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Es war das Ende des Septembers. Ich lag in meinem Bett und las ein Buch über eine magische Welt in der seltsame Wesen und Magier lebten. Draußen stürmte und regnete es, doch in meinem Buch war es noch Sommer. Ich genoss es, in der Geschichte zu versinken. Kein Regen, kein Sturm, keine nervige kleine Schwester, die immer in mein Zimmer gerannt kommt und fragt, ob ich mit ihr spielen möchte. Nein, diese Welt hielt nur schöne Seiten und etwas Abenteuerliches für mich offen.
Nach ein paar Stunden wurden meine Augen immer schwerer und schwerer. Mein Atem wurde ruhiger und langsamer und ich schlief, mit dem Kopf auf dem Buch, ein.

Mitten in der Nacht wachte ich auf, denn ich hörte seltsame Geräusche über meinem Zimmer auf dem Dachboden. Meine Eltern waren bestimmt noch unterwegs. Sie wollten ausgehen. Ich drehte mich im Bett um und wollte wieder einschlafen. „Es waren sicher nur die Mäuse“, dachte ich mir. Als ich etwas später wieder durch diese seltsamen Geräusche wach wurde, entschloss ich mich, auf dem Dachboden nachzuschauen. Ich ging die Treppe aus Eichenholz empor, öffnete die Dachluke und knipste das Licht an. Nichts war zu sehen, außer ein paar Kisten und alten Möbeln. Der Staub hatte sich schon in einer dicken Schicht ausgebreitet. „Mutter hat hier oben schon lange nicht mehr geputzt“, stellte ich fest.
Kurz bevor ich mich wieder umdrehen und in mein Zimmer gehen wollte, sah ich am Ende des Raumes, hinter der Stehlampe und dem alten Wohnzimmertisch, eine große Truhe. Diese machte mich neugierig. Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen. Also ging ich zu der alten Truhe mit den goldenen Scharnieren und öffnete sie. Der Staub flog in die Luft und ich musste husten. In ihr lagen Bilder, ein altes Buch und ein Säckchen aus rotem Samt, das mit einem goldenen Band verschnürt war.
„Von wem die Truhe wohl ist?“ fragte ich mich. Als ich mir die Bilder näher ansah, wusste ich es. „Urgroßmutter Ariane!“ schrie ich fast. „Was machte ihre Truhe bei uns auf dem Dachboden?“
Doch, da ich keine Antwort zu erwaten hatte, blieb die Frage im Raum stehen. Ich durchsuchte die gesamte Truhe, doch als ich zu dem Samtsäckchen kam, machte ich eine Pause. Meine innere Stimme riet mir, es nicht aufzumachen, doch meine Neugierde siegte. Ich öffnete es. Eine goldene Kette lag in dem Säckchen. Sie hatte einen Anhänger. Dessen Blickfang lag auf den smaragdgrünen Stein. Dieser Stein war eingefasst in einem goldenen, ovalen Kranz. Als ich den Fleck, der auf den Stein war, wegputzte, wurde es um mich herum windig, ein grüner Nebel bildete sich und ich fiel in ein tiefes, grünes Loch, das kein Ende zu haben schien.
Nach gefühlten Stunden sah ich endlich etwas am ende des Tunnels. Es waren viele Farbtupfer, die sich zu einem Gebäude formten. Langsam konnte ich es erkennen. Es war Burg Falkenstein, welche im Harz erbaut wurde und noch heute dort steht. Die Sonne schien statt des Mondes. Es war Tag. Aber ich bin doch eben, als es draußen noch dunkel war, in den Tunnel gefallen, meldete sich meine innere Stimme. Doch weiter konnte ich nicht mehr denken, denn ich fiel in dem Wald, der neben der Burg noch heute ist, herunter.
„Seltsam. Wieso ist die Landung so weich?“ wunderte ich mich.
„Fremder, du bist auf mich gefallen“, hörte ich eine Person sprechen.
Ich schaute auf dem Boden und tatsächlich: Ich lag auf jemanden.
„Entschuldigen Sie“, sprach ich während ich aufstand und dem älteren Herrn auf die Beine half. Er hatte einen langen Bart und trug einen langärmligen, bläulichen Kittel, der an seiner Taille mit einem Band geschnürt war. Darunter trug er ein weißes, langes Gewand, das unter dem Kittel zum Vorschein kam. Über seiner Bekleidung trug er ein dunkelblaues Cape, dessen Kapuze fast seine Augen überdeckte. Um seinen Körper hatte er eine Tasche aus Leder gelegt. Er nahm den Stab, der größer war, als er selber und stellte sich vor mich.
„Wie heißt du, Fremder und was trägst du für eine seltsame Kleidung?“
„Ich bin Daniel“ antwortete ich ihm. Als ich seine Hand schütteln wollte schaute er mich komisch an. Anscheinend hatte ich was Falsches gemacht. Ich nahm meine Hand mit einer geschickten Bewegung wieder zurück. „Seltsame Kleidung? Das trägt man heute so“, machte ich ihn auf den Modestil des Jahres aufmerksam. Er war anscheinend in der falschen Zeit, so wie er aussah.
„Man trägt es heute so?“ fragte er, wobei er einen kurzen Moment inne hielt und sich auf seiner Stirn Denkfalten bildeten. „Nun, wo kommst du her, Daniel? Menschen fallen eigentlich nicht vom Himmel“, fuhr er dann fort.
„Ich komme aus Hütterode. Das ist nicht weit von der Burg entfernt.“
„Hüttenrode? Was ist das?“ fragte der alte Mann. Ich war etwas verwirrt.
„Ein Dorf mit knapp 1200 Einwohnern. Das kennen Sie bestimmt. Ist doch nicht weit von Burg Falkenstein entfernt“, sagte ich. Ich konnte die Burg von meinem Fenster aus sehen. Es wunderte mich, dass er nicht wusste, wovon ich rede.
„Fal-ken-stein“, sprach der Mann das Wort langsam aus. Er schien nachzudenken. Dann wurden seine Augen groß und er wurde ganz hektisch.
Ob er nun weiß, wovon ich spreche? frage ich mich.
„Wie bist du hierher gekommen?“
„Ich war auf dem Dachboden, habe den Anhänger von der Kette sauber gemacht und dann fiel ich in ein Loch und landete auf Ihrem Rücken.“
„Und wo ist die Kette?“ schrie er fast. Seine Stimme klang sehr zittrig. Wenige Sekunden später landete die Kette, die ich in der Truhe gefunden hatte, neben mir auf dem Boden. Ich hob sie auf und hielt sie ihm hin.
„Hier ist sie.“ Ich musste mir das Lachen unterdrücken. Das war einfach ein zu perfekter Zeitpunkt gewesen, an dem die Kette herunter fiel.
„Daniel, begleite mich bitte. Ich denke, ich weiß woher du kommst“, flüsterte er plötzlich, nahm er mich an der Hand und zog mich noch tiefer in den Wald. Mir wurde ganz schön mulmig. Ich konnte mich nicht mal losreißen. Seine Hände schienen so hart, wie ein Betonklotz zu sein. Ich gab auf und folgte ihm einfach. Der Wald wurde dunkler und es schienen mehr Bäume da zu sein, als dort, wo ich herunter gefallen war.
„Da sind wir“, verkündete der Mann, dessen Namen ich noch nicht kannte, und öffnete eine Tür. Das Haus hätte ich fast übersehen. Es verschmolz mit dem Rest des Waldes. Nichts deutete darauf hin, dass hier jemand lebte. Kein Weg, kein Auto, keine Lampe. Nichts war vorhanden. Es gab kein Fenster, durch das man in das Haus schauen konnte. Noch nicht mal die Tür sah man. Sie war mit Tannenzweigen bestückt worden. Langsam wurde mir flau im Magen. Wo bin ich bloß?
„Setz dich, Daniel“, riss mich eine Stimme zurück aus meiner Welt der Gedanken. Langsam ging ich in das Haus, schaute aber zur Sicherheit immer noch einmal über meine Schulter nach hinten. Was hat er vor? Auch, wenn mein Gefühl in der Magengrube immer schlechter zu werden schien, ging ich in das fremde Haus. Als ich in dem kleinen Gebäude stand, schloss der Fremde die Tür hinter mir. Ich nahm auf einem der beiden Stühle, die am Tisch in der Nähe der Tür standen, platz. Er war stabiler als ich dachte. Er sah so von Holzwürmern zerfressen aus, dass ich schon Angst hatte, der Stuhl würde zusammenbrechen sobald ich säße. Das Haus war gemütlich, aber sehr altmodisch eingerichtet. Eine Küche gab es nicht. Nur ein Bett, dessen Matratze aus Stroh zu bestehen schien und ein paar Regale, die mit kleinen Fläschchen und seltsamem Kram bestückt waren. Der Mann nahm auf dem Stuhl gegenüber von mit platz.
„Daniel, weißt du, wo du hier bist und vor allem in welchem Jahr?“ fragte er, obwohl ich ihm doch schon gesagt hatte, wo ich zu sein dachte. Welches Jahr? Warum fragt er mich das? meldete sich meine innere Stimme.
„Burg Falkenstein und im Jahr 2012“, antwortete ich sehr verwirrt.
„Oh“, stieß er aus. „Das ist schlimm, das ist sehr schlimm.“
„Was ist sehr schlimm?“
„Nun, Daniel. Du hast einen Zeitsprung mitsamt Weltensprung gemacht“, antwortete er, doch ich verstand nichts von dem, was er sagte.
„Wie bitte? Was reden Sie da?“ Jetzt war ich verwirrt. Was will der Mann nur von mir?
„Wie erkläre ich es dir am Besten?“ fragte er aber mehr sich, als mich und glitt mit seiner Hand über sein Barthaar. „Du bist gerade im Jahr 1120 und dazu in der Parallelwelt zu deiner Welt.“
„1120!“ schrie ich. „Wie kann das sein? Und was meinen Sie mit Parallelwelt?“
„Nun, das Jahr müsste stimmen.“ Er rechnete irgendetwas mit seinen Fingern nach, was meiner Meinung nach, keinen Sinn ergab. „Du kennst die realistische Burg Falkenstein. Hier siehst du allerdings Burg Schwalbenstein. Dies ist die magische Parallelwelt zu deiner realen Welt.“
„Was meinen Sie mit magischer Parallelwelt?“
„In deiner Welt gibt es menschliche Ritter, menschliche Könige, menschliche Prinzessinnen …“
„Gab es“, korrigierte ich ihn.
„Wie?“ Der ältere Mann war verwirrt.
„Das Zeitalter dieser Herrschform gibt es schon länger nicht mehr.“
„Die Zukunft scheint schwer zu sein ohne all das. Worauf wollte ich hinaus? Ja, genau. Bei uns gibt es Monster, Feen, Kobolde, Gestaltenwandler und Magier. Zu den Magiern gehöre ich“, sprach er stolz und hob seinen Kopf etwas an.
„Also, gibt es eine magische Parallelwelt, damit Menschen mit den ganzen Wesen nicht aufeinander treffen?“
„Genau. Du bist klug.“
„Aber dann bin ich ja ganz falsch in dieser Welt, oder?“
„Um es kurz zu sagen: ja. Wenn jemand herausfindet, dass du nicht aus dieser Welt stammst, wird dich der König töten lassen.“ Seine Stimme wurde erst und hart.
„Mich töten lassen?“ schrie ich fast. „Also muss ich wieder zurück in meine Welt, oder?“
„Ja. Und das am Besten so schnell, wie möglich.“
„Wie komme ich denn wieder nach Hause?“
„Das kann ich dir gerade nicht sagen. Wir werden aber einen Weg finden.“ Diese Antwort machte mir große Sorgen. Wenn selbst ein Magier nicht weiß, wie ich nach Hause gelangen kann, wie soll ich dann je wieder nach Hause kommen?
Es war schon schlimm genug, dass ich in einer Parallelwelt feststeckte. Aber, dass man mich hätte töten können, machte es nicht besser.
„Wenn du aber durch ein Portal von deiner Welt nach hier gekommen bist, müssen wir das Portal finden, dass dich wieder zurück bringt.“
„Aber wie finden wir es?“
„Wir könnten Elvira um Hilfe fragen.“
„Wer ist Elvira?“
„Die Königin der Feen.“
„Und wo ist sie?“
„Nun, im tiefsten Teil des Waldes, am Fluss des goldenen Berges und nicht weit entfernt von der Höhle der Hoffnung.“
„Ist das weit entfernt? Moment mal, ein goldener Berg? Ist er aus Gold?“ fragte ich sehr verwundert, weil es so etwas in meiner realen Welt nicht gibt.
„2 Tage Fußmarsch. Ja, der goldene Berg. Nein, er ist nicht aus Gold. Wenn die Sonne untergeht, schimmert er, als sei er aus Gold. Daher der Name.“
„2 Tage Fußmarsch?“ fragte ich mehr mich, als den fremden Mann.
„Ja 2 Tage. Lass uns aufbrechen.“
„Warten Sie, aber bevor ich nicht weiß, wer Sie sind, werde ich nicht mitkommen“, sprach ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
„Ach, natürlich. Wie konnte ich das nur vergessen.“ Er räusperte sich und stand auf. „Ich bin Sir John, aber die Meisten nennen mich Captain Kitty.“
„Captain Kitty? Wie kommen Sie zu dem Namen?“ Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht lachte. Dieser alte Mann hatte so einen seltsamen und vor allem niedlichen Spitzname. Das passte nicht.
„Nun, es ist schon einige Neumonde her. Damals tobte ein Krieg zwischen dem alten König und dem magischen Volk. Ich weiß noch genau, dass Elvira mir sagte, ich soll fliehen, denn sonst gäbe es mehr Tote, als der Krieg es eigentlich wert war. Aber ein Schiff mit magischen Wesen, hätten die Krieger des Königs direkt zerstört. So sammelten wir Magier uns und verwandelten uns in Tiere. Meine Verwandlung war eine Katze, da ich sie vorher im Wald gesehen hatte und dachte, es sei eine gute Tarnung. Als die Feen uns ein Schiff am Hafen fertig gemacht hatten, stiegen wir Tiere ein. Die Feen begleiteten uns stets. Da ich dass Kommando übernommen hatte, du musst wissen, ich bin damals öfters zur See gefahren, nannte man mich Captain Kitty. So bin ich zu diesem Namen gekommen. Dadurch nennen mich meine damaligen Weggefährten und Freunde heute noch Captain Kitty.“
„Ach so. Ich verstehe. Und wie ist es damals ausgegangen?“ fragte ich, denn ich wollte unbedingt das Ende hören. Es war sehr spannen. Vor allem, weil man solche Geschichten nur in Büchern lesen konnte und ich diesmal eine von jemanden hörte, der es selbst miterlebt hatte.
„Wenn du es gerne wissen möchtest, dann erzähle ich es dir.“ Ich nickte. „Nun, unser Schiff steuerten wir zu einer Höhle. Die Feen erzählten uns, dass dort der alte König während des Krieges lebte. Er war ein Feigling. Ließ seine Ritter kämpfen und machte sich aus dem Staub, bis alles vorbei war. Wir planten einen Angriff direkt auf den König. Nur so konnten wir den Krieg beenden. Doch als wir ankamen und uns in unsere normale Gestalt zurückverwandelt hatten, kam uns ein Fremder entgegen. Er schien ein Ritter aus deiner Welt zu sein.“ Dann stoppte Sir John.
„Was ist los?“ fragte ich. Ich sah ihn an. Er war abwesend. Seine Gedanken schienen nach etwas zu suchen.
„Jetzt fällt es mir wieder ein“, schrie er „Damals hatte er die gleiche Kette, wie du, bei sich. Er murmelte etwas, es öffnete sich ein Portal und er verschwand darin. Wir müssen den Spruch für das Portal finden. Nur so kommst du zurück in deine Welt.“
„In Ordnung. Sir John, könnten Sie mir vielleicht noch das Ende verraten? Ich würde es so gerne erfahren.“
„Natürlich. Als wir die Höhle durchsucht hatten, fanden wir endlich das Gemach des Königs. Aber der König wurde bereits getötet. Es war wahrscheinlich der Fremde. Nur, woher er wusste, dass der König sterben musste, um den Krieg zu beenden und aus welcher Zeit er kam, weiß ich bis heute nicht.“
„Wurde danach die magische Welt wieder, wie sie vorher war?“
„Ja, wobei ich sagen muss, dass sie besser geworden ist, als sie vorher war. Der neue König war ein sehr guter Herrscher.“
„War?“
„Bis vor 4 Neumonden war er ein sehr guter Herrscher. Doch seitdem ist er ein fieser Herrscher. Es werden viele Wesen in den Kerker gesperrt und die Steuern erhöht. Dazu kommt noch, dass Feen Schwierigkeiten haben, länger zu fliegen, außer sie sind am Ort der Feen und, dass die Gestaltenwandler sich nur schwer zurückverwandeln können“, sprach Captain Kitty und seine Stimme wurde ernst und traurig zugleich.
„Seid ihr auch davon betroffen?“
„Uns Magier schadet es auch. Wir können Zauber teilweise nicht mehr gescheit ausführen.“
„Aber liegt das alles an dem König?“
„Nein, liegt es nicht. Es ist ein tiefgründigeres Problem. Aber ich finde es noch heraus.“
„Dann möchte ich helfen.“
„Das ist nett, aber unter diesen Umständen ist es zu gefährlich für jemanden, wie dich.“
„Aber…“
„Kein aber! Ich bereite uns etwas zu Essen zu und morgen brechen wir auf, um Elvira zu finden und dann hoffe ich, dass du zurück in deine Welt kannst“, sagte er ernst und bestimmend und ging durch eine weitere Tür, die gegenüber der Eingangstür lag, nach draußen. Damit war das Gespräch beendet. Nachdem er das Essen erwähnt hatte, meldete sich jetzt mein Magen. Es dauerte nicht lange, da öffnete sich die Tür und Sir John kam mit zwei Holzschalen in den Händen in das kleine Häuschen. Es duftete und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Er stellte eine Schale vor mir auf den Tisch und die andere auf seinen Platz.
Dann drehte er sich um und ging zu dem Regal mit dem Kram drauf und nahm zwei Löffel, die unsortiert darauf lagen. Er legte einen vor mir hin und setzte sich.
„Dann wünsche ich guten Hunger.“
Kaum hatte er es ausgesprochen schaufelte er das Essen in sich hinein. Ich schaute mir erst einmal an, was es eigentlich gab. Es war eine Gemüsesuppe. Dann nahm ich mir den Löffeln und aß sie. Es schmeckte köstlich. Da die Schale so groß war, brauchte ich noch nicht einmal nach Nachschlag zu fragen. Mein Hunger war gestillt.
„Bist du satt geworden?“ erkundigte sich der ältere Mann.
„Ja, vielen Dank. Es war sehr lecker.“
„Das freut mich. Du kannst, wenn du möchtest, auf dem Bett nächtigen. Ich werde mein Lager draußen aufschlagen.“
„Warum zaubert Ihr nicht ein zweites Bett her?“
„Warum sollte ich meine Magie dafür missbrauchen?“
„Ich dachte, als Magier zaubert man.“ Ich war etwas verwirrt.
„Wieso möchte er nicht zaubern?" fragte ich mich.
„Das stimmt, aber ich zaubere nur in sinnvollen Situationen. Außerdem ist momentan nicht garantiert, dass ein Spruch glückt.“ Er nahm die Schalen und ging nach draußen, wo er vorher schon Minuten verbracht hatte, um das Essen zu kochen.
Ich ging zum Bett und schaute durch das kleine Fenster, das am Bett war. Es war das Einzige in dem Haus. Durch das Licht der untergehenden Sonne sah ich noch, wie es draußen aussah. Sir John wusch die Schalen am Bach aus, der etwas weiter am Haus vorbei lief. Der hintere Teil des Hauses ähnelte nicht mal annähernd dem vorderen Teil. Hinten war eine Lichtung und ein Berg lag auf der anderen Seite des Baches. Mitten in der Lichtung war eine Feuerstelle, mit einer Konstruktion, die den Kessel hielt, in dem sicher das Essen war. Der Mann, der mich bei sich aufgenommen hatte, kam zurück und stellte die Holzschalen auf dem Tisch, der von draußen an der Hauswand stand. Dann nahm er den Kessel von der Feuerstelle, wusch ihn ebenfalls aus und stellte ihn neben dem Tisch, auf dem die Schüsseln standen.
„Möchtest du nicht langsam schlafen, Daniel? Wir brechen früh auf.“
Ich nickte. Dann sah ich noch, wie Sir John eine Decke auf dem Boden ausrollte und sich darauf legte. Anscheinend war ihm nicht kalt. Ich legte mich hin, deckte mich mit der dünnen Decke, die auf dem Bett lag, zu und schlief, trotz des unbequemen Strohs, langsam ein.

Der nächste Morgen kam schneller als ich gedacht hatte. Sir John, alias Captain Kitty, weckte mich. Er legte ein ähnliches Gewand, wie er es trug, und ein Band auf das Bettende. Beides war grün.
„Zieh das an, Daniel. So, wie du jetzt aussihest, erkennt man direkt, dass du nicht von hier bist. Und bitte beeile dich. Wir müssen aufbrechen, sonst schaffen wir es nicht rechtzeitig“, sprach er zu mir, drehte sich um und packte etwas in seine Ledertasche.
Ich zog mir das Gewand, wie er gesagt hatte, über und knotete mir das Band um die Taille. Das Gewand war ganz schön lang.
„Ich bin fertig“, meldete ich mich und Sir John schaute mich von Kopf bis Fuß an. Er nickte zufrieden.
„Dann lass uns gehen“, sprach er noch, bevor er die Tür öffnete und wir unseren Weg anbrachen. Im Wald herrschte eine saubere und noch recht frische Luft. Die Sonne stand noch nicht ganz am Himmel. Der Nebel, der sich im Wald gebildet hatte, schien etwas Magisches zu haben. Es dauerte nicht lange, da meldete sich mein Magen.
„Sir John? Haben Sie vielleicht etwas zu Essen? Ich habe Hunger.“
„Ja, aber lass uns noch bis dort zum Fluss gehen. Dann machen wir dort eine Pause.“ Er zeigte mit seinem Zeigefinger auf einen Flusslauf, der nicht mehr weit entfernt war.
„In Ordnung.“
Als wir endlich den Fluss erreicht hatten, setzte ich mich auf einem Stein, der am Ufer stand. Mein Begleiter öffnete seine Tasche und holte einen Leib Brot heraus. Er brach ein Stück ab, gab es mir und nahm sich auch ein Stück. Ich aß es schnell auf. Captain Kitty ließ sich etwas Zeit.
„Trink etwas Wasser. Es dauert, bis wir den nächsten Fluss erreichen.“
Ich folgte seiner Anweisung und musste feststellen, dass das Wasser herrlich erfrischend war. Danach ging unsere Reise fort. Wir reisten den ganzen Tag bis es dämmerte. Dann suchte Sir John einen Fluss auf.
„Hier werden wir nächtigen“, sagte er und legte seine Tasche ab. „Such ein paar Hölzer zusammen. Wir machen ein Feuer.“
Ich tat was er mir befohlen hatte und sammelte Holz. Als ich ihm die Holzstücke auf den Boden gelegt hatte, legte er etwas trockenes Laub unter das Holz, holte zwei Steine aus seiner Tasche und schlug sie in der Nähe des trockenen Laubes fest zusammen. Er wiederholte es öfters bis dann das Laub anfing zu brennen.
„Setz dich an Feuer. Ich muss eben noch etwas suchen.“ Mit diesen Worten ging er von der Feuerstelle weg und suchte einen Stock. Er Nahm wieder am Feuer platz und schnitze das Ende des Stockes mit einem Messer, das in seiner Tasche war, spitz. Er stand auf und stellte sich dann an den Fluss und stach öfters ins Wasser.
„Was er dort versucht?“ fragte ich mich. Es dauerte nicht lange dann kam er mit zwei Fischen zurück.
„Das ist unser Abendessen“, sprach er und wies auf die zwei Fische in seiner linken Hand hin.
Er spießte einen Fisch auf den Stock und hielt ihn über das Feuer. Wenig später sagte er: „Hier. Das ist deiner. Vorsicht beim Essen. Er ist noch heiß.“
Nachdem ich den Fisch von Stock verspeist hatte, nahm er den Stock, wiederholte den Vorgang und konnte seinen Fisch auch essen. Dann schliefen wir am Feuer ein.

Captain Kitty weckte mich am nächsten Morgen und wir brachen auf.
„Wenn alles gut geht, sind wir am Ende des Tages bei Elvira“, verkündete er mit einem Anzeichen an Freunde in seiner Stimme.
Wir gingen zügiger als den Tag davor. Sir John wollte anscheinend so schnell, wie möglich, bei Elvira ankommen. Als die Sonne langsam unterging, kamen wir an einem Berg an, der golden schimmerte. Es sah atemberaubend aus. Ich blieb stehen.
„Ist das der goldene Berg?“ fragte ich.
„Ja, das ist er. Schön, oder?“
„Sehr schön“, antwortete ich, wobei ich meine Augen nicht von dem Berg abweichen ließ.
„Daniel?“ riss mich eine Stimme aus der Träumerei heraus. „Wir müssen weiter. Dort drüben müssen wir hin.“ Er wies auf ein Waldstück, dass noch mehr bewachsen schien, als der Rest des Waldes. Ich nickte und wir gingen weiter.
„Da sind wir“, verkündete er fröhlich.
„Das ist ein Baum. Was wollen wir hier?“
„Das ist nicht nur ein Baum, das ist die Barriere, die uns zum Feenvolk führt.“ Ich schaute ihn verwirrt an. „Nimm bitte meine Hand.“
Ich tat was er sagt. Dann ging er zu dem Baum und streckte seine Hand aus. Sie schien im Baum zu verschwinden. Nun trat er komplett in den Baum und zog mich hinterher. Ich schloss meine Augen, weil ich kein gutes Gefühl hatte.
„Du kannste deine Augen öffnen.“
Als ich sie öffnete, war ich sprachlos. Es sah aus, wie man sich das Paradies vorstellen könnte. Die Bäume sahen so lebendig und voller Kraft aus, die Blumen standen in den schönsten Farben auf einer großen Wiese und ein kleiner Bach floss quer durch das Stück Wald. Die Sonne kam durch eine Lichtung hindurch und tauchte alles in einem orange farbigen Schein. Hinzu kam noch, dass überall kleinen Wesen durch die Luft flogen und sich jeweils ein Schweif aus Glitzer hinter ihnen bildete. So, wie man es aus den Zeichntrickfilmen kannte. Und diese kleinen Wesen hatten die verschiedensten Farben.
„Das ist die Welt des Feenvolkes.“
„Es ist schön. Aber wo ist Elvira?“
„Siehst du die große, seltsame Blume hinter dem Rosentor?“ Ich nickte „Da ist sie. Komm mit. Wir gehen sie aufsuchen.“
Er ging in Richtung des Rosentors und ich folgte ihm. Zwischendurch mussten wir stehen bleiben, weil kleine Feen meinen Begleiter ansprachen und schwärmten. Er schien ein richtiger Held zu sein. Als wir an der seltsamen Blume ankamen, die zu leuchten schien stoppte Sir John. Er schaute sich um.
„Was ist los?“ erkundigte ich mich.
„Irgendetwas stimmt hier nicht.“ Er beugte sich zu der Blume „Elvira? Bist du da?“
Keine Antwort kam.
„Elvira? Elvira?“ wiederholte er, doch es kam keine Antwort.
Eine kleine Fee kam an uns vorbei geflogen.
„Halt“, rief Captain Kitty.
„Was ist los?“ fragte die kleine Fee mit ihrer zarten Stimme.
„Wo ist die Königin?“
„Die Königin? Nun ja, sie ist …“ Die kleine Fee schien Panik zu bekommen.
„Wo ist sie?“ wiederholte er.
„Sie wurde entführt!“ schrie das kleine Geschöpf und flog schneller, als man ihr hinterher schauen konnte, davon.
„Verdammt“, fluchte Sir John und ließ sich auf den Boden fallen. „Wir haben ein großes Problem.“
„Wer kann sie denn entführt haben?“ Ich setzte mich zu ihm.
„Der Einzige, der mir einfällt, ist der böse König.“
„Wieso der König?“
„Weil er möglicherweise ihre Hilfe braucht, um über das, was in unserem Land vorgeht, die Kontrolle zu bekommen und er wahrscheinlich denkt, dass sie weiß, was es ist.“
„Also bleibt uns keine andere Option, als zur Burg zu reisen und es heraus zu finden, oder?“
„Genau.“
„Aber wie lange sind wir dann diesmal unterwegs?“
„Die Feen werden uns helfen“, sprach er noch bevor er aufstand und mit einem schnellen Schritt auf einen Baum zusteuerte. Ich folgte ihm. Er klopfe an dem Baum.
„Gregoreo? Ich weiß, dass du da bist. Komm raus!“
Eine kleine Tür öffnete sich und ein Feenmann kam herausgeflogen.
„Captain Kitty! Was wollt ihr?“ fragte er mit einer sehr ängstlichen Stimme.
„Nun, wir brauchen deine Hilfe!“
„Meine Hilfe?“ Seine Stimme schien immer dünner zu werden.
Hat er etwa Angst vor Sir John?
„Wir brauchen den Teleportationszauber!“
„Du bist doch ein Magier. Zauber dich doch wohin du willst.“
„Gregoreo? Du weißt doch sicher über die Umstände im Land bescheid, oder?“ Der Feenmann nickte. „Dann wirst du auch wissen, weshalb ich deine Hilfe brauche. Wenn ich Pech habe, komme ich am Todestümpel aus.“
„In Ordnung. Wo soll es hingehen?“ stellte der kleine Mann die Frage. Er schien nicht begeistert zu sein.
„Ist sein Zauber sicherer als Euer Zauber, Sir John?“ erkundigte ich mich.
„Er benutzt Feenpulver. Da geht ein Zauber, selbst unter diesen Umständen, nie schief“, antwortete er mir und sprach zu dem kleinen Feenmann: „Zum Schloss, bitte.“
Gregoreos Körper schien zu zittern. Seine Flügel schlugen hektischer. „Zu zu zu zum Schloss?“ stotterte er.
„Ja, Gregoreo.“
„Wie du wünschst.“
Das kleine Wesen holte etwas mit seiner Hand aus einem kleinen Beutel, der an seinem Gürtel befestigt war, flog über uns, sagte etwas, dass ich nicht verstehen konnte und ließ den gelben Staub aus seiner Hand fallen. Captain Kitty nahm meine Hand und ich schloss wieder meine Augen.
„Es hat funktioniert. Du kannst deine Augen wieder öffnen“, flüsterte mein Begleiter mir zu und ich schlug meine Augenlider auf. Wir befanden uns in einem Heuhaufen. Ich hörte viele Menschen und einen Barden, der sein Lied vortrug. Marktgeschrei und Pferde konnte ich auch vernehmen.
„Wo sind wir?“ flüsterte ich zurück, denn ich dachte mir, dass es einen Grund hatte, wenn Sir John flüsterte.
„Auf dem Burgplatz. Wir müssen nur irgendwie in die Burg kommen. Am Besten unerkannt und ohne Aufsehen, sonst endet es mit einem Gang in den Kerker.“
„In Ordnung, aber wo ist der Eingang?“
Der ältere Mann nahm meinen Kopf und zog ihn zum Ende des Heuhaufens, so dass ich etwas sehen konnte. Ich war überwältigt. Zwar hatte ich einmal an eines der Mittelalterfeste, die bei uns waren, teilgenommen, aber das alles zu sehen war atemberaubend. Hinzu kam noch, dass die Marktschreier, Barden und Besucher keine Menschen sondern seltsame Wesen waren. Die Pferde stellten sich als zweibeinige, riesige Monster heraus. Teilweise waren die Marktschreier Wesen, die aus zwei Tieren bestanden. Der Bäcker hatte das Gesicht einer Schlange und den Körper einer Katze. Zumindest schien es so. Nun wunderte es mich nicht mehr, warum es eine Parallelwelt gab, in der diese Wesen lebten. In meiner Welt hätten sie die Menschen erschreckt und es wäre ein seltsames Zusammenleben.
„Dort drüben“, holte mich eine Stimme zurück. Sir John zeigte mit seinem Finger auf eine große Tür, die nicht nur furchterregend aussah, wegen des großen Drachenkopfes, der in der Mitte der Tür hing und zu leben schien, sonder auch noch von zwei seltsamen Gestalten in Rüstung bewacht wurde.
„Aber an denen kommen wir nie vorbei“, stellte ich fest. Zwei Wachen, die Ähnlichkeit mit Nashörnern hatten, standen in Rüstung und mit jeweils einer Hellebarde stramm neben der Tür, so, dass sie einem sofort den Weg versperren und man nicht mehr herein kommen würde. Noch bevor ich meinen Gedankengang richtig beenden konnte, suchte Sir John etwas in seiner Ledertasche.
„Da sind sie doch“, sprach er fröhlich. Er hielt etwas in seiner Hand, dass aussah, wie zwei Bohnen, doch sie schimmerten in allen Regenbogenfarben. Sieh sahen sehr seltsam aus.
„Was ist DAS?“ erkundigte ich mich.
„Das sind Wandlungsbohnen.“
„Wandlungsbohnen?“ Mein Gesicht muss sich zu einer amüsanten Grimasse verzogen haben, denn der ältere Mann begann zu grinsen.
„Ja. Wenn man sich auf das konzentriert, in das man sich verwandeln möchte und auf eine Bohne beißt, verwandelt man sich in das. Es kann ein Wesen, eine Pflanze oder sogar ein Gegenstand sein. Die Bohnen können uns helfen hinein zu kommen.“ Er gab mir eine von den zwei Bohnen.
„Das ist ja toll!“ freute ich mich. „Können Sie mir vielleicht noch einmal sagen, wie man die Bohne richtig benutzt?“
„Ja. Du schaust dir jetzt einen von den zwei Wächtern genau an, konzentrierst dich auf sein Aussehen, nimmst die Wandlungsbohne in den Mund und beißt zu. Aber Vorsicht. Du darfst dich nicht gleichzeitig noch auf etwas Anderes konzentrieren, sonst verwandelst du dich zu beiden Dingen“, teilte er mir mit und schien kurz nachzudenken. „Das könnte sehr amüsant werden“, fuhr er fort und grinste. „Bereit?“ erkundigte er sich. Ich nickte. „Dann geht’s los.“
Wir konzentrierten und auf die Wache, nahmen die Bohne in den Mund und bissen zu. Die Verwandlung war ein sehr merkwürdiges Gefühl. Es schien, als ob sich um meinen Körper eine Art Maske legte. Ich war zwar noch im Kern als Mensch vorhanden, aber mein Äußeres war nicht das, was ich gewöhnt war. Als ich Sir John sah, bekam ich Angst. Er sah aus, wie ein Zwilling der Wache. Nicht nur von der Gestalt, sondern auch die Rüstung hatte er an.
„Es ist alles gut verlaufen. Du siehst aus, wie eine der Wachen“, sprach er. „Wir müssen jetzt zur Wache gehen und um Einlass bitten. Verhalte dich bitte unauffällig.“
Mein Nicken galt als „Ja“ und wir gingen auf die Wachen zu.
„Würdet ihr uns bitte eintreten lassen?“ fragte Captain Kitty die zwei Nashörner.
„ Natürlich“, antwortete einer. Er wollte gerade das Tor aufmachen, doch dann drehte er sich wieder zu uns und fragte: „Wo sind denn eure Hellenbarden?“ Ich merkte, wie mir der Schweiß an den Schläfen hinunter lief.
„Mein Begleiter sollte auf die Hellenbarden aufpassen, da ich kurz etwas besorgen musste. Aber er hatte Hunger bekommen und ist fortgelaufen um sich etwas zu Essen zu suchen. Danach haben wir die Hellenbarden zwar gesucht, aber der Wald ist einfach zu groß. Wir wollten in die Burg und den König um neue bitte“, sprach er im Flüsterton und es schien so, dass es ihm sehr peinlich sei. Sir John hatte ein theatralisches Talent.
„Verstehe. Der König wird nicht begeistert sein. Achtet in Zukunft mehr darauf.“
„Das werden wir.“
Nun öffnete er das Tor. Doch als er den Schlüssel umdrehte, der die Tür Verschloss, anscheinend waren sie sehr vorsichtig, verschwand der Drachenkopf und das Nashorn öffnete die Tür. Wir gingen rein, als ob es das Natürlichste auf der Welt sein.
Das Innere der Burg war atemberaubend. Wir standen in einem Gang, der nicht zu enden schien. An den Wänden hingen überall Kerzenleuchter und Gemälde von seltsam aussehenden Wesen. Auf dem Boden lag ein roter Läufer, der an den Seiten einen goldenen Streifen hatte. Die vielen Türen waren alle geschlossen. Nur geradeaus war eine riesige Tür, die einen Spalt offen war. Ich hörte jemanden schreien und fluchen. Dann kamen leisere Stimmen zu Wort. Dann brüllte wieder die Stimme von vorhin.
„Wo müssen wir jetzt hin?“ fragte ich Sir John.
„Lass uns in den Raum gehen“, sagte er und zeigte auf eine Tür, die links neben uns lag und mit einem seltsamen Mustern verziert war.
Mich überkam wieder diese unwohl Gefühl, aber noch bevor ich antworten konnte, öffnete er die Tür und er ging rein. Ich folgte ihm und schloss die Tür hinter mir. Gerade als wir in dem Raum waren, verwandelten wir uns wieder zurück. Endlich hatte ich meine menschliche Gestalt wieder. Man fühlt sich in seiner eigenen Haut einfach wohler, als in der eines Anderen, vor allem, wenn man auch noch ein seltsames Wesen war.
Nun konnte ich mich auf den Raum konzentrieren. Er war dunkel gehalten. Nur ein Lichtstrahl erhellte den Raum ein wenig. Doch dieser Strahl schien öfters gebrochen zu werden. Was ist das für ein Raum, meldete sich meine innere Stimme.
„Das ist die Halle der Spiegel“, sprach mein Begleiter und damit war meine Frage beantwortet.
Bei genauerem Betrachten, konnten wir uns auch in den Spiegeln sehen, aber es war zu dunkel und so sah man es nicht auf den ersten Blick.
„Captain Kitty? Bist du das?“ fragte eine leise und sanfte Stimme. Anscheinend kannte Sir John sie, denn er schaute sich hektisch um und wurde wachsam.
„Elvira?“ erkundigte er sich.
„Ja, ich bin es.“ Plötzlich sah man in den vielen Spiegeln, die den Raum schmücken, einen kleinen, roten Ball leuchten. Um diesen konnte man einen Käfig erkennen.
„Ich sehe dich. Du bist in einem Käfig? Wieso?“ Während Captain Kitty diese Frage stellte, ging er bereits durch den Raum, um nach Elvira zu suchen.
„Wieso leuchtet sie erst jetzt, Sir John?“ erkundigte ich mich.
„Weil ich keine unangenehmen Besucher locken möchte“, antwortete Elvira mir statt meines Begleiters. „du musst wissen, Daniel, wir Feen sind sehr begehrt. Wegen unseres Feenpulvers und der Gabe die Zukunft vorauszusehen.“
„Ihr kennt meinen Namen?“ erkundigte ich mich überrascht. Den Rest hatte ich zwar vernommen, aber, dass sie meinen Namen wusste schien mir interessanter.
„Natürlich. Ich wusste, dass du kommen wirst“, sprach sie noch bevor Sir John rief:
„Elvira! Endlich habe ich dich gefunden!“ Der Käfig, in dem sie gefangen war, stand auf einem edlen Sockel. Er hatte viele Muster. Doch was genau zu sehen war, kann ich nicht sagen. Es war einfach zu dunkel. „Wie öffnet man diesen Käfig?“
„Da ist ein Schloss.“ Sie zeigte auf einen kleinen, runden Gestand, der am Käfig hing. Ich hätte es persönlich nie als Schloss identifiziert, denn es war zu klein, dann ein normaler Schlüssel hätte reingepasst. „Ich habe es schon mit Feenpulver probiert, aber es hilft nicht. Du musst versuchen zu zaubern. Denk einfach nicht daran, dass es schief gehen wird und dann funktioniert es.“
„In Ordnung.“ Sir John schien sich zu konzentrieren. Er hielt seinen Zeigefinger vor das Schloss. Dann murmelte er etwas und ein hellblauer Funken kam aus seinem Finger gesprüht und flog zu dem Schlüsselloch des Schlosses. Es machte „klack“ und das Schloss öffnete sich.
„Es hat geklappt“, freute er sich.
Dann öffnete er die Tür und streckte seine Hand in den Käfig, so dass Elvira sich auf diese setzten konnte.
„Danke, Captain Kitty.“
„Bitte sehr. Beantworte mir bitte eine Frage. Wer war das?“
„Der König?“
„Also doch. Was hat er vor?“
„Ich weiß es nicht mehr. Er hat mir alles erzählt, das weiß ich noch, dann gab er mir etwas zu trinken und ich schlief ein. Seitdem habe ich keine Ahnung, was er vorhat.“
„Dann war es wohl ein Vergessenstrank. Ich werde ihn aufsuchen. So kann es nicht weitergehen.“
„Bist du dir sicher. Ich meine wegen der Vergangenheit.“
„Mach dir keine Sorgen. Es wird schon funktionieren.“
„Entschuldigung, aber worum geht es?“ erkundigte ich mich. Anscheinend hatten sie vergessen, dass ich noch da bin, denn sie schauten mich mit großen Augen an.
„Lass uns erst einmal aus diesem Raum herausfinden“, sprach Elvira und wir suchten nach dem Ausgang.
Es dauerte nicht lange, da öffnete Sir Johne eine Tür und wir standen wieder in dem Flur, wo wir vorher schon gestanden hatten.
„Daniel? Du nimmst Elvira. Ich gehe zum König.“
„Captain Kitty? Ich kann fliegen“, protestierte Elvira.
„Du brauchst deine Kraft aber für später.“ Sie schien zu verstehen und flog zu meiner Schulter um dort platz zu nehmen.
„Ihr wartet hier. Passt auf, dass euch keiner sieht. Bis später.“ Mit diesen Worten verabschiedete er sich und ging in den Raum, dessen Tür einen Spalt aufstand. Als er in dem Raum war, ging ich bis zu der Tür. Ich war neugierig und wollte wissen, was sie zu bereden hatten. Die Stimme, die so laut geschrieen hatte, als wir den Flur zum ersten Mal betreten hatten, schrie jetzt Captain Kitty an.
„Der König scheint sehr wütend zu sein“, stellte Elvira fest und meine Augen wurden groß.
„Derjenige, der da so brüllt, ist der König?“
„Ja, das ist er. Damals war er so anders“, sprach sie mit bedauern.
„Er soll ein guter und freundlicher König gewesen sein.“ Das hatte Sir John mir erzählt.
„Genau. Aber irgendetwas muss passiert sein, dass sowohl ihn zu dem gemacht hat, was er jetzt ist, als auch das Land in diesen Umstand getrieben hat. Ich weiß nur noch nicht was es ist.“
Dann horchte ich an der Tür, denn es schien ein Kampf der Worte zu geben.
„Bitte König. Beruhigt euch“, bat mein Begleiter.
„Beruhigen? Wieso sollte ich mich beruhigen, Bruder?“ fragte der König und ich musste mir das Gesagte noch einmal durch den Kopf gehen lassen.
„Wieso Bruder?“ fragte ich Elvira.
„Der König und Captain Kitty sind Brüder. Der König ist der Erstgeborene.“ Mein Mund stand offen, denn das hatte Sir John nie erwähnt.
Dann lauschte ich wieder dem Gespräch in dem Raum hinter der Tür.
„Du bist keinen deut besser als Vater, so wie du dich jetzt aufführst“, sprach mein Begleiter ruhig.
„Vater? Du nennst ihn VATER? Er war doch nie ein Vater für uns! Mutter hatte uns beide doch schon zur Welt gebracht, bevor er sie zu seiner Frau nahm. Er heiratete sich doch nur, weil sie die rechtmäßige Erbin des Throns war und da Großvater gestorben ist, sollte sie die Königin werden. Er wollte nur die Macht! Geliebt hat er uns drei nie! Er war doch froh, als sie gestorben ist. Uns hat er danach aus dem Schloss verjagt. Er wollte uns nicht bei sich haben. Er hatte die Macht und hat sie missbraucht um den Krieg anzustiften“, schrie der König.
„Das stimmt nicht. Er ist doch erst so geworden nachdem er den Rubin von dem König aus dem Zwergenland geschenkt bekommen hat.“
„Meinst du diesen Rubin?“ fragte der König. Ich musste durch den Spalt in der Tür schauen. Sir John hatte sich nicht ganz geschlossen. Der König sah ganz anders aus, als mein Begleiter. Er hatte keinen Bart. Und seine Augen schienen das Böse in Person zu sein. Solche hasserfüllten Augen hatte ich noch nie gesehen. Er trug einen sehr königlichen Anzug, der mit viel Gold und Silber verziert war. Um Seine Schultern war ein roter Umhang gelegt. Die Krone auf seinem Kopf, war mit vielen Diamanten bestückt.
Er hielt den Rubin, der an einer Kette hing, hoch und zeigte ihn Sir John.
„Viltis! Siehst du nicht, wie dunkel er mittlerweile ist. Wenn du so weiter machst, stirbst du an deinem Hass.“
„Das glaubst aber auch nur du! Er ist noch so schön, wie damals!“
Es schien, als würde der Magier nachdenken. Dann wurden seine Augen groß.
„Du musst sie ausziehen! Sofort! Sie ist schuld an dem Chaos in unserem Land. Damals, bevor Vater getötet wurde, war auch so eine Katastrophe. Dieser Rubin wird uns alle töten!“ schrie er.
„Halt deinen Mund, Bruder! Ich werde sie nie ausziehen.“ Die Augen des Königs schienen zu glühen.
„Elvira? Wir müssen ihm helfen“, sagte ich, denn ich konnte dieses Wortgefecht nicht mehr mit anhören. Sir John hatte den Grund von all den merkwürdigen Ereignissen herausgefunden, doch so wie sich die Situation entwickelte würde es nur in einem Kampf enden.
„Ich würde auch so gerne helfen, aber ich weiß nicht wie.“
„Kann dein Feenpulver alles zaubern, was man möchte?“
„Eigentlich schon. Was hast du vor?“ erkundigte sie sich, wobei ein scharfer Unterton in ihrer Stimme lag.
„Können wir nicht den König in einen Schlaf fallen lassen, so dass wir ihm die Kette ausziehen können?“
„Das wäre machbar. Aber da sind noch die zwei Wachen.“
„Welche Wachen?“ Ich schaute durch den Türspalt. „Meinst du die hinter dem König, die an der Wand stehen? Die zwei Nashörner?“
„Ja, genau die meine ich.“
„Dann lassen wir sie zusammen mit den König ins reich der Träume reisen“, sagte ich stolz. Es schien eine gute Idee zu sein.
„Eine wirklich gute Idee, aber mein Pulver reicht höchstens für 2 Schlafzauber. Das geht dann nicht auf.“
Ich dachte nach. Es musste doch etwas geben, was man machen konnte. Dann hatte ich einen Geistesblitz.
„Elvira? Reicht dein Feenpulver für eine Verwandlung und eine Schlafzauber?“
„Was hältst du davon: Du verwandelst mich in einen von diesen Nashörnern, ich locke die Wache raus und dann fliegst du rein und lässt den König mit Hilfe des Feenpulvers schlafen.“
„Das klingt sehr gut. Dann mache ich dich zu einer Wache“, sagte sie noch, bevor sie ihren Beutel öffnete, eine Hand voll Feenpulver herausnahm und mir dieses ins Gesicht pustete. „Beeil dich! Es hält nicht sehr lange.“
Ich ging in den Raum. Mir war etwas mulmig. was sage ich nur?
„Wir brauchen eure Hilfe!“ schrie ich. Dabei schaute ich die zwei Wachen an. „Die Fee ist entkommen. Sie verzaubert den Burgplatz. Wir schaffen es nicht sie einzufangen.“
„König?“ fragten die Zwei.
„Was steht ihr noch rum. Wenn sie uns entkommt haben wir ein Problem!“ schrie er.
Sie liefen aus dem Raum. Elvira kam herein geflogen. Ich half ihr die Tür zu schließen und drehte den Schlüssel, der im Schlüsselloch steckte, herum. Die Wachen kamen zurück gerannt und klopften gegen die verschlossene Tür.
„Sie ist zu“, sagte ich und Elvira pustete ihren letzten Staub in das Gesicht des Königs. Er fiel zu Boden und schlief.
„Was macht ihr denn hier? Ich hatte doch gesagt, ihr sollt draußen bleiben“, beschwerte sich Sir John.
„Entschuldigung, aber euere Diskussion wäre nie zu einem Ende gekommen. Wir mussten einfach Eingreifen“, verteidigte ich uns.
„Dankeschön“, sprach er erleichtert. „Der hätte nie auf mich gehört.“ Der Magier ging zu seinem Bruder und nahm die Kette mit dem Rubin vorsichtig von dem Hals des Königs.
Plötzlich färbte sich der dunkle Rubin zurück zu einem schönen, roten Rubin. Draußen verschwanden die grauen Wolken und die Sonne konnte endlich wieder scheinen. Sir John streckte seinen Zeigefinger aus, murmelte etwas und, wie zuvor bei dem Schloss vom Käfig, kam ein hellblauer Funken seinem Finger gesprüht und flog zu dem Rubin. Er zerplatzte und die Splitter lösten sich auf.
„Das Böse wäre besiegt“, sagte Captain Kitty stolz. Wir freuten uns alle. Der König wurde langsam wieder wach. Seine Augen waren sanfter. Das Hässliche, dass noch vor wenigen Minuten ins seinen Augen zu sehen war, war verschwunden. Er stellte sich vor seinen Bruder und lächelte.
„Dankeschön, Brolis“, sprach der König und umarmte Sir John.
„Bitteschön Viltis“, sprach der jüngere Bruder.
„Brolis?“ fragte ich Elvira leise.
„Das ist sein wahrer Name.“
„Und wieso nennt er sich Sir John?“
„Er hat sich den Namen gegeben, als er aus dem Schloss verband wurde. Er wollte nicht, dass jeder weiß, wer er ist.“
„Ich verstehe“, sagte ich. Es war doch alles sehr verwirrend. Denn Brolis, hatte so viele Namen, auf die er hörte und seinen richtigen Namen, hatte er eine verschwiegen. Ob ihn nun jeder Brolis nennen wird und er sich wieder dem Königshaus zuwendet? fragte ich mich.
„Aber wie soll ich das Alles wieder gut machen?“ fragte der König seinen Bruder.
„Spreche zum Volk und sag, was passiert ist. Sie werden es verstehen.“
„Das werde ich machen.“

Am nächsten Tag gab der König eine Rede. Er erklärte, was passiert war und vor allem, was mit ihm passiert war. Er bat um Entschuldigung und bat das Volk, dass er auch weiterhin regieren darf. Das Volk wollte ihn weiterhin als König habe, denn ein König, der seinem Volk die Wahrheit sagt und nichts verheimlicht ist ein guter König. Dann verkündete er noch, dass sein Bruder nun der königliche Magier sei und ihn versucht, vor solchen Vorfällen, wie den letzten zu schützen. Das Volk jubelte und es wurde ein Fest gefeiert, wie ich es noch nie gesehen hatte. Es gab so viel Essen, dass ich mich wunderte, wer das alles essen sollte. Doch, die Wesen aus dieser Welt schienen mehr zu essen, als ich erwartet hatte. Barden traten auf und Tänzerinnen unterhielten die Gäste. Es wurde bis zum Ende der Nacht gefeiert.

Die Sonne war gerade aufgestanden und ich sah aus dem Fenster. Der König hatte mir ein Zimmer zugewiesen und mir gesagt: „Bleib so lange, wie du möchtest, Daniel.“
Doch ich wollte nicht bleiben. Mich überfiel langsam das Heimweh. Ich fühlte mich zwar sehr wohl in dieser Welt, doch nur seltsame Wesen um mich zu haben gefiel mir dann doch nicht. Außerdem vermisste ich meine Eltern und meine kleine Schwester. Auch, wenn sie sehr oft nervt, aber ich habe sie trotzdem sehr gern. Als ich gesehen habe, wie gut sich Captain Kitty und sein Bruder verstanden, musste ich daran denken, wie meine Schwester und ich uns gegenüber verhielten. Momentan, war sie zwar die nervige, kleine Schwester, doch vielleicht verstehen wir und in ein paar Jahren so gut wie die zwei Brüder des Könighauses.
Es klopfte an der Tür.
„Ich komme!“ rief ich, rannte zur Tür und öffnete sie.
„Guten Morgen, Daniel“, begrüßten mich Brolis und Elvira.
„Was hältst du davon, wieder zurück in deine Welt und Zeit zu kommen?“ fragte Elvira.
„Das wäre wundervoll“, sprach ich. Dann wurde ich traurig. „Aber wie komme ich zurück?“
„Ich habe in der Bibliothek der Burg nach einem Weg gesucht und auch einen gefunden“, verkündete das kleine Feengeschöpf.
„Wirklich?“ schrie ich fast.
„Ja. Es ist nicht schwer. Wenn du bereit bist, musst du uns bescheid sagen. Wir sind im Thronsaal.“
„Ich bin bereit!“
Wir gingen in den Thronsaal. Der König saß auf seinem Thron und hatte gerade ein Gespräch mit dem Bäcker. Als ich kam, verließ der Bäcker den Raum.
„Daniel!“ empfing mich der König und kam auf mich zu. „Du bist also bereit zu gehen? Sehr schade, aber dir gefällt deine Welt sicher besser.“
„Ja, König. Ich fühle mich dort wohler.“
„Es ist seltsam, aber uns hat wieder jemand aus der menschlichen Parallelwelt gerettet. Anscheinend ist das unser Schicksal.“ Er lachte kurz. „Nimm das bitte, als ein Dankeschön.“ Er hing mir eine Kette um. „Dieser Anhänger wird dich beschützen. Elvira und Brolis haben ihn geschmiedet.“
Ich schaute auf den Anhänger. Er sah aus, wie ein einfacher Stein. Doch er schimmerte blau und rot.
„Dankeschön!“ Ich umarmte den König und Sir John. Elvira lächelte ich nur an, denn sie war zu klein, um sie zu drücken.
„Bist du bereit?“ fragte Elvira. Ich nickte. Sie flog zu einem alten Buch. „halt deine Kette in der Hand und spreche mir nach.“ Ich tat was sie sagte. Was ich da zu reden versuchte, weiß ich leider nicht mehr. Der Spruch war zu lang und zu komisch. Die Wörter waren noch nicht einmal Wörter. Es waren aneinander gereihte Buchstaben. Es öffnete sich ein ovales, grün leuchtendes Portal.
„Du musst dadurch gehen und dann landest du in deiner Welt und Zeit“, sagte Sir John. Er kam auf mich zu und umarmte mich.
„Pass gut auf dich auf, Daniel. Du bist ein guter Junge.“
„Das mache ich, Captain Kitty. Und Sie sind ein guter Magier.“ Dann löste er die Umarmung. „Ich werde euch alle vermissen“, sagte ich noch und dann ging ich in das Portal.
„Wir werden dich auch vermissen, Daniel“, hörte ich die Drei noch rufen. Danach verstummte alles.

Mein Wecker riss mich morgens um halb sieben aus dem Schlaf. Es war Zeit zum aufstehen, denn ich musste zur Schule. Als ich mich umsah, war ich wirklich wieder in meiner Welt. Es war mein Zimmer. Als ich aufstehen wollte, merkte ich, dass ich auf dem Buch, das ich am Abend zuvor gelesen hatte eingeschlafen war.
„War das alles nur ein Traum?“ fragte ich mich leise. Das stimmte mich traurig. Doch als ich auf meinem Nachttisch sah, lag dort die Kette mit dem grünen Anhänger.
„Das hat noch nichts zu bedeuten“, sprach ich erneut zu mir. „Vielleicht habe ich es gestern oben gefunden, bin dann aber zurück ins Bett gegangen.“
Ich ging in das Badezimmer um mir meine Zähne zu putzen. Als ich verträumt in den Spiegel sah, war um meinen Hals eine Kette mit einem Stein, der blau und rot schimmerte.
„Es war kein Traum!“ freute ich mich. „Ich war wirklich dort gewesen! Captain Kitty, Elvira und der König - sie waren alle wirklich da!“ Auf meinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Ich war so glücklich. Nun musste ich mich aber beeilen, dass ich nicht zu spät zur Schule kam.

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Tag der Veröffentlichung: 29.06.2012

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