Als das schiffsinterne Telefon surrte, blickte Kapitän Claveau erschrocken zum synchronisierten Schiffschronographen. Nein, das war nicht der vereinbarte Weckruf, den er für 19:00 bestellt hatte. Den Weckruf der ihn am Abend zu einem kurzen Rundgang durchs Schiff geführt hätte, und der ihn danach gegen 20:00 zu dem vorbereitet Galadinne geführt hätte und...
Aber die Uhr zeigte erst 15:00 und er hatte sich erst vor einer Stunde niedergelegt.
Also was war passiert? Mühsam hob er das Telefon ab und hörte die aufgeregte Stimme des Eins WO: "Kapitän bitte sofort auf die Brücke, Kapitän bitte sofort auf die Brücke!"
Es klang so dringlich, dass er sich nicht mit zusätzlichen Rückfragen aufhielt. Schnell sprang er in seine Kleidung und im Laufschritt, schnell zur Brücke. Glücklicherweise lag die Kapitänskajüte auf derselben Ebene und nicht weit von der Brücke entfernt.
Als er sie schließlich erreichte, schmetterte die Backbordswache: "Kapitän auf der Brücke!" Nur mühsam konnte er das Salutieren auf seine Schiffsmütze unterdrücken.
Kapitän Claveau wusste was hinter dieser Geste steckte, doch er unterdrückte die Regung die Backbordwache dafür zu maßregeln.
Es gab nunmehr wichtigere Dinge zu erledigen.
Ein kurzer Blick genügte, dann wusste er, weshalb er gerufen worden war.
"Seit wann...", fragte er seinen Wachoffizier, den schweren Feldstecher vor Augen.
"Vor einer halben Stunde ist auf einmal das Barometer um nahezu 11 hPa gefallen, dann wurde das Tiefdruckgebiet dort vorne immer intensiver. Wir sind sofort vom bestehenden Kurs abgefallen und haben versucht das Wetter zu umfahren, aber es war, als ob uns das Sturmtief verfolgen würde. Und als das da vorne aufgetaucht ist, habe ich sie sofort geweckt Kapitän."
Er nickte, denn das da vorne war wirklich unheimlich und bedrohlich.
"Haben sie schon versucht, mit Sào Miguel Kontakt aufzunehmen?"
"Ja, aber auf den Azoren meldet sich niemand! Ja wir haben nicht einmal Funkkontakt mit Havanna oder mit Miami. Auch über das Satelliten-Telefonnetz gibt es keine Verbindung!"
"Seltsam!"
In dem Sturmtief dort vorne konnte man einen riesigen Wirbel erkennen. Doch dieser zyklonähnliche Wirbel erhob sich nicht wie ein Tornado senkrecht in den Himmel, sondern zeigte waagrecht direkt auf ihr Schiff. Es war wie ein hypnotisch wirkendes rotierendes Nichts, das sich da auf ihr Schiff zubewegte.
Die „Serenade of the Seas“ hatte vor über einer Woche von New York abgelegt und so ihre Luxuskreuzfahrt am 7.04.2014 begonnen. Nach einem kurzen Zwischenstopp in Miami und einem Ausflug zu den Everglades in Florida, war das Schiff zu seiner Transatlantiküberquerung aufgebrochen, würde bei Sào Miguel die Azoren besuchen und dann weiter über das spanische Sevilla ins Mittelmeer vorstoßen.
Die Sturmfront mit seinem rotierenden Wirbel kam immer näher.
„Alle Maschinen volle Kraft voraus, Kurs 180 Grad!“, kam der Befehl.
Langsam schwenkte der Bug Richtung 270 Grad West. Die schweren, 58.420 PS starken Gasturbinen, unterstützt von den zweihundert falsonischen Doppeldampfzylindern vibrierten leicht und bewegten die „Serenade of the Seas“ mit vollen 35 Knoten voran. Doch diese 64,8 km / h waren einfach zu wenig um dem Sturm zu entgehen.
Nervös wippte Kapitän Claveau mit den Absätzen, doch auch das beschleunigte das Kreuzfahrtschiff nicht wesentlich.
Um 15:25 war es schließlich soweit. Der Sturm erreichte das Schiff. Wenn man nach hinten Richtung Bootsheck blickte, konnte man sehen, wie der hintere Teil langsam in den riesigen Schlund eingesogen wurde. Doch es gab keine Interferenzen zwischen dem Sturmtunnel und dem Schiff, nur die beiden Schiffskompasse rotierten wie wild um ihre Zentralachse. Es kamen zwar zahlreiche Anfragen über das Wetter herein, doch der Kapitän wimmelte sie alle ab. Er war einfach zu nervös, um irgendeine unwahrscheinliche Ausrede zu erfinden.
Als sie der blaugraue Tunnel erreicht und zur Gänze umhüllt hatte, konnte man an den Tunnelwänden lange irisierende Blitze erkennen, die überall durch diesen Raum zuckten.
Der Rest der sichtbaren Welt vor ihnen wurde immer kleiner und verschwand schließlich in einem weißen gleißenden Lichtpunkt.
Zwei Stunden blieb der optische Eindruck gleich, dann auf einmal sah man voraus ein helles Licht, das immer größer und heller wurde. Dann fuhr das Schiff aus dem rotierenden Tunnel heraus und ein strahlendes sonnendurchflutetes Licht erwartete die "Serenade of the Seas".
„Na also, alles wieder in Ordnung“, stieß Claveau die aufgestaute Luft aus, „gehen sie wieder auf Kurs 90 Grad Ost und reduzieren sie die Geschwindigkeit auf 'Reise'.“
Der Kompass rotierte langsam und konnte keine eindeutige Richtung vorgeben. Als er endlich stillstand, zeigte er auf 355 Grad Nord und weit im Osten ging die Sonne unter.
„Aber, das kann doch…, das gibt es doch gar nicht….“, keuchte der Wachoffizier auf.
Der Signalgast, der mit dem Feldstecher den Horizont absuchte, schrie auf einmal auf:
„Land in Sicht, exakt 360 Nord!“
Eine riesige Landmasse öffnete sich dort vor ihnen.
„Aber auf diesen Breitengraden gibt es kein so riesiges Land! Aber dem Kurs nach, müssten das da vorne die Azoren sein, offensichtlich sind wir Richtung Süden vom Kurs abgewichen, sodass wir die Azoren nun im Norden sichten.“
Noch stark verwirrt von der im Osten im Meer versinkenden Sonne, fragte Claveau:
„Und was sagt unser GPS?“
„Kein Signal!“
„Achtung, Radar meldet zahlreiche Flugobjekte, die sich von der Insel aus in unsere Richtung bewegen.“
„Aber die Dinger sind keine Flugzeuge, aber auch keine delurischen Schweber….“
„Nein, die Dinger sind rund und silbrig.“
Da zuckten schwere Strahlen aus den Flugobjekten auf das Luxuskreuzfahrtschiff nieder.
Bericht Lilian:
Glücklich und verliebt blickte ich Raphael an, als wir die Gangway hinaufschritten und uns in New York auf der herrlichen „Serenade of the Seas“ eincheckten. Es würden eine Art Flitterwochen werden, die wir auf diesem Traum-Kreuzfahrtschiff verleben durften. Dass es komplett anders laufen würde, das ahnten wir zu diesem Zeitpunkt glücklicherweise noch nicht.
Wir wollten einmal ein wenig der kostbaren Zeit nur für uns alleine haben, in der wir uns ganz auf unsere Beziehung konzentrieren konnten.
Raphael lächelte mich an: „Geht es dir gut und freust du dich auf die Reise?“
Ich nickte begeistert und sagte: „Mir geht es herrlich und ich freue mich jede Minute mehr!“
Dann umarmten wir uns und ich wünschte mir, dass dieser Moment nie aufhören würde.
Das Schiff war wirklich ein Traumschiff, es war auf der Meyer Werft in Papenburg gebaut worden. Das riesige Atrium erstreckte sich über neun Decks und die gläsernen Aufzüge gaben den Blick zum Teil auf das noble Ambiente im Innern und zum Teil nach Außen auf das weite, blaue Meer frei. Es gab im hinteren Bereich eine riesige verglaste Halle, in dem der Pool- und der Saunabereich untergebracht waren. Auch boten die sechzehn Bars und Lounges Abwechslung im gediegenen Sinne. Sogar ein riesiges Theater bot eine abwechslungsreiche Unterhaltung. Die "Serenade of the Seas" stand, wie es im Prospekt vermerkt war ihren Schwesternschiffe der Rediance-Klasse um nichts nach.
Wir hatten selbstverständlich eine Außenkabine mit Balkon, denn Raphael war für mich natürlich nichts zu teuer.
Nach dem Abenteuer auf dem Steampunkplaneten, hatten wir festgestellt, dass wir doch perfekt zueinander passten und nie wieder von einander lassen wollten. Es hatte schließlich ein klärendes Gespräch gegeben, das jedoch anders, als das vor einem halben Jahr ausgegangen war. Wir beschlossen nach Delurischem Recht einen Lebensabschnittsvertrag abzuschließen. Auf Delur gab es dazu auch eine romantische Zeremonie, vor einem delurischen Priester mit traditionellem violettem Kleid, gut auf diese Farbe stand ich nicht unbedingt, einem Zerschlagen eines kristallinen Trinkgefäßes und das traditionelle Essen eines Speckbrotes, nein falsch, es hieß Speltbrot, wenn ich mich an den Namen noch richtig erinnerte. Aber natürlich gab es auch vielfältig andere Speisen und Getränke. Man konnte Advisor Uryan alles nachsagen, aber knauserig war er nicht. Da Raphael keine Eltern mehr hatte, organisierte sein Doktorvater die gesamte Feier und bezahlte sie auch. Irgendwie brummig hielt er auch die Festrede, doch ich konnte es in seinen Gedanken lesen, er meinte es ehrlich und freute sich wirklich für Raphael und mich. Auch meine Mutter war bei der Feier anwesend und es war für sie natürlich eine helle Aufregung, erstmalig über die siebenundsechzig Lichtjahre durch die Weiten des Alls zu fliegen. Ihre größte Sorge war allerdings „Sorgt er eh’ für dich!“ Naja, ihre Bedenken waren natürlich von ihren eigenen Erfahrungswerten mit meinem Vater, den ich völlig umsonst versucht hatte auch einzuladen, geprägt.
Die Feier hatten wir zwar auf Delur abgehalten, doch wir beschlossen auf Terra zu leben. Die letzten beiden Monate auf Delur, die vor einem dreiviertel Jahr zu unserer Entfremdung geführt hatten, waren mir und Raphael doch eine Lehre gewesen.
Aber auch die Kreuzfahrt, die uns von New York über Miami, die Karibik und die Azoren nach Europa und das Mittelmeer führen würde, war von Uryan gesponsert worden.
Es war eine glückliche Zeit und als am Abend die Sonne funkelnd im Meer versank, verschmolzen auch unsere Gedanken tief in denen des anderen und die Projektion unserer Träume hin zu einer glücklichen, sorgenfreien Zukunft, ließen uns in unserer Kajüte nachher bald einschlafen. Viel kamen wir ja nicht aus dem Zimmer, immerhin waren es ja unsere Flitterwochen und doch war es am nächsten Morgen eine schöne Tradition die Tümmler zu beobachten, die geschmeidig unser Schiff begleiteten und in gewagten Manövern aus dem Wasser sprangen, um danach blitzschnell wieder in die Fluten einzutauchen.
Das Zimmer war luxuriös eingerichtet und uns fehlte nichts, wir hatten eine schöne Reise geschenkt bekommen, wir hatten nur jede Art von Luxus um uns herum und vor allem wir hatten selbstverständlich uns.
Das einzige Mysteriöse war, dass ich eines schönen Tages auf meinem Nachtkästchen ein Buch vorfand, das am Vortag sicherlich nicht dort gelegen war. Es nannte sich „Denn Atlantis war morgen“ von einem unbekannten Autor namens Mader Justin.
Mader Justin? Irgendwann hatte ich diesen Namen schon gehört oder gelesen.
Neugierig nahm ich das Buch in die Hand und begann darin zu blättern.
Ich blätterte das Buch aber eher zufällig durch und es fing alles eigentlich ganz harmlos mit einer Familiengeschichte an. Ein Konflikt zwischen einem Jungen namens Charles Turner und seinem Großvater. Doch der Großvater hatte ein dunkles Geheimnis. Er hatte offensichtlich Kontakt mit dem berühmten Schliemann gehabt, der Troja entdeckt hatte. Oder eigentlich nicht wirklich, sondern eher mit seinem Enkel oder doch seinem Sohn Paul/Agamenon Schliemann, so genau war das am Anfang nicht geklärt. Und der behauptete felsenfest, Atlantis entdeckt zu haben. Anschließend ein interessantes Wüstenabenteuer, das vorgeblich nichts mit der Schliemanngeschichte zu tun hatte. Naja, irgendeine Grabräubergeschichte dachte ich und wollte das Buch schon wieder weglegen, doch dann wurde eine Szene im Weißen Haus beschrieben, die der nicht unähnlich war, die ich selbst erlebt hatte. Auch dort kam es zu einer lebensbedrohlichen Situation für die Erde und es kam auch ein Klakrrrak namens Smith vor, mit dem typischen Aussehen dieser Spezies. Eine Namensgleichheit, oder wie kam der Autor darauf? Und im nächsten Kapitel ging es um eine "Artusianerin" und um eine Zeit vor rund 12.000 Jahren. Dort wurde schließlich das Antriebsprinzip unserer delurischen Raumschiffe so exakt beschrieben, dass es mir schwummerlich wurde, denn es erklärte genau die neuesten Erkenntnisse der Delurischen Wissenschaft. Woher wusste der Autor dies alles? Es war ein terranischer Autor und das Buch war Anfang 2012 veröffentlicht worden, also weit vor den ganzen Ereignissen. Zu dieser Zeit hatte die terranische Wissenschaft noch gänzlich andere Vorstellungen. Ein Zufall, oder sollte dies eine Botschaft sein?
Ich war also etwas verwirrt, als wir ein großes Galadinner in einer der Lounges genossen.
"Sag Raphael, was weißt Du von der Geschichte der Terraner und der Delurer vor ca. 12.000 Jahren?"
"Nun soweit ich von der terranischen Geschichte weiß, gibt es darüber keine schriftlichen Aufzeichnungen. Angeblich war das die Epoche der zu Ende gehenden letzten großen Eiszeit. In Amerika beispielsweise gingen zahlreiche Tierrassen zu Grunde, auch die sogenannte Clovis-Kultur ging zu diesem Zeitpunkt unter. Einer Theorie nach ist auch der Grand Canyon durch den Bruch einer großen Eisbarriere entstanden. Die Flutmassen aus dem Norden haben dann alles hinweggefegt. Und in Europa und Asien hat der Bruch eines großen natürlichen Staudammes bei den Dardanellen und dem Bosporus, die Wassermassen des Mittelmeeres in den Süßwassersee des heutigen Schwarzen Meeres geleitet und damit auch dort große Kulturen vernichtet. Immerhin ist damals durch das Abschmelzen der Eismassen der Wasserspiegel der Meere durchschnittlich zwischen dreißig und siebzig Meter angestiegen. Auch die These der Sintflut und Atlantis hängen eng mit dieser Tatsache zusammen.
Tja und in Delur gibt es dazu nur einige Mythen. Dass wir angeblich von Sternengöttern abstammen würden, die vor rund 12.000 Jahren vom Himmel herabgestiegen sind. Nach einem großen Krieg wollten sie endlich Frieden und Ruhe genießen und haben sich von den weltlichen Dingen abgewendet."
"Aber", jetzt lächelte er, "das sind alles nur Mythen, Legenden und Märchen und keinerlei gesicherte Erkenntnisse! Komm, lass uns unser Zusammensein feiern und uns nicht über derlei Dinge den Kopf zerbrechen. Wir sind hier ja auf den, wie sagt ihr dazu, Glitterwochen?“
Jetzt musste auch ich lachen, er wusste natürlich genau, wie das Wort wirklich hieß und er wusste natürlich, dass ich es wusste, dass er nur so tat, aber ein bisschen Humor und Entspannung in meine schwermütigen Überlegungen zu bringen, war natürlich nicht schlecht.
Wir prosteten uns zu und genossen den Abend. Die Nacht war lau und die Sterne funkelten uns zu. Romantisch und dicht umschlungen standen wir am Heck des Schiffes und sahen in die weiße Gischt des Kielwassers. Fahl stand der Mond am Horizont, er hatte nach der Sternenstaubattacke der Hundertarmigen noch immer einen breiten Hof. Doch unsere Gedanken drehten sich sicherlich nicht mehr um die Abenteuer, die wir gemeinsam erlebt hatten, von den echsenartigen Hekatoncheiren, den menschenähnlichen Falsonern und den ibisartigen Overlords, nein wir dachten nur an uns und unser Glück.
Die Überlegungen, dass sich die die Overlords im letzten halben Jahr verdächtig ruhig verhalten hatten, dass es keine neuerlichen Attacken auf unseren Rat gegeben hatte und die kryptischen Worte des Djehuti "Ich komme wieder!", sich bis jetzt nicht bewahrheitet hatten, waren alle in weite Ferne gerückt.
Nach einer weiteren stürmischen Nacht, wachte ich zeitig auf. Ich konnte nicht wirklich schlafen. Die Ereignisse des letzten Jahres gingen mir doch durch den Kopf. Raphael hingegen schlief wie ein Baby. Ich ging daher auf unseren Balkon und las das Buch weiter. Ich musste kurz lachen, mir gingen die paradoxen Gedanken nicht aus dem Sinn: 'Was habt ihr während der Flitterwochen an Bord des Traumschiffes getan?' 'Nun ich habe ein Buch gelesen!' Doch irgendwie war es wie ein innerer Zwang und ich musste es einfach weiterlesen. Und irgendwie kam es mir auch vor, dass ich das Wissen ziemlich bald benötigen würde.
Als Raphael schließlich doch aufwachte, steckte ich das Buch in meine Umhängtasche und nahm es sogar zum Frühstück mit. Als er es merkte, schüttelte er nur den Kopf, aber ich ließ mich hier von niemand beirren.
„Was willst du in dem Buch finden? Alte verborgene Wissensschätze entdecken oder längst vergangenen Kulturen nachforschen?“, fragte mich Raphael halb belustigt und halb vorwurfsvoll.
Ich hatte selbst keine Ahnung, was mich an dem Buch so faszinierte, aber ich wollte ihm eine plausible Antwort geben und sagte deshalb: „Schon als Kind haben mich solche Geschichten sehr interessiert und ich lese ja nur, wenn du gerade mit anderen Dingen beschäftigt bist.“
"Aber ich bin doch ohnedies immer nur mit dir beschäftigt!" antwortete mir Raphael lachend.
"Nur??? Hmpf...", aber dann stimmte ich in sein Lachen ein.
Am Nachmittag, wir hatten bereits vor sieben Tage von den Everglades abgelegt, wurde das Wetter plötzlich immer schlechter und schwere Wolken zogen am Horizont Richtung Europa auf. Eine riesige schwarze Sturmfront kündigte sich an. Regen peitschte gegen die Scheiben und plötzlich tat sich ein gigantisches rotierendes Nichts vor uns auf.
"Das sieht doch wie ein Wurmlochtrichter der Overlords aus!", sagte ich in Richtung Raphael, der wortlos das Phänomen anstarrte. Schnell zückte er sein Visaphon und versuchte mit NORAD Kontakt aufzunehmen. Doch der Kontakt scheiterte offensichtlich, denn er klappte das Gerät wutentbrannt zu.
Wir sahen noch, wie der Kapitän offensichtlich verzweifelt versuchte, dem Warphole zu entkommen und doch daran scheiterte.
Da nahm mich Raphael bei der Hand und zog mich in Richtung unserer Wohnkabine. Dann kramte er in den Koffern und aus einem meiner zahlreichen Gepäckstücke, zog er zwei Delurische Strahler und zwei Pistolen hervor.
"Ja sag einmal, woher hast du denn dieses Dinger und vor allem wie hast du sie durch den Zoll gebracht? Und dann noch dazu in MEINEN Gepäckstücken! Und weshalb kannst du denn nicht einmal deinen Beruf, Beruf sein lassen und das während unserer Flitterwochen!", gab ich erzürnt von mir. Traurig, wie ein am verbotenen Futtertrog erwischtes Hündchen, blickte er zu mir herüber. Doch dann wurde mir seine Vorstellungswelt bewusst, hatte ich doch vor Kurzem erst selbst an die vergangenen Ereignisse gedacht. Wir hatten nun einmal den Beruf der Advisoren und waren daher auf die Rettung unserer Zivilisation geeicht. Mir wurde auch mit einem Mal bewusst, dass wir vor Antritt der Reise so einen Wisch unterschreiben mussten, dass wir bei entsprechenden Voraussetzungen jederzeit die Reise zu unterbrechen hätten. Der Fall war nun offensichtlich eingetreten.
"Ich denke, dass wir diese Dinger noch brauchen werden!", stieß er dann entschlossen hervor, "ein Delurischer Strahler XF22 mit einer Durchschlagskraft von zwanzig Zentimeter Stahl pro Sekunde bei einer Energiekapazität von rund zweihundert Schuss und eine Glock 18C mit Reflexvisier und Kaliber 9x19 Parabellum mit 33 Schuss, Dauerfeuer möglich.
Sorry, ich bin eben der Ansicht: 'Si vis pacem para bellum' – 'Wenn du den Frieden willst, sei bereit für den Krieg' - wie euer römische Militärschriftsteller Flavius Vegetius Renatus so schön sagte."
Ich wiegte den Kopf, steckte aber dann doch die Waffen in die schnell übergeworfenen zugehörigen Waffengurte und folgte Raphael, der mit zügigem Schritt Richtung Schiffsbrücke unterwegs war. Ich wusste nicht aus welchem Beweggrund ich dies tat, aber auch das Atlantisbuch nahm ich mit.
Mittlerweile war das Schiff aus diesem eigenartigen rotierenden Tunnel herausgetreten und ein strahlender Sonnenuntergang erwartete uns Steuerbords.
Als wir nach dem langen Weg die Brücke fast erreicht hatten, hörten wir schwere Explosionen, die sich durchs Schiff zogen.
Durch ein Bullauge konnten wir gleißend silbrige Scheiben erkennen, die mit schweren Waffen auf die Serenade of the Seas schossen. Dann vernahmen wir das laute stakkatoartiges Auf- und Abheulen einer Sirene. Das Anfahren starker elektrischer Motoren und laute schleifende und klirrende Geräusche waren danach zu hören. Schwere Panzerplatten schoben sich vibrierend über die weiten großzügig angelegten Aussichtsplattformen aus Glas und aus größeren ebenen Flächen des Schiffes, schoben sich Geschütztürme und Gatlingkanonen hervor.
"Verschlusszustand, der Kapitän wagt es also wirklich!", hörte ich auf einmal Raphael leise murmeln.
"Was geht hier vor sich?" flüsterte ich ebenso leise zurück.
Er schaute mich verzweifelt an, räusperte sich und sprach:
"Das wird dir jetzt nicht ganz gefallen, was ich jetzt sage, aber eine der Voraussetzungen, dass wir diese Reise antreten durften war,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Mader Justin und gaby.merci, sowie Texte aus den Werken Platons
Bildmaterialien: Mader Justin
Lektorat: gaby.merci
Tag der Veröffentlichung: 20.10.2012
ISBN: 978-3-95500-716-4
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Widmung:
Wieder darf ich mich bei gaby.merci für ihre Mithilfe, ihre Ideen und insbesonders für das Lektorat bedanken.