klassenzimmer.

"Amaya!", drang es in mein Ohr. Lin, wie lange gab sie sich jetzt schon nicht mehr mit mir ab?

"Guten Tag Lin" gab ich leicht lächelnd zurück. Ich setzte mich auf meinen Platz. Dai war noch nicht da.

"Lin; sag mal, weißt du wann Dai immer da ist? Oder Kai?" Sie schenkte mir einen leicht skeptischen Blick.

"Ohoo hat da jemand Interesse?"

"So ein quatsch! Ich wunder mich nur, wieso sie so spät kommen. Die Schule beginnt doch in-"

"AMAYAAAAA!" Ein Arm schlug sich von hinten um mich. Parfüm Geruch brannte sich in meine Nase und ließ meine Sinne schwindeln. Ich zuckte zusammen und sah kurz darauf hinter mich.

"K-Kai! DU?" Wenn man vom Teufel sprach. Ich riskierte einen Blick nach hinten. Dai kam durch die Tür, wank mir kurz zu und setzte sich dann. Mir fiel jedoch auf, wie er Kai und mich beobachtete.

"Entschuldige, ich war krank und konnte dich somit die letzten Male nicht abholen. Aber am Montag hole ich dich wieder ab! Vielleicht besuche ich dich auch am Wochenende, was hältst du davon?" Äh....was?

 "...toll...freut mich?"

"Gut dann hören wir uns später!" Er ließ von mir ab und ging an seinen Platz. Ich brauchte eine Zeit um das zu realisieren. Hatte ich mich gerade mit Kai verabredet? Na ja war ja auch egal. Die Schulklingel erklang. Nun wäre Mathe und Erdkunde dran.

"Ich bin so erledigt!", sprach Lin seufzend und lehnte sich nach hinten.

"Es waren doch gerade mal zwei Stunden?" Fragend runzelte ich die Stirn und packte meine Sachen weg.

"Ja trotzdem!" Sie stand auf und ging. Natürlich, es war auch Pause. Sie wollte wieder zu ihren Jungs. Ich sollte auch mal ein wenig an die frische Luft gehen. Cho, Tori und Nara warten bestimmt schon auf mich.
Eifrig schnappte ich meine Tasche und ging raus. Flink wie ein Wiesel wich ich den auf mich zukommenden Schülern aus und betrat den Schulhof. Dort standen sie auch schon.

"Cho, Tori, Nara!", rief ich und lief winkend zu ihnen. Sie unterbrachen ihr Gespräch und nahmen mich freudig auf.

"Kommst du heute nach dem Kampftraining wieder zum Club? Die Zeitung muss fertig werden."

"Klar, mach ich Tori." Sie nickte lächelnd darauf.

"Die Show gestern war übrigens voll cool! Wie hast du das so schnell gemacht?" Nanu? Wussten sie etwa nicht, dass sie auch Kräfte haben? Ich fragte sie nach ihren. Wie zu erwarten gaben sie diese sofort Preis. Nara besaß die Windkraft. Mit ihrer Kraft konnte sie Gegenstände oder Menschen einige Meterweit weg fliegen lassen und erheblichen Schaden zufügen. Im schlimmsten Fall sogar Krankenhausreif. Das ist ja wie in Avatar hier.
Tori besaß die Magie der Täuschung. Indem sie ein Raum erstellt, der die größten Ängste in einem zeigen, verwirrt sie die Gegner und kann sie somit außer Gefecht setzten, wenn sie ein schwaches Selbstbewusstsein haben. Manchmal wäre es aber auch nötig selbst Hand anzulegen.
Cho überraschte mich dennoch am meisten. Sie erzählte mir, dass ihre Macht nicht so besonders war wie unsere. Sie könnte angeblich den Boden zum wackeln bringen, Erdbeben verursachen und was uns sonst noch mit Erde in den Sinn viel. Ihr stand es in der Macht, ob uns der Boden unter den Füßen weg gerissen wird oder nicht.

"Beeindruckend....", gab ich voller erstaunen Preis.

"Ach was. Zeig uns doch noch mal deine!" Tori war richtig besessen sie noch einmal zu sehen.

"Was? Aber das ist doch verboten oder?"

"Scheiß auf die Regeln!" Nun meldete sich Nara. So sah ich sie bisher noch nie. Ich blickte kurz rüber zu Cho. Sie machte ein besorgtes Gesicht. Es wäre besser gewesen, wenn ich mich geweigert hätte. Aber ich wollte nicht noch einmal Freunde verlieren. Ich trat also ein paar Schritte zurück und formte meine Hände zu einem Ball. Das Feuer wärmte meine Hände augenblicklich. Ich wusste nun, dass es da war. Ein leises "oh" nahm ich war, konnte aber nicht erfassen von wem es kam. Ich presste meine Hände zusammen, nur um sie wenig später aufzureißen und eine riesige Flamme empor lodern zu lassen. Sie fingen an zu klatschen und von nun an fühlte ich mich besonders. Ich konnte sie tatsächlich beeindrucke!

"Amaya!", knurrte es hinter mir. Ich schreckte zusammen und stellte fest, dass hinter mir der Direktor stand. Neben ihm war Dai und Kai. Ich ließ die Flamme verschwinden. Cho, Nora und Tori haben so schnell das Weite gesucht, wie ich es noch nie gesehen habe. Dai trat auf mich zu, genauso wenig begeistert, wie ich es mir hätte denken können.

"Amaya! Ich hab dir gestern doch gesagt, es gibt Menschen die uns verachten! Sie fahren hier auf und ab und hätten das sehen können und dann bist du-" Ein quietschen unterbrach ihn. Ich sah wie sich seine Augen weiteten. Ich fuhr herum, sah bestimmt so schockiert aus wie er. Da raste ein Auto direkt auf uns zu. Mittlerweile rannten alle weg. Der Direktor, Kai, Dai, und alle anderen. Doch ich stand da nur still herum. Ich wollte gehen, wollte rennen und schreien doch alles in mir verstarb augenblicklich. "Amaya!" Da war er, der Ruf der mich erwachen ließ. Ich konnte mich bewegen und wieder schreien. Ich schaffte gerade mal einen Schritt nach hinten da war das Auto schon zu nah. Sterben... ich werde sterben, dachte ich und für einen Bruchteil einer Sekunde schien mir dieser Gedanke gar nicht mehr so schlimm.
Ich zwinkerte kurz und wurde von den Beinen gerissen. Jemand schubste mich, sodass ich ein Stück zur Seite flog. Das quietschen kam erneut auf und ein riesen Aufprall war zu hören. Erschrocken darüber, dass ich noch am leben war, richtete ich mich auf und sah zu dem still stehenden Auto. Der Direktor stand bei dem Mann und hielt ihn fest, machte ihm augenblicklich Handschellen dran. Ich wunderte mich, woher er diese habe, eh mich schon die Meute der Schüler zu sich zog. Nur ein Stück vom Wagen weg. Mir fiel wieder ein, dass sich doch jemand vor das Auto geschmissen haben muss! Nein, bitte nicht! Der Gedanke daran, dass jemand unschuldiges da lag wegen mir konnte ich nicht verkraften. Ich rannte dort hin und sah schon die ersten die an ihrem Handy hingen und den Krankenwagen riefen. Ich drängelte mich durch die Meute und erstarrte. Das konnte nicht wahr sein. Nein, nein!

"Kai!!" Ich ließ mich auf den Boden fallen und drehte ihn zu mir. Sein Gesicht war voller Blut. Er hat eine riesen Platzwunde am Kopf und bewegte sich nicht mehr. Ich konnte für den Moment nicht beurteilen ob er noch lebte oder nicht. Dai sah ich nicht. Er stand bestimmt außerhalb der Meute, aber er war mir egal.

"Kai, Kai! Sag doch was, bitte!" Ich rüttelte an ihn, doch keine Reaktion. Mir flossen Tränen übers Gesicht und fielen auf ihn. Der Krankenwagen kam mit Blaulicht und Sirene angefahren. Das war alles meine Schuld!

 

Kapitel 23: Schwarzer Tag

"Es geht ihm gut Amaya", sagte Cho. Sie ist mit mir zusammen und dem Direktor ins Krankenhaus gefahren, um nach Kai zu sehen und um sich über seinen Zustand zu erkunden. Leider wurde er von einem durchgeknallten Autofahrer umgenietet und dabei leicht verletzt. Doch gebe ich mir die Schuld für diesen Unfall, war ich ja neben dem Fahrer irgendwie. Warum kann ich nicht einmal auf mich selber aufpassen?!

"Ja ich weiß. Trotzdem liegt er meinetwegen im Krankenhaus. Ich kann mit meinen bloßen Gedanken und Händen Brände und Tod erschaffen, aber auf mich selber aufpassen? NEIN, dass ist natürlich zuviel für die kleinen Amaya. Es müssen schon kleinliche Jungs vor Autos springen, damit ich weiter unnötig durch die Welt trampel und wie ein Bagger alles auslösche und mit Dummheit um mich werfe, wie so welche Ghetto Rapper aus irgendwelche Großstädten oder Soap Darsteller. Ich bin ein Monster, mehr nicht. Als ob körperlich, als auch physisch. Ich bin kaputt. Meine Gedanken, mein Gedächtnis, meine Sinne. Ich bin ne leere Hülle voller scheiß Gedanken und voller Hass. Ich bin gefährlich." Cho guckte mich total überrumpelt an.

"Sag mal..Amaya...hast du zu viele Krimis gelesen?" Ich ließ meinen Kopf langsam sinken

"...ja." Sie hat mich erwischt. Ich übertreibe, ich kleine Dramaqueen.

"Ah Amaya, es ist schon teils deine Schuld, aber der Autofahrer ist das Arsch!" Ja super.

"Teils meine Schuld?" Cho konnte aufmuntern, wie ein alkoholkranker und trauriger Clown.

"Hier was zu trinken." Unser Direktor setzte sich neben uns und reichte und ein Becher Wasser. Wir bedankten uns und tranken es leer. Zwei Stunden! Wir saßen im Wartezimmer schon seit zwei Stunden. Auf was wir warten? Auf gar nichts, denn uns wurde bestätigt, dass es Kai gut ging. Trotzdem sitzen wir hier. Erbärmlich. Ich bin hier, da es irgendwie meine Schuld war. Der Direktor ist für seine Schüler verantwortlich, doch Cho? Was machte sie hier? Mann könnte meinen, sie wäre hier um ihre Freundin geistigen Beistand und Unterstützung zu bieten, jedoch ist das nur die Hälfte des Grundes. Ich merkte schon seit langem, dass da was ist. Ich will nicht sagen, dass Cho in Kai verliebt ist. Das bestimmt nicht, doch spüre ich eine innerliche Verbindung zwischen ihnen, die nicht menschlich zu sein scheint. Darauf angesprochen habe ich sie nicht. Zu feige oder zu blöd. Man kann es nennen wie man es will. Jedenfalls bleibe ich stumm.

"Nun.." Der Direktor stand auf und klopfte sich imaginären Staub von den Knie. Wie symbolisch "Wir sollten aufbrechen. Wir wissen ja schon, dass es Kai an nichts fehlt. Nun los." Das war ein Befehl und kein Angebot. Wir standen auf, obwohl ich merkte, dass Cho protestieren wollte. Irgendetwas war da, ich bin ja nicht Blond. Wir gingen aus dem großen Gebäude und gingen zum Auto. Plötzlich fiel mir was ein. Ich blieb stehen.

"Direktor, müssen sie sich nicht eigentlich um die Angelegenheiten des Autofahrers kümmern? Und wo ist Dai? Wer war der Mann überhaupt?" Der Direktor lächelte. Es war aber nicht so ein Lächeln, was ich von Dai oder meiner Mutter kannte. Es war ohne Freude, sondern voller Missgunst.

"Dai kümmert sich darum. Er ist Schulsprecher." Diese matte Antworte zeigte mir, dass weitere Fragen nicht gewünscht waren. Eigentlich wollte ich weite nachfragen, doch ich ließ es. Der Direktor schloss das Auto auf und setzte sich rein, Cho ebenso, ich jedenfalls zögerte.

"Entschuldigen Sie Direktor und Cho. Mir ist etwas übel. Ich gehe lieber zu Fuß."
Da es nicht ganz dunkel war und noch einigermaßen früh, durfte ich gehen. Ich musste nämlich zu Dai. Er war komisch. Er hat immer den großen Retter gespielt und ist immer so fürsorglich als Schulsprecher, obwohl er als Badboy oder Frauenschwarm bekannt war. Dass er sich um den Stand von Kai nicht sorgte, obwohl sie befreundet waren, wunderte mich. Ich versuchte es zuerst in der Schule.

 

"Dai ..bist du hier?" Ich ging durch den Korridor und schaute an seinem Spind vorbei. Dort war er jedoch nicht. Manche Klassen hatten trotz des Unfalles Unterricht, doch meine Klasse hatte frei, da wir eigentlich mit dem Direktor Unterricht in Magiewissen hatten. Ein für mich ebenso neues Fach. Darin geht es um unsere Vorväter und dessen Fähigkeiten. Meistens hat man die Kräfte vererbt. Jedoch hat sie kein Lehrer für dieses Sache gemeldet, so hat es der Direktor übernommen. Sonst unterrichtete er ja nicht wirklich, außer ein oder zweimal Vertretung, falls ein Lehrer krank ist.

Ich ging in unsere Klasse, doch da war Dai auch nicht. Wieso sollte er auch hier sein? Ich merkte, wie die Zweifel meines Bauchgefühls hoch kamen, doch irgendwas an dem Direktor störte mich. Er war immer fröhlich und ehrlich rüber gekommen, doch nun zeigte er sich abweisend und log mich an. Als ob Dai, ein Minderjähriger sich um so was kümmern sollte. Natürlich. Plötzlich wurde ich angerempelt und flog hin.

"Auer, wer war dass? Du bescheuerter..!" Ich blickte auf und sah in Dai's Gesicht. Er kam aus dem Direktorenbüro gelaufen. Er guckte mich an, lächelte. Aber nicht das Lächeln, das sich so mag. Sondern dass, mit dem ich ihn kennen lernte. Verschmitzt und unehrlich.

Er lief weiter, ohne sich zu entschuldigen oder mir hoch zu helfen. Welches Pferd hat ihn den geritten? Warum hatte er es so eilig aus dem Büro rauszukommen? Meine Neugierde packte nicht. Ich nahm die Türklinke in die Hand und drückte sie runter. Als ich sie öffnetet konnte ich meinen Augen nicht trauen. Auf dem Stuhl des Direktors saß Sven und schlief. So eine ekliger Anblick ist er ja nicht, dass man gleich abhauen muss. Durfte er überhaupt hier sein, bestimmt nicht. Ah, immer diese miesen Regelbrecher.

Ich konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Ich kannte Sven vom Anfang meines neuen Lebens. Er war einer der Ersten, die ich in meiner neuen Schule kennen lernte. Eher unfreiwilliger, trotzdem kannte ich ihn nicht gut und hatte nie wirklich was mit ihm zu tun. Ich ging auf ihn zu und packte ihn leicht an die Schultern.

"Ey Sven, wach auf. Wenn der Direktor dich hier sieht, reißt er dir den Kopf einschlagen. Du kannst später Bossilein spielen...Sven?!" Ich schüttelte und schüttelte. Er rührte sich nicht. Ich schüttelte ich noch heftiger, sein Kopf wippte dabei unnatürlich hin und her. Ich erblasste. Oh Gott. Ich fühlte seinen Puls...er schlägt nicht mehr....Sven war tot. Ich riss die Augen auf und war wie versteinert. Er war leichenblass. Sein Gesichtsausdruck war stumm. Bloßes Pokerface. Es zeigte ihn natürlich. Er sah immer so aus. Nur Pokerface. Seine Augen waren leer. Sonst als ich ihn kennen lernte, waren sie voller jugendlicher Charme, seine Augen übernahmen normaler weiße das Sprechen für ihn. Auch wenn er steht's neutral blieb. Warum er? Er war mir sympathisch. Ich konnte ihn ganz gut leiden. Die Szene, wie ich ihn kennen lernte gingen mir durch den Kopf. Sein Vorkommen, seiner Erscheinung verschwammen in meinem Gehirn. Er war weg, für immer. Alles vorbei. Meine Welt zerbrach. Auch wenn ich Sven nicht gut kannte. Sein Tod zog mich in die bittere Realität. ich dachte in meinem neuen Leben als Magus konnte mir nichts passieren. Ich war mächtig und unzerstörbar. Wollte Rache nehmen und Freunde beschützen. Die Wahrheit raus finden und mutig sein. Bei mir gab es keinen Unterschied zwischen Leben und Tot. Zwischen Hass und Liebe. Alles war gut. Jeder war nett. Alle mochten aneinander. Es war meine Schuld. Wär' ich nicht wie versteinert gewesen und hätte mich fast selber umgebracht, wäre Kai nicht angefahren wurden und niemand hätte die Zeit gehabt Sven was anzutun. Richtig ihm was anzutun. Es war Mord. Ich spüre das. Ich bin weder Sherloock Homes noch sonst jemand der zahlreichen Detektive. Ich bin Amaya und wäre ich nicht ins Krankenhaus gegangen, sondern bei Dai geblieben. Dai....dieser Name verursacht in meinem Inneren Stromschläge. Wieso, weiß ich selber nicht. Wir hätten den Mörder aufhalten können.

Plötzlich passiere was mit mir. Ich sank auf den Boden. Meine Gedanken fingen an in meinem Kopf zu rennen und zu rennen. Sie rannten und rannten. Gingen in die Höhe. Waren hier nicht richtig. Gestrandet ohne Ziel. Ich bekam Kopfschmerzen, doch fühlte ich mich Leer. Mir wurde schwindelig, doch sah ich alles klar. Ich wurde besiegt. Meine Täuschung wurde zerstört. Mein schreckliches Leben hat nicht aufgehört, nein! Es hat erst richtig angefangen, denn es wird nie aufhören. Ich ging zum Mülleimer vom Direktor und übergab mich über der Tonne. Ich schleifte mich auf den Boden zurück neben dem Stuhl, wo die leere Hülle saß. Ich blickte hoch in sein Gesicht. Ich durchlöcherte ihn mit Blicken, trotzdem stand er nicht auf. Mir kam es vor, als wäre ich im Rausch. Was ist los mit mir? Habe ich gedacht mein Leben ist jetzt perfekt? Habe den Unheil der Menschheit weg geschlossen? Wir sind auch nur Menschen. Können sterben wie sie. Sind ebenso nutzlos und wertlos und dabei zu nicht zu gebrauchen.
Plötzlich riss die Tür auf und Lin stand da.

"Hey Direktorlein ich brauche Hil....Amaya? Was ist los?" Sie sah im ersten Augenblick nur mich, als nun ihr Blick auf Sven traf erkannte sie sofort den Notfall.

"Er ist tot? Amaya...was ist passiert?" Sie sah mich an, als wäre ich die Mörderin, doch wusste man nicht, ob er ermordet wurde oder es was anderes war. Dai ist vor mir hier gewesen, vielleicht weiß er mehr. Sven kann auch nicht lange Tod sein, sonst wäre er kalt. Eine plötzliche Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Dai ist nicht vor Schreck weggelaufen, sondern vielleicht vor Schuld. Vielleicht war es Mord. Vielleicht war es Dai? Er war nicht panisch sondern....stark. Dai war es. Was soll ich tun? Was soll ich tun? Diese eine Frage bewegte sich durch mein Kopf und stellte sich wieder jede fünf Sekunden neu. Was nun? Sollte ich Dai verpetzen oder decken. Komme ich in Verdacht? Vielleicht war es kein Mord. Was soll ich tun? Wie vom Blitz getroffen stand ich auf und rannte weg. Ich schubste Lin zur Seite und rannte. Ich rannte wie nie zuvor. Ich weiß nicht wohin ich rannte. Hauptsache weg. Tausende Sachen kamen mir in den Sinn. Tausende Situationen. Tausende Momente mit Dai, wo er lächelte. Kann das alles war sein? Dies war der schwärzeste Tag meinen gesamten Lebens!

Kapitel 24: Besuchszeit

 Ich rannte, unzählige Minuten. Minuten? Waren es vielleicht sogar schon Stunden? Nein, bestimmt nicht. Ich sah mich um, suchte verzweifelt nach etwas, was mich erwachen lässt. Nein, nichts, da war nichts. Dai...konnte er wirklich Sven getötet haben? War es möglich, dass ich seine brutale Art nun kennen lernte? Aber er war doch so nett...so lieb.

"Amaya...was ist-" Lin brach ab, da ich sofort wieder weiter rannte. Sie hielt mich jetzt wahrscheinlich für eine Mörderin. Aber ich war es doch gar nicht. Nur jetzt davon zu rennen, machte es nicht viel besser. Aber ich musste Dai suchen. Musste ihn zur Rede stellen. Irgendwas läuft definitiv in meinem Leben schief!
Am Ende landete ich doch vor meiner Haustür. Ich war geflohen und hatte nicht einmal daran gedacht es klar zu stellen. Meine Mutter sah mir sofort an, dass irgendetwas nicht stimmt und ich dadurch völlig fertig bin! Jedoch erzählte ich ihr nichts. Rein gar nichts. Es hatte sie nicht zu interessieren!


"Ich leg mich schlafen!", schrie ich runter. Es war gerade mal neunzehn Uhr und ich legte mich schon schlafen..an einem Freitag. Das war doch echt zu auffällig. Morgen müsste ich mit Dai reden. Es war zwar Wochenende und ihn anzutreffen war eventuell sogar eine Sache, die auf der Klippe stand, doch ich musste zu ihm und das klären. Wenn er wirklich der Mörder war dann....ja...was dann? Ich wusste es nicht. Würde ich ihn zur Polizei schleifen oder besser in Schutz nehmen? Wieso dachte ich überhaupt daran ihn in Schutz zu nehmen? Konnte das etwa heißen das ich....! Nein, ich verbot mir den Gedanken sofort. Nichts da. Mit einem eventuellem Mörder will ich nichts zutun haben und erst recht nicht so.
Es dauerte seine Zeit doch am Ende schaffte ich es einen Traumlosen Schlaf zu finden. Morgen...morgen finde ich die Wahrheit heraus.

Mein Wecker klingelte um neun Uhr. Pünktlich, wie ich ihn zuvor gestellt hatte. Ich stand auf, machte mich fertig und ging zum Krankenhaus. Da heute keine Schule war, trug ich eine schwarze Leggins, darüber eine weiße HotPants und ein gestreiftes Top, wo ich eine schwarze Strickjacke drüber gezogen hatte. Und das alles nur um meine gewöhnliche Geste nach zu machen. Ich zog wie sonst immer, meine Kapuze auf. Mit gesenktem Kopf ging ich dann Richtung Krankenhaus. Ich wollte vorher noch mal bei Kai vorbei schauen, bevor ich mich zu Dai bewege.

Wie es Kai wohl ging? Klar, sein Zustand war stabil aber...war er denn nicht sauer auf mich? Er wäre wegen mir beinah gestorben. Und wenn ich ihm erzähle, dass Sven tot ist....wie würde er das verkraften? Es war meine Schuld, wäre ich nicht mit zu Kai ins Krankenhaus gegangen, da er mir das Leben rettete, wäre Sven nicht gestorben. Davon war ich fest überzeugt. Wovon ich nicht so überzeugt war, war die Tatsache, dass Dai mit dem Tod von Sven nix zu tun hat.


Das Krankenhaus kam in meiner Sicht und schon rannte ich los. Meine Kapuze blieb brav auf meinem Kopf. Gut so. Wie ein wild gewordenes Tier rannte ich die Gänge entlang bis hoch zur dritten Etage ins Zimmer 110. Keuchend klopfte ich an und trat ein. Schock. Kai lag nicht in seinem Bett. Schnell suchte ich alles ab, jeden kleinsten Winkel, im Schrank, bis ich zum Fenster ging und raus sah. War er vielleicht so krank im Kopf und sprang aus dem dritten Stock?

Arme legten sich um meine Mitte und zogen mich an sich. "Ich wusste du würdest kommen..", hauchte es mir ins Ohr. Gerade noch schaffte ich es mir einen Schrei zu unterdrücken. Der Griff löste sich und ich fuhr herum.

 "KAI! Du Idiot!", schrie ich ihn an doch er grinste nur. "Wie geht es dir? Tut es immer noch weh? Oh man Kai es tut mir so Leid!" Eh er reagieren konnte, umarmte ich ihn. Nicht zu fest und nicht zu lasch. Er nahm die Umarmung herzlich auf. Klar, was auch sonst.

"Mir geht es gut, keine Sorge. Ich hab dich doch gerne gerettet... du durftest noch nicht sterben!" Seine Arme schlang sich fester um mich. Ich konnte nicht anders und musste weinen. Ich versuchte sie zu unterdrücken, doch es klappte nicht. Er drückte mich an seine Brust und ersticke mein Weinen.

"Was ist den los Süße?" Das er mich Süße nannte, war mir in dem Moment so egal. Ich löste mich ein wenig aus der Umarmung und sah ihn verheult an. Schnell streifte er mir, mit seinen Daumen meine Tränen weg, bevor ich sprach.

"Sven....Sven ist tot! Er lag gestern im Büro des Direktors und kurz vorher..." Warte... sollte ich es ihm überhaupt sagen?

"Vorher was?"

"Ich dachte vorher jemanden raus kommen zu sehen..." Erneut nahm er mich in den Arm. Schockierte ihn das denn gar nicht?

"Beruhig dich. Es ist besser für dich, wenn du nach Hause gehst und versuchst das zu verkraften. Wir werden herausfinden, wer das war oder was passiert ist, okay?" Ich nickte stumm und sah ihn an.

"Keine Sorge...ich lass nicht zu, dass dir etwas passiert!" Er sagte das so fest und dennoch liebevoll, dass ich seinen Worten sofort glaubte.

Wir verabschiedeten uns voneinander. Er legte sich wieder ins Bett und ich machte mich auf den Weg nach "Hause". In Wirklichkeit war ich auf den Weg zu Dai. Dai Metayo...du hast mir noch was zu erklären. Mit schnellen Schritten rannte ich zu ihm. Bald würde ich es wissen.


Als ich bei Dai ankam, umschlang eine düstere Aura das Haus. Die Aura eines Mörders? Ich klingelte an der Tür. Zitternd umfasste ich den Türknauf und wartete. Es rührte sich nichts. War überhaupt jemand da? Ich klingelte erneut. Dieses mal hörte ich etwas rauschen. Behutsam legte ich mein Ohr an die Tür. Es hörte sich an wie ....Wasser? Warte..Wasser!

Die Tür sprang auf und das Wasser was raus spülte, zog mich augenblicklich wieder rein. Ich hielt vorher noch schreckhaft die Luft an und schwamm jetzt im Wasser. Die Möbel schwammen umher und auch das Licht schien aus zu sein. Luft!, dachte ich mir. Meine Lungen fingen an sich zusammen zu ziehen. Ein schmerzhaftes Ziehen. Mein Körper verlangte nach Luft. Ich versuchte nach oben zu schwimmen doch vergebens. Ich wurde durch eine leichte Strömung immer wieder nach unten gerissen. Ich war mir sicher, dass dies Dai's Werk war.
Dai bitte, schenk mir Luft!, dachte ich hinterher und kniff die Augen zusammen. Ich kann nicht mehr! Befreiend atmete ich ein. Wasser füllte meine Lungen. Mehr und mehr. Eh ich es wahrhaben konnte, ertrank ich schon im kleinem Meer von Dai's Haus.

"Amaya, du musst aufwachen. Wach schon auf, komm schon!" Diese Stimme, sie klang so verzweifelt und sie rief nach mir.

"Sag mir, willst du wirklich schon sterben? Du kannst noch nicht sterben, du hast noch eine Aufgabe, bevor du zu mir kommen kannst." Zu dir? Aber wer bist du denn? Bist du eine Frau oder ein Mann? Kenne ich dich?

"Geh jetzt, man verlangt nach dir!" Was? Kannst du mir das mal erklären!?
Mein Körper stieß auf den Boden. Sofort hustete ich das Wasser aus und drehte mich auf die Seite. Ich war mir sicher, dass ich tot war. Oder? Auf jeden Fall war ich klitschnass. Ich hustete noch ein paar mal, bis ich mich auf alle vieren stellte. "Was willst du hier?", fragte man emotionslos. Ich sah rauf. Hinter den ganzen Strähnen, die mir im Gesicht hingen, sah ich Dai. Er saß lässig in seinem Bett und wirbelte das Wasser umher, welches mich vor wenigen Sekunden noch beinah getötet hätte.

"Mit dir reden, aber nur wenn du mich nicht tötest!", schrie ich rüber und stand schwankend auf.

"Dich töten? Oh nein, ich mach mir doch die Hände nicht schmutzig." Er fing an zu lächeln. Spöttisch. Was erwartete ich auch? Das liebevolle Lächeln? Natürlich, so dumm bin auch nur ich.

"Du hast Sven getötet und wolltest mich auch umbringen! Was hab ich dir getan!?"

"Hinsetzen!" Eh ich seinem Befehl folge leisten konnte, schoss er einen Wasserstrahl auf mich zu, sodass ich gegen die Wand flog und auf dem Boden saß. Ich wollte wieder aufstehen, getraute mich aber nicht, mich auch nur ein wenig zu bewegen.

 "Du unterstellst mir nicht, jemanden umgebracht zu haben!" Er trat zu mir herüber, ließ das Wasser nun kontrolliert um sich herum schwirren. Er kniete sich vor mich. Scheinbar völlig befriedigt von meinem Anblick, schenkte er mir wieder ein spöttisches Lächeln. "Im Gegenteil meine Liebe, ich bin derjenige, der gejagt wird. Ich habe dich für einen Killer gehalten, deswegen hätte ich dich beinah ertränkt!" Ich blieb zitternd am Boden sitzen, sah ihn schockiert an und versuchte zu begreifen, was er sagte. Wollte er sagen, dass ich wie ein Killer aussah? Ist ja fast schon witzig.

"Nichts mehr zu sagen? Gut, dann zisch ab!" Er stand wieder auf und ging zu seinem Bett. Lässig legte er sich drauf und spielte mit dem Wasser weiter.

"Du wirst gejagt?"

"Ja, hab ich doch gesagt oder?"

"Wieso warst du dann im Büro? Und nicht mit mir und dem Direktor im Krankenhaus?" Ich glaubte ihm irgendwie nicht ganz. Er lachte kurz.

"Ich wollte zum Direktor. Ich trau ihm nicht ganz, weißt du? Aber, als ich im Zimmer des Direktors ankam, war er schon tot! Ich war es wirklich nicht, das musst du mir glauben!" Erst soll ich abhauen, jetzt soll ich ihm glauben. Der Kerl kann sich auch nicht entscheiden.

"Und wenn ich dir nicht glaube?" Ja, was wenn nicht?

"Dann kann ich dich nicht mehr gehen lassen." Die Tür neben mir machte ein kurzes Geräusch. Ich musste nicht lange nachdenken um zu wissen, das sie verriegelt war. Mir war völlig egal wie er das gerade tat.
Das Wasser schoss erneut auf mich zu. Schützend hielt ich die Hände vor mich. Nicht schon wieder!

Kapitel 25: Ein anderer Dai

 Fast traf mich das Wasser, doch nur eine Federspitze entfernt von meinem Gesicht blieb es wie von Zauberhand stehen. Ich spürte die Aura, die von Dai ausging. Ich konnte sie jedoch weder deuten, ob er es ernst meint oder nicht.

"Du weißt schon, dass ich dich mit meiner Gabe töten kann oder, Feuerprinzessin? Wasser und Feuer. Ein leichtes Spiel für mich." Er hatte ein verrücktes und so anderes Lächeln, wie sonst auf den Lippen. Er schien geisteskrank zu sein oder wie ausgewechselt. Ist das der Dai, denn ich kenne? Ist das eine Kopie oder bin ich die Verrückte? Ich wollte nicht durch seine Hand sterben, dazu mag ich ihn zu sehr, auch wenn ich manchmal bezweifel, ob der mich mag. Würde er mich wirklich töten? Wahrscheinlich schon. Vielleicht aber auch doch nicht. Ich glaubte ihm immer noch keiner seiner Wörter, die er ohne Gewissen aussprach. Es waren nur Ausreden oder Lügen. Ich wollte mich aber nicht kampflos ergeben. Dazu habe ich mich hochgearbeitet. Wie oft saß ich weinend und winselt auf dem Schulklo, um mich vor den Attacken meiner Mitschüler zu schützen? Ihre Worte trafen mich trotzdem. Ich spürte wieder, wie der Hass hoch kam. Vor meinen inneren Augen sah ich meine früheren Mitschüler, wie sie damals versuchten mich zu zerstören. Was ihnen auch gelinkte, nur jetzt möchte ich mich nicht so leicht ergeben. Ich bin besonders. Ich kann was, was die anderen nicht können. Ich harmoniere wieder mit meinen Gedanken zusammen und fasse sie. Ihr entkommt mir nicht!

Ich spürte, wie mein Körper glühte und verbrannte. Meine Hände dampften, ich könnte damit Völker anzünden oder Maiskörner mit einer bloßen Berührung aufpoppen lassen. Ich sammelte all die Hitze, die in meinem Körper strömte und ballte daraus eine riesige Kugel aus purem Feuer. Ich spürte, wie Hitze durch mein Körper strömt und mir Power schenkte.

"Dai, du kannst mich mal." Wie in einer anderen Welt warf in eine riesige Kugel auf ihn. "Fahr zur Hölle!!" Ich bin stark...Stärker als alle denken. Ich war früher erledigt und fertig mit der Welt. Alle hassten mich und lachten mich aus. Es war tragisch. Ich jammerte zu viel. Ich muss die Vergangenheit vergessen! Ich sah, wie die Kugel auf Dai zuschoss. Er blinzelte nicht mal. Dai verschwand unter einen Nebel voller Rauch und rote Flammen loderten. Plötzlich konnte ich nicht mehr sehen, überall war Feuer, dass Zimmer brannte völlig. Oh Gott! Ich wollte nicht sein Haus zerstören! Ich kriege langsam echt Panik. War mir im Klaren, was überhaupt passierte. Überzeugt davon, dass ich übertrieben habe, dachte ich mir schon eine gute Entschuldigung aus und konzentrierte mich darauf, das Feuer verschwinden zu lassen. Es klappte aber nicht. Langsam atmete ich den stickigen Rauch ein, doch ich war wahrscheinlich immun. Plötzlich jedoch sammelte er das Wasser, das in den Vasen drin ist, die neben dem Bett stehen. Die noch so klein wirkende Katastrophe, weg war sie. All die Kraft, die ich sammelte und weg schoss ist weg. Er hat recht, Wasser ist mir überlegen. Das gerade noch brennende Zimmer war wieder Flammenlos. Jedoch war dieses Zimmer nicht mehr sehr wohnhaft. Doch, war er wohlhabend, dass ist also alles leicht zu ersetzten. Ich sah ihm in die blauen Augen. Es war einfach schrecklich, Ich erkannte ihn einfach nicht wieder. Seine Augen zeigten bittere Kälte und bewirkten eine Gänsehaut bei mir. Ich machte mich kampfbereit, doch hoffte, dass dies alles aufhört. Make it End!

"Versuch es erst gar nicht Amaya!" Er kam nah, zu nah. Ich konnte nicht reden, fing an zu zittern. Er war ganz anders. So anders. Er kam immer näher, dabei ging ich immer weiter rückwärts zur Tür. Lehnte mich an sie. Sie war angebrannt und sehr warm, doch mich störte das nicht.

"Du bist süß, wie du denkst, du könntest einen Metayo besiegen. Einfach nur süß." Nun war er direkt vor meinem Gesicht. Seine Redensart war so ganz anders. Vielleicht besitzt Dai einen bösen, geheimen Zwillingsbruder?....eher nicht. Ich sackte in mich zusammen und rutschte auf den Boden. Erneut. Dai rutschte mit. Er ging ganz nah an mich. Seine Hand fasste meine Wange. Er kam mit seinem Gesicht immer näher. Ich zitterte und riss die Augen auf. Versuchte mich wegzudrücken. Wollte entkommen. Der Versuch war nutzlos. Ich war selber nutzlos. Plötzlich blieb die Zeit still, ich höre mein Herzschlag und seinen Atem. Alles bewegte sich in Zeitlupe. Der 'Kampf' von mir und Dai spielte sich noch mal vor meinem Auge ab. Kurz darauf drückte er seine Lippen stürmisch auf meine, bevor ich es verhindern konnte. Dies riss mich aus dem Hier und Jetzt. Der Kuss dauerte mindestens 5 oder 10 Sekunden. Erstmal ließ ich ihn zu, beantwortete ihn sogar, doch da sah ich Sven. Sven. Tot. Sven war tot und Dai war es und jetzt will er mich töten, obwohl ich immer nett ...okay, fast nett zu ihm war. Er bedeutet für mich viel, er war der einzige Junger, der nett zu mir war. Okay da waren noch Kai, Musho und Sv-.....Kai und Musho. Musho hab ich jedoch lange nicht mehr gesehen und Kai...Kai ist so was wie ein guter Freund für mich. Er erinnerte mich an einen Bruder, den ich nicht hatte, doch immer gewünscht habe. Wie leichter wäre mein Leben vorher gewesen, wenn ich einen älteren Bruder (mit einer Gabe) an meiner Seite hätte? Viel leichter. Nun sagte er: "Misch dich nicht überall ein. Sonst wird es gefährlich und jetzt geh!" Er stand auf und half mir hoch. Ich öffnete die Tür und ging ohne noch irgend etwas zu sagen. Ich hätte Dai gerne noch eine Geklatscht, doch war ich wie paralysiert. Dieser Tag war für mich gelaufen. Was war da nur passiert? Drehen irgendwie alle plötzlich durch?

Kapitel 26: Samstag und Schule?

Wie ein Geist, ein nicht erkennbares Wesen, lief ich durch die Villa nach draußen. Ich konnte es nicht glauben. Mein erster Kuss....von Dai! Oh Gott ich hatte mir doch gestern die Gedanken verboten, etwas für ihn zu empfinden. Und nun das? Der will mich doch wirklich nur ärgern! Himmel, mich hat ein gestörter geküsst!

Mit zitternden Beinen trat ich vom Grundstück der Metayo's. Was sollte ich denn jetzt noch machen? Mein Tag war zu Ende... klar denken? Für sowas war ich nicht mehr zu gebrauchen.. dieser Dai stellt mein Leben noch völlig auf dem Kopf. Doch, eins konnte ich noch machen. Die Schülerzeitung! Ich musste sie bis Montag noch komplett zu Ende bringen.

Ich schüttelte meinen Kopf und ging los. Dai musste jetzt hinten an stehen. Die Schülerzeitung war meine Rettung! Ich sehe die Schlagzeile meiner Kurznachrichten. "Eine ekelhafte Bestie bringt Unheil über unsere Schule! Dai in-" Warte...was? Dai? Blödsinn! Er würde sicher nicht in meinem Bericht kommen. Oder? Ich meine, soweit ich wusste war Dai in einem Sportclub. Nur welchen, das blieb mir bis jetzt noch aus. Aber Kai müsste es wissen. Ich würde ihn später anrufen und fragen.

Erneut schüttelte ich meinen Kopf. "Amaya was soll das! Du schreibst deine Kurznachrichten nicht über Dai!", befahl ich mir selber und ging ein wenig schneller. Aber ich konnte ja über den Sportclub berichten. Amaya, lass es jetzt! Selbst in Gedanken musste ich mich jetzt schon anmekern, damit ich es begriff.


Ich sah zur Seite, ein Auto fuhr lässig neben mir her. Beim genauem hinsehen sah ich eisblaue Augen. Dai? Was zum-!

"Amaya? Was für eine Überraschung dich hier zu sehen." Nein, es war zum Glück nur Musho.

"Musho, die Überraschung liegt ganz auf meiner Seite. Was führt dich hier hin?" Ich versuchte mir jeglichen Gedanken an Dai zu verdrängen.

"Ich bin auf den Weg zu .....äh...in mein Büro! Genau. Und wohin willst du?" Mittlerweile blieb er auf der Straße stehen. Ich tat es ihm nach und beugte mich ein wenig zum Fenster hinunter.

"Ich bin auf dem Weg zur Schule, um die Kurznachrichten zu schreiben. Am Montag muss die Schülerzeitung fertig sein und ich bin wahrscheinlich die Einzige, die noch nichts geschrieben hat."

"Ah, dass trifft sich gut. Deine Schule ist auf meinem Weg. Na komm steig ein, ich fahre dich hin." Oh das war aber freundlich von ihm.

"Danke Musho! Du ersparst mir das ganze gelaufen und die Zug fahrt." Ich stieg ein und schon ging die Fahrt los. Zur kleinen Information, hin und wieder kann ich fauler sein als ein Faultier.

"Die Schülerzeitung also hm? Interessant, früher war ich auch in einer", teilte er mir mit.

"Oh Musho bitte, keine alten Geschichten!" Er grinste nur und blieb dann mit dem Auto stehen. Beinah hätte er eine rote Ampel übersehen. Ich sah verträumt nach draußen. Die Kuss Szene blieb fest verankert in meinem Kopf.

"Woran denkst du gerade?", fragte er mich und sah zu mir rüber.

"Ich war bei euch zuhause und hab nach Dai gesehen...nur daran." War ich gerade echt so doof und berichtete ihm etwas darüber?

"Ah Dai, ja er ist manchmal schon schwer."

"Ja ist er wirklich!", unterstütze ich seine Aussage.

"Aber weißt du, er kann ein richtiger Gentleman sein, wenn er will. Außerdem glaube ich, dass er dich mag." Mir schoss die Röte ins Gesicht. Dai? Mich mögen? Musste er das jetzt sagen? Ich wäre auch gut ohne diese Information voran gekommen. Aber das Dai ein Gentleman sein konnte wusste ich ja. Ich erinnerte mich an die Zeit zurück, in dem er mit einem edlen Anzug vor meiner Tür stand und seine rote Krawatte zurecht rückte. Dieses Eisblau stahl mir damals schon jeglichen Verstand. Wie mich seine Augen einfach immer zum schmelzen brachten! Es wäre damals ein super Zeitpunkt gewesen, um mir meinen ersten Kuss zu stehlen. Aber nein, dass muss der ja in seinem Zimmer machen, kurz nachdem er mich beinah umgebracht hätte.
Der Wagen kam wieder in Bewegung. Ich konnte nicht auf seinen Satz antworten. Ich wollte ihm verklickern, dass er sich das bestimmt nur einbildete, doch bekam keinen Ton darüber heraus.
Der Wagen hielt nach einer Zeit erneut. Dieses mal vor meiner Schule. "Vielen Dank fürs fahren Musho", gab ich mit einem verschmitztem Lächeln auf den Lippen ab und stieg aus.

"Nichts zu danken. Besuch uns doch einmal, wenn ich auch wieder zuhause bin!", sprach er und fuhr los. Ich wank noch kurz bevor ich mich in die Schule hinein bewegte.

Ein stapel Blätter ließ ich laut auf den Holztisch des Clubs fallen. Ich stellte meine Tasche auf den, neben mir stehenden Stuhl und fiel danach wie eine leblose Puppe auf meinen Platz. Lange dachte ich nicht nach und machte mich sofort an die Arbeit.

Eine Kurznachricht war zwar nicht wirklich viel, dennoch war mehr Arbeit dahinter, als es zu erwarten war. Man muss schließlich nicht nur schreiben, was einem in den Sinn kommt, sondern auch daran denken, ob es die Leser auch mögen. Schließlich will man nicht zahlreiche Leser verlieren. Wir sind zwar nur eine Schülerzeitung, aber so trichterte es mir Cho ein. Ich konnte es gar nicht vergessen. Ihr Abbild hing mir heute noch im Kopf. Mit erhobenen Zeigefinger stand sie auf den Tisch vor mir, ihre rechte Hand war an ihrer schlanken Taille geheftet. Sie war ein wenig runter gebeugt und gab mir klar und deutlich zu verstehen, dass die Leser das wichtigste sind. Jeder andere Junge hätte versucht ihr in den Ausschnitt zu starren. Oder betrachtete durch den kurzen Rock ihre straffen Beine. Natürlich, mir als Mädchen viel dies ebenfalls auf, aber ich stand nicht auf Frauen. Wenn ich überhaupt auf irgendwem stand. Wenn wir etwas schreiben, sollen wir uns immer fragen: Wenn ich ein Leser wäre, würde mich das überhaupt interessieren? Es war also keine leichte Aufgabe.


Ich ließ den Stift, der sich vorher in meinem Zeigefinger und meinem Daumen heftete, fallen und ließ den Kopf auf den Tisch knallen. Mir fiel nichts ein. Es war wirklich schwer den Kopf mit etwas anderem zu füllen als mit Dai. Da war er wieder...Dai..Ich drehte meinen Kopf, bis meine rechte Wange auf den Blättern lag und starrte die Wand gegenüber an. Sofort heftete sich sein Blick vor meinen Augen wie eine Leinwand im Kino. Dieser verführerische Blick, mit dem er mich ansah, kurz bevor sich unsere Lippen trafen. Okay der Blick war auch ein wenig gestört, aber da war auch was verführerisches dabei. Bei dem Gedanken kribbelten sie immer noch. Wieso küsste er mich eigentlich? Tat er es nur so? Aus Spaß oder lag ihm wirklich etwas an mir? Der Gedanke ihm unterworfen zu sein, machte mich nach wie vor stink sauer. Ich hatte gegen ihn nicht einmal in eine Milliarde Jahren eine Chance. Wasser wäre immer stärker als Feuer. Doch als er mich ansah.. ich konnte seinen Blick so schnell nicht einordnen, wie es geschah.

Ich setzte mich auf, nur um mich wieder nach hinten zu lehnen und den Kopf in den Nacken fallen zu lassen. "Bin ich nur durcheinander oder..." Ich unterbrach mein Selbstgespräch. Die Tür ging auf und Nara trat herein. "Du hier? Wie cool. Hängst wohl fest wie ich sehe was?" Ich nickte nur auf ihre Frage.

"Ich weiß nicht was ich schreiben soll...mir fällt nichts spannendes ein. Mein Kopf ist voll mit anderen Sachen."

"Wie zum Beispiel?"

"Meinen-" Moment! Davon musste sie nun wirklich nichts wissen!

"Meinen....äh....besuch bei meiner verstorbenen Oma" Gut gerettet Amaya!

"Oh mein Beileid. Nimm dir ruhig Zeit. So was muss erst mal verdaut werden. Die Zeitung kann da warten." Ich bedankte mich bei ihr. Ich würde sie nur zu gerne aufschieben, doch so sehr ich das auch wollte, umso mehr wusste ich, dass dies eine Sache ist, die ich sofort schenken konnte. Ich musste das hinter mir bringen.

"Wenn dir nichts einfällt schreib doch über den plötzlichen Auto Vorfall an unserer Schule. Darüber wird immer noch diskutiert. Alle wollen wissen wer der komische Kerl war."

"Gute Idee!" Sie nickte und ging danach mit einem Stapel Blätter. Was wollte sie eigentlich hier? Wer ist an einem Samstag schon gerne in der Schule? Okay... das war eine dumme Frage, schließlich hing ich auch hier. Alleine in einer Schule zu sein ist jedoch gruseliger als es sich anhört. Ich höre schon seit Minuten Geräusche, die in Wirklichkeit gar nicht da sind. Hoffte ich zumindest. Da fiel mir plötzlich eine super Schlagzeile für die Kurznachricht ein.
 
                                   "Raserei auf dem Campus:
                   Gefährlicher Autofahrer fährt unschuldiges Kind an!"

Kapitel 27: Traum

Alls ich die Kurznachricht verfasst hatte, lehnte ich mich zurück. "Jaaaaaa, endlich fertig." Ich gähnte und streckte mich dabei wohlfühlend. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schon mehrere Stunden hier arbeitend saß. "Oh. Wieder so spät. Mum reißt mir den Kopf ab und füllt ihn mit Pesto und Nudeln!" Ich packte alles zusammen und summte fröhlich. Auch wenn ich grad mit Dai was erlebt hatte, was mir keiner glauben wird, war ich gut drauf, denn ich hatte diese scheiß Kurznachricht fertig. Doch wie ich wusste, würde irgend jemand der drei, einen ganzen Bericht schreiben wollen, war auch ein gutes Thema. Sollte mir jedoch total egal sein. Doppelt gemoppelt hält zwar nicht besser, doch egal. Das Schreiben macht mich glücklich. Auch damals schrieb ich alles auf, was mir in den Sinn kam. So hatte ich Hefte und Blöcke voller Gedanken und Geschichten. Das Schreiben befreite mich und mein Geist. Hat irgendso ein berühmter Mensch mal gesagt, ganz bestimmt. Es ist so eine Art Therapie für mich, die auch gut wirkt.

Ich verließ das Schülerzeitungsbüro und wollte so schnell wie möglich raus hier. Hier ist es gruselig und dunkel. Laut hörte ich meine langsamen Schritte im Takt hallen. Tak, tak, tak, tak. Ich hörte ebenso meinen Atem, mein Herzschlag und das Ticken der Uhr. Tick tack, tick tack. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich panische Angst im Dunkeln habe? Und dass alleine sein in Gebäuden macht mich auch verrückt. Ebenso hatte ich Höhenangst und-, okay -..lassen wir das lieber! Als ich endlich die Eingang-, bzw. Ausgangstür erreichte, öffnete ich sie direkt und trat raus. Ich atmete die Luft gierig ein, sie war so frisch und etwas kühl.

Draußen war es schon dunkel. Wie lange saß ich da? Zu lange für eine kleine Kurznachricht. Ich hab ja Angst im Dunkeln, aber nur in Gebäuden. Draußen ist alles gut. In einem kleinen Zimmer, ohne Fenster und ohne ein funken Licht eingesperrt zu sein ist mein größter Albtraum. Es ist nie völlig Dunkel. Entweder es sind Straßenlaternen, Tiere, der Mond oder Gebäude, die wenigstens ein wenig Licht ausstrahlen und somit Hoffnung und Schutz geben. Jetzt bloß nicht sentimental werden Amaya. Pass lieber auf, dass du nicht gegen eine Straßenlaterne läufst. Ist schon oft genug passiert. Traurige Geschichten.


Der Weg bis zu meinem Zuhause dauert bestimmt mehrere Stunden, so wie ich trödel. Ich hatte den vorletzten Zug verpasst. Zum glück war da noch einer. Dieser Zug wird auch hoffentlich leer und fast alle Sitzplätze waren frei, ich stehe nämlich nicht gerne. Ich sagte doch, Faultier! Jeder lebt gerne bequem. Jeder benutzt auch eine Waschmaschine, Herd, Ofen und Staubsauger. Alles Dinge, die uns Menschen das Leben bequem erscheinen lassen. Doch schaffen das Gegenstände allein. Ein bequemes Leben für mich wäre, ein Leben, wo ich mir keine Sorgen machen muss, ob ich gemobbt, runter gemacht oder sonst was werde. Mit genug Geld und Liebe leben, auch wenn ich meinen Wäsche mit der Hand säubern müsse. Über was denke ich wieder nach? Ich bin doch völlig kaputt im Kopf.


Endlich zuhause angekommen, da kommt schon meine Mutter, wie eine südteiwanesische Kampfente angewatschelt. "Wo warst du Miss?", fragte sie. Symbolisch die Arme in die Seiten gestampft, sah sie aus, als würde sich Hauptberuflich Kinder fressen, oder Boxer vermöbeln.

"Nur in der Schule. Hab für die Schülerzeitung einen Artikel geschrieben." Diesmal war es keine Lügen, ich bin stolz auf mich.

"...bis fast halb zehn!" ...Ja gut. SO SPÄT? Hätte ich bloß diesen dämlichen Zug nicht so knapp verpasst!

"....Ja?" Ich drehte meiner Mutter den Rücken zu und ging auf mein Zimmer. Sie begleitete mich fluchend.

"Ich hatte so Angst um dich! Was ist, wenn dir was passiert wäre? Was sollte ich bitte Papa erzählen? Wie sollten wir ohne dich leben? Was denn?" Ich setzte mich auf mein Bett und schaute ihr in die Augen.

"Tut mir Leid Mama. Kann ich jetzt schlafen?" Meine Mutter sah wohl doch keinen Sinn darin, mit mir weiter zu reden und ging seufzend. Oh mann so stressig. Ich lebe ja noch, es ist nicht dramatisches passiert, nichts wofür man die Polizei rufen müsste.

 

Ich stand auf einer Klippe und schaute runter. Was machte ich hier? Die Klippe war bestimmt zehn Meter über einen großen See. Das Wasser tobte. Was mach ich hier? Das weiß keiner. Es war windig, sehr windig. Meine Haare flogen in alle erdenklichen Richtungen hin und her. Plötzlich wurde ich von hinten geschubst. Ich fiel in Zeitlupe. War nicht bereit zu sterben. Konnte aber nicht sterben. War wie gelähmt. Was mache ich hier? Immer die gleiche Frage drang in mein Bewusstsein. Schnell tauchte ich mit einem lauten und schmerzhaften Klatscher in den See ein und meine Lunge füllten sich sofort mit klarem und kaltem Wasser.
Leichtsinnig versuchte ich mich nach oben zu kämpfen, doch das Wasser ließ mich nicht gehen, es hielt mich fest. Als wäre es gegen mich und wünschte meinen Tod. Es kämpfte gegen mich an, als wäre es nur ein Werkzeug eines kranken Marionettenspielers. Was mache ich hier? Mir wurde schwindelig und ein ungemütlicher Druck drang gegen mich. Es war so, als würde ich mein Bewusstsein verlieren. So fühlt sich wohl Sterben an. Weiß ich überhaupt, wie sich leben anfühlt? Angst. Wut. Hass. Und noch mehr Angst. Das waren zur Zeit meine Gefühle.

Plötzlich fasste jemand meine Hand und zog mich an die Oberfläche, dass Wasser hatte sich beruhigt. Ich hustete und hustete, spuckte und würgte das ganze Wasser aus meinen Lungen. Kämpfte darum oben zu bleiben. Ich möchte nicht wieder untergehen. Wo war mein Retter? War es Dai oder Kai...oder jemand ganz anderes? Niemand war zusehen, jedoch tauchte plötzlich eine Gestalt aus dem Dunkeln. Dai. Ich schrie nach Dai, auch wenn ich nicht ertrunken bin und das Wasser sich beruhigt hat, war ich in Lebensgefahr. ich konnte nicht gut schwimmen. Ich wollte aber nicht sterben, darum machte ich Bewegungen, wie Schauspieler es im Fernseher machten. Ich versuchte mich ruhig zu bewegen. "Dai, hilf mir!" Er lächelte mich nur an und tat nichts. Was war los? Er bewegte sich nicht. Doch nun drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit. Zeitgleich tauchte ich wieder ab. Ich werde sterben. Nun verschwand der See und das dazugehörige Wasser vor meinen Augen. Die ganze Welt war weg und ich fiel. Fiel weit, weit runter. Eine Gestalt tauchte auf. Es war...Sven?

"Pass auf dich auf, Amaya", sagte er. Ich guckte ihn jedoch an, wie so ein Auto. War Sven nicht tot? Und wann höre ich auf zu fallen? Als ich das auch schon aussprach, sah ich den Boden immer näher kommen. "NEINNN!", schrie ich, doch bevor ich aufklatsche, schrak ich hoch.

 

Geweckt von meinem Wecker (dud-dud-dud-dud) sprang ich verschwitz auf. "Was...war das?" Sieben Uhr zeigte mir mein Wecker, der mich vor meinem Aufklatscher rettet. Manchmal ist er auch nützlich. Es war Sonntag. Ich vergaß meinen Wecker abzustellen, denn ich habe ihn ja extra für Samstag gestellt. Oh man. Stöhnend ließ ich mich zurück fallen und wollte weiter schlafen. Der Versuch ging nach hinten los. Eine Stunde verging, dann zwei, dann drei. Ich konnte einfach nicht einschlafen. Ebenso vergaß ich die Idee einfach ein Buch zu lesen oder selber zu schreiben, doch bewegen wollte ich mich auf keinen Fall. Etwas traumatisiert von meinem Traum vorhin, hatte ich Angst zu Fallen. Als mein Wecker elf Uhr anzeigte gab ich es jedoch auf. Ich schlafe doch eh nicht mehr ein. Seufzend drückte ich meine, ebenso schweißnasse Decke weg und stand auf, worauf ich mich wieder geschwind hinsetzte. Mir wurde übel. Ich sollte langsam machen. Also saß ich wieder eine halbe Stunden nur unnötig rum. Ich bin doch einfach unfähig. Schön verschwendeter Tag. Nach dieser genannten halben Stunden ging ich duschen. Die Dusche tat gut und nach dem anziehen und fertig machen bemerkte ich, dass mein Bauch lauter knurrte, als ein wildes Tier. Was zu essen könnte ich gut gebrauchen. So ging ich in die Küche, wo schon zwei Spiegeleier mit Bacon und ein Glas Orangensaft denn Tisch schmückten. Mit dazu einen handgeschriebener Zettel. "Schatz, dein Vater und ich müssen Dinge erledigen. Bitte iss normal und pass auf dich auf. Kuss, Mum." Süß. Ich knüllte den Zettel zusammen und versuchte den Mülleimer zu treffen. Natürlich traf ich daneben. Michael Jordan wäre Stolz auf mich.. nicht. Einsicht diesen Müll aufzuheben hatte ich nicht. Soll es da doch den Rest seines Lebens dort verbringen

Rumstochern in meinem Essen und aus dem Fenster schauend, stopfte ich mir manchmal etwas Ei in den Mund. Ich dachte nicht nach. Erstaunlich aber war. Ich guckte bloß aus dem Fenster und dachte an kaum was. Am Ende räumte ich mein Platz leer und warf mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher an. Ich schaltete um und dann doch weiter um. Nichts lief, was ich mir auch im entferntesten antun konnte. Hmm...es ist Sonntag. Was soll ich heute nur unternehmen? Eigentlich wollte ich gar nichts tun und auf dem Sofa, wie ein Brot verschimmeln. Schöner Gedanke eigentlich. Ob Menschen schimmeln, wenn sie lange nichts tun? Bestimmt nicht. Ich denke schon über Brot nach. Bedeutend wichtigere Ereignisse in meinem Leben gab es ja bloß nicht genug in den letzten Tagen. Es war einfach alles so stressig. Warum konnte ich nicht auf dem Mond oder dem Mars leben? Ich wäre ein süßes Mondmädchen oder Alien. Ganz bestimmt. Manchmal nerve ich mich selber. Nun, zur Frage zurück. Was soll ich heute nur mit meinem Leben anfangen? Die Uhr zeigt halb eins. Wie schnell die Zeit vergeht. Sonst ist ein Sonntag total langweilig und dehnt sich wie Hubba Bubba. Heute mal nicht.
Plötzlich kam mir mein Traum in den Sinn. Dai wollte mich sterben lassen und Sven, ein toter Mann half mir. War Dai gar nicht mein Freund, sondern mein Feind ? Oder war es nur ein, mal wieder, unbedeutender Traum? Viele Gedanken gingen durch meinen Kopf. Ich sollte Dai besser im Auge behalten...

Kapitel 28: Ein aufregender Abend

Ich schaltete mindestens schon Stunden nur so durch die Kanäle. "Laaaaangeweilig!", stöhnte ich auf und ließ die Fernbedienung auf meinen Bauch fallen. Durch meine lässige Liegepose war es mir vergönnt den Kopf nach hinten baumeln zu lassen, sodass er im Nacken lag und ich die Decke anstarrte.

"Noch immer ist nicht geklärt, wie es zu so einem Unfall kommen konnte", hörte ich im Fernseher laufen. Och ne, hab ich da ernsthaft die Nachrichten eingeschalten? Normalerweise mag ich ja Nachrichten, schon alleine um auf den neusten Stand zu sein. Aber...ich mein es war Sonntag ja? So was würde ich mir nicht mal dann antun, wenn mich die Langeweile zu Tode quälen würde, was sie ja eigentlich gerade tat. Ja gut...hab ich gesagt.

Mein Handy vibrierte. Nur um das noch mal klar zu machen. Es war Sonntag...wer kam da auf die Idee jemanden anzurufen? Ich ließ es einige Male vibrieren, bis mir das zu blöd wurde und ich ran ging. Natürlich blieb ich in meiner Pose. Wieso sollte ich mich auch groß bewegen? Sonntag heißt chillen und nach hinten lehnen. Langsam kam ich mir vor wie der Mathelehrerin zu Anfang meiner Schulzeit hier, die immer erwähnte, dass wir nun Mathe hätten.

"Hallo?", sprach ich nun leicht benebelt in den Hörer. Schien so, als ob mir das Blut schon in den Kopf schoss.

"Hey, ich bins." Wer war ich bins? Ich vergaß voll aufs Handy zu schauen, wer mich da anrief. Man bin ich doof. "Nara", ergänzte sie schlussendlich, als sie merkte, dass ich mit einem einfachen 'Ich bins' nichts anfangen kann. Wer kann das auch? Okay zugegeben....in Sachen wie Stimmen erkennen war ich nicht ganz so gut.

"Ah Hey, was gibt's?" Das war wirklich ungewöhnlich. Was Nara wohl von mir will an so einem Tag?

"Ich nehme mal an, dass du, als mega fleißiges Mädchen, nichts zu tun hast. Hab ich Recht?" Leicht fragend erhob ich meine linke Augenbraue, was sie natürlich nicht sah. Bin ich den so berechenbar?

"Sag mal, hast du heute Abend etwas vor?", fragte sie nun.

"Ja, schlafen", gab ich kühl.

"Also nichts, finden wir super!" Ja, typisch Nara. Wie sie mir einfach immer die Wörter im Mund umdreht. Langsam schloss ich die Augen, atmete tief durch und schluckte meine verdrehten Wörter runter.

"Ja und wieso findest du....warte...sagtest du gerade wir?" Ich setzte mich auf und merkte Stück für Stück, wie sehr mich das schadete, dass ich Kopfüber hing. In dem Moment klingelte es an der Tür. Etwa meine Eltern? Bestimmt haben sie nur ihren Schlüssel vergessen.

 "Nara, ich ruf dich gleich noch mal an, es klingelt an der Tür."

"Okay!" Sie legte auf und ich machte mich auf dem Weg zur Tür. Gerade als ich an dem Kästchen vorbei ging sah ich, das kein Schlüssel mehr drin hing. Also waren es meine Eltern schon mal nicht. Es klingelte erneut.
Ja ja ich komm ja schon!, motzte ich in Gedanken und machte die Tür auf. Staunen.

"So lebst du also in deinen eigenen vier Wänden?"

"Ja, genauso und nicht anders", gab ich Tori als Antwort.

"Weist du was das Zimmer schöner machen würde? Zu einem richtigen Teenager Zimmer?", fragte mich Cho und drehte sich zu mir um, nachdem sie meinen Schreibtisch ansah. Ich stand lässig am Türrahmen und begutachtete, wie sie mein Zimmer musterten.

"Poster von Bands!", lachten nun Nara und Cho zusammen.

"Sei du bloß ruhig Nara! Du hättest mir sagen können, dass ihr vor meiner Haustür steht", giftete ich sie an und trat nun auch in mein Zimmer. Cho und Tori setzten sich auf mein Bett. Nara auf meinen Stuhl am Schreibtisch. "Überraschung!" Ja...es war definitiv eine Überraschung gewesen.

Als ich die Tür vorhin geöffnet hatte, standen die drei Kaoten vor mir. Mit vollem Gepäck grinsten sie mich an. Weiß der Teufel was sie geritten hatte. Mit erhobener Augenbraue und gerunzelter Stirn hörte ich ihren Grund, weshalb sie vor meiner Tür und das auch noch mit vollem Gepäck standen. Und als hätte ich es nicht geahnt, dass das kommt, kamen sie auf den super Einfall, bei mir zu übernachten. Wie ich das meinen Eltern noch erklären sollte, wusste ich auch nicht.

"Ich hab Popcorn dabei...und jede Menge Süßigkeiten!", rief Cho und holte alles raus.

"Öh..klar...ich glaub wir müssten noch drei Tüten Chips haben", gab ich dazu.

"Was ist denn los? Willst du nicht, dass wir hier übernachten?", fragte nun Tori und sah mich traurig an. Wie ich sowas gar nicht konnte...da wurde ich weich.

"Nein, nein das ist es nicht. Ich bin nur etwas durcheinander", gestand ich und lächelte wieder. Na super...das könnte ein Abend werden.

Es vergingen mindestens fünf bis sechs Stunden. Wir redeten pausenlos über Jungs. Jungs hier, Jungs da, Dai dort, Sven da und zwischendurch kam sogar Lin ins Gesprächsthema. Wie sie sich an die Jungs ran macht und alles andere. Wie sie mit ihrer süßen Art jeden Jungen rum kriegen soll. Ich erfuhr, dass sie sogar schon Dai gefragt haben soll, ob er ihr mit ihr auf ein Date ginge und das kurz nach dem Sven ihr eine Abfuhr gegeben hatte. Es tat mir im Kopf und im Herzen weh, so schlechte Sachen von ihr zu hören, aber wenn das nun mal der Wahrheit entsprach? Und nun hatte selbst sie ein Motiv Sven umgebracht zu haben.

Die größte Zeit hielt ich mich heraus und lauschte nur. Es war definitiv mal wieder Zeit für ein Update und was war besser als ein Mädelsabend? Wenn ich gewusst hätte, wie viel man dadurch erfährt, hätte ich das schon früher gemacht. Wenn ich früher Freunde gehabt hätte..

"Amaya holst du die Schüsseln? Ich stell die Getränke auf dem Tisch."

"Klar mach ich Cho." Ich ging in die Küche und holte mindestens fünf bis sechs Schüsseln. Mit den Schüssel und den Gläsern auf dem Arm ging ich ins Wohnzimmer. Ich war schon immer gut darin, sehr viele Sachen auf einmal zu tragen. Allen drei entfloh ein leises "oh" bevor sie fragten, ob sie mir helfen sollen. Doch die Frage kam etwas spät, denn ich hatte schon alles hingestellt. Wir füllten das Popcorn in zwei großen Schüsseln und auch die Chipstüten wurden alle aufgerissen und in Schüsseln geschüttelt. "Wenn das Popcorn leer wird, kann ich in die Küche gehen und neues machen", bot ich an. Mir fiel auf als ich in die Küche ging, das wir genug Mais haben und eine Popkornmaschine hatten wir schon seit Jahren (Kleiner Popcorn Fan).

"Wir brauchen noch einen Horrorfilm!" Gerade als Tori die Kanäle durch ging und einen gruseligen Film suchte, klingelte es erneut an der Tür. "Ich geh schon", sagte ich und machte mich auf den Weg.

 

Die Türklinke war so kalt. Ich schrak zischend zurück. Ich versuchte es erneut. Es fühlte sich an, als würde die Kälte sich in meine Handflächen brennen. Es schien auch allem Anschein nach so zu sein, denn meine Handfläche rötete und wurde kalt. Für einen Augenblick war ich verwirrt. Jedoch zog mich das nächste klingeln aus der Wirrnis und so konnte ich dann die Tür öffnen.

Ein kalter Wind begrüßte mich und braune Augen stachen in meine Sicht.

 "Wieso bist du hier?!" Leicht in Schock versetzt stand ich da, die kühle Türklinke immer noch in der Hand.

"Ich wollte zu dir ...mir war langweilig und du bist heute nicht zu mir gekommen" War das denn zu fassen? Wie verantwortungslos konnte er denn sein? "Amaya...ich..." Er brach ab und fiel. Verdammt er fiel! Schnell ging ich ein Schritt nach vorne, breitete die Arme aus und fing ihn auf. Sein rechter Arm hing über meine linke Schulter und er war nur noch sehr schwach auf seinen Beinen.

"Du Dummkopf...überschätz dich doch nicht so! Komm erstmal rein." Ich stützte ihn, trat die Tür zu und brachte ihn rein.

"Kai du!", schrie Nara entsetzt und starrte uns an.

"Ich bringe ihn erst mal hoch in mein Zimmer", sprach ich und brachte ihn somit sofort hoch.


Kai war sehr stark, wenn er etwas haben wollte. Er musste sich wohl selbst entlassen haben oder abgehauen sein, was ich wohl eher weniger glaubte, um hier hin zu kommen. Er trug ein schwarzes T-shirt und dazu noch eine blaue Jeans, welche leicht zerschnitten war. Diese modischen Hosen habe ich schon immer geliebt. Sein braunes Haar sah trotzdem sehr matt aus. Er war noch viel zu schwach. Ein Wunder das er es in diesem Zustand hier hin schaffte. Als wir oben ankamen, setzte ich ihn erst mal auf das Bett.

"Geht es wieder?", fragte ich besorgt und hockte mich vor ihn. Meine weiße HotPants von gestern rutschten mir dadurch ein wenig hoch. Gut das ich wieder eine schwarze Legins darunter trug. Er sah auf den Boden. Ich sah ihn eine Zeit lang an, wollte schon aufstehen, doch da schnappte er nach mein Handgelenk und zog mich an sich ran. Seine beiden Arme schlingen sich um mich und drückten mich erneut an ihn.

"Was hat er mit dir gemacht?", fragte er. Völlig verwirrt sah ich auf sein T-Shirt.

"Was meinst du? Wer?"

"Dai, du riechst nach ihm." Was? Ich roch nach ihm? Sollte ich mich jetzt ekeln? Oder vielleicht noch mehr Angst haben, weil er wusste wie Dai roch? Woher wusste er eigentlich...ich will es gar nicht wissen.

"Nichts?"

"Bitte Amaya", er drückte mich fester an sich,"lüge mich nicht an. Hat er dir irgendwas getan?" Ja hat er, er hat mich geärgert und ein Trauma verpasst. Mein ersten Kuss gestohlen und mir Angst eingejagt, obwohl das alles eh nur zu seinem Vergnügen zählte. Aber das konnte ich ihm nicht sagen. Ich drückte mich weg und sah ihn an.

"Nein Kai, ich war ihn nur besuchen gegangen. Wir haben uns nur umarmt, deswegen rieche ich wahrscheinlich so. Es ist alles in Ordnung." Schluckt er es?

"Hm....na gut. Darf ich heute hier schlafen? Ich kann nicht ins Krankenhaus zurück und nach Hause auch nicht und außerdem muss ich morgen wieder zur Schule. Oder eher, ich gehe freiwillig. So kann ich dich doch wieder begleiten." Er hat es geschluckt und grinste. Aber..noch jemand der hier schläft? Mein Kopf wird heute rollen. Ich seh es schon vor mir, wie meine Mutter meinen Kopf ins rollen bringt und die vier dann hinten stehen und ganz lässig sagen "Bloß nicht den Kopf verlieren." Oh man.

Wir gingen wieder runter und sahen uns ein Film an. Cho kuschelte sich manchmal an Nara und Tori blieb kühl da sitzen. Sie liebte wohl Horror und Kai ebenso. Nur ich fürchtete mich hin und wieder zu Tode. Jedoch gingen mir einige Fragen nicht aus dem Kopf. Wieso war die Türklinke so kalt? Besaß Kai etwa die Eismagie? Oder war es ein Geist, der mich davon abhalten sollte ihn herein zu lassen? Warum machte es ihn so viel aus, dass ich ihn heute nicht besuchte und was meinte er mit Dai? Wie kam er denn darauf? Wollte er morgen wirklich wieder zur Schule? Was würden meine Eltern sagen? Und wieso sah er so glücklich aus, seid er hier ist? Ein Rätsel nach dem anderen. Hilfe?


Gerade als im Film ein Zombie uns zeigte, wie er dem schreienden Mädchen die Gedärme raus biss, drehte sich das Schloss in der Tür und meine Eltern traten ein. Jetzt durfte ich um Hilfe schreien.

Kapitel 29: Kais Kraft

Wie ein Auto. Meine Mutter schaute wie ein Auto, als sie mit meinem Vater das Wohnzimmer betrat und sie ganze fünf Jugendlich sahen. Vier mehr als sonst. Ich versuchte mir eine gelungene Ausrede und Entschuldigung einfallen zulassen. Mein Kopf war völlig leer.

"Ähm Mum...boar hast du ein schönes Kleid an." Meine Mutter hatte ein wirklich schönes Kleid an und die Schmeicheltour klappte immer. Okay, fast. Eigentlich nie...

"Amaya, was soll das hier?" Dies fragte mein Dad. Plötzlich stand Kai auf und stellte sich vor ihnen aufrecht hin. Wenn ich nur wüsste, was er vorhatte.

"Ähm Herr.....Herr...Herr Amayas' Dad, wir wollte Amaya eine Freude machen und sie besuchen. Es war eine Überraschung, mal so ein Tag unter Freunden. Wir haben halt, ähm, die Zeit vergessen und wollten hier schlafen.." Mein Vater guckte ihn launisch an und zog eine Augenbraue nach oben. Oh oh. Lieber Gott, lass das bitte gut werden.

"Ähm natürlich nicht, ohne Sie vorher zu bitten. Also, ich bitte Sie im Namen von Cho, Nara, Tori und mir, dürfen wir bei Ihnen nächtigen?" Er verbeugte sich dazu, wie es in Japan üblich war. Mein Vater guckte jeden einzelnen ins Gesicht und räusperte sich dann.

"Okay. Wieso nicht, ich wünsch euch viel Spaß. Deine Mutter und ich wollten eh mit neuen Bekannten was essen gehen und bei ihnen übernachten. Trifft sich ja gut. Viel Spaß euch." Ernsthaft?? Dass war leichter, als ich dachte. Danke Gott! Er hat meine Gebete erhört! Cho, Tori und Nara guckte ebenso verwirt wie ich, doch Kai lächelte. Es war immer ein ehrliches Lachen. Meine Eltern verzogen sich nach oben um sich natürlich umzuziehen. Was war das? Ich habe mit Ärger gerechnet, doch sie reagierten ganz gut. Vielleicht liegt es daran, da ich noch nie Freunde bei mir zuhause hatte. Vielleicht freuen sie sich für mich und wollten im ersten Moment nicht so streng sein. Wahrscheinlich. Hoffentlich ändert sich das nicht und sie bleiben so 'cool'.

"Deine Eltern sind ja voll cool, warum hast du dir so Sorgen gemacht?", fragte Cho. Verständlich.

"Sind sie immer so drauf? Ist bestimmt total chillig." Dieses mal sagte Nara etwas.

"Lassen wir das doch jetzt. Wir dürfen alle hier schlafen, dass ist die einzige Sache. Wir müssen nur noch mehr Popcorn und Süßigkeiten besorgen. Paar coole Filme wären auch nicht schlecht." Eins muss man Kai lassen. Er kann echt überzeugend sein und verbreitet stehts gute Laune.

"Danke Kai. Für alles!", flüsterte ich ihm ins Ohr, als ich mich neben ihn setzte. Das ist der beginn einer wunderbaren Freundschaft. Obwohl die Freundschaft schon gut war.

 

"Nicht viel zu lange aufbleiben. Keine schlimmen Horrorfilme ab 18+. Nicht zu viel Süßes. Kein Dreck machen und du mein Freundchen.." Nachdem meine Mutter allerlei Regeln aufstellte, zeigte sie mit ihrem blanken Finger auf Kai. "Wenn du meinen Tochter mit deinen dreckigen Finger nur leicht anfasst, reiß ich dir jeden einzigen Finger persönlich und langsam raus und schiebe sie dir sonst wohin. Verstanden?" Kai sah sehr überfordert mit der Drohung meiner Mutter aus. Er hätte das wohl nach der gechillten Aussage, dass hier wohl alle vier schlaffen können, nicht von meiner Mutter erwartet.

 "Ja Sir, ich meinen natürlich Mam. Yes Mam! Ähm Sir Mam!" Er verbeugte sich wieder, wie vorhin bei meinem Vater. Ob ihm das wohl Freude bereitet? Es gibt bestimmt Menschen, die sich sehr gerne verbeugen.

"Lass uns jetzt endlich gehen, Liebling." Mein Vater zog kleinlaut an dem Ärmel meiner Mutter. Die Aufteilung meiner beiden Elternteile ist hier genau zu sehn. Meine Mutter ist die fürsorglichste und hat auch die Hosen an, dabei ist mein Vater der 'geschillerteste' und erlaubt auch viel. Naja, wen es was zum erlauben gibt.

"Hm..Ja wir können gehen. Bye mein Schatz. Ruf an, wenn was ist und hier..." Meine Mutter gab mir ein Kuss auf die Wange und packte japanisches Geld aus ihrer Tasche, welches umgerechnet ungefähr 30 Euro sind. "...dass ist für Pizza. Ihr müsst ja nicht hungern." Ich nahm es dankend an.

"Danke Mama." Nun gingen sie endlich und die eigentliche Übernachtung könnte beginnen. Auf so einen Tag habe ich mein ganzes Leben lang gehofft und jetzt ist er da.

"Ich finde die Chips mit Bacon Geschmack viel besser, als die Paprikachips, ah weißt du was? Lass uns beide nehmen." Cho und Nara kümmerten sich um die Chips. Tori um das Popcorn. Kai und ich standen im Laden bei der Getränkeabteilung und schnappten uns ein Sixpack Cola mit Vanillegeschmack, meine Lieblings Cola damals in Deutschland, dass Japan diese Cola auch führt, ist ein wahr gewordener Traum.

"Reichen 6 Flaschen?" Mehr als genug.

"Ja natürlich." Wir haben noch im Keller noch paar Flaschen Limo stehen, doch wollte ich die Reserven nicht plündern...okay eigentlich hatte ich so Lust auf Vanillecola und nicht auf Limo.

"Also haben wir nun unsere Verpflegung und noch genug Geld für eine große Familienpizza und um einen Film auszuleihen." Kai ist wohl ein Mathegenie. Wir standen nun draußen vor dem Laden. Es wurde immer dunkler und ich war froh, dass ich Kai an meiner Seite habe. Mit den Mädchen alleine würde ich mich noch unwohler fühlen. Früher hatte ich zwar keine Freunde, doch kam ich mit den Jungs verhältnismäßig besser klar, als mit den Mädels. Naja, bevor mir alles vermasselt wurde. Okay, mann könnte auch sagen, ich komme mit keinem so wirklich klar, auch wenn es zur Zeit anders aussieht.

Früher war Kai nervig, da er mich immer belästigte und immer mit mir zur Schule gehen wollte, doch heute nach diesem Unfall, ist er mein bester Freund. Bester Freund? Hab ich das grad wirklich gesagt? Plötzlich fiel mir auch ein, dass sich seit heute morgen nicht mehr an Dai nachdenken musste, aber jetzt schon. Ich schüttelte meinen Kopf, als ob ich die Gedanken so los werden würde. Dai.....Freund oder Feind?

"Wir teilen uns auf. Ihr drei .." Kai zeigte auf Cho, Tori und Nara ."...geht Pizza holen und wir beide suchen Filme." Alle waren damit einverstanden und die dreier Gruppe nahm auch schon den Weg zur Pizzeria auf sich, während Kai und ich in die gegenüberliegende Straßenseite wechseln wollten. Ich sah ganz genau wie Cho einen Blick zu uns warf. Er war nicht aggressiv, auch nicht nett. Er war besorgt. Nara hatte mir erzählt, dass Cho und Kai mal zusammen waren und sich im guten trennten. Er bedeutet ihr immer noch viel und sie möchte um keinen Preis, dass er verletzt wird. Das erklärt die Stimmung und das Mitkommen im Krankenhaus.

 

"Was für einen Film willst du dir ansehen?"

"Ist mir eigentlich egal Kai, Hauptsache einen Horrorfilm." Wir standen in der Videothek vor der Horrorabteilung und schauten uns die Angebote an.

"Wie währe es mit dem hier?" Kai griff nach einem Film. "The Shredda" hieß er, ebenso war auf dem Cover eine große 18+ abgebildet, sorry Mum.

"Ähm.. ja klar. Wieso nicht?" Wir gingen zur Kasse und Kai holte sein Ausleihausweis raus. Der Mann scannte den Film ein und fragte nach dem Ausweis, so wie nach dem Perso. War ja ein Film ab 18+. Als Kai ihn raus holte, konnte ich sehen, was sein Alter war. 17?. Er war noch nicht nicht 18? Wie will er den Film ausleihen? Dies merkte auch der Mann an der Kasse.

"Komm in einem Jahr wieder Klein..." Plötzlich bewegte Kai die Hand vor dem Mann und er hörte auf zu reden oder gar zu atmen. Alles war plötzlich still. Nichts bewegte sich. Die Uhr über dem Tresen blieb stehen. Kai legte das Geld auf den Tresen. Beendete seinen Leih am Computer und nahm seine Sachen. Wir gingen raus. Drausen wurde Plötzlich alles wieder normal. Der Mann guckte verwirt im Laden genau so wie ich. Nun blieb ich ruckartig stehen.

"Du hast die Zeit angehalten, stimmt es?", fragte ich ihn. Kai drehte sich zu mir und flüsterte: "Ja. Das ist meine Gabe. Ich kann die Zeit kontrollieren." Mir fiel auf, dass ich Kai nie nach seiner Gabe fragte. Wieso eigentlich nicht?

"Wow. Mit so einer Kraft hat man doch so eine Macht!" Er konnte alles tun was er wollte. Er wäre eine Gefahr. "Darum darf niemand davon erfahren. Sie ist verboten. Bitte Amaya, sag bitte nichts." Verboten...!

Kapitel 30: Nachts um drei

Er lächelte...ich glaub es nicht. Deshalb erzählte er die ganze Zeit nichts von seiner Kraft. Aber wenn sie verboten war, wie konnte er dann in der Magiestunde mitmachen? Oder fehlte er immer? Wusste der Direktor davon? Und was ist mit den anderen? Ich musste es ihnen sagen...aber ich durfte nicht. Schweren Herzens schluckte ich die aufkommenden Worte immer wieder runter.

"So wir sind wieder da!", rief Nara. Sie war diejenige, die die Pizza trug. Es war ein riesen Karton und der Duft streifte sofort unsere Nase, nachdem sie bei uns angekommen waren.

"Das riecht lecker! Lasst uns schnell wieder zu Amaya, bevor sie kalt wird", schlug Kai vor. Natürlich waren alle einverstanden. Zusammen gingen wir los, durch die dunklen Straßen der Nacht.

"Und ihr zwei? Habt ihr einen schönen Gruselfilm rausgesucht?", fragte Tori.

"Ja klar", sprach Kai und legte einen Arm um mich,"einen ab 18+. Ich denke mal keiner von euch kennt The Shredda." Kai benahm sich so, als wäre nichts passiert. Hatte er denn keine Angst, dass ich etwas erzählen könnte?

"Hey! Amaya's Mum reißt dir den Schädel ab, schon vergessen?", fragte Cho aufgebracht. Hä? Was geht hier ab? Kai nahm seine Hand weg und hob beide in die Höhe, um zu zeigen, dass er mich nicht mehr berührte.

"Ja ja 'tschuldigung, Mama."


Sie diskutierten noch eine ganze Weile. Um genau zu sein, bis wir zuhause ankamen. Es war die Diskussion des Jahrhunderts. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, Cho so glaubwürdig zu erklären, wie er an einem Film ab 18+ ran gekommen war. Ich glaubte mich zu erinnern, dass er sagte, der Kerl hinterm Tresen wäre ein Bekannter gewesen und mit der Aussage "Ich möchte meine Freundin zu Tode gruseln, sodass sie sich richtig an mich kuschelt und ich was zu lachen habe", hätte er dann eingewilligt. Aber das glaubte ich nur, richtig sicher war ich mir nach all dem was geschah nicht mehr.

Ich schloss die Tür auf und trat herein. Da ich die letzte war, schloss ich sie auch wieder. Die Tür fiel gerade in den Riegel, da traf mich schon wieder so ein eiskalter Schauer. Der Griff wurde schlagartig kalt. Zu kalt für normale Umstände. Meine Haut brannte förmlich. Ich zog meine Hand zurück und begutachtete die rote Handfläche wie am Anfang, wo ich Kai die Tür auf machte.

"Amaya", wieder legte sich ein Arm um meine Taille,"was ist denn da? Hast du dir weh getan?" Ich sah zur Seite. Kai's Augen schienen ein wenig angespannt zu sein.

"Nein, alles okay"

"Gut." Er ließ von mir ab und setzte sich auf das Sofa. Es war bereits alles fertig. Die Gläser standen da, die Cola und die Süßigkeiten sowie die riesen Pizza, die schon aufgeklappt war. Trotz der ganzen Fragen im Kopf, setzte ich mich zu ihnen. Ich saß neben Kai und Cho. Cho saß neben Nara und diese neben Tori. So war die Reihenfolge und ich wünschte mir jetzt schon, eine andere zu haben. Kai legte die CD ein und schon ging der Gruselspaß los. Wir schnappten uns alle ein Stück Pizza und fingen an zu essen.

Erst am Anfang fiel mir auf, das ich den Film kein bisschen kannte. Normalerweise lese ich mindestens hinten den Inhalt, aber dieses mal kam es mir so vor, als dürfte ich es nicht.

"Wir haben schon unsere Schlafsäcke aufgeschlagen", gab Nara mit vollem Mund mir zu verstehen. Ich nickte. Wann waren sie denn in meinem Zimmer?

"So jetzt Ruhe, der Film fängt an!", kam von Kai. Ich lehnte mich nach hinten und fing an die ganzen Fragen noch einmal durchzugehen.

Also um das noch  mal genau zu begreifen. Kai besitzt die Magie, die Zeit anzuhalten. Er könnte Dinge tun, die vollkommen verboten sind. Nein, seine ganze Magie ist verboten! Er könnte somit eigentlich verhindern zu sterben. Was so gesehen gegen die Natur ist. Was laber ich da? Mein ganzes Leben ist gegen die Natur! Keine normale "Natur" besitzt Kinder mit Fähigkeiten, die jederzeit einen umbringen können. Na ja mir solls recht sein. Kai hatte aber nicht die Zeit angehalten, als er vor das Auto gesprungen ist. Vielleicht hat er es deshalb nicht gemacht, weil sie ja verboten war und es keiner sehen durfte. Also wusste der Direktor davon auch nichts...oder doch? Vielleicht hat er es in dem Moment nur vergessen gehabt. Ich zerbrach mir noch voll den Kopf.

 Cho knallte gegen mich. Nara hatte sich mit ihr zusammen gedrückt und kurz geschrien. Ich sah sie fragend an und sah dann zum Fernsehr. Momentan war alles schwarz.

"Hast du dich nicht erschreckt, Amaya?", fragte mich Kai. In dem Moment kam Geschrei aus dem Fernsehr und man sah sehr viel Blut. Ich bekam eine Gänsehaut und richtete meinen Blick direkt auf Kai um nicht zu sehen, was da geschah.

"Was? Nein, nein nicht wirklich", gab ich leicht lächelnd zu. Wenn ich gewusst hätte, was da geschehen ist, hätte ich mich wahrscheinlich auch so an Cho gekuschelt, wie Nara.

Wieder eine Blutszene. Dieses mal kam eine Person um die Ecke, die den Kopf halb abgetrennt hatte und eine Sense trug. Kurz sah sie zur Kamera, als ob sie mich ansehen würde. Dann ging alles schnell. Der Blick von ihm zu dem Mädchen wechselten nur einige Male. Er lachte und stand plötzlich vor ihr. Man sah nur noch eine riesen Blutsfontäne und einen rollenden Kopf. Aus Panik schrak ich nach links und versteckte mein Gesicht. Eh ich merkte das es Kai war, war es bereits zu spät. Behutsam streichelte er mir über den Rücken, fing dann später beim Kopf an und streift durch meine Haare.

"Die Szene ist vorbei"

"Ich bleib lieber noch so!", bekam ich gerade so stotternd heraus. Ich wusste nicht, wieso mir das Blut von anderen so große Angst machte, aber irgendwann würde mir das noch zum Verhängnis werden.

"Es ist doch nur ein Film."

"Trotzdem!"

"Oh weia, ich hätte einen wenig schreckhafteren Film nehmen sollen", meinte er leicht lachend. Ich löste mich von ihm, blieb aber dennoch so nah an ihm sitzen, falls ich nochmal eine beruhigende Hand bräuchte.

Die Stunden vergingen. Mir lief es dauernd kalt den Rücken hinunter. Die Pizza war am Ende leer und die Chips, das Popcorn und die Cola auch. Wir sind während des Filmendes alle eingeschlafen.


Ein kalter Hauch durch striff mein Haar und wehte leicht in meinem Gesicht, sodass ich erwachte. "Mum?", flüsterte ich. Mein Kopf lehnte an Kai's Schulter, dieser schlief tief und fest und hatte seinen rechten Arm um mich gelegt gehabt. Mir schoss die röte ins Gesicht. Ich sah zu Cho, Nara und Tori. Cho und Nara kuschelten so, das jeder sich bei dem anderen anlehnte. Tori jedoch stütze ihren Kopf selbst mit ihrer rechten Hand, da ihr Arm auf der lehne stütze. Wir waren tatsächlich alle eingeschlafen. Wieder eine leichte Briese. Ich sah zum Fenster und musste feststellen, es war mitten in der Nacht. Mein Blick heftete sich an die Uhr. Nachts, viertel vor drei. Ich stand auf und wollte zu meinem Zimmer gehen, mich in mein gemütliches Bett kuscheln bis mich ein leises Rauschen aus der Verankerung riss. Ich stand schon vorne an der Tür, als ich mitbekam, dass das rauschen von hinten kam. Also von dort, wo ich zuletzt saß. Ich drehte mich leicht zitternd um, da ich mich erschrocken hatte und stellte fest, da der Fernseher sich eingeschaltet hatte. Ich war mir hunderprozentig sicher, das der vorhin noch ausgeschaltet war! Was ging denn hier ab?

Die Fenster knallten auf und ein großer Windstoß ließ die Vorhänge weg fliegen. "Mum???" Wieso rief ich andauernd nach meiner Mutter? Es klingelte an der Tür und irgendwas sagte mir, das ich die Finger von der Tür lassen sollte. Aber wie so oft, hörte ich nicht auf meinen Instinkt und öffnete die, neben mir liegende Tür. Eh sie offen war, entblößte sich mir ein lauter Schrei. "KAI!", schrie ich doch er schlief seelenruhig weiter, wie alle anderen auch. Träumte ich bloß? Ich sah nochmal zur Tür und ging einige Schritte zurück, als ich bemerkte das da keiner mehr war. Ich sah nun zur Seite. Da stand er wieder. Der Kerl aus dem Film. Er fing an zu lachen und legte den Kopf schief, obwohl er schon halb abgetrennt war. "Was...was willst du?!"

"Du wusstest doch das es so kommt oder etwa nicht?", fragte mich eine vertraute Stimme. Ich sah wieder zur Tür und da stand Dai. Er lehnte lässig am Türrahmen und hatte den Kopf so gesenkt, dass seine Haare seine Augen verdeckten.

"Dai...was...was suchst du denn hier?" Er fing an bekloppt zu lachen. Erst jetzt fiel mir ein, dass er doch für den Mord an Sven verantwortlich sein könnte, er ist einfach wahnsinnig. Oder? Der Mann mit der Sense in der Hand fing wieder an zu lachen. Ich sah zu ihm. Er rannte auf mich zu und holte mit der Sense aus. Gerade noch konnte ich ausweichen, doch er schnitt mich am Arm, wo nun Blut runter floss. Noch ein kurzer Blick zu Dai, dann rannte ich die Treppe hoch.

Er hat gegrinst...ihm hat es gefallen, dass ich beinah gestorben bin!, dachte ich und ließ die Tränen empor steigen. Sie flossen wie wild über meine Wangen. "MAMA! PAPA! KAI!", schrie ich als ich kurz darauf in mein Zimmer ankam."Cho, Nara, Tori!", flüsterte ich dann dazu. Ich hatte Angst. Sehr große Angst. Müsste ich jetzt sterben?

Es klopfte an der Tür. Mein Fenster sprang auf und Wind kam durch. In dem Moment trat der Sensen Kerl meine Zimmertür auf und trat herein. Er lachte wieder. Genau dann zeigte meine Uhr drei. Es war mittlerweile Nachts um drei. Der Sensenkerl stand nun vor mir und holte aus. Aus Panik ließ ich das heftige Drücken von meinem Inneren durchbrechen. Es war wie eine Wand, die gerade durchbrach. Ich spürte etwas heißes durch jede kleinste Ader in meinem Körper fließen. Gerade als er zuschlug, hob ich meine Hände, die schon in Flammen standen und rief laut nach Hilfe. Er wich gerade noch zurück. Ich stand in Flammen und ein großteils meiner Wand auch. Er fing wieder an zu lachen. "KAII", schrie ich verweint und völlig verzweifelt, eh ich bemerkte, wie das Feuer nun eine heftige Druckwelle erzeugte und sich im ganzen Zimmer verteilt hatte.

"Du wusstest doch, dass der Tag kommt!", erschien Dai's Stimme. Seine kühle, rechte Hand legte sich auf meine Stirn. Seine Linke hielt mich am linken Oberarm fest. Ich fiel auf die Knie, und kurz darauf nach hinten an Dai's Körper. Eh ich mich versah, verschlangen meine eigenen Flammen mich. Es fühlte sich so an, als würde ich bei lebendigem Leibe verbrennen, doch dies geschah nicht. Mit tiefen Luftzügen atmete ich meine Flammen ein, doch nichts passierte. Der Sensenmann war bereits weg, und ich lag schweißgebadet an Dai's Körper.

"Du wusstest, dass das kommt", flüsterte er wieder, ließ seine linke Hand von mir ab und streichelte meinen Kopf. Noch immer starrte ich, wie versteinert auf meine Zimmertür. Er löschte das ganze Feuer sofort und ich war erstaunt, als ich sah, dass keiner meiner Möbel verbrannt war. Und dennoch stieg leichter Qualm empor.

"Sei froh, dass es nicht zu das gekommen ist..", flüsterte er mir zu. Zu was gekommen?

Kai kam ins Zimmer gerannt, gefolgt von Cho und den anderen zweien.

"Was hast du mit ihr gemacht!", schrie Kai. Dai löste sich von mir, legte mich auf den Boden und das Einzige was ich auf nahm, waren die Gesichter von Dai und Kai, wie sie sich anstarrten. Kai böse, Dai provozierend und fies grinsend. Meine Sicht wurde immer Schwächer. "VERSCHWINDE!", schrie Kai ihn an. Er nahm mich auf den Arm und ich sah, wie Dai aus dem Fenster sprang. "K..Kai", murmelte ich.

"Cho, ruf einen Krankenwagen, sie hyperventiliert!" Cho rannte sofort weg und rief einen Krankenwagen. Mein Atem wurde schneller, flacher dennoch. Mein Herz stach in der Brust, als wolle es raus.

"Was machen wir mit ihr?", fragte Nara

"Sie wird nichts von Dai erfahren. Wir sagen ihr, sie habe das nur geträumt und wäre in Ohnmacht gefallen vor Angst", sprach Kai. Er wusste nicht das ich ihn noch hören konnte und das sehr gut. Ich wusste was ich gesehen habe und das war kein Traum. Nur weil ich in seinen Armen hing, mein Kopf über seinen Arm und schlapp wie ein krankes Tier, hieß es nicht, dass ich nicht genau wusste, was geschah. Meine Lunge fing nun auch an zu stechen. Meine Augenlider wurden schwerer. Eh ich schon das Blaulicht sah, verließ mich mein Bewusstsein.


Rettet mich doch bitte...

Kapitel 31: Der Tag danach

"Ich wusstest doch, dass es so kommt oder etwa nicht!", schrie meine Mutter jemanden an. Ich hörte nur ein Schnauben von demjenigen. Wo war ich und wer war die andere Person? Ich konnte mich weder bewegen, noch die Augen öffnen, doch ich spürte, dass ich auf einem weichen Bett lag. Was war passiert? Ich wühlte in meinen Erinnerungen. Jemand wollte mir was antun und Dai stand da lächelnd, genoss meinen wahrscheinlich erscheinenden Tod. Dieses nicht ernst gemeinte Lächeln. Ich hasste es. Ich hasste es so sehr.

"Ich hätte meine Tochter nicht alleine lassen sollen und auch noch mit dir! Wo warst du werter Herr? Hast wohl deinen Schönheitsschlaf gehalten, was?" was ist den da los? Mit wem alleine lassen? War mein Vater da?

"Also, ich habe nichts schlechtes getan Linda!" Ich erkannte Kai's stimme. Er war auch hier? Und wieso wusste er denn Namen meiner Mutter? Was war mit meinem Vater?

"..Ja klar, und ich bin Putins und Angela Merkels Tochter, dabei auch noch Justin Biebers Schwester und Obamas Verlobte!" Was meint sie? Ruhe kehrte ein. Ich öffnete endlich die Augen. Meine Lebenskraft war wieder zurück. Ich lag in einem weiß bezogenen Bett, wahrscheinlich im Krankenhaus und trug ebenso ein weißes Schlafhemd. Doch nicht mein Bett. Meine Mutter saß an diesem, dabei lag ihr Kopf angelehnt in ihrer Hand. Kai stand angelehnt an der Tür und schaute aus dem Fenster, als würde er ein Unwetter erwarten, doch es war gutes Wetter. Die Sonne schien durch das Fenster, welches mit Topfpflanzen und hellblauen Vorhängen geschmückt war.

"Kai..Mama?" Beide schauen plötzlich auf.

"Amaya, endlich bist du wach!" Meine Mutter nahm meine Hand und lächelte. Ein so ganz anderes, als Dai. Auch Kai kam näher und faste kurz mein Gesicht an.

"Ich bin froh, dass es dir gut geht!" Er lächelte auch. Ebenso ein ganz anderes als Dai, aber auch als meine Mutter.

"Oh man mein Kopf tut weh!", jaulte ich. Das letzte was ich wollte, ist die vergangene Situation zu bereden. Ich möchte nur vergessen, doch mit Dai müsste ich reden. Ich hoffte so sehr, dass sie mich nicht drauf ansprechen. Fragen können wir später beantworten. Ich will nur Ruhe. Es ist unumgänglich!

"Wenn dein Kopf das kleinste Problem ist, bin ich beruhigt", sagte Kai. Kai sah, ebenso wie meine Mutter übermüdet aus. Als hätten sie die ganze Zeit kein Auge zu bekommen. Wo war eigentlich mein Vater? Wahrscheinlich arbeiten, wie immer. Zum Glück sprachen sie mich nicht auf Dai an. Sie merkten wohl, dass dies jetzt ein Tabuthema ist. Wir redetet über normale Sachen. Ignorierten den Grund für meinen Krankenhausaufenthalt. Kai und meine Mum lachte zusammen und machten Späße, als würden sie sich seit Jahren kennen und verstehen. Da fiel mir was ein.

"Mama, du hast vorhin mit Kai geredet, doch wo ist nur Papa?" Sie schaute traurig auf den Boden.

"Er ist arbeiten, wie immer. Sie wollten ihm nicht früher frei geben. So welche Egoisten!" Ach so war das. Wusste ich es doch. Ich nickte nur und ließ mich zurück fallen. Meine Mutter sagte, dass ich in paar Stunden nach Hause darf. Ich will aber nicht.

 

"Was war genau passiert?" Das Wetter war Weltklasse. Wir saßen zu zweit an einem kleinen See. Name vergaß ich. Das Wasser war klar und sauber. Mit eine Coladose in der Hand und bekleidet mit einer dünnen Jacke, sitze ich auf diesem schön braunen Steck und lausche dem Klängen von Wasser und Vögeln. Ebenso sprach ich mich mit Kai aus. Es war schön einen Freund an meiner Seite zu haben. Einsamkeit war das Monster unserer Gesellschaft. Neben Drogen und Hass, war Einsamkeit das, welches Menschen kaputt macht und in die Verzweiflung irrte. Wie ein Irrlicht, nah der Hölle. Man fiel in ein Loch, erhellt nur von diesem Irrlicht und von dessen geführt. Man möchte und sollte auch nicht hinter her, doch nichts anderes bleibt übrig. Das ich so ein menschliches Gefühl mit einem irreführendes Licht verglich, grenzt an Irrsinn oder Idiotie.

Ignorant beantwortete ich Kais frage nicht. Sollte er mir doch sagen, was geschah. Es geschah zu viel. Viel zu viel mit meinen Leben. So habe ich es mir nicht in Japan vorgestellt. Wie habe ich es mir vorgestellt? Ich stellte mir gar nichts vor, ich träumte nur vor mich hin.

"Amaya? Alles gut?" Kai rüttelte an meiner Schulter. Er war das andere Licht, was mich aus den Fängen des Irrlicht zog...oder nur aus meinen Träume.

"Ähm Ja?..ja", schrak ich auf.

"Wenns dir nicht gut geht, müssen wir darüber nicht reden." Er hatte Recht. Ich muss nichts außer sterben.

"Da war dieser Serienkiller aus dem Film. Er wollte mich töten. Davor griff mich der Wind und die Kälte an. Elemente spielten verrückt, alles war so paranormal. Ich hatte Angst. Rief nach meinen Eltern und...dir. Du und die anderen hörten mich nicht, ich habt geschlafen und meine Probleme ausgeschlossen..meine Situation ignoriert, mich alleine gelassen. Er schlug seine Sense auf mich, ich entkam. Plötzlich stand da Dai. Er lachte und stand fest da. Half mir nicht, wollte mich sterben sehen. Wiederholte öfters einen Satz. "Du wusstest, dass es kommt" oder so ähnlich. Ich wusste nicht was los war. Hatte ich geträumt? Hatte ich nicht. Ich spürte meine Kraft. Sie kam, wurde von mir gerufen. Wie aus dem nichts fing mein Zimmer an zu brennen..." Ich schmiss die leere Dose in ein Gebüsch. Ein Windstoß pustete meine Haare weg. Als wollte er mir sagen, dass dies nicht richtig war. Später, später würde ich sie da rausholen. Ich redete weiter. Wollte nicht aufhören.

"...Dai löschte das Feuer und kam zu mir. Dann kamst du auch schon und denn Rest weißt du ja...und komm mir nicht damit an, dass es doch ein Traum war. Ich habe gehört, wie du plantest mich anzulügen. Ich habe es gehört. Bin nicht taub." Kai ließ den Kopf sinken. Er wusste wohl, dass er damit nicht durch kommen würde. War auch dumm geplant.

"Tut mir Leid. Alles. Doch...du warst alleine mit Dai..da war nirgendwo ein Serienkiller.." Was?? Er warf die Dose rücksichtslos in den See. Wie viele Fische würden daran sterben oder sich verletzten? Hoffentlich keine. Hoffentlich wird sie rausgefischt. Wo bleibt sein Windstoß? Seine Warnung. Sie blieb weg. Er nahm mich in den Arm, plötzlich. Er hat die Dose weggeworfen, um mich in den Arm zu nehmen. Opfer gebracht um bei mir zu sein. Würde er sich auch die Beinen brechen, nur um mich in den Händen zu halten?

"Vielleicht habe ich mir den Killer nur Vorgestellt..vielleicht war das alles nur Dai.."

"Es tut mir Leid, dass ich nie für dich da war. Ausgerechnet früher und jetzt hättest du mich mehr als alles andere gebraucht, doch morgen bin ich für dich da. Nur für dich. Ganz allein. Ab jetzt, ich verspreche es dir. Du musst nicht mit Dai alleine reden oder mit deinen Eltern, ich bin für dich da und stelle mich vor dich." Ich hatte ihn erzählt, dass ich mit Dai über alles reden muss. Diese ganzen Sachen ergeben keinen Sinn. Das mit dem Killer und sein Auftritt allgemein. Alles ergab kein richtiges Puzzle. Alles ist vertauscht und Dais Rolle in diesem Kapitel meines Lebens war nicht klar. Nichts hatte seine Reihenfolge. Verstehe Dai nicht, verstehe mich nicht. Jedoch erfuhr ich auch Sachen, die meinen Eltern nie zu Sprache kam. Soviel zu klären, soviel durcheinander. Sowenig wissen und Logik. Nun nach geschlagenen ca. fünf Minuten lies mich Kai los. Ich riskierte einen Blick auf meine Armbanduhr. Es war 15 Uhr. Nach dem Krankenhaus legte ich mich auf die faule Haut. Zu Hause waren keine Anzeichen von einem Kampf oder eines Filmabends. Als wäre nie etwas passiert. Ist überhaupt was passiert? Nun sitze ich hier. Heute war Montag, ein eher langweiliger Tag, doch zurzeit ist nichts langweilig. Eine Woche. Für eine Woche war ich entschuldigt. Diese eine Woche werde ich mit denken verbringen. Wie sonst auch. In jeder freien Minute ging ich meine Gedanken durch, als könnte ich so was ändern. Wie ich nur gerne Situationen an meine Gedanken anpassen möchte.

"Sollen wir jetzt mit Dai reden gehen?", fragte ich Kai, worauf mein Magen anfing die Geräusche eines Bären abzufeuern. Ein Mischung aus Grummeln und Brummen. Kai lachte auf.

"Ne..dass ich zu früh. Doch was zu Essen? Ich glaube das könnten wir beider vertragen." Denn in diesem Moment brummte auch sein Bauch. Schicksal. Oder doch Zufall?

"Ja, wahrscheinlich", lächelte ich. Er stand auf und half mir hoch, noch nahm ich die Dose aus dem Gebüsch wie versprochen und wir machten uns los auf die unachtsame Suche nach Essen. Zwei Höhlenmenschen auf der Suche nach Nahrung.

Zum Glück fanden wir einen Laden, der auf hatte. Wir bestellten Frühlingsrollen und Sushi. Ebenso noch Fritz Limo. Muss alles ja runtergespült werden.

"Lass es dir schmecken Frau. Frühlingsrollen-Liebhaberin." Lustiger Junge, doch es stimmte.

"Ich erkenne mich schuldig, die Morde an jeglichen Frühlingsrollen begannen zu haben." Dabei spießte ich eine süße Rolle mit meinen Essstäbchen auf. Jeder Japaner würde sich im Grab drehen, wenn er sehen würde wie ich esse. Oh mann.

"Oh nein, wieso hast du das getan? Diese Frühlingsrolle hatte Frau und Kinder UND EINEN HUND!!" wir fingen beide an heftig zu lachen. Manchmal bin auch ich gut drauf und lustig. Ich möchte ja nicht angeben, doch wenn ich ein Witz reiße, bleibt kein Auge trocken. Viele im Laden starrten uns an, doch dies war uns egal. Kai warf mich ohne jegliche Vorwarnung mit einer Serviette, die er vorher zusammen geknüllt hatte, ab und traf mich genau am Kopf. Ich aß noch diese Frühlingsrolle zu Ende, die seinen Hund in stich lassen musste. Zu spät kam ein "aua " von mir.

"Wow, beste Reaktionen. Das kam so FRÜH, wie der Tod dieser FRÜHlingsrolle. HAHA" Oh weia. So was Schlechtes hab ich noch nie gehört.

"Ein Cent für die Wortwitzkasse." Wir beide lachten wieder, bis ein Kellner zu uns kam und um Ruhe bat. Manche hatten sich beschwert. So welche Spaßbremsen. Doch zwischen uns kam auch etwas Ruhe ein. Wir aßen zu Ende und bezahlten. Zum Glück war der Laden nicht sehr teuer, hätte sonst mein Taschengeld, was wegen der Übernachtung eh schon magerer wurde, gekillt.

"Soll ich dich noch nach Hause bringen, Amaya?", fragte Kai mich. Er war manchmal schon ein echter Gentleman, doch manchmal auch ein Idiot.

"Nein schon gut, ist ja nicht weit." Er nickte und dann trennten sich unsere Wege. Ich war wieder alleine und so begannen sich meine Gedanken zu drehen. So viele Sachen zu klären. Als Erstes war ein Gespräch mit meinen Eltern noch offen. Morgen muss ich unbedingt mit ihnen reden. Komme was wolle.

Kapitel 32: Ein Tag voller Fragen und keine Antworten

Das Vogelgezwitscher trat schon viel zu früh in mein offenes Fenster. Um einen Haar hätte ich Gedanken daran gefasst, diese verdammten Biester zu erschießen, nur um weiter Ruhe zu finden. Ich mag ja Vögel, nur halt jetzt grade nicht.

Es kam mir fast unerträglich vor mich aufzusetzen und zu merken, dass der doch verdammte Dienstag, schon seit neun Stunden angebrochen war. Ich reckte mich einmal lang dafür aber laut und bis in die kleinste Ader. Jeder noch so kleinster Muskel spannte sich für einen Bruchteil einer Sekunde an und entspannte sich dann wieder. Lässig stütze ich mich mit meinen Unterarmen auf mein Bett und genoss die helle Morgensonne und den klaren Himmel. Der Gedanke, dass ich um neun Uhr noch in meinem Bett liege und dafür die anderen schon seit einer Stunde in der Schule hockten und ihre Aufgaben machen musste, erfreute mich zutiefst. Ein kurzes Kichern schlich mir übers Gesicht. Es war mal etwas anderes, an einem Wochentag so spät aufzustehen. Noch einmal wälzte ich mich in meinem Bett, eh ich aufsprang, meine normalen Sachen schnappte und ins Badezimmer rannte. Dort angekommen wusch ich mich schnell, putzte mir die Zähne, zog mich an und kämmte meine Haare sorgfältig, nur um sie anschließend zu einem Zopf zu binden.

Nachdem ich völlig fertig war, rannte ich hinunter zu meinen Eltern. Sie waren beide bereits wach. Mein Vater saß am Tisch und lass seine morgendliche Zeitung, dazu gönnte er sich seine beliebte Tasse vom schwarzen Kaffee und ein Brötchen mit Salami darauf. Vorne auf dem Titelblatt standen ganz große rote Schriftzeichen und darunter war eine maskierte Person zu sehen, die mit einem Geldbeutel und einer Waffe aus einer Bank stürmte. Mir war sofort klar, dass diese Schriftzeichen nichts anderes als ein Banküberfall heißen konnten.

"Guten Morgen Schatz", sprach meine Mutter zu mir. Sie lächelte mir freudig zu und wusch gerade ihren Teller auf. Scheinbar hatte sie bereits zu Ende gegessen.

"Guten Morgen!", gab ich leicht lachend zurück. Ich schnappte mir beim vorbei gehen einen grünen Apfel und biss hinein.

"Hast du gut geschlafen? Du bist so gut drauf", bemerkte mein Vater. Nein, nein hatte ich nicht. Schlagartig durchzuckte mich ein Schauer und mir fiel die gesamte vergangene Nacht ein. Ich hatte über Nacht kein Auge richtig zumachen können. Aus Angst, der unheimliche Kerl mit der Sense würde noch einmal vorbei kommen und mich doch umbringen, ließ mich schrecklich zusammen fahren. Diese Sache würde für immer in meinem Gedächtnis bleiben. Viel zu oft in der Nacht dachte ich an ihn. Unter meinem Bett, im Schrank, und sogar aus dem Fenster sah ich, nur um mich zu vergewissern, dass er nicht bei mir war. Nirgends fand ich ihn, dennoch fand ich in der Nacht nicht wirklich Schlaf. Oft, wenn ich ein Auge zu brachte und für einige Momente döste, wachte ich dann doch wieder auf. Es war einfach schrecklich. Und urplötzlich fuhr mir wieder ins Gehirn, dass ich keinen Grund hatte gut drauf zu sein. Schließlich musste ich noch einiges mit meinen Eltern besprechen und zu ...Dai...musste ich heute auch noch.. Irgendwie fuhr es mir durch alle Venen, wenn ich nur an seinen Namen dachte. Pfui Teufel.

"Spatz?", fragte meine Mutter nun.

"Nein...ich habe nicht gut geschlafen. Ehrlich gesagt muss ich etwas mit euch besprechen, mit euch beiden."

"Natürlich", mein Vater legte seine Zeitung nieder und trank seinen Kaffee genüsslich weiter. Auch meine Mutter setzte sich nun an den Tisch, nachdem sie ihre Hände im Geschirrtuch trocknete.

"Ihr wisst sicher was passiert ist oder?" Beide schauten mich verdutzt an, als würden sie aus mir nicht schlau werden. Ob jetzt ein guter Zeitpunkt war oder nicht, war mir jedoch auch ein Rätzel.

"Weshalb ich im Krankenhaus lag", sprach ich, um sie aufzuklären. Schien so, als ob sie es verstanden.

"Ja, du hattest einen Schwächeanfall"

"Verkauft mich nicht für dumm. Mum, du hast gestern mit Kai gesprochen, als würdest du ihn Jahre kennen."

"Kai?", fragte mein Vater dazwischen, doch ich ignorierte ihn.

"Hat er dir etwas erzählt?."

"Ich weiß überhaupt nicht, was du meinst!"

"Mama, verarsch mich doch nicht! Du hast Kai doch nur einmal flüchtig gesehen und woher weiß er deinen namen?" Es wurde still.

"Fein...wenn ihr nicht mit mir reden wollt, bitte, ich habe noch anderes zutun!" Wütend, fast rasend und kochend vor Wut, stand ich auf, schnappte mir noch einen Apfel und verschwand wieder auf mein Zimmer. Was war denn jetzt passiert? Noch ein weiteres Rätzel.

Die Stunden vergingen. Stunde für Stunde ließ ich meinen Kopf in den Händen hängen und spielte mit meinem Apfel. Ich dachte nicht daran ihn zu essen. Ich schaute auf die Uhr. 14 Uhr. Es würden noch drei Stunden vergingen, bis ich mit Dai reden konnte. Wollte ich überhaupt mit ihm reden? Er wollte meinen Tod, doch nur wieso? Ich verstehe das nicht und ich habe Angst vor ihm. "Ach scheiß drauf", murmelte ich und schnappte mir mein Handy. Ich konnte doch nicht ausgerechnet jetzt Schwäche zeigen. Dai kann mir nichts. Schell trat ich die Treppe hinunter und trat aus dem Haus. Eh ich mich versah, stand ich auch schon in meiner Jeans mit meinem lässigen Top im freien und trat den Weg entlang, bis ich beim Bahnhof ankam. Es dauerte mindestens mit Glück eine halbe Stunde, bis ich da war und nochmal zehn Minuten, bis der Zug kam und ich zwei Stationen fuhr, nur um mich wieder auf einen Fußmarsch von mindestens 20 Minuten zu machen. Nachdem ich endlich vor der...Villa... von den Metayo's stand, war die Mittagssonne bereits hoch am Himmel und schien mir jeden Moment die Haut zu verbrennen.

"Na dann mal los", murmelte ich und klingelte. Es öffnete sehr lange Zeit keiner, also klingelte ich noch einmal. Was erhoffte ich mir eigentlich? Dai war bestimmt eh noch nicht da und selbst wenn, würde er die Schule schwänzen und sich mit einem anderen Mädchen abgeben, so wie es in der Schule rumgesprochen wurde. Ich hasste mich dafür, dass ich jetzt schon hier hin gegangen war. Endlich öffnete sich die Tür.

"Amaya was für deine Überraschung! Komm doch rein", sprach Musho und trat beiseite.

"Sehr nett, danke!", sprach ich und trat in die Villa. Er führte mich ins Wohnzimmer, zu einer Couch, wo ich mich nieder lassen sollte, eh er mir etwas zu trinken anbot. Dankend nahm ich den grünen Tee an und schlürfte ihn ruhig. Es fühlte sich an, als würde meine Seele sich um einen Tick beruhigen.

"Also, was führt dich her?", fragte er und stellte seinen Tee ab.

"Ja also, ich möchte mit Dai reden. Er ist nicht zufällig zuhause?"

"Himmel Amaya nein, er ist in der Schule, da wo du eigentlich auch sein solltest", sprach er und runzelte die Stirn.

"Ja, ich wurde krank geschrieben bis nächste Woche Montag. Es ist nur so, ich müsse dringend mit ihm reden."

"Worum geht es, wenn ich fragen darf?"

"Ach da ist nur etwas passiert worauf ich ihn gerne drauf ansprechen möchte."

"Oh je, er hat Mist gebaut oder?" Leicht fragend sah ich ihn an, ließ meinen Blick dann aber doch auf meine Hände fallen und spielte leicht mit ihnen.

"Ja hat er.."

"Verstehe..nun, von mir aus kannst du in seinem Zimmer warten. Im Endeffekt wird er mich zwar dafür umbringen, aber was soll's. No risk no fun oder? Ich muss dich aber warnen, sein Zimmer ist nicht ganz ohne." Der Kerl war mehr als sympatisch.

"Da fällt mir ein", fing er an und senkte seinen Kopf, "Nie kommst du vorbei um mich zu besuchen!", weinte er jetzt künstlich. Für einen Moment wurde ich sprachlos. "Nur weil ich kurz vor dem dreißigstens Lebensjahr stehe, heißt das nicht, dass ich nicht auch Besuch will."

"Äh ja..wenn...wenn du willst können wir Nummern tauchen und ich ruf dich dann demnächst mal an, dann können wir uns verabreden." Er sah auf mit funkelten Augen zu mir und schon tauschten wir die Nummern.

"So ich muss jetzt aber mal los", sprach er und erhob sich. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ein dunkel grauen Anzug trug mit ein weißes Hemd und einer rot, schwarzen Krawatte.

"Wo musst du hin?", fragte ich leicht schockiert. Er wollte mich doch nicht alleine lassen oder?

"Na zur Arbeit, irgendwer muss das Geld für das Haus ja einholen. Und Dai macht das sicher nicht." Der muss ja einen guten Job haben, um die Miete hier zu bezahlen. Er schnappte sich seinen Koffer und machte sich auf zur Tür. Ich begleitete ihn bis dahin, verabschiedete mich und machte am Ende die Tür zu.

 

Verzweifelt suchte ich nach Dai's Zimmer. Verdammt war das riesig hier. Fast eine halbe Stunde irrte ich nur so in den Gängen der Villa umher und suchte sein Zimmer, bis ich es schließlich fand. Als ich jedoch eintrat überkam mich volle Übelkeit und ein heftiger Schwindel. Sofort ließ ich seine Tür zuknallen, um mich auf sein Bett fallen zu lassen, da ich dachte, dass ich noch umkippte. Es hatte sich hier nichts geändert, seid ich das letzte Mal in seinem Bett wach wurde. Doch auch der Gedanke half nichts. Mir war so schlecht. Das konnte doch nicht am Tee liegen. Hatte Dai einen Schutzschild um sein Zimmer gebaut? Mir fiel ein, kurz nachdem Musho ging schrieb er mir eine SMS, wo drin stand, dass ich ruhig anrufen könnte, wenn ich irgendwann man Schwierigkeiten hätte. Er würde mir zuhören. War das so ein Fall? Nein, bestimmt nicht. Ich schloss die Augen, nachdem ich sah dass es bereits kurz vor Vier war. Nur noch eine Stunde und ein wenig mehr, dann würde er nach Hause kommen. Ich versuchte mich darauf vorzubereiten, ich hatte keine Angst vor ihm. Keine Angst. keine Angst...

Ein wippen und ein lauter Seufzer ließ mich erwachen. Mir war nicht mehr übel und auch mein Magen hatte sich entkrampft. Mir ging es wesentlich besser. Ich drehte mich auf den Rücken nur um wenig später eine Hand neben mir zu sehen. Ich sah zur Seite und hätte um ein Haar angefangen zu schreien. Dai lag da neben mir auf der Seite, sein Hemd war aufgeknöpft und seine Krawatte gelöst, entblößte ein wenig seiner Brust. Er lag da ganz still, wie ein Kind das ein Mittagsschläfchen hielt. Herr Gott, wie lange schlief ich denn? Schnell sah ich auf die Uhr, es war bereits 18:30. Himmel...ich war eingeschlafen! Eingeschlafen neben meinem fast Mörder!! Ich muss hier weg. Leise versuchte ich vom Bett auf zustehen, leider quietschte es dabei.

"Bist du endlich wach?", murmelte er völlig K.O. Ich hätte hier wirklich mit Kai hingehen sollen, aber ich wollte das auch alleine schaffen.

"J-ja wie lange bist du schon hier?", fragte ich leicht stotternd. Scheiße, ich wollte doch stark klingen.

"Das sollte ich doch wohl besser dich fragen. Du hast in meinem Bett gepennt, als ich rein kam. Obwohl es mir schleierhaft ist, wie du meinem Zauber entkommen konntest. Das du mein Zimmer nicht voll gekotzt hast, ist ein Wunder." Also hatte er doch ein Bann auf sein Zimmer gelegt. Ein hoch auf meinen nicht so empfindlichen Magen.

"Was willst du hier?", fragte er. Ich stand auf, doch blieb neben dem bett stehen, doch mit sicherer Entfernung. Seine Blicke folgten mir.

"Ich will wissen, wieso du mich beinah hast sterben lassen. Was du gemeint hat mit 'Du hattest das schon mal' und 'Du wusstest dass das kommt'. Wie bist du in mein Zimmer gekommen, wie hast du den Sensenmann verschwinden lassen und warst du dass, der die Türklinken so eingefroren hat?" Er seufzte einmal laut.

"Du bist doch nicht gestorben oder? Also jammer nicht. Ich wollte dir nur Helfen. ich hab dich schreien hören. Und vielleicht habe ich die Türklinke eingefroren, vielleicht aber auch nicht. War's das?"

"Nein, dass waren keine klaren Antworten und was war mit dem Mann? War er real?"

"Mein Gott leg dich wieder hin. Du hast mir mehr gefallen als du geschlafen hast wie ein Engel. Du fragst zu viel"

"Nein vergiss es, ich will meine Antworten!"

"Sei still oder ich zwing dich jeden Moment dazu", knurrte er nun und ließ seine Augen wieder zufallen. "Ich hatte einen echt anstrengenden Tag hinter mir, sei einfach ruhig und genieße meine Gegenwart, wie wäre das?"

"Abscheulich", gab ich kühl zurück. Ich sah aus seinem Fenster und musste feststellen, dass es bereits dunkel war und dass er nicht mehr reden wollte. Eine ganze Zeit lang herrschte Stille. Minuten, vielleicht sogar Stunden wo wir einfach nichts sagten und ich ihn beobachtete. Als ich auf die Uhr sah war es bereits 19:30. Ich müsste nach Hause, doch irgendwie hatte ich Angst jetzt raus zu gehen. Ich bekam eine SMS von Kai und ging natürlich sofort dran.

 

"Hey Amaya, du hast dich den ganzen Tag nicht gemeldet, da dachte ich mir, ich übernehme das mal. Wollte nur wissen ob es dir gut geht, und wann du zu Dai wolltest. Morgen vielleicht? Ist ja schon recht spät. Na wie findest du das? Entschuldige das ich heute nicht bei dir war."

Ach man Kai war süß. Immer machte er sich Sorgen. Ich antwortete ihn darauf natürlich sofort. "Ja Kai mir geht es gut, keine Sorge ich bin schon bei Dai, wollte das alleine klären. Sorry das ich dir nicht bescheid gesagt habe. Hoffe du bist mir nicht böse", schrieb ich ihm und eh ich das verschickte, bekam ich schon eine Nachricht von meinen Eltern.

 

"Geht es dir gut Amaya? Du bist noch nicht zuhause, wo bist du?" erkundigten sie sich. Ich schrieb zurück, dass ich bei Dai bin und mit ihm redete. Kurz darauf kam eine Nachricht von Kai.

 

"Du bist schon bei Dai? Himmel Amaya pass bloß auf dich auf! Soll ich vorbei kommen?"

"Nein nicht nötig, ich packe das alleine, wir hören uns morgen", antwortete ich. Gerade wollte ich mein Handy weg stecken, da vibrierte es schon wieder. Meine Eltern.

 

"Bei Dai? Oh das trifft sich gut. Könntest du bei ihm übernachten? Es ist schon dunkel und wir wollen nicht, dass du im dunklen noch draußen rumläufst. Außerdem ist das Auto deines Vaters kaputt gegangen, wir können dich nicht abholen. LG deine Eltern."


Das war jetzt wohl ein schlechter Witz oder? Nein, auf keine Fall ging das in Ordnung!

"Was ist los mit dir?", fragte Dai schon halb am schlafen, während ich auf die Uhr schaute. 20 Uhr.. verdammt.

"Meine Eltern möchten, dass ich hier schlafe, weil es schon so dunkel ist und sie mich nicht abholen können das Auto ist kaputt..."

"Und wo liegt jetzt das Problem?"

"Ich will nicht mit dir, nach den ganzen Ereignissen unter einem Dach pennen!"

"Wie es aussieht hast du aber keine Wahl. Also legt dich zurück und genieße die Nacht, Schätzchen und mehr, ich wollte dir Helfen und nicht dich umbringen. Du hast geschrien und ich war in der Nähe. Komm schon." Schätzchen? Ich glaub ich habe mich gerade eben verhört! Sofort stand ich auf und ging zur Tür. Ebenso glaub ich ihm kein Wort, von wegen er will mir nur helfen. Ganz klar!

"Vergiss es! ich glaube dir kein Wort und nenne mich nie wieder so!" Ich trat heraus und irrte sicher eine sehr lange Zeit mit klopfendem Herzen durch das Haus. Selbst hier war alles dunkel. Oft kam ich an Zimmertüren an, doch diese waren verschlossen. "Verdammt." Ich ging weiter. Irgendwann fand ich eine große Treppe und unten eine sehr große Tür. Der Ausgang, endlich! Gerade als ich unten ankam rauschte schon Wasser in mein Ohr. Dai! Ich drehte mich um und da stand er. Oben auf der Treppe mit verschränkten Armen vor seiner Brust und einem finsteren Blick. Um ihn herum war Wasser.

"Amaya die Tür ist verschlossen", sprach er. Ich glaubte ihm nicht, rannte dort hin und versuchte sie verzweifelt zu öffnen. Zwecklos.

"Lass mich raus!"

"Diese Tür wird Nachts nie geöffnet. Komm wieder mit hoch, raus kommst du hier eh nicht mehr. Mach es mir nicht noch schwerer ich bin richtig erledigt, wenn du verstehst. Also komm."

"Nein."

"Amaya, deine Eltern wollen das du hier schläfst. Sie vertrauen mir."

"Oder sind einfach nur richtig dumm. Ich nehme mal an, dass meine Aussage richtig ist und ICH vertraue dir nicht!", unterbrach ich ihn.

"Oder das, jedenfalls habe ich nicht vor dich anzufassen oder zu töten. Dafür bin ich zu müde. Ich lasse dich allerdings auch nicht mehr heraus. Ich bin noch nicht so brutal und schmeiße dich Vergewaltigern vor die Füße."

"Aber Mördern schon? Klar, wer es glaubt!" Eh ich reagieren konnte flog sein Wasser auf mich zu, umhüllt meine Taille und zog mich hoch zu ihm. Auch wenn das idiotisch klang, und das tat es bestimmt, ich konnte mich nicht dagegen währen. Er nahm mich einfach mit in sein Zimmer und ließ mich kurze Zeit später auf sein Bett fallen.

"Hey!"

"Jetzt versuch endlich zu schlafen, du nervst mich langsam!"

"Dann lass mich wenigstens in ein anderes Zimmer!"

"Nein, bei Musho geht es nicht, es ist abgeschlossen. Und bei den anderen haust du ab. Du bleibs hier. Ende der Durchsage"

"Aber-"

"Amaya bitte, schau auf die Uhr, du hast mir schon wieder eine halbe Stunde durch dein Auftreten eben gestohlen, ohne das ich das wollte. Jetzt leg dich doch bitte einfach hin, sonst bringe ich dich dazu!", knurrte er und legte sich neben mich. Er drehte mir nicht den Rücken zu nein, er schloss einfach die Augen, zog die Decke an sich und versuchte sein freien Oberkörper nur etwas zu bedecken. Wann hatte er sich denn oben rum frei gemacht?

"Zieh dir wenigstens ein T-shirt an!"

"Du kannst dich auch einfach ausziehen oder nicht hinsehen. Mir egal."

"Pha, sicher nicht."

"Schlaf jetzt!"

Verzweifelt versuchte ich die Decke zu bekommen, doch er hatte sie unter seinem Arm geklemmt und ich bekam sie kein Stück heraus. Ihn schien das gar nicht zu interessieren, dass ich zitterte. Ich wollte gerade nach meinem Handy greifen, Kai schreiben dass er doch vorbei kommen soll, da atmete Dai auch schon aus und hob die Decke ein wenig.

"Rutsch näher." Ich errötete, und war dankbar dafür, dass er die Augen geschlossen hatte.

"Nein!"

"Dann erfriere, mir wurscht." Er ließ die Decke wieder sinken. Ich bekam wenig später mein Gezitterte mit und verfluchte, dass das Bett so klein war.

"Warte..", flüsterte ich leise.

"Hm?"

"Ich rutsch ja schon näher verdammt!" Er hob die Decke wieder an und ich tat auch was ich sagte. Ich rutschte näher an ihm, sodass ich beinah aber auch nur beinah seinen Körper berührte. Er ließ die Decke wieder fallen und legte einen Arm um meine Taille.

"Hey Finger weg!"

"Dafür das du nur ein Stück näher rutschen sollst, bist du ganz schön nah gekommen. Und ich sorge doch nur dafür, dass du nicht fällst. Jetzt schlafe doch endlich..bitte." Das Bett war noch groß genug, sodass ich nicht rausfallen würde. Dieser Schuft!

Er schien trotzdem müde zu sein. Nicht viel später schlief er ein. Ich sah nach unzählige Zeit auf die Uhr und sah es war bereits 22 Uhr. Zu spät zum abhauen oder sich seinem Griff zu befreien. "Na gut Amaya..du hast verloren", murmelte ich und ließ mich schlussendlich doch nieder. Doch würde ich kein bisschen Schlafen, zu groß ist der Misstrauen ihm gegenüber. Ich sammelte meine Kraft und machte mich bereit, ihn anzugreifen. Im Notfall würde ich ihn sofort töten!

Kapitel 33: Kakerlake in der Wohnung

 Morgens hörte ich wieder diese verdammten Vögel. Nie, nie können sie den Schnabel halten. Das der frühe Vogel den Wurm fängt stimmte nicht, sondern der lauteste, der allen am meisten den Schlaf raubt. Da hat man mal ein paar freie Tag und muss sie mit den Gesang von Möchtegern vögel vertreiben. Mein Kopf brummte und ich hatte ein schmerzliches Stechen im Kopf. Habe ich gestern Silvester und Karneval gleichzeitig gefeiert oder war Fußball WM? Vielleicht hat auch Dai nachts auf meinem Kopf rum gehauen, doch das hätte ich gemerkt, da ich nicht viel geschlafen habe. Vielleicht drei Stunden oder so. Zu groß ist das Misstrauen gegen Dai gewesen. Woher sollten sonst diese Kopfschmerzen kommen? Dai? Ich fasste neben mich. Leer. Vielleicht war er schon in der Schule, auf dem Klo oder machte Frühstück. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er weg war. Langsam reckte ich mich und stand auf. Es war wirklich kein Dai hier und sein Zimmer auch nicht... Ich war in meinem. Wie kam ich hier hin? Es war wirklich mein Zimmer, nichts Dais, MEINS. Wie um Gotteswillen kam ich hier her? Magie? Telepathie? Geisteskraft? Aus der Küche kam ein dumpfes Geräusche, wie als wäre ein Gegenstand auf den Boden gefallen, doch war es nicht zerbrochen. Meine Eltern sind hier. Ruckartig sprang ich auf und lief, ohne mich fertig zu machen nach unten. Ich sah bestimmt aus, wie ein tollwütiges Frettchen, was sich auf machte, um unschuldige kleine Baby Eule zu entführen und bei lebendigen Leibe zu zerfleischen, bis nur so das Blut fließt und Schreie im trägen Wald erschallen. Essen Frettchen überhaupt Eulen oder leben im Wald? Bestimmt nicht! War es nicht der Dachs? Ah ich war noch nie gut in sowas. Also meine eigentliche Aussage war: "Ich sehe scheiße aus". Unten angekommen lief ich in die Küche und rief meine Frage raus.

"Mama, war ich nicht bei Dai? Wie...." Als ich plötzlich in der Küche war, sah ich das grausamste, was man sich nur vorstellen konnte. Ekeliger als jeder Horrorfilm, schlimmer als jede sechs in Mathe, nämlich war...

...Dai in der Küche und kochte mit meinen Eltern Rühreier...DAI. Müsste er nicht in der Schule sein? Was macht er hier. Ich schaute ihn an, als wäre er ein buntes Einhorn mit rosa Pünktchen.

"Was...machst du hier?!" Ich zeigte repräsentierend mein rechten Zeigefinger auf ihn. Ich bemerkte, wie meine Hand zitterte. Nicht nur, dass ich ein Bett mit ihm teilen musste nein, jetzt kocht er auch noch mit meinen Eltern und tut auf Familie. Eins war sicher, dies was er kochte, würde ich auf keinen Fall essen. Was er da wohl hinein getan hat. Er will mich immer noch töten, ich was das einfach!

"Hey Amaya. Dai war so lieb und hat dich ja nach Haus gebracht, dass wissen wir ja. Da du im Auto eingeschlafen bist, hat er dich sogar in dein Zimmer getragen, wie ein wahrer Mann!" Wie ne wahre Flachpfeife wohl eher. Doch war ich nicht im Auto eingeschlafen, daran hätte ich mich ja erinnert. Ich schlief schön in seinem bett. Ich wollte doch die Nacht aufbleiben! Scheiß menschliche Schwächen!

"Amaya, deine Eltern luden mich zum Frühstück ein und da ich eh keine Schule habe, weil ich ein Arzttermin habe und noch etwas Zeit habe, dachte ich mir..." Er wurde von der Klingel unterbrochen.

"Ich gehe zur Tür", sagte ich, in der Hoffnung paar Minuten von dieser Situation zu kommen. Dai ist echt lästig und komisch. Einmal ist er nett zu dir, das andere Mal will er dich töten. Der hat wohl dauernd seine Tage. Es klingelte noch mal. "Ich komme." Langsam schlich ich voran und legte meine Hand auf den Türgriff, nur um nach einem nochmaligen Klingeln die Tür aufzureißen. Was sich da bot, brachte mich fast zum schreien. KAI! Muss heute keiner zur Schule? Ist heute 'Kommt doch alle in Amayas Haus' Tag? Nein! Das wüsste ich.

"Amaya, ich wollte gucken wie es dir geht." Kai ist manchmal schon 'ne Klette.

"Mir geht es gut Kai. Danke für deine Fürsorge! Er hat mich nicht umgebracht." Noch nicht, fügte ich innerlich hinzu.

"...Ich mag natürlich Bacon zu meinen Rühreier. Bacon muss dabei sein", kam plötzlich aus der Küche von Dai. Bitte lieber Gott, lasse es Kai nicht gehört haben. Kai und Dai verstehen sich bestimmt nicht so blendet, nach den vergangenen Erlebnisse.

"War das grade....? Moment." Er schubste mich leicht zur Seite und ging im schnellen Schritt Richtung Küche. Wieso ich? Ist heute Tag der offenen Türen? Wahrscheinlich unwahrscheinlich. Als er in der Küche ankam, erwartete ich ein Unwetter. So kam es auch.

"Was machst DU denn hier?", spuckte Kai Dai förmlich an. Meine Eltern sahen verwirrte zwischen den beiden jungen Buben hin und her. Verwirrt war ich auch, ich meine, die beiden hassen sich wohl, obwohl sie mal Freunde waren.

"Das könnte ich dich auch fragen. Bist du ab heute Leibwächter oder weiter Schwächling und Versager?!" Uhhhhh. Das war gemein.

"Ich wollte mich um Amayas Wohlbefinden informieren. Wie ich sehe, geht es ihr scheiße, da DU da bist. Geh lieber." Er spuckte praktisch Feure, obwohl nur ich das kann. Die beide werden nie wieder Freunde. Vorher freunde ich mich noch mit Graf Dracula an.

"Ich wurde zum Frühstück eingeladen, nachdem ich Amaya nach Hause brachte, im Gegensatz zu dir!" Kai warf einen verletzen Blick auf mich. Oh nein. Gleich verprügeln die sich noch und klopfen mit Kochlöffeln auf einander los. Ich will ja nicht lügen, witzig würde ich eh schon finden. Meine Mutter war die, die sich dazwischen mischte.

"Soooo Kinners. Kai, wenn du möchtet kannst du mit essen. Amayas Vater muss eh zur Arbeit, so bleiben seine Eier übrig. Bitte streitet euch bloß nicht, sie braucht Ruhe. Denkt daran, bitte." Meine Mutter mit ihrem eisernen Blick schaute die zwei Bengel mürrisch an. Was sie sagte ist Gesetz. Kein wenn und aber. Mein Vater stand auf und machte sich auf den Weg. "Tschauu Leute", meinte er lässig und schrapte sich seine Arbeitstaschen. Er war wohl sehr froh, diesem Chaos hier zu entfliehen. Würde ich auch gerne. Als er die Tür öffnete, lief mir ein kalten schauer den Rücken runter. Hab nur ich das bemerkt? Derweilen wurde der Tisch schon gedeckt. Neben Teller und Besteck lagen auf dem Tisch Rührei, Pancakes und Orangensaft. Dass Pancakes gemacht wurden, habe ich gar nicht mitbekommen. Ich sollte mehr auf mein Umfeld achten.

"So setzt euch und haut rein." Ich merkte, dass nur für drei gedeckt wurde. Wollte Mum mich etwa mit denen alleine lassen? Das konnte doch nicht ihr Ernst sein.

"Mum...du hast vergessen für dich mit zu decken. Ich mache das schnell für dich. Moment." Ich wollte schon zum Schrank gehen, als sie mich aufhielt.

"Nein. Neben dem ganzen Kochen und der gestressten Luft habe ich vergessen, dass ich eigentlich noch ein Termin habe. Ich nehme das Essen mit. Haut rein und lässt es euch schmecken." Das war doch ihr Ernst, wieso hasste sie mich so sehr? War ich nicht ein Wunschkind? Oder doch nur ein Unfall? Sie packte nur paar Scheiben Brot in eine Tüten und verabschiedete sich. Das werde ich ihr heimzahlen..dass zahle ich ihr heim!

"Macht kein Ärger. Ich vertraue euch Dai und Kai. Passt auf mein Baby auf. Wenn.. WENN ihr was passiert, werdet ihr euch wünschen, nie hier aufgetaucht zu sein!" Manche würde denken, sie hat einen guten Humor und machte Spaß...machte sie auf jeden Fall nicht. Auf gar keine Fall. Ich bin ihr ja auch wichtig, bin ja auch total toll...ja. Okay, sie hasst mich vielleicht doch nicht, sie peilt einfach nicht, dass sie mich in 'ne scheiß Situation gebracht hat!

 

Dies ist die Hölle auf erden. Das Frühstück war still, ab und an versuchte Dai mit mir ein Gespräch aufzubauen und zwar nur mit mir, um Kai auch ja zu zeigen, dass er nicht hier hin gehörte. Tut er auch nicht, wie Dai selber auch. Für heute jedenfalls. Deswegen dauerten unsere kurzen Gespräche auch nicht mehr als fünf Minuten. Kai schwieg, ich wusste gar nicht ob er sauer oder wütend ist. Läuft beides auf das selbe aus. ich wollte nicht,dass er sauer auf mich ist. Ich stocherte nur in meinem Essen rum. Hunger hatte ich nicht, wollte auch nicht essen, doch alleine lassen könnte ich sie auch nicht. Später ist unsere Küche geflutet und die Zeit bleibt stehen. Na Super. Danke Mum. Vielen lieben danke.


"Just give me a reason, just a little bit's enough
Just a second we're not broken just bent, and we can learn to love again
It's in the stars, it's been written in the scars on our hearts
We're not broken just bent, and we can learn to love again."

Ich sang genüsslich unter der Dusche. Wenn ich alleine bin, dusche ich gerne lange und laut. Es beruhigt mich einfach und macht die Welt ein kleines Stück schöner, auch wenn nur ein wenig. Nach dem ich die zwei los wurde und nach dem Frühstück ohne jegliche faxen, zum Glück auch gingen, hatte ich dies bitter nötig. Ich genoss es auch. Konnte ja nicht jeden Tag fröhlich aus der Kehle singen. Hoffentlich hörten das die Vogel. Rache ist süß. Ich kann nämlich nicht singen, jeder Zweite kann es bestimmt besser als ich. Ich kann auch nicht tanzen..und kein Mathe. Jaaa gut, aber hey, ich kann atmen ohne Hilfe. Ist ja schon mal was.

 

"Just give me a reason, just a little bit's enough

Just a second we're not broken just bent, and we can learn to love again

It's in the stars, it's been written in the scars on our hearts

We're not broken just bent, and we can learn to love again.

Lustig ist auch, dass ich nur den Refrain mitsingen und die einzelnen Strophen nur mitsummen konnte. In den Refrains steckt auch die meiste Power, meiner Meinung nach. Allgemein liebe ich Musik. Wer auch nicht, nur öde Leute oder alte bestimmt. Musik ist manchmal besser als Schokolade. Ich duschte schon ungefähr eine halbe Stunden, bis es schon wieder an der Tür klingelte. Ernsthaft? Was habe ich dieser Menschheit nur angetan? Warum hasst man mich so? Die Liste wäre bestimmt lang, wenn man all die Gründe aufzählen würde. Da sich ja eh schon kein Shampoo mehr auf meinem Kopf, oder auf meinem Körper befand, zog ich einen Bademantel an und legte ein Handtuch um meine Harre. Bestimmt ist es nur der Postmann.

 

Der Postmann wäre schön gewesen. Als ich nämlich, noch mit nassen Füßen zur Tür ran strich und sie auch öffnete, stand vor mir Dai. In Leib und Seele. Nein..NEIN. Oh bitte nein.

"Was willst du hier, du hast mich bei meiner schönen Ich-bin-alleine Dusche gestört." Wehe er hat keine gute Ausrede. Sonst würde ich mit seinem Kopf Tennis spielen.

"Ich weiß, natürlich, hab dich singen hören. Klang etwa so 'ANNND LOVEEEE MEEE AGAIN'." Er sang diese eine Strophe so schief und ekelig vor, wie nur möglich. So schlimm sang ich und die Vögel zusammen auch nicht. Trotzdem war ich peinlich berührt, war ich so laut oder konnte er bloß so gut hören? Auf jeden Fall achte ich demnächst auf meine Lautstärke.

"Also. Was willst du hier?", wiederholte ich meine Frage und ich war bereit sie noch mal zu wiederholen. Und noch mal. Und noch mal.

"Ich war einkaufen, hab deiner Mutter dies angeboten. Deine Mutter liebt mich bestimmt schon!" Erst jetzt fiel mein Blick auf seine Einkaufstüten. Ist das sein Ernst? Ich ließ ihn, eher widerwillig als willig rein, doch auspacken konnte er selber. Wo die Küche ist, weiß er ja. Ich ließ ihn also stehen und überließ die schwere Einkaufstüte ihm selber. Ich musste mich noch fertig machen. Wollte ja nicht die ganze Zeit im Bademantel rumlaufen. Also zog ich mich an, schminkte mich ein klein wenig und kämmte meine Haare. Diese ließ ich offen. Nun schritt ich runter, in der Hoffnung, dass Dai die Einkäufe weggepackt hat und sich jetzt auf den Weg nach hause machte. Nichts da. Er saß seelenruhig im Wohnzimmer auf dem Sofa und septe durch die Sender.

"Hast du nicht noch ein Termin?" Ich erinnerte mich an den Termin, den er erwähnte. Wegen diesem hatte er ja den ganzen Tag frei. Dai blickte mich nicht an, sonder richtete die Augen auf den Fernseher, in der Hoffnung eine guten Film oder eine gute Serien zu finden. Erfolglos. Es lief nur Schrott und weniger schlimmer Schrott. Doch Schrott war Schrott.

"Hab den schon erledigt?" Diese Antwort verwirrte mich.

"HÄ? du warst doch nicht länger, als eine Stunden weg?" Wenn's hoch kommt 45 Minuten, fügte ich noch gedanklich hinzu. Er hatte doch nicht den ganzen Tag frei bekommen, für ein paar Minuten beim Arzt. Dazu war er noch einkaufen. Dies dauerte doch auch nocht etwas und kostete Zeit. Ich wollte aber auch nicht weiter nachfragen, es hatte mich auch im Endeffekt nicht zu interessieren. Da kann mein Angreifer ruhig solange fernsehn wie er will, Hauptsache er nervt mich nicht. Leider tut er das. Jedoch setzte ich mich neben ihn auf das weiße Sofa.

"Ernsthaft..Dai..was machst du hier?" Ich versuchte es diesmal auf die nette und ruhige Art. Hoffentlich klappte das. Ich fasste ihn an der Schulter. Irgendwas sagte mir, dass er mir was zu sagen hatte. Vielleicht gesteht er den Mordversuch endlich und tut nicht so als wäre er irgendso ein Superman. Leider schwieg er noch und wir saßen nur schweigend nebeneinander. Eine halbe Stunde Schweigen, während wir eine Soap guckten, die ich persönlich scheiße fand. Einfach scheiße, doch ich schaute dies nicht wirklich. Dai auch nicht. Plötzlich schaltete er den Fernseher aus und drehte seinen Kopf zu mir.

"Ich wollte dich nicht töten, ich wollte dir helfen." Hä? Was? Das hat er doch schon hundert mal erwähnt!

"Amaya.." r schnappte sich schnell meine Hand mit seiner eigenen und drückte sie leicht. Was war hier los? Träumte ich? Warum machte er das? Doch trotzt all meiner Gedanken, wollte ich nur, dass er weiter redet. Vielleicht höre ich endlich alle Erklärungen zu seinen Taten.

"Amaya, ich mag dich, ich mag die seit ich dich das erste Mal sah. Du bist ganz anders als die anderen Mädchen. Du bist nicht hinter mir her und würdest nicht, wie die anderen Luder, alles für mich tun! Du bist auf einer Art kalt und abwehrend. Das mag ich. Als ich jedoch raus fand, was für eine Kraft du hast, wollte ich dir helfen. Ich wusste von Anhieb, dass es Leute an unserer Schule geben würde, die dich als Bedrohung ansehen und dich deswegen auslöschen wollen. Ich wollte dich trainieren, hatte aber Angst vor deiner Reaktion und ebenso war ich feige. Ich wollte meine Gefühle nicht eingestehen...aber trotzdem dich vorbereiten. Denk dran, du besitzt ein Element. Die Elemente sind die stärksten Kräfte..." Er machte eine kleine Pause. Derweil konnte ich aufatmen. Was geschieht hier nur? Hat dieser Typ wirklich Gefühle für mich und waren diese Kämpfe wirklich nur für meinen Schutz gedacht? Er fing wieder an zu sprechen.

"...Diese Kämpfe waren nur Fake. ich hatte nie vor dich zu verletzen. Ich wollte nur gucken, wie und wann du deine Kräfte wecken kannst, um dir besser zu helfen. Am Abend ging ich an deinem Haus vorbei und sah das Licht brennen. Das Auto deiner Eltern war nicht da, also sah ich durch das Fenster, denn ich wusste, dass du alleine warst. Plötzlich hörte ich jemanden schreien, ich schaute durch das Fenstern und konnte sehen, dass ihr ein Horrorfilm schaut. The Shredda. Den kannte ich, ein Freund von mir hat die Kraft, Illusionen zu erschaffen. Der Typ war nur Fake, mein Kumpel hat ihn nur erschaffen. Ich wollte schauen, ob du dich gegen fremde Feine wehren kannst. Du bist aber total ausgerastet und ich hatte Panik, dass dir wirklich was passiert und wollte dir dann doch helfen...als ich kam verschwand der Typ auch schon wieder und du fielst in Ohnmacht. Vorher warst du richtig fertig. Ich hatte Angst, dass du sauer auf mich bist, darum habe ich nichts gesagt, dann kam auch schon Kai." Stimmte was er sagt? Habe ich wirklich nur Angst vor einem Nichts? Ich habe seine wollende bösartige Art nur vorgestellt? Habe ich nur gedacht, dass er echt war? Der Sensentyp war wirklich urplötzlich weg...als hätte er sich aufgelöst. Warum sollten welche was gegen mich haben? Dai's Kraft ist sogar stärker als meine, wo bin ich noch eine Bedrohung? All diese Fragen schob ich zur Seite, ich wollte mich später drum kümmern. Jetzt kümmerte mich jedoch nur eine Frage.

"Dai, was war mit Sven?"

Kapitel 34: Ein Mädchen, zwei Probleme

"Reich mir mal bitte die Nudeln, meine Süße", sprach meine Mutter zu mir. Wie befohlen gab ich ihr die Nudeln und schneidete dann weiter wie verträumt mein Gemüse. 'Ich habe ihn nicht getötet. Ich weiß, dass es so ausgesehen hat. Aber er war schon tot, als ich rein kam. Das musst du mir glauben Amaya!', erklang es plötzlich wieder in meinen Gedanken. Ich schüttelte leicht den Kopf, um die Sätze raus zu schmeißen. Es hämmerte mir die ganze Zeit in der Schläfe. Ich hatte so Kopfschmerzen.

Bevor meine Mutter nach Hause kam, hatten Dai und ich ein sehr ausgeprägtes Gespräche. Er verriet mir, was er an dem Tag, an dem Sven starb, getan hatte und wie er ihn auffand. Es versicherte mir, dass er es nicht getan hätte. Sein Satz hing in meinem Kopf fest und spielte sich immer wieder ab, soweit ich nur einen Funken von Zweifel an seiner Aussage besaß. Er saß so tief fest, dass ich ihn nicht heraus bekam. Nachdem er abgehauen war, berichtete er alles seinem Bruder. Ich fragte ihn daraufhin, warum er es seinem Bruder erzählte, doch die Frage beantwortete er nicht. Er lenkte wieder auf das Liebesthema ab. Wie sehr es ihn rasend machte vor Wut, dass ausgerechnet Kai die Möglichkeit hatte bei mir zu sein und nicht er. Wie sehr er es genoss, dass ich vergangene Nacht beinah in seinen Armen schlief und er der Dunkelheit dafür dankbar war. Laut seiner Aussage habe ich mich immer fester an ihn geschmiegt, soweit er nur ein wenig weg rutschen wollte. Es beschämte mich, danach wurde er verdammt müde. Statt zu schlafen begutachtete er mich die ganze Nacht. Wie ein Stalker. Man war das gruselig.

 

Ich schnitt mir in den Finger doch reagierte nicht, wie es andere in dem Moment getan hätten. Ich ließ den Finger vor meinem Augen und sah zu, wie das Blut immer weiter auf das graue Brett auf der Ablage tropfte. So wie das Blut aus meiner Wunde floss, so würde ich irgendwann sicher auch mal mein Leben verlieren. Wann es jedoch war, war mir bis jetzt noch schleierhaft. Gut so. Noch hatte ich nicht vor zu sterben. Obwohl...wenn meine Macht stirbt, würde ich dann nicht auch...?

"Amaya! Das Gemüse! Kümmere dich um deine Verletzungen", schrie meine Mutter mich an, als wäre ich ein fünf jähriges Kind, was erst nach dem fünften Mal versteht was sie eigentlich sagte.

"Öh..ja klar", sprach ich und hielt meine Wunde unter Wasser. Es brannte zu Anfang, ließ dann aber nach. Noch schnell ein Pflaster drauf und schon war ich wieder versorgt. Ich machte das Gemüse schnell zu Ende und ging dann hoch in mein Zimmer. Langsam und leise.

Oben in meinem Zimmer angekommen, drückte ich ganz langsam die Türklinke hinunter und steckte mein Kopf ein wenig durch. Da lag er. Dai schlief tief und fest in meinem Bett. Zumindest sah es so aus. Ja, er lag wirklich in meinem Bett. Oh man, wie konnte ich es nur so weit kommen lassen. Ich schlich auf Socken in mein Zimmer, schloss leise die Tür und setzte mich anschließend auf die Fensterbank. Das Fenster stand auf kipp und ließ eine wohlfühlende Briese in das Zimmer fliegen. Die Sonne schien herrlich herein. Besser als ich es für einen Mittwoch gedacht hätte. Es war alles still. Kein Vogel zwitscherte, kein Auto fuhr die Straße entlang. Alles war ruhig. Nur sein leises Atmen war zu hören. Wenn ich nur ansatzweise daran dachte, dass sein freier Oberkörper da unter meiner Bettdecke lag und mein Bett völlig mit seinem Geruch einhüllte, bekam ich leichte Gänsehaut. Liebte er mich wirklich oder ist es nur ein Trick? Ich richtete mein Blick lieber wieder nach draußen, wollte ihn ja nicht beim schlafen anstarren. Was tat ich hier überhaupt? Ich starre in die freie Welt hinaus, okay eigentlich nur in unseren Vorgarten. Aber, ich dachte an sein Gesprochenes. Wie er immer wieder meine Hand fester drückte. Himmel, ich musste doch bescheuert sein. Aus ihm und mir soll eine Verbindung entstehen? Eine FESTE Verbindung? Nie im Leben. Ich meine, klar, ich war gestern Abend schon richtig erleichtert als ich sah, dass er im Zimmer war ohne ein anderes Mädchen. Genauso gut hätte er mich ja wecken können und sagen können, er bräuchte das Bett für sich und seine Gefährtin. War er eigentlich noch Jungfrau? Oder hatte er sein erstes Mal schon wie ein typisches Machokind mit 13 oder 14? Wenn ich daran dachte, dass ich noch unberührt war, wurde mir ein wenig komisch. Sicher, ich war nicht die Einzige, aber mit 17? Könnte doch langsam mal kommen...oder? Oh man, wenn meine Mutter wüsste was ich hier dachte. Sie würde jeden Kerl zu Brei schlagen, der nur versuchen würde, mich anzufassen. Sie weiß ja nicht einmal von meinem ersten, flüchtigen Kuss mit Dai. Alles was Dai sagte hatte so Sinn ergeben, ich habe mich in ihn getäuscht. Es tut mir Leid.

Flüchtig fuhr meine Hand auf meinen Mund. Was sie an Dai so toll fand wusste ich bis heute immer noch nicht. Sie sah in ihm die Person, die er bestimmt an meiner Seite sein möchte. Zumindest kam es vorhin so rüber. Doch was mach ich mit ihm? Es tat schon weh ihn mit anderen zu sehen. Aber es war auch eine enorme Erleichterung ihn nicht um mich herum zu haben. Diese Ruhe und diese Harmonie, die dann von der Welt aus ging, sie war einfach nicht zu beschreiben. Aber vielleicht fühlte ich ja gleich, sowie er. Nur kam es momentan nicht heraus. Wie auch? So viel Mist was in letzter Zeit alles geschah, da würde ich als Gefühl aber auch streiken. Okay und nebenbei meinem Besitzer das Leben zur Hölle machen, aber das war Nebensache.

Wieder fiel mein Blick auf ihn und ich sah, wie er sich auf die andere Seite drehte. Mit nur einem Blick, sah ich Schweiz an seiner Stirn runter laufen. Prima, jetzt dürfte ich mein Bett noch beziehen. Ich sah kurz zum Bild meiner verstorbenen Oma. Oh man..sie fehlte mir so. Was würde sie jetzt machen, wenn sie wüsste was hier abgeht? Ich will es nicht leugnen, ich glaube sehr an Geister. Und ich bin auch hundertprozentig sicher, dass sie uns in jeder Sekunde zusieht und uns versucht zu beschützen, jedoch nichts machen kann. Ich wünschte mir so sehr sie einmal noch zu sehen. Einmal, vielleicht könnte sie mir helfen.

"Amaya!", rang nun eine raue Stimme in mein Ohr. Ich sah wieder zu Dai. Er wälzte sich im Bett, sah so aus als erlebte er einen Alptraum. Er knurrte meinen Namen. Schwach, hilflos und auch ein wenig verängstig. Er krallte sich mittlerweile in mein Bettlaken und es würde sicher Löscher bekommen, wenn ich nicht eingreifen würde. "Ich bin ja hier", gab ich ruhig zu sagen und schob meine Hand unter seine. Er drückte sie fest, so als wolle er sich festhalten, um nicht zu falle. Ich keuchte auf, eh ich den Schmerz runter schluckte. Wieder rief er nach mir. Entweder lief ein richtiger Horrortraum vor seinen Augen ab oder er machte gerade richtig perverse Dinge, was sein keuchen erklären würde. Igitt.

"Wach auf, du träumst nur!", sprach ich an sein Ohr. Ich musste ihn wecken, auch wenn ich nicht wollte. Er würde mir noch die Hand zerquetschen und ich hatte nicht grade Lust wie ein Pirat rum zulaufen. Er schrak auf, drückte noch einmal meine Hand ganz fest und ließ dann locker. Er tastete sie und das Zimmer mit seinen Augen und anschließend mich, um sich zu vergewissern, dass auch wirklich ich da auf dem Bett neben ihm saß.

"Du bist nicht tot?" Oh gut, doch keine perversen Gedanken.

"Nein, es ist alles in Ordnung, beruhig dich wieder", sprach ich und ließ los. Wie gerne würde ich jetzt einfach verschwinden. Wie oft träumte er schon von meinem Tod?

"Das Essen ist fertig!", rief meine Mutter hoch. Gott, ich danke dir! Dai sah leicht fertig mit der Welt, zu mir rauf.

"Komm, zieh dich an. Es gibt essen", sprach ich lächelnd und stand auf.

"Warte!", rief Dai, sprang auf und zog sich schnell ein Top für Männer über. Ich sah seine starken Oberarme nur noch einmal kurz, bis wir uns zum essen machten.

Nach dem Essen überprüfte ich mein Handy. Es hatte während des Essens dreimal geklingelt gehabt und mindestens fünf mal vibriert. Meine Mutter hatte sich schon aufgeregt und meinte, sie würde dieses neumodische "Kackding" jede Sekunde an die nächste Hauswand schmeißen, sollte es nur noch einmal klingeln. Man sollte meinen, dass das Ding eigentlich keinen Saft mehr haben sollte, so wie ich heute mit meinem Fingern schon auf dem Display rum gefummelt habe. Als ich es endlich fand, sah ich drauf. Drei verpasste Anrufe und sechs Nachrichten. Es war alles von Kai. Langsam fragte ich mich wirklich, wer hier der Stalker von den beiden war. Dai, der mich in der Nacht begutachtete oder Kai, der mich während des Essens mit Sms zu bombte, wie ein Bekloppter. Ich las mir seine Nachrichten durch.

14:03 : Hey Amaya, geht es dir gut? Ist Dai wieder gekommen?
14: 10: Hast du heute Zeit? Ich würde gerne mit dir ein Eis essen gehen.
14: 12: Bitte, geh doch an dein Handy, ich muss mit dir reden, es ist wichtig.
14: 15: Hey, ignoriere mich nicht! Dir ist doch nichts passiert oder? Hat Dai daran Schuld?
14:20: Ich komme jetzt vorbei, du antwortest ja nicht, also muss ich selbst sehen, was los ist. Gnade ihm Gott, wenn dir was zugestoßen ist.

Meine Güter dieser Kai immer. Aber warte, wollte er nicht hier hin?! Oh verdammte Kacke!

"Ich muss mal eben weg! Dauert nicht lange", rief ich in die Wohnung, als ich schon an der Tür war.

"Wo willst du hin?", fragten Dai und meine Mutter gleichzeitig, doch ich war schon aus der Tür raus und rannte die Straße entlang. Schnell und nicht aufzuhalten. Ich fühlte mich in dem Moment, wie ein Ninja. Nicht zu erkennen und völlig schnell. Gnadenlos und bereit zu morden. Okay, dass wurde langsam ein wenig creepy. Ich hielt an, holte ein paar mal tief Luft und rannte dann weiter. Es dauerte nicht lange. Höchsten 10 bis 15 Minuten, da stand ich ihm auch schon gegenüber.

"Hey!", sprach ich völlig erschöpft und stemmte erstmal meine Hände in die Knie.

"Meine Güte, was ist denn mit dir los?", fragte er und lachte sich dabei schlapp.

"Sehr witzig, ich wollte nur nicht zu spät kommen."

"Zu spät? Für was denn?"

"Na für unsere Verabredung? Du hast doch geschrieben, dass du Eis essen willst."

"Ja, aber dafür brauchst du dich doch nicht so beeilen." Er lachte erneut kräftig

"Kannst du mir das nicht früher schreiben!" Doch, doch ich musste mich beeilen. Er durfte nicht sehen, dass Dai wieder bei mir zuhause war. Und erst recht nicht in seinem Aufzug. So leicht bekleidet wie er war, dachte Kai bestimmt etwas falsches.

"Na dann, wollen wir?", fragte er und drehte sich ein wenig um. Ich nickte und folgte ihm.

Nicht viel später trafen wir auf das Geschäft. Eis, es war genau das Richtige für mich. Ich könnte Eis jetzt sehr gut gebrauchen. Ich schnappte mir eine doppelte Portion. Ich kam mir ein wenig arschig vor, schließlich bezahlte Kai alles aus seiner Tasche und ich nahm direkt zwei Kugeln mit sehr viel Sahne. Ich liebe Sahne. Es gibt nichts besseres als Sahne. Alle die keine Sahne mögen sind keine Menschen. Okay langsam reicht es. Ich nahm mein Eis und schon gingen wir los. Er hatte genau so ein großes wie ich. Wir gingen im Park spazieren. Es war ein komischer Ort, schließlich war Kai nicht so ein Typ für sowas. Wir lachten jede Menge und anschließend gingen wir ins Kino. Wir schauten uns einen Film an, wo sich mindestens ein Weib als Nutte heraus stellte und der Film war auch noch so gruselig, dass ich mich weiß Gott wie oft versuchte mit Kai abzulenken. Bis er schließlich mich in den Arm nahm, wie in der Sonntagsnacht. Dann ging es mir besser. Auf dem Rückweg, es war bereits wieder soweit das die Sonne unterging, liefen wir wieder durch den Park.

"Es war ein echt toller Tag heute! Vielen Dank Kai!", sprach ich und streckte mich ein wenig.

"Ja..kein Ding", gab er mir als Antwort und sah auf den Boden, während wir an dem Teich vorbei liefen, welcher eine riesige Wasserfontäne heraus spritzte.

"Ist alles okay?"

"Ja...naja..nein..also.."

"Kai raus damit." Ich blieb stehen und sah ihn eindringlich an.

"Na gut", gab er klein bei und zusammen stellten wir uns an die Mauer, die um den Teich ging und uns bis zur Brust reichte.

"Also, was ist los?", stocherte ich nach.

"Amaya..ich muss mit dir reden.. "

"Worüber?"

"Über Dai.."

"Och ne Kai wirklich? Muss das-"

"Er ist nicht der Richtige für dich und auch noch gefährlich!" Äh...warte was?

"Er benutzt die Mädchen! Jedes Mädchen, dass er hatte ist am Ende enttäuscht abgehauen. Er betrügt, belügt und will dich nur für seine Spielchen..und er ist gefährlich!" Was sollte das denn jetzt? Ich schaute ihn wie ein UBoot an und verkniff mir zögerlich ein Lachen. Dachte er ernsthaft, Dai hätte mich gefragt?

"Äh...Weder ich noch Dai kam auf die Idee, dass wir beide zusammen kommen?", erklärte ich ihm. Erleichtert sah er zu mir. Mein Blick fiel jedoch sofort wieder auf den Teich.

"Echt? Das beruhigt mich wirklich sehr! Denn.. ich.." Der Wind kam auf und das Wasser wurde für einen Moment richtig leise. "Du bedeutest mir wirklich viel!", sprach er dann leise. Meine Augen weiteten sich. Nein, dass hatte er jetzt nicht gesagt. Bitte nicht, nicht mein bester Freund. Sie bitte nicht in mich verliebt!

"Ah sieh mal, sehen die Vögel nicht schön aus!", sprach ich und zeigte nach vorne auf die zwei Vögel die am Wasser standen. Zugegeben, es war nicht die beste Lösung, aber irgendwie kam es gerade so über mich.

"Amaya, ich habe gesagt dass du-"

"Sind die nicht schön!" Ich versuchte immer lauter zu reden als er, jedoch schien es vergeblich zu sein.

 "Amaya. ich-"

"Sieh doch!"

"Ich-"

"Da!"

"Ich liebe dich!", schrie er letzten Endes ganz laut. Selbst ich hätte es jetzt nicht mehr ändern können. Kein Manipulator hätte es mehr ändern können. Mir lief eine Schweißperle das Gesicht hinunter. Ich sank den Finger hinab und sah zu Boden.

"Weißt du, es...du bist einfach so toll und warmherzig.."

"Kai..bitte geb mir Zeit um darüber nach zu denken..", sprach ich und ließ ein wenig Abstand zwischen uns kommen. Zeit zu gehen.

"Das..das versteh ich keine Sorge, ich geb dir so viel Zeit, wie du brauchst. Aber bitte..wende dich nicht von mir ab"

"Das..ich schau mal..ich sollte jetzt auch gehen. Wir hören uns später." Eigentlich wollte ich sagen, dass ich mich nicht abwenden werde, aber irgendwie konnte ich es nicht. Es fühlte sich erstunken und erlogen an. Und ihn anzulügen tat Gott verdammt nochmal weh.

"Amaya..Bitte ich"

"Nein, ist schon gut! Ich sollte jetzt wirklich gehen, bis später!" Und schon rannte ich los. Ich rannte nach Hause. Nach Hause? Nein, ich rannte von meinem Problem weg. Noch nie hatte man mir das so deutlich ins Gesicht geschrien. Nicht einmal Dai hatte dies heute getan. Er hatte es kräftig drum herum gespielt. Verdammt..was soll ich denn jetzt machen?

Als ich zuhause ankam, erwartete ich eigentlich, dass Dai schon längst weg war. Doch dies war nicht so. Er war da, meine Eltern waren weg.

"Du bist ja immer noch hier", stellte ich fest und ließ die Tür zuknallen. Er saß auf der Couch und begutachtete mich.

"Wo warst du?", fragte er anschließend.

"Ich war mit Kai unterwegs", antwortete ich. Sofort sprang er auf und kam zu mir. Seine schnellen Schritte ließen mich ein wenig an die Tür wieder zurück rücken.

"Verstehe", meinte er dann und blieb ein wenig auf Abstand nachdem er sah, dass ich die Türklinke schon in der Hand hatte.

"Ich muss mit dir reden." Oh nein, bitte nicht schon wieder. Noch ein Gespräch würde ich nicht ertragen. Ich sah raus, um zu schauen ob es noch ein wenig hell war. Doch so war es nicht. Es war auf einmal stockend finster. Ich sah auf die Uhr und sah, dass es 20 Uhr war. Kai musste im Park die Zeit angehalten haben und jetzt hatte sich die Zeit schlagartig wieder in ihre Richtigkeit geschlagen.

"Kann das nicht bis morgen warten?"

"Nein, ich muss es tun." Oh weia. Innerlich wusste ich bereits worauf er anspielte.

"Amaya, ich-"

"Nein, bitte-"

"Ich liebe dich! Mehr als ich zu Anfang dachte und es tut mir leid dir das nie gesagt zu haben! Ich will dich beschützen und bei mir haben. Dich in meinen Armen halten, wie letzte Nacht und Kai, vertraue mir. Kai will nicht dein Bestes. Er ist gefährlich und lügt wie gedruckt! Glaube ihm kein einziges Wort!" Oh verdammte scheiße, warum ich? Früher interessierte sich niemand für mich, konnte das jetzt nicht einfach so bleiben? und wieso sagen die Junge ganze Zeit, dass der andere gefährlich sei? Ich sah erneut auf den Boden. Er schritt einen Schritt auf mich zu.

"Ich möchte wissen, wie du für mich empfindest"

"Zur Zeit nur nerven..", flüsterte ich und drückte die Türklinke runter.

"Was?"

"Nichts, lass mich in Ruhe!", sprach ich leicht aufgewühlt und rannte raus. Ich hörte ihn rufen, doch blieb nicht stehen. Ich rannte die Straße entlang. Somit hatte ich wenigstens ein bisschen Licht durch die Straßenlaternen. Ich wünschte mir gerade nichts anderes als ein tollwütiges Frettchen zu sein, dass wirklich nach seiner Beute jagt. So würde ich nicht in den Problemen hier stecken. "Ich liebe dich", erklang die Stimme von Kai. "Ich liebe dich Amaya!", sprach nun Dai in meinem Kopf. Geht weg, geht alle weg! Lasst mich in Ruhe! Ich rannte weiter in die dunkle Nacht. Die Angst vor der Dunkelheit war mir relativ egal geworden, in dem Moment wollte ich nur noch weg. Nichts machte mir mehr Angst, als jetzt bei einem der beiden zu sein. Ich würde die Nacht einfach irgendwo draußen verbringen. Oder bei Tori, Nara oder Cho. Aber konnte ich es ihnen erzählen? Außerdem hatten sie morgen doch alle Schule. Sowie auch Dai und Kai. Würde Dai denn überhaupt gehen? Er würde sicher über Nacht warten, bis ich zurück bin und wenn nicht, mich suchen, sowie auch Kai und meine Eltern. Oh Himmel ich konnte nirgendwo hin. Die Drei würden mich bestimmt noch verpetzten und ich kann ihnen nichts erzählen, obwohl ich gerade nichts lieber täte. Da fiel mir jemand ein. Lin! Nein, sie stand zu weit mit den Jungs in Kontakt und wir redeten kaum noch. Musho! Nein, er würde morgen arbeiten und war der Bruder von Dai, ihm konnte ich schlecht erzählen das Kai mich auch liebt und dass ich nicht weiß was ich machen soll. Ich war alleine, völlig alleine. Meine Eltern wären gut, aber die sind ja nicht da. Ich rannte weiter, ohne ein Ziel. Irgendwann würde ich was finden, wenn ich darauf stoßen würde.

Kapitel 35: Better than druks

Früher war alles anders. Das Essen war anders. Das Fernsehprogramm war anders. Das Wetter war anders. Ich war anders, anders als die alle. Zombies des Modernen Zeitalters. Ohne Herz und ohne Seele. Alle waren so. Sie waren ganze Gruppen wie Sekten, verschlungen von den ganzen Modebeispielen und Markensachen. Vollgepackt mit Elektronik, es jedoch nie wirklich gebraucht. Allein gelassen von den Eltern mit einer Menge Spielzeug, doch Liebe fehlte. Schminke hier Schmuck da. Alles Kleinkram, was ein schönes ehrliches Lächeln nicht ersetzen könne. Alkohol macht Birne hohl. War ihnen egal. Noch nie was davon gehört. Was ist schon eine coole angesagte Party, ohne das beliebte russischen Wasser? Ihrer Meinung nach überhaupt nichts. Es war alles und wieder nicht einfach gar nichts. Materialien des Lebens. Wasser und Essen, Kleidung und Obdach, wurde zu Alkohol und Kaviar, Markenmode und Villen. Eiserne Realität. Doch Realität.

Da war dann noch er. Er ist ein Mensch. So Einer, der voller Wut war, voller Trauer und Hass. Keine Grenze zwischen diesen Dingern. Hass- Trauer, Trauer- Zerstörung. Leichte Mathematik. Was hat das mit Mathematik zu tun? Gegen Frage, was haben diese Gefühle mit Hass zu tun? Ist Hass ein Gefühl, ja oder nein? Eher eine Erscheinung. Wie Blau. Ist halt ein Zustand. Er ist einfach ein kaputter Mensch. Hat Niederlagen hinter sich und weit entfernt vom Sieg. Traurig, traurig. Jämmerlich! Ein Wessen zerstört von der Gesellschaft. Der richtige Mörder aber heißt Kinder. Kinder sind böse, sie wissen noch nichts vom Leben. Spüren nicht diesen Schaden, denn sie anrichten. Akzeptieren weder fett noch hässlich. Auch Armut ist in ihren Meinungen eine schlechte Charaktereigenschaft. Wie demokratisch. Macht alles fertig, was sich nicht wehren kann. Wieso auch einen Verletzten, der am Boden liegt nicht noch treten?

Ich komm mal an den Punkt. Da bin noch ich. Ein Mensch der weder diese oder andere Probleme hatte. Außer die Gesellschaft. Weder arm noch fett. Auch nicht besonders hässlich, doch nicht markenverliebt und bloß nicht blind. Kam mit Augenlicht auf die Welt, halleluja. Gelobt sei es, dieses Kind. Was passiert mit Menschen wie ihnen, die eigentlich Geld besitzen, doch keine Modepuppen sind, sondern mit Liebe aufwuchsen? Ich sag euch: Wegen Menschen wie IHNEN, werden Menschen wie ICH, Menschen wie ER. Sie sind zu viele, um sie aufzuhalten. Massenvernichtungswaffen fehl geschlagen.

Was ich damit sagen möchte ist, dass ich obwohl ich diesen typischen Vorzeigemobbingopfer nicht entspreche, trotzdem kaputt gemacht worden bin von diesen Monstern. Was wollen Kai und Dai dann nur von mir? Will Dai nur Sex und Kai ist nur geblendet von einer guten Freundschaft und denkt er will mehr? Ist er nicht verliebt in mich, sondern bloß verliebt darin verliebt zu sein? Ist das der Grund? Womöglich. Womöglich auch nicht. Ich könnte, glaub ich nie richtig lieben. Habe ich es durch die ganzen Hassattacken verloren? Kann man sein Gefühl für Liebe verlieren? Wäre sehr traurig. Ist sehr traurig.

Während ich noch so in meinen Gedanken hin und her philosophiere ging ich weiter durch die Straßen, dieser kleine Fleck auf der Landkarte. Erst rannte ich, dann joggte ich, nun ging ich normal. Wohin sollte ich nur hin gehen? Es war mir nicht klar, wie vieles auch. Beim durch die Straßen schlender, ging ich am örtlichen Friedhof vorbei. Es war 21 Uhr, dass sah ich auf meine Armbanduhr. Der Friedhof war zu, doch ich war nicht aufzuhalten. Ich kletterte gekonnt über den Zaun, als hätte ich das beruflich jahrelang getan. Der Friedhof war so kalt, so leer und verlassen. Was erwartete ich auch um diese Uhrzeit? Eine Bande Footballspieler? Wahrscheinlich unwahrscheinlich. Plötzlich, als ich meine schweren Schritte durch die extra gebauten Wege, die an den Gräbern vorbei führen zog, lief mir eine schwarze Katze über den Weg und ich bekam einen halben Herzinfarkt. Heute war nicht mein Tag. Jahrelang. Scheiß Katze. Endlich war ich an mein Ziel angekommen. Endlich ein heutiger Erfolg. Svens Grab. Das Grab jenes Geschöpfes, welches den Tod zu früh spüren musste. Tragisch. Ich kannte ihn zwar nicht gut, doch war er einer meiner ersten Bekanntschaften hier. In meinem neuen Leben, welches nur noch auf den Lebensstoß wartet und doch nicht aufgeben will. Gähnend setze ich mich auf die Bank, gegen über seinen Grabes. Wie es seinen Eltern wohl geht? Welches eine glorreiche Frage. Bestimmt nicht gut. Sein Grab war sehr liebevoll gestallten, mit der letzten Lebenskraft seiner Eltern. Schöne Blumen. Schönes Grab, mit verschnörkelten Schrift ein 'Wir denken an dich' Schriftzug und sein Name. Es wirkt so, als wäre der Tod was schönes. Für ihn war es dies aber nicht. Wieder, wie immer wieder auch stellte ich mir selber die Frage: 'War dies Dai?' Hat er dies getan? Ist er für dieses Grab verantwortlich? ...Ob Sven sie mir beantworten kann? Wieder gähnte ich. Ich wollte es aber nicht. "Ah Sven, wer tat dies?" Hat Sven seinem Tod ins Auge gesehen oder kam er überraschend? Um das raus zubekommen, müsse ich wohl mit Toten reden können. Kann ich aber nicht. Weshalb ich hier bin, liegt allein an Dai und Kai. Wieso lieben sie mich? Oder besser Frage. Wieso ich sie nicht? Bei Kai ist es 100% nur Freundschaft, doch bei Dai... Immer wenn er mich anfasste, oder mit mir sprach kribbelte meine Haut und mein Bauch tat etwas weh. Ob das Liebe war, dass weiß ich nicht. Ich war noch nie in so einer Situation, kann es gar nicht einschätzen. Warum nur Gott, könnte ich mich nicht einfach sicher sein? Doch das Meiste was mich wunderte ist, wieso ich so überreagierte, nur weil zwei Jungs mir ihre Liebe gestanden haben? Lin passierte so etwas bestimmt täglich. Sie und ich sind auch hundert Lichtjahren von einander entfernt. Blöde Amaya. Vielleicht belastete mich die Angst, die beiden zu verlieren. Könnte ich was besitzen, welchen Verlust ich nicht ertragen könne? Was wäre, wenn ich nicht die Freundin entspreche, die sie sich wünschen oder wenn sie einer von mir abwendet, wenn ich mich gegen ihn entscheide. Entscheide müsse ich mich ja. Kann sie ja nicht im Dunkelt stehen lassen. Ich übertreibe doch eh, meine Welt besteht halt aus dunkeln Farben. Ah wieder dieser Emo Kram. Ich sollte aufhören depri Gedichte zu lesen. Plötzlich müsste ich wieder gähnen, wie eine fremd gesteuerte Maschine bewegte ich mich monoton und legte mich auf die harte Bank und drückte die Augen zu. Schöne Träume Amaya.

Mitten auf einem weiten Feld, welches von brutalen Windstößen heimgesucht wurde und jegliche Wesen und Sachen zerstörte, welche nicht am Boden gehämmert waren, stand ich mitten drinnen. Meine Haare, die diesmal nicht zusammen gebunden waren, wehten wie außer Kontrolle geraten im Wind und nahmen mir meine freie Sicht. Ständig musste ich sie nach hinten legen. Sie wollten nicht so bleiben. Ich stand hier alleine, weit und breit nichts, alles vom Wind zerstört. Ein Tornado tauchte auf. Bereit Leben zu zerstören. Er kam immer näher auf mich zu, ich rannte. Ohne Wissen wohin, einfach nur am rennen. immer weite. Doch verloren, es war einfach weit und breit gar nichts. Ich war ganz alleine. Kein Kai und auch kein Dai. Weder Musho noch Lin. Auch Nara, Cho und Tori waren weg. Ich war ganz allein. Ohne Eltern, ohne Freunde. Ich rannte weiter, der Mister Tornado tobte unbeeindruckt weiter. Mit dem Ziel mich zu erwischen und auseinander zu reißen. Super. Plötzlich fiel ich aus der Welt. Als wäre die Erde flach. Ich fiel tief, sehr tief. Schlug schreiend auf. Schmerz zierte mein Körper, doch ich war unverletzt. Wo war ich? suchend sah ich mich um. Auf der Suche nach vertrauten Gestallten und da war sie. Sven. Ich stemmte mich auf. "Sven.....was...?" Er unterbrach mich mürrisch. Er bewegte seine Hand und schon flog ich in die Luft. Kann er wirklich die Luft beherrschen? Creepy. "...Lass mich runter," Ich hatte Angst. Sven sah, wie immer neutral aus mit seinem Pokerface, doch trotzdem erkannte man ganz weit weg ein Lächeln. Er ließ mich fallen. "Auer, was soll das?" Er setzte sich zu mir auf den Boden und schaute mich an.

"Du bist auf der falsche Spur. Liebe ist nicht gleich Liebe und Hass nicht gleich Hass!" Hä? Was brabbelt der da? "Du hast richtig gehört, aber auch zu viel. Du musst weg. Tschau Amaya, ich warte auf dich. Pass auf dich auf!" Er hob wieder seine Hand, ich schrie noch "NEINNN! Warte !!", doch zuspät. Eine Luftfontäne nahm mich mit. Ich fiel wieder, doch sehr langsam. Wie vom Winde getragen, bloß nicht verweht. Ich sah jemanden vor meinen Augen. Er lächelte mich an. Kein Kai, auch kein Dai. "Du musst hier weg!" Hä? wo weg? Es wiederholten diesen Satz "Du musst hier weg!" Was meinte es?

"Hä? Ich rede mit dir. DU MUSST HIER WEG!" Jemand schrie mir ins Ohr und ich vernahm einen übel richtenden Atem, Fisch ähnlich oder stinkende Socken. Seufzend richtete ich mich auf. Oh ne, ich habe wirklich auf dieser Parkbank geschlafen. "Ey? Bist du bloß taub oder wirklich doof?", schrie wieder diese stinkende Stimme. Zügig blickte ich direkt in das Gesicht von einem Penner, dessen Bank ich wohl in mein Besitz nahm. Was kann ich auch dafür? Da steht jedenfalls kein Name darauf. Ruckartig stand ich auf und ging Wortlos weg. Auf eine Unterhaltung mit dem Penner habe ich aber wirklich keine Lust. Erst normal und klar denken konnte ich, als ich den Friedhof verlassen habe. Mir fiel der Traum wieder ein. Sven? Was meinte er mir seinen Worten? Liebe ist nicht gleich Liebe und Hass nicht gleich Hass! und was meinte er mit, er wartet auf mich? Das ergibt alles keinen logischen Sinn. Daran bin ich ja schon gewöhnt! Seufzend massierte ich meine Stirn. Mein Kopf dröhnte, als würden Bauarbeiter dort ein neues Gebäude errichten, doch trotzdem war mein Kopf völlig leer. Dieser Traum war einfach sehr komisch. Darüber würde ich, wie ich mich kenne, später noch mir den Kopf zerbrechen. Doch von wen kriege ich diese Antworten auf meine Fragen? Von Niemanden. Ich muss nochmal mit Dai reden und mich bei ihm entschuldigen. Ich hab ihn verurteilt, ohne nach zu denken. Erstmal musste ich es heile nachhause schaffen. Zum Glück kam schnell der Zug und ich fuhr nach Hause. Um 10 Uhr war ich zuhause. Als ich grade an der Haustür ankam und sie eigentlich öffnen wollte, kam mir was in den Sinn. Die ganze Nacht...die ganze Nacht war ich weg ohne Bescheid zu sagen. Meine Mutter musste amok gelaufen sein. Boar, sie bringt mich um. Ich wartete etwa fünf Minuten vor der Tür, nur um mich auf die Standpauke einzustellen. Auf so etwas kann man sich doch leider nicht einstellen. Nun ging ich in die Küche. Drückte die Tür auf und fand ein leeren Raum vor mir. Wo waren meine Eltern? Suchen sie mich oder arbeiten sie? Oh lass sie bitte arbeiten sein. Mein Magen knurrte und ich entschied mich dazu, meine Eltern nach meinem schnellen Essen anzurufen. Eine Standpauke würde ich so oder so bekommen. Mit großen Schritten ging ich in die Küche und warf, so gesund wie ich mich auch ernährte, eine Pizza in den Backofen und machte mir einen Kakao. Lecker Kakao. Die Pizza brauchte bestimmt mindestens fünfzehn Minuten, solange könnte ich mich mit meinem Handy beschäftigen. Es liegt noch im Wohnzimmer, nämlich ließ ich es bei meinem epischen Abgang hier. Dai...mit dem muss ich auch reden. Mürrisch holte ich das kleine rechteckige modernes Dingsda. Zehn Nachrichten, wirklich zehn. Ich öffnete alle und las sie. Die meisten waren von Kai, manche von Dai.

19.55 Kai: Amaya, es tut mir Leid wegen heute.
20.00 Kai: Ich wollte dich nicht verärgern.
20.10 Kai: Bitte melde dich bei mir
20.20 Kai: Ich möchte dich nicht wütend machen.
20.30 Kai: Können wir heute reden?
20.34 Kai: Bitte Amaya, zeig mir ein Zeichen.
20.45 Kai: Hass mich nicht..

Das waren Kais Nachrichten. Dais sahen folgend aus:

20.05 Dai: Amaya, pass auf dich auf. Ich weiß zwar nicht, was in dich gefahren ist, doch ich hoffe du machst kein Unsinn.

20.10 Dai: ich sag deinen Eltern, dass du bei mir bist. So kriegst du kein Ärger. Kannst dich später bei mir bedanken.

20.50 Dai: Hab bescheid gesagt. Meld dich morgen bitte wieder.

Dai hatte meinen Eltern bescheid gesagt, er rettete wirklich mein Leben, doch bin ich ihm was schuldig. Das hasse ich! Ich danke ihn in meinen Gedanken trotzdem und nahm mich vor, mich nicht nur bei ihm zu bedanken, sondern auch zu entschuldigen. Mein Verhalten war wirklich komisch. Nun nahm ich meine Pizza aus dem Ofen, den Kakao habe ich schon genüsslich getrunken. Er war wirklich lecker. Jedoch wäre noch Sprühsahne cool gewesen. Die Pizza war schnell aufgegessen. Sofort räumte ich nach meinem Frühstück das Geschirr weg. Will ja kein Ärger bekommen, da die Spülmaschine doch voll war, legte ich das Geschirr doch einfach auf den Tisch. Ich Schwein. Nachher rannte ich hoch in mein Zimmer und ließ mich auf mein Bett mit Krach fallen. Ich machte mein Radio mithilfe einer Fernbedienung an und machte sofort Skillet an. Skillet war meine Lieblingsbänd. Die metallische Box dröhnt sofort auf voller Lautstärke die laute und launische Melodie aus und dazu noch den gedankenvollen Text.

Skillet- Better than druks


Feel your every heartbeat
Feel you on these empty nights
Calm the ache, stop the shakes
You clear my mindYou're my escape
From this messed up place'Cause you let me forget
You numb my painHow can I tell you just all that you are
What you do to me

You're better than drugs
your love is like wine
Feel you comin' on so fast
Feel you comin' to get me high
You're better than drugs
Addicted for life
Feel you comin' on so fast
Feel you comin' on to get me high

Nach dem Refrain fühlte ich mich müde und schlief wieder ein. Zum Glück war es diesmal ein ruhigen Schlaf, doch manchmal hörte ich Dais Stimme, wie er mein Namen schrie. "AMAYA!!". Drei Stunden später wachte ich auf. Es war ein kurzer Schlaff, doch einer der nötig war und gut tat. Wie neu geboren fühlte ich mich. Doch eine Dusche war bitter nötig, wenn ich nicht die Geruchsmarke des Penners übernehmen wollte. Laut floss das klare Wasser in die Wanne und Dampf flog in die Luft und machte sie stickig. Vor freudig ließ ich mich in die Wanne fallen und genoss die Wärme, dabei summte ich den Refrain von Skillet.

You're better than drugs
your love is like wine
Feel you comin' on so fast
Feel you comin' to get me high
You're better than drugs
Addicted for life
Feel you comin' on so fast
Feel you comin' on to get me high

Nach etwa na Stunde war ich frisch und sauber. Haare gewaschen und nach Vanille duftend, zog ich meine Jeans und ein Tshirt an. Jetzt war ich bereit mit Dai zu reden, dass war auch nach gestern bitter nötig. Als ich grade das Haus verlassen wollte, hörte ich mein Handy in der Hosentasche klingeln.

duuud
duuud
duuud
duuud
duuud
duuud

Erst nach dem sechsten Klingeln ging ich ran. Es war eine unbekannt Nummer. "Hallo?", kündigte ich mich fragen an. Ein Rauschen, doch keine Stimme kam von der anderen Leitung. "HALLO?", sagte ich nun lauter. Der Anrufer legte auf. Nun war nur noch ein Klingeln zu hören. Was war dass? Bestimmt hat sich jemand nur verwählt. Bestimmt.

Trotz des verunsicherten Anrufs ging ich zu Dai. Ich musste mit ihm reden, es war unzugänglich.

"Dai..bist du da?" Ich klopfe gegen die Tür und wirklich öffnete sich die Tür und blaue Augen schauten mich an.

"Amaya?" Er guckte mich an wie ein so ein Uboot. So überraschend mich hier zu sehen?

"Kann ich reinkommen, oder müssen wir wieder kämpfen?" Ich versuchte ein Lächeln hin zu bekommen. Leider vergebens.

"Na klar..komm rein." Er machte mir Platz und ich trat in das teure Gebäude hinein. Sein Zimmer war aufgeräumt und nirgends ist ein Anzeichen von Wasser zu sehn.

"Setzt dich, möchtest du was trinken?", fragte er wie ein Gentleman. Wie mir angeboten setzte ich mich hin, doch hatte ich kein Durst. Er setzte sich neben mich, mit wenig Abstand.

"Du möchtest bestimmt mit mir reden. Amaya....es tut mir.." Ich schaute auf und unterbrach ihn, auch wenn ich es so sehr hasste. Sehr sogar.

"Nein. Entschuldige dich nicht. Ich muss mich bei dir zunächst bedanken. Danke das du mir auf gut deutsch gesagt den Arsch gerettet hast und tut mir leid, dass ich dachte du hättest Sven auf dem Gewissen. Ich glaube dir, dass du es nicht warst!" Er guckte mich fragen an. Sven hatte nicht gesagt, dass Dai ihn getötet hatte. Er hätte es mir bestimmt gesagt, wenn es so wäre, oder?

"Und wie kommst du plötzlich dazu. Gestern war ich noch der kaltblütiger Mörder und jetzt bin ich es nicht? Erklär es mir bitte." Es war verständlich, dass er verwirrt ist. Schnell erzählte ich ihm die ganze Geschichte und dass ich glaubte, dass Sven damit meinte, dass ich mir sicher sein soll, wen ich liebe und wen nicht. Glaub ich jedenfalls, wie soll man seine Wörter noch deuten? Er hörte mir gespannt zu und unterbrach mich kein einziges Mal. Auch erzählte ich ihm die Sache mit Kai. Dabei bemerkte ich, wie er sich kurz anspannte, bis ich meine Hand auf seinen Arm legte. Diese Muskeln pulsieren unter meiner Hand ununterbrochen. Dieser Typ ist schon sexy. Nach dem ich fertig war mit meiner Geschichte, sah er mich nur noch fertig an.

"Du willst mir sagen, dass Sven in dein Traum geschleicht kam und dir sagte, dass du dir endlich mal mit deinen Gefühlen auseinander setzen musst?" Ja...irgendwie schon.. Okay, es klang unglaubwürdig. Doch es stimmt wirklich.

"Ja. Dai glaub mir bitte." Dai schaute mir tief in die Augen. Wir saßen bestimmt schon zwei Stunden auf seinem Bett und redeten bloß. Es wäre so, als würden seine blauen Augen mich durchbohren und in mein Inneres rein schauen, doch wollte ich nicht weg gucken. Vielleicht würde er denken, dass ich lüge, wenn ich weg gucke. Dies möchte ich nicht reskieren. Ich mag Dai. ICH mag ihn wirklich. Vielleicht liebe ich ihn sogar.

"Ja Amaya, gut ich glaube dir und ich verzeih dir deine gestrige Flucht, doch du musst mir etwas versprechen!" Ich bin diesmal die Jenige, die ihn verdutzt anschaute.

"Was?" Ehrlich gesagt war ich etwas ängstlich, was denn jetzt kommen mag.

"...Wenn du Kai liebst sag es mir, doch spiel nicht mit mir. Ich bin verletzlich wie ein Kätzchen. Habe auch Gefühle, bin doch kein Stein." Natürlich lächelte er dabei und ich kriegte einen richtigen Lachflashe.

"Ja gut, ich bin witzig, du kannst aufhören zu lachen und mir die Sache mit Kai versprechen." Sofort kam ich wieder zu mir und wischte mir die Tränen aus den Augen. Er und ein süßes Kätzchen. Ein blutrünstiges vielleicht, weniger auch nicht.

"Ich verspreche es dir!", versprach ich ihn nur ernst gemeint und versuchte nicht wieder zu lachen, ich wollte dass er mich ernst nimmt und mir dieses Versprechen abkauft. Mehr möchte ich nicht. Er reichte mir den kleinen Finger

"Indianaschwur?" Er blinzelte mir zu, ich machte das Gleiche. "Indianaschwur."

Plötzlich nahm er mich in den Arm und wir drückten uns ungefähr 'ne Ewigkeit. Auf einmal kamen seine Lippen wieder näher, wie an dem vergangen Tag, wo er meinen ersten Kuss nahm und mir förmlich entriss.

"Ich liebe dich, Amaya", flüsterte er mir zu und seine Lippen kamen immer nähe. Eigendlich wollte ich dass ja nicht, aber eigentlich schon... Ich machte diesen Kuss mit, doch er rückte immer näher. Mir wurde heiß, ich bekam eine Gänsehaut. Er faste mir an mein Hals und legte eine Hand auf meinen Bauch. Was will er von mir? Ich versuchte weg zu rutschen, es klappte nicht. Plötzlich merkte er meine Anspannung und hörte damit auf. Dai stand auf. "'tschuldigung." Zum Glück hat er aufgehört. Wieder kam mir dieses Lied in den Sinn:

You're better than drugs

your love is like wine

Feel you comin' on so fast

Feel you comin' to get me high

You're better than drugs

Addicted for life

Feel you comin' on so fast

Feel you comin' on to get me high

 

Feel your every heartbeat

Feel you on these empty nights

Calm the ache, stop the shakes

You clear my mindYou're my escape

From this messed up place'Cause you let me forget

You numb my painHow can I tell you just all that you are

What you do to me

 

You're better than drugs

your love is like wine

Feel you comin' on so fast

Feel you comin' to get me high

You're better than drugs

Addicted for life

Feel you comin' on so fast

Feel you comin' on to get me high

 

Kapitel 36: Wettspiel

Ich verbrachte noch den ganzen Vormittag bei Dai. Wir spielten zusammen an der Playstation 3 von seinem Bruder, er zeigte mir ein paar neue Lieder und zeigte mir ebenfalls, dass er ein riesen Fan von Skillet war. Okay, ein fast so großer Fan wie ich. War es Zufall, dass wir beide die gleichen Sachen mochten?

"Magst du was essen?", fragte er. Ich nickte und ging mit ihm in die Küche. Wir kochten zusammen. Es hat so viel Spaß gemacht, wie ich es nie erahnt hatte. Eigentlich wollte ich mich nur entschuldigen und bedanken, doch dann kam der Kuss und sein zweites Liebesgeständnis. Hach, ich konnte so oft daran denken, wie die Stunden zuvor auch schon. Mir kribbelte immer wieder der Bauch. Ich bekam das Gefühl von seinen Lippen auch nicht von meinem. Es war wie bei dem Hamster, den ich einst auf meiner Hand hatte. Noch drei Stunden später konnte ich die kleinen Tapsen auf meiner Handfläche spüren, obwohl der Kleine längst weg war. So war es bei Dai. Immer wenn ich gerade anfing daran zu denken, aus welchem Grund auch immer, sah er mich an mit einem Blick, der jedes Mädchen verführt hätte. Aber ich zwang mich hart zu bleiben. Vielleicht ließ ich sein Geständnis durch gehen und auch den zweiten Kuss, aber ich würde nicht vor seinen Füßen anfangen zu schmelzen. Das wäre nicht nur dreifach so peinlich, sonder auch noch ein Eintrag zu den schlimmsten Sachen die ich je getan hätte. Außerdem hätte ich ihm damit bewiesen, dass er mich damit rum kriegen konnte. Nenene so ging das nicht.

Ich machte die Nachspeise, während er mit dem Hauptgang beschäftigt war. Es war nicht wirklich was schwieriges. Es gab heute erneut Reis und dazu eine, mir fremde Soße. Er meine, ich würde es nur so runter schlingen. Es wäre seine Spezialsoße und nur heute mit extra Anstrengung gemacht. Er war schon süß oder? Ja, das war er. Ich hingegen machte einen leckeren Smoothie mit Erdbeeren. Er sah am Ende aus, wie ein Cocktail. In dem feinen Glas angerichtet mit einer Erdbeere oben drauf und einem Schürmchen mit einem Strohhalm. Als alles fertig war, half ich ihm den Tisch noch zu decken und schon saßen wir daran. Eh ich mich auch schon für das Essen bedankte, was ich immer im voraus tat, sah ich auch schon, dass alles aussah wie ein Dinner. So eine Art..wie hieß das Wort noch?...Date? Oh man ich hatte sowas noch nie. Wir fingen gerade an zu essen, da begann auch schon mein Handy in der Hosentasche zu vibrieren. Ich ging ran, war zwar unhöflich aber das war mir für den Moment egal.

"Hallo?"

"Hey Amaya!", rief Kai in das Telefon. Sofort ließ ich meine Gabel fallen, sodass sie laut auf den Teller knallte und starrte an Dai vorbei aus dem Fenster hinter ihm. Mit gerunzelter Stirn sah er mich an, doch ich beachtete ihn nicht. Mein Herz machte einen kurzen Aussetzer. Es schmerzte, sodass ich tief Luft holte, mich kurz sammelte und ihm dann erst antwortete.

"H-hallo Kai!" Nun sah Dai schon eher so aus, als würde er durch den Hörer springen wollen, weil Kai das Essen gestört hatte.

"Hast du meine SMS gelesen?"

"Welche von den allen?", fragte ich ironisch zurück. Natürlich hatte ich sie gelesen, war ja in der Hoffnung, Dai hatte so viel geschrieben.

"Kommst du heute? Ich hab zwei Karten für ein Kinofilm"

"Schon wieder Kino?"

"J-Ja...ähm... na ja eigentlich..." Es wurde für eine ganze Zeit lang still.

"Kai? Bist du noch da?"

"Ja..du hasst mich jetzt nicht oder?"

"Dich hassen? Nein, nein tu ich nicht. Aber ich bin gerade am essen also.."

"Ah ich verstehe", er gab ein kurzen kichern von sich, wo ich mir bildlich vorstellen konnte, dass er sich gerade am Kopf kratzte. "Ich melde mich dann später noch mal. Guten Appetit!"

"Danke." Ich legte schnell auf, bevor er noch was sagen konnte. Hatte Angst davor. Ich legte mein Handy wieder in meine Hosentasche, eh eine Gabel voll in meinem Mund landete.

Dai und ich aßen auf, ohne nur ein Wort mehr miteinander gewechselt zu haben. Es kam mir komisch vor. Irgendwas lag in der Luft. Vielleicht komisches Karma? Oder eine schwarze Wolke? Vielleicht würde jeden Moment Asche runter rieseln und unsere Häupter beschmutzen. Dann würden er sicher aufspringen und im Aschenregen tanzen...nein das wäre wohl dann mein Part.

Als wir fertig waren nahmen wir uns den Cocktail vor. "hmm..", machte Dai und zog immer heftiger an dem Strohhalm. Schluck für Schluck sah ich ihm zu und plötzlich wurde es mir richtig heiß. Ich begann leicht zu schwitzen und umfasste zittrig mein Glas. Sein Blick fiel auf mich, dann auf meine Lippen und wieder auf meine Augen. Hilfe was machte er bloß mit mir? Das konnte doch nicht mehr normal sein. "Der schmeckt großartig!", lobte er mich. Ich nickte ihm dankend zu, eh er ein ernstes Gesicht zog. "Du gehst heute mit Kai aus?"

"Nein!", sprach ich direkt wie eine Giftnatter hinterher. Er hob prüfend eine Augenbraue, musterte meinen Körper und blieb dann an meinem Hals hängen. Als würde er mein Zittern richtig bemerkten, so als würde mein Körper beben.

"War ja nur eine Frage", er hob flüchtig die Hände hoch, "musst mich ja nicht direkt angiften du Kampfzwerg." Kampfzwerg? Ohhh Dai Metayo pass auf was du sagst, ich könnte wirklich zum kämpfen übergehen. Als er sah, dass ich nichts erwiderte, nahm er die Hände wieder runter und trank sein Cocktail leer. Was jetzt? Was sollten wir jetzt machen?

"Ich muss jetzt los", spielte ich gekonnt in die jetzige Situation. Er willigte ein, ganz ohne Fragen, ohne Widerworte und auch ohne komisch zu schauen. Ich dankte ihm innerlich dafür, dass er nicht versuchte, mich irgendwie dazu zu bringen, ihm zu erklären weshalb ich gehen muss. Er brachte mich noch zur Haustür.

"Danke für den netten Vormittag!", sagte ich ihm und lächelte.

"Ich muss mich bei dir bedanken, was wirst du heute noch so machen?", fragte er und lehnte sich lässig gegen den Türrahmen.

"Ich weiß nicht, vielleicht heute Abend ein wenig Fernsehen, wieso?"

"Gut, darf ich dich anrufen?" Äh...

"Öhm...sicher?" Ich räusperte mich unauffällig. Ich telefonierte nie gerne lange mit jemanden.

"Gut", sprach er und lächelte. Ich versuchte zwanghaft mein Blick abzuwenden, doch ohne Erfolg. Ich sollte mich echt langsam mal auf den Weg machen. Mein Blick fiel auf seine Brust und ich beobachtete, wie sie sich hob und senkte. Ach wie gerne würde ich mich jetzt dagegen drücken und- Stop! Ich verbot mir diese Gedanken. Langsam reichte es wirklich. "Amaya?"

"Äh ja ich bin schon weg, tschau!", sprach ich, drehte mich gerade um und machte mich bereit zu gehen. Da griff er schon mein Handgelenk, drehte mich einmal zurück und hauchte mir ein Kuss auf die Lippen. Selbst wenn ich mich hätte wehren WOLLEN, dann hätte ich es nicht gekonnt. Mir flackerte es kurz vor Augen. Es fühlte sich so an, als würde ich gegen ein Eisblock fahren, als er seine eisblauen Augen während des Kusses auf machte und mich ansah. Er löste sich, lächelte und ging dann rein. Er ließ mich tatsächlich hier stehen. Mir rauschten tausend Fragen durch den Kopf, aber keine war dabei, die ich nur annähernd hätte fassen können. Verdammter Mist!

Ich drehte mich herum, ging mit schnellen Schritten Richtung Bahnhof nur um dann in ein Zug zu steigen. Mein Handy war so schnell in der Hand, dass ich es selbst erst bemerkte, als das Klingelzeichen kam. Wen rief ich da an? Wie benommen war ich denn noch? "Hey Amaya!" Achso, war nur Kai.

"Hey Kai, sag mal, lust ein Eis essen zu gehen?" Ich brauchte eine kleine Ablenkung, auch wenn ich innerlich sicher eh nur von ihm träumen würde.

"Ja sicher! Um drei bei Con Serius?", fragte er. Ich sah schnell auf die Uhr meines Handys. Es waren nur noch zehn Minuten bis dahin, das würde ich packen, wenn ich nach zwei Haltestellen aussteigen würde.

"Ja, geht klar!", sprach ich und legte auf. Con Serius war das berühmtestes Eiskaffee in der nahe gelegenen Stadt. Es muss sicher verdammt teuer dort sein. Gott sei dank hatte ich zufällig meine 20 Euro Taschengeld in der Hosentasche gehabt. Als ich zwei Haltestellen später ankam, rannte ich blitzschnell an die einzelnen Passanten vorbei, die Treppe hinunter und dann aus dem Bahnhof raus. Die letzten drei Stufen bin ich hinunter gesprungen. So habe ich einige Sekunden gespart. Eh ich schon in der Stadt ankam, sah ich das Con Serius Schild schon. Dennoch verlangsamte sich mein Schritt nicht. Ich rannte über die Ampel, wieder an vielen Leuten vorbei und blieb schließlich vor einem Tisch ruckartig stehen. Kai saß schon dran.

"Du bist aber gerade noch rechtzeitig", bemerkte er, stand auf und zog mein Stuhl nach hinten, sodass ich platz nehmen konnte. Dai war scheinbar nicht der einzige Gentleman hier.

"Ja ich weiß, war halt ein wenig kurzfristig." Und das war nicht mal gelogen. Hätte ich am Bahnhof gewusst, dass ich ihn anrief, dann hätte ich sofort wieder aufgelegt.

Ich sah in die Eiskarte und bestellte später ein Kiwi-Eis mit viel Sahne. Kai bestellte sich ein Erdbeere-Bananen Eis, ebenfalls mit viel Sahne. Als sie schon ankamen, schnappten wir beide unsere Löffel und als ich mich gerade darüber hechten wollte, bemerkte ich wie übel mir wurde. Ich hatte bei Dai doch schon mehr als genug gegessen, und jetzt sollte ich noch so ein riesen Eis essen? Oh Himmel, wenn ich mich hier übergeben würde, dann wüsste ich nicht was peinlicher jemals sein könnte. Trotz aller Überwindung zwang ich mir schließlich das Eis rein. Kai erleichterte mir die Sache so ziemlich. Er war so frech und haute mir einen ganzen Kanten Sahne raus, um sich diese genüsslich in den Mund zu schieben. Eigentlich wollte er nur ein Stück haben. Na ja wir brachen in lachen aus. Dem würde ich das noch heimzahlen, dass er mir MEINE Sahne geklaut hatte.

Nachdem wir ein Eis gegessen hatte, war es bereits 16:30. Ich vergaß die Zeit vollkommen. Wir hatten so viel Spaß, dass wir am Ende sogar in einen Park gingen, wo ein Schachbrett aufgestellt war. Ein großes Natürlich. Die Figuren waren halb so groß wie ich. Ich müsste ein wenig Kraft aufwenden um die zu heben, aber das sollte kein Problem sein. "Bereit?", sprach Kai lachend und machte sich bereit.

"Ich doch immer." Wie gelogen das jetzt doch war. Ich konnte gar kein Schach, was machte ich hier denn nur? Ich vergnügte mich mit Kai, jedoch musste ich mir doch langsam mal klar machen, zu wem ich mich mehr hingezogen fühlte. Dai oder Kai? Ich schloss es nicht aus das es Dai war, aber ich war mir auch nicht ganz sicher.

"Nanu? Amaya!" Diese mir vertraute Stimme, es war Dai. Ich verspürte plötzlich ein unangenehmes Gefühl. Mein Körper versteifte sich augenblicklich. Ich war nicht einmal mehr in der Lage zu atmen. Dai stand nun direkt zwischen Kai und mir und schleckte genüsslich sein Schokoladeneis.

"Ihr spielt Schach?" Er begann plötzlich zu grinsen.

"Was willst du hier?", fragte Kai angespannt.

 "Amaya kann kein Schach, wie wäre es, wenn ich gegen die antrete?", fragte er leise und dennoch konnte ich es perfekt hören. Ein Duell? Kai willigte ein. Genau in diesem Moment bewegte sich mein Körper wieder und ich holte verkrampft Luft. Kai sah mich komisch an, eh ich ihm nur meinte, ich hätte mich an meiner eigenen Spucke verschluckt. Dai stellte sich neben mich und schien keine Probleme zu haben. Im Gegenteil, er aß genüsslich sein Eis auf, sah kurz über das Spielbrett und sah so aus, als wüsste er genau, was er alles setzten muss, um sofort zu gewinnen.

"Kai wusstest du, dass ich dich mit drei Zügen Schachmatt setzten kann?", fragte Dai nun mit einer tieferen Stimme die ihn wiederum unglaublich sexy wirken lässt. Mein Atem wurde schneller und mein Herzklopfen auch. Als hätte er das gehört, drehte er sich kurz lächelnd zu mir herum.

"Wers glaubt", sprach er.

"Du glaubst mir nicht? Ich wette mit dir, dass es möglich ist."

"Ich kenne das Spiel in- und auswendig. Die Wette verlierst du. Worum willst du wetten?" Irgendwie überkam mich ein komisches Gefühl.

"Hmm...", Dai sah kurz zu mir, dann wieder zu Kai, "Ich wette mit dir, dass ich es schaffe, dich in drei Zügen Schachmatt zu setzten. Sollte ich gewinnen, darf ich heute Nacht bei Amaya schlafen." Mir schoss die Röte augenblicklich ins Gesicht.

"Wenn nicht, darfst du bei ihr schlafen, sofern es für sie in Ordnung ist." Er drehte sich wieder zu mir. Ich versuchte meine Wangen mit meinen Händen zu verdecken, doch er sah es bereits also nickte ich sehr schnell und wendete den Kopf sofort ab.

"Abgemacht", brachte Kai knirschend hervor. Er schaute sehr traurig aus und auch wütend. Ich stellte mich an Dais Seite und begutachtete das Brett. Kai, einen der besten Spieler die ich je kennen gelernt hatte, in drei Zügen zu besiegen? Unmöglich. Heute Nacht würde Kai wohl bei mir übernachten.

"Let's go!", schrie Dai und setzte zuerst. Er setzte einen Bauer zwei Schritte nach vorne. Kai tat es ihm nach, doch er sah nicht, dass der Bauer von Dai nun seinen Schlug. Er war kurz abgelenkt, etwa durch mich? Hoffentlich nicht, sonst würde ich noch Schuldgefühle bekommen. Sie setzten beide wieder einen Zug. Dai grinste höllisch, fast so als würde er aus der Hölle persönlich kommen. Kai fing komischerweise an zu schwitzen. Er sah aus, als wüsste er nichts mehr mit dem Spielbrett anzufangen. Kai setzte einen Zug, schien verdammt überzeugt zu sein, jetzt zu gewinnen. Dai sah kurz über das Brett, benutzte dann seine Dame die mittlerweile schon nach zwei Zügen frei stand und platzierte sie. "Schachmatt", sprach er und kam zu mir zurück. Kai schien in dem Moment aus allen Wolken zu fallen.

"Das...das kann nicht...", sprach er geschockt. Dai legte beherrschend seinen linken Arm um meine Taille und zog mich an seine Seite ran.

"Doch das geht, sagte ich dir doch", sprach er nun lachend. Kai sah gar nicht gesund aus. Nun schwebte die Aschewolke direkt über ihn. "Kai...", murmelte ich und sah zu ihm.

"Na gut....ich habe verloren, aber wehe du-"

"Ich tuh ihr schon nichts!", sprach er und sah mich dann an. "Magst du nach Hause gehen?", fragte er wieder mit diesem Blick, der mich hätte schmelzen lassen können. Was suchte er hier eigentlich? Wieso war er hier? War er mir gefolgt oder war das ein Zufall? Nein, es gibt keine Zufälle oder doch? Ich nickte dennoch und winkte dann Kai zu.

 

Als wir Zuhause ankamen fühlte ich mich wie das letzte Arschloch. Ich hatte Kai da stehen gelassen und ging mit Dai, demjenigen, der mich ebenfalls liebt, nach Hause....ich war so ein mieses arrogantes-

"Amaya willst du einen Film schauen?", fragte er und setzte sich auf das Sofa.

Danke das du meine Gedanken unterbrochen hast, Arschloch, dachte ich und setzte mich mit ihm auf das Sofa. Er schaltete den Fernseher an und rutschte kaum merklich näher. Ich sah nur auf den Fernseher. Sturr, erbarmungslos und tief in der Hoffnung, nicht gleich wieder weich zu werden. Er schaltete ein paar mal durch die Kanäle, ehe er auf einem Sender stehen blieb, wo ich nie gedacht hätte, dass er ausgerechnet dort was sehen würde. Es war ein Sender, wo hauptsächlich nur alte Filme liefen, die so langweilig waren, dass jeder einschlafen würde.

"Auf so was stehst du?", fragte ich und er lächelte nur um danach ein nicken folgen zu lassen.

 

Ich bemerkte ein kurzes rütteln, was durch meinen ganzen Körper zuckte. Ich spürte kräftige Arme unter meinem Rücken und auch an meinem Kniekehlen. Ich war wie benebelt, als ich meine Augen öffnete und Kopfüber alles leicht wahrnahm. Ich reagierte erst kurz, als ich auf ein Bett abgelegt wurde. "Dai?", fragte ich müde und sah zur Seite. Verdammt, ich war eingeschlafen. Aber wie? Ich erinnerte mich gar nicht daran.

"Shht, ich bin ja da", versicherte er mir und legte sich neben mich. Ich kuschelte mich ohne es zu wollen an ihm.


....3
....2
....1

 

"Dai???", fragte ich verunsichert und wich ein wenig zurück.

"Ja?"

"Warum um alles in der Welt, liegst du in meinem Bett?"

"Na, ich hab kein Schlafsack dabei und auf dem Sofa zu schlafen wäre echt ungemütlich. Außerdem..." Er machte eine große Pause, gerade als ich die Augen öffnete strich er mir eine Strähne hinter das Ohr und ließ seine Hand auf meiner Wange ruhen. "Bin ich lieber bei dir." Schon wieder wurde ich rot und sah wenig später auf seinen Brustkorb. Er hob und senkte sich, was mich eigentlich hätte beruhigen müssen, wenn es da nur ein Problem nicht gegeben hätte...

"Dai, wieso zur Hölle hast du kein T-shirt an!"

"Wie, was?" Er sah an sich herab und dann wieder zu mir. "Ach das, mir war warm. Das hatte ich aber schon im Wohnzimmer ausgezogen gehabt, hast du das nicht gemerkt? Schließlich bist du in meinem Arm eingepennt." Ich bin was? Oh Gott der Erde, bitte lass mich im Boden versinken und nie mehr raus kommen.

"Ist es denn so schlimm?"

"Nun...ja...ich lag noch nie so oft mit ein und dem selben Jungen im Bett und vor allem nicht, wenn er oben rum frei ist. Ich lag eigentlich noch nie mit einem Jungen im Bett."

"Und unten rum?"

"Was?!!"

"Keine Sorge, ich habe noch eine Boxershorts an. Ich wollte dich nur ein wenig ärgern." Ich fing an eine Gänsehaut zu bekommen. Es wurde still zwischen uns und kurz darauf schlug die Uhr Mitternacht. Meine Haare im Nacken stellten sich auf und ich verkrampfte mich ein wenig. Mir wurde innerlich so heiß, dass ich dachte zu verbrennen. Meine Lunge zerrte schmerzhaft und auch mein Atem wurde flacher, wobei mein Herzschlag immer schneller wurde. "Amaya?", fragte er und sah noch mit leicht geschlossenen Augen zu meinen Lippen.

"J-ja?"

"Halt mal still..", sprach er leise und rutschte näher an mich ran, obwohl ich schon fast ganz an der Wand lag.

 "Wieso?", fragte ich richtig verunsichert und senkte meinen Blick, fixierte ihn auf die Bettdecke.

"Ich will nur etwas ausprobieren..", sprach er fast so heiser, dass ich ein Schauer durch meinen Körper zog. Er nahm mein Gesicht in die Hand und kam mit seinem immer näher. Ich wisperte eher seinen Namen, meine Hände hielt er fest an sich gedrückt. Erneut gab er mir einen Kuss. Dieses mal leidenschaftlich. Viel mehr als die anderen beiden Male. Seine Zunge strich kurz über meine Lippen eh es zu einem tiefen Kuss wurde. Ich versuchte mich auf die Wärme zu konzentrieren, die ich mit meinen Händen auf seinem trainierten Brustkorb spürte. Mir wurde so warm im Gesicht, dass ich mich nicht getraute ihn anzusehen, also behielt ich die Augen geschlossen. Er löste den Kuss nicht, im Gegenteil, er zog mich an sich ran und dann drehte sich kurz etwas. Nun löste er ganz langsam die Lippen von meinen. Ich musste aufsehen. Irgendwas stimmte nicht. Ich lag plötzlich auf dem Rücken und war mir hundertprozentig sicher, dass es eben noch nicht so war. Ich sah ihn an, er war über mir gebeugt, beide Hände rechts und links neben meinen Kopf gestemmt und seine beiden Beine waren auch rechts und links von meinen, schlossen sie regelrecht ein. Ich lag eher unbeholfen unter ihm. Ich konnte es nicht glauben. Er hatte mich mit nur einer Bewegung rumgedreht bekommen.

"Was-...was..tust ..du", stotterte ich nervös hervor. Mittlerweile war ich sicher eine reife Tomate. Zumindest fühlte es sich so an.

"Ich probiere etwas", sprach er wieder sanft und leise. Ich verfluchte gerade meine Eltern dafür, dass sie erneut nicht Zuhause waren. Das sah ihnen gar nicht ähnlich so oft über Nacht nicht da zu sein. Er beugte sich wieder hinunter, strich mit seiner Nase meiner Wange entlang. Ich vergaß völlig zu atmen, war überrumpelt von der jetzigen Situation. Wollte er etwa mit mir schlafen? Ging es ihm nur darum? Und warum hüpfte mein Herz so? Mein Körper war so heiß, ich hatte das noch nie gespürt. Was ging hier vor sich?

"D-dai...was-"

"Shht" Er gab mir ein Kuss auf die Stirn, küsste das dann hinunter bis zur Wange und wollte mir gerade wieder einen Kuss auf den Mund geben, da klingelte mein Handy. Ich bekam einen Anruf...

Kapitel 37: Diese alte Schreckschraube!

Dai erschrak sich höllisch durch diesen unerwarteten Anruf und fuhr etwas zusammen. Angsthase. Froh, dieser Situation zu entkommen ging ich zügig an mein Handy. Es waren meine Eltern.

"Hallo?", kündigte ich mich an, wie immer. Erst hörte man ein grässliches Rauschen auf der anderen Leitung. Dies zeigte, dass die Verbindung sehr schlecht war. Sind die beiden in Afrika?

"Hallo Amaya, wir sind auf den Weg nach Hause. Weißt du, wir sind nicht alleine. Rate mal wer dabei ist!" Die Stimme meiner Mutter klang fröhlich und ich hörte, wie die beiden ins Auto stiegen. Wahrscheinlich mit der Person X. Woher soll ich bitte wissen, welche Person den Rücksitz des Autos schmückt? Bin ich Hellseher?

"Ähm..James Bond oder vielleicht Eminem?" Was denn? könnte ja sein. Meine Mutter klatschte sich ihre Hand gegen die Stirn. Wieso führe ich andere Leute immer bis zur Verzweiflung? Mein Vater warf irgendwas in unserer Gespräch rein, doch dies konnte ich nicht verstehen. Zu laut waren die Nebengeräusche von Auto und Straße.

"Nein Dussel, Tante Pam! Wir haben Tante Pam vom Flughafen abgeholt. Wir sind gleich zu Hause Schatz." Tante Pam. Oh ja, Tante Pam!

"Jaaa!" Ich schrie kurz fröhlich auf und quiekte wie ein kleines Schweinchen.

"Super Schatz wir sind dann unterwegs. Bis gleich!" Sie legte auf und ich konnte ein weiters Quietschen nicht unterdrücken. Darauf guckte mich Dai echt verwirrt an. Dai..NEIN DAI. Ich zog ihn hoch.

"Was ist denn jetzt los. Wohin willst du?" Schnell zog ich meinen Schrank auf und schubste ihn. "REIN DA!" Ich schloss die Tür.

"Ey, was soll das bitte!" Plötzlich erblickte ich seine Kleidung und warf sie ebenso in den Schrank.

"Meine Tante Pam kommt und sie sieht es mit dem Thema Jungs etwas kritisch. Sie sagte, sie machen nur Ärger und ich sollte lieber erst die Schule beenden, bevor ich einen Jungen kennen lernen, schwanger werde und den Rest meines Lebens zuhause rumsitze. ICH HAB NOCH NICHT DIE SCHULE BEENDET. Zwar sind wir bestimmt nicht zusammen....doch sieht es grade so aus. Also bleib in den Schrank, kapisch?" Meine Tante ist einer dieser Personen, die ich nicht enttäuschen möchte. Meine Gedanken füllen sich voller positiver Erinnerungen und Freude, wenn ich an den Wochenenden auf ihrem Bauernhof dachte, als ich sechs war. Es war eine sehr schöne Zeit unter den ganzen Schweinen, Hühnern und Kühen. Als ich Berta die Kuh das erste Mal gemolken habe, hatte ich Freudentränen im Augenwinkel. Wie viel Spaß ich nur hatte, als ich mit dem Heu im Hühnerstall gespielt habe oder wie viel Mais ich damals gegessen habe oder wie wir einfach ein Lagerfeuer machten, Popcorn und Marshmallows aßen und unter dem wunderschönen Sternenhimmel schliefen und die Sternbilder erkundeten.

Jedenfalls hatte sie auch Pferde, mit denen ich täglich ritt okay es waren Ponys ...Baby Ponys. Aber nun ja. Leider wurde sie von ihrem damaligen Lebensgefährten dreckig hintergangen. Er verkaufte diesen Bauernhof/Ponyhof hinter ihrem Rücken an seine Kredithaie. Seit dem Tag findet sie die männliche Epoche schrecklich und 'beschütz' mich vor ihnen. Damals musste sie das nicht wirklich, niemand interessierte sich auch für mich. Jetzt kann sie mich mal gut vor zwei Jungs retten, die wohl nicht so leicht sind los zu werden.

"Ey ich habe durst!", kam es aus dem Schrank. Uh Geister. Oder auch nur ein durstiger Dai.

"Boar immer diese Extrawünsche..", meckerte ich und ging seufzend in die Küchen.

"Wer hockt hier bitte schön im Schrank!", schrie er mir noch hinterher. "..Ziege!" Das habe ich gehört. Nett wie ich war, holte ich ihm eine Coladose. Sogar gekühlt. Mit der Dose in der Hand öffnete ich die Tür und warf die Dose rein, um die Tür direkt wieder zu schließen. Hier gibt es kein entkommen.

"AUER!!" Upps. Hoffentlich habe ich seinen Kopf nicht getroffen. Plötzlich hörte ich die Haustür aufgehen und Stimmen erbebten sich, nun stürmte ich, wie von einer Wespe gestochen hinunter.

"TANNNTEE PAM!" Ich fiel ihr kreischend in die Arme. Tante Pam sah genauso aus wie meine Mutter, sie waren auch Schwestern, jedoch hatte Pam schwarze lange Harre. Man sah ihr nicht an, dass sie von einem Bauernhof kommt. Na ja heute ist die 42 Jährige auch erfolgreiche Kauffrau in Berlin.

"Mein kleines Mädchen ist schon so groß geworden." Sie umarmte mich und ich wollte, dass sie mich nie wieder los ließ. Mir hat sie furchtbar gefehlt.

"Ah Tante Pam, ich hab dich schrecklich vermisst!"

"Ich dich auch!" Wir beendeten die Umarmung, um uns kurz richtig anzuschauen.

"Boar Amaya, bist du zu einer schönen Frau herangewachsen. Die Männer müssen bestimmt in Reihen anstehen." Leider irgendwie schon.

"Du sieht auch gut aus, wie auch immer." Wir sahen uns schon vier Jahre nicht mehr, es kam halt viel dazwischen und sie musste nach Berlin ziehen und hatte ebenso auch viel zu tun. Sie hat sich in diesen Jahren überhaupt nicht verändert. Sie ist ebenso kaum weiter gealtert. Ihre pechschwarzen, langen Haare legen sich schön und gepflegt über ihre kleinen zierlichen Schultern. Ihre blauen Augen strahlen wie die jenen von Dai und ihre feinen Falten in ihrem Gesicht fallen nicht stark auf, sie ist einfach wunderschön. Tragen tut sie einen Hosenanzug. Obwohl sie klein und dünn ist, strahlt sie eine unverwundbare Stärke aus, obwohl ihr viel Mist unterfahren ist. Diese Stärke möchte ich später auch mal ausstrahlen. Sie ist ein völlig gutes Ebenbild, einer starken Kämpferfrau. Sie ist mit meiner Eltern mein Vorbild. Ihre Stärke zuhaben, hätte mich vor vielen Lebenssituationen und Gefühlen gerettet, na ja man kann nicht alles haben, außer man ist sie. Jeder frisst ihr aus der Hand, doch keiner wagte es ihr zu nah zu kommen, sonst kassierte er eine Backpfeife, die sich wiederum gewaschen hat.

"Wollt ihr weiter hier wie angewurzelt herumstehen, oder sollen wir eine Kleinigkeit essen. Wir haben Nudel mitgenommen. Also los." Mein Vater hatte recht, wir sollten lieber hier weg, bevor wir wirklich Wurzeln schlagen und man uns gießen muss. Der Arme Boden wäre völlig ruiniert. Zusammen deckten wir den Küchentisch und setzten uns zum Abendmahl zusammen. Es war schon so spät, doch für das Beisammensein der Familie ist es nie zu spät.

"Warum seid ihr eigentlich so spät hier?" fragte ich während dem Essen.

"Mein Flug hatte wegen Turbolenzen Verspätung." Zum Glück ging alles gut, ich hätte es nicht überlebt, wenn ihr was passiert wäre.

"Tante Pam, du musst mir alles erzählen. Wie geht’s dir? Was machst du so in Berlin? Wieso bist du überhaupt hier? Gibt’s was neues? Wie lange bleibst du?" Ich war mir gewiss, dass ich sie hier bombardierte, doch gab’s so viel zu bereden und ich möchte jede Sekunde mit ihr auskosten. Meine Eltern kicherten und sie atmete leicht ein und aus. Tante Pam und ich..jjaaaaa, wir verstehen uns.

"Mir geht’s wunderbar und was mach ich in Berlin? Natürlich arbeiten. Ich wurde befördert und bin jetzt die Geschäftsführerin. Hier bin ich, da ich ins Ausland geschickt wurde, um unsere Produkte zu vermarkten und ein bisschen die Konkurrenz auszuspionieren, davon weißt du aber nichts. Ich bin hier für einen Monat und was neues gibt es jawohl." Plötzlich stand sie auf und ging wieder in den Flur, sie kam mit einer Transportbox wieder. Daraus drang ein lautes und kräftiges Miauen.

"Ich hab was für dich." Das ist nicht wahr oder? Sie hat doch nicht...Schwer legte sie die Box auf den Boden und öffnete sie. Hinaus kam ein kleiner süßer Kater. Man sah sofort, dass dieses einer war. Er war ein rein grauer Kater mit grünen durchdringlichen Augen, die dir in die Seele blicken konnten. Sein Gesicht war markant schon in jungen Jahren, dies gab ihm das Erscheinungsbild eines kräftigen, sturren Katers. Bestimmt würde ich mit ihm Probleme kriegen, ich freu mich darauf. Mit langsamen Beinen ging ich zu ihm und hob das kleine Kätzchen auf, widerstandslos ließ es sich in die Arme nehmen, vielleicht doch keine Porbleme

"Ich nenne dich Sammy." Er drückte seinen kleinen Körper gegen meine Hand und ich streichelte ihn. er war einfach so weich und gab einem das Gefühl, dass die ganze Welt schön sein könnte, wenn man nur will.

"Die alte Schreckschraube hat mir wirklich eine Kater geschenkt.." Ich wollte schon immer eine Kater, da sie süß sind und ich ein großer Warrior cats Fan bin.

"Ich bin nicht alt!", beschwerte sich meine Tante, doch dass ist sie. Nun saßen wir wieder am Tisch und essen noch zu Ende. Sammy saß auf meinem Schoss und schnurrte. Ich liebte ihn. Mehr als Dai und Kai zusammen. Klingt zwar hart, doch ich mochte Tiere immer lieber als Menschen. Menschen zerstören Tiere und Menschen selber. Tiere zerstören niemanden, sondern halten sich an die Natur und schenken Liebe und Trost ohne Gegenleistung. Menschen sind gnadenlose Monster und das schlimmste was dieser Welt passieren konnte. Die drei Erwachsene redeten noch miteinander über alte Zeiten, zum Beispiel als ich ganz klein war und nackt durch den Bauernhof rannte, als es Sommer war und die knallharte Sonne mit allen Kräften schien. Ja ich war schon witzig. Jedoch wendete ich meine Aufmerksamkeit ganz Sammy. Vorher schlief er noch nicht, jetzt schon. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Pam mir ein Haustier vorbei brachte und meine Eltern dies noch mit einem Kopfnicken erlaubten. Als wäre alles okay, solange Pam es tat.

Ich war so beschäftigt und voller Glücksgefühle, dass ich nicht bemerkte, wie ein Junge nur mit Boxershorts hereinkam. Es war Dai. Dieser dreckige.... Es setzte sich einfach so mit einem "Hey" an den Tisch und nahm sich etwas Nudeln. Die Gespräche verstummten und alle waren überrascht über dieser Dreistigkeit, einfach so sich bei diesem Familienbild reinzuquetschen ohne eine Bitte zu äußern. Ich trat Dai und flüsterte:

"Was machst du hier?" Es ist mir eine Antwort schuldig.

"Ja, du weißt du. Ich hatte kein Bock mehr in deinem Schrank zu hocken und hatte Hunger." DAS HAT ER NICHT GESAGT! Einsperren. Einsperren sollte ich ihn und dabei noch den Schlüssel schlucken. Ich wurde rot und sank in meinem Stuhl zusammen, während dessen sprang Sammy runter. Sammy hilf mir. Meine Eltern schauten mich mit mitfühlenden Blicken an und Pam...diese könnte ich nicht. Pam verzeih mit bitte.

Kapitel 38: Ein Abend mit meinem Freund

Mittlerweile saß ich sogar schon fast unter meinem Stuhl. Meine Eltern starrten mich immer noch eher mitleidig an und zeigten mir deutlich ihre Mundsperre. Meine Tante jedoch, sie saß einfach nur enttäuscht mir gegenüber und ließ mich nicht mehr aus den Augen. Ich weiß noch ganz genau wie ich ihr damals versicherte, dass ich mir nie im Leben einen Kerl anschaffen würde, bevor ich wirklich im Leben stehe. Selbst ich hatte nie gute Erfahrungen mit ihnen, also war mir nie in den Sinn gekommen, einen zu 'besitzen'. Aber meine Tante schien jetzt sichtlich sich verraten zu fühlen. Aber warum? Klar, dass sie gegen jeden Kerl etwas hatte, außer gegen meinen Vater wusste ich. Auch wenn ich manchmal Zweifel daran hegte, dass sie meinen Vater mögen würde. Ich meine, es war doch schließlich mein Leben. Klar, sie wollte mich doch beschützen, was man bei Dai auch wirklich hin und wieder gebrauchen könnte, aber musste sie mich trotzdem so ansehen?

"Ich...ich kann das erklären!", stieß ich hervor. Meine Tante hob ihre Hand und zeigte mir so das Zeichen, was bedeutete, dass ich ruhig sein sollte.

"Ach ja? Dann erkläre mal junges Fräulein! Wieso in allen drei Teufelsnamen war ein Junge in deinem Zimmer und sitzt jetzt hier am Tisch!" Sie schien wirklich sauer zu sein. Dai hingegen aß genüsslich weiter. Wie ich ihn gerade dafür hasste, mich eiskalt ins kalte Messer geliefert zu haben. Aufgestochen, ja ich war aufgestochen von einem Messer, was er mir gerade so eben durch den Bauch jagte. In jeder Hinsicht wäre mir das sogar lieber gewesen, als meiner Familie jetzt DAS zu erklären. Wie sollte ich das hinbekommen? Es schien beinah unmöglich! Ich habe meiner Tante tatsächlich kurz nach ihrem Ankommen den „Urlaub“, wenn man das so nennen konnte, versaut.

"Du hast es deiner Familie also noch nicht erzählt?", fragte er und lehnte sich beruhigt zurück, nachdem er aufgegessen hatte. Meine Eltern legten ihr Besteck beiseite und sahen ihn ebenfalls an. Eigentlich dachte ich, dass meine Eltern ihn mögen würden. Na ja, welche Eltern würden es schon mögen, wenn sie erfahren, dass ihre Tochter einen Jungen im Kleiderschrank hatte? Oh man das Versteck war so gut, wäre er doch bloß da drin geblieben dieser Mistkerl.

"Was hast du uns noch nicht erzählt, Amaya?", fragte meine Tante gereizt, stellte sich aufrecht hin und verschränkte die Arme vor die Brust, so, als würde sie die Situation gerade beherrschen.

"Na ja also..." Ja...was hatte ich ihnen noch nicht erzählt? Ich wusste nicht was Dai vorhin gemeint hatte. Er hat mich somit also schon zweimal in die scharfe Messerklinge geführt. Erwartungsvoll tippte meine Tante mit ihren Fingern an ihrem Arm. Meine Eltern tippten auch schon auf den Tisch und mein Vater ballte gleichzeitig seine Hand zur Faust. Alle am tippen. Aus Panik stand ich dann auf und hielt schützend die Hände ein wenig hoch. Ich lächelte zudem auch ein wenig verschmitzt.

"Ja also, dass ist eine echt witzige Geschichte, die wird euch allen gefallen..", log ich und merkte wie mir der Schweiz schon an meinem Rücken runter lief. Pam konnte unausstehlich werden, wenn man sie anlog. Und erst recht, wenn es etwas mit Jungs zutun hatte.

"Ich frage dich nur noch einmal. Was sucht dieser Junge in deinem Zimmer, ohne dass wir davon etwas wissen Amaya..und warum war er im Schrank?!?", fragte Pam. Sammy machte bereits einen Rückzug und ging unter den Tisch, wo er sich zu verstecken versuchte. Ich konnte es ihm nicht verübeln, ich hätte es auch getan, wenn ich eine Katze gewesen wäre. Oder ich wäre meinen neuen Frauchen zur Seite gestanden, wer weiß das schon? Bin ich etwa eine Katze?

Dai stand auf, kam zu mir und legte seinen Arm um meine Taile, wodurch er mich mit einer beherrschenden Geste an sich zog.

"Du hast ihnen noch nicht gesagt, dass wir zusammen sind, Schatz?"

"Was?!", fragten meine Eltern beide gleichzeitig geschockt.

"Wie bitte?!", schrie meine Tante und ich direkt hinterher. Er sah mir eindringlich in die Augen und kam dann mit seinem Mund an mein Ohr, ohne den Blick abzuwenden.

"Spiel schon mit, wenn du nicht sterben willst", sprach er. Er wollte mich schon wieder retten? Langsam habe ich aber mehr als genug davon, so viele Schulden konnte ich gar nicht zurück zahlen. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und behielt mich in dem Griff. Sogar noch beherrschender als zuvor.

"Wieso hast du uns nichts erzählt?", fragte meine Mutter dann und stand zusammen mit meinem Vater auf. Ja, wieso nicht? Vielleicht weil es nicht stimmte? Ich habe ihm vor einigen Minuten noch ausdrücklich verklickert, dass wir NICHT zusammen sind. Was verstand er daran nicht? War er schwer von Begriff oder schon immer Lernstuzig? Ich konnte es nicht glauben, der Kerl würde von mir noch so einiges zu hören bekommen. Schon alleine wegen der Nummer auf meinem Bett und er hätte sich doch wenigstens etwas anziehen können!

"Schatz?", riss mich Dai aus den Gedanken.

 "Äh, ja was?"

"Ich habe dich gefragt, wie lange schon", sprach mein Vater nun. Meine Mutter verschwand kurz und Pam schien ihre Anspannung zu lösen. Meine wurde jedoch größer. Ich bemerkte viel zu spät, das ich an Dai's fast komplett nackten Körper gedrück wurde.

"Ähm...seit.

"Seit knapp einer Woche", sprach Dai dazwischen. Und da rettetet er mir wieder den Arsch. Vor knapp einer Woche....war das nicht der Zeitraum, wo ich Kai näher kam? Seltsam. Aber das er mich liebte wusste ich ja. Vielleicht wurde er ja da so richtig eifersüchtig? Dieser Gedanke erleichterte mich ein wenig. Dai eifersüchtig zu sehen, machte richtig Spaß auch wenn das gemein war.

"Das ist ja so süß!", schrie meine Tante, kam zu uns und umarmte mich promt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es so aufnehmen würde. Ich hätte gedacht sie würde an die Decke gehen. Mein Vater kam zu uns und schüttelte Dai's Hand.

"Ich wünsche euch viel Glück. Mach meine Tochter ja nicht unglücklich, sonst mache ich dich unglücklich", sprach mein Vater und löste den Händedruck. Dai nickte. In solchen Sachen war ich Pap's Liebling. Auch wenn sonst meine Mutter die Hosen an hatte, wenn es um Jungs ging, wurde mein Vater richtig ernst. Das liebte ich so an ihn.

"Auf keinen Fall Herr Irichi. Ihre Tochter ist so bezaubernd, dass würde ich ihr nie antun", sprach Dai und lächelte mir dann zu.

"Ich wünsche euch auch viel Glück! Wag es nicht sie einmal zu verletzten, sonst werde ich meinen vollen Zorn entfachen. Und du Amaya-", meine Tante wendete sich an mich,"- du bleibst weiterhin stark. Lass dir nichts gefallen, Kerle können schnell weich werden, wenn du nur sturr genug bleibst. Ich bin froh, dass es was ernstes ist und nicht so eine bloße Affäre, dass wäre schrecklich." Oh Tanchen hättest du eine Ahnung. Dieser Kerl war sturrer als alles, was ich in meinem Leben bisher sah. Keiner, aber auch wirklich Keiner, kam gegen ihn an. Und wenn ihr wissen würdet, dass er Kräfte besitzt, von denen ihr nur träumen könnt, dann hättet ihr mich sofort aus seinen Fängen gerissen. Das sagte ich zwar nicht, aber ich dachte es mir.

Meine Mutter trat wieder ins Wohnzimmer und hatte direkt eine Kamera in der Hand. Oh nein.

"Mum!", schrie ich sie an. Sie lächelte nur und machte die Kamera bereit.

"Stell dich nicht so an. Ich möchte doch nur ein Erinnerungsfoto an deinen ersten, festen Freund haben. So was muss man haben", sprach sie und deutete uns, näher zusammen zu rutschen. Ich fragte mich in dem Moment, ob es noch enger überhaupt ginge.

"Halt dich ein wenig an mich fest, sonst sieht es so aus, als würden wir lügen", flüstere mir Dai unauffällig zu und hielt mich noch fester. Er würde mir Blutergüsse verpassen. Außerdem logen wir doch schon wie gedruckt. Ich tat trotzdem was er sagte und legte meinen linken Arm um seine Taille und meine rechte Hand auf seine trainierte Brust. Sein Herz pochte heftig aber seine Atemzüge waren vollkommen normal.

"Schau verliebt", flüsterte er und sah zu mir runter. Ich tat es ihm nach, schaute leicht verliebt zu ihm hoch. Es war leichter als gedacht und er machte dies ebenfalls perfekt. Er war ein super Schauspieler. Ach was dachte ich denn da? Er war doch in mich verknallt. So ein Mist! Es war einfach unangenehm...so unangenehm.

Meine Mutter schoss das Foto und sofort begangen meine Tante Pam und meine Mutter zu quieken. Oh Gott war das nervig. Ich wollte mich gerade von ihm lösen, da meinte meine Tante schon, wir sollten noch eins machen, aber dieses mal, wenn wir uns küssen würden. Ich erstarrte augenblicklich und bekam unbeschreibliche Hitze in meinem Gesicht. Es lief scheinbar rot an vor Scharm. Nicht schon wieder, dachte ich und wollte gerade weg gehen, da hielt mich Dai auch schon eisern fest, drehte mich zu sich, sodass ich mich an seinen Brust abdrücken konnte. Seine linke Hand fuhr mir in den Nacken, kitzelte mich kurz da, worauf ich eine Gänsehaut bekam. Er musste es gemerkt haben, denn er verkniff sich kurz ein Lachen.

"Na los, küsst euch endlich!", meinte Pam und hielt die Kamera hoch.

"Ich will nicht...", flüsterte ich und sah verlegen auf seinen Hals, bemerkte wie sein Atem rauer wurde umso näher seinem Gesicht meinem kam. War ja nicht schon schlimm genug, das ich schon komplett an ihm gedrückt war. Gott, wenn es dich gibt, dann hilf mir doch mal! Dreckskerl!

"Bleib einfach ruhig", flüsterte er zurück und zog mein Gesicht jetzt näher. Ich spürte wie er leichten Druck in meinen Nacken setzte, damit ihm das gelang. Gerade als meine Tante wieder was sagen wollte, lagen unsere Lippen wieder aufeinander. Ich hatte die Augen bereits zugekniffen und ihm gewehrt, den normalen Kuss leidenschaftlich zu gestalten, damit es glaubhaft rüber kam. Ich hätte mich dafür schlagen können, denn ohne es zu wollen, tat ich ihm dies nach und vertiefte ihn auf meiner Seite auch ebenfalls. Sein Griff wurde auch um meine Taille wieder fester. Er war ganz schön stark, jetzt wo mir das so auffiel. Mir lief schon wieder Schweiz an der Wirbelsäule hinunter. Ich hatte so starkes Herzklopfen und hätte meine Tante nicht das Foto gemacht, sodass wie uns lösen konnten, wäre ich in seinen Armen wahrscheinlich zusammen gesackt. Oder häte ihn voll gekotzt, je nach dem was zuerst passiert wäre. Verliebt sah er mich an, doch ich wendete nur verschämt den Blick ab. Erneut quiekten die beiden.

"Jetzt ist aber mal wieder gut", sprach mein Vater und verdrehte die Augen.

"Du bist ja ganz rot", stellte meine Tante fest und riss danach sofort die Augen auf, als sie bemerkte, was das heißen könnte. "Sagt bloß, ihr hattet bis jetzt noch keinen so leidenschaftlichen Kuss wie gerade?" Ich drückte mich von ihm weg und vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Das war mir so peinlich, dass ich mich in Gegenwart aller so hinein gesteigert hatte, nur damit sie es mir glaubten. Und ich glaube für einen Moment gefiel es mir sogar.

"Ist sie nicht süß, wenn sie schüchtern ist?", fragte Dai lachend, woraufhin er sofort ein Schlag in die Rippen bekam, jedoch ihm dies natürlich nichts ausmachte.

"Jetzt aber eine andere Sache", sprach mein Vater und trat bedrohlich auf Dai zu. Ohoh...obwohl...los Papa!

"Wieso warst du im Zimmer meiner Tochter und dann noch so wenig bekleidet?", fragte er leicht gereizt. Dai blieb unbeeindruckt, sah ihn nur gelangweilt in die Augen. Für einen Moment öffnete er den Mund, schloss ihn danach aber sofort wieder. Sein Blick traf mich und ich bettelte ihn mit meinem Blick zurück an, dass er nicht erzählte, was daoben geschah.

"Wir wollten eigentlich schlafen gehen, weil es so spät ist, bis sie gekommen sind. Ich habe ein Wettspiel gewonnen und darf somit heute bei Amaya Zuhause schlafen. Das war der Wetteinsatz. Und ich schlafe nun mal nicht gerne mit langer Hose und T-shirt, dass ist so ungemütlich. Außerdem mag es Amaya, wenn sie sich an meine warme Haut kuscheln kann." Bis zum letzten Satz war alles in Ordnung, doch dann übertreibt er es mal wieder maßlos! Den würde ich heute auf dem Boden pennen lassen! Augenblicklich zog mich meine Mutter weg von ihm und trat mit mir und meiner Tante in die Küche.

"Wieso hast du nichts gesagt?", schrie mich meine Mutter an. Ich zuckte leicht zusammen eh ich schon hilfesuchend zu meiner Tante sah. Ihr Blick zeigte, dass sie mit mir Mitleid hatte und augenblicklich schaltete sie sich auch ein.

"Linda beruhige dich doch mal", sagte sie ruhig. Eigentlich ist meine Tante die, die sich nie beruhigen kann. Entschlossen packte sie meine Mutter an der Schulter und lächelte sie an. Meine Mutter beruhigte sich.

"Okay...also noch mal... Wieso hattest du uns nichts gesagt?", fragte sie dieses mal in einem ruhigeren Ton.
Weil ich selber nichts gewusst hatte, dachte ich, aber das konnte ich schließlich nicht sagen.

"Naja, ihr....also es ist einfach so passiert und ich hatte eben...ich war schüchtern", sprach ich dann. Sie nahm mich dennoch in den Arm und beruhigte mich. Sagte mir, mir würde sie deswegen doch nie wegen so etwas sauer sein. Ich bedankte mich bei ihr dafür.

"So, da du jetzt einen festen Freund hast, müssen wir über das Thema sprechen", sprach sie und wurde augenblicklich wieder ernst. Was meinte sie mit "das" Thema? Wussten sie etwa doch, dass wir magische Kräfte besaßen? Oder war es etwas schlimmes? Sollte ich Angst bekommen? Ging es um Dai? Oder noch schlimmer, über etwas intimes? Diese nichts wissende Art machte mich fast wahnsinnig.

"Also Amaya...", fing meine Tante an. Langsam lehnte ich mich an die Ablage und lauschte gespannt.

"Ja?"

"Du weißt doch, dass wir nur das Beste für dich wollen oder?", fragte meine Mutter. Oweh

"Ja, sicher", antwortete ich.

"Dann verstehst du doch sicher wenn wir mit dir darüber reden müssen"

"Worüber denn??"

"Nun ja..."

"Jetzt sagt schon!"

"Über das benutzen eines Kondoms und was passiert, wenn ihr es nicht benutzt. Über dein erstes Mal..." Das war doch jetzt ein Scherz oder? Ich meine... hatten sie ernsthaft geglaubt ich würde....mit Dai... Nein! Obwohl..hätte meine Mutter mich vorhin nicht angerufen, wäre es wahrscheinlich dazu gekommen. Oh Gott allein bei dem Gedanken wurde mir ganz warm. Außerdem wusste ich schon sehr gut wie man ein Kondom benutzt und was passiert, wenn man es ohne macht. Ich hatte schließlich Sexualkunde in der achten Klasse.

"Mama keine Sorge. Ich habe nicht vor so schnell mit ihm-"

"Es muss beredet werden Amaya", mischte sich Pam mit ein.

"Es ist die Aufgabe jeder Mutter..", sprach nun meiner Mutter wieder und fing an darüber zu reden.

Als wir fertig waren gingen wir zurück ins Wohnzimmer. Es war bereits Nachts um halb zwei und ich war kein bisschen Müde. Vielleicht lag es auch einfach daran, weil wir nach Mitternacht noch Nudeln aßen und die nicht leicht zu verdauen waren. Diese Nacht würden wir sicher durchmachen. Als wir schallendes Gelächter hörten, trafen wir auf meinen Vater und auf Dai. Beide hatten schon zwei Bierflaschen auf den Tisch stehen und eine weitere in der Hand. Ich dachte nicht, das Dai Alkohol trank. Und mein Vater auch noch! Mein Mund klappte wie von selbst auf. Meine Mutter schien es nicht anders zu gehen. Was war hier bitte los? Was hatte ich verpasst, als mich die beiden Frauen mit in die Küche schleppten. Wie gut hatte sich Dai mit meinem Vater angefreundet und was hatte Dai ihm bereits alles erzählt? Wie viele Lügen müsste ich bestätigen und aufpassen, nicht irgendeinen Fehler zu begehen?

"Ah, Amaya, mein Spätzchen, geselle dich doch zu uns. Dein Freund ist mir mega sympathisch!", sprach mein Vater. Ich ging auf sie zu, nur um mich wenig später mit meiner Mutter und meiner Tante auf das zweite Sofa fallen zu lassen. Auf dem Sessel schlief Sammy seelenruhig, so, als würde ihm das laute Gelächter überhaupt nichts ausmachen.

"Dai erzählte mir, wie du eiskalt die ganze Zeit ihn abgeblockt hast und er irgendwann dir einfach seine Liebe gestand! Das ist so süß. Ich wusste von Anfang an, als wir ihn zum Essen einluden, dass er dein Freund werden könnte." Mein Mund blieb weiterhin offen. Nein, einfach nein. Wenn sie doch nur wüssten...wie gerne hätte ich die Wahrheit gesagt. Wie war das noch mit richtig ernst, wenn es um Jungs geht? Und jetzt genießen sie hier Bier und waren angetrunken? Also, nach zwei oder drei Bier, das war schon richtig erbärmlich. Die beiden waren definitiv keine Russen.

"Schatz", sprach Dai und hickste kurz auf, "Alles in Ordnung? Wo warst du so lange?" Oh Gott er konnte ja nicht einmal mehr richtig reden. Hatte er noch nie Alkohol getrunken?

"Ähm...ich habe mit meiner Mutter über ein Thema gesprochen", sagte ich und betonte das ein Thema extra, in der Hoffnung, er würde es selbst im betrunkenen Zustand verstehen. Es schien es nicht verstanden zu haben, deshalb hob er eine Augenbraue und musterte mich eindringlich, eh er einen tiefen Zug von der Bierflasche war. Er war definitiv ein Flaschenkind. Immerhin, so sparte man das Aufwaschen der Gläser.

"Ja ähm...Amaya du solltest deinen Freund schnappen und hoch gehen. Ich nehme in der Zeit deinen Vater und bring ihn ins Bett", sprach meine Mutter und ging zu meinem Vater, nahm ihm die Bierflasche weg und half ihm hoch.

"Eyy ich will noch nicht.....gehen...", stotterte er und ließ sich schwankend mitschleifen. Es schien ein wenig Mühe gekostet zu haben, doch im Nachhinein hatte sie es geschafft, ihn ins Schlafzimmer zu ziehen. Na toll. Jetzt war ich hier mit meiner Tante und meinem "Freund". Na gut, halft alles nichts. Ich ging zu ihm und tat es meiner Mutter nach, eh er mich schon auf seinen Schoss zog und auf das Sofa drückte.

"Dai!"

"Ich will.....noch nicht...hoch", hickste er. Oh man, er schob so eine Alkoholfahne, dass es kaum zu ertragen war. Ich wendete meinen Kopf zur Seite.

"Du stinkst pervers nach Alkohol. Du solltest dich echt hinlegen und schlafen gehen", versicherte ich ihm. Er grinste einmal, ließ dann von einem meiner Handgelenke ab, die er auf das Sofa drückte und hob dein Zeigefinger.

"Aber nur...wenn du...mit mir gehst!", protestierend sah er mich an. Ich seuftze und willigte ein, hatte keine Lust mehr zu diskutieren. Wieder grinste er und ließ ganz von mir ab, eh er sich auch schon erhob. Dafür das er betrunken war, lief er sehr nüchtern zur Treppe und stand auch sehr gut auf. Da stimmte etwas nicht.

"Amaya", flüsterte Pam, worauf ich mich nochmal kurz zu ihr umdrehte. "Vergiss nicht, was wir dir gesagt haben." Wie könnte ich nur? Ich nickte und folgte Dai dann hoch ins Zimmer. Ich musste ihn einmal halten, sonst wäre er die Treppen runter gestürzt. Das wäre nicht so gut gewesen.

 

Oben im Zimmer angekommen, schloss ich gerade die Tür und lehnte mich an sie, als ich Dai laut seufzten hörte. Wie eine Maschine sah ich zu ihm auf und musste zu meinem erschrecken feststellen, dass er ganz lässig da stand und mich ansah. Trotz das es so dunkel war, konnte ich sehen, wie sehr sein Körper durch den Schweiz glänzte.

"Das war anstrengend", sprach er und fuhr sich einmal durch die Haare.

"Du bist gar nicht betrunken?" Fassungslos starrten meine Augen ihn an, ohne das gewollt zu haben.

"Von drei Bier? Ich bitte dich Amaya, ich vertrage um einiges mehr. Dein Vater aber scheinbar nicht", stellte er fest und kam daraufhin zu mir, nur um mich später an der Tür festzuhalten. Seine beiden Hände lagen wieder rechts und links neben mir, während sein Körper an meinem drückte.

"Ich wollte nur schnell wieder hoch, da wir vorhin so rüde unterbrochen wurden." War das jetzt sein Ernst? Er wollte wirklich mit mir schlafen? Wo war sein Schamgefühl bei diesem Jungen? Vorhin noch so schüchtern und jetzt so ernst. Nein, niemals. Noch wollte ich meine Jungfräulichkeit nicht verlieren. Na ja schon, aber nicht so. Auch nicht mit jemanden, der nicht einmal mein Freund war.

"Wir sind nicht einmal zusammen, bilde dir nicht ein, dass ich wie eine Nutte mit dir schlafe, um danach abgeschoben zu werden. Vergiss es. Ich habe übrigens auch keine Lust und vor allem gefiel es mir überhaupt nicht, meine Eltern anzulügen nur weil du-"

"Wo hast du sie denn angelogen?", unterbrach er mich und sah herrisch auf mich hinunter. Verdammter Mist, mir wäre es lieber, wenn er einfach betrunken wäre.

"Na bei der Sache, dass wir zusammen wären!"

"Amaya, das war mein Ernst." Was? Nein, sicher nicht. Er wollte mich doch bloß wieder ärgern.

"Was? Du hast mich nicht einmal gefragt!"

"Aber du hast dich auch nicht gewehrt, als ich dich immer wieder küsste." Verdammt...da hatte er recht.

"Ja aber-"

"Würdest du Kai auch einfach so küssen?" Gute Frage...würde ich?

"Ich...ich denke nicht.." Ich senkte meinen Blick. Er drückte sich noch drängender an mich. Man er sollte das sein lassen!

"Ja siehst du.." Sein Atem wurde flacher. Seine Haut glänzte nun mehr als woher.

"Oder küsst du mich einfach, weil es dir Spaß macht?" ....Ja...nein...gute Frage!

"Nein.." Eigentlich witzig, er küsst MICH doch immer!

"Ja also, Amaya, wieso sollten wir dann nicht zusammen sein? Oder möchtest du nicht mit mir zusammen sein?" Doch...also nein... irgendwie schon, aber ich wollte Kai nicht verletzten. Ach man.

Er hob mich hoch, ohne das ich etwas unternehmen konnte und legte mich aufs Bett. Ich dachte erst, er würde sich wieder über mich beugen und da weiter machen, wo er aufgehört hatte. Aber er legte sich nur neben mich, umfasste meine Mitte und zog mich fester an sich ran. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits zwei Uhr war.

"Amaya ich liebe dich wirklich, weis mich nicht ab, nur weil du Angst hast Kai zu verlieren." Woher wusste der das wieder? Ich gab die Anspannung innerlich auf und drehte mich zu ihm, um mich seiner Umarmung hinzugeben.

"Du kannst es dir auch noch überlegen, ich zwingen dich zu nichts. Aber die 'Tarnung' ", er beschrieb das Wort so abfällig, "Sollten wir trotzdem halten." Wo er recht hatte, hatte er eben recht. Wir mussten sie halten, anders ging es nicht. Das würde aber auch heißen, dass Kai es erfahren würde....aber er muss es ja nicht. Er flüsterte mir noch etwas ins Ohr, worauf ich nichts mehr gab und sofort einschlief. Ich wurde richtig froh darüber, denn so konnte ich immerhin etwas vergessen, was ich nicht erleben wollte.

Kapitel 39: Von Goethe und meinem Matheheld

"Also, da wir jetzt für immer und ewig zusammen sind, können wir ja schon anfangen unsere Zukunft zu planen. Ich möchte gerne vier Kinder haben, ein Husky. Das größte Haus im Block. Yeahr und n' Pool. Ein Pool wäre cool, doch nicht so cool wie ein Tiger. Ein echter, großer, männlicher Tiger im Garten, dessen Zähne Autoreifen zerfleischen können. Wer kann von sich schon behaupten, dass er einen Tiger hat? Richtig, nur wir!" Möchte der Junge mich so dermaßen auf den Arm nähmen? Will er mich provozieren, bis mir ein Nerv platzt? Das wird unschön. Wie Lady Gaga ungeschminkt zum Beispiel. Dai putzte grade im Bad die Zähne, während ich mich ebenso in diesem Raum aufhielt und mich hastig hinter der Tür anzog. Wieso hinter der Tür? Nun ja, ich möchte nicht, dass dieser voller Steroide vollgepackter Bulle mich nackt sieht. Dazu...dazu bin ich noch nicht bereit, ebenso habe ich mich nicht rasiert. Ich bin bestimmt haariger als eine Persa Katze. Also doch lieber Augenkontakt zwischen ihm und meinem Körper vermeiden. Wieso ich überhaupt hier bin? Mit ihm? Wir gingen zusammen ins Bad, damit es wirklich auch so aussieht, als wären wir zusammen. Aber....aber sind wir das nicht? Will ich das überhaupt? Ah ich weiß doch nicht. Bin ich Hellseher? Nein. Leider weiß ich aber, dass es sowas gibt. Werde ich in meinem späteren Leben glücklich mit Dai? Oder doch mit Kai? Plötzlich spüre ich das Verlangen meine Zukunft zu wissen, um schlechte Entscheidungen vorzubeugen. Zum Glück stelle ich nur mich persönlich zwischen Entscheidungen.

 

"Du musst dich entscheiden, sonst bin ich weg!!" ...Von wegen. Ja gut hab ich gesagt, dass nur ich mich zwinge Entscheidungen zu treffen? Ja gut, dass hab ich. Dai und ich saßen grade in meinem Lieblings Eiscâfe und schlürften einen leckeren Milchshake. Hmm....lecker lecker. Zum Glück, hatte er nicht verlangt, dass wir uns ein Becher teilen. Wie diese Liebespärchen in allerlei Schnulzen. Muss nicht mal 'ne Liebesschnulze sein, selbst in Horrorfilm sind so welche vertreten. Gruselig. Wie eine Zombieart, die sich durch die Gehirne (falls vorhanden) von Liebespärchen frisst und sie dazu zwingt sich ein Becher zu teilen. Beziehungsweise Glas.- Verstanden habe ich das bis heute nicht. Wenn ich Lust auf ein Eis habe, dann kauf ich mir eins! Dann habe ich keine Lust, dass jemand anderes daran ebenfalls rum kratzt! Es ist meins. Standpunkt klar? Jap, Standpunkt klar. Übrigens bin ich nicht verfressen.

"Huh? Was muss ich?" Ich muss eigentlich nichts, außer sterben..... und auf Toilette gehen und essen. Dai reckte sich ein wenig und schob seinen fast leeren Becher zu Seite.

"Kai oder ich. Ich spüre, dass du keinen klaren Durchblick hast. Wer ist dir wichtiger? Liebst du Kai mehr als mich?" Bitte was? Ich glaub die Milch im Milchshake tut ihm nicht gut. Bei dem stickigen Wetter auch gut nachvollziehbar. Vielleicht ist er Lactose intolerant? Das würde eigentlich vieles erklären, zum Beispiel seine Stimmungsschwankungen. Oder ist er doch schwanger? Haha. Ich stellte mir grade bildlich in meinem Kopf vor, wie Dai plötzlich einen riesen großen Bauch bekam. Lustige Vorstellung. Genüsslich trank ich noch einen großen Schluck aus meinem leckeren Becher.

"Amayaaaaaaaaaa, hörst du mir zu?" Ich möchte mir meine, ausnahmsweise, gute Laune hier nicht von ihm verderben lassen. Ebenfalls weiß ich nicht, was ich dazu sagen sollte. Natürlich erwartet er einen Antwort und möchte Gewissheit, doch setzte er mich tierisch unter Druck. Das ist bestimmt nicht gesund für eine Beziehung. Ich bin ja kein Wissenschaftler.

"Dai, ich weiß es nicht. Ich bin total verwirrt und alles kam so plötzlich auf mich zu, wie eine Lawine voller Änderungen und Entscheidungen, die getroffen werde müssen. Ich geb es ja zu, ich habe zur Zeit keinen wirklichen Durchblick. Du hast Recht. Bitte, wenn dir was an mich liegt...lass mir Zeit." Dai saß da und nickte bloß nach einer Weile.

"Wenn es sein muss, gebe ich dir alle Zeit der Welt. Doch bitte, entscheide dich irgendwann. Du merkst das unsere Herzen für dich schlagen. Nicht nur meins, sondern auch Kai's. Obwohl ich merke, dass was an ihm und seiner Art und Weise komisch ist. Doch dies ist ein anderes Thema, welches ich nicht vertiefen möchte.....entscheide dich einfach. Es ist nötig. Ich brauche dich und ich will dich, aber ohne Kai. Du kannst mit ihm befreundet sein ABER nicht immer zwischen uns hin und her wechseln. Dies tut niemandem gut. Bitte..ich möchte dich nicht unter Druck setzen, doch geht es anders nicht. Ich liebe dich. Was nützt mein Herz, wenn deins nicht mit schlagen will? Wenn du dich für Kai entscheidest, ist es aber doch ok..irgendwie. Was soll ich machen? Verspreche mir aber, dass wir für immer wenigstens Freunde bleiben!" Oh weia, er will mich aber bloß nicht unter Druck setzten. Ja klar Boss...ja klar. Er hat aber so Recht und seine Worte trafen mich wirklich hart, als würde jemand mit meinem herzen PingPong spielen. Ah diese Metaphern immer wieder. Er behielt wieder die Oberhand und es war schön mit Dai normal reden zu können, ohne einen Funken Sarkasmus zu spüren oder auf sein Lächeln zu warten.

"..Lass mir Zeit.." wiederholte ich meine Worte, ohne auf sein Versprechen einzugehen. Er akzeptierte diese Worte und trank den Rest seines Shakes. Nun saßen wir hier, umgeben von Menschenmassen, doch nicht möglich miteinander weiter zu reden. Wir schwiegen uns weiter hin an und ich lauschte den Gesprächen unserer Mitmenschen, natürlich war das nicht sehr höfflich. Was ist schon dieses höfflich. Neben Streit, Hass findet man auch Liebe und Glück unter den Worten anderer. Jeder Mensch drückt sich nicht nur mit Worten, sondern auch mit dem Klang seiner Stimme aus. Ich hoffe, ich klinge hoffnungsvoll. Er bekommt seinen Antwort, nur nicht sofort. Vielleicht auch nicht Morgen. Bestimmt auch nicht übermorgen oder über übermorgen. Auch nicht nächste Woche. Warum bin ich nur so unsagbar unentschlossen? Ich könnte jetzt in diesem Moment überaus glücklich sein, doch ich lege mir selber Steine in den Weg. Große Steine, nicht kleine Kieselsteine. Große Steine die sich in einen großen Baum verwandelt. Wie soll sich ein Stein in ein Baum verwandeln, fragt man sich..Woher soll ich das bitte wissen?

"Ich möchte nur das du glücklich bist, egal was passiert und welche Entscheidungen deinen Weg kreuzen. Halte sie stand und höre auf dein Herz", sprach Dai und nahm meine zarte Hand in seine große raue. Hör auf dein Herz. Ist das nicht so ein typischer Glückskeks Slogan, den man in jeder Zeitschrift für pubertierende Mädchen lesen kann? Ja ist es. Das Dai nur mein Bestes will, rührt mich. Das ich so einer wunderschönen und beinah perfekten Person, mal so wichtig sein kann hätte ich in meinen grausamen, doch vergangenen Leben nicht einmal versucht zu geglaubt. Na ja, das Leben ist wie ein Film, es kann auch alles Geschehen.

"Wie gesagt... ich lass dir Zeit." Er versuchte wohl krampfhaft ein Gespräch mit mir aufzubauen, nachdem er meine Laune schrecklich ermordet hat. Die Zeit, ist das größte Gut unserer Welt und ich werde sie nutzen, damit ich meine Entscheidung nicht bereuen werde. Kai oder Dai. Kai oder Dai. Kai oder Dai. Diese Gedanken zerreißen mich förmlich innen drinnen. Übrigens kann ich auch mit niemanden darüber reden, da irgendwie alle damit beteiligt sind. Wenn auch nur passive. Ebenfalls würde mich doch eh niemand verstehen. Meine Gedanken sind kompliziert und sie auszusprechen unmöglich. Nun, die Sprache, in der ich denke muss nicht jeder verstehen.

"Ist Schule nicht was schönes?" Nein, ist es nicht. Obwohl ich schon lange in diese Schule gehe fühle ich mich hier ein wenig fremd. Vielleicht liegt es auch nur an meiner einwöchigen Pause, doch in meiner alten Höllenschule fühlte ich mich immer fremd. Ich bin nicht nur so gewesen, ich bleib auch so. Immer weg und am Rand am stehen. Anders soll es auch nicht sein. Soll ich traurig sein immer nur am Rand zu stehen? Ich schau gar nicht richtig hin. Es gibt kein Zurück aus diesem Ich. Rückzug kommt nicht in Frage.

Völlig in Gedanken versunken und in mein poetisches Ich gefangen, merkte ich nicht die Anwesenheit von Kai, obwohl er mich heute wieder abgeholt hat. Er redet fröhlich von seinem neuen Highscore bei seinem Lieblingsgame, welches es ist, weiß ich nicht. Wie glücklich er zu seinen scheint und so überaus unbeschwert. Wittert nicht die Verwirrung in meinen Gedanken und Herzen. Merkt nichts von dem Tag, an dem Dai zu meiner Rettung wurde..und zu meinem Freund. Warum kämpfen diese zwei Männer ausgerechnet um mich? Ich passe hier nicht rein. In diese Situation. Das scheine nicht ich zu sein. Doch bin ich es.

"Ja, ich freu mich für dich. Gut gemacht!", sprach ich mein Lob aus. Als ob ein neuer Highscore jemanden so glücklich machen kann. Immer diese Nerds. Im Gegensatz zu mir macht er wenigstens keine Problemen. Ich sollte einfach die Stadt..nein, den Planeten verlassen. Flieg einfach mit einem geklauten Space Shuttle auf den Mond. Die kommenden Turbolenzen nehme ich freundlich in Kauf. So Welt. I never see you again. Ich mach ein Abgang, den ich versteh einfach nicht, wieso ich auf diesem Planten bin...okay? OKAY? Was ist los mit mir. Ich spinne langsam. AMAYA, hör auf zu denken. Ändere bitte deine Gedanken. Ähm..süße Babykatzen. Süße Babykatzen. Bunte Bälle. Bunte Bälle. Bunte Bälle.

"Alles ähm..okay Amaya?" Nein, schon lange nicht mehr. Langsam hab ich ein Dachschaden, aber einen gewaltigen.

"Ja. Alles okay. Hab nur noch keine Lust auf Mathe." Kai lächelte. Er weiß ganz genau, dass es mehr als ein Nachhilfelehrer benötigt, um mir richtig Mathe beizubringen. Vielleicht ein Motivationslehrer? An mir scheitern alle. Super, ich bin für die Entlassung hunderter Nachhilfelehrer verantwortlich. Wie kann ich nur noch in den Spiegel schauen?

"Mathe wird schon...irgendwie...irgendwann..okay niemals", lachte er. Lasst ihn nur lachen. Das wird ihm vergehen. Wir setzten uns auf eine Bank, die auf dem Schulhof steht. Wir sind heute zu früh dran und haben noch zehn Minuten. Die werden wir nutzen.

"Ja, zum Glück habe ich auch deine Fremdsprachenkenntnisse und deine beiliegenden Begabung", zog ich ihn auf. Jeder weiß, dass Fremdsprachen ihm nicht so liegen. Er könnte noch nicht mal Englisch von Japanisch unterscheiden...und er sprich Japanisch..

"Du bist fies und gemein."

"What? ich doch nicht." Diese süßer, süßer Sarkasmus.

"Doch, du verletzt brutal meine Gefühle. Ich bin doch nur ein kleiner, armer Junge." Er legte verspielt seine geballten Fäuste an den Augen, als würde er weinen. Dazu machte er auch dieses weinerlichen Geräusch. Humor hat er, muss man ihm lassen.

"Klein bist du nicht, arm schon. Arm an Verstand." BÄM! Gedisst Junge! Strike ins Gesicht! YUHU!

"So, jetzt rede ich nicht mit dir!" Er drehte sich beleidigt um und zeigte mir seinen Rücken. Auch ein schöner Rücken kann entzücken. Manche würden es kindisch finden, doch ich find es niedlich, wie er versucht mich aufzumuntern. Jeder Blinder hätte gemerkt, dass ich nicht ganz glücklich bin. Er jedoch zwang mir seine Gutmütigkeit nicht rein und quetschte die Wahrheit auch nicht raus. Zum Glück wusste er den Grund meiner Laune nicht, es würde nur Stress geben. Jedoch mag ich Jungs, dir mir ein fröhliches Lachen entlocken. Zwar lache ich nach der professionellen Statistik eher seltener, doch sehr wohl sehr, sehr gerne.

"Ich ignoriere dich immer noch..", sagte er, als ich auf seine Gemüter nicht reagiere. Zum Glück ist das alles nur Spaß.

"Notice me, Senpai", krächzte ich, im extra schlecht ausgesprochenem Englisch. Nein, ich kann nicht aufhören ihn damit zu nerven. Plötzlich klingelte die Schulklingel und eröffnete das Leiden.

"Ja Mathe ist schön, Mathe macht Spaß. Mathe ist wunderbar", versuchte ich mir spielerisch einzureden, nachdem ich langsam wirklich verzweifelte und nur aus dem Fenster springen wollte. Man! Ich war eine Woche nicht da. Erbarmen. Ich bitte um Erbarmen. Die Lust, dass Arbeitsblatt zusammen zu knüllen und es dem Herr Obermathematiklehrer an dem Kopf zu werfen unterdrückte ich. Gut für ihn, schade für mich. Dai bemerkte wohl meine Anspannung, denn er blickte oft zu mir. Sehr wohl bemerkte ich die Blicke in meinem Nacken und ich begann noch mehr zu schwitzen. Er saß ein Tisch hinter mir. Kommen wir zurück auf das Sprichwort, auch ein schöner Rücken kann entzücken. Ah ich hab keine Zeit über Sprichwörter oder Mordversuche mit Papierkügelchen nachzudenken. Am Ende der Stunde müssen wir das Arbeitsblatt korrigieren und wie ich einfach sofort weiß, wird der Herr Obermathelehrer mich natürlich fröhlich dran nehmen. Ah, immer diese Lehrer. Er hasst mich einfach. Nun hörte ich, wie ein Schüler kraftvoll aufstand und der Stuhl dabei über den Boden kratze. Schreckliches Geräusch. Die Augenpaare aller Mitschüler richteten sich auf die aufgestandene Person. Nur ich traute mich nicht, ich wusste wer das war und ich hoffte er machte nicht dass, was ich denke. Natürlich tut er dies. Mein Gott Jesus hasst mich! Dai setzte sich ohne einen Ton neben mich und zeigte mir sein Blatt. Soll ich abschreiben oder was? Der Lehrer stand mit offenem Mund da. Da nisten sich bestimmt noch ekelige Fliegen ein. Wäre lustig zu sehen, wenn kleine Maden aus seinem Mund krochen. Okay...wäre nicht lustig. Nur ekelig. Total widerlich. bahhh.

"Dai! Was soll das? Geh sofort auf dein Platz zurück. Hier einfach aufzustehen und sich die Plätze auszusuchen. Wer glaubst du, wer du bist? Die Queen höchstpersönlich? Mach dich weg", sagte der Lehrer. Die Klassenkameraden schwiegen und warteten wohl gespannt auf Dais Antwort. Herr Obermathelehrer mit Fliegen und Maden, die aus seinem Mund kriechen hat schon irgendwie recht. Das war unhöfflich.

"Amaya braucht Hilfe. Sie war eine Woche krank geschrieben, ich möchte ihr nur helfen. Tut mir Leid Sir, ich frage nächstes Mal vorher und sag bitte, bitte." Er...er hat sich entschuldigt. In meiner Gegenwart. Bin ich bei der versteckten Kamera? Wo sind die Kameramänner und die Limo.

Nun schwangen sich alle Köpfe zum Herr ober Mathe-.....okay, lassen wir das.

"Na ja, okay. Doch nächstes Mal fragst du erst mal und setzt nicht immer deinen Kopf durch." Der Ober dingsda war wohl auch über die wohl ernst gemeinte Entschuldigung überrascht, wie ich. Kam auch überraschend. In der verlaufenden Stunden half er mir sehr bei Mathe und ich verstand es sogar. Ich?! Ich!!. Nun musste ich nur die Deutschstunden überleben, damit ich in der Pause endlich Nahrung zu mir nehmen kann. Mein Magen knurrte ein ganzes Orkester. Unsere Lehrerin betrat die Klasse und nach der täglichen Begrüßung, die wir mindestens fünf Mal am Tag hinter uns ergehen lassen müssen, bekam wir schon ein Gedicht austeilt.

"Das ist ein berühmtes Gedicht von Göthe. Der Erlkönig. Amaya lese vor." Natürlich Wer auch sonst noch .

"Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
(die erste Strophe ist schon sehr viel versprechend!)

2. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst Vater, du den Erlkönig nicht!
Den Erlenkönig mit Kron' und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.
(es wird immer besser)

3. Du liebes Kind, komm geh' mit mir!
Gar schöne Spiele, spiel ich mit dir,
Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
Meine Mutter hat manch gülden Gewand.
(Mutter??)

4. Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
Was Erlenkönig mir leise verspricht?
Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind,
In dürren Blättern säuselt der Wind.
( Immer ist es der Wind, der Arme.)

5. Willst feiner Knabe du mit mir geh'n?
Meine Töchter sollen dich warten schön,
Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
Und wiegen und tanzen und singen dich ein.
(Der Erlkönig handelt wohl mit Menschen)

6. Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort?
Mein Sohn, mein Sohn, ich seh'es genau:
Es scheinen die alten Weiden so grau.
(..okay, das sist gruselig)

7. Ich lieb dich, mich reizt deine schöne Gestalt,
Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt!
Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an,
Erlkönig hat mir ein Leids getan.
( Leid hier, Leid da..)

8. Dem Vater grauset's, er reitet geschwind,
Er hält in den Armen das ächzende Kind,
Erreicht den Hof mit Mühe und Not,
In seinen Armen das Kind war tot."
(endlich fertig!!)

 

Als ich endlich dieses Gedicht zuende gelesen habe, atmete ich schnell ein und aus. Während dem Lesen vergaß ich manchmal zu atmen. Dumm gelaufen, wäre ich dabei gestorben stünde in der Zeitung: 'Zum Tode gekommen durch Göthes Hand' wäre doch voll cool.

"Danke Amaya, nun müsst ihr eine Analyse über dieses wunderbare Gedicht schreiben. Habt Spaß und vergisst nicht die Gefühle, die Goethe bei diesem Kunstwerk hatte, mit einzuschließen." Habt Spaß..ihnen auch eine brutalen und schmerzhaften Tod.

"Und dann müssten wir eine Analyse über dieses Gedicht schreiben. Ersten Tag in der Schule und schon muss ich eine Analyse schreiben. Weißt du eigentlich, wie oft ich einzelne Strophen lesen musste, um den Sinn zu verstehen und um ihn zu interpretieren. Ich hab es immer noch im Gedächtnis. 'Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind. Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm..' Möchtest du mal meine Interpretation hören?", fragte ich Kai. Wir liefen zusammen mit einem Eis in der Hand nach Hause. Nach diesem Unterricht könnte ich die Kalorien gut gebrauchen. Dank dir geliebtes Eis.

"Klar, wieso nicht." Das würde er bereuen.

"Da das Kind Halluzinationen hatte und Stimmen hörte, die durch traumatische Geschehnisse aus seiner Jungen zurück zuführen sind, die wohl durch die Serie 'Teletubbies' verursacht wurden, war es klar, dass der Vater das Kind nicht zum Arzt bringen wollte, sonder in die Klapse stecken wollte, um dieser Belastung zu entkommen. Am Ende hielt er es auf den Weg das Gejammer doch nicht aus und brachte das Kind um. So erzählte er diese Geschichte, um nicht verurteilt zu werden. Da Goether der Dichter dieses....Meisterwerk erschaffte, hatte er wohl starke Probleme, um sich so etwas grausames auszudenken. ENDE. Ich fand es realistisch und spannend. Die Klasse hat gelacht und Frau Zicke hat mir eine fünf gegeben, kann nicht verstehen wieso." Kai guckte mich erschrocken an. In Gedichtsanalysen war ich zwar ganz besonders gut, doch nicht, wenn ich einen schlechten Tag hatte. Hab ich aber auch nie im Leben behauptet, dass ich alles kann, wenn meine Laune nicht mit macht. Wusste gar nicht, dass selbst in Japan so etwas durch genommen wird. Das hatte ich schon in Deutschland. Jedenfalls erfolgreicher übrigens.

"Ähm...das klingt mehr nach einer Verschwörungstheorie, als nach eine Interpretation. Dir geht es doch gut oder?" Ich bin noch bei Verstand.

"Natürlich, ich habe nur damals sehr gerne Parodien von Interpretationen angeguckt und hab mir diesen leicht sadistische oder auch sarkastische Adern angelacht. Mir macht es Spaß bei sowas zu übertreiben und ich habe dich verascht. Sowas habe ich nicht geschrieben, ich kassiere doch keine fünf extra." Wir beide fingen an zu lachen.

"Du hast mich verkackeiert!" Joooo, das habe ich.

Zuhause saß ich erst mal mit meinen Eltern am Tisch und aß genüsslich mein Abendbrot. Heute war ein, na ja, normaler Tag. Nicht gut, nicht schlecht. Ich bin froh, dass meine Eltern mich heute mal nicht nach Dai ausfragen. Sondern nach meiner heutigen, nicht vorhandenen erbrachten Schulleistungen.

"Wie war dein Tag so, Schatz? Was hast du gelernt?" Fragte meine Mum.

"Wir haben heute was neues in Mathe gelernt. Satz des Pythagoras oder so und in Deutsch haben wir ein Gedicht gelernt und dazu 'ne Analyse geschrieben.." Ich fühlte mich wie so eine Erstklässlerin, die ihre Mutter immer ganz genau beschreiben soll, was sie auch gelernt hat. Stressig.

"Ah ein neues Gedicht? Sag mal auf!" fordert meine Tante mich auf. Sie ist übrigens immer noch da. Schon wieder? Wie oft muss ich dieses Gedicht noch durch mein Kopf jagen?

"Okay.." Ich sagte ihnen das Gedicht mühevoll auf und meine Mutter erkannte es natürlich sofort.

"OH, der Erlkönig von Johann Wolfgang von Goethe. 1749-1832. Ich liebe seine Werke." Meine Mutter ist eine Kunstfanatikerin. Ja, Gedichte sind Kunst. Nicht nur dieses bunte Gepinsel auf meinem Blatt. Und so ging das Abendessen weiter...mit Goethe.

 

Kapitel 40: Eine Nacht, mit der Person die ich liebe

Oh Man, wenn es etwas nervigeres als Dai mit seiner verliebten Art, mein Mathelehrer mit seinem Gezicke, oder allgemein die Schule gibt, dann ist es verdammt nochmal meine Tante mit dem Gedicht Hochzeitslied von Goehte. Hölle, ich dachte ich verrecke am Essenstisch. Meine Tante und meine Mutter...man sah ihnen an, dass sie Geschwister waren. Wie konnte man die Gedichte von dem alten Kerl nur so sehr lieben? Natürlich, sie waren nicht schlecht. Mir gingen sie aber auf jede Fall gewaltig auf den Wecker. Und zu meiner großen Enttäuschung kam am Ende das Gesprächsthema, worauf ich am aller wenigsten Lust hatte. Jungs. Jungs und Dates. Am Anfang war es eigentlich ganz okay. Ich hörte gerne bei den Liebesgeschichten von den beiden zu. Es war richtig niedlich, wie sich meine Eltern damals ineinander verliebten, wie es zum ersten Kuss kam und wie sie dann zusammen gekommen sind. Es war wie ein Märchen. Einfach nicht real. Zumindest hörte es sich so an. Ich konnte mich noch die ganze Zeit an den Satz meiner Mutter erinnern. "Ramon ging mitten in der Schulpause vor mir auf die Knie, nahm meine Hand in seine und drückte ein romantisches 'Ich liebe dich' auf meine Hand, ehe er das gleiche auf meine Lippen tat." Es war wie ein Traum. Meine Mutter hatte so ein Glück. Ihre Romanze basiert wenigstens nicht nur auf einen Unfall. Okay eigentlich schon. Ramon, also mein Vater, musste seine Liebe so gestehen, da er eine Wette verlor. Glück im Unglück würde ich sagen. Meine war ja mehr oder weniger nur eine Ausrede. Na ja, noch.

Bei meiner Tante war das allerdings anders. Sie fand ihre erste große Liebe in dem kleinen Laden um die Ecke bei ihrem Zuhause. Sie wollte nur ein paar Kleinigkeiten holen, eh sie mit dem Mann zusammenstieß und so gegen das Regal knallte, sodass sie beinah das Bewusstsein verlor. Der Mann, namens Daniel, nahm sie sofort auf die Arme, rannte zur Kassiererin und verlangte sofort einen Notarzt. Laut ihrer Aussage blieb der Mann bei ihr, bis sie wieder stabil war. Es war Liebe auf den ersten Blick, bis er sie betrogen und belogen, hatte.

 

Nach einer gefühlten Stunde von liebes Gesprächen begann ich wieder zu grübeln. Würde ich irgendwann auch einfach betrogen werden? Und von wem? Von Dai? Oder von Kai? Sowas würde mehr als alles andere schmerzen. Ich glaubte nicht mal daran, dass ich mein Herz jemanden schenken würde. Ich spiele nicht gerne mit meinem, gerade erst zusammen geflickten Stück, was irgendwo tief in meiner Brust noch schlägt. Allerdings fing es von mal zu mal an mehr zu schmerzen. Oma... kannst du mir helfen? Weißt du was das ist? Weißt du wie man das behandelt? Warum ich zu meiner Oma sprach? Weil sie immer bei mir ist.

"Amaya...", sprach meine Tante nun eher traurig, nachdem sie das Glas Wasser absetzte.

"Ja Pam?", wollte ich wissen. Irgendwie bekam ich ein richtig schlechtes Gefühl.

"Bedrückt dich etwas?" Oh oh.

"Nein, nö eigentlich alles cool", log ich. Hoffentlich wurden meine Pupillen gerade nicht klein. Ich hasste meinen Körper dafür, dass er mich damit verriet. Aber auch mein spielen mit meinen Fingern verriet mich. Ich versuchte sie eben noch krampfhaft an meinem Stuhl zu klemmen.

"Hmm....Ach Linda könntest du bitte in den Keller gehen und die alten Fotobücher heraus holen? Ich will Amaya etwas zeigen"

"Sicher Pam", gab meine Mutter und verschwand daraufhin sofort nach unten. Skeptisch sah ich meine Tante an. Sie wollte mir nichts zeigen, sie wollte mit mir alleine sein.

"Amaya, wie oft willst du mich noch anlügen, solange ich hier bei euch bin?"

"Was meinst du?" Oh Himmel sie weiß es!

"Dich bedrückt etwas und du willst es nur nicht sagen, weil wir alle drinnen hängen. Stimmts?", perplexsah ich sie an. Was war meine Tante, Spion?

 "Was wird das hier, ein Verhör?", gab ich patze dazu und stand auf. Ich hatte keine Lust auf so einen Schrott.

"Amaya, warte!", rief sie mir hinterher, doch ich war schon bereits die Treppe hinauf gerannt und ließ zugleich die Tür zuknallen. Erschöpft lehnte ich an der Tür, drückte meine Hände dagegen als hätte ich Angst, dass jemand sie einreißen könnte. Nach einigen tiefen Atemzügen nahm ich das Bild meiner Oma zu mir und ging damit ins Bett. Es roch noch immer nach Dai. Egal wo ich war, es roch überall nach ihm. Im Schrank, im Bett, fast mein ganzes Zimmer. So als wäre er ein Stinktier, dessen Geruch man nie mehr los wird. Mehr als ein Tier war er doch gar nicht oder? Er ist wie ein Parasit, dass man nie mehr los wird. Aber irgendwie sind wir doch alles Tiere oder etwa nicht? Geschaffen von Gott und vom Teufel verflucht. Irgendwann müssen alle sterben.

 Erneut blickte ich das Bild an. Meine Oma und ich, wie wir damals noch auf der Schaukel saßen und geschaukelt haben. Mit ihren gefühlten 80 Jahren war sie damals die perfekteste Frau, die man sich jemals vorstellen könnte. Jeden Tag gab sie mir Süßes, hob mich, trotz ihrer zerbrechlichen Knochen hoch und spielte mit mir Flugzeug. Im Sommer bekam ich immer ein Eis. Ich konnte es mir ja leisten bei der super Figur. Ihre weißen Haare kitzelten mich hin und wieder im Schlaf. Sie war immer für mich da. Egal ob ich weinte oder nicht. Egal ob ich reden wollte oder nicht, sie war da und legte einfach ihren Arm um mich. In der Zeit, wo ich in der Schule unterging, war sie die Einzige, die mich nach der Schule auffing. Meist mit ihren von mir geliebten Muffins. Die muss man probiert haben. Ach meine geliebte Oma. Selbst jetzt fehlte sie mir mehr als alles andere in der Welt. Ich möchte sie wieder sehen, nicht nur das Bild in meinen Armen halten. Ich wollte nie das sie mich verlässt, selbst als ich erfuhr, dass sie es irgendwann mal muss. Niemand könnte meine Oma ersetzten. Zu jeder Person gutherzig und immer ein offenes Ohr. Bedrückend und zerstört im inneren drückte ich das Bild an meine Brust und kauerte mich zusammen.

"Oma sag mir, was soll ich jetzt machen? Ich treffe Jungs im Leben, die mich lieben und mein Herz weiß nicht wohin. Wie soll ich mich entscheiden? Ich habe Kräfte, mächtiger als eine andere. Was soll ich tun? Oh Oma, wo bist du?" Erst jetzt fing ich an eine Träne zu lösen. Sie war immer meine Zeiten voller Glück. Sie ist jetzt jedoch ein Sternenkind. Ich hatte gehofft, sie lebt für immer. Es ist schwer zu verstehen, dass sie nun da oben ist und nicht bei mir sitzen kann. Ich kann sie nicht einmal besuchen, weil ihr Grab gar nicht hier ist. Ich gebe es zu, ich lebe in der Vergangenheit..ich sehne mich nach der Umarmung, die mich so liebevoll einhüllt. Ich würde ihr gerne so viele Fragen stellen. Oma weißt du noch, du hast früher immer gesagt aus mir wird mal was...aber jetzt? Wie siehst du jetzt zu mir? Sie ist weg, sie kommt nicht mehr zurück. Sie wollte mich immer glücklich sehen, aber allein der Gedanke, ich bin nur noch glücklich wenn ich zurück blicke.. Ein Stück von mir starb damals vor zwei Jahren mit ihr. Sie nahm ein Stück meines Herzens mit in ihr Grab. Ich schenkte es ihr gerne. Es gehörte schließlich ihr.

Ein klopfen zog mich aus der Erinnerung. Ohne meine Erlaubnis trat meine Tante herein.

"Wir reden jetzt", gab sie mir zu verstehen und setzte sich in mein Bett. Ich schluckte den schmerzenden Klos in meinem Hals herunter, wischte mir die Tränen weg und setzte mich auf.

"Was ist los mit dir? Was verschweigst du mir? Ich bin nicht deine Oma, dass weiß ich. Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nichts sagst. Ich möchte doch nur dein Lächeln sehen, meine Kleine." Mein Herz zerriss sich. Wieso schmerzte es gerade so?

"Tante Pam, ich habe wirklich nichts", es war mehr ein Flüstern. Und trotzdem riss es mir beinah die Stimmenbänder heraus. Fast so, als würde meine Oma wollen, dass ich mit ihr spreche. Willst du das denn Oma? Gib mir ein Zeichen, bitte. Ich sah nach draußen, der Himmel war dunkel und einige Sterne zeigten sich. Beim genauen hinsehen bemerkte ich, dass ein Stern zu blinken begann. War dass, das Zeichen? Ich atmete einmal tief durch. Es musste wohl sein.

"Amaya..."

"Pam...was macht man, wenn in einem zwei Jungs verknallt sind, aber man selbst nicht weiß, wo das Herz hin will?", fragte ich sie und streichelte daraufhin den Rücken von Sammy, der gemütlich auf meinem Bett schlief. Er schnurrte daraufhin.

"Du bist gar nicht mit Dai zusammen, stimmt es?" Ich nickte "Und wer ist der andere Junge?"

"Er heißt Kai.. Wir sind mehr beste Freunde."

"Und du weißt wirklich nicht, wohin dein Herz will?" Ich schüttelte langsam den Kopf. Sie soll aufhören mich mit Fragen zu durchlöchern. Ich wollte Antworten. Meine Tante zog mich in ihre Arme und streichelte meinen Kopf. "Die Antwort wird bald auf dich zufliegen, vertrau mir. Ich glaub ich weiß sogar, wer es sein wird."

"Wer?", fragte ich sie und löste mich aus der Umarmung.

"Na Dai." War ja klar, sie kennt Kai noch nicht mal. Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, eh ich das Bild von meiner Oma wieder in die Hand nahm. Ich strich einmal drüber, sah dann zu Pam und wieder zurück.

"Du vermisst sie sehr oder?"

 "Mehr als alles andere auf der Welt..."

"Ich denke eher mal, dass sie bei dir ist, egal wo du hingehst." Meine Tante konnte ja so rührend sein...

"Pam, versprich mir das du Mum nichts verrätst ja?"

"Ich soll was nicht verraten?" Sie gab mir ein Kuss auf die Stirn, stand auf und ging aus meinem Zimmer. Es war offensichtlich, dass sie nichts verraten würde. Dafür hatte sie mich viel zu lieb. Ich war ihr wirklich dankbar dafür. Ach ja, die gute alte Pam.


"Amaya.... " What the-. Ich drehte mich um und bemerkte, ich war alleine im Zimmer. Hä? Spinnte ich jetzt etwa? Ich habe doch etwas gehört.

"Amayaa".. Da schon wieder!

"Amaya, komm auf den Friedhof"... Langsam wird es aber gruselig. "Vertrau mir... " Wie von selbst bewegten sich meine Beine. Irgendwas stimmte hier doch nicht. Ich öffnete das Fenster und musste feststellen, dass ich ein verlangen zum springen hatte. "Ma-" weiter kam ich nicht, da schnürte mir die Luft ab und mein Körper sprang von selbst. Ich öffnete meinen Mund zu einem Schrei, bekam jedoch nichts raus. Als ich landete war eine Hand von mir auf dem Boden gedrückt und ich in der Hocke. Wann hatte ich mich so platzierte? Was war hier los? Wieso konnte ich nicht sprechen? "Komm, mein geliebtes Mädchen." Diese Stimme, das war doch...

Meine Füße begangen zu brennen. Hä? Wann hatte ich meine Kraft aktiviert? Ich begann zu rennen. Die Bäume und die verschiedenen Häuser schossen an mir vorbei, alles verschwamm in verschiedenen Farben und war nach kurzer Zeit nicht mehr sichtbar. Kurz vor dem Friedhof legte ich eine Vollbremse hin. Ich war weder außer Atem, noch irgendwie verwundert, so schnell hier zu sein. Was mich wunderte war, wieso ich so einen Drang hatte, hier her zu komme und wieso sich meine Magie selbständig gemacht hat.
"Amaya beeil dich..."

Wer war das? Ich bekam keine Angst oder irgendein anders unangenehmes Gefühl. Ich war eher neugierig und wollte wissen, wer mich hierher verlangte. War da irgendwo auf dem Friedhof ein Magier oder eine Magierin, die sich in meine Gedanken gehackt hat? Wahrscheinlich unwahrscheinlich. Mit schnellen Schritten ging ich auf den Friedhof. Man sollte meinen, dafür, dass es gerade mal viertel nach elf war und ich auf einem Friedhof rumgeistre, war es relativ.....nein, ich war relativ bescheuert. Was hoffte ich hier zu finden? Ein Geist? Ich ging weiter hinein, hörte zwar Äste knacken und Eulen, aber das war mir egal. Irgendwann blieb ich einfach an einem Baum stehen. Er zog mich an, ich spürte es. Irgendwas war da.

"Amaya...du bist da..."
Ich musste ein paar mal blinzeln, um das zu realisieren. Das...das konnte doch nicht wahr sein...

"Du...." Meine Stimme brach ab. Sofort kamen mir die Tränen. Die Arme schlugen sich automatisch um ihr. Ich konnte sie nicht fühlen...ich konnte sie sehen aber nicht fühlen.

"Amaya..du bist so groß geworden. Und so hübsch."

"Großmutter..." Mein Schluchzen wurde tiefer und meine Tränen liefen schneller. Ich fiel auf die Knie und schlang mein Gesicht in meine Hände.

"Ich träume, ich träume...Mama wecke mich auf, ich muss zur Schule..."

"Amaya...." Sie kniete sich runter und plötzlich konnte ich ihre Hand auf meine Schulter spüren.

"Ich bin nicht lange hier, also versuche dich zu beruhigen und das zu akzeptieren. Ich bin da, weil du doch so viele Fragen an mich hast." Sie nahm mich in den Arm und plötzlich konnte selbst ich meine Arme um sie schlingen. Diese Umarmung...ich habe mir so gewünscht sie endlich wieder zu spüren. Aber sie hatte Recht. Ich musste mich beruhigen. Sie war hier um mir zu helfen. Ich sollte es nutzen.

"Oma, ich besitzt Kräfte. Ich kann Feuer benutzen und meine ganzen Freunde und die gesamte Schule kann Kräfte benutzten!"

"Ich weiß Amaya, du kannst schon seit deinem vierten Lebensjahr diese Magie benutzten."

"Was, woher weißt du das?!"

"Später mein Kind, was willst du mir denn noch sagen?" Sie packte mich am Arm, zog mich hoch und wir gingen ein Stück. Auf diese Frage wird sie mir nicht entkommen können! Zusammen gingen wir durch den Friedhof. Ich war so froh sie zu sehen. Meine Oma, nach zwei Jahren ist sie endlich wieder da, vor mir.

Ich begann zu erzählen. Alles. Der Rest meiner alten Schule und der neue Teil. Von Dai, den tot von Sven und von Kai. Cho, Tori und Nara sowie Lin waren auch dabei.

"Ah verstehe, Sven heißt der Junge also, der zu uns gekommen ist. Wisst ihr schon, wer ihn umgebracht hat?"

"Nein, leider nicht."

"Und Dai ist der Junge, der letztens in deinem Bett geschlafen hat, stimmt es?"

"Woher weißt du das denn schon wieder?" Langsam verwirrte mich diese Frau.

"Amaya, ich bin von dir genommen wurde, aber nicht aus der Welt. Ich komme euch hin und wieder besuchen. Ich muss doch sehen, wie es meinem Schatz geht." Ich habe ja schon immer an Geister geglaubt. Sie hat mich nie alleine gelassen.

"Ja, Dai ist der Junge gewesen. Oma..ich weiß nicht was ich tun soll. Er liebt mich und Kai liebt mich aber auch. Was soll ich tun? Verrat es mir! Sieh in mein Herz. Verrat es mir, für wen schlägt mein Herz mehr? Gibt es überhaut einen? Sag es mir bitte, löse die Verzweiflung aus mir." Ich streckte meinen Brustkorb ein wenig vor. Sie sah mich nur ein wenig verzweifelt an und schüttelte den Kopf.

"Amaya.."

"Bitte!"

"Das musst du selbst herausfinden. Ich weiß es schon lange. Ich weiß alles. Aber du musst es wirklich selbst heraus finden."

"Aber Oma-"

"Nein meine Süße. Ich kann dir nur Tipps geben." Tipps? Was soll ich mit Tipps, wenn ich doch sowieso nur durcheinander bin?

"Hör gut zu", sprach sie und beugte sich ein wenig zu mir herunter.

"Was löscht das Feuer?

Was schmelzt das Eis?

Was umhüllt dein Körper,

wenn die Wahrheit kommt?"

Die Worte schallten durch mein Gedächtnis, ohne das meine geliebte Großmutter die Lippen bewegte. Ich war mir sicher, dass ich die Antwort wusste. Allerdings kam kein Wort über meine Lippen. Und um ehrlich zu sein, ich hatte schon bessere Tipps gehört.

"Amaya, es wird Zeit.."

"Zeit? Wofür?"

"Sehe hinunter." Ich tat was sie sagte. Wir standen vor einem Grab. Es sprühte so eine Vertrautheit aus. Was war das?

"Das ist das Grab, deines Großvaters." Ich erstarrte. Großvater lag dort? Ich dachte er lag in Deutschland.

"Wann immer du traurig bist, wann immer du mich brauchst, komm hier hin. Ich höre dir zu, egal was es ist. Ich hüte dich und passe auf dich auf, auch wenn ich dich nicht berühren kann. Du wirst mich allerdings nicht sehen. Du wirst nie wissen, ob ich hier bin oder nicht. Du kannst nur hoffen..." Sie wurde leiser. Als ich ein Blick zu ihr wagte sah ich, wie sie anfing sich aufzulösen.

"Oma!", schrie ich und streckte meine Hände zu ihr aus. Sie gingen einfach durch ihr durch. "Nein! Du musst mir noch was beantworten, Oma!"

"Meine Zeit ist reif Amaya, die Uhr schlägt Mitternacht."

"Oma, wieso hat du mich nicht schon früher geholt?!"

"Ich konnte nicht..", antwortete sie nur noch schwach.

"Oma!"

"Ich bin bei dir..." Es war nur noch ein Schall. Ich sah sie nicht mehr. Sie war weg. Ich hatte sie doch gerade mal wieder gesehen und schon soll sie wieder weg sein? Das ist nicht fair! Ich wollte sie wieder haben! Ich stampfte mit dem Fuß auf den Boden auf und streckte danach mein Kopf in den Himmel, ballte meine Hände zu Fäusten, nur um wieder zu weinen und zwar so laut ich konnte. Erneut fiel ich auf die Knie, vor dem Grab meines Opas und fluchte. Wieso ich? Warum musste ich so leiden? Das war ungerecht!

"OMAAA!" Erneut sprach ich einen Fluch aus. Ich verfluchte Gott und die Welt, dafür das sie mir meine Oma genommen haben. Ich schlug einmal kräftig auf den Boden auf.

"Ich hasse das Leben!"

"Wieso denn?" Diese Stimme riss mich augenblicklich aus den Gedanken. Ich drehte mich herum, meine Tränen flossen weiter.

"Magst du mich nicht mehr in deinem Leben haben?" Er steckte sich eine Hand in die Hosentasch und ließ die andere gemütlich herunterbaumeln. Seine typische Stellung. Ohne zu wissen wieso, sprang ich auf und rannte in seine Arme. Zu meinem Glück nahm er mich sofort herzlich auf und streichelte meinen Kopf, während ich mein Gesicht an sein Brustkorb drückte.

"Sie war da Dai, sie war da!", brachte ich weinend hervor.

"Ja, ich weiß. Ich habe dich beobachtet.." Klang er da gerade etwa traurig? Hat er etwas mitbekommen, was er nicht sollte?

"Warum ist sie schon fort? Warum musste sie mich wieder alleine lassen?", ich zog einmal kurz meine Nase hoch, eh ich meine Finger in seinen Rücken krallte und meinen Kopf an ihm zu wälzen begann. "Das ist nicht fair!"

"Hey Amaya, beruhig dich wieder. Komm du solltest dich schlafen legen, morgen ist Schule."

"Ich will nicht!", schrie ich ihn an und fing an mit meinem geballten Händen auf seinen Brustkorb zuschlagen. Er ließ es zu, wehrte sich nicht dagegen. Als ich mich halbwegs beruhigt hatte, sah er mich nur traurig und verzweifelt an.

"Dai..wieso-" Weiter kam ich nicht. Er legte seine mit Wasser umhüllte Hand an meine Stirn.

"Du solltest schlafen Amaya, nachher hole ich dich für die Schule ab", flüsterte er. Ich fiel in seine Arme und kurz darauf in einen langen ruhigen Schlaf.


Die Tür klingelte. "Ich geh schon!", rief ich und schnappte meine Tasche. Mit vollem Elan rannte ich zur Tür und riss sie auf, nur um sie danach wieder zu schließen. "Dai? Was suchst du hier?"

"Ich hole dich heute mal zur Schule ab", sprach er, nahm meine Hand und zog mich mit sich. Plötzlich schoss mir was in den Kopf, wo ich mir plötzlich sicher war, wen ich mein Herz vielleicht schon übergeben habe.

 

 

Was löscht das Feuer?

Was schmelzt das Eis?

Was umhüllt dein Körper,

wenn die Wahrheit kommt?

 

 

Kapitel 41: Die Entfürhrung

"Ich hab mit meinen Eltern immer noch nicht geredet!" sprach ich, währenddessen leckte ich an meinem leckeren Schokoladen Eis. Ja, das tägliche Eis ist schon normal. Bald rolle ich durch die Gegend, wird mich Dai dann immer noch lieben? Nur Gott weiß das...und Oma. Was gestern passierte, ist mir immer noch etwas unheimlich. Wer kann schon sagen 'Hey, meine Omi kam aus dem Grab gekrochen um sich meine Schnulzenprobleme anzuhören, danach hatte selbst sie keine Lust mehr und ging lieber wieder weg!" Das glaubt mir noch nicht mal die Gostbussters.

"Musst du das auch? Ich meine, du weißt welche Kräfte du in dir trägst. Das ist die Hauptsache." Dai war wirklich blind oder?

"Bitte? Ich kann sie doch nicht bis zu meinem oder eher ihrem Lebensende anlügen oder ihnen so etwas wichtiges Verheimlichen." Es ist schon ne große Sache. Das Feuer ist eine große Macht, die Städte auslöschen könnte. Was würde passieren, wenn ich eine unkontrollierbaren Wutausbruch hätte? Nur Dai konnte mich mit seiner Kraft aufhalten. Er ist mir deutlich überlegen.

"Amaya, sei doch nicht so doof. Wieso bist du in einer Stadt, die fast nur aus Leute wie uns besteht? Leute die Kräfte besitzen, die sich normale Menschen nicht im entferntesten denken können und die dabei noch in eine Schule gehen, wo so welche Kräfte geschult werden? Glaubst du wirklich es ist ein Zufall, dass du ausgerechnet hier versteckt bist? Wir sind Monster der Zivilisierung. Ihrer Meinung nach. Da sie Angst vor uns haben, zerstören sie uns. Wir verstecken uns hier. Das hier ist nicht die schöne kleine Landstadt. Nein, sie ist ein Gefängnis, wo wir nicht raus dürfen. Ohne Asylrecht, welches wir von dem Hohen Rat der Magnus bekommen , dürfen wir hier nicht weg. Weißt du wie schwer es wird, so was zu bekommen? Darum sind deine Eltern auch bisher nicht mit dir weg gefahren, doch alleine. Was bedeutet das? Im Gegensatz zu allen anderen, können deine Eltern keine Magie benutzen oder haben andere Kräfte, deswegen müssen sie nicht Asyl beantragen. Sie fürchten dich. Siehe es ein. Irgendwas stimmt mit deinen Eltern nicht. Es ist bestimmt eine verborgene Wahrheit. Lass es lieber so stehen, bevor du verletzt wirst. Lass es gut sein!" Von was redet Dai da bitte? Er lügt doch, meine Eltern fürchten mich nicht und wenn es stimmt, was er sagt, wollen sie mich nur beschützen und nicht einsperren. Doch woher sollte er das wissen? Er hat außerhalb unserer (fast) Beziehung nichts mit ihnen am Hut. Doch wo wäre der Sinn dabei mich anzulügen? Ich traue Dai so etwas nicht zu. Er hatte mir damals sogar den Weg gezeigt und mich aufgeklärt. Er liebt mich! Ohne ihn wäre ich unwissend im Regen geblieben. Ich verdanken ihm so viel, er war mein Retter in vielen Notsituationen. Hatte mir zur Seite gestanden...und ich? Ich traue ihm so viel scheiße zu. Einen Mord, meinen gewünschten Tod und jetzt noch Lügen. Um Gottes Willen, jenes trau ich ihm so gar nicht zu. So ist Dai nicht. Er ist liebt und beinah perfekt

"Ja...", meinte ich. Dieses hatte mir die Sprache verschlagen. Er sagte dies in so einem strengen Ton, als würde er mich wieder als kleines Kind sehen und mir erklären, an welchen Sachen kleine Mädchen schon gestorben sind. Sehr tragisch. Ich traute mich gar nicht mehr hoch zublicken und ihm in die Augen zu sehen. Zu groß ist die Angst, die Wahrheit zu bemerken. Ich müsste mit meinen Eltern reden, ob Dai will oder nicht. Es geht auch dieses Mal um mich...wie sonst auch immer. Immer stehen meine Probleme im Vordergrund, wann kam den Dai zu mir mit seinen Problemen? Nie. Was weiß ich überhaupt über ihn? Vorname und Nachname. Was aß er gerne? Welche Sportart mag er am meisten? Was ist sein Lieblingstier? Das alles ist umhüllt in einem Nebel voller Selbstsucht. Immer geht alles um mich. Ich bin so egoistisch. Scharm macht sich breit. Wann habe ich ihn das letzte Mal gefragt, wie es ihm nur ginge und das auch wirklich so gemeint war? Das müsste ich ab jetzt ändern. Da ich mich nie um andere Leute kümmere, fraßen mich meine Probleme auf. Ich bin der einzige Fehler in meinem Leben.

"Wo sind deine Eltern?", fragte ich Dai plötzlich und ohne jeglichen Vorwarnung. Mir kam in den Sinn, das ich jegliches Thema mit Musho hätte besprechen können. Er hatte ja gesagt, dass er das Geld verdient. Oder vertue ich mich in der Hinsicht? Ich hab es schon vergessen. Kurzzeitgedächtnis for the win! Dai schwieg immer noch. War wohl ein Fehler, ausgerechnet dieses Thema an zu sprechen. Doch er erzählte mir:

"Sie sind tot. Alle beide. Ich wohne alleine bei Musho und seinen Bediensteten." Das überraschte mich nicht. Neugierig schaute ich in seinen Augen. Ich wollte unbedingt seine Gefühle spüren, sehen wie er menschlich zu seien scheint. Nichts, keine Trauer zeigte sich in seinem Gesicht. Ebenso keine Wut. Nur Pokerface, er nahm den Hit von Lady Gaga wohl zu ernst.

"Wie sind sie den gestorben?" Wir setzten uns auf eine Bank im Park. Es war ein wunderschöner Samstag morgen. Die vergangene Schulwoche und das Treffen mit meiner Oma habe ich gut verschmerzen können. Es ist schon fast eine Woche her, seid ich ihr Gesicht sah. Ich hörte Jungs brüllen und drehte meinen Kopf in die Richtung, aus dem der Krach kam. Dort sah man eine Gruppe junger Kinder Fußball spielen. Sind sie auch solche Wesen? Abgestoßen von jene, die über unsere Existenz bescheid zu wissen scheinen? Hunde mit ihren Besitzern da, Liebespaare dort. Geknutsche und Gebrülle überall. Diese Harmonie. Überall zeigte der Park das Leben einer Kleinstadt. Eine Kleinstadt voller Freaks und Unmenschen. Größenwahnsinnig und stark. Ich erwartete wirklich überhaupt keine Antwort auf meine Frage, dankbar war ich ihm jedoch, als er sie beantwortete. Natürlich möchte ich mehr über ihn wissen und ihn anders kennen lernen. Wir sind ja schon so gut wie zusammen.

"Sie sind im Krieg gestorben. Damals herrschte Unruhe zwischen Unsereins und den Hexern. Mis Diraen war die Anführerin. Ihr Herz ist schwarz und voller Hass. Wir Magnus sind Leute, die eine Kraft besitzen und beherrschen. Du besitzt die Kraft, Feuer zu hüten und zu benutzen und ich hingegen Wasser. Hexer sind bittere und eklige Gestalten. Sie sind so eine Art Zauberer, wie aus Harry Potter. Sie können Flüche und Unheil herbei rufen. Hört sich lächerlich an, ich weiß, doch sie sind real, gefährlich und böse. Sie sehen nicht aus wie normale Menschen. Sie haben meist dunkle Haut, meist wurden sie mit Tattoos geboren. Diese Bilder auf ihrem Körper zeigen ihre Bestimmung. Mehr weiß ich auch nicht über sie, es sind halt Magier oder Hexen. Nicht so welche große Spargel mit langen Bart. Nein. Ein Krieg erstand, als jemand unbekanntes den Thronfolger deren Reiches tötete. Sie schoben die Schuld auf uns. Heute ist immer noch nicht klar, wer der Mörder und schuldige des Kriegs war. Meine Eltern waren damals das Oberhaupt der Magnus und natürlich im Krieg dabei, um auch ihre Männer und Frauen so gut wie möglich zu schützen. Sie starben dabei, ich war erst vier. Musho zehn. Wir gewannen, doch der Preis war groß. Irgendwann werde ich diesen Unruhestifter finden und... ihnen das antun, was er uns antat." Hass spiegelte sich in seinen Augen. Er zeigt doch Gefühle! Das erste Mal, seid wir uns kenne spürte ich Mitleid für ihn. Armer Dai.

"Sollen wir zu mir gehen? Ich möchte mich in meinem Zimmer verkriechen, doch ich will nicht alleine sein. Bitte Amaya.." Er schaute mich bittend an. Wie kann ich da nur nein sagen? Ihn hatte wohl dieses Gespräch und die alten Erinnerungen, die wieder hoch kamen echt mit genommen. Ich fühle mich schuldig, ich hätte lieber fragen sollen, was seine Lieblingsfussballmanschaft war und ihn nicht gerade über seine Eltern ausquetschen sollen.

"Ja klar, wir können was essen und etwas Tv schauen." Dai umarmte mich noch auf der Bank und dankte mir. Mein Herz machte einen Sprung und es fühlte sich an, als würden sich die ekeligen Raupen in meinem Bauch zu Schmetterlingen verwandeln. Das muss Liebe sein..ich liebe Dai. Ich bin mir sicher.

 

"Ich liebe dein Bett." Mit einem lauten Knall ließ ich mich auf sein Bett fallen. Ich war so fertig und wir hatten es wieder spät am Abend. Wir hatte lecker gekocht und dann die ganze Zeit Filme geschaut. Ich weiß zwar nicht mehr genau welches es waren, doch waren sie gut. Wieder war das ein schöner Tag, den ich mit Dai verbracht habe und noch besser..Ich bin mir endlich sicher, dass Dai vielleicht sogar schon der Richtige sein könnte. Schuldgefühle wegen Kai schob ich dieses Mal zur Seite, dort können sie auch gefälligst bleiben. Leider hatte ich ihn länger nicht mehr gesehen, er war wieder wie von Erdboden verschlungen.

"Und ich liebe dich!", meinte Dai und ließ sich dann auf mich fallen. Auer, er war schwer.

"Geh runter von mir du Nilpferd auf zwei Beinen!", lachte ich. Oh nein, plötzlich fing er an mich an den schlimmsten Stellen zu kitzeln.

"Haha, hör auf damit." Ich hasse es gekitzelt zu werden, ich raste dann immer total aus. Mit Füßen und Hände wehrte ich mich und schlug ihn, so hart ich konnte. Nützte nichts, ich müsse seinen Bauch treffen. Mit einem schweren Angriff zielte ich in seine Magengrube und traf. Checkpot. Er ließ locker und hielt sich den Bauch.

"Ich..habe verloren..", stöhnte er aus und viel tot auf sein bett. Tot war er natürlich nicht, er tat nur so. Was für mich eine Einladung war, nun ihn zu kitzeln.

"Ich bin nicht kitzelig ", meinte er. Ich versuchte mein Glück, doch er hatte Recht, kitzlig war er wirklich nicht.

"Ah Amaya..", sagte er, als wir uns richtig hinlegten und uns ankuschelten. "Ich bin froh, dass du jetzt da bist." Er war so süß. ich war auch froh hier zu sein, es gibt doch Situationen im Leben, in dem ich glücklich sein könnte.

"Ich bin auch froh hier zu sein", bestätigte ich ihm, wir waren einfach so süß. Er nahm meine Hand und drückte sich leicht.

"Wenn du nicht hier währst, hätte nämlich mein Plan nicht funktioniert." Huh? Welcher Plan? Er drückte fester zu und ich schrie leicht.

"Was? Dai, was ist jetzt los?", fragte ich ihn. Er schaute mich an..lieblos.

"Du bist so dumm." Hä? Plötzlich, bevor ich noch was erwidern konnte, zog er Wasser aus seinen Töpfen und umhüllte mich damit. Ich war gefangen, bekam keine Luft. Dai lachte, er lachte wirklich...es war wie in einem Traum...ich ertrank und Dai schaute zu, nein...war schuld daran. Ich versuchte mich zu wehren, war nutzlos. Es ließ mich nicht gehen, heilt mich stand. Ich wollte schreien, konnte es aber nicht. Was ist nur los mit Dai? Und das so plötzlich? Von 0 auf 180 hatte sich seine Stimmung und Gefühle geändert? Langsam verschwommen alles vor meinen Augen und da wusste ich...ich werde doch durch seine Hand sterben.

 

Tropf. Tropf. Tropf. Tropf. Dieses unausstehliche Geräusch von Wasser, welches von der Decke fiel, machte mich wahnsinnig. Ich bin nicht tot, ich lebe. Trotzdem war ich nicht da, ich konnte nämlich meine Augen nicht öffnen oder war ich doch tot? Ich versuchte mich zu rühren, doch ging es nicht. Es war so aussichtslos, meine Augen wollte sich einfach nicht öffnen. Plötzlich erklang ein Rascheln neben mir, was nicht von mir kam.

"Du lebst noch, Gott sein Dank." Erklang Kai's Stimme...KAI? Ich öffnete meine Augen auf, spuckte Wasser aus und wollte mich aufraffen, ging aber nicht, ich war, wie auch Kai, angekettet.

"Dieser Spinner hat uns angekettet", sagte Kai. Nun blickte ich an mich hinab... Ich saß neben Kai auf den Boden und war mir Händen und Füßen angekettet.

"Dieser ....", meinte ich. Das war Dai. ich konnte nicht mehr, eine Welle von Gefühlen traf mich und ich fing an fürchterlich zu weinen.

"Oh ne, dass können wir jetzt wirklich nicht gebrauchen. Amaya, beruhige dich, wir müssen hier raus!" Er hatte Recht, ich versuchte es einzustellen. Dies gelingt mir erst nach eine gefüllten halben Stunde. Langsam beruhigte ich mich und bekam einen klaren Kopf. Dai hatte uns beide gefangen genommen, nur wieso?

"Erzähl mir alles", sagte ich zu Kai. Es musste ein Grund haben, wieso wir beide hier sind....den möchte ich erfahren und alles weitere.

"Okay, das wird eine lange Geschichte und du musst mir die ganze Zeit zuhören, ohne mich nur ein Mal zu unterbrechen! Verspreche es mir!" Ich hoffte sie wird Oskareif.

"Ich habe Zeit. Sieht nicht so aus, als kommen wir so schnell hier raus und ja, ich verspreche es." Kai lächelte kurz. Ist auch die perfekte Zeit dafür. Er nahm noch einmal tief Luft und dann fing er an zu sprechen. Endlich alle Lösungen meiner Rätsel.

 

"Also Amaya, zuerst mal. Du weiß ja, dass du magische Fähigkeiten hast und fangen wir mal ganz von vorne an. Du bist nicht durch Zufall hier. Dai oder wer auch sonst, ließ deine Eltern hier hin verfrachten, in dem er ihren Arbeitsort änderten. Sie haben Kontakte, sie können das und wieso hat er das gemacht? Er wollte dich. Dai arbeitet seit dem Tod seiner Eltern in einer geheimen Organisation, die uns, Menschen und hexen ausspioniert und die Welt der Magnus stürzen und beherrschen wollen. Darum tötete Dai auch Sven, da Sven zu viel wusste und mich werden sie deshalb bestimmt auch töten. Der Anführer dieser Organisation ist unserer Direktor und Dai arbeitet für ihn, da ihm die Rache wegen dem Tod seiner Eltern versprochen wurde. Der Grund warst nämlich du!" Was? Ich..aber wieso ich? Das...das ist doch einfach unglaublich.

"Du hast eine unendlich große Macht, die sehr gefährlich ist. Dein richtiger Vater, also deine Eltern sind nicht deine leiblichen Eltern. Ah dein Vater war ein Diener von Dais Vater, dem König. Dein Vater Ron, fing was mit der geliebten Schwester des Königs an, diese war auch deine Mutter. Doch Dai's Vater war gegen diese Liebe. Ein Armer Tropf und eine gute Frau aus reichem Haus, das konnte doch nicht klappen und als sie noch Kinder bekamen war es aus. Dai's Vater wollte ihn und sein Balg los werden, doch als er mit bekam, dass das Kind Kräfte hatte, die einfach unglaublich sind, wollte er dich behalten. Doch deine Eltern wollten das nicht und so flohen sie. Dabei wurden sie erwischt und wegen Staatsbruch zu Tode verurteilt, doch nur dein Vater, deine Mutter ist verschwunden. Keiner weiß, wo sie ist. Da war die kleine Amaya ganz alleine. Ohne Eltern auf der Welt, bei Leuten, die es nicht wert waren an der Macht zu stehen. Sie wollten dich benutzen und ließen dich in ein Labor schicken, wo andere Untersuchungen mit dir machten. Feuer bändigen...diese Kraft ist ihnen vorher noch nie über dem Weg gekommen, du warst was besonderes. Doch eines Tages, als sie dich weinen und schreien ließen, während du gefesselt als Baby an einem Tisch gehangen hast, bist du ausgerastet und hast ein Feuer entfacht. Das ganze Labor brannte und Dai's Eltern kamen ums Leben. Bis dahin fragen?" Also doch nicht glorreich im Krieg gefallen. Es waren einfach so viele Informationen auf einmal, alles fliegt in meinem Kopf umher und fanden keinen Platz. Mein ganzes Leben war bloß eine Lüge.

"Wie habe ich weiterhin überlebt?", fragte ich ihn.

"Ich habe dich gerettet, was ich extra nicht erwähnt habe, war, dass ich auch ein Sohn deiner Eltern war. Das bedeutet, Amaya..du bist meine Schwester. Ich bin beinah zehn Jahre älter." Was? Nicht leibliche Eltern okay. Eltern Tod okay. Aber Kai..ist mein Bruder und dazu noch so alt? Sieht man ihm gar nicht an.

"Aber..aber..du bist doch verliebt in mich. Du hast gesagt, dass du mich liebst." Kai fing an herrlich zu lachen.

"Ich liebe dich, weil du meine Schwester bist und ich habe nicht gesagt, dass ich in dich verliebt bin. Das hast du selbst interpretiert. Kann ich fort fahren?" ich nickte bloß. "Also, als in der Villa alles auf dem Kopf stand, da das Hauseigene Labor brannte, verschnellte ich meine Zeit. Also konnte ich mich blitzschnell bewegen, so das mich keiner sah. Ich konnte ja meine Zeit schneller machen. Was die alle nicht wussten war, dass ich auch sehr starke Kräfte habe, ich habe es aber nie gezeigt. Ich war der wertlose Junge, der nur zum Kartoffel schälen da war. Nun ja, ich holte dich da raus und brachte dich zu unserer Oma. Ja, deine Oma ist deine wirkliche Oma, nur hat sie ein weiteres Kind, aus einer anderen Ehe. Deine Mutter. Deine nicht leiblichen Eltern kennen die Wahrheit, was sollte deine Oma auch sagen? Jedoch wollten die dich wie ein normales Kind behandeln und deine Oma, die auch Kräfte hatte, legte ein Bann auf dich, du könntest deine Fähigkeit, bist auf kleine Aussetzter, nicht benutzen, bis zu einem gewissen Alter. Wie gesagt wurden deine Eltern versetzt, als sie auch hörten, was das für eine Gegend war und für welche Rassen, waren sie einverstanden. Dort bist du nicht die Einzige mit Fähigkeiten, wird doch bestimmt alles gut. Von wegen! Nun bist du hier. Dai wollte sich an dich rechen und das so. Als ich dich unsere Oma gab, musste ich fliehen. Sie kannten meine Identität und ich konnte bei dir nicht bleiben. Ich war ein Verräter des Königs. Für dich wäre es besser gewesen und ungefährlicher. Ich reise durch die Welt und war alleine. Als ich erfahren hatte, dass du hier bist, kam mir alles so komisch vor. Ich arbeite beim Geheimdienst des jetzigen Magnus Königs und darum komme ich an so welche Informationen. Jedoch wollte ich dem auf die Spur gehen und kam hier her, wegen meinen Ermittlungen...und natürlich um dich kennen zu lernen. Es lief alles, wie ich es auch wollte. Ich hatte Dai's Plan durchschaut. Er wollte dein Vertrauen gewinnen, um dich dann zu töten. Warum er dich jetzt nicht schon getötet hat, liegt daran, dass sein Boss mit dir reden wollte. Ich weiß das alles, bin ein super Spion was? Und übrigens sind wir noch in Mushos Villa, das Wasser, welches dort Tropft, ist von Dais Zimmer. Jedenfalls wollte ich dich vor ihm beschützen, ich durfte dir aber nicht die Wahrheit sagen. Ich hatte so gehofft, dass du auf mich als Freund hören würdest. Nun ja, hast du nicht und so sitzen wir beide hier. Er hatte mich, als ich auf dem Weg zu dir war, gefangen und ich sitze hier schon Tage. Hast du noch Fragen?" Es war so viel... Dai, wie konnte ich mir nur in ihn so hart täuschen. Ich dachte, er würde mich lieben und meine Eltern, warum haben sie mir nichts erzählt?! Es war so viel..zu viel. Dai wollte mich jedes Mal töten, jedes Mal. Er träumte diesen einen Tag nicht von meinem Tod, sondern wie er mich mit bloßen Händen tötete....es war einfach so krass. Ich schüttelte mein Kopf. Mehr brauchte ich nicht zu wissen. Dies musste ich erst verarbeiten..Wir müssen erst mal hier raus, ich will noch nicht sterben....

Kapitel 42: Entfachung, des zweiten Ich's

Es ist schon einige Zeit vergangen, seid wir geredet haben und Kai mir wirklich alles erzählt hatte. Es war einfach unglaublich, wie in einem Film. Mein Kopf schmerzte schon von diesem ganzen Gedenken. Alles war logisch, es gab beinah keine Lücke mehr...trotzdem konnte ich all das nicht wirklich glauben. Es war einfach unglaublich. Immer noch, immer noch sitzen wir hier und warten auf unseren Tod. Ich war mir nämlich sicher, dass er kommen wird. Gleich würde ich zu dem Boss gebracht werden, er würde mir fragen stellen und dann..ist mein Tod so sicher.

Plötzlich öffnete jemand die Tür und wie auch zu erwarten war, war es Dai.

"Ah, da sitzen sie ja, die süßen. Ah Amaya." Er kam zu mir und setzte sich vor mich. Kam mit seinem Gesicht näher, ich spuckte ihn an. Das ließ er sich nicht gefallen. "Schlampe", schrie er und schlug mich.

"Dai..lass das!", meinte Kai. Dai blieb unbeeindruckt und tat so, als wäre er gar nicht hier.

"Der liebe Direktor sah doch keinen Sinn daran, mit dir zu sprechen, denn seine ganzen Fragen, konnte ich beantworten. Kai ist halt nicht der Einzige, der auf Detektiv tun kann." Er schaute verächtlich zu ihm, als wäre Kai der größte Müll.

"Ich freue mich auf deinen Tod Amaya...", flüsterte er noch und ging...er ging.

"Was sollte das denn jetzt?", fragte Kai. Wenn ich das nur wusste.

"Du bist doch hier der super Spion", meinte ich. Plötzlich erklang ein Geräusch, das sich anhörte, wie das Rauschen von Wasser...oh oh. Plötzlich kamen aus allen Ecken des Raumes Wasser geströmt. Wir werden ertrinken. "NEIN!", schrie Kai und ich blieb einfach nur ruhig. Sicher bereit auf den Tod. War ja nicht das erste Mal, dass sowas passierte. Das Wasser floss immer schneller und schon bald würde es uns komplett einhüllen und töten. Es ging uns schon bis zum Kopf und nach kurze Zeit waren wir komplett eingehüllt. Es wird nur noch paar Minuten dauern, dann sind wir tot. Ich nutzte die Zeit und dachte zurück. An meine Kindheit, an mein Teenager da sein, an meine alte Schule und Heimat. All dies kam mir gar nicht mehr so schlimm vor. Meine Eltern waren nicht meine leiblichen, ja und? Sie wollten nur das Beste für mich und liebten mich. Meine Oma liebte mich auch..Kai liebte mich wirklich. Halt anders, als ich dachte, doch er tut es. Hätte ich auf Kai gehört..hätte ich.., nein Stopp! Hätte, hätte Fahrradkette. Was ich hätte tuen können, ist jetzt wurscht. Wichtig ist, was ich jetzt tuen kann...doch ich kann nichts tun. Wir sind erledigt.

Plötzlich aber ging das Wasser wieder weg, es floss einfach weg. Nun konnte ich auch atmen. Kai und ich lebten beide noch, wir spuckte das ganze, in unsere Lungen gekommene Wasser hinaus und atmeten erleichtert wieder auf..bis wir das sahen. Vor uns stand eine Person..Musho.

"Musho?", fragten Kai und ich, wie aus einem Mund.

"Kommt der Retter etwa doch nicht zu spät? Das freut mich!" Musho unserer Retter? Er ist Dai's Bruder, die stecken doch unter einer Decke. Musho bemerkte wohl meine misstrauisches Gesicht und sagte: "Amaya, ich bin gegen all das, was Dai vor hat. Seine Seele wurde finster und er möchte Rache. Ich bin anderes, was geschehen ist, ist geschehen. Es waren meine Eltern, doch waren sie auch selber Schuld." Musho klang glaubwürdig.

"Ich glaube dir erst, wenn du uns hier befreist", meinte Kai und zog an den Ketten.

"Kein Problem, die Ketten sind so alt, das wird leicht." Musho nahm Wasser, spritzte sie auf die ketten und ließ es einfrieren. Er holte mit seiner Hand aus und darauf zersprang die Kette.

"Du kannst auch Wasser bändigen?", fragte ich ihn erstaunt, während ich endlich diese lästigen Dinger von meinen Armgelenk zog.

"Klar, sogar besser als Dai. Übrigens wir müssen Dai finden, er denkt bestimmt-"

"Schon zu Spät Brüderchen." Dais stimmt erklang von hinten und bevor Musho reagieren konnte, schlug Dai ihn auf dem Kopf. Das machte Musho aber nichts aus. Er zog sich wieder hoch und startete den Gegenangriff. Mit geballten Fäusten schlug er Dai in den Magen. Dieser fiel auf den Boden, doch bändigte er das Wasser so, dass Musho gegen die Wand gestoßen wurde. Er jedoch machte seinen Aufprall weniger schmerzlich, da er Wasser hinter sich hatte. Ein Kampf der Giganten begann. Wasser gegen Wasser, wer gewann? Es war ein Kopf an Kopf rennen, jeder kassierte einen guten Treffer, leider hatte Dai eine Geheimwaffe. Plötzlich zog er aus seiner Hosentasche eine kleine Waffe und schoss auf Musho. Ich schrie ein lautes "NEIN!" und Kai war starr vor Angst. Musho's lebloser Körper lag auf den Boden und viel Blut floss aus der Wunde. Er war bestimmt tot!

"Jetzt seid ihr dran", erwiderte Dai und ging auf Kai zu, der sich nicht bewegen konnte.

"Gefällt es dir Amaya? Deine Freunde sterben zu sehen? Mir hat es auch nicht gefallen, als ich meine Eltern sterben sah...Wie sie in Flammen aufgingen und verzweifelt nach Hilfe riefen. Weißt du wie sich das anfühlt?" Er drückte ab. Kais Kopf explodierte und er war sofort tot...er hatte beide getötet.

"NEIN DU MONSTER! DU SCHEIß MONSTER!", schrie ich. Er lachte, er lachte wirklich. Er war völlig wahnsinnig. Ich konnte das nicht glauben, beide waren Tod. Das kann nicht sein. Irgendetwas regte sich in mir. Ich begann zu zittern, trotzt meines Schwitzens. Er würde mich also töten? Er würde mich nicht mehr lieben? Mein Herz setzte für den Moment kurz aus. Es zerriss geradewegs meine Brust, wenn ich daran dachte, er würde seine Liebe in Wut umwandeln und mich umbringen. In Wasser ertränken und mir eine verschmitztes Lächeln mit einem, aus Rache gelüstenden Blick schenken, eh ich sterbe.

"Er will Vergeltung... er will meinen Tod", flüsterte ich. Geschockt über meinen eigenen Worten riss ich die Augen auf. Die Flamme wurde sofort groß und kam auf mich zu. Ich bekam keine Angst. Brauchte ich auch nicht. Sie knallte auf mich drauf und schon war mein ganzer Körper umhüllt von Feuer. Einige Funken flogen durch den Raum, blieben an den Wänden hängen und wurden groß. Mein Körper brannte und meine nun freigelegte Kraft verschmolz mit dem Feuer der Flamme. Ich spürte ein kleines ziehen in meiner Brust. Meine Lungen atmeten die Flammen ein. Es war dieses Mal anders als sonst. Ich verbrannte mich von innen nach außen selbst. Ich konnte es aber auch nicht stoppen.

Die Flammen wurden größer. Meine Kleidung fing nun ebenfalls an zu verbrennen. Meine Ärmel meines T-shirts waren schon ein wenig abgebrannt und meine Hose war schon bis zu meinen Knie verbrannt. Selbst in meinem Bauchbereich gab es stellen, die so verbrannt waren, dass man mühelos meine Haut sehen konnten. Ich konnte selbst in meinen Augen die Hitze sprühte und das Brennen, jedoch ging der Versuch, sie zu schließen daneben. "Komm gib auf", sprach mir mein Verstand zu. Ich bekam Atemnot. Mein ganzer Körper ging in Flammen auf. Nachdem ich das ziehen auf meinen Armen erst richtig mitbekam, sah ich hin ohne meinen Kopf zu bewegen. Es brannten sich verschiedene Farben auf meine Haut. Blau, grün, pink, rot, orange, schwarz. Alles war dabei. Es sah aus wie ein Tattoo. Ich verbrannte den Zauber geradewegs. Erst als ich das ziehen auf meinem Gesicht mitbekam war mir klar, ich musste aufhören. Ich wollte nicht so sein wie Dai.

"Was machst du da? HÖR AUF! ", schrie er und schoss auf mich. Alle Kugeln prallten ab. Ich musste mich beruhigen. Ich versuchte es so sehr ich konnte, doch ohne Erfolg. Meine Hose verbrannte. Ich stand auf und betrachte meinen Körper. Selbst auf meinen Beinen waren mittlerweile diese Farben. Es schmerzte so sehr, dass ich einen Schrei aus meiner Kehle löste. Er schallte an allen Wänden vorbei, suchte einen Ausweg, den es nicht gab. Mein Schrei verstummte nicht. Im Gegenteil. Ich ließ ihn kehliger werden. Mein Schrei kam mir mittlerweile vor wie ein Gebrüll. Ein Gebrüll eines Drachen, eines Feuerdrachens wie in dem Buch, was ich zuletzt las. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich nur noch aus Asche und Staub bestehen. Ich brauchte Wasser. Ich wollte das ich gelöscht werde und sich die Farben zurück ziehen. So durfte ich nicht leben, so durfte ich nicht-

Plötzlich wurde alles noch schlimmer. Das Feuer wurde noch größer und Dai wollte gehen, das lies ich aber nicht zu. Ich warf einen Feuerball auf ihn und bevor er was machen konnte, ging er in Flammen auf. Er versuchte sich zu löschen, doch ich schoss so viele Feuerbälle auf ihn, dass es fast unmöglich war. Diesmal gewinnt Feuer über Wasser. Dai's schreckliches Geschrei prallte an allen Wänden ab und machte mich noch wütender. Ich bin nicht besser, als er. Eigentlich wollte ich ihn nicht töten..Ich konnte aber auch nicht aufhören. Als Dai aufhörte zu schreien und mit einer riesen Dampfwolke auf den Boden viel, wusste ich.....ich hatte ihn getötet. Es sah aus wie eine Wasserdampfwolke. Vielleicht hatte er versucht sie selbst zu löschen. Jedenfalls war seine Leiche nicht mehr da. Hatte ich sie verbrannt?

Das Feure erlosch und ich fiel auf den Boden. War regungslos....ich war ein Monster. So ein Monster wie er.


*Drei Monate später*

 

"Amaya, es tut uns so Leid, in was wir dich rein gebracht haben." Meine Eltern entschuldigten sich schon hunderte Male bei mir.

"Es ist gut..es ist vorbei." Es ist schon drei Monate her und ich liege immer noch im Krankenhaus..ich wollte mich einfach nicht erholen.

"Geht bitte, ich möchte schlafen." Sie erfüllten widerstandslos meinen Wunsch und gingen schweigend. In den letzten Monaten ist so unglaublich viel passiert und jetzt soll alles vorbei sein? Unfassbar. Als die Polizei uns fand, nachdem meine Eltern sie kontaktierten, fanden sie uns aber nicht Dai. Dais Tod galt als Unfall, seine Leiche als verschollen oder verbannt und der Direktor ist wegen Anstiftung zum Mord angeklagt. Alles ist gut..wäre da nur nicht...

Plötzlich klopfte es an meiner Tür.

"Ja?" lass es bitte das Essen sein. Jedoch war es nicht das Essen, sondern..Musho. Musho hatte überlebt, im Gegensatz zu Kai..

"Ah, das ist ja mein goldener Retter", sagte ich belustigt. Er lachte und gab mir eine langen und sinnigen Kuss.

"Also für meine Freundin bist du echt gemein zu mir." Ja, wir sind zusammen. Es stellte sich raus, dass meine Oma doch Recht behielt:

 

Was löscht das Feuer?

Was schmelzt das Eis?

Was umhüllt dein Körper,

wenn die Wahrheit kommt?


Meine Oma sprach von Anfang an von Musho...

 

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Danke das ihr es bis hierhin durchgehalten habt :D Weiter geht
es mit dem zweiten Teil Kasai Fire and Water.
Geschrieben von MagicFlower und Sayuri Haname <3

 <3

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.09.2015

Alle Rechte vorbehalten

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