Die Shortstory ist frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit Personen, Namen und Handlungen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
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Die Sicherheit im Schoß der Mutter war trügerisch. Obwohl unschuldig und rein, war das Ungeborene mit etwas Dunklem, Bösem behaftet. Und kaum hatte Esra das Licht der Welt erblickt, forderte der Fluch seinen ersten Tribut. Niemals durfte das Mädchen die Liebe und Wärme der Mutter empfangen, niemals in deren Augen schauen und niemals die Geborgenheit in ihren Armen spüren, die bei Esras Geburt die Lider schloss - für immer.
Wenige Stunden später wurde das Neugeborene in ein von Ordensschwestern geleitetes Waisenhaus gebracht. Ihre Ankunft verbreitete sich in Windeseile und entlockte den Frauen ein entzücktes Lächeln. Nur eine lächelte nicht.
Schwester Mary besaß die Gabe der Hellsichtigkeit und erkannte gleich die dunkle Aura, die das Kind umgab. Entsetzt eilte sie zur Heimleiterin, um sie davor zu warnen, dass mit dem Neuankömmling das Böse Einzugs ins Kinderheim gehalten hatte.
Ohne dass es zuvor Anzeichen einer Krankheit gegeben hatte, fühlte Schwester Mary sich noch am selben Abend unwohl. Sie begab sich in ihre Schlafkammer, legte sich kränkelnd ins Bett und wachte nie wieder auf.
Die Leiterin des Hortes führte den Tod der Ordensfrau auf das Neugeborene zurück. Sie und die anderen Frauen waren über Marys Ableben betrübt und gleichermaßen bestürzt. Sie versammelten sich in der kleinen Kapelle und beteten für die Verblichene. Auch sprachen sie Fürbitte vor dem Herrn, er möge sie vor einem ähnlichen Unglück bewahren.
Fortan fürchteten sich die Nonnen vor Esra und mieden das Kind, wie der Besessene das Weihwasser. Sie weigerten sich, dem Mädchen zu nahe zu kommen und gingen ihm aus dem Weg. Nur Schwester Judith empfand großes Mitleid für das unschuldige Neugeborene. Sie bat sich seiner annehmen zu dürfen und wurde Esras Ziehmutter. Von da an war sie von ihren übrigen Pflichten entbunden und musste sich ausschließlich um das verwunschene Baby kümmern.
Der Preis für die Aufopferung war hoch. Judith wurde, ebenso wie Esra, in die Isolation gezwungen. Doch die Liebe zum Kind, und deren Erwiderung, entschädigte sie dafür und schien den Fluch zu besänftigen.
Im Alter von acht Jahren zeigte sich Esra dann das Unheil, das scheinbar nur darauf gelauert hatte, erneut zuschlagen zu können. War sie bis zu diesem Tag nur auf Ablehnung gestoßen, was ihre kindliche Seele schwer belastete, erfuhr sie auf bittere Weise, welches Erbe sie mit sich herumtrug.
Aus unerklärlichen Gründen wachte das Mädchen am frühen Morgen auf, bevor das Leben im Waisenhaus pulsierte. Einer bösen Vorahnung folgend, lief sie in Schwester Judiths Zimmer. Die Ziehmutter hatte nicht auf ihr Klopfen reagiert, also trat sie bangen Herzens unaufgefordert ein. Als schliefe sie, lag die Nonne in ihrem Bett. Esra schlich auf Zehenspitzen heran und betrachtete den geliebten Menschen mit einem unguten Gefühl. Schließlich rüttelte sie die
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Jutta Wölk
Bildmaterialien: Jutta Wölk - Coverbearbeitung: Jana Zenker - Buchautorin
Tag der Veröffentlichung: 17.04.2015
ISBN: 978-3-7368-9006-0
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