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..Ata Morgana, das F ehlt.


„Guten Morgen, Fifi“, sagte ich eher leise und verschlafen. Fifi war mein Auto und es war für mich normal morgens mein Auto zu begrüßen. Schließlich ist so ein Auto ja auch nur ein Mensch und freut sich über eine freundliche Begrüßung am frühen Morgen. Als Antwort blinkten die Scheinwerfer einmal kurz auf, was wohl eher als Reaktion auf mein Betätigen der Fernbedienung passierte, denn als Erwiderung meiner Begrüßung.
Müde stieg ich in mein Auto hinein, startete den Motor und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Es war morgens um 5 Uhr und ich war fast der Einzige der so früh unterwegs war.
Eine Stunde brauchte ich morgens meistens, genügend Zeit zum Wachwerden, denken und träumen. Manchmal dachte ich über alltägliche Dinge nach, aber häufig träumte ich auch völlig unsinnige Dinge. Fantasien, Visionen, Wunschgedanken eben.
Nun dachte ich wieder einmal darüber nach wie schön es doch wäre, wenn man zaubern könnte. So wie die Jeanny aus der Flasche oder Merlin. Und warum sollte so etwas nicht möglich sein. Es gab so viele Dinge, die man sich nicht erklären kann. Vielleicht kommt es nur darauf an, die richtigen Bewegungen zu vollbringen oder einen ganz bestimmten Satz zu sagen. So wie die Jeanny eben knickste, oder man „Hokus Pokus“ sagte.

Kurz wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich auf einen langsam fahrenden LKW aufschloss. Hmm, der fährt hier mit knapp 40 durch die Ortschaft und ich kann hier nicht überholen. Wenn ich zaubern könnte würde ich den LKW einfach wegbeamen. Am Besten auf die große Wiese vor der nächsten Kurve. Was steht denn hinten auf der verschmutzten Plane ?
Getränkemarkt „Ata Morga…“, ach das F fehlt.
„Fata Morgana“ sagte ich dann wohl doch laut.

Ein Lichtblitz riss mich aus meinen Träumen, Dann wurde es ganz kurz verschwommen, oder wurde mir schwindelig ?
Egal, als ich wieder richtig sehen konnte war der LKW vor mir einfach weg. Eben war er doch noch da, wo ist er denn plötzlich hin ?
Ist er plötzlich abgebogen ?
Bin ich vielleicht kurz eingenickt ?
Doch dann sah ich den LKW plötzlich auf der großen Wiese stehen.
Als ich an dem LKW vorbei fuhr, sah ich im Führerhaus einen völlig verdutzten Mann, der aus dem Fenster starrte und die Welt nicht mehr verstand.
In dem Moment musste ich einfach nur herzhaft lachen. Doch dann dachte ich noch mal über die Situation soeben nach.
Moment, du hast dir gewünscht, dass der LKW vor dir verschwindet und auf der Wiese steht und dann ist es auch geschehen.
Wie habe ich das denn nur geschafft ?
Und was war anders ?
Im Rückspiegel sah ich noch den Lkw.
Getränkemarkt Fata Morgana…..
Fata Morgana…, ja das war es. Fata Morgana.
Nun nahm ich den Fuss vom Gas und steuerte meinen kleinen Wagen auf den kleinen Parkplatz rechts der Strasse. Als ich stand schaute ich mich vorsichtig um. ob mich auch ja niemand sehen konnte. Dann dachte ich einen Augenblick nach und zum Schluss sagte ich laut und deutlich „Fata Morgana“.
Schwupps, wieder ein heller Lichtblitz, kurz war alles verschwommen und dann stand ich mit meinem Auto plötzlich in der Tiefgarage meiner Firma.
Hmm, ein schneller Blick zur Uhr, 5:20.
Na, klasse, ohne Zeitverlust schon in der Firma. Das klappt ja wirklich wie am Schnürchen.
Mir wurde schon ein wenig mulmig bei dem Gedanken. Jetzt bloß nichts überstürzen.
Zuerst hast du den LKW auf die Wiese gezaubert und dann habe ich mich mit Auto in die Firma gebeamt.
Was ist wenn man nur 3 Wünsche frei hat, wie mit der guten Fee ?
Und 2 Wünsche hast du schon verplempert. Also musst du dir den dritten Wunsch sehr gut überlegen. Okay, jetzt wünsche ich mir, dass ich immer glücklich sein werde, was will man mehr. Zum Abschluss noch ein lautes „Fata Morgana“.
Wie schon davor wurde es kurz hell, dann wurde es verschwommen und dann saß ich dort genauso wie vorher im Auto.
Verdammt, wie soll ich jetzt wissen ob das geklappt hat ?
Aber vielleicht geht es ja auch immer noch. Aber ich versuche es lieber mit Dingen, die man auch sehen kann. Ich dachte kurz nach, dann lächelte ich und zum Abschluss „Fata Morgana“.

Ein Lichtblitz, kurze Benommenheit und dann keifte mich die Frau auf den Beifahrersitz auch schon an. Wütendes Geschreie von der wirklich sehr hübschen Frau auf dem Beifahrersitz. Aber was brüllte die denn bloß so laut. Und dann auch noch in englisch. Ich verstand kaum etwas. Ach so, das kann ich ja ändern.
Dann verstand ich sie natürlich. Behauptete, ich hätte sie entführt und fordere nun Lösegeld.
Aber nein Miss Crawford, ich finde sie einfach nur sehr hübsch, wenn auch etwas hysterisch.
Moment, kurze Zeit später war es wieder ruhig und ich alleine im Auto.
Ich musste natürlich daran denken die Wünsche genau und exakt zu formulieren.
Nun war es gerade mal 5 Uhr 25 und ich saß immer noch in der Tiefgarage.
Aber das kann ich ja auch ändern. Und Schwupps war es auch schon 14:30 Uhr.
Feierabend, ab nach Hause. Sollte ich mich wieder ganz schnell nach Hause beamen.
Ach eigentlich möchte ich jetzt so richtig schön bei strahlendem Sonnenschein und so knapp 20 Grad nach Hause fahren. Natürlich offen, ohne viel Verkehr, einfach nur die Sonne geniessen.
Wobei ich mir ja auch noch überlegen konnte, welches Auto ich mir für die Heimfahrt wünschte. Ferrari oder Lamborghini ?
Ach, nein. Dann schon lieber Aston Martin.
Schwups, und schon saß ich auf feinstem Leder. Die klassischen Rundinstrumente strahlten mir entgegen. Na dann, nichts wie los.
Ich drückte den Startknopf, der mit feinstem Leder überzogen ist und erweckte den Motor aus seinem Schlaf.
Wow, so hören sich 12 Zylinder im Stand an. Langsam legte ich den Automatikwählhebel um und rollte gemächlich aus der Tiefgarage.
Draußen war es herrlich, Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel. Ganz gemütlich fuhr ich nun auf der Autobahn Richtung Heimat. Ich hatte überhaupt kein Bedürfnis schnell zu fahren. Außerdem wurde hier eh gebaut und man durfte nur 80 km/h fahren. Ich blieb links und überholte gerade einige LKW`s als sich von hinten rasch ein Wagen näherte. Ah, ja. Das übliche, Audi A4 oder A6 Avant. Ob das Avant von Avanti kommt ?
Das Auto muss fürchterlich unbequem sein, denn die Insassen haben es immer sehr eilig wieder aus dem Auto zu kommen. Zumindest fahren sie so.
Obwohl ich bei erlaubten 80 km/h ja nun auch so um die 100 km/h fuhr, war es dem Herren hinter mir wohl viel zu langsam, was er mir mit Lichthupe und wildem Gedrängel zu vermitteln versuchte. Ob er wohl weiß, dass ich knapp 350 PS mehr habe als er und ich nur einmal kurz das Gaspedal an zu tippen brauche um am Horizont zu verschwinden. Wenn ich denn könnte, denn vor mir ist eine lange Schlange. Nach gefühlten Stunden in denen der Wagen hinter mir von links nach rechts hüpft wie ein Kaninchen und mir ständig sein Fernlicht in den Rückspiegel meißelt, kann ich endlich etwas Gas geben um vor dem ersten LKW auf die rechte Spur zu wechseln. Und nun wartete ich darauf dass mich der wild gewordene Audifahrer gestikulierend überholte. Aber irgendwie hatte der wohl sein Pulver schon verschossen. Wobei ich gerade bemerkte, dass meine Tachonadel auch schon bei knapp 140 km/h war. Ups, das merkt man in dem Auto ja nun überhaupt nicht. Also nehme ich den Fuß vom Gas und gleite mit knapp 100 km/h durch den Wind. Nun kommt auch der Audifahrer wieder angeschossen, überholt mich gestenreich und kopfschüttelnd.

Da kam mir eine fantastische Idee, ich grinste und plötzlich….Fata Morgana !
Schwupps, ein greller Lichtblitz und plötzlich wird der ach so schnelle Audi auf einmal sehr langsam, rollt aus und bleibt auf dem Standstreifen stehen. Ich fahre winkend an dem erstauntem Mann vorbei. Ob der wohl gleich noch erstaunter sein wird wenn er beim Blick unter die Motorhaube feststellt, dass ihm dieser abhanden gekommen ist. Nur zu gerne würde ich dieses dumme Gesicht dabei sehen. Gedacht, getan und schon stand ich natürlich für ihn unsichtbar neben dem erstaunten Mann. Dieser öffnete gerade die Verriegelung für die Motorhaube und blieb erst einmal verduzt stehen und blickte in die Leere des Motorraums.
Etwas leer schien mir der Blick auch zu sein. Nun setzte ich noch einen drauf und einen Augenblick später kam ein Polizeiwagen hinter dem Audi zum Stehen. Die beiden Beamten gingen langsam auf den Mann vor seinem Auto zu. Dieser hatte es plötzlich sehr eilig, die Motorhaube zu zuwerfen. Wie sollte man es auch erklären, dass man eine Motorpanne hatte, wenn doch eben dieser völlig fehlte.
Auf die Frage des Polizisten, welches Problem er denn habe, meint der Mann dann schnell und beschwichtigend „ Ach, ist nur die Elektronik, aber der ADAC ist schon unterwegs.
Na, dann ist ja gut meint der Polizist und sie fahren wieder davon.
Nun tat mir der Mann aber doch allmählich leid und so gab ich ihm seinen heiß geliebten Motor wieder. Allerdings müsste er in Zukunft auf knapp 100 PS verzichten. Aber was solls, lieber 70 PS, als gar kein Motor, oder ?

Ich setzte meine Fahrt fort und fuhr gut gelaunt nach Hause.

Kurz bevor ich zu Hause ankam, musste ich aber erst einmal den Aston Martin wieder zurück verwandeln in meinen kleinen Fiat, sonst würden die Nachbarn erstaunt gucken.
Schließlich konnte ich nicht in der Öffentlichkeit mit meiner Zauberei prahlen wie mit einem Lottogewinn. Obwohl ein Lottogewinn durchaus eine gute Erklärung wäre.
Dabei wurde mir bewusst, dass man so ein Auto wie den Aston Martin eigentlich überhaupt nicht braucht. Mein Fiat brummte auch ruhig und entspannend durch den Wind. Das Verdeck hatte ich auch hier geöffnet. Natürlich musste ich bei meinem Fifi schon etwas mehr Gas geben, aber ich wollte hier auf der Landstrasse auch kein Rennen fahren. So kam ich schließlich zu Hause an und fuhr ins Carport.

Ich schloss das Haus auf, ging ins Schlafzimmer und zog mir etwas Bequemes an. Dann wollte ich mir einen Kaffee kochen, doch das brauchte ich ja gar nicht. Schwupps hatte ich einen leckeren dampfenden Kaffee in meiner Hand. Ich setzte mich auf das Sofa und überlegte, was ich als nächstes tun wollte.
Grundsätzlich musste ich mich finanziell absichern. Natürlich könnte ich mir auch eine Million Euro herbeizaubern, jedoch würde das schon etwas merkwürdig aussehen wenn ich auf der Bank mal eben eine Million bar einzahle. Habe ich ein paar Jahre gespart und unters Kopfkissen gelegt. Wieviele Jahre denn ? 100 !

Doch gegen ein wenig Kleingeld war nichts einzuwenden und so zauberte ich mir 50.000,- Euro herbei. Wie das Geld so vor mir auf dem Tisch lag, fragte ich mich ob jetzt irgendwo auf der Welt dieses Geld fehlen würde. Ist schon ziemlich blöd wenn mal plötzlich zaubern kann, aber keine Anleitung dafür hat.
Den Kaffee hatte ich ausgetrunken und mir war nach einem heißen Bad. Eine Badewanne hatte ich nicht, aber dies sollte mich nicht vor ein unlösbares Problem stellen. Kurz darüber nachgedacht und schon fand ich mich in einem heißen dampfenden Wirlpool wieder. Doch irgendwie fehlte mir etwas. Natürlich, das Quietscheentchen. Dabei konnte das Quietscheentchen ruhig blond sein, oder doch brünett. Warum eigentlich nicht beides.
Schwupps hatte ich zu meiner linken eine süße Blondine und rechts eine rassige dunkelhaarige in meinen Armen. Herrlich, so langsam konnte ich mich an die Vorzüge der Zauberei gewöhnen.
Nachdem ich das Bad und die beiden Mädels ausgiebig genossen hatte, überkam mich eine gewisse Müdigkeit. Kurzerhand teilte ich die 50.000,- Euro unter den Frauen auf und schwupps waren sie auch schon wieder weg. Frauen können doch ziemlich anstrengend und ermüdend sein, ich glaube ich schlafe erst einmal einen Augenblick. Also legte ich mich in mein Bett und schlief auch sofort ein.

Grob wurde ich aus meinem Schlaf gerissen.
Hey, du musst aufstehen und zur Arbeit. Du hast verschlafen.
Schlaftrunken setzte ich mich im Bett auf und kramte nach meiner Brille.
Wer verdammt noch mal weckt mich denn da ?
Ich habe die beiden Frauen doch wieder weggezaubert.
Brünett war sie ja auch und bekannt kam sie mir auch vor, aber sonst.
Jetzt dämmerte mir plötzlich. Das ist meine Freundin und ich habe alles wohl nur geträumt.
Belustigt schaut meine Freundin zu mir.
Was guckst du mich denn an wie einen Geist ?
Nein, erwiderte ich grinsend, eher wie eine Fata Morgana.

Kurze Zeit später.
„Guten Morgen, Fifi.“……

Noch etwas müde aber ausgeglichen und zufrieden gleite ich nun wieder dahin, in meinem gewohnten Alltag. LKW`s kommen mir heute nicht in die Quere. Mein Fifi brummt ruhig und kontinuierlich durch die verschlafende Landschaft.
Ich denke über den Traum nach und komme zu dem Schluss, dass es doch eigentlich viel schöner ist wenn man sich die kleinen Annehmlichkeiten im Leben sich erst verdienen muss, um sie wirklich geniessen zu können.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 11.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Mein allererstes Buch widme ich meinen lieben Eltern, die mich so werden lassen haben, wie ich heute bin.

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