Schon seit langem lebe ich inmitten des dunklen Waldes, weit weg entfernt von meinem Heimatdorf. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnen, wann ich das letzte Mal unter Menschen war. Es gefällt mir so, wie ich nun bin. Unter Menschen habe ich nur Schmerz und Leid erfahren müssen. Hier im Wald gibt es nur mich, die Dunkelheit und die Stille. Ich vermisse meine Mutter. Eine zerbrechliche aber dennoch in gewisser Hinsicht attraktive und fürsorgliche Frau mittleren Alters. Sie hatte die schönsten blonden Haare im ganzen Dorf und ihre Augen waren so schön blau und klar, dass man hätte schwören können sie wären göttlicher Herkunft. Meinen Vater habe ich nie kennengelernt. Immer wenn ich meine Mutter nach meinem Vater fragte, blockte sie sofort ab. Sie sagte immer nur dasselbe: "Itre mein wundervoller Sohn. Dein Vater ist ganz weit weg aber er wird sicherlich eines Tages zurückkommen. Habe Vertrauen und Geduld!". Ich habe meinen Vater dafür gehasst, dass er mich und meine Mutter im Stich gelassen hat! Im Dorf hatte ich gar keine Freunde, da die Eltern der anderen Kinder es ihnen verboten hatten, mit mir zu spielen. Die Dorfbewohner hatten Angst vor uns. Ständig kamen neue Gerüchte auf, dass meine Mutter meinen Vater getötet haben solle und sie eine Hexe sei. Manchmal kam es sogar vor, dass die Dorfkinder unser Haus mit faulen Eiern bewarfen und meine Mutter aufs übelste beschimpften.
Jedesmal wenn ich an meine Mutter denke, kommen mir die Tränen. Hätte ich sie doch bloß nie alleine gelassen. Hätte ich doch bloß besser auf sie aufgepasst. Es vergeht kein einziger Tag, an dem
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2013
ISBN: 978-3-7309-6814-7
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