Die Djehuti haben dank unserer Helden die Advisoren Lilian und Raphael eine schwere Niederlage vor Terra hinnehmen müssen. Doch die Djehutis sind noch nicht besiegt und sie haben unerwartete Hilfe.
Wem wird also nun sein Waterloo drohen?
Irgendwo im Nebel der Zeiten
Wir sind der Anfang, wir sind das Ende. Wir waren schon immer. Wir sind ewig. Ihr seid lediglich das was überbleibt. Der Umkehr des Seins. Wir waren schon seit den Anfängen aller Multiversen. Wir sind aus den Bausteinen des wahren Universums entstanden. Wir waren der Urwirbel des Lebens. Wir sind das wahre Leben, das wahre Sein. Ihr seid nur dort entstanden, wo das wahre Sein sein Ende hatte, dort wo die Urwirbeln ihr Innerstes definieren, also dort wo das Nichts ist. Ihr seid aus dem Nichts entstanden, ihr seid also das Nichts. Und trotzdem maßet Ihr euch an über Alles herrschen zu wollen. Ihr seid das Nichts und werdet immer das Nichts bleiben. Nur wir werden ewig herrschen, über alle Völker des Universums, also auch über Euch.
Psalm der Ewigen
Jahr 2023, Wirklichkeitsebene 3, Terra
Unsere Situation war nicht hoffnungslos. Wir hatten einen großen Sieg über die Heerscharen der Dschehutis davontragen können und eigentlich sollten wir uns freuen. Wir hatten das Unmögliche möglich gemacht. Der falsche Ze-Us war mit seiner riesigen Flotte von über 100.000 Kugelraumern von unserer kleinen aus nur 20.000 Einheiten bestehenden Streitmacht besiegt worden. Wir sollten uns freuen, aber doch…
Wir, … tja wer waren Wir eigentlich? Da war einmal unsere kleine Truppe von Advisoren. Wir waren eine Organisation, die sich den Frieden in der Milchstraße als oberste Maxime vorgenommen hatte. Wir alle hatten gewisse Fähigkeiten, die uns diese Aufgabe erleichterten. Ich, Lillian König war eine ausgezeichnete Telepathin, die die Gedanken aller Lebewesen erfassen und in den meisten Fällen auch verstehen konnte. Ich war vor nunmehr zehn Jahren von der Organisation der Advisoren rekrutiert worden. Damals, als die Erde fast in einer Apokalypse unterging.
„Nun ich denke wir sollten nach diesen drei Wochen nach unserem Sieg endgültig Gedanken machen, wie es weitergehen soll. Wir müssen uns eine entscheidende weitere Strategie einfallen lassen!“, eröffnete Raphael die Diskussion.
Wir saßen in einem kleinen Besprechungsraum im Zentrum der terranischen Macht zusammen und diskutieren wieder einmal, wie es weitergehen sollte. Zahlreiche Besprechungen hatten bisher nichts gebracht, da wir doch zu unterschiedlicher Meinung waren. Allerdings war dieses Mal Am-Schut anwesend. Er hatte bisher die für die Abwehr der Aggressoren notwendige Umstrukturierung der inneren Planeten wieder rückgängig machen müssen. Und das war ein sehr aufwändiger Prozess gewesen. So problemlos war die Versetzung von Massen von über 5,9722 Trilliarden Tonnen und ihrer Bahnveränderung auch nicht unbedingt. Trotz seines grandiosen Raumschiffes und seiner speziellen Fähigkeiten. Denn wir hatten alle so unsere Fähigkeiten.
Raphael beispielsweise hatte mich und meine Fähigkeiten damals gefunden und mich in diese elitäre Gruppe aufgenommen. Raphael war an und für sich Delurer, jedoch völlig menschenähnlich, mit Ausnahme der Augen Iris, die sich je nach Stimmungslage anpassen konnte. Jedoch hatten unsere Völker beide gleiche Vorfahren. Denn nach dem Untergang von Atlantis, war ein Teil der Menschheit nicht auf der Erde verblieben, sondern in die Tiefen des Weltalls aufgebrochen. Sie fand eine neue Heimat auf einem erdähnlichen Planeten und nannte ihn Delur. Nun, Raphael war ein typischer Vertreter seiner Rasse. Etwas präpotenter als so mancher Mensch, aber doch so fürchterlich einfühlsam und überzeugend, so dass ich, ... seufz, … ihn nur lieben konnte. Ja, er war seit damals mein Lebenspartner, den ich auch nach delurischem Ritus geheiratet hatte. Ja, und ein ausgezeichneter Teleorter war er auch. Er konnte durch Materie hindurchsehen und jede nur noch so kleine Struktur darin wahrnehmen.
„Nun ich denke, ein wichtiger Punkt wäre nun, im Adrusischen System nach dem Rechten zu sehen und zu überprüfen, ob die Djehutis, nachdem wir hier ihre Flotte vernichtet haben, angreifbar sind.“ Schaak blickte mit seinen reptiloiden blauen Augen mit senkrecht stehender Iris gefährlich in die Runde. Dabei war er im Grunde seiner beiden Herzen ein gemütlicher Typ. Doch das konnte man im Normalfall ja nicht wissen, da er wie ein zwei Meter großer Tyrannosaurus Rex aussah. Und natürlich war Schaak ein Mitglied unseres Teams von Advisoren. Auch er stammte ursprünglich von unserer Wirklichkeitsebene und er hatte uns mit seinen Fähigkeiten schon öfter so aus einer misslichen Lage befreit. Wenn er Körperkontakt zu uns hielt, konnte er uns bis zu zwei Kilometer weit wegteleportieren.
„Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage,“ meinte Turner, „wir dürfen die Position der Erde und unsere technologische Ausbaustufe auf keinen Fall gefährden!“ Turner war der Präsident der Erde dieser Wirklichkeitsebene und er war ein Mann, der die Geschicke der Erde in den letzten fünf Jahren maßgeblich beeinflusst hatte. Und er war ein eher gemäßigter Typ, der versuchte die Erde von allen möglichen Gefahren zu bewahren.
„Wären wir jedoch nicht auf der Bildfläche erschienen, dann hätte die Erde ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut,“ ließ sich Smith vernehmen. Es war durchaus nicht sein Ding sich so nach vorne zu spielen, also musste er zu dieser Äußerung durchaus ein gutes Argument haben. Smith, oder eigentlich Schmittzzgg, war einer der sog. Grauen, also so wie man sich den klassischen Außerirdischen vorstellte. Und auch er war ein Mitglied unseres Advisorenteams mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, er war ein ausgezeichneter Telekinetiker. Leider war unser oberster Anführer, der Advisor und Delurer Urian nicht anwesend, denn er war mit einer gigantischen Flotte unterwegs, um in einer anderen Wirklichkeitsebene einen weiteren Konflikt mit den Djehutis zu lösen.
„Außerdem,“ setzte er fort, „wer sagt, dass der falsche Ze-Us die Koordinaten der Erde vor seinem Abflug aus dem Adrusischen System nicht weitergegeben hat? Schließlich führte er eine riesige Flotte und Millionen von Lebewesen an. Wenn die nicht mehr zurückkommen, dann fällt das sicherlich auf. Dann müssten wir hier jeden Augenblick ein Aufklärungsschiff der Djehutis erwarten. Ein zwei Wochen maximal, dann ist es so weit!“
„Nun es ist eher unwahrscheinlich bei der Dominanz dieses Ze-Us, dass er diese Informationen seinen untergeordneten Kommandanten weitergegeben hat. Ich denke wir können hier in aller Ruhe warten und unsere Technologie weiter ausbauen.“
„Hm, im Prinzip hast du Recht Charles Turner, Ze-Us ist dominant, aber sicher kannst Du dir dabei nicht sein. Das Standardprotokoll der Djehutischen Flotte sieht eine Speicherung der Sprungkoordinaten einer ausfliegenden Flotte im Zentralcomputer des Systems vor … höchstens die Daten werden vom Kommandanten dezidiert gelöscht. Und ob das Ze-Us getan hat, ist sehr fraglich!“
Diese Aussage von Am-Schut war eindeutig. Und er musste es wissen, er war der Einzige, der mit den djehutischen Gepflogenheiten am besten vertraut war. Denn Am-Schut war ein Djehuti. Einer, der sich entschlossen hatte uns gegen sein eigenes Volk zu helfen, nachdem er gesehen hatte, dass die Führungsschicht seines Volkes durch eine parasitäre Spezies unterwandert worden war. Dschehutis waren avoide Lebewesen mit schwarzen Federn und schwarzer Haut und einer Statur von über zwei Metern zwanzig.
„Ja, Spike, Du hast recht, wenn Du meinst, dass Schmidt recht hat, und ja wir werden in spätestens ein paar Wochen hier djehutische Aufklärungseinheiten erwarten können. Das heißt, wir müssen etwas unternehmen.“ Seine scheinbar unmotivierte Doppelconférencier mit Spike war nur das bei den Djehutis übliche Zwiegespräch mit seinem zweiten Ich. Die Kommunikation mit Spike, oder eigentlich Este Volante, oder auch liebevoll Spickzettelchen genannt, würde im Normalfall völlig lautlos ablaufen. Denn Spike war sein in ihm lebenden Newetwurm. Oder besser gesagt, er sollte eigentlich in ihm leben. Bei Am-Schut war die Sachlage aber ein wenig anders gelagert, da er die Aufnahme eines für ihn parasitären Newetwurms aus Prinzip abgelehnt hatte. Er hatte jedoch einen virtuellen Newetwurm, der gleichzeitig der Avatar seines Schiffes war. Deshalb ging die Kommunikation über den Sprechfunk seines Raumanzuges und wir konnten alle mithören.
Turner grummelte in seinen imaginären Bart und meinte nur mehr: „Ok, dann bleibt uns nichts anderes über als in die Offensive zu gehen und selbst Aufklärung zu betreiben. Doch die Frage ist, wie können wir das bewerkstelligen, ohne aufzufallen. Wie Ihr selbst gesehen habt, ist das Adrusische System von den Djehutis wie eine Festung gesichert. Es ist nun mal ein großer djehutischer Flottenstützpunkt. Vorschläge meine Damen und Herren!“
Mit Damen hatte er sicherlich mich gemeint, jedoch nicht nur mich. Denn es war bei dieser Besprechung auch eine andere Frau, nämlich seine Frau, Tamara Svetlana anwesend, die auch spezielle Fähigkeiten hatte und man munkelte, dass sie Mitglied des Mutanten Corps des ehemaligen russischen Präsidenten Putin war. Doch die beiden hatten sich gefunden und waren das gewählte Präsidentenpaar der Erde.
Ich zeigte artig auf und meinte: „Nun, wir sind meiner Ansicht nach zwar militärisch noch immer den Djehutis unterlegen, aber wir haben bestimmte Spezialisten, die durch ihre Fähigkeiten durchaus schlagkräftig sind. Wir haben Kräfte, die auch den Djehutis unheimlich sind. Außerdem haben wir hier eine Geheimwaffe, die sich bei den bisherigen Einsätzen interessanter Weise eher immer im Hintergrund gehalten hat. Ich meine da Theodor, der trotz seiner drolligen Art ein technisches Genie unbekannter Ausprägung ist. Wir sollten jetzt auf Ihn zurückgreifen.“ Dabei blickte ich ihn auffordernd an. Seine Gedanken espern konnte ich jedoch leider nicht. Er war auch in unserem Team der Advisoren tätig, aber er war trotz seines Körperbaues, der wie der eines etwas molligen, aber nur einen halben Meter großen Erwachsenen aussah, ein komplett anderes Lebewesen. Er war zwar offensichtlich physisch anwesend, er konnte Knüffe und Boxhiebe austeilen, aber er war nicht wirklich da, auf unserer Ebene. Man konnte ihn weder halten, dann griff die Hand einfach durch ihn durch, noch gehorchten seine Bewegungen der üblichen Physik. Trägheitsprobleme bei Beschleunigungen hatte ich bei ihm nie bemerkt und wie gesagt, espern, also seine Gedanken erfassen, konnte ich auch nicht. Es war einfach als wäre er nicht vorhanden. Sehr mysteriös und ich bedankte mich, dass er bisher immer auf unserer Seite gestanden war. Wehe er würde die Seiten wechseln. Aber ich dachte, nun wäre der richtige Zeitpunkt auf ihn und seine Fähigkeit zurückzugreifen. Irgendwie hatten wir das bei unseren bisherigen Abenteuern nie richtig getan, wobei ich mich fragte weshalb? Unsere Probleme wären zum Teil viel leichter lösbar gewesen, wenn wir voll auf seine Ressourcen zugegriffen hätten. War da ein innerer Zwang gewesen, der uns gehindert hatte, ihn um eine Lösung zu bitten? Oder war das nur seiner unkonventionellen und drolligen Art geschuldet? Doch nun hatte ich den Schritt getan und man würde sehen, wie er reagieren würde. Die große Frage blieb nämlich, wie wir aus unserer verzweifelten Lage herauskommen könnten. Wir mussten einerseits das Problem der Djehutis lösen und andererseits auf unsere eigene Wirklichkeitsebene zurückgelangen, ohne jedoch diese Erde hier zu gefährden.
„Nuja, nuja,“ blubberte er, “was kann ich kleeener Gnom da scho ausrichte…“
Ich fuhr fast aus der Haut: „Nun Du könntest beispielsweise dein Konstruktionsbüro hinter deiner kleinen Dimensionsspirale, oder was immer das für ein Ding ist, beauftragen uns eine große Flotte zu erzeugen und uns damit unterstützen!“.
„Unnd, wie soll ich das anstellen?“ fragte er hilflos mit den Achseln zuckend. Das Kindchenschema griff voll und jeder Außenstehender würde ihn nun fürchterlich bemitleiden, dass ich Ihn so hart angefahren hatte. Alle in der Runde blickten mich auch nun vorwurfvoll an. Doch ich ging mittlerweile davon aus, dass dies ein rein psychologischer Trick war, um sich immer im Hintergrund halten zu können. Und als ausgebildete Advisorin konnte ich gut solche psychologischen Beeinflussungen erkennen und abwehren.
Ich hatte kein Mitleid. „Das weißt Du ganz genau, Du hast es uns schon einmal vorgezeigt. Hinter diesem Dimensionstor ist ein anderes Universum, in dem die Zeit wesentlich langsamer abläuft als hier bei uns. Du brauchst also nur hinüberhüpfen, den Auftrag vergeben, zurückzukommen und zu warten. Während bei uns ein paar Minuten vergehen, vergehen drüben etliche Monate bzw. Jahre. Die Tachyonenabwehrwaffe damals war dann innerhalb von drei Stunden fertig. Für solch eine von uns benötigten Flotte wirst Du zwar etwas länger brauchen, aber ich bin überzeugt, dass Du das ganz locker schaffst!“
Er stand noch immer ganz zerknirscht vor mir, mit hängenden Schultern und traurigem Blick. Auf einmal ging ein Wandel durch seine Statur. Der Kopf hob sich, die Schultern sprangen richtig in die Höhe, ja sogar die Muskeln in seiner jämmerlichen Gestalt spannten sich und... er wurde größer und größer. Auf einmal stand eine zwei Meter fünfzig große Gestalt vor uns. Die Gesichtszüge wurden auf einmal hart, lange Reißzähne sprangen aus seinem Mund und die Haut straffte sich. Mit einem Mal war aus dem Zwerg ein gefährlich wirkender Riese geworden. Und alles ging mit einer absoluten Ruhe und wie in Zeitlupe vor sich.
Flash!
Als ob nichts passiert wäre, stand er auf einmal wieder da mit seinen hängenden Schultern und seinen zartgliedrigen Fingern und blickte uns treuherzig an. Ich musste mit den Augen blinzeln. Hatte ich alles geträumt? Ein Blick zu den anderen unseres Teams und ein kurzes Überprüfen ihrer Gedanken, überzeugten mich. Keiner hatte etwas gemerkt und reagierte auf seine plötzliche Transformation, ich hatte offensichtlich wirklich geträumt und mir alles nur eingebildet.
„Nunjach, nunjach! Ich weiß zwar nich, warum Du mich so böse anschnautzt und michhh so under Druckkkxxx setzt, aber gut, guuut, ich werde mein Möchlichstes tun, was halt so geht, …!“ brach es wieder in seiner drolligen Art aus ihm heraus.
Dann etablierte sich mit einem Mal dieser rund einem Meter große Wirbel, der wie eine gigantische Galaxie aussah, mit zahlreichen färbigen Lichtpunkten und leuchtenden Galaxienarmen. Aus dem Stand sprang er hinein und verschwand darin. Auch die Galaxie verschwand Sekunden später und wir sahen uns verwirrt an. Insbesondere Turner und Swetlana schauten erschrocken, da sie den Vorgang bisher noch nie wahrgenommen hatten. Swetlana war anfangs aufgesprungen und wollte offensichtlich in die energetische Galaxie eindringen, doch Turner hatte sie zurückgehalten.
„Nein Schatz, versuche es lieber nicht, ich habe da ein verdammt ungutes Gefühl!“
Wir wussten, Swetlana war neben einer Telepathin auch eine Art Energiespurfolgerin. Sie konnte sich in jede elektromagnetische Strahlung einklinken und dieser folgen, sodass sie schon öfter von einem Ende einer Funkstrecke zu dem jeweilig anderen gelangt war.
„Nun, es wäre einen Versuch wert gewesen!“, meinte sie, doch Turner schüttelte den Kopf.
„Du weißt nicht wirklich, ob diese Galaxie elektromagnetischen Ursprungs ist. Und wenn ich dich nur aus bloßer Neugierde verloren hätte, ich würde es nicht ertragen können.“ Dabei blickte er sie mit einem sehr emotionellen Blick an. Ja auch diese beiden hatten sich gefunden.
Während wir uns noch über den wahren Gegenstand des Wirbels unterhielten, baute sich dieser wieder auf und Theodor sprang daraus hervor mit einer etwas zusammengeknüllten Papierrolle in seiner rechten Hand.
„OK, okkkk! Was haben wir also da?“, fing er sofort zu rezitieren an.
„Ich habs alllso unser Konstrukkkktionsssbüro kondakkktiert und die Konstrukkkktionsunterlagen eurer Zeut, die wir ja im adrusischen System zurücklassen mussten und unsere Ideen und den technologischen Stand kombiniiiiiert und herausgekommen is daaaaas!“
Dabei breitete er die Rolle aus und zeigte uns auf einer Blaupause, was da offensichtlich im Entstehen war.
„Esss ischt eine potentielle Weiterentwiclung eurer Zeuut. Gröößßßer, buuulliger, määäächtiger. Füür einne gröößßere Besatzung und mit viiiiielen Extras. Und iccch schhhätze, sie ist in ein bis zwei Wochen fertig! Aber ab jetztttt müsst Ihhhr euuch euren Zinnnober selbst machen …“
Dann rollte er die Pläne zusammen, drückte sie mir vorwurfsvoll an die Brust und verschwand wieder in seiner Galaxie, die darauf in hunderttausend Splitter zersprang. Wir waren alle etwas erstaunt und auch enttäuscht von seiner Reaktion, denn so hatten wir ihn noch nie erlebt. Lange diskutierten wir noch über das Vorgefallene und ich erwähnte auch meine Beobachtungen ihm gegenüber.
„Also dieses plötzliche Morphen seiner Gestalt, fand ich beängstigend. Aber so streng war ich doch gar nicht zu ihm!“
„Nun“, meine Raphael, „ich habe zwar bewusst nichts von seiner Veränderung wahrgenommen, aber jetzt im Rückblick, glaube ich, ich habe da für einen Augenblick in ein gigantisches kurz aufflackerndes Licht, fast wie die Explosion einer Supernova durch meine Spührerfähigkeiten wahrgenommen.“
Auch Svetlana, die eine wesentlich stärkere Telepathin als ich war, bemerkte zögerlich. „Du hast recht, da war was mit ihm. Ich habe es aber als unkonventionelle elektromagnetische Strahlung mit negativer Energiedichte wahrgenommen. Fast wie eine Existenz des negativen Tachyonenäthers …. Aber genau konnte ich es nicht zuordnen.“
„Also ich, ähh also wir, haben nichts mitbekommen“, bemerkte Am-Schut, „aber wenn dieser Gnom fähig ist so etwas zu bauen, dann sollten wir sein Schiff nutzen und damit ins Adrusische System fliegen und nach dem Rechten sehen. Ich würde vorschlagen, wir stellen gleich das Team und die Ausrüstung zusammen, damit wir nachher keine Zeit verlieren!“
Tja, Am-Schut war schon immer sehr pragmatisch in seiner Vorgehensweise gewesen. Etwas was man nicht begreifen oder ändern konnte, das stellte für ihn kein Problem dar. Womit er grundsätzlich recht hatte.
Jahr 1912, Wirklichkeitsebene 3, Erde
„Gabi, des is ja ah Wahnsinn, wie sich diese Trotteln da in Wien aufführn!“ stieß er hervor,“ des kennen Die doch net mochen.“ Mit hängenden Schultern blickt er auf das Dokument, das heute in der Früh mit Boten in seiner Villa eingelangt war. Es war ein hoch offizielles Dokument vom Leiter des Automobilwesens des k.u.k. Kriegsministeriums. Sein Antrag um Unterstützung seiner neuen Erfindung, war abgelehnt worden.
„Aber Gunther, lass do net so den Kopf hängen“, meinte seine Frau Gabrielle in manierlicher Weise, „is do net so wichtig, das Leben geht weiter und Du hast da einen schönen und verantwortungsvollen Beruf hier bei der Geniedirektion in Trient und Du verdienst doch auch recht gut, sodass es uns an nix fehlt. Ob jetzt deine Erfindung von denen da Oben bewilligt oder unterstützt wird, ist doch völlig wurscht.“
„Ja, aber ich weiß, aufgrund meiner Tätigkeit, was da alles auf uns und Österreich zukommen wird. Da sind die Serben und die Russen auf der einen Seite und nur Österreich-Ungarn und vielleicht die Preußen auf der anderen Seite. Und den Italienern traue ich auch nicht ganz. Und die Engländer und Franzosen werden dann da auch kräftig mitmischen wollen …“
„Aber Gunther, Du derfst einfach net alles so schwarzsehen, es gibt keine Anzeichen, dass sich da was tut. Unser guter Kaiser Franz Josef hat unser Reich schon über 60 Jahre erfolgreich regiert und alle Probleme bis jetzt lösen können. Das wird einfach so weiter gehen, ich weiß nicht, weshalb Du dich so grämst?“
Er blickte sie mit einem traurigen Blick an. Er durfte ihr keine genaueren Informationen zukommen lassen, aber er wusste es besser. Er hatte einige Gerüchte vom Generalstab gehört, es waren da einige sehr radikale Kräfte im Spiel, sodass sich die Lage immer mehr zuspitzte. Und das auf allen Seiten. Die einen glaubten es würde so weitergehen wie immer, die anderen aber wollten radikale Veränderungen, radikaler, als sich das so mancher in der Heeresleitung und dem Offizierscorps der K.u.K.-Armee vorstellte. Nur durch neue, innovative und vor allem unkonventionelle Ideen würde man sich gegen diese Bedrohungen wappnen können. Und nun hatte das Ministerium ihm jegliche Unterstützung gestrichen.
Dabei war seine Erfindung genial. Vor Jahren war er einmal auf einem Torpedoboot auf der Adria unterwegs gewesen. Und vor seinem geistigen Auge hatte er sich ein Gefährt vorgestellt, das mit ebenso hoher Geschwindigkeit aber gut gepanzert und einer Kanone ausgestattet an Land fahren konnte. Ein Land-Torpedoboot, oder besser gesagt ein gepanzerter Motorgeschützwagen, der jedes Gelände und jeden Graben überwinden konnte und der mit Maschinengewehren und einer 3,7 cm Schnellfeuerkanone ausgestattet war. Genau das Ding was in einem zukünftigen Konflikt notwendig sein würde.
„Naja, wenn die in unserer Heeresleitung das Ding nicht wollen, kannst Du es immerhin ja auch in Deutschland versuchen, eine Unterstützung zu bekommen“, meinte seine Frau versöhnlich, aber er winkte nur ab.
Ja, vielleicht konnte man dort auf mehr Zustimmung hoffen, die Preußen waren eben innovativer als die schwerfällige militärische Bürokratie in Österreich. Und es ging ja vor allem um den finanziellen Zuschuss, den er benötigte, um ein Protomodell seiner Erfindung fertigzustellen. Um alles übrige würde er sich dann schon selbst kümmern. Ja und er wusste im österreichischen Generalstab war wie immer das Geld knapp. Noch immer in seinen Gedanken versunken, hörte er unten am Tor die Glocke läuten.
„Resie, schau‘st nach wer‘s ist!“ beorderte seine Frau die Kammerzofe nach unten in den Empfang.
Nach einiger Zeit trat Resie in den Salon ein, verbeugte sich mit einem gut gelernten Hofknicks und sagte:
„Euer Gnaden, der Herr Dschutschie von der preußischen Gesellschaft für Motorisierung ersucht um Unterredung, … aber bitte, ich wollte noch schnell sagen, der Herr hat eine Uniform an, …“, da trat ein mit über zwei Meter recht großer, aber schlanker Herr in preußischer Uniform in den Raum. Irgendwie sah er zwar sehr elegant aus, aber andererseits verbreitete er ein unheimliches Klima, das bei jedem der ihn ansah, ein Frösteln verursachte. Seine Blicke wirkten undurchdringlich und starr und doch voll arroganter Autorität, die keinen Widerspruch duldeten.
Er blickte in die Runde, lächelte überlegen, lüftete seine Mütze und meinte wohlerzogen, „Meine besten Grüße gnädige Frau von Burstyn, darf ich mit ihrem Mann wohl unter vier Augen sprechen?“
Der kommt aber schnell zur Sache, dachte Burstyn, „Gut Gabi, wärst Du so lieb?“
Etwas konstatiert und unsicher ob der monströsen Gestalt blickte sie ihren Gatten an, nickte dann, „Resie, kommst Du?“ und entschwand mit ihrer Zofe in den Nebenraum, jedoch nicht
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 11.03.2021
ISBN: 978-3-7487-8231-5
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