~Along with the lights that turn off one by oneThe hope in my heartDisappears slowly as well ~
(B.A.P - With you)
- Prolog -
Wie viel konnte ein einzelnes Herz aushalten?
Wie viel Schmerz konnte es aushalten bis es zerbrach?
Wem konnte es vertrauen ohne Angst haben zu müssen, verletzt zu werden?
Was ist, wenn es sich nach jemandem verzehrte, der so nah und doch so fern zu sein schien?
Konnte es einfach vergessen?
Oder führte das Schicksal die beiden Herzen doch zusammen?
Konnte ein Herz das Narben hatte, jemals wieder so schlagen wie vorher?
Oder waren diese Narben für jeden sichtbar?
Flüchtete es eher in die Einsamkeit oder suchte es die Nähe Anderer?
Und was ist, wenn die Wunde am Herzen nie zu einer Narbe wird?
Wenn alles einfach zu viel wird?Was tun wir dann?
- Fortsetzung folgt -
~I want to talk to you today~
(B.A.P - lovesick)
- Kapitel 1 -
Es war der 6.Dezember und es war sehr kalt, trotzdem hatte es noch kein Schnee gegeben. Kleine Rauchwölkchen bildeten sich in der eisigen Luft, als die beiden Mädchen die Straße entlang gingen. Sandra und Melanie waren auf den Weg zum TS Entertaiment Gebäude. Zum Glück waren heute keine Fans zu sehen, da nicht bekannt geworden war, dass B.A.P heute im Gebäude sein würden. Himchan hatte Sandra vor einer Stunde angerufen und gebeten ihn dort zu treffen. Also hatte sie sich angezogen, sich Melanie geschnappt und war losgegangen.
Melanie benahm sich jedoch schon den ganzen Tag komisch, so als würde ihr etwas auf der Seele brennen. Sie fuhr sich ständig durch ihre Haare und hielt ihr Handy in der Hand. Das war sehr seltsam, einfach weil Melanie das eigentlich nicht so oft tat. Sandra kannte sie gut, daher fiel es ihr auch sofort auf, schließlich war Melanie ihr Dongsaeng und ihre Mitbewohnerin, die sie wie eine wirkliche Schwester liebte. Aber Sandra sagte nichts und betrat das Gebäude. Wenn Melanie reden wollte, dann würde sie es irgendwann von selbst tun, man konnte sie zu nichts drängen und schon gar nicht zwingen. Mit einem lächeln auf den Lippen zog Sandra sie hinter sich her, einmal quer durch die Lobby zu einem Raum, der etwas abgelegener war. Sandra war hier schon oft gewesen und wurde daher nicht mehr kontrolliert.
“Los komm, nicht so langsam, oder wirst du etwa alt?”, fragte Sandra sie grinsend.
“Eonnie, was soll ich da?”, quengelte Melanie. Sandra blieb stehen und sah sie an. “Daehyun wird sicher auch hier sein und Yongguk”, grinste sie Melanie wissend an. Sie hatte ihren Dongsaeng mit sich geschleppt, weil sie ganz genau wusste, wie sehr sie auf Yongguk stand. Auch wenn sie es nie zugab, sie war schwer verschossen und weil Sandra ihr einen schubs in die richtige Richtung geben wollte, hatte sie sie kurzer Hand einfach mitgenommen. Sie würde Melanie einfach bei den anderen lassen, sie brauchte sich da keine sorgen zu machen, denn schließlich war auch Daehyun da, mit dem sich Melanie prächtig verstand. ”Na los komm, sie warten. Und du kannst Daehyun doch nicht warten lassen”, lachte sie, dachte in Gedanken “wohl eher Yongguk” und zog Melanie weiter mit sich.
Daehyun und Melanie waren kaum zu trennen, so sehr klebten sie aneinander, obwohl das auch in letzter Zeit etwas nachgelassen hatte. Warum auch immer. Für außenstehende sah es so aus, als wären sie ein Paar, doch es war genau das Gegenteil. Sie waren einfach nur Freunde, Sandra wusste das genau, denn ihr Dongsaeng würde sie niemals anlügen. Außerdem war sie immer zu Hause, wenn die beiden dort über Musik diskutierten und über schwachsinnige Filme lachten. Besonders laut wurde es, wenn sie Running Man guckten. Auch wenn man nicht wusste um was es ging, das Lachen der beiden war so ansteckend, dass man einfach mit lachen musste.
Beide betraten schließlich den abgelegenen Sammlungsraum, der recht gemütlich mit ein paar Sofas und Sessel ausgestattet war. Auf einem Tisch standen ein paar Getränke und eine Schüssel mit kleinen Snacks. Nur Himchan und Yongguk waren hier. Melanie beobachtete, wie sich Sandra in Himchans Arme warf und war etwas unwohl dabei. Wenn Sandra wüsste was sie wusste würde sie immer noch so reagieren? Sie verwarf schnell ihre Gedanken und begrüßte Yongguk mit einem Kopfnicken, während ihr Herz fast drohte, aus ihrer Brust zu springen. Das passierte ihr ständig, wenn Yongguk in ihrer Nähe war. Sie mochte ihn, wahrscheinlich mehr als sie sich selbst eingestehen wollte. Bevor sie zusammen mit Sandra nach Korea gekommen war, war es einfach nur ein Traum für sie gewesen, irgendwann zusammen mit ihm in einem Raum zu stehen und jetzt tat sie es. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, hoffentlich merkte das keiner. Doch sie ignorierte dieses enge Gefühl in ihrer Brust und sah zu Sandra, die bei Himchan im Arm lag, hing weiterhin ihren Gedanken nach.
Melanie hatte Daehyun mal erzählt, dass sie Yongguk sehr anziehend fand, mehr als anziehend wahrscheinlich, sie wollte es einfach nicht zugeben. Er war der einzige, der über ihre Gefühle zu Yongguk wusste. Auch wenn sie Sandra sonst alles erzählte, das war etwas, was sie lieber für sich behielt. Sandra mochte es nämlich, sie in Yongguks Nähe zu bringen, so wie jetzt, denn auch wenn sie nichts wusste, ahnen tat sie etwas und das war gefährlich. Für Melanie jedenfalls. Melanie war etwas unschlüssig, was sie tun sollte. Sie stand etwas abseits und spürte Yongguks Blick auf sich. Sie hätte jetzt gerne Daehyun hier, auch wenn in letzter Zeit es etwas distanziert zwischen ihnen war, wollte sie, dass er hier war. Daehyun und Himchan hatten ein Geheimnis, dass Melanie durch Zufall herausgefunden hatte und das ihr schon lange auf der Seele brannte. Sie wollte es schon so oft Sandra sagen, wollte aber wiedrum nicht, dass ihre Eonnie unter der Wahrheit litt. Also behielt sie es ersteinmal für sich. Sie fand Himchans Verhalten scheinheilig und hätte ihm am liebsten ein reingehauen, weil er ihre Eonnie so betrog.
Yongguk beobachtete sie immer noch, war fasziniert von ihrem dunklen Haar, ihren Augen und ihrer Stimme. Und auch von ihrer Mimik, der man deutlich ansah, dass es ihr überhaupt nicht passte, dass Himchan Sandra hielt. Was war da los? Er wünschte sie würde etwas sagen. Wenn sie gesprochen hätte, hätte er wahrscheinlich seine Augen geschlossen, einfach nur um sich voll und ganz auf ihre Stimme konzentrieren zu können, wenn sie redete. Manchmal tat er das auch, wenn keiner auf ihn achtete. Er mochte sie, sehr sogar, traute sich aber nicht, sie darauf anzusprechen ... Er wollte einfach nicht zu offensiv sein, so war er nicht, aber es quälte ihn richtig, sie ständig mit Daehyun zusammen zu sehen und noch schlimmer war es, dass er dem turtelnde Pärchen immer zugucken muss, während er daneben stand. Er steckte seine Hände in die Tasche und sah zu den beiden hinüber.
Himchan hatte Sandra fest an seine Brust gezogen, während sie ihn einfach umarmte und ihre Augen schloss. Es einfach genoss. Beide ignorierten was um sie herum war, waren darauf fixiert, den jeweils anderen zu halten. Sandra mochte es, so von ihm umarmt zu werden. Liebte es seinen Geruch in sich aufnehmen zu können.”ich hab dich vermisst”, flüsterte Himchan ihr ins Ohr und küsste ihre Wange. “Ich dich auch”, hauchte sie zurück. In seiner Gegenwart verschwanden selbst nach einem Jahr immer noch die Worte aus ihrem Mund, die sie sagen wollte. Er war der faszinierendste Mann auf der Welt und er war ihr Freund. “Ich hab eine Überraschung für dich”, sagte er während er sich von ihr löste um ihr in die Augen sehen zu können. Sie sah einen Moment nicht begeistert aus, denn sie mochte Überraschungen nicht wirklich. Aber wenn Himchan sich solche Mühe gegeben hatte, dann wollte sie es auch sehen, besonders, weil es nur für sie war. “Komm”. Er nahm ihre Hand. “Okay”, hauchte sie und drehte sich nochmal zu Melanie um. Doch die sah überhaupt nicht begeistert aus. “Mel~?”
“Eonnie ….”, sie war sichtlich nervös, sah auf den Boden. Irgendetwas war mit ihr, deswegen ließ Sandra Himchan´s Hand los und ging auf sie zu. Sie blieb vor ihr stehen und nahm ihre Hand. “Mel~, was ist los. Du bist den ganzen Tag schon so komisch.”
Melanie hob den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Sie schien mit sich zu ringen. “Sag es mir bitte …”
Auch Yongguk sah sie an, wobei Sandra über ihre Schulter in sein Gesicht sehen konnte und der starrte definitiv auf Himchan. War das Panik in seinem Blick? Sandra beschlich ein ungutes Gefühl, sah Melanie wieder an, die immer noch nichts gesagt hatte. “Mel … bitte”, flehte Sandra. Melanie holte tief Luft und sah sie an.
“Eonnie….was würdest du tun ….. wenn”, sie schluckte schwer, “H...H...Himchan mit jemand anderes etwas anfangen würde, obwohl er mit dir … zusammen ist?”.
Sandra sah Melanie vollkommen geschockt an. “Was willst du mir damit sagen?”, fragte sie ruhig, obwohl sie viel lieber geschrien hätte. Melanie sah sie nicht an, blickte zu Boden. Himchan hinter ihr sog scharf die Luft ein, doch Sandra ignorierte ihn und sah weiterhin Melanie an. Beruhigend strich sie ihr über die Hand, sie wollte ihr Dongsaeng zu nichts drängen, doch was sie sagte war eine ernste Sache. Sandra hatte Angst zu Fragen, doch ihr brannte es auf der Seele.
“Wer ist sie?”
Melanie schüttelte den Kopf. “Eonnie, es tut mir so leid … es … es ist kein Mädchen”, Sandra holte erleichtert Luft, “Es ist ein Junge …”
Das war nicht wahr! Yongguk hinter Melanie sah Sandra an, war nicht wirklich erstaunt. Er wusste es also! Sie ließ Melanies Hand los und drehte sich zu Himchan um. Dieser stand erstarrt auf der Stelle, hatte aber wenigstens den Anstand sie geschockt anzugucken. Ausdruckslos sah Sandra ihn an, versuchte ihre Gefühle fest hinter einer Maske zu verstecken. “Melanie lügt nicht, also erklär mir das”, sagte sie ruhig. Himchan öffnete und schloss den Mund, stand genauso hilflos auf seiner Stelle, wie ein Fisch auf dem Boden ohne Wasser lag. “Du sollst es mir erklären!”, sagte sie nachdrücklicher und merkte, wie sich Tränen in ihren Augen ansammelten. Auch wenn sie es nicht wollte, diese Nachricht traf sie unvorbereitet und so hart, dass es einen Riss in ihrer Fassade verursachte.
“Eonnie”, hörte sie hinter sich und spürte Melanie´s Hand auf ihrem Arm, “wenn du mir nicht glaubst …. ich habe Fotos …”. Sie glaubte ihr auch so, doch das bewies nur mehr, dass Himchan sie betrogen hatte. “Wer ist es Himchan? Wer?!”, sie wurde lauter, doch er gab immer noch keine Antwort. Sah sie einfach nur hilflos an. Er hatte Melanie gebeten, die ganze Sache für sich zu behalten, sie hatte diese ganze Situation völlig falsch verstanden. Er hatte ihr gesagt, dass er es aufklären wollte, später. Und jetzt hatte er den Salat! Er sah Melanie wütend an, sie würde alles kaputt machen! Doch Yongguk stellte sich schützend vor ihr, was sie nicht erwartet hatte und auch Himchan nicht, der jetzt nun mit dem warnenden Blick von Yongguk konfrontiert war.
Seine Aufmerksamkeit wendete sich ihr wieder zu, als er sie schniefen hörte. Weinte sie etwa? “Wer ist es Himchan?”, fragte sie noch einmal. Es liefen tatsächlich Tränen über ihr Gesicht und weil ihre Beine wie verrückt zitterten, konnten diese sie auch nicht mehr halten und sie fiel auf ihre Knie. Himchan wollte sofort zu ihr, doch Melanie war schneller. Nahm ihre Arm und zog sie mit Yongguks Hilfe wieder auf die Beine. “Lass uns nach draußen gehen, Eonnie, dann erzähl ich dir alles.” Sandra sah einfach nur auf den Boden, war mit ihren Gedanken ganz woanders. War sie nicht gut genug für Himchan? Was hatte sie falsch gemacht, dass er sich jemand anderes gesucht hatte …? Melanie führt sie nach draußen vor die Tür, sah im Augenwinkel noch wie Himchan ihnen hinterher wollte, doch Yongguk hielt ihn auf. Und das sah auch Sandra.
Der Gang war leer, es war schon später Nachmittag, viele waren um die Zeit nicht mehr im Gebäude. Melanie stellte sich vor Sandra und wischte eine Träne mit ihrem Taschentuch weg, gab es ihr dann. “Es tut mir so leid Eonnie, aber ich will nicht, dass er dich betrügt und du davon nichts weißt”, fing sie an. Sandra putze sich die Nase und spielte dann mit ihrem Jackenknopf.
“Bist du dir sich?”
“Ja,Eonnie”
“Ich glaube dir Mel~, es … es ist nur … was hab ich falsch gemacht?”, sie fing wieder an zu weinen und legte ihren Kopf in ihre Hände. Melanie berührte sie sanft an der Schulter, ließ ihre Hand dort liegen. Sie schniefte und holte tief Luft, sah Melanie direkt in die Augen. Man sah die Enttäuschung und die Wut darin.
“Wer ist es Mel, sag es mir bitte endlich!”
Melanie war nervös. Sie würde nicht nur Himchan ein Grab damit schaufeln, sondern auch ihrem besten Freund. Aber sie konnte mit diesem Geheimnis nicht mehr leben! Es nagte schon zu lange an ihr.
“Es ist Dae, Eonnie. Himchan hat Daehyun geküsst.”
- Fortsetzung folgt -
~I’m an idiot, I’m a coward~
(B.A.P - It´s all lies )
- Kapitel 2 -
Sandra ließ sich mit dem Rücken an die Wand fallen und rutschte herunter, saß nun am Boden. Das war ein Schock! “Unser Dongsaeng Daehyun … er hat … er …”, sie konnte nicht weiter sprechen, das war einfach zu viel, “W… war es ...ein … r… richtiger Kuss?”
Melanie holte tief Luft und kniete sich zu ihr auf den Boden. “Ich hab sie nur von hinten gesehen, Eonnie. Aber Dae ist ihm um den Hals gefallen … sie waren sich so nahe, dass es ganz sicher ein Kuss war.” Sandra wimmerte, doch weinte nicht mehr. Eigentlich war sie nicht der Typ dafür. Das musste alles ein riesiger Schock für sie sein, aber sie sollte endlich die Wahrheit erfahren. Melanie strich ihre Haare aus der Stirn und flüsterte: “Es tut mir so leid Eonnie.”
“Zeig sie mir Mel, zeig sie mir bitte.”
“Eonnie …”, sie wollte nicht noch unnötig mehr Öl ins Feuer kippen. Doch Sandra ließ einfach nicht locker, also holte Melanie ihr Handy aus der Tasche, suchte die Bilder und reichte es ihr schließlich.
Sandra blickte ausdruckslos auf den Bildschirm, sagte nichts. Auf den Bildern waren Daehyun und Himchan eindeutig zu erkennen und eindeutig war auch zu sehen, wie nah sich ihre Gesichter waren. Es waren zwei Männer zu sehen, die als ein Liebespaar durchgehen würden, weil sie sich umarmten und wenn man ganz genau hinsah, erkannte man auch, wie sie sich küssten.
Sie ließ ihre Hand auf ihr Bein fallen, starrte an die Wand.
“Wie lange weißt du es Melanie? Wie lange schon?”. Sandra hatte schon länger geahnt, dass sie ihr etwas verheimlichte.
“Sechs Monate”, flüsterte sie und sah auf den Boden. Sie konnte Sandra einfach nicht ins Gesicht sehen. Melanie wusste, dass es falsch gewesen war, es ihr so lange zu verheimlichen, aber sie wollte Himchan und Daehyun die Möglichkeit geben, es selbst aufzuklären.
“Sechs Monate …?”. Sandra legte ihren Kopf in die Hände. Sie konnte es einfach nicht glauben! Es waren sechs verdammte Monate gewesen und sie hatte es keinen Tag bemerkt. Melanie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie sah wie ihre Eonnie litt, sie hätte ihr gerne diesen Schmerz abgenommen, doch hätte Melanie es ihr noch länger verheimlicht, dann wäre es vielleicht unter schlimmeren Umständen herausgekommen. Sie berührte vorsichtig Sandras Schulter, wollte ihr damit nur etwas Trost spenden, auch wenn es wahrscheinlich nicht viel half.
"Ich hab wirklich gedacht, dass er mich mag. Schließlich sind wir schon eine Weile zusammen”, nuschelte Sandra in ihre Hände, “wir sind uns so nah gekommen, haben in letzter Zeit so viel unternommen … und ich hab nichts bemerkt.” Sie hob den Kopf ein Stück, um Melanie ansehen zu können. “Was soll ich machen Mel?”.
Melanie wusste es auch nicht. Nachdem sie beide erwischt hatte, wollte sie eine Erklärung von ihnen, doch beide hatten sie einfach nur angeschwiegen. Sie hatte die Jungs auf offener Straße angeschrien, doch selbst dann hatten sie sich nicht erklärt. Himchan spielte es sogar runter, sie sollte sich nicht so aufregen, weil sich bald alles aufklären würde. Doch Melanie war wütend gewesen, es ging schließlich dabei um Sandra, die bis über beide Ohren in diesen dummen Kerl verknallt war und er hier vor ihr stand und sie auch noch offensichtlich betrog. Melanie hatte ihnen gedroht es Sandra zu sagen, doch Daehyun hatte ihr versprochen, dass es nicht das war, nachdem es aussah. Sie hätte ihm gerne geglaubt, er war ihr Dongsaeng, ihr Vertrauter und ihr bester Freund. Sie hatte schließlich erst einmal nachgegeben, wollte sehen was daraus wurde. Aber weder Himchan noch Daehyun hatten Sandra etwas erzählt, sie war dabei völlig Ahnungslos gewesen, während Melanie sich wie eine Verräterin vorkam.
Sie hatte die Bombe platzen lassen, weil sie Himchan´s scheinheiliges Verhalten nicht mehr ertragen konnte. Sandra riss sie aus ihren Gedanken als sie fragte: “Warum hast du mir nicht schon früher etwas gesagt?”.
“Du warst so glücklich, dass ihr endlich zusammen wart. Du bist immer strahlend nach Hause gekommen, hast davon erzählt, was ihr unternommen habt. Wie konnte ich dir da denn deine gute Stimmung vermiesen? Aber ich konnte es einfach nicht mehr für mich behalten, es hat mich zerfressen Eonnie, ich wollte dir das nicht mehr verheimlichen, dich anlügen. Ich konnte dich nicht weiter im Glauben lassen, dass alles gut ist während er dich hinter deinem Rücken betrog.” Melanie nahm ihre Hände, bemerkte, dass Sandra´s zitterten. “Ich gönne es dir wirklich Eonnie, es gibt keinen Menschen auf der Welt, dem ich mehr Glück wünschen würde als dir. Ich wünschte es wäre anders, aber ich wollte, dass du es endlich erfährst.” Sie nahm Sandra jetzt in dem Arm, sie hatte eindeutig Tränen in den Augen. “Es tut mir so leid ...”, flüsterte sie an Sandra´s Mantel.
Sie krallte sich mit ihrer freien Hand in die Jacke ihres Dongsaengs und schluchzte leise. “Womit hab ich das verdient, Mel?”.
Melanie schluckte ihre Tränen herunter, ihr schmerzte das Herz, weil Sandra so litt. Doch auch sie hatte keine Antwort darauf, sagte lediglich: “Du hast das nicht verdient, Eonnie, deswegen hab ich es dir auch gesagt.”
“Ist das der Grund, warum du nicht mehr mit Daehyun so oft zusammen warst?”. Melanie nickte. Sie hatte nicht so tun können, als wäre nichts gewesen. Daehyun und sie hatte sich oft gestritten, einfach weil sie Sandra nicht mehr anlügen wollte.
Und eben dieser kam gerade um die Ecke gelaufen. Er war noch bei Manager Hyung gewesen, war deshalb etwas spät. Er blieb erstaunt stehen, als er seine Noonas am Boden sitzen sah. Sie hielten sich im Arm und er glaubte zu sehen, dass Sandra Noona weinte. Was war passiert? Er sah Melanie´s Handy in Sandra´s Hand, die auf ihrem Bein lag und ahnte schlimmes. Hatte Melanie ihr es genau jetzt gesagt? Er hatte sie doch gebeten es noch für sich zu behalten, erst gestern. Heute sollte sich doch sowieso alles klären und wenn er richtig mit seiner Ahnung war, dann hatte Melanie soeben einen riesen Fehler gemacht. Er ging langsam auf sie zu, er hatte ein bisschen Angst vor Sandra Noona, denn wenn sie mal wütend war, dann konnte das echt ungemütlich werden. Und er behielt Recht! Sie sah auf, weil sie offenbar seine Schritte gehört hatte und war schneller auf ihren Beinen als er denken konnte. Melanie versuchte sie zu halten, doch für so eine kleine, zierliche Person, war sie in diesem Moment erstaunlich kräftig. Oder es lag einfach daran, dass Melanie nicht mit ihm gerechnet hatte. Auf jeden Fall konnte sie Sandra nicht mehr halten und die griff nach Daehyun's T-Shirt und drückte ihn an die Wand. Melanie zog sie sofort wieder weg von ihm und hielt sie fest in ihren Armen, auch wenn das ziemlich anstrengend war, weil Sandra wie verrückt zappelte.
“Warum tust du mir das an?!”, schrie sie Daehyun an. Dieser sah sie mit großen Augen an und versuchte seine schwitzigen Hände an seiner Hose abzuwischen. Aber weil diese zu glatt war funktionierte das nicht. Sandra schrie weiter in Melanies Armen und versuchte auf ihn loszugehen.
“Eonnie, bitte beruhige dich”, versuchte sie sie zu beruhigen. Doch Sandra war wütend, richtig wütend. “Du hast mich betrogen, genauso wie Himchan. Was habt ihr euch dabei eigentlich gedacht? Findet ihr es etwa toll mit meinem Herzen zu spielen?”, schrie sie ihn an.
“Noona…”, doch sie sie ließ ihn gar nicht ausreden.
“Macht es euch Spaß?!”, sie zappelte weiter in Melanies Armen, “Lass mich los Mel!”.
“Nein ich lass dich nicht los Eonnie. Bitte beruhige dich erst.” Sie warf Daehyun einen wütenden Blick zu und hoffte, dass endlich mal jemand vorbeikam, der ihr helfen konnte, langsam verließen sie nämliche Kräfte.
“Ich weiß nicht was du meinst Noona”, sagte er. Er wusste ganz genau, was los war, wollte sie aber nicht noch mehr aufregen, diese ganze Sache aufzuklären sollte Himchan übernehmen.
“Nenn mich nicht Noona, verdammt!! Ich bin nicht deine Noona!”, schrie sie ihm entgegen. Daehyun traf das hart, er mochte sie sehr, gerade weil sie immer ein Ruhepol und somit genau das Gegenteil von Melanie war, die immer gerne in Bewegung war und nicht still sitzen bleiben konnte. Egal was sie jetzt sagte, später würde Sandra es sicher wieder bereuen, also ließ er es erstmal dabei. Noona würde er sie trotzdem weiterhin nennen. “Lass mich jetzt los Mel, ich zeig ihm dann was ich meine!”, sie wurde immer wütender, war kaum noch zu bändigen. Melanie konnte es verstehen, schließlich wurde Sandra von zwei Menschen betrogen, die sie liebte. In diesem Moment ging, Gott sei Dank, die Tür auf, und Yongguk kam heraus, hinter ihm, Himchan. Er verstand sofort was los war und übernahm eine Seite um Sandra festzuhalten. Er hatte das Geschrei die ganze Zeit über gehört, aber er musste Himchan erst einmal ordentlich den Kopf waschen, schließlich hätte er diese ganze Sache viel früher klären sollen. Aber jetzt war es zu spät und jetzt mussten sie das Beste daraus machen.
“Gott sei Dank Oppa, ich weiß nicht wie lange ich sie noch gehalten hätte”, flüsterte Melanie ihm zu, sie sah auch ziemlich fertig aus.
“Bitte lasst mich los”, Sandra klang jetzt viel verzweifelter, doch beide gaben nicht nach und hielten sie weiter fest. Es konnte auch nur ein Trick sein, damit sie Sandra losließen und sie sich dann sofort wieder auf Daehyun stürzen konnte.
Melanie deutete mit ihrem Kopf auf den nun leeren Raum, da sie Himchan hinter Yongguk entdeckt hatte. Dieser verstand und gemeinsam zogen sie Sandra hinein und Melanie schloss die Tür. Yongguk hielt sie, da sie offensichtlich zu schlapp war, half er ihr sich auf das Sofa zu setzen, blieb aber daneben stehen, nur zur Sicherheit, falls sie wegrennen wollte. Melanie kniete sich vor sie hin, legte ihre Hände auf Sandra´s Knie. Yongguk reichte ihr ein Taschentuch, da Sandra wieder angefangen hatte zu weinen und Melanie wischte vorsichtig die Tränen weg. “Warum Mel~?”, flüsterte sie und schluchzte. Melanie tat es selbst weh Sandra leiden zu sehen und fing nun doch an zu weinen, nahm sie vorsichtig in ihre Arme. Sie wusste es selber nicht. Schließlich hatten Himchan und Daehyun ihr nicht gesagt, was zwischen den Beiden war. Yongguk stand daneben und wusste nicht, was er tun sollte. Mit zwei weinenden Mädchen war er völlig überfordert, er hatte keine Erfahrung damit. Er würde Melanie einfach erst einmal machen lassen, vielleicht bekam sie Sandra beruhigt. Ein Versuch war es jedenfalls Wert.
Vor der Tür hatte Daehyun Himchan aufgehalten. “Warum hast du ihr noch nichts gesagt?!”, Daehyun war sichtlich wütend, was Himchan nicht verstehen konnte. Immerhin musste er um seine Beziehung zu ihr Angst haben. “Warum bist du wütend?”
Daehyun packte ihm an seinen Jackenkragen, auch wenn er sein Hyung war, das hier war eine ernste Sache! “Da drinne sitzt Sandra Noona und weint, weil sie glaubt, dass du und ich sie betrogen haben. Melanie Noona redet seit Wochen kein Wort mehr mit mir. Hast du eine Ahnung, wie sehr ich die beiden vermissen? ich will, dass alles wieder normal ist! Du musst da jetzt sofort rein und die ganze Sache aufklären!” Er ließ Himchan wieder los. “Wegen der ganzen Sache habe ich nicht nur Melanie Noona als Freundin verloren, sondern auch Sandra Noona schwer verletzt. Ich hab das Ganze für sie getan und weil du ihr nichts gesagt hast, hat es nun Melanie Noona getan. Ich kann sie verstehen, sie musste schließlich damit sechs Monate Leben. Sie hat sechs verdammte Monate mit unserem Geheimnis leben müssen!” Himchan sah Daehyun erstaunt an. Er hatte geflucht … so etwas tat Daehyun nie. Er war sichtlich aufgewühlt, deswegen berührte Himchan seine Hand und nahm sie vorsichtig von seinem Kragen. “Ich werde es ihr sagen, Dae, aber du musst mir noch einen Gefallen tun.” Daehyun sah ihn skeptisch an, sein letzter Gefallen, um den er gebeten wurde, war kräftig in die Hose gegangen.
“Wenn es sein muss”, sagte er lediglich.
“Wir gehen jetzt da hinein, ich nehme Sandra und du kümmerst dich darum, dass uns keiner folgt. Schließe am besten die Tür ab, der Schlüssel steckt ja.” Himchan sah ihn Hoffnungsvoll an, es könnte funktionieren, also nickte Daehyun lediglich. “Danke”, flüsterte Himchan, drehte sich um und ging in den Raum. Sandra lag in Melanies Armen und weinte, Melanie ebenfalls. Yongguk stand daneben. Er wirkte ziemlich fehl am Platz. War auch kein Wunder, denn Yongguk hatte nicht so viel Erfahrungen mit Mädchen, besonders dann nicht, wenn sie weinten. Er war schon völlig mit seinen Gefühlen für Melanie überfordert. Er hatte es Himchan einmal gestanden, dass er ihr gerne sagen würde, wie sehr er sie mochte, doch er traute sich nicht, war einfach zu schüchtern dazu. Er wollte Tipps von Himchan haben, da er ja schon so lange mit Sandra zusammen war, doch Himchan musste ihn enttäuschen. Himchan und Sandra waren bisher nicht weiter als Händchen halten gegangen.
Alle sahen auf als Himchan in den Raum stürmte, jedoch reagierte keiner und diesen Vorteil nutzte er aus. Er packte Sandra´s Hand und zog sie mit sich, die Tür hinaus. Daehyun hatte sofort die Tür hinter ihnen geschlossen, sodass ihnen keiner folgen konnte. Melanie erwachte aus ihrer starre als sie zufiel, stand auf und sah Daehyun wütend an.
“Mach sofort die Tür auf, oder ich muss dir wehtun!”
- Fortsetzung folgt -
~I will tell you I love you~
(B.A.P - Lovesick)
- Kapitel 3 -
Himchan zog Sandra hinter sich her. Er bog um die Ecke, ging direkt zum Treppenaufgang. Er wusste, dass sie Fahrstühle hasst, generell beengte Räume machten ihr Angst. Sie erwachte langsam aus dem Schockzustand und zog an ihrem Arm, aber Himchan ließ sie nicht los, ging einfach weiter. “Himchan, lass mich los!”, sagte sie und zog noch einmal an ihrem Arm. Doch er ignorierte sie und ging zur Tür, öffnete sie und ging die Treppe hinauf. “Lass los!”. Langsam wurde sie wütend. “Nein”, knurrte er und ging einfach weiter. Jetzt wurde es Sandra zu bunt! Sie zog nochmal, schaffte es wieder nicht, doch als Himchan die nächste Etage erreichte und um das Geländer herum ging, um die nächste Treppe hinaufzugehen, stolperte Sandra, weil sie bei der letzten Stufe das Bein nicht hoch genug gehoben hatte. Himchan bemerkte, dass sie keinen widerstand mehr leistete, es war nicht einmal Spannung mehr da. Er drehte sich noch rechtzeitig um und konnte Sandra noch auffangen zu können. Diese hatte die Augen geschlossen und wartete schon darauf, dass sie hart aufschlug. Sie landete an etwas festem, doch dies war definitiv keine Stufe gewesen. Sie öffnete vorsichtig eines ihrer Augen und blickte auf Himchan´s Brust. Die war ihr eindeutig lieber, als sich etwas aufzuschlagen. Sie hob vorsichtig ihren Kopf, sah dabei direkt in Himchans unglaublich klare, braune Augen. “Ohh~”, war das einzige was sie herausbekam. Ihre Gesichter waren sich ziemlich nah, so nah wie noch nie. “Alles okay?”, fragte er. Dabei streifte sein warmer Atem ihre Lippen.
Sie spürte wie ihr Kopf deutlich wärmer wurde. “I… ich bin … o..okay”, stotterte sie nur. Sein Atem, der sie streifte, machte sie fast verrück. Wie lange wünschte sie sich schon, dass er sie endlich küssen würde? Zu lange. Er unterbrach den Augenkontakt und half ihr hoch. Sie strich sich ihren Mantel nervös glatt, obwohl das eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Sie wollte einfach aus der Situation fliehen. Er nahm wieder ihre Hand und sagte: “Jetzt komm.” “A … aber Himchan … wo bringst du mich hin?”, sie war noch völlig neben der Spur, weil sich ihre Lippen so nah gewesen waren. Und wieder kam der Wunsch auf, dass er sie endlich küssen sollte. “Erst einmal weg, ich muss dir das mit Daehyun erklären”, sagte er nur. Und da fiel es ihr wieder ein! Himchan hatte Daehyun geküsst!! Sie riss sie von ihm los, als sie die nächste Etage erreichten und dieses Mal war der Überraschungsmoment auf ihrer Seite, sodass er sie losließ. “Was fällt dir eigentlich ein?!”, fuhr sie ihn an, “Du knutscht jemand anderes, der auch noch mein Dongsaeng ist und ziehst mich dann durch das ganze Gebäude hier, ohne dass ich auch nur eine Ahnung habe wohin! Glaubst du etwa du kannst dir alles erlauben?!!” Sandra war so wütend, dass sie merkte, wie sie anfing zu zittern. “Yeobo …. bitte ..”, fing er an, doch sie unterbrach ihn wieder. “Nichts mit Yoebo! Nenn mich nicht so! Hat es dir eigentlich Spaß gemacht, mich die ganze Zeit so zu verarschen?! So etwas hätte ich nie von dir gedacht!”
Ihr Geschrei schallte durch den ganzen Treppenaufgang, doch ihr war es egal. “Sandra bitte, ich will dir doch nur alles erklären”, versuchte er noch einmal und sah sie mit flehenden Blick an. “Dann erkläre mir gefälligst, warum du und Daehyun euch geküsst habt. Ich habe Melanie´s Bilder gesehen, sie waren offensichtlich!” “Ich will es nicht abstreiten, Yeobo, kann ich auch nicht, weil wir es wirklich getan haben. Aber bitte lass es mich dir in Ruhe erklären ….”
Sie ging langsam auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen. Da er etwas größer als sie war, musste sie ihren Kopf etwas in den Nacken legen. In solchen Momenten hasste sie es wirklich, dass sie nicht so groß war wie Melanie. Sie konnte jedem in die Augen gucken, ohne dabei Nackenstarre zu bekommen, nicht so wie Sandra jetzt. “Hat es dir Spaß gemacht, mit meinen Gefühlen zu spielen? Hat es dir Spaß gemacht mich zu verarschen?”, zischte sie ihm entgegen. Er sah ihr in die Augen, er mochte sie so sehr. Jetzt in diesem Moment waren sie dunkler, fast blau, vor Wut. Eigentlich waren sie immer grün, von allen möglichen Augenfarben umgeben, das änderte je nachdem wie das Licht sie traf. Seine Augen füllten sich mit Tränen, ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals, aber es liefen noch keine Tränen. Er würde sich seinen Kopf an ihrem Dickschädel einrennen, er musste es irgendwie schaffen sie zu beruhigen, wenn sie hörte, dass er weinte, dann würde sie ihm sicher zuhören. “Sandra ….”, hauchte er. Und dieses Mal schien es zu wirken! Er sah ihr ganz deutlich an wie ihre Wut plötzlich verrauchte. Himchan war zwar sehr emotional, weinte trotzdem aber nicht oft und das wusste sie. Sandra drehte sich schnell um, damit er nicht sah, dass er sie jetzt weichgeklopft hatte, so einfach wollte sie es ihm nicht machen. Er hatte sie schwer verletzt, hatte Melanie dazu gebracht, dass sie es lange vor Sandra geheim hielt und hatte Daehyun mit reingezogen. Sie hasste es, wenn andere einfach so über sie hinweg entschieden, ohne dass sie auch nur ein Wort dazu sagen konnte. “Ich hab dich nicht verarscht, Yeobo …”, er räusperte sich, sie hörte ganz genau, dass er sich anstrengen musste, nicht doch noch zu weinen. “Vergiss es, das zieht nicht! Fang hier jetzt nicht an zu weinen!”, und wie es zog, aber das wollte sie nicht zugeben. Sie ging noch einen Schritt weiter, entfernte sich so noch etwas mehr von ihm und starrte auf den Boden. Es fiel ihr so sehr schwer ihre Gefühle im Griff zu behalten. Am liebsten würde sie sich umdrehen und ihm einfach in die Arme fallen, aber da gab es eine entscheidende Sache, die noch störte und das war der Kuss zwischen Himchan und Daehyun.
Himchan gingt auf sie zu, einfach weil er nicht zu weit von ihr entfernt sein wollte. Die beiden zogen sich regelrecht an, er konnte und wollte auch nichts dagegen tun. Er hätte sie jetzt gerne umarmt, weil er sah wie angespannt sie war und einfach enttäuscht. Aber weil er sich das nicht traute, beugte er sich lediglich zu ihrem Ohr. “Meinst du wirklich, dass ich mir die Mühe machen würde, alles aufzuklären, wenn du mir nichts bedeuten würdest?” Sandra schlang ihre Arme um sich, es war so schwer, sie wollte ihm verzeihen, aber dann schlug ihr Herz wieder schmerzhaft in ihrer Brust, erinnerte sie daran, warum sie jetzt dort stand und krampfhaft versuchte nicht in Tränen auszubrechen. “Bitte komm mit mir ….”, hauchte er. “Was bringt das noch?”, flüsterte sie leise. Hätte sie lauter gesprochen, wäre ihm ganz sicher aufgefallen, dass ihre Stimme zitterte. Er hatte sie belogen, er hatte sie betrogen, das konnte sie ihm nicht einfach verzeihen. Himchan ging noch ein Schritt auf sie zu, stand jetzt direkt hinter ihr, sodass Sandra ihn ganz deutlich spüren konnte, doch er berührte sie nicht. Wünschte sie sich das etwa? Die Antwort war ja und wie sehr sie es sich wünschte. “Bitte”, flüsterte er und jetzt begannen wirklich seine Tränen zu fließen. Er wusste nicht mehr, was er noch tun sollte, damit sie ihm zuhörte. Er wollte nicht aufgeben, dafür war sie ihm zu wichtig. “Ist es das ganze vergangene Jahr nicht Wert, dass du mir wenigstens noch einmal zuhörst? Bitte, höre, was ich zu sagen habe und dann kannst du dich endgültig entscheiden … bitte …”, seine Stimme brach. Auch in Sandra´s Hals bildete sich ein Kloß, sie musste sich auf die Lippe beißen, es war so schwer …. “Wie soll ich dir denn noch vertrauen? …. Du …. Dae … es tut so weh, Himchan … bin ich etwa nicht gut genug für dich …?” Wollte er sie nicht mehr? Ihr entwich ein Laut, der sich nach einem unterdrücktem Weinen anhörte und weil es Himchan einfach nicht mehr aushielt, schlang er seine Arme um ihre Taille, zog sie an seine Brust und legte seine Stirn auf ihre Schulter. “Das ist alles ein riesen Missverständnis, Yeobo. Daehyun hat mir nur geholfen … bitte lass uns einfach raufgehen …” Sie konnte dem nicht widerstehen und lehnte sich in seine Umarmung, legte ihren Kopf auf seine Schulter, berührte leicht seine Hände. Sie war machtlos gegen ihn, er hatte sie, wieder einmal, so leicht entwaffnen können, weil er ganz genau wusste wie. Sie gab sich geschlagen und hauchte: “Okay~”. Er löste sie sanft von sich, wischte sich kurz über sein Gesicht, lächelte sie mit seinem unwiderstehlichem Lächeln an und nahm ihre Hand. Langsam stiegen sie zusammen die letzten Stufen hinauf zur Tür, die auf die Dachterrasse führte. Dies war ein ganz besonderer Ort, einfach weil er der schönste in ganz Seoul war.
“Was hat eigentlich Yongguk mit der ganzen Sache zu tun”, fragte sie, als sie die Treppe hinauf gingen.
“Nichts, wie kommst du darauf?”, er bleibt auf der Treppe stehen und sieht sie erstaunt an.
“Na einfach, weil er dich vorhin aufgehalten hat. Außerdem lebt ihr zusammen und Yongguk ist kein ungehobelter Klotz, er wird doch sicher etwas bemerkt haben … Also was hat er damit zu tun?”
“Ich weiß nicht, was er weiß, Yeobo. Er hat auch nie etwas angedeutet … er wird mich bestimmt wegen Melanie aufgehalten haben ….”
Jetzt sah Sandra ihn erstaunt an: “Was soll das heißen?”
Himchan seufzte und drehte sich zu ihr um. “Ist dir denn nie aufgefallen, wie er sie immer heimlich anguckt, wenn er glaubt, dass es keiner sieht? Oder seinen Blick, wenn ihr ein anderer Mann, auch nur zu nah kommt?”
“N… n ...nein … ich hab nie auf Yongguk geachtet”, sie kratze sich an der Nase, etwas dass sie immer tat, wenn ihr etwas unangenehm oder peinlich war. Sie hatte immer nur Augen für Himchan gehabt. Dieser grinste sie nur wissend an. “Aber ich weiß, dass Melanie ihn sehr mag”, das war unbedacht gesprochen und das merkte sie auch, sie schlug sich erschocken die Hände vor den Mund und sah ihn geschockt an, “Ooh~ … ohh~ verdammt … Melanie bringt mich um ….” Sie drehte sich von ihm weg, während er grinste. “Dabei war es so offensichtlich”, sagte er lachend.
“Ich hab darauf nie geachtet, warum sollte ich auch ihn angucken, wenn ich nur auf dich achte, du Idiot!!”, als sie bemerkte, was sie gerade gesagt hatte, schlug sie sich die Hände vor ihr Gesicht. Sie redete sich gerade um Kopf und Kragen, was Himchan mit einem Lächeln auf den Lippen beobachtete. Er zog sie immer noch lächelnd in seine Arme, ignorierte ihren Protest. “Du sollst ja auch nur auf mich achten, aber ich dachte, dass dir das vielleicht aufgefallen ist, weil du Melanie, einfach immer im Auge hast, um sie zu beschützen,wenn es nötig ist.” Sandra hörte nicht wirklich zu, weil Himchan sie gegen seine Brust drückte und sie so seine warme Haut, an ihrer Wange durch sein Hemd, spüren konnte. Konnte ihn riechen, seine wärme, sein Perfume und irgendwo darunter sein eigener Geruch. Ihr wurde augenblicklich warm und sie vergaß einfach über was sie geredet hatten. Es war so unglaublich toll, dass er sie so nah an seinem Körper zog, sie hielt und auch nicht losließ. Sie musste den Kopf schütteln um wieder klar zu werden und da fiel ihr auch ein, was Himchan gesagt hatte. “Melanie mag ihn nicht umsonst, ich vertraue da auf ihr Gefühl und da Yongguk der netteste und ehrlichste Mensch ist, den ich kenne, mache ich mir da eigentlich keine Sorgen.” “Im Gegensatz zu mir?”, fragte Himchan belustigt. “Jaa~ du bist nämlich eine wahre Diva. Zickig und eingebildet”, zog sie ihn auf, “und genauso mag ich dich.” Sie löste sich von ihm, auch wenn sie es eigentlich nicht wollte, “Aber du hast mich auch belogen …”
“Sandra …”, fing er wieder an, “Ich schwöre dir, ich habe dich nicht hintergangen … für mich … gibt es nur dich!” Sie sah in seinen Augen, dass er es ernst meinte, doch konnte sie ihm glauben? Waren seine Gefühle für sie wirklich echt? Warum sollte er sonst Daehyun küssen, wenn er keine Gefühle für ihn hatte? “Es steht immer noch die Frage im Raum, was zwischen Dae und dir war.”
“Das klärt sich alles oben”, sagte er mit einem Lächeln. Er hatte die Hoffnung, dass sie gleich alles verstehen und ihm verzeihen würde. Sie war unschlüssig was sie tun sollte, sie wollte endlich wissen, warum Himchan einen Jungen küsste, wenn er doch ganz offensichtlich Sandra mochte. Er verwirrte sie und das gewaltig, die ganze Situation war es.
“O … okay”, sagte sie schließlich, nachdem sie Himchan einen Moment einfach nur angesehen hatte, “Aber wehe du hast keine vernünftige Erklärung …” Sein Gesicht erhellte sich schlagartig, strahlte förmlich. “Ehrlich?” Sie antwortete nicht darauf ging einfach weiter und kam auch schließlich an der Tür zur Dachterrasse an. Himchan war direkt hinter ihr, wollte sie eigentlich überholen, doch sie war schneller, öffnete einfach die Tür und ging hindurch. Sandra blieb mit offenen Mund im Türrahmen stehen und sah sich um. Das ganze Dach war voller Kerzen, sie liebte Kerzen, viel lieber als elektrisches Licht. Es wurde mit jeder weiteren Minute dunkel, die Kerzenflammen deshalb immer heller und weil kein einziges Lüftchen wehte, waren die meisten noch an. Ein paar Kissen und Decken lagen mitten in dem Kerzenmeer, vor einer Leinwand auf dem ein Bild von ihnen beiden zu sehen war. Daneben ein kleiner Tisch, gedeckt mit ein paar kleinen Leckerein die sie mochte und von irgendwo spielte leise Musik, die sie hören konnte. “The best year of my life”, laß sie von der Leinwand ab und Himchan erkannte an ihrer Mimik, dass sie absolut keine Ahnung hatte, was das zu bedeuten hatte.
Sie war einfach zu überrascht, um auch nur ein vernünftiges Wort denken, geschweige denn sagen zu können. Hatte er das alles vorbereitet? Und wenn ja, warum? Sandra drehte sich zu Himchan um, der sie nur mit leicht hochgezogenem Mundwinkel ansah. Er hatte sie die letzten fünf Minuten beobachtet, wie ihre Mimik von Überraschung zu totaler Ahnungslosigkeit wechselte. Sie wusste nicht, was das zu bedeuten hatte und für einen winzigen Moment war er enttäuscht. “W … was …. i...i ...ich …. Himchan?”, stammelte sie, wusste immer noch nicht was eigentlich vor sich ging. “Sag nicht, dass du unseren Jahrestag vergessen hast, Dummerchen”, sagte er und stubste ihre Nase mit seinen Finger an. “Ich habe das ganze hier oben”, er deutete auf das dekorierte Dach, “seit einem halben Jahr vorbereitet. Ich wollte, dass es perfekt ist.” Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und sah zur Leinwand, an Sandra vorbei. Erst jetzt bemerkte sie, dass er nur sein Hemd trug, ihm musste kalt sein, denn selbst sie mit ihrem Mantel fror. “Durch die Touren und Comebacks hatten wir nicht viel Zeit zusammen und dann hatte ich mir auch noch die Finger gebrochen. Wir haben so viel Zeit verloren und deswegen will ich ab jetzt jeden Tag mit dir genießen.”
“Himchan …”, fing Sandra an, doch er wollte jetzt erst ausreden, jetzt wo er ihr alles erzählen konnte. “Es war eine doofe Idee, Daehyun als Versuchskaninchen zu benutzen, ...w...weil … ich … e...einfach nichts falsch machen w… wollte, w… wenn wir ….”, stotterte er und wurde immer leiser. Sein Kopf hatte mittlerweile die Farbe einer reifen Tomate angenommen, rot und leuchtend, dass Sandra das mal sehen konnte. Ein Himchan, dem etwas peinlich war. Sie ging auf ihn zu, blieb nur einen Schritt vor ihm stehen. “Es tut mir Leid, dass ich es vergessen habe, kannst du mir verzeihen?”, er nickte leicht, wich aber weiterhin ihrem Blick aus, deswegen nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und zwang ihn so, sie anzusehen. “Warum hast du Daehyun benutzt? Für was Himchan?”, fragte sie ihn und hoffte, dass er nun endlich mit der Sprache rausrückte. “D ...d...du b...bist m… meine erste r… richtige Freundin ….”, er brach ab und versuchte weiterhin sein Gesicht zu befreien, mittlerweile mit seinen Händen doch Sandra gab nicht nach, ließ dann schließlich seine Hände auf ihren liegen.
“Und?”, fragte sie und sah ihn weiterhin abwartend an.
“U … und .. i ...ichhabnochniejemandengeküsst”, nuschelt er. ”Was?”, Sandra hatte ihn trotz seines Genuschels verstanden, “du hast noch nie ein Mädchen geküsst?” “J … j … ja … bitte sei ihm nicht böse, er wollte mir nur helfen…. u ..und als Melanie uns gesehen hatte … ich konnte es ihr nicht sagen …. es war mir so peinlich ….”, er sah sie immer noch nicht an, also ließ sie sein Gesicht los und fuhr damit seinen Hals hinab zur Brust, ließ sie da liegen. Es war schon niedlich, wie er versucht hatte, es so perfekt wie möglich zu machen. Für sie. Für niemand anderes, nur für sie. Sie hatten sich tatsächlich noch nie geküsst, jedenfalls nicht so, wie es Pärchen irgendwann mal taten. Sie drehte ihren Kopf so, dass sie unter seinem Gesicht war, ihn so besser ansehen konnte. Seine Augen waren geschlossen, doch öffneten sie sich als Sandra hauchte: “Chanie”
Jetzt sah er sie an, hob den Kopf etwas. “Wäre es nicht viel schöner gewesen, wenn du mir deinen ersten Kuss geschenkt hättest und ich dir meinen? Aber kannst du Melanie auch verstehen, dass sie es mir gesagt hat?” Er sah sie erstaunt an, er hatte gar nicht daran gedacht, er wollte ihren ersten Kuss zu einer schönen Erinnerung machen und natürlich verstand er Melanie, sie hatte ihre Eonnie nur schützen wollen, doch er konnte lediglich nur mit seinem Kopf nicken. Sandra lenkte ihn zu sehr ab, war ihm einfach zu nah. “Sie wusste dass ich das hier für dich machen wollte, sie wusste auch, dass ich mit Daehyun´s Hilfe übte …. doch als sie uns gesehen hatte … sie wollte es nicht verheimlichen, Daehyun hatte sie angebettelt und es auch irgendwie geschafft, dass sie ihren Mund hielt, bis jetzt. Sandra ich hatte Angst, etwas falsch zu machen … kannst du mir ... uns bitte verzeihen?” Sie löste sich von ihm und drehte Himchan ihren Rücken zu. Sie alle hatten sie angelogen, das tat schon weh, auch wenn er sie damit nur überraschen wollte. “Du hast das ganze seit einem halben Jahr geplant und ich hab rein gar nichts gemerkt”, sie musste schmunzeln. “Aber du hast Daehyun geküsst und nicht mich, obwohl wir seit einem Jahr zusammen sind. Was soll ich deiner Meinung nach tun?” “Sandra”, sagte er, machte einen Schritt auf sie zu blieb dann aber stehen und ließ seinen Kopf hängen. “E … es tut mir so unendlich L...leid”, er schniefte, musste die Tränen herunterschlucken. Heute war er ziemlich nah am Wasser gebaut, weil er solche Angst hatte, dass sie ihn verlassen würde. “Da waren keine Emotionen dabei, wirklich …. es tut mir so verdammt Leid …ich tu alles für dich …. ich liebe dich doch …” Sandra drehte sich so plötzlich um, dass Himchan erschrocken ein Schritt zurück wich. “Was tust du?”
“I … ich tu alles f...für dich … ?” “Nein … du hast gesagt, dass du mich liebst” Himchan sah sie mit hochrotem Kopf an. Er hatte es ihr bis jetzt noch nie gesagt, genauso wie Sandra es ihm noch nie gesagt hatte. Ein “ich mag dich” war schon drin, aber trotzdem war bis jetzt noch nie ein “ich liebe dich” dabei gewesen. “Und du sagst es nicht nur, weil ich sauer auf dich bin?”
Himchan sah sie leicht verletzt an. “Glaubst du etwa wirklich, ich würde mir diese ganze Mühe hier machen, wenn ich dich nicht lieben würde. Wenn ich dich nicht lieben würde, dann würde ich nicht mit dir zusammen sein wollen!”
Sandra ging auf Himchan zu und stellte sich direkt vor ihn, sie wusste dass sie nicht fair zu ihm war. Wenn er keine Gefühle für sie hatte, dann wäre er wirklich nicht mit ihr zusammen, er war kein Typ, der mit Mädchenherzen spielte. “Nimm es mir bitte nicht übel, aber wir haben uns in letzter Zeit so selten gesehen, du warst für mich noch unerreichbarer als sonst und dann erzählt mir Melanie, dass du Daehyun geküsst hast …. ich dachte, dass du mich verlassen willst …”, sie konnte nicht weiter sprechen, weil sie vor Erleichterung anfing zu weinen. Sie war so froh, dass er bei ihr bleiben würde, weil er sie liebte. Himchan strich ihr die Träne von der Wange, sah sie mit zärtlichem Blick an. Er nahm ihren Arm und zog sie in seine Umarmung, hielt sie fest an sich gedrückt. “Ich verspreche dir, dass ich jetzt mehr Zeit für dich haben werde, Yeobo. Ich wünschte ich könnte jede Sekunde mit dir gemeinsam verbringen, aber ich habe auch Verpflichtungen.” Sandra verstand es, nickte nur, schließlich hatten sie ihre Fans, die sie liebten.
Sie krallte sich in sein Hemd, Himchan strich ihr beruhigend über den Rücken. “Ich mag dich so sehr, dass es wehtut… bitte verlass mich nie …” “Niemals”, hauchte er mit geschlossenen Augen in ihr Haar, sog ihren unwiderstehlichen Duft ein. Er wollte sie halten, für immer, einfach nur halten und am besten die Zeit anhalten. Sandra hob ihren Kopf an, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Eine weitere Träne lief ihr über die Wange, Himchan beobachtete sie, hätte diese Träne am Liebsten weggeküsst. “I … i ...ich … ich … “, Sandra wollte offenbar etwas sagen, doch sie war zu sehr von Himchans Augen abgelenkt, die ihr tief in die Seele blickten. “Was ist Yeobo?”
“ …. lass mich nie wieder wütend auf dich sein”, sagte sie dann. Eigentlich hatte sie vorgehabt, ihm etwas anderes zu sagen, stattdessen zog sie ihn an seinem Hemd zu sich herhab und stellte sich auf ihre Zehenspitzen. Himchan krallte sich in ihre Taille fest, ahnte was sie gleich tun würde und war deshalb wie erstarrt. “Niemals …”, hauchte er als Antwort an ihre Lippen, schloss halb seine Augen und wartete auf ihren nächsten Schritt. “Gut~”, flüsterte sie noch bevor sie ihn ganz zu sich zog und dabei einen Knopf von seinem Hemd riss, beide bemerkten es nicht, denn Himchan hatte endlich die letzten Zentimeter überbrückt und küsste sie sanft. Sandra lehnte sich in seinen Kuss, ließ ihre Hände zu seinem Nacken gleiten und hielt ihn da. Er sollte bloß nicht auf die Idee kommen diesen Kuss zu unterbrechen! Himchan dachte auch gar nicht daran! Er war in einem Rausch, denn diese Lippen machten ihn schier verrückt! Er fuhr leicht mit seiner Zunge an ihrer Unterlippe entlang und sie öffnete endlich ihren Mund, empfing ihn mit ihrer Zunge. Er konnte verrückt werden! Sandra konnte ihre Hände nicht still halten, während sie sich weiter küssten und ihre rechte in seinem Nacken blieb, packte sie mit ihrer linken sein Hemd und zog ihn so nah es ging an sich. Sie wollte seinen Körper spüren, damit sie wusste, dass sie das nicht träumte. Er löste sich kurz danach sanft von ihr, gab ihr noch einen kurzen Kuss auf die Lippen und umarmte sie wieder fest. “Das fühlt sich bei weitem besser an, als ich dachte. Du küsst besser als Dae…” Sandra lächelte an seinem Hemd: “Das will ich auch hoffen” Sie lehnte mit geschlossenen Augen an seiner Brust, hörte seinem schnellen Herzschlag zu, der ihrem in nichts nachstand. Es war ein so unglaubliches Gefühl gewesen Himchan zu küssen! “Wir müssen das unbedingt wiederholen”, sagte sie. “Definitiv”, antwortete er mit solch einer Inbrunst, dass sie grinsen musste, “Aber wir sollten erst einmal die anderen befreien. Ich habe Daehyun vorhin gebeten, sie unten festzuhalten.” Sandra nickte und löste sich nur widerwillig von ihm, dabei bemerkte sie, dass Himchan zwei Knöpfe am Hemd fehlten, wovon sie einen davon in der Hand hielt. “Ohh~”
“Das sollten wir schnell machen, bevor du mich hier noch ganz ausziehst”, grinste er sie lüstern an. “Yah!”, sie schlug ihn spielerisch auf die Brust. Er neckte sie, das konnte sie auch! Sie fuhr mit ihrem Finger an dem Stück Haut entlang, dass durch die fehlenden Knöpfe preisgegeben wurde und hörte ihn scharf Luft einatmen. “Wenn ich dich ausziehen wollte, Chanie … dann hätte ich es schon längst getan”, er sah sie erstaunt an, weil er solch einen Satz von Sandra nie erwartet hätte,” Aber weil ich dann ein paar Morde begehen müsste, hebe ich mir das lieber für später auf.” Sie stellte sich auf die Zehenspitzen um an sein Ohr heranzukommen. “Dein sexy Körper ist nämlich nur für meinen Augen bestimmt”, hauchte sie hinein und nahm wieder Abstand von ihm. Sein Gesichtsausdruck war so göttlich, dass sie darüber lachen musste. Sie ging auf die Tür zu, drehte sich aber nochmal zu dem immer noch geschocktem Himchan um. “Du hast dir jetzt solche Mühe mit dem ganzen hier gemacht, es ist echt schade, dass wir das nicht genießen können” Er schüttelte den Kopf um wieder klar zu werden und ging langsam auf sie zu. “Das Essen lass ich uns einfach wieder einpacken, wir fahren dann zu dir und machen es uns da gemütlich.” Sandra gefiel die Vorstellung, einen ruhigen Abend mit ihm zu verbringen und nickte. Sie küsste seine Wange, drehte sich in seinen Armen um und öffnete die Tür. “Ich muss Melanie alles erzählen und mich auch bei Daehyun entschuldigen, lass uns schnell runter gehen.” Himchan ließ sie los, nahm dafür ihre Hand und ging mit ihr langsam die Treppe wieder hinunter. Er war so froh, dass sie ihm verziehen hatte, außerdem hatte er endlich den Mut gehabt und ihr endlich sagen können, was er für sie empfand. Auch wenn Sandra es ihm noch nicht gesagt hatte, er wusste trotzdem, dass sie genau das gleiche fühlte.
- Fortsetzung folgt -
~Do you know how I feel? I keep thinking of you~
(B.A.P - Rain sound)
- Kapitel 4 -
“Mach sofort die Tür auf, oder ich muss dir wehtun!”, sagte Melanie wütend zu Daehyun, doch er zeigte sich unbeeindruckt. “Ich lass euch hier nicht raus, bis Himchan Hyung wieder da ist, tut mir leid. Du bist schuld, dass es überhaupt so weit gekommen ist”, er deutete auf Melanie, die noch wütender, als ohnehin schon, wurde. “Daehyun, was soll das ganze hier? Kannst du mir das bitte mal erklären? Was hast du getan, dass Sandra so austickte?”, Yongguk konnte diese Situation nicht entschärfen, wenn er nicht wusste um was es hier ging. Er hatte eine Ahnung, aber nur die konnte ihn nicht weiter helfen. “Wie ich es schon sagte, ihr kommt hier erst raus, wenn Himchan Hyung wieder hier ist”
“Ich meinte diese andere Sache, Daehyun. Was hast du getan, dass Sandra so austickte?” Er sah Yongguk erstaunt an: “Du weißt nicht was los ist, obwohl Noona da draußen so laut war. Hat dir Melanie nicht alles erzählt?” “Nein und nein. Ich habe nicht verstanden, um was es da draußen ging, auch, weil ich mit Himchan geredet hatte und der hat mir auch nichts gesagt. Also, was ist los?” Daehyun geht auf Yongguk zu und schubst Melanie zur Seite, Yongguk konnte sie zum Glück noch fangen und sah Daehyun wütend an. “Frag doch mal sie, was ich ihrer Meinung nach getan habe?” Melanie stand mittlerweile wieder sicher und Yongguk sah sie an. “Alles okay?” Sie nickte und sah ihn an, konnte seinem Blick aber nicht standhalten. Ihr war es etwas unangenehm so nah neben ihm zu stehen und er hatte sie auch noch festgehalten. Sie spürte wie irre schnell ihr Herz schlug und wollte, dass er es nicht bemerkte, daher sah sie schnell zu Daehyun, legte all ihre Wut in ihren Blick. “Willst du etwa sagen, dass ich schuld bin?!” Daehyun schnaubte nur, sagte darauf nichts und sah sie einfach nur ziemlich arrogant an. Melanie machte das wütend, aber sie versteckte es gekonnt. Sie verstand nicht, warum Daehyun so zu ihr war, auch wenn sie das Geheimnis ausgeplaudert hatte, waren sie doch immer noch Freunde oder nicht? Yongguk sah immer noch gespannt zu ihm, wollte endlich eine Antwort, damit er diese ganze Sache endlich verstehen konnte. “Melanie hat euch gesehen und auch mir ist aufgefallen, dass ihr auffällig oft zusammen wart. Es muss doch einen Grund haben, warum wir Sandra da draußen festhalten mussten. Also, was ist los?” Jetzt sah Daehyun zu Yongguk, wenn auch bei weitem nicht so arrogant wie zu Melanie, schließlich war er der ältere Freund, den er immer respektierte, zu dem er immer mit seinen Problemen kommen konnte, der Freund, der ihn blind und ohne Worte verstehen konnte. “Es tut mir leid Hyung, aber das geht euch nichts an. Aber wenn sie”, er sah wütend zu Melanie”, einfach die Klappe gehalten hätte, dann hätte sie jetzt nicht alles kaputt gemacht!” “Sie ist immer noch deine Noona, also denke daran Respekt zu haben, Daehyun!”, sagte Yongguk scharf. “Respekt?!”, fragte Daehyun laut. “Respekt? Sie hat es auch nicht respektiert, dass wir diese ganze Sache aufklären wollten!” Yongguk stellte sich schützend näher zu Melanie, als er ein leises Wimmern von ihr hörte. Am liebsten hätte er sie umarmt um sie zu beruhigen, aber das würde sie sicher nicht zulassen. “Sie hat etwas gesehen und um Sandra zu schützen, hat sie es ihr gesagt.” “Ach, und was war das?!”, er sieht zu Melanie, die etwas versteckt hinter Yongguk´s Schulter hervor sah. “Ich hab` es sechs Monate für mich behalten, Daehyun … sechs verdammte Monate!” Yongguk dreht sich zu Melanie um und sieht sie erschrocken an. “Das geht schon sechs Monate so? Und die ganze Zeit hast du es für dich behalten?” Sie konnte ihn nicht ansehen, weil er einfach zu nah war und sie nicht vor ihm und Daehyun rot anlaufen wollte, also nickte sie nur. Er sah wieder zu Daehyun, der die beiden nur beobachtet hatte. “Sag es bitte Dae.”, der schüttelte seinen Kopf. So langsam war es auch Yongguk zu viel. “Willst du nicht oder kannst du nicht?”, fragte er schärfer als gewollt. Er wurde nur so sehr wütend, weil Melanie darin verwickelt war und keiner ihm sagte, was hier überhaupt los war. “Es geht euch einfach nichts an! Außerdem wäre es sowieso bald aufgeklärt worden.”, er sah wieder in Melanie´s Richtung. “Ich habe weder das Recht, noch würde ich es euch jetzt noch sagen wollen!” “Komm schon Dae, ich hab auch noch andere Sachen zu tun”, sagte Yongguk ungeduldig, “Außerdem, lass jetzt Melanie in Ruhe! Sie hat sich einfach nur Sorgen gemacht.” Doch Daehyun ignorierte ihn und ging einen Schritt auf Melanie zu, damit er sie ansehen konnte. “Du hast dir Sorgen gemacht?! Sorgen?!! Du bist schuld, dass sich die beiden jetzt möglicherweise trennen werden!”
Melanie hatte das Ganze bis eben stillschweigend beobachtet. Sie hatte sehr wohl bemerkt, dass sich Yongguk schützend vor sie gestellt hatte und auch wenn es ihr eigentlich nicht gefiel, da sie ganz gut auf sich selbst aufpassen konnte, fand sie es dennoch süß. Aber als Daehyun behauptete, dass sie schuld daran wäre, wenn sich ihre Eonnie und Himchan trennten, war ihr dann zu viel. Sie hätte so etwas niemals von Daehyun gedacht. Einer der wenigen, dem sie alles anvertraute und der sie sehr gut kannte. Sie war enttäuscht und wütend, deswegen ging sie mit großen Schritten auf ihn zu, holte aus und verpasste ihm eine Ohrfeige. Yongguk hatte noch versucht sie zu halten, doch sie war schneller gewesen, weil er einfach nicht damit gerechnet hatte. Daehyun auch nicht, weshalb er jetzt am Boden saß und sich seine geschlagene linke Wange hielt, die ganz schön schmerzte. Offenbar hatte Melanie ihre ganze Kraft in den Schlag gelegt. Yongguk hatte sie inzwischen fest in seinen Armen und konnte es nicht einmal genießen, weil sie sich so sehr wehrte. “Lass mich los verdammt!! Ich verpasse ihm mal eine ordentliche Tracht Prügel. Danach sieht er ganz sicher wieder klar!” Das war wohl einer der seltenen Momente, in denen Melanies Temperament durchbrach. “Beruhige dich, Melanie”, sagte er und hoffte, dass sie endlich aufhörte sich zu wehren. Es dauerte einen Moment, aber dann wurde sie sich bewusst, dass Yongguk sie gerade in seinen Armen hielt. IN SEINEN ARMEN. Sie wurde schlagartig ruhig, sodass sie Yongguk auf das Sofa hinter sich setzen konnte. “Bitte bleibe sitzen”, sagte er zu ihr, bevor er sich dann zu Daehyun umdrehte, sich hinkniete und seine Hand nahm. “Zeig mal her” Daehyun war immer noch geschockt und realisierte erst sehr langsam, dass Melanie ihn gerade geschlagen hatte und das nicht zu sanft. Yongguk zog seine Hand von der Wange und sah sich die rot leuchtende Wange an. Yongguk pfiff anerkennend. “Das nenne ich mal einen ordentlichen Schlag.” “Der war noch viel zu schwach”, hörte er Melanie hinter sich leise sagen. “Alles gut Dae?”, der nickte nur und Yongguk half ihn vorsichtig hoch. Er schwankte kurz, fing sich aber wieder, weil er sich an Yongguk halten konnte. In diesem Moment schob Daehyun unbemerkt den Schlüssel für die Tür in Yongguk´s Hosentasche. “Bitte erkläre uns jetzt was los ist, oder ich werde selbst nach den Beiden suchen.” Daehyun grinste ihn nur an, was etwas komisch aussah, wenn man bedachte, dass seine Wange rot glühte. “Ihr kommt hier nicht raus, weil die Tür abgeschlossen ist.” “Dann gib uns den Schlüssel.” “Nein”, sagte er und stellte sich mit dem Rücken zur Tür. Yongguk sah ihn genervt an und Melanie konnte nur zwischen den beiden hin und her sehen. “Na gut, wenn du mir keine andere Wahl lässt, dann kann ich auch diese Tür anders aufbekommen.” Doch Daehyun sah ihn siegessicher an, er wusste, dass Yongguk nicht gewalttätig werden würde und schon gar nicht, wenn Melanie dabei war. “Vergiss es Hyung. Du wirst sie eh´ nicht mehr einholen, also können wir genauso gut hier warten bis sie wieder kommen.”
Jetzt schaltete sich Melanie wieder ein. “Ich habe gehört, wie sie nach oben gegangen sind, sie sind ganz sicher auf dem Dach!” Daehyun sah sie wütend an, Yongguk sah es, also hatte sie Recht. Er nahm sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer von Jongup. Es klingelte und klingelte, doch keiner nahm ab, also wählte er jetzt Junhong´s, doch da klingelte es auch nur. “Ich haben ihnen Karten für einen Freizeitpark geschenkt, sie werden dich jetzt sicher nicht hören, Hyung.” Yongguk wurde wütend … wie sollten sie sonst hier rauskommen? Er sah Melanie an und warf ihr sein Handy zu. “Ruf du Sandra an, Himchan wird garantiert nicht ans Handy gehen.” Doch Melanie hielt sein Handy nur unschlüssig in ihren Händen und starrte darauf. “Ich weiß ihre Nummer nicht auswendig, Oppa und meine Tasche …. die liegt draußen …. es tut mir leid …” Sie legte ihre Hände an ihr Gesicht, um zu verstecken, dass sie den Tränen nahe war. Sie wollte zu Sandra, wer wusste, was Himchan mit ihr vor hatte und außerdem war Sandra sowieso viel zu emotional aufgewühlt, dass sie vielleicht etwas tat, was sie später ganz sicher bereuen würde. Yongguk hatte keine Ahnung, was er noch tun sollte, ihm blieb nur noch, an Daehyun´s Vernunft zu appellieren. “Warum tust du das Daehyun, warum tust du das vor allem Melanie an?” Er ignorierte seine Frage vollkommen. “Seit wann geht es hier um sie?!”, das “sie” betonte er stark. Melanie schmerzte das zutiefst, sie verstand nicht, warum er so zu ihr war … was hatte sie ihm angetan? “Du verletzt sie mit dem was du sagst, Dae, ist dir das klar?” Daehyun sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. “Natürlich ist mir das klar. Hätte sie ihren Mund gehalten, dann wäre ich jetzt nicht so zu ihr. Sie hat es verdient!” Melanie schluchzte leise, versuchte es zu verstecken, aber Yongguk hörte es trotzdem. “Hör auf damit so mit ihr zu sprechen!”, fuhr er Daehyun an. Dieser sah für einen kurzen Moment erstaunt aus, er wusste genau, warum sein Hyung so reagierte, doch er wollte ihn weiter provozieren, damit er hier nicht so schnell rauskam, denn Daehyun wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis er den Schlüssel in seiner Tasche bemerkte. “Warum interessiert es dich, wie ich mit ihr rede?” “Ich … ähm … ich … nun, ich will keine Spannungen in der Band haben.” “Sie ist nicht in der Band, Hyung.” Yongguk wusste, dass Daehyun ihn versuchte auszuspielen, das musste er sofort beenden. Melanie beobachtete die beiden wieder nur still und sah erstaunt auf Yongguk. Beschützte er sie etwa?
Yongguk wurde es zu bunt! Er ging mit großen Schritten auf Daehyun zu, legte seine Hand an die Tür und beugte sich zu Daehyun´s Ohr hinunter. “Aber du bist in der Band”, flüsterte er leise, “Und wenn du dich weiter so ihr gegenüber benimmst, dann werde ich böse und das wird dann definitiv Spannungen geben.” Melanie war es etwas unwohl, die beiden so nah beieinander zu sehen. Sie wäre viel lieber an Daehyun´s Stelle … wie gerne würde sie jetzt tauschen … Daehyun war das wohl auch etwas zu nah, denn er drückte seinen Hyung etwas weg von ihm. “Jetzt machst du einen auf großen Beschützer?! Außerdem kann ich dich nicht rauslassen, euch beide nicht, weil ich den Schlüssel nicht habe!” Yongguk sah ihn einen Moment abschätzend an. Daehyun musste den Schlüssel haben, wollte wahrscheinlich nur Zeit schinden. Also öffnete er seine Jacke und tastete ihn ab. “Ich hab ihn nicht Hyung”, sagte Daehyun. Doch Yongguk hörte nicht auf. Melanie stand auf, blieb hinter Yongguk stehen und sah etwas leicht angesäuert auf die beiden. Es gefiel ihr nicht, was sie da beobachten musste, deswegen räusperte sie sich etwas sehr laut, damit auch beide sie hören konnten. “Ich möchte hier nicht mit ansehen wie ihr euch befummelt!” Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust und sah wütend auf Daehyun, der ihren Blick sehr wohl bemerkte und einen leichten Anflug von Angst spürte. Yongguk ließ sofort von Daehyun ab und sah entschuldigend zu Melanie. “Tut mir leid”, flüsterte er und hörte im selben Moment wie Daehyun lachte. “Da hat aber jemand seinen Oppa um den Finger gewickelt.”
Melanie sah immer noch wütend zu ihm, während Yongguk etwas rot um seine Nase wurde. “Erzähl keinen Quatsch! Ich habe keine Ahnung wovon du redest”, fauchte sie ihn an. Doch Daehyun brach in Gelächter aus, achtete nicht auf die wütende Melanie und den verwirrten Yongguk. “Ihr beide wisst genau, was ich meine!” Yongguk setzte sich schwungvoll auf das Sofa und ignorierte Daehyun einfach, doch der dachte gar nicht daran, jetzt aufzuhören. Er ging auf Melanie zu und legte seinen Arm um ihre Schulter, sah sie an. “Wirklich nicht Hyung?” Yongguk sah einfach weiter zur Decke, Melanie stand wie erstarrt auf ihrem Platz und sah erschrocken in Daehyun´s Gesicht, was hatte er vor?
“Sicher Hyung?”, er kam ihrem Gesicht noch ein Stück näher, sodass Melanie leise zischte. Yongguk sah nun doch zu ihnen und wäre Daehyun sofort an die Kehle gesprungen. “Bleib ruhig, Mann”, dachte er sich nur. Daehyun spielte mit ihm, auch wenn es ihm gar nicht passte, dass er ihr so nah kam. Er sah Yongguk herausfordernd an und kam Melanies Gesicht so nahe, dass es eindeutig zu nah war! “Du weißt es sicher nicht, Hyung?”
Yongguk ließ seine Finger unbewusst knacken, wollte nichts tun, doch als Daehyun sich weiter zu Melanie herunter beugte, stand er auf und packte ihn an seinem Kragen. “Wenn du ihr noch einmal so nahe kommst, dann weißt du hoffentlich, was ich dir dann antun werde!“, flüsterte er in Daehyuns Ohr, damit es Melanie nicht hören konnte, hob seinen Kopf und sah ihn direkt an, “Also lass deine Finger bei dir!” Daehyun grinste ihn wieder nur an. “DU willst mir etwas tun, wenn ich meiner Noona zu nahe komme?” Yongguk schnaubte, er verstand Daehyun einfach nicht. “Jetzt ist sie wieder deine Noona? Vor ein paar Minuten hast du sie noch beleidigt.”
Melanie stand noch völlig neben sich am gleichen Fleck, realisierte immer noch nicht, was da gerade geschehen war. Was hatte Daehyun da gerade versucht?! Sie schüttelte ihren Kopf um wieder klar zu werden, sah auf und hörte plötzlich, dass jemand die Treppe herunter kam. Auch Yongguk hörte es. “Gib uns bitte den Schlüssel Dae?” “Ich sagte doch schon, dass ich ihn nicht habe!” Yongguk schlug mit seiner Hand gegen sein Bein und spürte etwas in seiner Tasche, dass vorher noch nicht dagewesen war! Er fischte es heraus und hielt einen Schlüssel in der Hand! “Aiiish, also wirklich …!” Daehyun grinste ihn nur an. Yongguk gab den Schlüssel Melanie, die sofort die Tür öffnen wollte, doch schaffte es nicht; weil das Schloss klemmte. “Oppa~, ich krieg sie nicht auf.” Er ging zu ihr und umfasste ihre Hand, die noch am Schlüssel war. Melanie, die ohnehin noch völlig überfordert mit der letzten Situation war, lief noch mehr an, spürte die Hitze, die ihr Gesicht ausstrahlte. Das war zu viel! Yongguk hatte die Tür endlich offen, hielt jedoch weiterhin ihre Hand fest. O … O ...Oppa?”
“Hmmm~”
“Die Tür ist offen, Oppa …”
Yongguk drehte sein Gesicht zu ihr und bemerkte erst jetzt wie nahe sie sich eigentlich waren. “Ohhh~”, hauchte er, ließ sie los und trat einen Schritt zurück. Sie nutzte sofort ihre Chance und verschwand durch die Tür, schnappte sich ihre Tasche und lief an Sandra und Himchan vorbei. “Mel~ …?”, rief sie ihr hinterher, doch sie rannte einfach weiter, raus aus dem Gebäude. Daehyun stand immer noch hinter Yongguk und lachte stumm vor sich hin. “Du bist so ein Idiot, Hyung”, sagte er nun lachend und ging hinaus, lief direkt in Sandra´s und Himchan´s Arme. Sie hielt ihn fest. “Was ist passiert?”, fragte sie ihn. Daehyun deutete grinsend auf Yongguk, der immer noch abwesend auf seine Hand starrte. “Frag ihn, Noona.”
- Fortsetzung folgt -
~Can you hear it? Can you see it? My heart?
I hope it reaches you~
(B.A.P - Where are you? What are you doing?)
- Kapitel 5 -
Himchan führte Sandra langsam die Treppe hinunter, hielt dabei fest ihre Hand in seiner und er würde sie auch nie wieder loslassen. Sie hatten einen kleinen Umweg gemacht und kamen jetzt die Treppe hinunter, die direkt neben dem Raum war, in dem die Anderen waren. Sie waren gerade bei den letzten Stufen angelangt, als Melanie an ihnen vorbei stürmte. Sandra sah ihr hinterher, konnte sich nicht rühren, weil sie zu erstaunt dafür war. “Mel~?”, rief sie ihr hinterher, doch da war sie schon zur Tür hinaus. Sandra sah erstaunt Himchan an, der genauso perplex wie sie war. Was war hier passiert? Daehyun kam ihnen entgegen und für einen kurzen Moment verzog Sandra ihr Gesicht, da er in sie gelaufen war und sie ihn halten musste. Auch wenn Daehyun das Ganze für sie getan hatte, war sie trotzdem noch sauer auf ihn. Bis sie das ganze verdaut hatte und ihm verzeihen konnte würde es noch ein paar Tage dauern. “Was ist passiert?”, fragte sie ihn und wurde leicht wütend, als er sie nur angrinste. Melanie war weggelaufen und er fand es lustig? “Frag ihn, Noona”, sagte er immer noch mit einem Grinsen im Gesicht. Sie hätte ihn am liebsten geschüttelt, unterdrückte den Drang aber und sah zu Yongguk, der in der Tür stand. Er war etwas rot im Gesicht und starrte auf seine Hand, sah ziemlich weggetreten aus. Himchan neben ihr bewegte sich ein Stück zu ihr, nahm ihre Hände von Daehyun und sah ebenfalls zu Yongguk. “Yah Hyung, wach auf!”, rief Daehyun ihm entgegen. Yongguk zuckte leicht zusammen, bemerkte jetzt erst Sandra und Himchan, die ihn abwartend ansahen. “W… was?”, stammelte er. „Was ist passiert, Yongguk? Warum ist mein Dongsaeng gerade an mir vorbeigerannt?” Sandra klang leicht panisch und Yongguk kam langsam auf sie zu, kratzte sich am Kopf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. “I… ich hab n… nichts gemacht ….” Daehyun neben ihnen gluckste und hätte Himchan Sandra nicht festgehalten, dann hätte sie ihn jetzt doch ordentlich geschüttelt. “Aber irgendetwas muss passiert sein, warum ist sie denn davon gelaufen?”, fragte Himchan und ließ seine Hand wieder in Sandras gleiten, hielt sie fest. “I… ich w… weiß es w… wirklich nicht. Ich …. ich habe nur die Tür aufgemacht …”, er sah auf den Boden während er das sagte. Sandra sah es trotzdem, dass er rot anlief. Sie sah zu Daehyun, der offenbar sehr wohl wusste was los war, doch er ging einen Schritt zurück, weil sie ihn mit einem ziemlich vernichtenden Blick ansah. “Was war mit der Tür Yongguk?”, bohrte sie weiter, doch er konnte nichts sagen, weil sie in dem Moment Daehyun anfuhr. “Hör endlich auf zu grinsen! Das ist eine ziemlich ernste Sache!” “... aber Noona …”, fing er an. ”Nichts aber!! Mit dir hab ich auch noch ein Hühnchen zu rupfen!” Er sah sie ertappt an, doch es schlich sofort ein Grinsen zurück auf seine Lippen und für einem Moment glaubte sie sogar einen Schuldigen Blick zu erkennen. Doch sie ignorierte ihn jetzt einfach und sah zu Yongguk, der noch immer ziemlich neben sich stand. “Yongguk”, fing sie langsam an, “Du musst doch wissen, was passiert ist.” Er sah auf und blickte sie direkt an. “Ich weiß es wirklich nicht, Sandra.” So langsam verließ sie ihre Geduld, Himchan bemerkte es, nahm ihre Hand und drückte sie leicht. “Wie kannst du nicht wissen, was mit ihr ist, wenn ihr drei doch da eben noch im selben Raum eingesperrt wart?!” Yongguk und Daehyun sahen sie erschrocken an, da sie zum ersten Mal sahen, wie Sandra laut wurde. Es war ja auch kein Wunder, schließlich stand sie gerade 1000 Ängste aus, weil sie nicht wusste, was mit Melanie war. Yongguk sah zur Wand neben ihr, wich mit Absicht ihrem stechenden Blick aus und dachte darüber nach, was der Grund für Melanies Flucht sein konnte. Er ließ das Geschehene noch einmal vor seinen Augen ablaufen, erinnerte sich genau daran wie sie gerochen hatte, da sie sich so nahe gestanden hatten, wie er ihre Hand gehalten hatte und wie sie rot angelaufen war. Er riss seine Augen weit auf und sah Sandra an, die immer noch auf eine Antwort wartete. “V… vielleicht ...vielleicht hat sie ….gemerktdassichsiemag ….”, die letzten Wörter nuschelte er so undeutlich, dass keiner sie verstanden hatte, Daehyun grinste trotzdem wissend. “Sie hat was? Sprich bitte deutlicher”, sagte Himchan und Yongguk begann auf seinen Fußballen hin und her zu wippen, fand die Decke über ihm gerade sehr interessant. Sandra konnte deutlich sehen, wie er rot anlief. Es war ihm sowieso schon so unangenehm, dass er nicht mit seinen Gefühlen klar kam und jetzt musste er sie auch noch vor den anderen ausbreiten, weil Sandra wissen wollte, was mit Melanie war. “Sie hat wahrscheinlich gemerkt, dass ich sie mag”, sagte er leise. Ihm war das so verdammt unangenehm, dass er sich zu der Wand drehte und seinen Kopf gegen sie schlug. Während Daehyun nun endgültig loslachte, sah Sandra ihn nur geschockt an. Himchan beobachtete das Ganze, hielt weiter Sandras Hand und überlegte, wie er seinem Freund aus dieser Lage helfen konnte. Aber Sandra nahm ihm diese Aufgabe ab, indem sie seine Hand losließ und langsam auf Yongguk zuging, sie warf Daehyun einen wütenden Blick zu, doch er grinste trotzdem noch vor sich hin, dafür würde er später noch etwas zu hören bekommen, aber erst einmal war Yongguk wichtiger. Dieser hatte seine Arme an der Wand und versteckte seinen Kopf darauf, doch sie konnte seine roten Ohren sehen und wusste, dass ihm diese ganze Sache unangenehm war. Sie legte vorsichtig ihre Hand auf seine rechte Schulter. “Yongguk”, sagte sie leise und räusperte sich, “Du musst ihr hinterher.” Er schüttelte seinen Kopf, ließ ihn immer noch auf seinen Armen liegen. Sie musste die Sache anders angehen und sie wusste auch schon wie, lehnte sich dafür zu seinem Ohr. “Ich weiß dass sie dich mag”, flüsterte sie hinein. Yongguk drehte leicht den Kopf zu ihr, sodass sie ein Auge von ihm sehen konnte. “Sicher?”, fragte er und sie nickte. Himchan beobachtete die Szene mit einem leichten Anflug von Eifersucht, auch wenn er wusste, dass von Yongguk keine Gefahr ausging, trotzdem ging er auf sie zu und stellte sich so nah an sie, dass er ihren Rücken an seiner Brust spüren konnte. Er legte seine Arme um ihre Hüfte, lehnte seinen Kopf an ihren. “Was flüstert ihr hier, Yoebo?” “Nichts”, sagte sie schnell. Yongguk schlug mit seiner Faust gegen die Wand. “Aber sie ist von mir davon gelaufen!”, er klang verzweifelt. Daehyun hatte aufgehört zu lachen, er steckte seine Hände in die Hosentasche und grinste ihn an. “Es sieht jeder, dass sie dich magst, nur du nicht, weil du mal wieder ein bisschen sehr langsam bist. Außerdem … als du ihr “geholfen” hast, standest du genauso dicht an ihr wie Himchan Hyung gerade an Sandra Noona. Jetzt denk mal nach, warum sie weggelaufen ist und das mit einem roten Kopf, der einem Feuerlöscher alle Ehre machte.” Sandra sah ihn geschockt an. “Du hast was?!”, Yongguk versteckte wieder sein Gesicht. “Vielleicht hat sie sich bedrängt gefühlt”, sagte sie ruhiger, um es ihm nicht noch unangenehmer zu machen als es ohnehin schon war. “Ich wollte sie nicht bedrängen, ich wollte ihr gar nichts tun!”, sagte er verzweifelt. Jetzt schaltete sich auch Himchan ein, er konnte es sich einfach nicht mehr mit ansehen, wie sein Freund da verzweifelt an der Wand lehnte. Er hob seine Hand und legte sie ebenfalls an Yongguk´s Schulter, direkt auf Sandras Hand. “Ihr war es bestimmt nur peinlich, weil du ihr so plötzlich und unerwartet näher gekommen bist.” “Genau Hyung!”, stimmte Daehyun zu und stellte sich neben Yongguk, hatte wenigstens aufgehört zu grinsen. Sandra sah ihn über Yongguk´s Schulter an, wahrscheinlich war ihm endlich bewusst geworden, dass die Sache ziemlich ernst war. Sie nahm sich vor, ihm nachher mal ein paar ernste Tackte zu erzählen, er nahm die ganze Situation viel zu locker, dabei ging es hier nicht nur um Yonnguks sondern auch Melanies Gefühlen.
Yongguk hob seinen Kopf und sah zu Himchan: “Was soll ich denn eurer Meinung nach tun?” “Also hier rumstehen und die Wand anstarren ist definitiv keine Lösung Hyung”, antwortete Daehyun. Sandra überging einfach seine Antwort. “Entweder du gehst ihr jetzt hinterher und klärst es… oder du lässt es. Es ist deine Entscheidung.” Sie nahm ihre Hand von seiner Schulter und trat zurück, zog Himchan dabei mit sich. Yongguk stand immer noch unschlüssig an der Wand, wusste nicht, was er tun sollte. Sein Impuls war, jetzt sofort hinter Melanie her zu rennen … aber was war, wenn sie schon weg war? “Verdammt jetzt beweg dich endlich!”, rief Himchan. Yongguk sah ihn erschrocken an, aber er hatte Recht, er musste ihr nachlaufen. Doch seine Beine wollten nicht, aber das nahm Sandra ihm ab. Sie zog an seinem Arm und setzte ihn so in Bewegung, er lief überrumpelt mit. “Diskutier hier nicht weiter! Los geh! Sonst wirst du es vielleicht bereuen!”, sagte sie. Endlich bewegten sich seine Beine von selbst, doch er blieb noch einmal kurz stehen und sah zu Sandra. “Danke”, flüsterte er und rannte los. Sie sah ihm grinsend hinterher und spürte auch schon Himchan´s Arme die sich um ihre Hüfte legten.
Melanie war blind nach draußen, in den kleinen Park gerannt. Sie konnte das Gebäude von ihrem Baum, an dem sie lehnte, gut sehen. Sie legte ihren Kopf auf ihre angewinkelten Knie, atmete schwer und versuchte sich wieder zu beruhigen. Sie war einfach zu überrascht von Yongguks Nähe gewesen, es war einfach zu nah gewesen, ihre Gefühle hatten einfach verrückt gespielt! Sie war mit ihren Nerven am Ende und zitterte. So lange war sie in seiner Umgebung gewesen, hatte sich ihm nie viel genähert, weil sie sich nicht verraten wollte, denn genau das war jetzt passiert. Jetzt wusste er wahrscheinlich, was sie fühlte. Melanie hatte Angst, dass er sie abwies… er war Bang Yongguk, der von vielen Mädchen verehrt wurde, warum sollte er sich gerade mit einem normalen, deutschen Mädchen einlassen? Jetzt, als sie sich beruhigt hatte, merkte sie, dass sie weinte und wischte die Tränen fahrig weg. Jetzt brauchte sie nicht mehr darauf achten, wie sie aussah. Sobald sie sich beruhigt hatte, würde sie schnell nach Hause gehen und sich dort irgendwo ganz tief verstecken und nicht mehr raus kommen. Gott war das peinlich!
Plötzlich öffnete sich die Tür und Yongguk rannte heraus. Schnell zog sie ihre Beine an, damit er sie nicht an dem Baum entdeckte. Hier, wo sie saß, war es etwas dunkler, aber sobald er auf sie zugehen würde, könnte er sie sehen. Sie schloss die Augen und versuchte sich so klein wie möglich zu machen, während Yongguk auf der anderen Straßenseite überlegte, wo Melanie hingegangen sein könnte. Sie mochte ruhige Plätze, also war der kleine Park auf der anderen Seite der wahrscheinlichste Ort, an den sie flüchten würde. Zum Glück waren keine Fans zu sehen, deswegen musste er sich nicht auch noch bedeckt halten und konnte nach Melanie suchen. Er rannte also rüber und lief direkt in den Park. Sofort stieg ihm Melanies Geruch in die Nase, da es ein klarer, aber kalter und windstiller Nachmittag war. “Melanie?”, rief er, doch sie antwortete nicht. Er ging ein Stück weiter und blieb fast direkt neben dem Baum stehen, an den sie lehnte. Sie hatte sich noch etwas mehr in den Schatten zurückgezogen, erstens weil sie nicht gesehen werden wollte, zweitens, weil es langsam kalt am Boden wurde. “Melanie bitte”, flüsterte er, “Wo bist du?”. Melanie hörte seine Verzweiflung, aber sie wollte ihn nicht sehen, wollte ihm nicht unter die Augen treten, weil sie Angst hatte. Vielleicht wollte er sich nur bei ihr entschuldigen und einfach so weiter machen wie bisher. Sie hatte Angst, dass er nicht ihre Gefühle erwiderte.
Sie sah erstaunt hinter ihrem Baum hervor, als er in die Knie ging und sein Gesicht in seine Hände legte, warum tat er das? Melanie hätte fast nachgegeben und wäre aus ihrem Versteck aufgestanden, doch sie konnte einfach nicht! “Melanie … ich will doch nur zu dir”, flüsterte Yongguk, doch Melanie konnte das nicht verstehen, weil es zu leise war. Er hob seinen Kopf und blickte den Weg entlang. “Vielleicht ist sie nach Hause gegangen”, dachte er. Er konnte nachsehen gehen, es war nicht weit weg von hier, aber er konnte sie ganz sicher riechen. Ihren Geruch konnte er unter tausenden unterscheiden. Sie war ganz sicher hier. Er stand auf und sah weiter den Weg entlang. “Melanie! Ich will doch nur reden!”, sagte er laut und hoffte, dass sie es hören konnte. Das tat sie natürlich, da sie fast neben ihm saß. Was sollte sie tun?! Sie konnte aufstehen und ihm sagen, was sie fühlte oder einfach alles herunter spielen. Melanie suchte leise in ihrer Tasche nach ihrem Handspiegel und kontrollierte, ob noch alles ordentlich aussah. Eine Träne wischte sie noch weg, bevor sie aufstand und leise um den Baum herum ging. Sie stand jetzt direkt hinter ihm, er hatte sie noch nicht bemerkt. Leise holte sie tief Luft, um sich darauf vorzubereiten, was er gleich sagen würde. “Oppa~, was machst du hier draußen?”, fragte sie unschuldig, als ob nichts gewesen wäre. “Melanie”, hauchte Yongguk, drehte sich zu ihr um und überbrückte die letzten Meter. Er umarmte sie, drückte sie an sich, weil er so erleichtert war, dass er sie gefunden hatte. Seine Nase war in ihrem Haar, sodass er ihren Geruch einatmen konnte. Doch Melanie stand wie erstarrt auf ihrem Platz, damit hatte sie einfach nicht gerechnet! Er merkte es auch und ließ sie los, sah auf den Boden und wurde leicht rot. “E... es t… t… tut mir leid ….”, stotterte er. Melanie fing sich schnell wieder, versteckte gekonnt ihre Gefühle und auch ihre Überraschung. “W… was ist los? I… ist was passiert?”, auch sie sah verlegen zu Boden, natürlich wusste sie was los war. “Du bist vor mir weggelaufen …”, sagte er mit festerer Stimme, sah sie trotzdem noch nicht an. Er hatte gerade unüberlegt gehandelt und sie mit seiner Aktion wahrscheinlich wieder überrumpelt. “Oder war es wegen Daehyun?” “J...ja”, sagte sie ohne zu überlegen, “Ich verstehe einfach nicht … ich weiß nicht warum er so war … es hat nichts mit dir zu tun, Oppa”
Yongguk sieht sie für einen Moment enttäuscht an, es war nicht wegen ihm gewesen, aber er ließ sich nichts anmerken. Er setzte sein Pokerface auf und steckte seine Hände in die Hosentaschen. “Wegen Daehyun … achso …”, sagte er nur. “Geht´s dir denn jetzt besser?” Sie sah an ihm vorbei und antwortete lediglich: “Ja, die frische Luft hat gut getan” Sie lächelte ihn an und er fühlte, wie er leicht wütend wurde … aber warum? “Du willst jetzt sicher nach Hause … soll ich dich begleiten?” “Sind die anderen denn schon gegangen?”, und bevor er auch nur antworten konnte, sprach sie weiter, “Was ist eigentlich mit Himchan Oppa und Daehyun. Haben sie sich wirklich geküsst?”
Yongguk drehte sich zur Seite, damit er sie nicht ansehen musste. Er war so wütend! Er rannte ihr hinterher, machte sich tierische sorgen um sie… er hatte sie gesucht! Nicht Daehyun!! Und was tat sie?! Dachte nur an ihn! Er atmete tief durch, versuchte ruhig zu bleiben, er wollte ihr keine Angst machen, sagte daher nur: “Himchan und Sandra sind noch bei Daehyun im Gebäude, eigentlich sind sie nicht gegangen. Ich weiß nicht, ob sie sich wirklich geküsst haben, frag sie selber.” Melanie merkte, dass er plötzlich abweisend zu ihr war und es schmerzte sie, hätte sie vielleicht nicht so zu ihm sein sollen? Sie sah ihn traurig an, aber weil er zur Seite sah, konnte er es nicht sehen. Sie ging auf ihm zu, nahm seinen Jackenärmel und zog vorsichtig daran. “Dann lass uns reingehen und nachgucken, wie ich Sandra kenne, würde sie ihn wahrscheinlich umbringen. Er hat ihr ganz schön wehgetan … ich denke mal, dass du dir keinen neuen Main Vocalist suchen willst”, sie lachte leise und ging los. Yongguk sah auf ihre Finger, die ihn zogen, ganz automatisch war er mitgegangen. Sein Herz schmerzte so unglaublich, sie machte sich lieber Sorgen um Daehyun als auf ihn zu achten … das tat weh. Er riss seinen Ärmel aus ihren Fingern, sie blieb erschrocken stehen und starrte ihn an. “Nein! Ich will nicht. Geh alleine!”, sagt er und dreht sich wieder weg. “O… Oppa …?”, Melanie war überrascht, dass er so reagierte, was war mit ihm los? “Geh einfach zu den anderen okay …. ich habe sowieso noch Arbeit zu erledigen”, sagte er kalt. Er musste sich anstrengen, dass seine Stimme nicht zitterte. Eigentlich wollte er nicht so zu ihr sein, aber dass sie an erster Stelle an Daehyun dachte, verletzte ihn sehr. Melanie fiel die Kälte in seinen Augen sofort auf und ging einen Schritt zurück, was war mit ihm? Warum war er plötzlich so? Er machte ihr Angst … “Oppa~?”, fragte sie noch einmal. “Was?!”, er sieht sie von der Seite an, “Geh lieber gucken, ob es deinem Daehyun gut geht … wolltest du das nicht?!” Er war wütend, das sah sie, deswegen konnte sie ihm auch nur total fassungslos anstarren.
“J… ja … schon …. er ist immerhin m… mein Dongsaeng”, sagte sie unsicher und musste sich echt zusammenreißen nicht einfach drauf los zu weinen. “Und weil er dein Dongsaeng ist, machst du dir Sorgen, ja?”, fragt er kalt, “Dann geh zu deinem Dongsaeng!” Melanie sieht ihn immer noch völlig geschockt an, seine Kälte treibt ihr die Tränen in die Augen und nun fließen sie auch. “W… was i… ist los mit d… dir? Natürlich m… mach ich mir Sorgen um m… meinen D… Dongsaeng”, sagt sie mit zitternder Stimme. In seiner Wut berühren ihn ihre Tränen nicht, er geht auf sie zu und stellt sich direkt vor sie, sodass sich fast ihre Nasen berühren. Sie konnte ganz deutlich seine Wut sehen, er machte ihr Angst. “Dann geh zu ihm, das ist doch das, was du willst!” Fassungslos sieht sie ihn an, geht zurück, wischt sich ihre Träne von der Wange und holt mit ihrer Hand aus. Sie verpasste ihm eine Ohrfeige, die es in sich hatte. “Ich verstehe dich nicht”, flüsterte sie bevor sie sich umdrehte und weinend zum Gebäude zurückrannte. Yongguk hielt sich erstaunt seine brennende Wange. Melanie hatte ordentlich zugeschlagen, er hatte es auch verdient… er war gemein und verletzend zu ihr gewesen. “Ich versteh dich nicht!”, brüllte er ihr hinterher bevor sie ganz verschwand. “Verdammtes Mädchen …. was tust du mir an?”, flüstert er vor sich hin, steckt seine Hände in seine Taschen zurück und dreht sich um. Er ging zurück, würde aber einen anderen Eingang nehmen und zum Studio gehen, er brauchte jetzt einen ruhigen Ort, an dem er darüber nachdenken konnte, was gerade passiert war. Am liebsten wäre er wieder hinter Melanie hinterher gelaufen, aber dann tauchte Daehyuns Gesicht wieder vor ihm auf. Sollte sie doch zu ihm rennen und sich trösten lassen! Wütend trat er die Eingangstür auf und ging weiter, sah zum Glück keinen. Dieses Mädchen raubte ihm irgendwann noch seinen Verstand!
- Fortsetzung folgt -
~ All day, I remember you
All day, I love you~
(B.A.P - Secret love)
- Kapitel 6 -
Sandra, Himchan und Daehyun standen im Gang und schwiegen sich an. Nachdem Yongguk rausgerannt war, hatte Himchan sich hinter Sandra gestellt und sie umarmt, er konnte gar nicht genug von ihr bekommen. Daehyun fühlte sich etwas überflüssig, aber eigentlich war er ganz froh, dass sich Himchan Hyung mit Sandra Noona beschäftigte, so konnte sie nicht wieder auf ihn losgehen. Sandra drehte sich in diesem Moment in Himchan´s Armen um, sah Daehyun für einen kurzen Moment über seine Schulter an, doch dann verlangte Himchan ihre ganze Aufmerksamkeit. Er hatte seine Stirn an ihre gelegt, seine Augen geschlossen um einfach nur Sandra´s Nähe zu genießen. “Lass uns zu dir fahren Yeobo, wir haben noch den ganzen Abend vor uns”, flüsterte er. “Was ist mit Daehyun?” “Das können wir morgen noch klären. Ich will jetzt einfach nur Zeit mit dir verbringen und außerdem wartet noch ein leckeres Essen auf uns.” Himchan hatte vorhin die Noona, die ihm geholfen hatte, gebeten das Essen einpacken zu lassen, damit sie es mitnehmen konnten. Es wartete wahrscheinlich schon im Auto auf sie. Himchan ließ sie los und küsste ihre Stirn, strich ein paar lose Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. “Lass uns gehen”, sagte er und nahm ihre Hand, doch da ging die Tür auf und Melanie kam hineingerannt. Sie lief direkt auf Sandra zu und Himchan konnte sie noch rechtzeitig loslassen bevor sie ihn umrannte. Melanie warf sich in ihre Arme, Himchan hörte, dass sie weinte. Sandra schlang sofort fest ihre Arme um Melanie, um ihr Schutz und Sicherheit zu geben. Was zur Hölle war jetzt schon wieder passiert?! “Melanie …?”, Sandra war zu erstaunt, um noch mehr zu sagen. Was war passiert? Yongguk war ihr doch hinterher gelaufen damit er erzählen konnte, warum er gerade eben so gewesen war und ihr war auch sofort klar, was der Grund für Melanie´s Tränen war. “Dieser Mistkerl!”, stieß sie wütend aus, was Melanie nur noch mehr schluchzen ließ. Himchan und Daehyun konnten sich nur ansehen, sie hatten keine Ahnung, was hier vor sich ging, aber Himchan konnte Sandra´s Wut fühlen. Er überbrückte die paar Zentimeter, die sie trennten und reichte ihr ein Taschentuch, blieb aber auch neben ihr stehen, damit sie nicht sofort rausrannte und auf Yongguk losging. So aufgelöst wie Melanie aussah, konnte wohl nur Sandra sie trösten. Diese hielt sie weiterhin in ihren Armen und wischte ihr die Tränen mit dem Taschentuch weg. “Schh~ beruhige dich erst einmal und dann kannst du mir erzählen was passiert ist, ja?” Melanie schniefte nur laut, Sandra strich daher weiter über ihren Rücken, damit sie sich endlich ein wenig beruhigte. Sie sah Himchan von der Seite an, ignorierte Daehyun immer noch, der nur unschlüssig an der Wand stand und mit der Situation überfordert war. Vor einigen Minuten hatte doch alles noch so gut ausgesehen … er verstand es einfach nicht, warum seine Noona weinend in Sandra´s Armen lag. “Lass uns nach Hause gehen, ja?”, sagte sie zu Melanie. “Kannst du uns bitte nach Hause bringen?”, fragte sie Himchan, dieser nickte Sandra zu. In solch einer Situation konnte er die Beiden nicht alleine lassen.
Melanie hatte sich etwas beruhigt, so konnte Sandra sie an ihrer Schulter haltend nach draußen führen. “Ich …. ich ….”, Melanie schniefte laut, “ich verstehe ihn nicht ….” Sie fing wieder an zu weinen, die Tränen liefen einfach ohne halt über ihre Wangen. “E…..ee…..e….er war so kalt, Eonnie ….”, sie hickste und verschluckte sich. Sandra blieb stehen und klopfte ihr sanft den Rücken, hielt sie dabei wieder im Arm. Himchan und Daehyun waren direkt hinter ihr, sahen sie an, doch sie schüttelte den Kopf. Sandra würde das schon alleine hinbekommen, wichtig war erst einmal nach Hause zu kommen und Melanie ins Bett zu legen. “Kommst du alleine zum Dorm, Daehyun?”, fragte Himchan ihn leise. Daehyun nickte, von hier war es ja nicht weit, das Stück würde er schon schaffen und da es schon dunkel war, würde er sicher auch keine Probleme mit Fans bekommen, die ihn erkannten. “Wenn ihr Hilfe braucht, dann ruf an Hyung”, Himchan nickte ihm zu, auch wenn sie seine Hilfe wahrscheinlich nicht brauchen würden. Er bezweifelte stark, dass Sandra die jetzt von ihm wollte. “Geh nach Hause und ruh dich aus”. Daehyun ging zur Tür, drehte sich nochmal um und sah auf Melanie, die immer noch weinend in Sandra´s Armen hing. Der ganze Tag war kräftig in die Hose gegangen, er hoffte, dass sich das bald wieder legte. Er wurde hier nicht gebraucht, also ging er jetzt erst einmal, vielleicht war es auch besser, schließlich trug er eine gewisse Mitschuld.
Sandra hatte Melanie sanft zum Auto geführt und ihr hinein geholfen, Himchan schloss die Tür und setzte sich nach vorn, fuhr auch sofort los. Melanie lehnte an ihrer Schulter, während Sandra weiter beruhigend über ihren Arm strich. “Warum Eonnie?”, fragte sie leise und klang dabei so verzweifelt, dass Sandra schlagartig richtig wütend auf Yongguk wurde. “Ich weiß es nicht Mel, aber wenn ich ihn sehe, dann werde ich ihm ganz sicher seine Nase aus dem Gesicht hauen. Keiner hat das Recht dich zum Weinen zu bringen!” Melanie rang sich ein kleines Lächeln ab, auf ihre Eonnie war immer verlass. Himchan beobachtete beide im Rückspiegel und begegnete Sandra´s Blick, offenbar hatte sie eine Ahnung, sagte aber nichts, doch er würde gerne wissen, was Yongguk getan hatte, dass Melanie jetzt weinte. Aber was ihm etwas Angst machte war, dass Sandra offenbar sehr wütend war und das auf Yongguk. Wo war dieser eigentlich?
“Willst du mir sagen, was passiert ist Melanie?”, fragte sie vorsichtig. Melanie schniefte und sah leicht auf, blickte nach draußen auf die vielbefahrene Straße. “Nachdem ich rausgelaufen war um ein bisschen frische Luft zu schnappen, ist er mir hinterher gelaufen …”, Sandra nickte. Das wusste sie, da sie ihn ihr hinterher geschickt hatte. “E….er hat mich umarmt ….”, erzählte sie leise weiter. Himchan sah erstaunt in den Rückspiegel. Der schüchterne Yongguk hatte Melanie umarmt?! Er musste wohl große Angst gehabt haben, dass sie wieder weglief. Schweigend sah er weiter auf die Straße, damit er nicht versehentlich einen Unfall baute. “Er h… hat dann gefragt, ob ich wegen …. wegen ihm weggelaufen bin …. Ich hab gesagt, dass es wegen Daehyun war, weil er so komisch gewesen war … u … und dass ich mir um ihn Sorgen machte …. weil ich wusste, dass du bestimmt noch wütend wegen ihm warst ...”, sie schniefte wieder, wischte sich mit ihrem Ärmel über ihr Gesicht. “U …. und d...dann wurde er komisch …. er war plötzlich so kalt….u ...und er hat mir Angst gemacht … er hat mir gesagt, dass ich zu Daehyun rennen sollte …”, sie machte oft Pausen während sie es erzählte, es nahm sie sehr mit, dass Yongguk so zu ihr gewesen war. Sandra strich ihr weiter über den Arm, reichte ihr ein neues Taschentuch. “Ich verstehe”, sagte sie nur. Sie verstand wirklich, denn offensichtlich war Yongguk eifersüchtig. Klar, Melanie hatte sich um Daehyun gesorgt, während Yongguk ihr hinterher gelaufen war. Aber Yongguk hätte niemals so reagieren dürfen, er hatte ihr Angst gemacht und jetzt weinte sie in Sandra´s Arm. Himchan sah sie fragend an, doch sie schüttelte nur den Kopf, stattdessen fragte sie Melanie: “Hast du vielleicht eine Ahnung, warum er so gewesen war?” “N….nein … er war so kalt …. so habe ich ihn noch nie gesehen”, wieder liefen Tränen über ihr Gesicht. “Es ist okay Mel, beruhige dich erst einmal. Wenn wir zu Hause sind, legst du dich erst einmal hin und schläfst, okay?”, sie sagte nichts, beruhigte sich aber wieder, “Es wird schon wieder”
Vor ihrem zu Hause angekommen, schafften Sandra und Himchan sie nach oben und brachten sie ins Bett. Sandra hatte Melanie ihre Jacke, Schuhe und Pulli ausgezogen, sie dann vorsichtig ins Bett gelegt und kniete jetzt daneben. “Schlaf ein wenig, ja?” Melanie sah sie aus verweinten Augen an. “Warum Eonnie …?”, fragte sie wieder leise. Sandra nahm ihre Hand und strich darüber. “Yongguk war vielleicht etwas überfordert”
“Aber warum?”, fragte sie wieder. Sandra sah sie an, überlegte, ob sie Melanie vielleicht ihre Vermutung erzählen sollte. Sie sah Melanie ins Gesicht und spürte einen schmerzhaften Stich in ihrem Herzen. Melanie litt unter Yongguks Verhalten und konnte sich nicht erklären, warum er so zu ihr gewesen war. Sie holte tief Luft: “Soll ich ehrlich sein oder möchtest du nur ein paar schöne Worte hören?” Melanie schätzte Sandra´s Ehrlichkeit, die sie oft unter netteren Worten verpackte, manchmal verschönerte sie sie so sehr, dass es nicht einmal eine Lüge war. “Sag mir bitte, was du denkst Eonnie”, flüsterte sie, sah dabei auf Sandra´s Hand, die über ihre strich. “Nachdem, was du mir erzählt hast… er war eifersüchtig auf Daehyun.” Melanie sah sie erschrocken an, warum sollte er das gewesen sein? “Du hast gesagt, dass er wütend wurde, weil du dich um Dae gesorgt hast”, Melanie nickte, “Er war garantiert wütend auf dich, weil dich Daehyun in dem Moment mehr interessiert hatte, obwohl Yongguk vor dir stand. Ich musste ihn dazu überreden dir hinterher zu laufen, er war völlig überfordert mit der ganzen Situation. Doch er ging zu dir, weil er dich mag Mel” Sandra strich leicht über ihr Haar und stand auf, legte die Decke fest um Melanie. “Versuch ein bisschen zu schlafen, ich bin draußen wenn was ist, ja?” Melanie nickte nur und drehte sich zur Seite, ihre Augen waren geschlossen, also ging Sandra aus ihrem Zimmer und schloss leise ihre Zimmertür. Himchan hatte die ganze Zeit im Gang gewartet und zugehört. Jetzt, nachdem er Sandra´s Vermutung gehört hatte, klang es völlig plausibel. Sandra sah ihn traurig an, weshalb Himchan sie gleich in seine Arme zog und fest umarmte. Sein Kinn lag auf ihrem Kopf, ihre Augen waren geschlossen, weil sie diesen ruhigen Moment einfach genießen wollte. “Schade, dass wir unseren Abend nun doch nicht mehr genießen können”, hauchte sie. Himchan´s Hand wanderte zu ihrem Nacken, ließ ihn dort und strich mit seinen Fingern an ihrem Hals entlang. Sie mochte das und lehnte sich nur noch mehr an ihn. “Es ist okay, wir holen es einfach nach. Aber ich glaube, du solltest mal nach Yongguk sehen, ich habe Angst, dass er sich in seiner Wut vielleicht etwas antut.” Er nickte und löste sie sanft von sich. Gerne hätte er sich einfach mit ihr auf das Sofa gesetzt und ein paar Stunden Zweisamkeit verbracht, aber zu diesem Zeitpunkt war es einfach nicht möglich. “Ich hab eine Ahnung wo er sein könnte und werde gleich mal dahin fahren. Bleib du nicht zu lange auf, ja?”, er küsste ihre Stirn und sie nickte kurz. “Ich bleib nicht mehr lange auf, warte nur darauf, dass Melanie nicht noch was braucht. Geh mal zu Yongguk und richte ihm dann bitte aus, dass er dafür noch was zu hören von mir bekommt! So kann er nicht mit Melanie umspringen, egal was war!” Himchan grinste und zog sie noch einmal in eine feste Umarmung. “Armer Yongguk”, dachte er.
“Ich werde mal gehen”, hauchte er, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel sie loszulassen. Er küsste sie kurz auf die Lippen, weil alles über kurz zu einer Ewigkeit werden würde. “Danke”, flüsterte Sandra. “Für dich immer Yeobo”, antwortete er und schon war er aus der Haustür verschwunden.
Wütend riss Yongguk die Tür zum Studio auf, schlug sie mit aller Kraft wieder zu und warf sich auf das schwarze Ledersofa. Er hielt seine Wange, die Melanie mit ihrem Schlag getroffen hatte. Es tat verdammt weh. Seine Wut verrauchte nur langsam, aber er stellte sich immer und immer wieder die Frage, warum er eigentlich so verdammt wütend war. Sein Handy in der Hosentasche klingelte nun schon zum 7. Mal und langsam nervte es echt! Er wusste, dass es Himchan war, weil das Himchan´s Klingelton war. Er nahm das Handy und warf es mit voller Wucht gegen die Wand. “Verdammt! Merkst du denn nicht, dass ich nicht reden will?!”, brüllte er und weil er gerade so in Fahrt war, nahm er auch gleich noch die Glasflasche und das Glas und warf es hinterher. Er hörte das klirren und wie die Scherben auf den Boden fielen. Seine Wut so abzulassen half ein wenig, doch stand er trotzdem wieder auf und wanderte durch den Raum. Er griff in seine Haare und zerzauste sie nun schon zum 3. Mal, dabei trat er in die Scherben und blieb stehen. “Ach verdammte Scheiße!! Alles Scheiße!!”, schrie er die Scherben an, lief aber zum Mülleimer und holte ihn, damit er sie wegräumen konnte. Er kniete sich hin und begann die ersten Scherben in den Müll zu werfen. “Warum Melanie? Warum Daehyun, Melanie?”, flüsterte er wie ein Mantra vor sich hin. Er kapierte es einfach nicht! Hatte sie etwa nicht verstanden, dass er sie mochte … sogar mehr als das. Sein Herz schlug schmerzhaft in seiner Brust. Er liebte sie, da war er sich sicher und sie …. tja sie hatte wohl doch keine Gefühle für ihn, so wie er es gedacht hatte. Sandra hatte ihm doch versichert, dass auch Melanie ihn mochte, hatte sie ihm wohlmöglich angelogen? Nein, das glaubte er nicht. Er verstand einfach gar nichts mehr! Er hatte seine Hand zur Faust geballt und so nicht bemerkt, dass er eine große Scherbe in der Hand gehalten hatte. Er spürte den Schmerz fast gar nicht, weil der in seinem Herzen viel intensiver war. Fasziniert beobachtete er wie das Blut seine Hand hinab am Handgelenk herunter lief und schließlich auf dem Boden tropfte. “Fuck!”, brüllte er und schlug unbeabsichtigt in den Scherbenhaufen … jetzt hatte er den Salat! Jetzt kniete er im kaputten Glas, mit einer kaputten Hand und einem kaputten Herzen … “Warum nur Melanie?”, fragte er in den leeren Raum und fing an zu weinen.
Himchan war gerade ins leere Gebäude gerannt, als er Yongguks brüllen hörte. Er hatte also richtig gelegen. Immer wenn es Yongguk schlecht ging oder Zeit zum Denken brauchte, kam er her, oft schrieb er dabei und so entstanden seine Texte. Himchan rannte also zum Studio, öffnete die Tür und blieb geschockt stehen. Yongguk saß blutend in Glasscherben, die auf dem ganzen Boden verstreut lagen. Nachdem er den Schock überwunden hatte, ging er langsam auf Yongguk zu, der immer noch starr da saß und seine Hand wie in Trance ansah. Himchan legte vorsichtig seine Hand auf seine Schulter, er zuckte nicht, bewegte sich kein Stück. “Du b...blutest …”, sagte Himchan leicht ängstlich. Er wusste nicht was Yongguk jetzt tun würde. Doch er blieb weiterhin starr und sah seine Hand an. “Das ist mein Herz Himchan”, flüsterte er mit schwacher Stimme. Er weinte noch immer und weil sich langsam ein pochender Schmerz in seiner Hand verbreitete spürte er auch das brennen seiner Tränen, die auf die Hand fielen. Er blieb noch immer sitzen, so konnte ihm Himchan nicht helfen, deswegen zog er ihn auf die Beine. Yongguk ließ sich widerstandslos von ihm auf das Sofa setzen. “Warum hast du ihr nicht einfach die Wahrheit gesagt?”, fragte Himchan während er den Verbandskasten im Raum suchte und schließlich auch fand. Er setzte sich neben Yongguk auf das Sofa und begann die wenigen Scherben mit einer Pinzette aus seiner Hand zu ziehen. “Daehyun war für sie wichtiger … wie würdest du reagieren, wenn Sandra sich um jemand anderes Sorgen macht, obwohl du vor ihr stehst und versuchst ihr zu sagen, dass du sie magst?” Himchan antwortete nicht, aber die Frage war berechtigt. Er wäre wahrscheinlich genauso wütend darüber gewesen, schließlich liebte er sie wie verrückt. “Du weißt doch, dass Daehyun und Melanie wie Bruder und Schwester sind. Sie empfinden doch nichts für einander.” Er machte Desinfektionsmittel auf einen Tupfer. „Das könnte etwas brennen”, sagte Himchan und tupfte vorsichtig über Yongguk´s Wunden. Es brannte etwas, doch der Schmerz in seiner Brust war stärker. “Aber ich bin ihr hinterher gelaufen … ich!”, flüsterte er. “Was ist zwischen euch passiert, als ihr in dem Raum wart?” “Nichts …. eigentlich”, er schniefte, seine Tränen waren mittlerweile versiegt. “Wir standen uns nur etwas sehr nah, näher als sonst” Himchan sah ihn an. Yongguk wirkte verzweifelt, er war es auch ganz sicher und er wusste nicht wie er ihm helfen soll. “Ich Himchan … ich …”, flüsterte er und legte sein Gesicht in seine unverletzte Hand. “Ich und nicht Daehyun …” Himchan nahm einen Verband und wickelte ihn vorsichtig um seine Hand, als er fertig war, packte er alles wieder weg und sah Yongguk an. “Melanie war völlig fertig, als sie zu uns kam … wenn du gesehen hättest wie fertig sie gewesen war … dann würdest du jetzt nicht glauben, dass Dae ihr mehr bedeuten würde.”, sagte Himchan leise. Melanie war tatsächlich völlig am Ende mit ihren Nerven gewesen, sonst hätte sie nicht so bitterlich geweint. Yongguk hörte schweigend zu, sah auf seine verbundene Hand. “Ich hab’s versucht … ehrlich … immer Stück für Stück, aber sie hat wohl nichts bemerkt”, wieder bildeten sich Tränen in seine Augen, Himchan sah es und legte mitfühlend seine Hand auf seinen Arm. “Sie ist viel lieber bei Daehyun … ich hab keine Chance …”, seine Stimme brach. Er lehnte sich nach vorn, weil seine Schmerzen immer schlimmer wurden. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sagen, dass sein Herz nicht mehr in seiner Brust schlug. Er weinte so herzzerreißend, dass sich auch in Himchans Augen Tränen sammelten. “Yongguk …”, sagte er leise und legte seine Hand auf seinen Rücken. “Ich will doch nur bei ihr sein”, weinte er. Himchan räusperte sich leise, das hier brach ihm fast sein Herz. “Hast du vor heute auch nur einmal versucht ihr deine Gefühle zu zeigen?” “Nein”, schniefte er, “Du weißt doch, dass mir das so schwer fällt. Ich hab es mit kleinen Gesten versucht … wir waren zusammen im Kino, Eis essen … im Freizeitpark …. Wir haben sogar an meinem Lieblingsplatz zusammen Sterne beobachtet.” Er stockte, das war die Nacht gewesen, in der er sich endgültig in sie verliebt hatte. “I… i … ich habe mich einfach nicht getraut es ihr zu sagen …”, flüsterte er. “Aber vielleicht wird genau das das Problem sein. Vielleicht denkt sie, dass du sie nur als gute Freundin siehst.” Er drehte sich so zu Yongguk, dass Himchan ihn ansehen konnte. “Du musst zu ihr und ihr klipp und klar sagen, was du fühlst. Du musst!” Himchan konnte ihn nicht mehr so leiden sehen und wenn er ihn zwingen musste, damit er zu Melanie ging, er musste endlich über seine Gefühle reden. Es ihr sagen. “Ich habe vorhin einen Song geschrieben”, flüsterte Yongguk. So wie Himchan ihn kannte, hatte er sogar mehrere in petto. “Für Melanie?”, fragte er zaghaft. Yongguk nickte. “Dann zeig ihn ihr.” “Er ist nicht fertig, keiner ist fertig” “Ist doch egal, geh zu ihr und singe sie ihr vor. Sie liebt es, wenn du singst”, sagte Himchan schnell, vielleicht traute er sich dann zu ihr. Melanie liebte es wirklich wenn Yongguk sang, dass hatte ihm Sandra mal erzählt. “Nein … nicht wenn sie nicht fertig sind”, flüsterte Yongguk. “Dann verbring deine Zeit hier nicht damit die Studioeinrichtung und dich zu zerstören. Dann schreib weiter und zeig ihr auf deine Art, dass du sie liebst. Denn das tust du.”
Yongguk lief leicht rot an, Himchan hatte Recht, er verschwendete hier seine kostbare Zeit damit, seine Wut heraus zu lassen. Wie gerne wäre er jetzt bei Melanie? Sie inspirierte ihn, war seine Muse für so viele Songs gewesen. Er wollte zu ihr …
“W … wie spät ist es?”, fragte er plötzlich Himchan. Der sah Yongguk nur überrascht an. Was hatte er jetzt vor? “E… es ist gleich 19.30 Uhr.” Er sprang auf und lief zur Tür. “Ich muss zu ihr, er dreht sich zu Himchan um, “Kommst du mit?” “Natürlich. Ich lass dich doch nicht alleine.” Auf dem Weg zum Auto schrieb Himchan Sandra schnell eine Nachricht, damit sie noch genug Zeit hatte sich auf sie einzustellen. Hoffentlich würde sie Yongguk nicht auseinander nehmen, schließlich sollte Himchan ihm das von ihr ausrichten. Er hoffte einfach, dass Sandra ein Auge zudrückte und Yongguk die Möglichkeit gab, Melanie endlich zu sagen, was er fühlte. Er sah zu Yongguk bevor er den Schlüssel umdrehte und so das Auto startete. Sein Gesicht war zwar rot vom Weinen, aber er strahlte Hoffnung aus. Hoffentlich wurde die nicht zerstört.
- Fortsetzung folgt -
~I love you but
I need to break up with you ~
(B.A.P - What my heart tells me to do)
- Kapitel 7 -
Sandra hatte sich auf das Sofa gesetzt und ein wenig Fernsehen geschaut. Sie hatte das Licht ausgelassen und nur ein paar Kerzen angemacht und auch wenn es noch nicht spät war, lief nichts, was sie interessierte. Ins Bett wollte sie aber auch noch nicht gehen, falls Melanie doch noch wach wurde und etwas brauchte. Also starrte sie weiter mit leerem Blick auf den TV und dachte über Yongguk nach. Irgendwie tat er ihr ja Leid. Sie wusste von Melanie´s Gefühlen für ihn und auch Yongguk war es anzusehen, dass er Melanie mehr als nur mochte. Offenbar hatten sie wieder mal völlig aneinander vorbei geredet. Sandra hob ihren Blick und sah auf Melanie´s rote Tür, die sie von ihrem Platz aus gut sehen konnte. Yongguk`s Eifersucht war unangebracht gewesen, aber auch irgendwo verständlich. Sie stöhnte frustriert auf und legte ihren Kopf auf die Sofalehne hinter ihr. “Was soll ich nur tun”, flüsterte sie. Unbewusst schlich sich Himchan in ihre Gedanken und sie lächelte. Sie hatten sich vorhin geküsst, endlich! So lange hatte sie darauf warten müssen, doch das war es alle mal Wert gewesen. Sie liebte ihn, auch wenn sie es ihm noch nicht gesagt hatte, irgendwie traute sie es sich nicht. Das lag nicht an Himchan, sondern einfach nur daran, dass sie Angst hatte jemandem ihre Gefühle zu offenbaren. Eigentlich tat sie das nur vor Melanie, sie sollte sich auch langsam Himchan vollständig gegenüber öffnen, ihm voll und ganz vertrauen. Sie wusste,dass sie ihm blind vertrauen konnte, also konnte sie ihm auch sagen, wie sie fühlte. Ihre Gedanken wurden von dem Piepen ihres Handys unterbrochen, sie hatte eine Nachricht bekommen. Himchan hatte ihr geschrieben um ihr mitzuteilen, dass er und Yongguk auf dem Weg zu ihr oder besser gesagt, Melanie waren. Für einen kurzen Moment überlegte sie, ob sie Yongguk nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen sollte, doch dann schlich sich Melanies trauriges Gesicht wieder in ihr Gedächtnis. Sandra war jetzt hier und konnte notfalls einspringen und sich doch noch Yongguk vorknöpfen, wenn er es wieder versaute. Sie schaltete den Fernseher aus und starrte auf die flackernde Kerzenflamme vor ihr, kurze Zeit später klingelte es und sie öffnete die Tür.
Yongguk kam die Treppe hinauf gelaufen, blieb nur kurz stehen, um seine Schuhe auszuziehen. Erschrocken sah sie auf seine verbundene rechte Hand. “Was… ?”, er unterbrach sie. “Wo ist sie?” Automatisch hob sie ihren Arm, zeigte auf Melanie´s rote Zimmertür am Ende des Flurs und bevor sie noch was sagen konnte, lief er darauf zu. “Aber sie schläft doch!”, rief sie ihm hinterher, versuchte dabei nicht zu laut zu sein, doch er ignorierte sie und verschwand in Melanie´s Zimmer. Himchan stand hinter ihr, hatte die Tür geschlossen und seine Schuhe ausgezogen. Sandra drehte sich um und half ihm aus seiner Jacke, hängte sie dann an. “Was ist mit ihm passiert?”, fragte sie ihn, während sie ihn zum Sofa zog und sich drauf fallen ließ. Himchan zog sie gleich in seine Arme und wärmte sich an ihr, außerdem roch sie so unbeschreiblich gut. Er löste sich etwas von ihr, damit er eine Decke über sie legen konnte, setzte sich bequemer hin und küsste ihr Haar. “Er hat seine Wut etwas … nun ja, etwas freien Lauf gelassen. Er hat sich dabei geschnitten, aber so wie es aussah waren die Schnitte nicht tief, also mach dir keine Sorgen Yeobo.” Sie nickte und lehnte sich seufzend in seine Umarmung. Sie drehte sich etwas, damit sie sich an seine Brust lehnen konnte, Gott hatte sie ihn vermisst! Sandra schloss ihre Augen und genoss es einfach, dass er hier war. “Ich hoffe er fällt nicht über sie her”, sagte sie an seine Brust. Himchan lachte leicht, das konnte sie durch das Beben seiner Brust spüren. “Würdest du ihm so etwas nach allem was passiert ist zutrauen?”, er gluckste weiter und auch Sandra musste grinsen, “Ich fände es wahrscheinlicher, dass er gleich wieder aus ihrem Zimmer raus kommt, ohne das sie weiß, dass er da war.” “Wahrscheinlich”, antworte Sandra und drückte sich grinsend näher an ihn.
Yongguk stand unschlüssig in Melanie´s Zimmer. Nur eine kleine Lampe neben ihrem Bett spendete ein wenig Licht, ließ ihr Gesicht in dem trübem Licht etwas müde und kränklich aussehen. Er ging leise auf sie zu und kniete sich an der linken Seite ihres Bettes hin, konnte ihr so direkt ins Gesicht sehen. Sie hatte geweint, das sah man an ihren roten Augen und das versetzte ihm einen schmerzhaften Stich in seiner Brust. Er war schuld, dass sie geweint hatte, er hatte sie zum Weinen gebracht und das war unverzeihlich. Yongguk beobachtete Melanie, sie war sehr unruhig und drehte sich ständig hin und her. Offenbar schlief sie nicht gut oder träumte was schlechtes, er wollte sie wecken, doch er hatte Angst. Angst, dass sie ihn zum Teufel jagen würde, was natürlich verständlich war, doch er war hier, damit er ihr sagen konnte, was er für sie empfand. Er wusste nur noch nicht wie, denn damit sie es hören konnte, musste sie wach sein und da war er wieder bei dem Problem angelangt … wie sollte er sie wecken?
Melanie träumte immer und immer wieder das Gleiche, es war als würde es auf Schleife laufen. Sie sah Yongguk vor sich, er stand vor ihr, doch er entfernte sich immer weiter von Melanie. Obwohl sie nach ihm rief, drehte er sich nicht um oder reagierte auch nur für einen kurzen Moment auf ihre Rufe. Sie war traurig darüber, konnte sich aber nicht wirklich bewegen, weil sie wie gelähmt war. Trotzdem rief sie immer weiter nach ihm, in der Hoffnung, dass er nun doch reagierte. Yongguk sah Melanie an, sie schien wirklich schlecht zu träumen. Sie warf ihren Kopf hin und her und stöhnte gequält auf, doch plötzlich hob sie ihre Hand, als wollte sie jemanden festhalten, genau in seine Richtung. Es war, als wüsste sie, dass er hier war, hier, direkt neben ihrem Bett. Er zögerte nicht lange und griff mit seiner unverletzten Hand nach ihrer, verschränkte ihre Finger miteinander. Ihm durchfuhr ein wohliger Schauer, weil er sie jetzt berühren konnte. Melanie spürte das selbst in ihrem Traum. Sie hatte tatsächlich nach ihm gegriffen, da sie sich aus ihrer Lähmung befreien konnte. Wie sehr hatte sie sich seine Wärme gewünscht, immer und immer wieder in ihren Träumen und jetzt ist es ihr erfüllt worden. Im Traum fing sie an zu weinen, weil sie sich bewusst war, dass es nur ein Traum war und Yongguk sich außerdem nicht zu sich ziehen ließ. Yongguk sah ihre Tränen, denn nicht nur im Traum weinte sie, zudem wurde ihr Griff fester. Er ballte seine Faust, bemerkte dabei nicht, die stechenden Schmerzen, die durch seine Hand gingen. Melanie weinte und schien wirklich schlecht zu träumen, er konnte sich das nicht länger mit ansehen und hob seine Hand, stellte dann aber erschreckend fest, dass Blut durch seinem Verband sickerte. Damit konnte er Melanie nicht berühren, er würde sie mit seinem Blut beschmieren, deshalb zog er seine Hand zurück. Ihm blieb nur noch eine Möglichkeit sie zu wecken, denn von ihren Tränen würde sie nicht wach, warf sich jetzt sogar noch viel schlimmer als vorher hin und her. Yongguk dachte nicht viel nach und beugte sich zu ihrem Gesicht und bevor Melanie es wieder wegziehen konnte, küsste er sie sanft auf ihre Lippen. Sie spürte es, sah jedoch nur schwarz vor sich, konnte nichts und niemanden sehen, jedoch erwiderte sie den Kuss. Er gab ihr das Gefühl von Geborgenheit und Liebe.
Langsam wachte sie jedoch auf und merkte, dass der Kuss keinesfalls ein Traum war! Da ihre Augen geöffnet waren, konnte sie Yongguk vor sich erkennen, der seine Augen geschlossen hatte, außerdem hielt er ihre Hand! Sie schloss ihre Augen und genoss den Kuss, Yongguk setzte sich etwas auf, um ihn etwas zu vertiefen, doch dann holte Melanie die Realität wieder ein. Yongguk hatte ihr vor nicht all zu langer Zeit ziemlich wehgetan und jetzt war er hier und küsste sie! Von Panik getrieben entzog sie ihm ihre Hand und schubste ihm mit einem Schrei reflexartig von ihr. Yongguk war selbst so erschrocken, dass er nach hinten viel und sich den Kopf an Melanies Nachtschrank stieß. Ihm wurde sofort schwarz vor Augen und er sah im wahrsten Sinne des Wortes Sterne. “O….oppa”, hauchte Melanie.Sie war noch viel zu erschrocken, als das sie realisieren konnte, dass Yongguk in ihrem Zimmer, neben ihrem Bett hockte und sie gerade geküsst hatte. Yongguk hielt sich seine schmerzende Stelle am Kopf, konnte wieder klarer sehen, Melanie stellte erschrocken fest, dass seine rechte Hand verbunden war und darauf ganz klar Blut zu sehen war. “O...oppa … es tut mir leid … ich … ich … ,” sie wusste nicht, was sie sagen sollte und musste sich aufkommende Tränen unterdrücken, die in ihrer Verzweiflung geweint werden wollten. Er antwortete immer noch nicht, versuchte durch Schütteln seines Kopfes etwas klarer zu sehen. “W… was machst du hier?”, fragte sie schließlich, als sie den größten Schreck überwunden hatte. “I...i… ich …”, ja was “ich”? Warum war er eigentlich hier? Sein Kopf schmerzte, alles schien so durcheinander gewürfelt worden zu sein, warum war er hier? Ach ja … er wollte Melanie sagen, was er für sie empfand, dich wenn er ihr das jetzt sagen würde, würde sie ihm dann glauben? Nein, wahrscheinlich nicht. Sie würde ihm garantiert wieder eine schmieren, weil sie ihm nicht glauben würde … ach verdammt! “I...ich wollte sehen … o...ob es dir gut geht ….”, sagte er stattdessen leise. “Und deswegen küsst du mich?!”, sie wurde wütend, so wütend, dass sie das Klopfen von Sandra nicht hörte, die sich sorgen um Melanie machte. “Ist das etwa deine Art, um zu gucken, wie es mir geht?! Mich zu küssen?!”, sagte sie lauter. Sie fühlte sich benutzt … und fassungslos, so etwas hätte sie nie von Yongguk erwartet. Obwohl, nach dem heutigen Tag, kannte sie ihn von einer ganz anderen Seite, die er bisher nie gezeigt hatte. Yongguk schüttelte immer und immer wieder seinen Kopf, damit er etwas sehen konnte, doch seine Sicht blieb verschwommen, durch das Schütteln wurden die Schmerzen sogar schlimmer. Er stützte sich am Boden ab und versuchte sich aufzusetzen, doch schaffte es nicht. Seine Arme waren zu wacklig, sein Kopf schmerzte zu sehr. Melanie war so unbeschreiblich wütend, dass sie nicht das Blut an Yongguk´s Verband sah, dass definitiv nicht von den Wunden seiner Hand stammen konnten, dafür war es zu viel. Yongguk selbst bemerkte es ebenfalls nicht und auch nicht, dass er eine Kopfwunde hatte, die blutete und in seinen Nacken lief. Melanie verdrängte alles, sah ihn weiterhin wütend an. Yongguk konnte sie etwas klarer sehen und sah sie, er wusste sofort, dass er wieder alles versaut hatte. Wie sollte er das nur wieder gerade biegen? Er hatte keine Ahnung … sein Kopf schmerzte zu sehr und schlecht wurde ihm auch. „I... ich ...i …. i... ich ….“, fing er stotternd an. Er konnte seine Gedanken nicht in Worte fassen, zu sehr wurde sein Körper von Schmerzen beherrscht. Er schüttelte seinen Kopf noch einmal und sah zu Melanie, auch wenn er sie nur sehr verschwommen wahrnahm. „I... ich … ich wollte dich wecken ….du hast anscheinend schlecht geträumt … ich wollte dich nicht voll bluten ...“, er sah auf seine Hand. Auch wenn er sie nicht richtig sehen konnte, so erkannte er sehr wohl, dass auf seinem weißen Verband mehr rote Flecken als vorher zu sehen waren und das machte ihn stutzig. Er hob jedoch seinen Blick wieder, sah Melanie an, die immer noch wütend war und gar nicht überzeugt aussah. „D...du hast meine Hand gehalten... ich habe nicht nachgedacht ...“, er stotterte immer mehr und schaffte es tatsächlich noch rot anzulaufen. Yongguk hielt sich wieder seinen Kopf. Er hatte unglaubliche Schmerzen, die mit jeder Sekunde mehr wurden, ihm war wirklich schlecht und seine Hand pochte schmerzhaft. Doch das war nicht das schlimmste... er wartete auf Melanie´s Reaktion, aber es kam keine. Sie saß immer noch wütend auf ihrem Bett und ignorierte die Tatsache, dass Yongguk verletzt auf ihrem Zimmerboden saß. „Melanie~?“, hörte sie vor ihrer Tür aber ignorierte auch Sandra.
„Es tut mir leid ...“,hörte sie leise von Yongguk und vernahm auch ein Stöhnen von ihm. „Das ist also deine Ausrede dafür? Dass du mich wecken wolltest?“, fragte sie ohne irgendwelche Emotionen. Melanie wirkte fast kalt und beängstigend, sie versteckte ihre Gefühle hinter der kalten Fassade, um nicht noch mehr verletzt zu werden. „Melanie ich komm gleich rein, wenn du nicht antwortest!“, dieses Mal hörte sie Sandra von draußen rufen, doch sie hatte keine Kraft mehr darauf noch zu antworten. „Yeobo~, mach dir keine Sorgen, wenn was wäre, dann hätte sie doch schon längst nach dir gerufen“, versuchte Himchan sie zu beruhigen. Doch Sandra schüttelte ihren Kopf. „Es ist mir egal! Yongguk könnte wieder irgendetwas angestellt haben!“ Yongguk wollte es noch einmal versuchen, Melanie alles zu erklären, er musste ihr doch sagen, was er fühlte! Er stemmte sich mit aller Kraft hoch.“Mel“, hauchte er und wollte nach ihr greifen, doch ihm wurde so sehr schwindlig, dass er in sich zusammensackte und auf ihr Bett fiel. In diesem Moment ging die Tür auf und Sandra kam einen Schritt hinein,gefolgt von Himchan.“Melanie was ...“, sie stockte als sie Yongguk auf Melanie´s Bett liegen sah. Er bewegte sich nicht, Melanie auch nicht, die sah Sandra einfach nur abwesend an und dann auf Yongguk, der vor ihr lag. Erst jetzt nahm sie wahr, wie er aussah und sah auch, dass sein Kopf blutete. „Oh Gott ...“, flüsterte sie geschockt, doch bevor sie reagieren konnte war auch schon Himchan am Bett und kümmerte sich um Yongguk. Der war so benommen, dass er nichts mehr wirklich bemerkte, einzig die Übelkeit und das etwas warmes seinem Nacken hinablief. „Yongguk?“, rief Himchan und schüttelte ihn, doch er reagierte nicht. „Duuu~“, sagte Himchan und sah zu Melanie. Sie war Schuld daran, das war doch eindeutig! „Was hast du mit ihm gemacht? Was hast du ihm angetan, dass er so zugerichtet ist?!“, schrie er sie hasserfüllt an. Sandra stand nur daneben und rührte sich nicht, sie war zu sehr geschockt eine verwirrte Melanie und einen blutenden Yongguk vorzufinden. „I...i...ich ...“, Melanie konnte nichts mehr sagen,ihr Kopf war leer gefegt. Sie starrte auf Yongguks Hinterkopf, der dunkel glänzte.
Jetzt schaltete sich Sandra ein. „Lass sie in Ruhe, Himchan!“, sie ging zu Melanie und zog sie vom Bett, direkt in ihre Arme um ihr Trost zu spenden. Sie strich ihr über ihren Rücken. „Alles ist gut Mel, ich bin da“, flüsterte sie beruhigend. Himchan sah nun auch Sandra wütend an, wie konnte sie auf Melanie´s Seite sein, wenn doch Melanie Yongguk so sehr verletzt hatte, dass er hier blutend lag?! Sandra bemerkte seinen Blick und zog sich ihr Tuch vom Hals, warf es Himchan zu. „Drücke das auf die Wunde, ich rufe sofort einen Arzt“ Melanie in ihren Armen schluchzte auf, griff in Sandra´s Hemd, krallte sich regelrecht an sie. „Was hat er wieder getan?“, fragte sie leise Melanie. „E....e...er i...ich …. ich … Traum...g...geküsst …“, sie schluchzte wieder und legte ihren Kopf auf Sandra´s Schulter, „ich habe ihn weggestoßen.... Schrank ...“ Jetzt spürte sie heftige Schmerzen in der Brust, weil ihr klar wurde, was sie Yongguk gerade eigentlich angetan hatte. Er war der Mensch, den sie über alles liebte und sie hatte ihm wehgetan … wenn auch mehr, aus dem Reflex heraus. Himchan hörte nur mit einem Ohr zu,drückte Sandra´s Schal auf Yongguk´s Kopfwunde. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett und atmete schwerfällig, Himchan musste ihn schleunigst zu einem Arzt bringen! Yongguk hörte jedoch in seinem Nebel Melanie weinen und wollte aufstehen,doch er sackte sofort in Himchan´s Arme und war jetzt nun endgültig bewusstlos. Eines war sicher! Himchan würde Yongguk ab jetzt von Melanie fernhalten! Sie hatte ihm einmal zu oft wehgetan, das reichte jetzt! Er hasste sie für das, was sie ihm angetan hatte!
Sandra wollte sichergehen, dass sie alles richtig verstanden hatte und wiederholte, was Melanie gesagt hatte.“Er hat sich also gestoßen, als du ihn geschubst hast?“, Melanie nickt. Sandra sah zu Himchan, der gerade Luft holte. „Sag jetzt einfach nichts!“, zischte sie ihn an. Er musste jetzt nicht unnötig mehr Salz in die Wunde streuen. Himchan sah Sandra mit hochgezogener Augenbraue an, er war ziemlich wütend und das bescherte Sandra einen Angstschauer. „Mein bester Freund wollte nur mit ihr reden und jetzt liegt er blutend in meinen Armen. BLUTEND!!!“, er schrie Sandra an, die jetzt einen Schritt zurück machte. Ihr Herz fing an zu rasen, das bemerkte auch Melanie, aber er war noch nicht fertig. „Ich glaube du spinnst! Sie bringt ihn doch noch um, wenn er sie das nächste Mal auch nur grüßt!“ Sandra bekam nun wirklich Angst, weil er sie anschrie. Sie konnte fühlen wie, die Angst ihrem Rücken hinauf kroch und wie ihr der Schweiß ausbrach. Sie wollte etwas sagen, damit er sich beruhigte, jedoch unterbrach er sie sofort. „Unterbrich mich nicht!“, er sah jetzt nun auf Melanie, die zitterte und sich noch immer an Sandra krallte,“Und du wage es ja nicht, in Zukunft auch nur in seine Nähe zu kommen! Ich verspreche dir, ich kann dann für nichts mehr garantieren!“ Himchan war so in rage, dass er nicht sah, wie sehr Melanie litt und dass Sandra Tränen in den Augen hatte, vor Panik am liebsten geflohen wäre. Doch die Angst lähmte sie und auch die Tatsache, dass Melanie in ihren Armen zusammenbrach. Das alles war einfach zu viel für sie! Himchan verbot ihr gerade, den Menschen zu sehen, den sie liebte. Wie sollte sie ohne Yongguk leben? Sie hatte gerade einen Fehler gemacht, doch sie war auch nur ein Mensch und bereute ihre Tat zutiefst. Sie bekam nicht mehr mit, wie Sandra sie langsam zu Boden gleiten ließ, und auch nicht, dass sie weinte. Sandra strich Melanie weiter beruhigend über den Arm, aber das tat sie eigentlich mehr, um sich selbst zu beruhigen. „Chanie~“,flüsterte sie leise. Himchan aber ignorierte sie und das tat so weh, sie konnte regelrecht spüren, wie ihr Herz in 1000 Teile zersprang. Warum konnte sie alles Gute innerhalb von Sekunden so sehr zum Schlechten wenden? Vor ein paar Minuten hatte sie noch in seinen Armen gekuschelt auf dem Sofa gelegen und ihre Zweisamkeit genossen. Wie konnte das jetzt schon vorbei sein? Sie sah auf Melanie´s Gesicht hinunter und weinte stumm vor sich hin. Es gab nur eine Möglichkeit, was sie jetzt machen konnte. „Es ist besser , wenn ihr jetzt gehen würdet, Himchan“,sie war richtig stolz auf sich, dass ihre Stimme nicht zitterte.
Himchan bemerkte für einen kurzen Moment Sandra´s Angst und auch, dass sie weinte, doch dann sah er auf Yongguk hinunter und wurde wieder schlagartig wütend. Er sollte wirklich gehen, denn Yongguk musste dringend zu einem Arzt. Unterbewusst wusste er, dass es Falsch war, Sandra anzuschreien,sie wollte auch nur ihr Dongsaeng beschützen. Er nickte nur, wollte so vermeiden, dass er sie weiter anschrie. Himchan stand auf und zog dabei Yongguk auf seinem Rücken. Es war nicht einfach, doch er schaffte es und lief los, sagte kein Wort mehr zu Sandra und würdigte sie auch keines Blickes. Sie sah ihm hinterher, hörte die Tür zufallen … weg war er. Ihr Herz tat so unbeschreiblich weh, dass sie es sich am liebsten herausgerissen hätte... aber Moment, das ging nicht. Himchan hatte es gerade mitgenommen, er hatte es ihr herausgerissen und würde es ihr nicht mehr zurückbringen. Sie drückte ihr Gesicht in Melanie´s Haar. „Das war es ...“, flüsterte sie, weinte ihren Schmerz hinaus und mit ihr weinte das Loch in ihrer Brust.
- Fortsetzung folgt -
~Because of you
I don´t smile anymore like before~
(Yongguk feat. Daehyun - I remember)
- Kapitel 8 -
- 2 Wochen später (20.12.13) -
“Wo willst du denn hin”, fragte Zelo laut, als er in ihr gemeinsames Zimmer kam, um seine Kopfhörer zu suchen. Er ging auf sein Bett zu und hob seine Decke an. ”Willst du zu unseren Noonas?” Doch Jongup reagierte nicht, war zu sehr damit beschäftigt seine Sachen zusammen zu suchen. “Yahh!”, versuchte es Zelo lauter, “Willst du zu unseren Noonas?” Und jetzt reagierte Jongup endlich. Er sah Zelo geschockt an und warf schnell die Tür zu, sah ihn mit panischem Blick an. “Yah!! Babo! Sei nicht so laut! Was ist, wenn Himchan Hyung dich hört? Oder Yongguk Hyung?” Zelo sah sofort erschrocken zur Tür, hörte auch auf, in seiner Decke zu wühlen. Jongup hatte Recht, er durfte hier nicht so laut durch die Gegend brüllen. “Sorry …”, flüstert er entschuldigend und sieht auf den Boden.
Es war nun schon zwei Wochen her, dass Himchan Hyung mit einem verletzten Yongguk zurückgekommen war. Himchan hatte seitdem eine unerträglich schlechte Laune und war ständig zickig, reagierte immer wieder mürrisch und tickte bei jedem bisschen fast aus. Yongguk war das Gegenteil, er war eigentlich immer nur vor sich hinstarrend anzutreffen, wenn er nicht gerade schrieb oder sich ganz zurückzog. Besonders gemein war er aber zu Daehyun, obwohl keiner wusste warum, doch man merkte sehr wohl Yongguk´s Wut auf ihn. “Schon okay”, sagte Jongup ruhiger und leiser, “Ja, ich gehe zu ihnen. Kommst du mit?” Zelo nickte sofort. “Natürlich! Ich habe Melanie Noona und Sandra Noona schon seit vier Tagen nicht mehr gesehen.” Er setzte seine Suche nach seinen Kopfhörern fort und fand sie schließlich unter seinem Kopfkissen. “Lass uns ihnen was leckeres mitbringen.” Jongup nickte, steckte noch das Buch von Melanie ein, dass er gelesen hatte und setzte sich in Bewegung. Zelo stand schon fertig in der Tür und hielt sie auf, wartete dass Jongup hindurch ging und schloss sie hinter sich. Er folgte Jongup und lief durch den Flur, am Wohnzimmer vorbei. Dort saß Yongguk auf dem Sofa, der vor sich hinstarrte, sein Blick war kalt und leer. “Hyung?”, fing Zelo an, doch Yongguk hörte ihn nicht. Er hing seinen Gedanken nach und dachte an Melanie, das tat er die ganze Zeit. “Hyung?”, versuchte es Zelo noch einmal und sah zu Jongup, der sich bereits seine Schuhe anzog und nur ratlos mit seinen Schultern zuckte. Zelo seufzte und ging langsam auf Yongguk zu, berührte sanft seine Schulter und drückte sie kurz. “Hyung ...wir gehen kurz raus”, sagte er. Yongguk reagierte auch dieses Mal nicht, hatte es aber gehört, doch was sollte er sagen? Er wollte nichts sagen, wollte einfach weiter an Melanie denken, die er so sehr vermisste, dass allein der Gedanke an sie, sein Herz mit großen Schmerzen peinigte. Zelo drehte sich um und ging zu Jongup, zog sich seine Schuhe ebenfalls an und folgte ihm nach draußen. Es war schrecklich, dass seine Hyungs so litten, doch keiner wusste so wirklich warum und auch Daehyun litt unter den ständigen Schikanen von Yongguk, deswegen war auch er kaum zu sehen. Jeder von ihnen war auf seine Weise mit der ganzen Situation, die hier herrschte überfordert. Beide gingen die Treppe hinunter, und fanden sich auf der Straße wieder, bogen gleich nach links ab und machten sich auf den Weg. “Ich mach mir so Sorgen um ihn Junhong”, fing Jongup mach ein paar Schritten an, “Er und Himchan Hyung sind seit dem Vorfall nicht wieder zu erkennen. Zelo sagte nichts, lief weiter und starrte auf den Boden. “Sandra Noona und Melanie Noona geben sich zwar Mühe es vor uns zu verstecken, aber ich seh, dass es ihnen nicht besser geht …”, Jongup atmete tief ein. Sie wussten nicht, was der Grund für den Streit war, er und Zelo hatten viele Theorien aufgestellt, schlussendlich waren sie trotzdem weiter im dunklen getappt. Yongguk war verletzt gewesen, das könnte ein Grund gewesen sein, denn wie das passiert war, wussten sie auch nicht. “Junhong … so kann das einfach nicht weitergehen. Wir müssen etwas unternehmen!” Er blieb direkt vor Zelo stehen und sah ihn an. “Was meinst du?” Zelo nickte, ja, sie mussten dringend etwas tun. Ihren Noonas ging es schlecht und ihren Hyungs auch, Daehyun litt ebenso ...irgendetwas mussten sie doch machen können! “Uns fällt schon was ein”, antwortete Zelo und ging mit kleineren Schritten weiter, damit Jongup hinter ihn herkam. “Wenn wir nur wüssten, was passiert ist …”, flüsterte er neben Zelo. “Vielleicht weiß Daehyun Hyung ja etwas”, sagte Zelo, worauf Jongup erstaunt zu ihm aufsah. Natürlich! Daehyun litt unter Yonggu´s Gemeinheiten, dann musste er auch wissen, was passiert war. Er nickte, sagte aber nichts mehr, weil sie vor dem Laden angekommen waren. Zelo stand mit seinen Händen in den Taschen da und überflog das Menü. “Lass uns viele leckere Sachen für unsere Noonas mitnehmen.”
“Hmmm~”, antwortete er, immer noch im Menü vertieft. “Wir nehmen einfach mit, was sie gerne essen, so wie immer”, er drehte sich leicht zu Jongup und lächelte schüchtern. Es war eines der wenigen, eigentlich lächelte er nur noch, wenn er bei Sandra und Melanie war. Im Dorm fühlte er sich nicht mehr wohl und das merkte man ihm auch an, aber wenn er bei ihren Noonas war, war das anders. Auch wenn die beiden genauso unter der Situation litten, versuchten sie trotzdem irgendwie weiterzumachen., man sah es ihnen sofort an. Und deswegen waren die beiden jetzt mit leckerem Essen auf dem Weg zu ihnen. Zelo hatte mittlerweile bestellt und auch schon das Essen bekommen, nahm die Tüten entgegen, während Jongup bezahlte. Er wartete auf dem Weg auf Jongup und gemeinsam gingen sie schließlich weiter. Von hier aus war es nicht mehr weit, bis zu ihren Noonas. Zelo konnte schon ihre Haustür sehen, als er in die nächste Straße einbog. “Vielleicht können wir auch Melanie Noona fragen?”, fing Jongup wieder an. “Wenn Yongguk Hyung sich wehgetan hat und er jetzt den ganzen Tag so deprimiert im Dorm sitzt, dann wird sie doch was wissen, oder?” Zelo antwortete mit einem Schulterzucken. Unwahrscheinlich war das nicht, aber das war ja nicht der Grund, warum sie auf dem Weg zu ihnen waren. “Bringen wir ihnen erst einmal das Essen, vielleicht ergibt sich dann was.” Jongup grinste und hüpfte voraus, blieb vor der Tür stehen bis Zelo auch dort war und klingelte einmal kurz. Die Tür wurde auch sofort geöffnet und beide gingen leise die Treppe nach oben, dort wartete Sandra schon. Auch wenn sie lächelte, täuschte dies nicht über ihr schlechtes Aussehen hinweg. Sie war bleich und noch dünner als sonst, ihre Augen waren matt, sodass selbst das Lächeln sie nicht wirklich erreichte und sie schien schlecht oder gar nicht zu schlafen, denn sie hatte tiefe Augenringe im Gesicht. Jongup ging auf sie zu und umarmte sie kurz, ging dann hinein und machte so Zelo Platz. “Ich rieche Essen”, sagte sie nur und zog ihn in eine leichte Umarmung. Sie wusste, dass Zelo das nicht gern tat, aber sie wollte es trotzdem tun, damit sie ein wenig Trost bekam. “Du siehst besser aus Noona”, sagte Zelo als er auch hineinging und Sandra eine Tüte überreichte. Es war eine glatte Lüge und das wussten beide, doch Sandra lächelte weiter. “Kommt, aber seid leise, Melanie schläft noch.”
Beide nickten und folgten ihr leise in die offene Küche. Sandra stellte die Tüte auf die Arbeitsfläche und packte alles aus. “”Jungup, könntest du bitte den Tisch decken?”,fragte sie leise. “Klar, Noona”, sagte er aufgeregt, sah sich aber ratlos um, “Äh~ Noona~?” Sandra sah auf und zeigte auf einen Schrank neben ihm. Zelo grinste nur und half Sandra, wie verplant Jongup manchmal war. “Wie geht´s dir Noona?”, fragte Zelo während sie Jongup im Wohnzimmer klappern hörten, “Isst du wieder mehr?” “Es ist schon okay Junhong. Mir geht es gut …” Er glaubte ihr nicht wirklich und sah sie von der Seite an. “Noona~...”, fing er an. “Es geht mir gut ...wirklich”, sagte sie wieder und dieses mal klang es endgültig. Er bohrte nicht weiter und packte die nächste Schale aus. Sandra krempelte ihre Ärmel hoch, damit sie sich nicht schmutzig machte, dabei klimperte etwas, weshalb Zelo zu ihr sah. Sie trug immer noch Himchan´s Armband, also mochte sie ihn immer noch. “Du trägst dein Geburtstagsgeschenk”, sagte er und freute sich ehrlich darüber. Er und Jongup hatten ihr ein einfaches, silbernes Armband zu ihrem Geburtstag geschenkt. “Ja, schließlich ist es von euch”, sagte sie und knuffte ihn, nahm ein paar Schüsseln auf ihr Tablett und brachten es ins Wohnzimmer. Jongup war schon fertig und wartete. Gemeinsam mit Zelo deckte sie den Rest des Tisches und setzt sich dann hin. Zelo neben und Jongup gegenüber von ihr.
Zum ersten Mal, seit ein paar Tagen, verspürte Sandra wirklich Hunger. Sie hatte einfach nichts Essen können, weil sie sich zu sehr um Melanie sorgte und die Sache mit Himchan ihr immer noch schwer im Magen lag. Seit zwei Wochen hatte er sich nicht mehr bei ihr gemeldet und Sandra hatte einfach zu große Angst vor einer Ablehnung, deswegen hatte sie sich nicht bei ihm gemeldet. Sie vermisste ihn so schrecklich … Sie schüttelte leicht ihren Kopf, jetzt waren ihre Dongsaengs hier, da sollte sie ihnen auch ihre ganze Aufmerksamkeit schenken. “Was ist mit Melanie Noona?”, fragte Jongup zaghaft. “Lass sie ruhig noch schlafen”, sie sah auf und lächelte ihn an, “Sie schläft nicht gut. Wir lassen ihr einfach etwas übrig, dann kann sie es später essen.” Jongup nickte: “Na dann, guten Appetit.” Sandra sah auf das ganze Essen und sofort lief ihr das Wasser im Mund zusammen, sie hatte echt großen Hunger. Wann hatte sie eigentlich das letzte Mal etwas gegessen? Sie wusste es einfach nicht mehr. Sie nahm sich ihren Löffel und fing an etwas Reis zu essen. Sofort kam Himchan in ihre Gedanken, etwas zu essen erinnerte sie daran, dass er mit ihr an diesem Tag genau das noch machen wollte. Sie schluckte schwer, wurde dann aber aus ihren Erinnerungen gerissen, als Zelo ihr ein wenig Fleisch auf ihren Löffel legte. “Iss Noona”, sagte er lächelnd. Sandra nickte und fing an. Jongup freute sich darüber, dass sie aß und plapperte einfach drauf los. Erzählte, was sie in den letzten Tagen gemacht hatten, ließ aber alles aus,was mit Yongguk und Himchan zu tun hatte. Doch wenn Jongup mal nicht redete, hörte man Melanie durch die Tür wimmern, da diese noch ein Stück offen war. Sandra aß stumm vor sich hin, dagegen konnte sie nichts tun, Melanie weinte den ganzen Tag und wenn sie mal schlief, dann war das nur sehr unruhig. Natürlich hörten Jongup und Zelo sie auch. Zelo sah ihn an, legte seine Stäbchen weg und stand auf. “Junhong… bitte …”, hauchte Sandra. Sie wollte nicht, dass er sich mit ihren Problemen befasste, er war noch jung und sollte sich nicht damit belasten. Doch ihm war das egal, er ignorierte seine Noona und ging auf Melanie´s rote Zimmertür zu. Leise öffnete er sie und schloss sie auch genauso leise hinter sich. Er blinzelte ein paar Mal, weil das Licht im Zimmer sehr dämmrig war.
Melanie träumte wieder von Yongguk. Träumte immer und immer wieder davon, wie sie ihn von sich geschubst hatte. Sie hatte mittlerweile richtig Angst davor zu schlafen. Und wenn er dann doch kam, dann immer auf diese grausame Art und Weise. So wie auch jetzt. Melanie schreckte hoch und saß in ihrem Bett, sah nach rechts, dort, wo Yongguk wegen ihr verletzt gelegen hatte. Doch er war nicht dort, wie immer und sie stellte mit erschrecken wieder einmal fest, dass er sie verlassen hatte. Obwohl … sie waren ja nie zusammen gewesen. Sie schluchzte auf und warf sich wieder in ihr Kissen, Tränen rannen über ihr Gesicht und versiegten dort. Wie oft hatte sie sich für ihre Dummheit selbst verflucht, sie hätte Yongguk niemals so von sich schubsen und verletzen dürfen. Und wegen ihr, waren auch noch ihre Eonnie und Himchan verstritten. Sie hatte es einfach versaut, sie alleine … . Sie hörte wie ihre Tür geschlossen wurde sah sich aber nicht um, sondern weinte weiter stumm in ihr Kissen.
Zelo stand unschlüssig an der Tür und wusste nicht was er machen sollte, schließlich lag Melanie dort weinend. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte, mit weinenden Mädchen hatte er zwar Erfahrung, aber Melanie war seine Noona, das war gleich noch mal etwas anderes. Er ging leise auf sie zu und blieb vor ihrem Bett stehen, überlegte nicht lange und setzte sich auf die Bettkante. Er hob seinen Arm langsam an und legte ihn vorsichtig auf ihre Schulter. Melanie spürte sie, und allein, dass jemand hier war um sie zu trösten, ließ sie nur noch mehr weinen. Sie machte es allen in ihrer Umgebung so schwer. Langsam öffnete sie die Augen und erkannte Zelo über ihr, der sie mit traurigem Blick ansah. Es war ihr egal, was er jetzt von ihr halten würde, denn sie setzte sich auf und warf sich an seinem Hals. Zelo war für einen kurzen Moment erschrocken, legte dann aber seine Arme um sie. Es war ungewohnt sie so zu halten und noch mehr, dass sie weinte, aber er wollte jetzt einfach sein bestes tun und sie trösten, auch wenn er nicht wirklich wusste wie. “Noona~”, flüsterte er leise, “Noona, bitte weine nicht …” Melanie legte ihren Kopf an seine Brust und versuchte es, denn eigentlich hatte sie gar keine Tränen mehr zum Weinen. Sie spürte Zelo´s streichelnde Hände an ihrem Rücken und das beruhigte sie schlussendlich soweit, dass sie nicht mehr weinte. “Es ist alles meine Schuld …”, fing sie nach kurzer Zeit an, “Alles meine Schuld, Junhong. Himchan Oppa und Eonnie haben sich nur wegen mir gestritten …”, sie brach ab und war wieder kurz davor zu weinen. “Hat dir irgendjemand gesagt, dass du Schuld bist Noona?”, fragte er vorsichtig und strich weiter über ihren Rücken. “ICH habe ihn verletzt… ich habe ihn geschubst”, sie schniefte laut, “Und wäre das nicht passiert …” Ihre Stimme brach ab und sie krallte sich in sein Hemd. “Noona~”, fing er wieder an, doch sie sprach weiter. “Ohne mich …. wäre er nicht verletzt worden … ohne mich würde es Eonnie besser gehen…”. Jetzt fing sie wieder leise an zu weinen. Sie hatte schlussendlich alles ins Rollen gebracht und auch wenn Sandra nichts sagte, so wusste Melanie doch, dass sie nur wegen ihr einsam war. Selbst an ihrem Geburtstag hatte Sandra sich nichts anmerken lassen und trotzdem hatte Melanie sie am Abend weinen hören. “Warum hast du ihn geschubst?”, fragte Zelo leise. Melanie sah auf seine Brust. Er hatte ein gutes Recht zu wissen, was passiert war, schließlich lebte er mit Yongguk zusammen und alt genug war er außerdem. “I… ich … . Er … er wollte mich wecken … aber konnte beide Hände wohl nicht dazu nutzen … deswegen … deswegen … hatteermichgeküsstundichhabihnweggeschubst …”, anfangst stotterte sie, endete aber nuscheld. Zelo verstand es aber trotzdem, schließlich war da nicht schwer rauszuhören was passiert war. “Er hat dich also geküsst?”, fragte er noch einmal zur Sicherheit, blieb dabei ruhig, Melanie nickte. “Und du hast ihn vor Schreck von dir geschubst? … Noona, das kann passieren und ich glaube, dass Hyung das genauso sieht.” Melanie hebt ihren Kopf an und drückt sich etwas von Zelo, damit sie ihn ansehen kann. “Hyung ist unendlich traurig und starrt den ganzen Tag vor sich hin. Er vermisst dich schrecklich Noona. Er wird dir nicht böse sein.” Melanie läuft eine Träne über die Wange, die Zelo vorsichtig wegwischt. “A… aber ich war so kalt zu ihm… und als ich ihn letzte Woche kurz gesehen habe … da hat er mir sofort einen kalten Blick zugeworfen …”, schluchzte sie. “Ach Noona”, Zelo drückte sie wieder an sich, “Ich kenne Hyung schon eine ganze Weile … er hat sich bestimmt abgewiesen gefühlt und wollte nur sich selbst schützen. Ich habe einige Texte für das neue Album gesehen, auch wenn sie nicht fertig sind … eines der Lieder ist definitiv durch eure Trennung entstanden. Noona~ er vermisst dich … glaube mir.” Melanie war unschlüssig. Stimmte das, was Zelo ihr sagte? Aber warum sollte er sie anlügen? Und außerdem kannte er Yongguk wirklich schon lange … er musste doch am Besten wissen, wie er sich fühlte. “Warum gehst du nicht einfach mal zu ihm?”
“Ich habe Angst davor, dass er wieder so kalt zu mir ist …”, sie schluckte schwer, “Davor habe ich mehr Angst, als davor, dass er mich anschreit.” Zelo konnte nicht vorhersagen, wie Yongguk genau reagieren würde, aber er würde alles darauf verwetten, was er hatte, dass Yongguk einfach nur froh darüber wäre, wenn Melanie wieder da war. “Ich schaffe das nicht Junhong …”, flüsterte sie.
“Liebst du ihn Noona?” Melanie sieht ihn überrascht und geschockt gleichzeitig zugleich an. “I … i ...ich…”, stammelte sie und wurde leicht rot, “... ja …” Zelo sieht in ihren Augen, dass sie es absolut ehrlich meinte, etwas anderes hatte er auch nicht erwartet. Er streicht ihr Haar hinter ihr Ohr und lässt sie los. “Auch wenn ich nicht wirklich Ahnung davon habe Noona … aber Liebe übersteht alles”, er holt tief Luft und streichelt ihre Hand, die auf ihrem Knie liegt, “Wenn du einen Fehler gemacht hast, dann musst du auch dazu stehen … Hyung ist vielleicht sauer auf dich, aber er wird es nicht lange sein und schon gar nicht auf dich.”
“Er vermisst dich Noona”, flüstert er. Melanie wollte nichts lieber auf der Welt, als zu Yongguk, doch da war immer noch die Angst, Aber Zelo hatte Recht, wenn sie einen Fehler gemacht hat und das war hier der Fall, dann musste sie sich dafür wenigstens entschuldigen. “Du hast Recht”, sagte sie leise. Sie sieht Zelo an und umarmt ihn kurz. “Du hast Recht, danke”, sagte sie noch bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte und aufstand. Sie schwankte kurz, ließ sich davon aber nicht beirren, nahm ihre Jacke und ging aus ihrem Zimmer, vorbei an eine verwirrte Sandra. “Melanie …?”, rief sie ihr hinterher. Doch Melanie wollte sich jetzt nicht aufhalten lassen, nicht jetzt, wo sie endlich den Mut dazu hatte, Yongguk unter die Augen zu treten.
- Fortsetzung folgt -
~I miss you
It hurts so much that I can’t hold it in~
(B.A.P - Lovesick)
- Kapitel 9 -
Sandra und Jongup saßen still am Tisch, nachdem Zelo so schnell in Melanie´s Zimmer verschwunden war und auch die Tür geschlossen hatte. Am Liebsten wäre sie sofort hinterher gerannt, aber sie zwang sich sitzen zu bleiben. Was sollte Zelo Melanie schon antun? Er würde ihr niemals wehtun, das lag nicht in seinem Wesen, vielleicht konnte er auch zu ihr durchdringen. Sandra hatte es erst gar nicht versucht, nicht nur, weil Melanie einen ziemlichen Dickschädel hatte, auch, weil sie sie nicht zu Yongguk lassen würde. Niemals! Er hatte ihr so kurz hintereinander mehr als einmal wehgetan, wer weiß, was er ihr noch antun würde? “N… Noona~”, kam es zaghaft von Jongup. Sandra sah auf und rang sich ein lächeln ab, nahm ihren Löffel fester in die Hand und stopfte sich etwas Reis in den Mund. “Iss weiter Jongup, Junhong wird das schon machen.” Sie kaute auf dem Reis, der irgendwie nicht weniger in ihrem Mund werden wollte. Jongup sah sie mit misstrauischem Blick an, also nahm sie mit ihren Stäbchen etwas von der Beilage und legte sie auf seinem Reis. “Los, iss!”, sagte sie noch einmal und auch wenn er immer noch misstrauisch guckte, aß er weiter.
Sie blieben still, Sandra wollte nicht reden, sie war völlig in Gedanken versunken, was Jongup sehr wohl bemerkte, denn sie aß nicht viel. Er sagte nichts, er war froh, dass sie überhaupt etwas aß, er war sich gar nicht mal so sicher ob sie das sonst auch tat.So sah sie nämlich nicht aus, dabei hatte sie sonst immer gerne und viel gegessen und besonders, wenn Melanie gekocht hatte. Doch das war in letzter Zeit auf der Strecke geblieben. Sandra hatte Zelo und ihm erzählt, dass Melanie eigentlich nur vor sich hin lebte, nicht wirklich etwas aß oder schlief. Sie versuchte ihr bestes, damit sie es Melanie einfacher machen konnte, doch sie war mittlerweile auch an ihrer Grenze und das war ihr deutlich anzusehen. Auch wenn sie nichts sagte und sie vielleicht auch log, Sandra konnte nicht einmal mehr Jongup darüber hinweg täuschen, dass es ihr nicht gut ging. Jongup legte sein Besteck neben seine Schüssel und sah Sandra weiter an, während sie vor sich hinstarrte. Zelo war bei Melanie, konnte ihr vielleicht ins Gewissen reden, damit wenigstens einer endlich nachgab. Ihren Hyungs ging es genauso schlecht wie ihren Noonas, Jongup hoffte einfach, dass irgendjemand von ihnen den Anfang machte und endlich alles wieder gut werden würde. Er seufzte leise, notfalls mussten sie sich einen Plan einfallen lassen. Vielleicht sollte er Yongjae mit einbeziehen, der hatte immer einen guten Plan. Irgendetwas mussten auch sie doch machen können.
Sandra schreckte auf, als Melanie´s Tür ruckartig aufgezogen wurde und Melanie direkt zur Haustür rannte, ohne sich auch nur einmal umzudrehen. “Melanie …?”, rief Sandra ihr noch hinterher, doch da war sie schon zur Tür hinaus. Zelo kam langsam auf den Tisch zu, berührte Sandra vorsichtig an ihrer Schulter und drückte sie leicht auf ihren Stuhl zurück, denn als Melanie rausgerannt war, war sie aufgesprungen. “Was ist passiert?”, fragte Jongup während Zelo sich neben Sandra setzte. Zelo nahm seelenruhig seine Stäbchen und steckte sich etwas Reis in den Mund. “Melanie Noona geht nur was klarstellen”, sagte er kauend. “Wie~?”, fragte Jongup. Er verstand es nicht, sah Zelo fragend an. “Du meinst …?” “Ja, sie geht zu Hyung.” Jongup lachte erfreut auf. “Wird ja langsam auch Zeit”, er sah zu Sandra, die zusammengesunken auf ihrem Stuhl saß und ihre Schüssel anstarrte. “Noona?”, er räusperte sich und sah Zelo fragend an, der ihm aufmunternd zu nickte, ”Noona~, willst du nicht auch langsam mit Himchan Hyung reden? Ich meine, wenn Melanie Noona sich schon mit Yongguk Hyung verträgt, dann kannst du es doch auch sicher, oder?” Zelo sah Sandra von der Seite an, bemerkte wie sie sich versteifte und geflissen versuchte, keinen von ihnen anzusehen. Sandra hatte gewusst, dass einer von ihnen dieses Thema ansprechen würde, dennoch traf sie es unvorbereitet. Ihr wurde schlagartig übel obwohl ihr Magen nach Essen verlangte. Sie legte ihr Besteck auf den Tisch, ließ den Kopf hängen und schloss ihre Augen. Sie konnte sich dieses Mal nicht hinter ihren Haaren verstecken, da sie diese zusammengebunden hatte. Krampfhaft versuchte sie ihre aufkommenden Tränen zu unterdrücken, atmete so ruhig wie es ging weiter, spürte dennoch den tiefsitzenden Schmerz in ihrer Brust. Sandra vermisste Himchan, vermisste seine Stimme, sein Lachen und seine Wärme. Aber jedes Mal, wenn sie an ihn dachte, kam die Erinnerung an diesen verhängnisvollen Tag zurück … wie er sie angeschrien hatte … wie er sie verlassen hatte, ohne sich danach auch nur ein einziges Mal zu melden. “Ich möchte Himchan nicht mehr sehen”, flüsterte sie und biss sich auf ihre Lippe um nicht loszuweinen. Jongup sah sie geschockt an, damit hatte er nicht gerechnet. Vor zwei Wochen waren Himchan und Sandra noch so glücklich gewesen und jetzt? Er sah traurig zu ihr, wie sie mit hängenden Schultern vor ihm saß. Zelo hatte geahnt, dass sie so etwas sagen würde, denn wenn sie anders denken würde, wäre sie schon längst bei Himchan gewesen. Er atmete tief ein und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Himchan war extrem unerträglich, nicht nur weil er gereizt und zickig war, sondern auch, weil er sie bei jedem Fehler in den Proben anschrie. Wenn er glaubte, dass es keiner sah und hörte, weinte er oft, versuchte es aber immer zu verstecken, da er keine Schwäche zeigen wollte. “A… aber Noona~ … warum?”, fragte Jongup stammelnd, er verstand es nicht, schließlich liebten sie sich beide. “Du liebst ihn doch!” Sie schluchzte leise, unterdrückte aber weiterhin ihre Tränen, sie wollte einfach nicht vor ihren Dongsaengs weinen, wollte ihnen nicht noch mehr Sorgen machen. “Bitte Noona, rede mit ihm”, bettelte Jongup. Zelo sah Sandra immer noch an, sagte und tat nichts, auch wenn er sah, dass sie versuchte nicht zu weinen. Er ahnte schon, dass Sandra schwerer zu überzeugen war, als Melanie und dass sie nicht wussten, was zwischen ihnen vorgefallen war, erschwerte die Sache umso mehr. Sandra saß immer noch mit geschlossenen Augen auf ihrem Stuhl, hatte ihre Hände im Schoß liegen und krallte sie ineinander, sie konnte Jongup nicht ansehen, keinen von beiden.
Sie nahm ihre ganze Kraft zusammen, damit ihre Stimme nicht zitterte. “Es geht einfach nicht mehr”, hauchte sie. Jongup konnte es sich einfach nicht mehr ansehen, stand auf und ging zu ihr, zog sie an sich und drückte ihren Kopf an seinen Bauch. Es war eine eher unüberlegte Tat, doch sie ließ es sich gefallen und krallte sich fast sofort in sein Hemd. “So kann es doch nicht weiter gehen, Noona”, flüsterte er und sah Zelo an. Er konnte Sandra´s Schultern zittern spüren und als er genauer hinhörte, wusste er, dass sie weinte. Zelo hob vorsichtig seine Hand und strich über ihren Rücken.
Sie fühlte sich hilflos und allein gelassen, auch wenn sich die beiden um sie sorgten … sie war einsam und nicht vollständig ohne Himchan. Konnte sie ihm verzeihen? Hatte sie das nicht längst schon getan? Dennoch verbot es ihr Stolz einfach zu ihm zu rennen … er hatte einen Fehler gemacht und nicht sie … doch sie vermisste ihn so schrecklich. “I… ich k… kann nicht …”, stammelte sie immer noch weinend. Jongup streichelte mittlerweile über ihr Haar, versuchte sie zu beruhigen, da sie immer noch zitterte und sich an ihn klammerte. “Was hat er so schlimmes getan, dass du nicht mit ihm reden willst?” Zelo sah ihn warnend an, er wollte nicht, dass Jongup sie drängte, denn manchmal konnte er so sein, auch wenn er das nicht mit Absicht tat. Sandra schüttelte nur den Kopf, sie wollte den Jungs nicht ein noch schlechteres Bild von Himchan geben, hoffte auch, dass sie nicht noch mehr danach bohrten. Sie löste ihren Kopf von Jongups Hemd und sah, dass sie es ganz nass geweint hatte. “Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen, Noona”, sagte Zelo, der immer noch ihren Rücken streichelte. Sie sah völlig fertig aus, ein wenig Schlaf könnte ihr jetzt gut tun. Sandra sagte nichts und ließ sie widerstandslos von Jongup gestützt in ihr Schlafzimmer bringen. Zelo folgte ihnen kurz danach, weil er noch schnell eine Schüssel mit Wasser und einen Lappen besorgt hatte. Als er ins Zimmer kam, lag Sandra schon zugedeckt in ihrem Bett, weinte aber immer noch stumm. “Ich werde draußen schnell aufräumen”, sagte Jongup leise und ließ die beiden alleine.
Zelo setzte sich auf ihr Bett und strich vorsichtig mit dem Lappen über ihr Gesicht, das rot und leicht geschwollen war. “Schlaf ein bisschen, ja?” Sandra sah ihm dabei zu, wie er den Lappen noch einmal eintauchte, auswrang und dann auf ihr Gesicht legte. Der Lappen war kühl und angenehm auf ihrer überhitzen Haut. Sie konnte eine leichte Berührung an ihrer Hand wahrnehmen, Zelo, der leicht über ihre Hand strich. “Schlaf ruhig, wir werden schnell aufräumen und dann gehen.”
Sandra nickte leicht und hörte noch, wie Zelo vom Bett aufstand und leise hinaus ging. Nach kurzer Zeit war zu hören, wie die Haustür geschlossen wurde … sie war wieder alleine. Sie drehte sich um, sodass der Lappen von ihrem Gesicht und so direkt in das Gesicht ihres Panda Kuscheltieres rutschte, das Himchan ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie berührte leicht sein Gesicht und wieder schossen ihr Tränen in die Augen … sie vermisste ihn so sehr. Sandra drehte sich mit einem leisen Stöhnen wieder auf den Rücken und schloss ihre Augen, sofort sah sie Himchan´s Gesicht vor sich, seine klaren, braunen Augen, die sie anblickten. “Vergiss ihn einfach!”, sagte sie zu sich selbst und legte ihre Hände ans Gesicht, “Vergiss ihn …” Er hatte sie sicher schon vergessen, sonst hätte er sich gemeldet … das hatte er nicht einmal an ihrem Geburtstag. Tränen liefen aus ihren geschlossenen Augen, sie ließ sie einfach laufen. Keiner war hier, vor dem sie sich verstecken musste, jetzt konnte sie ungesehen weinen. Wie konnte es nur soweit kommen? Wie hatte sie es einfach so weit kommen lassen können? Sandra hatte nur Melanie beschützen wollen, war nur auf sie fixiert gewesen. Himchan war so wütend gewesen, was in der Situation auch verständlich gewesen war, aber er hatte ihr solche Angst eingejagt … so war er noch nie zu ihr gewesen. Ihre Beziehung war von Anfang an etwas kompliziert gewesen, auch wenn sie zusammen waren, hatten sie nich viel Zeit für einander gehabt. Himchan hatte viel für die Band zu tun gehabt und auch Sandra musste viel arbeiten, damit sie ihren Studienkredit gleich vollständig abbezahlen konnte. Da war nicht viel Zeit für Zweisamkeit gewesen und deswegen war bei ihnen alles etwas langsamer voran gegangen, trotzdem war sie glücklich gewesen. Sie biss sich auf die Lippe, damit sie nicht wieder hemmungslos weinte. Er hatte ihr gesagt, dass er sie liebte … doch sie hatte es ihm nicht mehr sagen können … würde es wahrscheinlich nie machen können und dafür hasste sie sich. Wie es ihm wohl gerade ging … ob er sie genauso vermisste, wie sie ihn?
Sandra stöhnte gequält auf und ließ ihre Hände von ihrem Gesicht rutschen … sie war so müde … wollte nicht mehr an Himchan denken, weil es viel zu sehr in ihrer Brust schmerzte. Sie wischte sich die Tränen weg und tupfte sich mit dem Lappen das Gesicht noch einmal ab, bevor sie ihn einfach auf den Boden fallen ließ. Sandra drehte sich wieder zur Seite, griff nach ihrem Panda und klammerte sich an ihn und nach kurzer Zeit holte sie der Schlafmangel ein.
“Verdammt!”, Yongguk warf gefrustet seinen Bleistift durchs Zimmer, “Verdammter Mist!” Er saß schon seit einer Weile an einem Song, aber er wurde einfach nicht fertig, weil ihm nichts mehr einfiel. In jeder Stunde, in jeder Minute waren seine Gedanken nur bei Melanie, und deswegen konnte er sich nicht richtig aufs Schreiben konzentrieren. “Ahhh~”, stöhnte er und ließ sich Haare raufend in seinen Stuhl zurücksinken. Er konnte einfach nicht vernünftig denken, nicht, wenn Melanie ständig präsent in seinem Kopf war. Dabei war der Song gut, er hatte Potential, aber ihm fehlte die Inspiration … ihm fehlte Melanie. Müde schloss er seine Augen und fuhr mit einer Hand über sein Gesicht. Seit zwei Wochen konnte er nicht mehr richtig schlafen, weil sein schlechtes Gewissen ihn nicht ließ. Himchan hatte ihn ins Krankenhaus gebracht, nachdem er bei Melanie im Zimmer offenbar bewusstlos geworden war,dort war er auch aufgewacht. Er hatte Yongguk nicht viel erzählt, außer, dass Sandra ihn weggeschickt hatte und dass es sich so angehört hatte, als sollten wir nie wieder dort auftauchen. Da er ein paar Tage brauchte, bis sein Kopf wieder richtig funktionierte, bemerkte er erst gar nicht, dass Melanie sich nicht bei ihm meldete. Himchan verriet ihm nicht viel, sagte nur, dass es besser wäre, wenn wir die Mädchen in Ruhe lassen würden. Es dauerte genau vier Stunden bis Yongguk realisierte, dass er Melanie mit seiner dummen Aktion verloren hatte. In ihm hatte sich eine unglaubliche Wut angesammelt, die hinaus wollte und wer war dazu besser geeignet, als der, wegen dem das alles begonnen hatte? Daehyun hatte sie in diesem verdammten Raum eingesperrt … er hatte Schuld daran, dass Melanie weggelaufen war… und er war auch Schuld, dass Yongguk vor Eifersucht auf ihn fast irre wurde! Daehyun musste seine Schikanen ertragen und tat dies auch stillschweigend, manchmal hasste sich Yongguk selbst dafür, was er ihm antat, aber an irgendjemanden musste er seine Wut ablassen! Doch selbst das nahm ihm nicht die Leere, die in seinem Körper herrschte, weil er sich nach Melanie sehnte.
“Melanie~”, flüsterte er in den leeren Raum hinein, auch wenn er alleine war. Himchan sah er sowieso nicht oft, weil er ihm aus dem Weg ging.Yongjae hatte ihn mitgenommen, wahrscheinlich war Himchan gerade dabei, beim Frustshoppen eine Menge Geld auszugeben. Er beugte sich zum Tisch und legte seine Hände auf die Platte, sah auf seine Hand, die inzwischen wieder fast wie neu war. Vorsichtig strich er mit seiner anderen darüber, alles war gut verheilt, nur ein paar rosige feine Linien waren noch zu sehen, auch seine leichte Gehirnerschütterung war auskuriert. Yongguk seufzte und legte seinen Kopf auf seine Arme, schloss wieder die Augen. Er war Melanie nicht böse, konnte verstehen, warum sie ihn von sich geschubst hatte, dass er sich dabei gestoßen hatte, war einfach ein Unfall gewesen. So etwas passierte und schließlich würde nichts zurückbleiben außer die Erinnerung daran.
Es war unglaublich schwer zu ertragen weder Sandra noch Melanie zu sehen, da sie ein Teil von ihnen waren, ein Teil der Familie. Durch seine ziemlich dämlich Aktion und seine Eifersucht, die er nicht kontrollieren konnte, hatte er alles verspielt … und dabei hatte er Melanie noch nicht einmal sagen können, was er für sie empfand. Yongguk wusste, dass er sie liebte, das wusste er schon lange, aber er hatte keine Ahnung, wie Melanie fühlte. Sofort war Daehyun wieder in seinem Kopf… vielleicht hatte sie keine Gefühle für ihn … vielleicht aber für Daehyun. Die Beiden waren fast unzertrennlich, ein Herz und eine Seele. Das würde auch erklären, warum sie sich um Daehyun gesorgt hatte, obwohl Yongguk ihr hinterher gelaufen war. Vielleicht war das auch der wahre Grund, warum er Daehyun leiden ließ. “Ahhh~”, er schlug seinen Kopf auf die Tischplatte. In seinem Kopf herrschte das pure Chaos und um das wieder ordnen zu können, müsste er sich einfach mal überwinden und Melanie endlich anrufen. Er griff sofort nach seinem Handy, das Himchan ihn besorgt hatte, nachdem er sein altes im Studio zerstört hatte und wählte ihre Nummer. Doch sein Finger blieb über dem grünen Zeichen stehen, wie so oft. Er hatte Melanie´s Nummer schon so oft gewählt und genauso oft hatte er die Nummer nicht angerufen. Yongguk hatte einfach nicht den Mut dazu, er hatte eine unvorstellbar große Angst, dass sie ihm endgültig sagte, dass er nie wieder in ihrem Leben auftauchen sollte. Langsam ließ er das Handy wieder aus seiner Hand auf den Tisch gleiten, dort landete es mit einem leisen Geräusch, dass wahrscheinlich im ganzen Dorm zu hören war, weil keiner außer ihm hier war. Die beiden jüngsten hatten sich vorhin verabschiedet, weil sie kurz weg wollten und auch wenn sie es versuchten vor ihm zu verheimlichen, so wusste er doch, dass sie zu Sandra und Melanie gegangen waren. Er hatte es durch Zufall bei einem ihrer heimlichen Gespräche gehört. Das war einer der Vorteile, wenn man den ganzen Tag vor sich hinstarrend auf dem Sofa saß und jeder glaubte, dass man zu abwesend war, um Gespräche zu verfolgen. Yongguk hatte nichts dagegen, dass Jongup und Zelo, die Mädchen besuchten, ganz im Gegenteil. So wusste er wenigstens, dass Sandra und Melanie nicht ganz alleine waren.
Ein Grummeln weckte ihn aus seinen Gedanken, sein Magen verlangte nach Essen, also stemmte er sich langsam vom Tisch hoch und machte sich auf den Weg in die Küche. Im Gegensatz zu Himchan aß er wenigstens etwas, auch wenn es oft nur Ramen waren, manchmal zwang er sich auch einen Apfel hinunter, weil Zelo ihm keine andere Wahl ließ. Er stellte ein Topf mit Wasser auf den Herd, warf alles aus seiner Ramentüte hinein und schloss den Topf mit dem Deckel. In der Zeit, in der sein Essen vor sich hinkochte, suchte er sich etwas zu trinken und sein Besteck, setzte sich hin und stellte den Topf vor sich hin. Er vermisste die Zeiten, in denen alle am Tisch gesessen und gegessen hatten. Die Zeiten, als es hier laut gewesen war ...er wünschte, er könnte die Zeit zurückdrehen und alles anders machen. Yongguk schüttelte den Kopf um ihn frei zu bekommen und fing an zu essen, leerte den Topf in kürzester Zeit und stellte alles ordentlich neben die Spüle. Als er gerade in seinem Zimmer angekommen war, klingelte es. Nicht einmal, nicht zweimal … sondern so oft hintereinander, dass es einem die Nerven raubte. “Ich hab keine Lust, verschwinde!”, knurrte er und wollte die Zimmertür schließen. Wer auch immer vor der Tür stand … der Finger dieser Person schien am Klingelknopf zu kleben. “Ist ja gut!”, knurrte er wieder und ging zur Haustür, wich dabei geschickt ein paar Hausschuhen aus, die garantiert Jongup gehörten und öffnete die Tür. Geschockt sah er auf die Person, die dort stand. Bleich, etwas dünn und ziemlich zerzaust stand sie mit dem selben Ausdruck vor ihm und sagte nichts. Hier war sie … die Person, die er am wenigsten erwartet hatte …
“Mel~”, hauchte er ungläubig.
- Fortsetzung folgt -
~I’ll show you my heart that I’ve held back for a long time~
(B.A.P - B.A.B.Y)
- Kapitel 10 -
Melanie war sofort so schnell ihre Verfassung es zuließ zum Dorm gerannt. Unterwegs musste sie ein paar Mal anhalten und eine Pause machen, jetzt verfluchte sie sich, dass sie so wenig gegessen hatte. “Verdammt”, flüsterte sie und schüttelte ihren Kopf damit ihre Sicht wieder klarer wurde. Sie lief langsam weiter, rennen brauchte sie nicht mehr, da sie den Dorm schon sehen konnte. Aber mit jedem weiteren Schritt näher zu Yongguk, bekam sie es immer mehr mit der Angst zu tun. Würde er ihr verzeihen? Würde er überhaupt zuhören, was sie zu sagen hatte? Sie blieb vor dem Hauseingang stehen und sah zu dem Fenster hinauf, von dem sie wusste, dass es Yongguk und Himchan´s Zimmer war. Ob er überhaupt zu Hause war? Mit zitternden Beinen öffnete sie die Tür, ging aber nicht zum Aufzug, sondern entschloss sich, dass sie die Treppe nehmen würde. Sie musste noch genügend Mut sammeln, damit sie sich jetzt nicht einfach wieder umdrehte und ganz schnell von hier verschwand. Oben angekommen stand sie mit gesenktem Kopf vor der Tür, den Klingelknopf im Blick, die Hände zu Fäusten geballt. Melanie´s Herz schlug so schnell wie noch nie,sie konnte ganz deutlich spüren, wie es heftig gegen ihre Brust schlug, fast, als wollte es herausspringen und durch diese Tür verschwinden. Sie musste es durchziehen! Schließlich war sie hergekommen um sich wenigstens für das, was sie getan hatte, zu entschuldigen. Hoffentlich war es noch nicht zu spät dafür. “Bitte, bitte lass es noch nicht zu spät sein”, füsterte sie und hob ganz schnell die Hand um zu klingeln, bevor sie ganz den Mut verlor. Doch keiner öffnete, also klingelte sie mehrmals hintereinander. Sie wollte schon aufgeben als sie leises Trampeln hören konnte und schließlich die Tür geöffnet wurde. Weil ihr Kopf gesenkt war, konnte sie nur zwei nackte Füße sehen, ließ ihren Blick dann aber vorsichtig nach oben wandern und blieb erschrocken an dem Gesicht hängen. Melanie starrte verblüfft in Yongguk´s Gesicht, der sie genauso ansah. Warum hatte er die Tür geöffnet? Das tat er nie! Hieß das, dass er alleine war?
“Mel~”, hörte sie ihn hauchen, doch sie konnte nichts sagen. Ihr Herz war ihr ganz tief in die Hose gerutscht, ihr war schwindelig und sie spürte eine leichte Übelkeit in sich aufsteigen. Yongguk sah sie weiterhin nur an, nahm ihr leichtes Zittern wahr und auch, dass sie sehr bleich wurde. Ging es ihr nicht gut? Sie war wohl, ebenso wie er, nicht in der besten körperlichen Verfassung. Melanie stand so verloren vor ihn, hatte ihre Hände in ihre Jacke gekrallt und starrte ihn weiterhin an. Was wollte sie hier? Warum war sie hier? “Mel~”, flüsterte er noch einmal, doch sie reagierte nicht, sah ihn weiterhin geschockt an. Melanie reagiert in dem Moment instinktiv und warf sich in Yongguk´s Arme. Was tat sie da eigentlich?! Ihre Beine zitterten so sehr, dass sie sich fast nicht mehr halten konnte, ihr Herz sprang ihr fast aus der Brust und sie lag an Yongguk´s Brust. Sie hielt sich an seinem T-Shirt fest, damit sie nicht sofort zusammensackte und nahm all ihren Mut zusammen, der ihr noch geblieben war. “Oppa~”, sagte sie und fing an zu weinen, “Oppa… es … es tut mir so verdammt leid …” Sie brach ab und weinte in sein Shirt. Yongguk war völlig überfordert. Erst stand Melanie vor der Tür und dann lag sie jetzt auch noch weinend in seinen Armen. Träumte er vielleicht? Nein, das war definitiv Melanie. Vorsichtig umarmte er sie, antwortete nicht auf ihre Entschuldigung. Sie schniefte laut und löste sich etwas von Yongguk, starrte jedoch weiterhin auf seine Brust. “Ich war so dumm … ich habe Sachen gesagt und getan, die ich nicht hätte tun sollen … die letzten zwei Wochen waren die schlimmsten meines Lebens …” Yongguk zog sie fest an sich, hielt ihren Kopf in seiner Hand und drückte ihn an seine Brust. Sie konnte seinen Herzschlag spüren und auch, wie er sein Gesicht in ihre Haare vergrub. “Ohh Melanie…”, hauchte er, zog sie mit sich in den Flur, warf die Tür mit seinem Fuß zu und ließ sich mit dem Rücken an ihr zusammen mit Melanie auf den Boden gleiten. Sie war zu ihm gekommen, um sich bei ihm zu entschuldigen, sie hatte das getan, wozu er zu feige war. Aber er wollte darüber nicht mehr nachdenken, er wollte sie jetzt einfach nur für immer so festhalten. Melanie kniete zwischen seinen Beinen und weinte weiter an seiner Schulter,zog Yongguk´s Geruch teif ein.Er roch nach seinen geliebten Ramen … wie sehr hatte sie diesen Geruch vermisst? Yongguk zog sie fester an sich, deswegen konnte sie fühlen, dass seine Brust sich leicht bewegte … weinte er? “Ich hab dich so vermisst”, sagte er mit zitternder Stimme und Melanie wusste sofort, dass er weinte. Sie strich über seinen Arm, wollte ihn damit beruhigen, Yongguk zog sie aber nur näher zu sich. Ein paar Minuten saßen sie so am Boden, bis Yongguk´s Hände zu ihrem Kopf wanderten und sie vorsichtig von sich schob. Er wollte sie ansehen, was er auch tat.”Warum hat das denn so lange gedauert”, hauchte er. Melanie sah ihn an, sein Gesicht war leicht rot und doch lächelte er sie an. Hieß das, dass er ihr verzieh? Sie biss sich auf die Lippe, konnte aber trotzdem nicht die Tränen unterdrücken, die unbedingt geweint werden wollten. Yongguk sah sie und beugte sich leicht vor, damit er sie vorsichtig wegküssen konnte. “E...es tut mir leid … i… ich hätte früher kommen sollen… . Das mit deiner Hand … mit deinem Kopf”, sie brach ab und wollte den Kopf senken, aber Yongguk hielt ihn dort wo er war, damit er sie weiter ansehen konnte, “Ich war einfach zu geschockt … . Es ist alles meine Schuld …” Sie war zum Ende immer leiser geworden, weinte dafür wieder. Yongguk strich mit seinem Daumen über ihr Gesicht. ”Wie kommst du darauf, dass es deine Schuld ist?”, fragte er, wollte ihr in die Augen sehen, doch sie wich seinem Blick aus. “Wie kommst du darauf?”, fragte er lauter und stand auf. Melanie holte stoßartig Luft, Weinen und Reden zusammen war einfach zu anstrengend, sie sah zu Yongguk auf, der ihr seinen Rücken zugewand hatte. “Deine Hand … du hast dich doch nur verletzt, weil du wütend auf mich warst, oder? Und dein Kopf… das… das w… war ich …”, sie legte ihren Kopf in ihre Hände und weinte wieder. Yongguk hörte sich stumm an, was Melanie zu sagen hatte. Wütend hatte er seine Hände in seine Hosentasche gesteckt, es war niemals Melanie´s Schuld gewesen. Er war selber Schuld an der Situation gewesen. “Der einzige, der hier Schuld hat bin ich! ICH habe mir die Hand verletzt, weil ICH nicht aufgepasst habe!”, er fing an im Flur zu wandern, “ICH bin gegen deinen Schrank gefallen,weil ICH dich erschreckt habe! Also rede dir bitte nicht solchen Schwachsinn ein!”
Melanie bekam leicht Panik, weil sich Yongguk von ihr entfernte, genauso wie in ihrem Traum, verließ er sie jetzt wieder? “O...Oppa~?”, fragte sie ängstlich während sie sich mit dem Rücken an der Tür hochdrückte. Sie hoffte, dass er nicht ging, hoffte dass er sich wieder zu ihr umdrehte. Yongguk wusste nicht, was er machen sollte. Er konnte jedoch Melanie´s flehen hören und auch ihre Unsicherheit. Natürlich war er am Anfang sauer auf sie gewesen, aber das auch nur solange, bis er sie anfing zu vermissen und das war sehr schnell gewesen. Er sah leicht über seine Schulter, konnte so Melanie´s panischen Blick sehen. Sie zitterte und weinte noch immer, sah auf den Boden, als würde sie ihr Todesurteil erwarten. Was tat er ihr hier eigentlich schon wieder an?! Sofort drehte er sich um und ging auf sie zu, bevor sie etwas anderes machen konnte. Er zog sie in seine Arme und drückte sie fest an sich, strich über ihre Haare und atmete ihren Geruch ein. Sie roch nach ihr, aber auch nach kalter Luft, sie roch nach Melanie. “Mel~”, flüsterte er, “Du bist wie ein Engel … so wunderschön und lieb … du verschwindest und tauchst dann unerwartet auf, wenn ich dich am nötigsten brauche …” Er nahm wieder ihr Gesicht in seine Hände und sah ihr tief in die Augen, die er so liebte. “Bitte, bitte verlasse mich nie wieder”, flüsterte er und ließ seine Hand zu ihrem Hals gleiten, konnte dort ihren schnell schlagenden Puls spüren. Melanie war einen Moment überrascht, also verzeihte er ihr! “Nie wieder”, hauchte sie. Ihr Gesicht war seinem so nah … sie dachte nicht darüber nach und überbrückte die letzten Zentimeter um ihn zu Küssen. Yongguk schloss seine Augen und genoss Melanie´s Kuss, vertiefte ihn noch etwas. Er hatte so lange darauf gewartet, genau das zu tun und jetzt war es Melanie, die ihn küsste! Nach einigen Momenten löste sich Melanie sanft von ihm, küsste noch seine Wange bevor sie ihn mit sich auf das Sofa im Wohnzimmer zog und sich mit einem seufzen wieder an seine Brust kuschelte. Yongguk war wie in Trance, ließ sich mitziehen und schloss automatisch Melanie in seine Arme. Er konnte es einfach nicht glauben, dass sie sich gerade geküsst hatten!
“Oppa?”, hörte er Melanie´s Stimme zaghaft.
“Hmm~”
Melanie war sich nicht sicher, ob sie es jetzt ansprechen sollte, doch wenn sie jetzt schon dabei waren, alles zu klären, dann konnten sie auch die Sache mit Daehyun bereinigen. “Die Sache mit Dae …”, sie konnte deutlich spüren wie er sich versteifte, “Warum warst du so sauer als ich mir um ihn Sorgen gemacht hatte? Du weißt doch, dass er wie ein kleiner Bruder für mich ist.” Yongguk setzte sich etwas auf, hielt Melanie jedoch weiterhin im Arm. Über Daehyun wollte er gerade überhaupt nicht reden. “W… warum fragst du?” Melanie biss sich auf die Lippe, sie konnte wohl schlecht Yongguk darauf ansprechen, dass sie wusste, wie er Daehyun behandelt hatte. Würde sie den wahren Grund ansprechen, warum sie das mit Daehyun ansprach … dann würde er garantiert wieder wütend werden. Sie wollte nicht noch unnötig Öl ins Feuer gießen, aber sie wollte, dass Daehyun und Yongguk sich wieder verstanden. Sie suchte krampfhaft nach einem Grund, der davon ablenkte, dass sie Bescheid wusste. “I… ich verstehe es einfach nicht…”, sagte sie stattdessen. “Puh~ gerettet”, dachte sie und kuschelte sich an seine Halsbeuge. “Ich mag es einfach nicht, wenn du über ihn redest, wenn wir zusammen sind”, seufzte er.Er konnte ihr ja nicht sagen, dass er Eifersüchtig auf Daehyun war.Schließlich war Dae immer mit Melanie zusammen, konnte alles mit ihr machen … er konnte ihr nah sein. Auch jetzt musste er seine aufkommende Eifersucht unterdrücken, ihre Sorge sollte doch in erster Linie ihm gelten … . “Es ist okay für mich, wenn ihr beide zusammen seit … aber wenn wir eine Beziehung führen wollen, dann sollte deine Sorge in erster Linie mir gelten …”
Melanie seufzte, er war ziemlich besitzergreifend, aber irgendwie gefiel ihr das auch. “Oppa”, sagte sie, “Natürlich mache ich mir erst Sorgen um dich … aber damals … Daehyun war mehr in Gefahr als du, von Eonnie zerlegt zu werden.” Sie grinste in sein Shirt und er musste auch leicht schmunzeln. Sie hatte Recht, Sandra hätte Daehyun wahrscheinlich den Kopf abgerissen, wenn sie die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Yongguk wurde jetzt klar, dass er damals überreagiert hatte. “Oppa~?”, fing Melanie wieder an, weil ihr soeben etwas eingefallen war. Sandra hatte Melanie gefragt, ob Yongguk irgendetwas mit der ganzen Sache zu tun gehabt hatte. Melanie wusste es nicht, aber auffällig war es schon gewesen, dass er Himchan aufgehalten hatte. “Hast du irgendetwas mit der Geschichte zwischen Himchan und Daehyun zu tun gehabt?” Ihre Frage erstaunte ihn.”Was meinst du?”
Melanie setzte sich hin, damit sie ihn ansehen konnte, er sah ziemlich überrascht aus, wusste er also doch nichts? “Der Kuss zwischen den Beiden und du hast Himchan damals aufgehalten, als ich mit Eonnie aus dem Zimmer gegangen war.” “Ahhh”,antwortete er erleichtert, “Ich wusste nichts davon, nicht direkt jedenfalls. Himchan und Daehyun haben oft zusammen gehangen, was sehr ungewöhnlich war. Sagen wir es so … ich hatte eine Ahnung …” Er strich Melanie´s Haare aus dem Gesicht und glitt zu ihrer Hand, die in ihrem Schoß lag. “Schlussendlich war es ganz anders … und aufgehalten habe ich ihn nur, weil nur du sie in dem Moment beruhigen konntest. Hätte es Himchan versucht, wäre das nicht gut gegangen.”
Sie nickte und verschränkte ihre Finger mit seinen. “Er hätte es viel schlimmer gemacht.” Melanie sah auf, sie wusste nicht, ob das alles war, was er zu sagen hatte, vielleicht sollten sie das später klären. “Ich dachte mir schon, dass du ihn deswegen aufgehalten hast.” Er lächelte sie mit seinem unwiderstehlichen Lächeln an, dass sie fast zum Schmelzen brachte. Sie liebte es, wenn er lächelte, das tat er viel zu selten. Yongguk nahm ihre Hand und legte sie auf sein Herz, das kräftig gegen ihre Hand schlug. “Du kannst mir vertrauen, ich wusste wirklich nichts”, sagte er leise, “Ich würde dich niemals anlügen Mel.”
“Ich glaube dir Oppa. Ich war nur etwas verwirrt an diesem Tag, es war einfach zu viel passiert …”,sie sah auf seine Hand, an der nur noch feine Narben zu erkennen waren. “Es muss noch viel bereinigt werden”, sagte Yongguk leise. Melanie nickte und er beugte sich leicht vor, sofort schlug sein Herz an ihrer Hand wieder schneller. “Ich liebe dich”, flüsterte er an ihren Lippen bevor er sie sanft küsste. Sie lehnte sich mehr an ihn, genoss den Kuss. Eigentlich hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben, diese drei Worte von ihm noch irgendwann hören zu können. Tränen der Freude liefen über ihre Wangen und in einer kurzen Pause nutzte sie ihre Gelegenheit. “Ich liebe dich auch, Oppa.”
Himchan hatte das Gefühl, dass er jetzt schon im mindestens 1000sten Laden war, aber er hatte bisher nicht ein einziges Teil gekauft. Eigentlich hatte er überhaupt keine Lust gehabt Shoppen zu gehen, aber Yongjae war ihm solange auf die Nerven gegagen, bis er schließlich nachgegeben hatte. Himchan wurde von Youngjae aus dem Laden und direkt weiter gezogen. Er fand einfach nichts, was ihm gefiel … eigentlich gefiel ihm in letzter Zeit gar nichts mehr. Ohne Sandra machte es einfach keinen Sinn irgendwie weiter zu Leben. Er vermisste sie so sehr, brachte es aber nicht über sich, zu ihr zu gehen. Sie hasste ihn garantiert dafür, dass er Melanie gedroht und ihr Angst eingejagt hatte. Himchan seufzte leise und griff sich an die Brust, in der er einen dumpfen Schmerz fühlte, Yongjae bemerkte es auch, lief aber weiter.
Er hatte inzwischen selbst eingesehen, dass er überreagiert hatte und viel zu hart zu Melanie gewesen war, aber er war nun mal wütend gewesen, hätte nicht jeder in solch einer Situation so reagiert? Youngjae zog ihn in einen neuen Laden, ging durch die Reihen und drückte Himchan ein paar Sachen zum Anprobieren in die Hand. Himchan merkte davon nicht viel, weil er Sandra vor Augen hatte, wie sie ihn angsterfüllt und mit einer bewusstlosen Melanie im Arm zu ihn aufsah. Er wollte sich bei ihr entschuldigen, dafür, dass er sie angeschrien hatte, dafür, dass er ihr solche Angst bereitet hatte. Youngjae ließ Himchan alleine weitergrübelnd im Gang stehen, weil er etwas entdeckt hatte, was ihm vielleicht gefallen könnte.
Himchan blickte ihm mit leerem Blick hinterher, sein Magen grummelte leicht, verlangte nach Essen, dass er ihn schon lange nicht mehr gegeben hatte. Er vergaß einfach zu essen, selbst wenn ihm einer etwas vor die Nase stellte, er lebte nur noch in einer leeren Hülle still vor sich hin. Seinen ganzen angestauten Frust ließ er an den Jüngeren raus, schrie sie an und fuhr wegen jeder kleinsten Sache gleich aus der Haut, später bekam er deswegen immer ein schelchtes Gewissen. Die Jungs konnten nichts dafür, dass er einen schwerwiegenden Fehler gemacht hatte, doch entschuldigen konnte er sich dafür auch nicht, sein Stolz stand ihm im Weg. Ihm blieben schlussendlich nur zwei Möglichkeiten: entweder, er ging zu Sandra und entschuldigte sich bei ihr und Melanie oder er musste Sandra vergessen. Er schloss die Augen, drehte sich schnell zur Wand und atmete tief durch. Tränen sammelten sich allein bei dem Gedanken Sandra zu vergessen in seinen Augen. Egal wie es um sie stand, er würde es niemals können, dafür liebte er sie zu sehr. Vielleicht sollte er über seinen Schatten springen und endlich zu ihr gehen, auch wenn es ihm schwer fiel und er tierische Angst vor einer Abweisung hatte. Seine Gedanken wurden von Youngjae unterbrochen, der ihm noch ein Shirt in die Hand drückte und Himchan Richtung Umkleide schob. “Los Hyung, probier die mal an”, sagte er und zog den Vorhang zu. Himchan schmiss die Sachen auf die Bank vor ihn und zog sich Jacke und Hemd aus. Egal was ihm Youngjae gegeben hatte, er würde es anziehen, selbst wenn es ein Sack mit drei Löchern gewesen wäre. Er hatte keine Lust zu irgendetwas, er wollte einfach nur nach Hause und schlafen. Himchan zog sich die Sachen an und trat aus der Kabine heraus, hatte mit Absicht den Blick in den Spiegel gemieden, weil er wusste, dass er schrecklich aussah. “Ahh~Hyung”, sagte Youngjae, als Himchan auf ihn zu kam, “So schlecht sieht das doch gar nicht aus.” Doch Himchan´s Gesichtsausdruck sprach Bände und Youngjae wollte nicht unbedingt, dass Diva-Himchan wieder hervortrat und ihn anschrie. “Wenn du sie nicht willst Hyung, dann zieh sie aus und wir gehen, vielleicht finden wir noch etwas anderes”, versuchte er ihn zu besänftigen. Himchan drehte sich mit ausdruckslosem Gesicht um, ging zurück in die Kabine und kam nach kurzer Zeit ohne die Sachen zurück. “Okay, dann nicht.”, dachte sich Youngjae und verließ zusammen mit Mr. Griesgram den Laden. Vielleicht sollten sie sich endlich auf den Weg zurück zum Dorm machen, Himchan sah nicht nur leicht wütend sondern auch ziemlich müde aus. Während sie liefen, sah Youngjae ihn unauffällig von der Seite an. Himchan hatte eine dicke Jacke an, aber auch die täuschte nicht darüber hinweg, dass er abgenommen hatte und auch sein blasses Gesicht sah nicht sehr gesund aus. Er lächelte für die Fans, versuchte sich so normal wie möglich zu verhalten, doch im Dorm war er anders. Manager Hyung versuchte ihm zum Essen zu bewegen, aber wenn er selbst seinen Lieblingskaffee nicht mehr mochte, wie sollte er da noch Essen mögen?
Die Trennung von Sandra machte ihm sehr zu schaffen und auch wenn er nicht genau wusste warum, so glaubte Youngjae, dass es etwas mit Yongguk zu tun hatte. Doch er wollte nicht bohren und Himchan noch mehr Schmerzen bereiten, stattdessen versuchte er ihn abzulenken, selbst wenn er ständig Himchan´s Zickerein dafür abbekam. Sie liefen an einem Schaufenster vorbei, in dem ein ziemlich hässliches Shirt ausgestellt war. Himchan sah einem Händchen haltenden Pärchen hinterher. Er wirkte als würde er gleich in Tränen ausbrechen, das wollte Youngjae unter keinen Umständen und versuchte ihn sofort abzulenken. “Schau mal Hyung, das steht dir bestimmt gut”, sagte er und deutete auf das neongelbe T-Shirt. Himchan sah nicht auf, meckerte nicht einmal. Er war wieder einmal völlig abwesend, dass es Youngjae die Lust zum weitershoppen verlor. “Lass uns nach Hause gehen”, sagte er schließlich geschlagen. Er war mit seinem Latein am Ende, wie sollte er Himchan ablenken, wenn der nicht einmal mit seinen Gedanken in der Realität war? Youngjae seufzte schwer und bog in die nächste Straße ein, die zum Dorm führte.
Himchan wusste nicht mehr, wie er zum Dorm gekommen war, aber urplötzlich stand er vor der Haustür. Er hatte wohl zu sehr an Sandra gedacht und dabei nicht bemerkt, wie sie hier angekommen waren. Youngjae öffnete die Tür und ließ ihn vorgehen. Himchan zog sich seine Schuhe aus, ging ein paar Schritte und blieb erstaunt stehen, weil er Youngguk zusammen mit Melanie auf dem Sofa schlafen sah. Wie war Melanie hergekommen? Hatten die beiden sich vertragen? Plötzlich traf etwas hartes seinen Rücken. Youngjae hatte nicht bemerkt wie Himchan stehen geblieben war und war mit voller Wucht in seinen knochigen Rücken hineingelaufen. “Hyung…?”, fragte er sich die Nase reibend. Himchan antwortete nicht, deswegen sah er an ihm vorbei und starrte erstaunt auf die Melanie die in Yongguk´s Armen schlief. “Sag mir bitte nicht, dass ich träume …” “Die liegen da wirklich”, antwortete Himchan schlicht und ging leise auf sie zu um eine Decke über sie zu legen. Youngjae musste dringend auf die Toilette und seine neuen Sachen wollten auch weggeräumt werden, also verschwand er schnell. Himchan nahm Zelos Kuscheldecke und legte sie vorsichtig über Melanie und Yongguk. Er wollte in sein Zimmer verschwinden, als ihn plötzlich eine Hand packte. Erstaunt sah er an sich herunter und erkannte, dass es Yongguk´s war. “Äh~”, war alles was er hervorbrachte, denn Yongguk sah ihn mit durchdringendem Blick an.
- Fortsetzung folgt -
~Please hold my hand
So I can wake up – please don’t go~
(B.A.P - Coma)
-Kapitel 11-
“Du musst es wieder richten”, sagte Yongguk leise und hielt weiterhin Himchan´s Handgelenk fest. Er sah auf sein Handgelenk und dann zu Yongguk, der Melanie im Arm hielt und die noch schlief. Seine Augen wirkten matt, ohne jeglichen Glanz oder Lebenswillen. Er war noch dünner als sonst und Yongguk bereute es, dass er nicht mehr auf die anderen und besonders auf Himchan geachtet hatte, während der letzten zwei Wochen. Im Gegensatz zu Himchan hatte er wenigstens etwas gegessen, auch wenn es nur Ramen waren. “Geh und bring es wieder in Ordnung, Himchan”, sagte er mit etwas Nachdruck, aber nicht zu laut, damit er Melanie nicht weckte.
“Sie hasst mich”, flüsterte er und schloss seine Augen, damit er nicht vor seinem Freund anfing zu weinen. Er ließ seinen Kopf hängen und schluckte schwer. “Ich habe sie angeschrien … . Ich hab …”, er wusste nicht wie er Yongguk sagen sollte, was er getan hatte. Mit keinem Sterbenswort hatte Himchan ihm gesagt, was passiert war und besonders nicht das, nachdem er ohnmächtig geworden war. Doch er musste es ihm sagen, schließlich war Himchan immer ehrlich zu ihm gewesen, selbst als es mit Sandra anfing, obwohl Manager Hyung erst dagegen gewesen war. Er hatte etwas Angst, denn wenn es um Melanie ging, war Yongguk überhaupt nicht zum Scherzen aufgelegt. “Ich … ich … Yongguk ...”, er druckste vor sich hin, holte dann aber tief Luft, “Ich habe Dinge zu Sandra und Melanie gesagt, als du ohnmächtig warst … Dinge, die ich nicht hätte sagen dürfen …”
Yongguk sah ihn skeptisch an, sah, wie verzweifelt Himchan war, offenbar war es etwas schwerwiegendes gewesen. “Was?”, fragte er nur. Er hatte immer noch sein Handgelenk in der Hand, ließ es nicht los, damit Himchan nicht einfach vor ihm flüchten konnte. “Sag mir endlich, was es war!” Himchan drehte seinen Kopf weg und sah aus dem Fenster. “Ich habe Melanie gedroht ihr etwas anzutun, wenn sie auch nur einmal wieder in deine Nähe kommt”, jetzt war es endlich gesagt und Himchan konnte fast sofort spüren, wie Yongguk sein Handgelenk fester packte, so dass es wirklich schmerzte. Jedoch ließ sich Himchan nichts anmerken, schluckte den Schmerz hinunter, er hatte ihn schließlich verdient. “Sandra hat mich erst hasserfüllt angesehen, weil Melanie in ihren Armen zusammengebrochen war, bis ich sie angeschrien habe … ich …”, er brach ab, weil er einen dicken Kloß in seinem Hals hatte. Yongguk sagte nichts, sah ihn einfach nur ungläubig an. “Du hast was?!”, fragt er schließlich.
War das der Grund gewesen, warum Melanie nicht zu ihm gekommen war? Im nächsten Moment verwarf er diesen Gedanken aber, er hätte auch genauso gut zu ihr gehen können. Himchan hatte sich von ihm weggedreht, aber Yongguk konnte ein leichtes Zittern wahrnehmen. Diese ganze Sache nahm ihn ziemlich mit und schließlich hatte er sich mit dieser Aktion selbst ins Abseits befördert. Er konnte nicht einmal sagen, ob Melanie ihm das verzeihen würde und schon gar nicht Sandra. So langsam kam bei ihm an, was Himchan überhaupt getan hatte. “Himchan …”, fing er an, wurde aber von ihm unterbrochen. ”Ich … ich hatte einfach Angst … dass auch du mich hassen wirst …” “Du kannst wirklich von Glück sagen, dass Melanie gerade in meinen Armen schläft, sonst wäre ich dir tatsächlich jetzt an die Kehle gesprungen”, sagte er mit leicht wütendem Unterton. Egal wie die Situation gewesen war, Himchan hätte das nicht machen dürfen, schließlich war er selber an seinen Wunden schuld gewesen. Er konnte spüren, dass Himchan zusammenzuckte und auch einen schwachen Versuch startete, sein Handgelenk zu befreien. Er sah Yongguk mit traurigem Blick an, der aber voller Reue war und so ließ er sein Handgelenk schließlich doch los. Himchan flüchtete nicht, ging aber einen Schritt zurück. ”E… es tut m… mir leid …”, hauchte er und sah auf den Boden. Yongguk´s Wut verrauchte, er sah, dass Himchan es wirklich bereute und solange Melanie ihm verzeihen konnte, konnte er es auch, schließlich war es wirklich eine Ausnahmesituation gewesen. “Wir wissen beide, dass du aber noch Sandra überzeugen musst und nach Melanie´s Erzählungen, kann sie ein ganz schön harter Brocken sein”, sagte er und lenkte so vom Thema ab, das sich für ihn schon erledigt hatte, immerhin war Melanie zu ihm zurückgekehrt, “Also mach dich auf den Weg.” Melanie bewegte sich in Yongguk´s Armen leicht und seine Aufmerksamkeit war sofort auf sie gerichtet, damit sie nicht vom Sofa fiel. Er zog sie fester an sich und strich ihr leicht über ihren Arm. “Es wird nichts bringen … sie hasst mich”, flüsterte er mit schwacher Stimme, “Genauso wie Melanie… . Selbst du … ich habe es gemerkt, auch wenn du es versteckt hast.” Er rieb über sein leicht gerötetes Handgelenk. “Ich hasse dich nicht Himchan … ich war nur kurzzeitig ...ich war kurz wütend,” er sah zu ihm, auch wenn Himchan´s Kopf gesenkt war, “Du hast etwas getan, dass du nicht hättest machen dürfen, aber du bereust es, also entschuldige dich und dann wird das schon wieder in Ordnung kommen.” Melanie bewegte sich noch einmal leicht und schmiegte sich mehr an Yongguk´s Brust.
Was die Beiden nicht bemerkten war, dass sie wach war und genau hören konnte, was sie sagten. Sie hatte Himchan am Anfang tatsächlich gehasst, aber nicht weil er ihr gedroht hatte, das hatte sie sogar irgendwann verstanden, sondern weil er ihrer Eonnie so wehgetan hatte. Es war sehr viel an diesem Tag passiert, trotzdem hatte er einfach kein Recht dazu gehabt, sie so anzuschreien. Selbst sie hatte damals in ihrem Zustand Sandra´s Angst gespürt und wusste aber auch, dass es ihr tierische Angst machte, wenn jemand lauter wurde oder sie gar anschrie. Melanie wusste jedoch nicht, ob das auch Himchan wusste, aber wenn doch, dann war er ein richtiger Dreckskerl! Und wie Yongguk auch gesagt hatte, könnte es etwas schwieriger werden, Sandra zu überzeugen … obwohl … so sicher war sich Melanie dann doch nicht. Schließlich hatte sie jede Nacht Sandra weinen hören, auch wenn sie es versucht hatte vor Melanie zu verstecken und stark zu bleiben. Es war Himchan´s Name, den sie im Schlaf rief, es war Himchan´s Name nach dem sie weinend sagte … es war Himchan, den sie anflehte, sie nicht zu verlassen. Sie vermisste ihn, keine Frage, aber sie war manchmal einfach zu dickköpfig und nachtragend … und dann war da noch die Sache mit Daehyun. Melanie hatte die ganze Zeit mit ihm im Kontakt gestanden, aber er hatte sich nicht getraut zu Sandra zu gehen und sich zu entschuldigen, auch wenn Melanie alles mögliche getan hatte um zu vermitteln. Aber Sandra war hart geblieben und Daehyun hatte einfach zu große Angst vor ihrer Abweisung. Sie hörte wie Himchan schniefte und wurde so aus ihren Gedanken gerissen. Beide hatten nicht mehr geredet und so langsam konnte sie nichts mehr in ihrem rechten Arm fühlen, weil der langsam einschlief. “Geh zu ihr Himchan”, hörte sie Yongguk flüstern. “Sie hasst mich … genauso wie Melanie”, antwortete er leise schniefend.
Melanie wollte ihn nicht länger zappeln lassen. “Ich hasse dich nicht, Oppa”, sagte sie und öffnete ihre Augen. Er sah sie erschrocken an, während Yongguk still blieb und ihr weiter über ihren Arm streichelte. “D… d… du hasst m… mich nicht?”, fragte er erstaunt. Melanie genoss kurz Yongguk´s Streicheleinheiten, ließ dabei aber Himchan nicht aus den Augen. Er sah genauso schlimm aus wie ihre Eonnie, blass, abgemagert und mit rot verweinten müden Augen. “Du stehst nicht gerade auf meiner Sympathieliste ganz oben … aber ich hasse dich nicht,” er sah sie erleichtert an und sie sah wie ein feuchter Glanz sich in seinen Augen bildete, “Ich habe es am Anfang getan, weil du meiner Eonnie wehgetan hast, aber ich kann dich verstehen. Im Grunde bin ich schließlich Schuld. An diesem Tag ist einfach zu viel passiert,” Himchan atmete erleichtert auf und man sah ihm deutlich an, dass ihm wahrscheinlich gerade ein ganzer Mount Everest von der Seele fiel. “Das soll jetzt aber nicht heißen, dass ich es toleriere was du getan hast, dafür musst du sowieso noch vor Sandra Geradestehen …”, er sah plötzlich so mutlos aus, dass es Melanie im Herzen wehtat, ihn so zu sehen. “Eonnie liebt dich Oppa… . Glaube mir…”, sagte sie leise während sie es sich wieder an Yongguk´s Brust bequem machte, aber immer noch Himchan ansah. Yongguk spürte einen leichten Stich der Eifersucht, ließ sich aber nichts anmerken, da er verstand, dass das hier gerade wichtiger war. Auch er sah zu seinem Freund, der vor ihnen stand und vor Freude weinte. “S… sie liebt mich noch?,” fragte er noch einmal zur Sicherheit, “Sie …. sie hatte mich schließlich vor zwei Wochen weggeschickt … es klang endgültig …”
Er fuhr mit seinem Ärmel über seine Augen, wischte damit seine Tränen weg. Melanie löste sich sanft von Yongguk, strich kurz beruhigend über seinen Arm, setzte sich auf und ging auf Himchan zu, während er sich wieder richtig auf das Sofa setzte. Er zog scharf Luft ein, als Melanie Himchan umarmte und ihren Kopf auf seine Brust legte, sie war seine Freundin und umarmte einen anderen Mann! Himchan war genauso erstaunt und bewegte sich deswegen nicht. “Sie liebt dich wirklich”, flüsterte sie und umarmte ihn noch etwas fester, wollte ihm damit etwas Trost geben. Im Moment war es ihr egal, was Yongguk jetzt dachte, sie musste Himchan helfen und somit auch ihrer Eonnie. “Sie leidet unter eurer Trennung und du auch. Geh zu ihr und redet miteinander.” Er schluchzte laut auf und umarmte sie nun auch, legte seinen Kopf auf ihre Schulter und weinte. Es tat so gut von Melanie zu hören, dass Sandra ihn vermisste, so hatte er sicher eine Chance, dass sie ihm verzeihen konnte. Es machte ihm Hoffnung.
“Auch wenn sie sauer werden sollte, lass nicht locker! Du darfst auf keinen Fall aufgeben!”, sie strich beruhigend über seinen Rücken, spürte dabei deutlich Yongguk´s stechenden Blick in ihrem Nacken. Er löste sich von ihr, schniefte und nickte. Yongguk knurrte leise, damit Himchan endlich sein Mädchen losließ. Das tat er auch, sah aber nur Melanie an, die jetzt einen Schritt vor ihm stand und ihn abwartend ansah. “Ich habe Angst Mel… Angst, dass sie mich nicht mehr will … ich vielleicht umsonst kämpfe …,” flüsterte er, kam aber nicht weiter, weil Melanie mit ihrer Hand ausholte und einen überraschten Himchan so auf den Boden schickte. Er hielt sich seine geschlagene Wange und auch Yongguk blickte ziemlich überrascht von Melanie zu Himchan. Warum hatte sie das getan? “DU HAST ANGST UMSONST ZU KÄMPFEN?!”, schrie sie ihn an, “SAG MAL SPINNST DU?! WENN MAN JEMANDEN LIEBT, KÄMPFT MAN UM IHN BEDINGUNGSLOS!” Melanie war so wütend! Was fiel ihm ein! Himchan sah sie noch immer starr an. DAMIT hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Melanie wollte zu Himchan, um ihm Verstand in seinen Kopf zu befördern, doch Yongguk war schneller und hielt sie fest. “Beruhige dich, ich glaube das hat er verstanden” Das hatte er tatsächlich! Er liebte Sandra, er würde alles für sie tun, alles, damit er wieder bei ihr sein konnte. Selbst wenn es die letzte Minute seine Lebens sein würde, er wollte sie im Arm halten, ihre Stimme hören, Lachen sehen … einfach alles von ihr. Seine Wange brannte … aber Melanie hatte Recht. Wenn man jemanden liebte, war nichts umsonst, selbst wenn man verlor.
Youngjae war noch schnell im Bad gewesen und kam nichtsahnend ins Wohnzimmer. Er blieb erstaunt stehen, weil Himchan am Boden saß und Yongguk Melanie festhielt. “Da lässt man euch mal eine Minute allein …”, seufzte er und ging zu Himchan. Er kniete sich vor ihn und nahm vorsichtig seine Hand von der Wange um zu sehen, wie schlimm es war. “Alles okay?”, fragte er, nachdem er die rot leuchtende Wange sah. Das musste wehtun. Himchan ignorierte Yongjae und sah zu Melanie, die sich endlich beruhigt hatte. “Ich habe es kapiert”, flüsterte er, stand langsam auf und ging zur Haustür, durch die er dann auch verschwand. Alle drei blickten ihm einen Moment erstaunt hinterher. “Na toll! Da dampft er einfach ab!”, sagte Youngjae und stand vom Boden auf. Melanie hatte sich wieder an Yongguk gekuschelt, der gerade ihre Stirn sanft küsste und über ihr Haar strich. Sie ignorierte Youngjae einfach, weil sie auch nicht wusste, was sie ihm sagen sollte. “Was machen wir jetzt?”, fragte sie stattdessen Yongguk. “Es ist schon etwas spät und du hast sicher schon lange nicht mehr ordentlich geschlafen,” er lächelte sie an, “Lass uns schlafen gehen.” “Sucht euch ein Zimmer, Hyung”, sagte Youngjae, weil Yongguk Melanie gerade leicht auf die Lippen küsste.
“Aber mal ehrlich … . Was ist mit Himchan? In seinem Zustand sollten wir ihn vielleicht nicht alleine lassen …” Yongguk sah ihn an. Er hatte Recht… aber er glaubte, dass Himchan in nicht all zu langer Zeit bei Sandra sein würde. “Mach dir keinen Kopf, er ist alt genug um auf sich selber aufzupassen.” “Was ist, wenn nicht”, fragte Youngjae leicht verzweifelt.
“Dann hast du nur einen schlechtgelaunten Hyung weniger”, ärgerte Melanie ihn. “Noona!”, er machte ja auch gerne Scherze, aber das mit Himchan war überhaupt nicht lustig, “In Himchan Hyungs Zustand kann alles gefährlich sein, selbst ein Bordstein der ihm zufällig ans Knie springt!” Yongguk grinste leicht und ließ Melanie los, er wuschelte durch das Haar des Jüngeren. “Er wird sich schon nichts antun.” Er nahm Melanie´s Hand und zog sie mit zu seinem Zimmer. “Seid wenigstens leise!”, rief ihnen Youngjae laut hinterher. Yongguk lachte hinter ihm und dann hörte er, wie die Tür geschlossen wurde. In seinem eigenen Zimmer angekommen, schloss er leise die Tür und lehnte sich daran. Er sah sich im menschenleeren Raum um. Eine Frage stellte sich schon den ganzen Tag: Wo war eigentlich Daehyun?
Sandra stand in völliger Dunkelheit… . Sie versuchte etwas zu sehen, konnte aber nicht feststellen, wo sie war. Sie wusste nicht ob sie auf einer Straße, einem Weg oder in einem Raum stand. Sie hörte auch nichts, rein gar nichts. Und das machte ihr etwas Angst … sie war allein.
Sie hatte ein komisches Gefühl, das sie frösteln ließ, deshalb rieb sie sich auch über ihre Arme. Ihr T-Shirt spendete ihr keine Wärme, außerdem hatte sie das Gefühl, dass es kälter wurde. “Hallo?!”, rief sie laut und hörte den Nachhall. Also stand sie in einem Raum. Aber was tat sie eigentlich hier? Wie war sie hierher gekommen? War das etwa nur ein Traum. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie irgendwohin gegangen war, nachdem Jongup und Zelo sie ins Bett gebracht hatten.
Plötzlich hatte sie das Gefühl Schritte zu hören und drehte sich suchend um. Sie konnte nicht genau sagen, woher sie kamen, aber das waren definitiv Schritte, die sie hörte! Sie sah sich weiter suchend um, versuchte irgendetwas zu sehen, aber wie sollte sie überhaupt etwas sehen können, wenn sie nicht einmal ihre Hand sah, wenn sie diese direkt vor ihren Augen hielt. Aber hier war jemand! Es waren eindeutig Schritte, auch wenn sie schleppend klangen, so als würde der Besitzer der Füße lustlos irgendwohin laufen.
"Hallo?" rief sie wieder bekam aber auch dieses mal keine Antwort. Doch da spürte sie plötzlich, wie sie etwas von links streifte, oder besser gesagt, jemand. Denn diesem Jemand gehörten die Schritte, die sie hören konnte. Sofort stieg ein Geruch in die Nase, den sie blind unter tausenden erkennen würde, denn dieser Geruch gehörte nur einem! "Himchan ..." hauchte sie und drehte sich zu ihm, da er schon an ihr vorbeigelaufen war, doch er ignorierte sie und schleppte sich weiter. “Himchan!" rief sie lauter, doch auch jetzt reagierte er nicht. Ihr Herz schlug so laut in ihrer Brust, dass sie nichts anderes mehr hören konnte und sie bekam Panik, denn sie konnte somit auch Himchan´s Schritte nicht mehr hören. “HIMCHAN!!!!”, schrie sie verzweifelt und Tränen fingen an über ihr Gesicht zu laufen. Als hinter ihr ein Licht schwach anfing zu leuchten, drehte sie sich sofort um und erkannte, dass sie in einem Gang stand, ähnlich dem eines Krankenhauses. Ein leichter Anflug von Panik kam in ihr auf, doch Sandra ignorierte sie , weil sie Himchan jetzt richtig sah. Er schlurfte mit hängenden Schultern auf das Licht zu. Sie überlegte nicht lange und lief ihm hinterher, griff nach seinem Handgelenk und versuchte ihn aufzuhalten und er blieb tatsächlich stehen, sah aber niedergeschlagen und mit leerem Blick auf den Boden.
“Was ist mit dir?”, fragte sie. Er drehte seinen Kopf und sah sie so ausdruckslos an, dass sie seinen Arm erschrocken losließ. Sofort setzte er sich in Bewegung und ging, ohne sich auch nur einmal zu ihr umzudrehen, weiter auf das Licht zu. Sie konnte ihm nur völlig erstarrt hinterher sehen. Was war mit ihm?! "Wo willst du hin? Warum antwortest du mir nicht?!", schrie sie ihm hinterher, doch er lief mit gesenktem Kopf einfach weiter. Sie konnte ihn nicht einfach gehen lasen, jetzt wo er hier bei ihr war! Also lief sie ihn schnell hinterher und griff diesmal nach seiner Hand, auch dieses mal blieb er stehen, sah sie aber wieder mit dem gleichen ausdruckslosen Gesicht an. “Chanie~", hauchte sie, "Bitte..." Es war, als würde jetzt ein Schalter in ihn umgelegt werden, denn der Glanz kehrte in seine Augen zurück und Sandra atmete erleichtert auf. Doch das blieb nicht lang! Denn Himchan´s Gesicht verzehrte sich vor Wut, sodass sie Angst bekam, aber sie ließ ihn nicht los! “Du hast mich verraten!!!" schrie er sie an, “Du hast mich verlassen!!!"
"Das würde ich nie tun!", antwortete sie verzweifelt, "Ich liebe dich doch." Tränen sammelten sich in ihren Augen, liefen über ihre Wangen und tropften auf den Boden, was sie deutlich hören konnte. “Du liebst nur dich selber!!! Du bist doch an allem Schuld!!!", schrie er weiter. Sie ließ ihn los. Was hatte er gesagt? Sowas würde Himchan niemals zu ihr sagen! Sie war so erstaunt, dass sie nicht bemerkte, wie er sich umdrehte und weiter lief, immer näher zum Licht. Sandra lehnte sich an die Wand und ließ sich daran runterrutschen, sodass sie am Boden saß. Sie zog ihre Knie an und umarmte sie weinend. Was hatte sie getan?! Sie wusste es nicht … War es vielleicht, weil sie Himchan weggeschickt hatte? Weil sie sich gestritten hatten? Sie wusste es einfach nicht … .
Sie wusste nicht wie lange sie dort am Boden saß, aber sie hatte so sehr geweint, dass sie einen Schluckauf bekam. Sie versuchte sich zu beruhigen und sah zum Licht. Sie musste ihm hinterher! Egal was er sagte, egal was er tat, er liebte sie. Das wusste sie einfach und daran zweifelte sie keine Sekunde! Sie stemmte sich vom Boden und rannte auf das Licht zu, direkt hindurch und musste einen kurzen Moment blinzeln, weil es so hell war. Sie scannte das Dach, auf dem sie jetzt stand und sah auch fast sofort Himchan, der an der Kante des Hausdaches stand. Sandra bekam es sofort mit der Angst zu tun! Er wollte doch nicht etwa springen?! “Oh Gott, Himchan!”, rief sie voller Panik, “Bitte komm da weg!"
Er sah über seine Schulter und blickte sie wieder mit diesem ausdruckslosem Blick an. “Du bist Schuld”, sagte er leise, was sie ganz deutlich verstehen konnte. ”Chanie … nein …”, sie war völlig überfordert und wusste nicht, was sie tun sollte. Himchan strafte sie mit seinem verächtlichen Blick, riss sich etwas von seinem linken Handgelenk und ließ sich fallen. Sandra war nicht weit entfernt von ihm und rannte sofort los, bekam aber nur noch sein Armband zu fassen, dass er sich abgerissen hatte. Sie konnte ihn in die Dunkelheit fallen sehen, seine Augen ließen sie keine Sekunde los, bis er schließlich ganz verschwand. “HIMCHAN!!!”, schrie sie ihm verzweifelt hinterher. “WARUM?!!!”, sie ließ sich auf die Knie fallen und hielt fest sein Armband in der Hand. Tränen tropften darauf und sie schrie. Sie drückte sich das Armband fest an ihr Herz und schrie.
Schrie … und wachte auf. Sandra brauchte einen Moment bis sie bemerkte, dass sie in ihrem Zimmer war, in ihrem Bett … es war alles nur ein Traum gewesen. Sie sah weinend auf ihre verkrampfte Hand und hielt erschrocken ihren Atem an. Sie sah geflochtenes schwarzes Leder, das silberne Auge und das Unendlichkeitssymbol … und sie sah auch das silberne Rechteck, welches dazwischen lag. Sie drehte ihre Hand leicht und sah die Gravur darauf… “Himchan & Sandra”. Sandra schloss die Hand um das Armband. Wie war es in ihre Hand gekommen, sie hatte es schließlich noch getragen? Hatte sie es sich im Schlaf abgemacht? Sie drückte es sich an die Brust und weinte. Das war das Gegenstück, das auch Himchan trug … ihr Teil des Versprechens, für immer zusammen zu bleiben. Sie schluchzte laut, und hielt es so fest an die Brust, dass es schmerzte. “Himchan ….”, flüsterte sie in die Dunkelheit und weinte.
Daehyun kickte frustriert einen Stein vor sich her, als er gedankenverloren und ziellos durch den Park ging. Er war schon den ganzen Tag unterwegs, wollte seine freie Zeit ohne Yongguk´s Sticheleien verbringen. Wie so oft in letzter Zeit war er sowieso ständig allein. Alle gingen ihm aus dem Weg, nur sein Freund beschäftigte sich mit ihm, aber das auch nur, wenn er mal wieder eine neue Gemeinheit vom Stapel ließ. Er seufzte laut und vergrub seine Hände in die Jackentasche, da es schon etwas kalt war, es ging immerhin schon auf den Abend zu. Er wusste, dass die beiden Maknaes bei ihren Noonas waren. Er wäre auch gerne mitgegangen, aber nach allem, was passiert war, war Sandra Noona ihm garantiert noch nicht wohlgesonnen. Er vermisste sie so schrecklich und auch wenn er mit Melanie schrieb, so wollte er einfach wieder bei ihnen sein, mit ihnen reden und lachen. Es wäre wahrscheinlich das beste, wenn er einfach verschwand, ihn wollte doch sowieso keiner … . Wenn er Himchan Hyung sah, bekam er immer sofort ein schlechtes Gewissen, doch er hatte nur Sandra Noona im Kopf und daher war Himchan völlig neben der Spur. Auch Youngjae´s ständige Shopping Ablenkversuche funktionierten nicht … Youngjae hatte im Prinzip auch eine Mitschuld. Ihm war schließlich diese total bescheuerte Idee mit Himchan und Daehyun erst eingefallen. Er kickte den Stein wütend ins hohe Gras und schreckte ein paar Enten auf, die davonflogen. Etwas gutes hatte es, wenn er einfach verschwand: Er wäre den Schikanen von Yongguk nicht mehr ausgesetzt. Die letzten zwei Wochen waren einfach die Hölle! Nachdem er wieder genesen war und wieder mitproben konnte, war Daehyun sein ständiges Opfer gewesen. Er hatte andauernd etwas zu meckern, obwohl Daehyun genau wusste, dass es so in Ordnung war, wie er es machte. Wenn keiner der anderen hinsah, warf er sein Handtuch und manchmal auch seine Wasserflasche in die entfernteste Ecke. Wenn Daehyun seine Sachen dann aufsammelt, blieb er immer gleich Abseits, so konnte er dem am besten aus dem Weg gehen. Yongguk war zu Recht wütend auf ihn, aber das alles hatte er nicht verdient! Yongguk ließ ihn nicht schlafen, weil er den Maknaes beim Zocken erlaubte, den Fernseher lauter zu machen, oder so laut Musik hörte, dass es unmöglich war zu schlafen … selbst mit Kopfhörern. Wenn Daehyun irgendwann dann doch einschlief, dann nur, weil er so viel geweint hatte. Aber das schlimmste war, dass er zu dem Schlafmangel Daehyun auch noch extra Proben aufbrummte … und er nahm alles stillschweigend hin … was blieb ihm auch anderes übrig?
Auch wenn viele es nicht glaubten, so verstand und vertraute er Yongguk mehr als den anderen. Sie redeten nicht viel, aber das war auch nicht nötig, denn die beiden verstanden sich auch ohne Worte … und genau das machte es noch unerträglicher wie Yongguk Daehyun behandelte. Er wünschte sich so sehr, dass er die Zeit zurückdrehen konnte, dass es niemals zu diesem Kuss gekommen wäre und somit auch nicht zu diesem ganzen Chaos, das er verursacht hatte. Er schluckte schwer und unterdrückte seine Tränen.
Daehyun war so in seinen Gedanken versunken gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie ihn seine Füße zu dem Haus seiner Noonas getragen hatten. Er überlegte nicht lange und drückte auf die Klingel und hoffte …. ja was hoffte er eigentlich? Er wollte einfach seine Noonas zurück, mehr wünschte er sich nicht.
Sandra bemerkte erst gar nicht das Klingeln. Ihre Tränen wollten einfach nicht versiegen. Als es etwas lauter klingelte, erschrak sie und sah erstaunt auf. Melanie hatte einen Schlüssel und ihre Maknaes waren erst vor kurzem hier gewesen, das verriet ihr der Blick auf ihre Uhr. Sie wollte niemand anderen sehen und blieb deshalb sitzen, ließ es klingeln und mittlerweile auch klopfen. Alles kam bei ihr nur dumpf an. Ihr Traum hatte sie so sehr geschockt … Sollte er etwas, irgendetwas bedeuten? Das war schließlich das erste mal, dass sie so etwas geträumt hatte… und sie wollte es auch nie wieder! Es klingelte immer noch und so langsam nervte es sie tierisch. Wer auch immer dort klingelte, hatte wohl keine Ahnung, was es bedeutete, wenn man nach mehrmaligem klingeln immer noch vor verschlossener Tür stand oder aber dieser Jemand wusste, dass sie zu Hause war. Mit einem schwachem Seufzen versuchte sie aufzustehen, fiel aber zweimal zurück auf ihr Bett, weil ihre Beine zu schwach waren, aber sie schaffte es, musste sich aber an der Wand abstützen. Sie sah nichts, bekam sofort Panik! “Du bist wach”, flüsterte sie vor sich hin. Nach mehrmaligen Blinzeln sah sie etwas, auch wenn es nur verschwommen war. Ihr war schlecht und schwindlig, deswegen konnte sie sich nur langsam vorran gehen. Fast blind tastete sie sich zu ihrer Tür, die nur angelehnt war. Sie bereute es jetzt, dass sie in letzter Zeit nicht viel gegessen hatte, denn das machte sich jetzt in ihrem Kreislauf bemerkbar. Sie blieb kurz stehen, weil sie sich die Hand auf den Mund drücken musste, in der anderen hielt sie immer noch ihr Armband fest an die Brust gedrückt. Das Klingeln hatte mittlerweile aufgehört, nur schwach vernahm sie Stimmen vor der Tür. Sandra machte einen kleinen Schritt und auch wenn ihr immer noch schlecht war und sie nicht wirklich etwas sehen konnte, tastete sie sich weiter zur Tür. “Verdammt!”, flüsterte sie, weil sie Melanies Vase von der Komode im Flur gerissen hatte. “Jetzt wird sie sicher sauer auf mich sein”, hauchte sie und tastete sich weiter. Doch plötzlich stolperte sie über etwas, das im Flur lag, fand keinen Halt mehr und fiel.
Daehyun sah erstaunt auf den älteren Herren, der neben Sandra und Melanie wohnte, weil er ihm die Haustür öffnete. “Ich bin so froh, dass du hier bist, mein Junge”, fing er sofort an bevor Daehyun auch nur fragen konnte, was los war. “Wir haben einen Schrei aus der Wohnung der Mädchen gehört”, er war total aufgewühlt und schob Daehyun die Treppe hinauf zu der Tür, vor der schon seine Frau wartete. “Sie machen nicht auf”, sagte sie verzweifelt. Daehyun verstand nicht wirklich, was los war und wollte auch gerade danach fragen, als ein ohrenbetäubendes Krachen und Poltern zu hören war. Er sah erschrocken auf die geschlossene Tür, denn dieses Geräusch konnte nur eine Sache verursachen! “Oh mein heiliger …”, flüsterte die alter Dame neben ihm, doch Daehyun ignorierte sie und wühlte in der Erde des Blumentopfes, in dem ein Haustürschlüssel versteckt war. Er öffnete vorsichtig die Tür, die gewaltig knirschte und musste sich etwas gegen die Tür stemmen, da irgendetwas unter ihr geraten war. Daehyun schaffte es schließlich mit der Hilfe des Nachbarn, unter heftigem knirschen der Tür und sah erschrocken in den Flur der Mädchen. Der ganze Flur war voller Spiegelscherben, und mitten drin Sandra, die unter dem wuchtigem Holzrahmen lag. Er hörte wie die Nachbarn sofort in ihre Wohnung gingen um den Notarzt zu rufen. Daehyun blieb wie erstarrt stehen, und starrte geschockt auf den Boden, denn Sandra bewegte sich nicht, lag einfach still da … doch dafür breitete sich langsam eine riesige Blutlache unter ihr aus und sie wurde immer größer … .
- Fortsetzung folgt -
~Hurry and save me~
(B.A.P - 1004)
- Kapitel 12 -
Melanie hatte so Recht gehabt, dass dieser Spiegel da falsch hing! Sandra musste kichern, was in ihrer derzeitigen Situation überhaupt nicht angebracht war. Sie lag am Boden und spürte, dass ihr Rücken ganz warm wurde. Seltsamer Weise hatte sie aber keine Schmerzen, fühlte eigentlich gar nichts und das obwohl sie ganz offensichtlich einiges abbekommen hatte. Bewegen konnte sie sich auch nicht, dafür war der Holzrahmen zu schwer und sie zu schwach. Jedoch hielt sie ihr Armband weiterhin fest an ihre Brust gedrückt. Sie versuchte ihren Kopf zu drehen, doch sie schaffte es nicht, da er unter dem Rahmen ebenso eingeklemmt war, wie ihr restlicher Körper. Sandra zog scharf die Luft ein als ein Glassplitter ihr ins Gesicht schnitt, knapp unterhalb des rechten Auges. Sie sollte lieber liegen bleiben und hoffen, dass ihr jemand zur Hilfe kam, deswegen schloss sie ihre Augen und bewegte sich nicht mehr. Sofort sah sie Himchan vor sich. “Ist das deine Rache, Chanie~?”, hauchte sie als sie plötzlich ein lautes knirschen hörte, sie zuckte nicht einmal vor Schreck zusammen, was sie sonst eigentlich getan hätte. Was blieb ihr auch anderes übrig, als still liegen zu bleiben? Denn auch wenn sie nichts fühlte, so schnitt sie sich trotzdem mit jeder Bewegung in die Haut und das wollte sie so wenig wie möglich.
Daehyun wachte sehr schnell aus seiner Starre auf und bewegte sich vorsichtig auf Sandra zu. Es knirschte laut unter seinen Schuhen, er musste sich langsam bewegen, damit ihm keine Splitter durch die Schuhe traten. Mit einem Fuß schob er einen Haufen Scherben beiseite und kniete sich vorsichtig hin. “Noona?”, fragte er vorsichtig. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, da sie es von ihm weggedreht und somit auch unter dem Spiegel verborgen war. Er wusste nicht wirklich, was er machen sollte, aber sie blutete offensichtlich stark und deswegen musste er wenigstens irgendetwas machen. “Spiegel”, flüsterte er und hob den schweren Rahmen an und schaffte es irgendwie ihn an die Wand zu lehnen. Er sah sofort zu Sandra und erschrak. Sie war nicht nur voller Blut, sondern auch abgemagert und bleich. Damit hatte er nicht gerechnet! Er schüttelte seinen Kopf um seine Gedanken zu verdrängen. Das war jetzt unwichtig! Er kniete sich wieder neben sie und sah auf ihren Rücken. Ihr Shirt war zerrissen und saugte sich immer mehr mit Blut voll, er schob es etwas auseinander und konnte einen langen und tiefen Schnitt auf ihrer Haut erkennen. Er zog sich seine Jacke und sein Hemd aus, die Jacke legte er neben sich, das Hemd drückte er vorsichtig auf ihre Wunde. Während er sie weiter abdrückte, drehte er Sandra vorsichtig auf den Rücken und legte ihren Kopf vorsichtig auf seine Beine. “N… Noona?”, flüsterte er. Ihre Augenlider bewegten sich ganz leicht und nach ein paar Blinzlern waren sie auch offen. Sandra´s grüne Augen waren matt und glanzlos, aber wenigstens war sie bei Bewusstsein. Daehyun sah sie nicht direkt an und beseitigte lose Splitter von ihrer Haut. Er hatte Angst vor ihrer Abweisung bis er eine Faust an seinem Kinn spürte.
Erstaunt sah er zu Sandra, deren Hand jetzt auf ihrer Brust ruhte, er erkannte, dass sie irgendetwas darin hielt. Ihr Schlag war ohne jegliche Kraft gewesen und diente nur dazu, dass Daehyun sie endlich ansah. Sandra´s Sicht war noch immer teilweise verschwommen, jetzt, als sie lag, sah sie aber wenigstens etwas klarer. Daehyun hatte sie vorher aber schon an seiner Stimme erkannt. Er sah sie an und Tränen bildeten sich in seinen Augen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen, so abgemagert und verletzt … und es war seine Schuld. Wenn er doch bloß nicht auf Youngjae´s blöde Idee eingegangen wäre, dann wäre das nie passiert. Sandra sah ihn an und auch wenn Daehyun versuchte ihrem Blick auszuweichen, so konnte er es nicht. Er hatte so oft versucht endlich über seinen Schatten zu springen und sich bei ihr zu entschuldigen, jetzt gerade war ein undenkbar schlechter Zeitpunkt, doch er musste es einflach loswerden! “N… Noona …”, seine Stimme war rau von ungeweinten Tränen, weshalb er sich räusperte. Sie lag immer noch still auf seinen Beinen und sah ihn direkt an. “E… es tut mir so schrecklich leid, Noona …”, sagte er und brach ab. Daehyun schluckte schwer und konnte sie einfach nicht mehr ansehen. Seine Schuldgefühle zerfraßen ihn von innen. Zwei Wochen, die sich für ihn wie Jahre anfühlten, mussten vergehen, damit er diese Worte endlich sagen konnte. Er hatte einfach zu große Angst, dass sie ihm nicht mehr verzeihen konnte … er liebte sie doch wie eine leibliche Schwester … sie war wie eine Schwester.
Sandra sah, wie schwer es Daehyun fiel, nicht zu weinen. Er war so jung und hatte wegen ihrer Sturheit so lange gelitten, selbst wenn sie es gewollt hätte, sie konnte ihm einfach nicht mehr böse sein. Sie hob vorsichtig ihren linken Arm und wischte ihr Blut, dass wohl vom “Schlag” stammte, vorsichtig von Daehyun´s Kinn. Erstaunt drehte er seinen Kopf wieder zu ihr und sah sie an. Er sah so müde und traurig aus und als er in ihren Augen sah, dass sie ihm nicht böse war, konnte er es nicht mehr an sich halten und weinte. Vorsichtig beugte er sich etwas zu ihr und drückte ihren Kopf vorsichtig an seine Brust. Er weinte in ihr Haar, ihm war es egal, dass er jetzt wahrscheinlich voller Blut und Scherben war. “Du verzeihst mir Noona?”, fragte er zur Sicherheit. Sanft löste er sich von ihr, strich ein paar Haare aus ihrer Stirn und sah sie an. Ein paar Tränen waren auf ihr Gesicht getropft und brannten etwas. Daehyun wischte die blutigen Tropfen vorsichtig von ihrem Gesicht und wartete auf eine Antwort. Natürlich tat sie das, ohne Frage und rang sich ein leichtes Lächeln ab. “Du tropfst mich voll, Dae”, flüsterte sie stattdessen, als wieder eine Träne in eine offene Wunde lief, “Wenn du jetzt aufhörst zu weinen, dann verzeihe ich dir, denn das brennt nämlich wirklich.” Sie lächelte noch immer, versuchte einen Scherz zu machen. Wieder tupfte er vorsichtig mit seinem Hemdärmel die Tränen weg, lächelte aber leicht. Er holte gerade Luft, um etwas zu sagen, als endlich der Notarzt kam. Daehyun sah zu ihm, stand aber nicht auf, da er noch immer die Wunde auf Sandra´s Rücken abdrückte. Der Notarzt schob, wie auch schon Daehyun davor, Scherben mit seinem Fuß zur Seite und sah zu Sandra. Diese sah panisch von Daehyun zum Arzt. Sie hatte tierische Angst vor Ärzte, was außer Himchan und Melanie keiner wusste. Ihr Herzschlag und ihre Atmung beschleunigten so schnell, dass der Arzt es sofort bemerkte und auch Daehyun. “Es ist alles in Ordnung, Noona, ich bin hier”, versuchte er sie zu beruhigen. Der Arzt machte es kurz und schmerzlos und kümmerte sich um die größten von ihren Wunden. Ein anderer entfernte einige Scherben und prüfte ihre Vitalwerte. “Wir müssen sie schnell ins Krankenhaus bringen. Sie hat einiges an Blut verloren und auch die restlichen tiefen Splitter und Wunden müssen richtig behandelt werden”, sagte der Arzt zu Daehyun während er sich schnell um ihren Rücken kümmerte. Daehyun sah Sandra die ganze Zeit ins Gesicht, da der Arzt ihr T-Shirt aufgeschnitten hatte, um sie zu behandeln. Mittlerweile weinte sie stumm und hielt sich krampfhaft an ihrem Armband fest. Sie konnte nicht viel dagegen ausrichten, dass sie schlussendlich auf eine Trage gehoben und direkt in den Krankenwagen befördert wurde. Daehyun blieb die ganze Zeit bei ihr, worüber sie mehr als dankbar war. Einer der Ärzte stach ihr mehrere Nadeln in den Arm, entlockte ihr damit mehrere leise Schreie und noch mehr Tränen. Der andere versuchte schon zum 4. Mal ihre Hand zu öffnen und ihr das Armband wegzunehmen. “Pech gehabt, dafür bin ich noch kräftig genug!”, dachte sie und der Arzt gab schließlich auf. Der Wagen fuhr los und Sandra ließ ihren Kopf zur Seite fallen, damit sie Daehyun ansehen konnte. “Dae~”, hauchte sie schwach, weil ihre Sicht immer und immer mehr verschwamm. Er reagierte sofort und nahm ihre Hand, schwach lächelte er sie an und wischte mit seinem Finger eine Träne von ihrer Wange. “Ich bin hier”, antwortete er. Sie hob ihren rechten Arm und legte vorsichtig etwas in seine Hand. Er sah hinein und erkannte das Armband, dass auch Himchan trug. Erstaunt sah er zu ihr, sie sagte etwas, aber weil es so leise war, konnte er es nicht verstehen, instinktiv wusste er, was sie von ihm wollte. “Ich werde es mit meinem Leben beschützen, Noona”, sagte er und schloss seine Hand um das blutige Armband. Sandra lächelte ihn schwach an, ihre Augen fielen ihr immer und immer wieder zu und mit jedem mal wurde es schwerer sie wieder zu öffnen. Sie war froh, das es jetzt in Sicherheit war. “Da bist du sicher mein Herz”, flüsterte sie leise bevor es endgültig schwarz wurde.
Yongguk schloss immer noch lachend die Tür hinter sich. Melanie hatte seine Hand losgelassen und sich auf seinem Bett platziert. Sie war nicht zum ersten Mal in diesem Zimmer, jedoch zum ersten Mal alleine mit Yongguk. Melanie zog ihre dünne Jacke aus, legte sie auf Yongguk´s Stuhl und sah ihn abwartend an. “Kommst du her, Oppa?”, fragte sie doch Yongguk drehte sofort den Kopf weg. In diesem Moment fand er seine Vorhänge sehr interessant. Melanie griff nach seiner Decke und kuschelte sich in sie, während sie ihn noch immer ansah. Was war mit ihm? Wieso sah er sie nicht an? “Sicher, dass du mit mir in einem Bett schlafen willst?”, fragte er leise und lief leicht rot an. “Ja sicher”, antwortete sie, “Wer wollte denn schlafen gehen?” Sie grinste, weil sie ahnte, was sein Problem war und sah, dass er sich auf die Lippe biss, sich aber wenigstens jetzt zu ihr drehte. Melanie versuchte ihr Grinsen noch schnell zu verstecken, doch er hatte es gesehen. “Versuchst du mich zu ärgern?”, fragte er und sah wie sie sich noch immer das Lachen verkniff. Er würde so gerne mit ihr zusammen in einem Bett schlafen, mit ihr kuscheln, sie einfach im Arm halten … aber er hatte Angst sie wieder zu bedrängen. Doch das war nicht das einzige Problem … er würde mit einem Mädchen in einem Bett liegen … das hatte er noch nie. Er senkte seinen Kopf damit Melanie nicht sah, wie unangenehm die Situation war. “Komm her und leg dich hin”, sagte Melanie und lächelte leicht. Es war schon süß, wie er da stand und rot anlief. Sie wusste dass man erst durch Yongguk´s schüchterne Schale dringen musste, doch wenn er erst einmal aufgetaut war, dann war er genau das Gegenteil. Wenn er aber nicht alleine zu ihr kommen wollte dann musste sie ihm halt nachhelfen. Sie wickelte sich aus der warmen Decke, ging auf ihn zu und zog ihn zur Bettkante. Automatisch setzte er sich hin, Melanie krabbelte hinter ihn aufs Bett und legte sich wieder hin. Sie sah auf Yongguk´s Rücken und als ihr Blick nach oben glitt, bemerkte sie auch seine roten Ohren. Vorsichtig hob sie ihre Hand und berührte leicht seinen Rücken. Er zuckte unter ihrer Berührung leicht zusammen, und ihm wurde noch wärmer als ihm ohnehin schon war. “Mel… i… ich …”, stammelte er. Er sollte sich einfach in Himchan´s Bett legen und die Tatsache ignorieren, dass das Mädchen das er liebte in seinem Bett lag. “Oppa~”, quengelte Melanie und gähnte laut, “Ich bin müde.” Sie zog einfach an seinem T-Shirt und schon lag er. Bevor er es sich anders überlegen konnte, warf sie schnell die Decke über sie. Yongguk lag wie erstarrt für einen Moment da, weil er einfach nicht damit gerechnet hatte. Er fühlte wie sein Gesicht anfing zu glühen, es war einfach zu gefährlich… für sie beide, doch bevor er etwas sagen konnte, legte Melanie ihren Kopf auf seine Brust. Es war, als würde er genau dahin gehören, ihr Kopf passte perfekt an diese Stelle. Er spürte wie sein Herz gegen sein Brustkorb hämmerte und auch Melanie merkte es und legte ihre Hand darüber. Ein paar Minuten lagen sie einfach so da, Yongguk´s Herz hatte sich halbwegs beruhigt und auch seine Hautfarbe hatte wieder einen normalen Ton. Sein Arm schlief langsam ein, weil Melanie darauf lag und außerdem wollte er sie endlich in den Arm nehmen. “Mel”, hauchte er, “Dreh dich um.” Das tat sie liebend gern, denn als sie ihm den Rücken zudrehte, spürte sie sofort seine feste Brust an ihrem Rücken. Er zog sie fest an seine Brust und würde sie so schnell nicht mehr loslassen. “Schlaf gut”, hauchte er und küsste ihren Hinterkopf, “Ich liebe dich.”
“Ich dich auch~,” antwortete sie leise.
Daehyun durfte Sandra nur bis zu dem Behandlungsraum begleiten und musste daher vor der Tür warten. Er wusste nicht was er tun sollte und wanderte unruhig hin und her. Von vielen Vorbeikommenden wurde er angestarrt, weil seine Sachen blutig waren und vielleicht auch, weil man ihn erkannte. Doch ihm war es egal, er machte sich Sorgen um Sandra. Er blieb ruckartig stehen. Melanie! Er sollte sie anrufen! Sie musste erfahren, was passiert war! Gesagt, getan … er zog sein Handy aus der Tasche wählte ihre Nummer und wartete.
Yongguk wurde ziemlich unsanft aus seinem Traum gerissen. Er hatte geträumt, dass er sich mit Melanie vertragen hatte und zusammen schlafen gegangen war. Etwas bewegte sich und deswegen zog er seine Decke fester um sich und grub seine Nase hinein. Doch sie roch anders … “W… was …?!”, erschrocken öffnete er seine Augen und sah einen Hinterkopf … Melanie´s Hinterkopf. Verwirrt sah er sie an und nur langsam realisierte sein Kopf, dass er nicht geträumt hatte. Sie drehte sich in seinen Armen und so konnte er leicht ihre Stirn küssen. Doch etwas störte … ein Handy klingelte … und als er genau hinhörte, erkannte er dass das nicht sein Handy war. Moment! War das ….VIXX?! Yongguk grinste. “Ach Mel~”, lachte er leise. Manchmal war sie echt unglaublich. Er löste sich sanft von ihr und suchte das Handy in ihrer Jackentasche, fand es auch schnell und ging ran. “Jaa~?”, fragte er verschlafen und rieb sich sein Auge.
Daehyun an der anderen Seite war einen Moment erstaunt. Warum ging Yongguk Hyung an Noona´s Handy? “N...Noona ….?”, fragte er aus Reflex. “Was zur Hölle willst du?!”, zischte Yongguk wütend. Daehyun zitterte, so sehr, dass er fast sein Handy fallen ließ. Auch wenn sein Hyung nicht hier war, so verspürte er trotzdem Angst. “W...warum hast du N… Noonas Handy?” “Die Frage ist wohl eher, was du von ihr willst?!!”, er war eindeutig wütend. So wütend dass er Melanie´s Handy so fest drückte, dass es leicht knackte. “Hyung …”, seine Stimme zitterte, er hatte Angst ihm von Sandra zu erzählen, weil er ihm garantiert sofort die Schuld geben würde. “Also?”, fragte Yongguk ungeduldig und starrte Löcher in seinen Teppich, “Ich höre.” “Es geht um Sandra Noona … sieliegtimkrankenhaus …”, stammelte er. “Was ist mit Sandra?”, fragte Yongguk genervt. “Sie … sie … im Krankenhaus ....”, stotterte er. “WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT?!”, brüllte Yongguk ins Handy und weckte damit Melanie, die ihn verschlafen ansah. Daehyun war vor Schreck zusammengezuckt. Er hatte gewusst, dass es so kommen würde. Vielleicht war er tatsächlich … . “Oppa?”, hörte Daehyun leise Melanie sagen. Sie waren also wirklich zusammen … um diese Zeit? Doch Daehyun schluckte weitere Fragen hinunter, er musste mit Melanie Noona reden. “H...Hung … i… ich habe nichts getan … bitte gib mir Noona…” Yongguk hätte ihm gerne gelaubt, doch er befand sich im Zwiespalt… sprach er die Wahrheit? Er sah zu Melanie die ihn verwirrt und mit zerzausten Haaren ansah. “Ich warne dich”, knurrte er, “Wenn du was damit zu tun hast …” Er reichte Melanie ihr Handy und strich ihr eine verwirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. “Geh ran,” flüsterte er und nahm ihre freie Hand. Sie verstand nicht was los war. Melanie nahm ihr Handy entgegen und legte es an ihr Ohr. “Ha… Hallo?” “Noona~”, hörte sie die schluchzende Stimme sagen, erkannte sofort Daehyun und war mit einem Schlag hellwach. Sie sah erstaunt zu Yongguk, der sie widerrum nur ansah. “Dae … was ist los?” Er musste weinen, denn sie hörte sein ersticktes Schluchzen und er brauchte auch ein paar Atmenzüge bis er reden konnte. “Noona … Sandra Noona … sie ist im Krankenhaus …” “WAAAAS?!!!”, schrie sie vor Schock unter Missachtung der Uhrzeit ins Telefon. “Noona … sie ist in den Spiegel gefallen … Blut … so viel ....”, er brach ab und musste sich setzen weil seine Beine so zitterten. “In welchem Krankenhaus ist sie?”, fragte Melanie und versuchte ruhig zu bleiben. Sie wollte sich gar nicht vorstellen was mit Sandra passiert war, sie musste jetzt einfach zu ihr! Sie hatte doch so schreckliche Angst! Daehyun sagte ihr den Namen des Krankenhauses und sie legte auf. “Scheiß Spiegel”, fluchte Melanie, Yongguk sah sie erstaunt an. “Oppa”, sie ignorierte sein fragendes Gesicht, “Wir müssen sofort zu Sandra!”
Melanie war aufgesprungen und zur Tür gerannt, Yongguk lief ihr hinterher, nahm ihre Jacke mit und gab sie ihr im Flur. “Du musst Himchan Oppa Bescheid sagen”, sagte sie während sie sich ihre Schuhe anzog. Geistesabwesend nickte er und tippte schnell eine Nachricht an Himchan. “Hoffentlich war ihr nichts schlimmes passiert”, dachte er und zog sich auch selbst schnell an.
Nach Melanie´s Ohrfeige wollte Himchan einfach nur raus. Er war zu Ufer des Han Rivers gelaufen und hatte sich dort auf eine Bank gesetzt. Er musste nachdenken … über Sandra und sich. Seine Wange schmerzte noch immer, weshalb er darüber strich. Melanie hatte nicht an Kraft gespart … aber er hatte diesen Schlag auch verdient. Keine Sekunde, die er um Sandra kämpfen würde, wäre umsonst, selbst wenn er verlieren würde. Er liebte sie, wollte nicht mehr ohne sie sein, denn er war sich sicher, dass sie genau die Eine war. „Ich sollte zu ihr“, flüsterte er vor sich hin. Je länger er warten würde, desto schlimmer würde es werden. Seine Hände in der Tasche ertastete die Kette, die er Sandra zum Geburtstag schenken wollte. Er hatte die gleiche und noch eine anfertigen lassen, weil sie diese so sehr mochte. Langsam zog er sie aus seiner Tasche und sah sie sich an. Damals wie heute hatte er eine riesen Angst, dass sie ihm einen Korb gab. An ihrem Geburtstag hatte er mindestens 100 Mal seinen Finger gehoben um zu klingeln und es dann doch nicht getan. Den ganzen Tag hatte er vor ihrem Haus verbracht und sich immer und immer wieder versucht Mut zu machen … doch er war mit eingezogenem Schwanz gegangen. Er strich über den Rücken des C´s und hing weiter seinen Gedanken nach, als sein Handy vibrierte. Im Grunde bedeutete das nur, dass Manager Hyung etwas von ihm wollte, deshalb zog er es auch aus der Tasche und sah auf die Vorschau. „Sandra liegt im Kran ...“ war alles was er sah, und doch sprang er auf und rannte sofort los. „Verdammt!!!“, rief er während er rannte, weil er drei Anläufe brauchte um die Nachricht zu öffnen. Er rannte zu dem nächsten Taxi, das er fand, nannte dem Fahrer die Adresse und war innerhalb kürzester Zeit am Krankenhaus. In seinem Kopf sprangen so viele Gedanken auf einmal durcheinander, er war zu verwirrt und geschockt um nur einen vernünftigen Gedanken zu erfassen. Was war nur passiert? Er hätte viel früher zu ihr gehen sollen! Während er zu der Info rannte um nach Sandra zu fragen, wischte er sich mit seinem Ärmel die Tränen aus dem Augenwinkel. Sie wurde noch behandelt, befand sich also noch in der Notaufnahme. Himchan ignorierte die Gesichter der Menschen um ihn und rannte los, stoppte aber ruckartig, als er Daehyun vor der Tür warten sah. Schlagartig wurde er wütend und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu. In seiner Wut sah er nicht wie blutig er war und packte den Jüngeren einfach. Daehyun selbst war zu überrascht um zu reagieren, als er am Kragen gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde. Er sah in Himchan´s wutverzerrtes Gesicht und versuchte dessen Hände von seinem Kragen zu lösen, weil er nur schwer Luft bekam.
„WAS HAST DU MIT IHR GEMACHT?!!!“, schrie Himchan ihn an.
-Fortsetzung folgt-
~That is like a nightmare
but I won’t forget, because it’s you whom I loved~
(B.A.P - I remember)
- Kapitel 13 -
Melanie war so schnell aus dem Dorm gerannt, dass Yongguk seine Jacke gar nicht richtig anziehen konnte, jedoch wartete sie vor der Treppe und gemeinsam liefen sie schnell hinunter. Yongguk lief voran, blieb jedoch kurz stehen, weil er Melanie nicht mehr hinter sich hören konnte. Er drehte sich um und sah, wie sie abwesend Stufe für Stufe hinunter lief. “Mel~?”, hauchte er, doch sie reagierte nicht, deshalb stieg er die Stufen zwischen ihnen wieder hinauf und blieb direkt vor ihr stehen. Erstaunt sah sie ihn an, weil er so plötzlich vor ihr stand. Er nahm ihre Hand und sah sie an, da sie eine Stufe über ihm stand, war sie nur knapp größer, sodass er leicht nach oben sehen musste. “Es wird schon alles in Ordnung sein”, sagte er und strich langsam über ihre Hand, die er in seine genommen hatte. Melanie sah ihm dabei zu und unterdrückte nur knapp die Tränen, die sich in ihren Augen ansammelten. “Sie ist verletzt, Oppa”, schluchzte sie und Yongguk konnte hören, wie schwer es ihr viel, nicht zu weinen. Zärtlich strich er über ihre Wange, wollte sie damit beruhigen und ihr Trost spenden. “Wir werden jetzt zu ihr gehen”, er zog sie auf seine Stufe und umarmte sie fest. Er drückte ihren Kopf an seine Brust und strich beruhigend über ihr Haar, da er ihr Zittern bemerkt hatte. Melanie biss sich auf die Lippe, weil sie nicht weinen wollte. Sie musste jetzt einfach stark bleiben und so schnell wie möglich zu Sandra kommen, denn was er nicht wusste war, dass Sandra eine höllische Angst vor Krankenhäusern und Ärzten hatte. Eigentlich alles, was damit im Zusammenhang stand. Melanie nahm seine beiden Hände in ihre und drückte sie sanft. “Lass uns schnell zu Eonnie, ich will sie nicht zu lange alleine lassen”, sie lächelte ihn an, wenn auch traurig. Yongguk sah sie einen Moment abschätzend an, nickte dann aber, drehte sich um und lief weiter die Treppe hinunter. Er behielt ihre linke in seiner Hand, während er auf sein Handy blickte, vielleicht hatte Himchan ja schon geantwortet. Yongguk war etwas enttäuscht, als er noch immer keine Antwort von ihm sah. War ihm Sandra etwa so wenig Wert? Plötzlich krachte er mit voller Wucht in etwas und fiel nach vorne, weil Melanie ihm in den Rücken gelaufen war. Sie saß erschrocken auf die Stufe und sah auf Yongguk, der auf jemanden gefallen war. “Noona?”, hörte sie und erkannte Jongup, der neben den am Boden liegenden Gestalten stand, “Ist was passiert?”
Yongguk war relativ weich gelandet, doch die Person unter ihm stöhnte voller Schmerz. “H… Hyung …”, hörte er eine stotternde Stimme und Yongguk erkannte, dass es sich um Zelo handelte, der unter ihm lag, “Hyung … du bist schwer.” Zelo zappelte unter Yongguk und versuchte sich zu befreien, doch schaffte es nicht ihn von sich zu schieben. Er sah hilfesuchend zu Jongup auf, der jedoch nichts sah, weil er zu Melanie blickte, die sich ihren schmerzenden Hintern rieb und aufstand. Aber dann bewegte sich Yongguk doch und rollte sich von Zelo herunter, der sich sofort aufsetzte und zwischen ihnen hin und her sah. Seine Noona sah nicht nur traurig, sondern auch irgendwie panisch aus, irgendetwas musste passiert sein, das spürte er sofort. Melanie schwankte leicht und musste sich am Treppengeländer festhalten, sie war zu schnell aufgestanden, zwei Wochen keinen richtigen Schlaf und wenig Essen machten sich jetzt bemerkbar. Sie schüttelte ihren Kopf um klarer sehen zu können und sah sofort zu Yongguk, der immer noch am Boden lag. “Bist du okay, Oppa?”, hörte man ihre leise Stimme. Zelo entging nicht ihr liebevoller Blick mit dem sie Yongguk ansah und wusste sofort, dass die beiden sich wieder vertragen hatten. Stürmisch umarmte er Yongguk, der wieder vor Schreck auf den Boden fiel. “Ich freue mich so Hyung. Wurde langsam auch Zeit!” Während Zelo sich lachend an ihn klammerte, überlegte er was er meinte, sah dann zu Melanie, die auch lächelte und verstand. Zelo hatte bemerkt, dass sich Melanie und Yongguk wieder vertragen hatten. “Ist ja gut, Zelo”, sagte er lächelnd und klopfte ihn auf den Rücken, löst sich schließlich von ihm und stand lächelnd auf. Sofort ging er zu Melanie und zog sie in seine Arme. “Bei mir ist alles in Ordnung und bei dir?”, fragte er und strich über ihr Haar. Sie nickte einfach nur als Antwort, damit gab er sich zufrieden. Jongup und Zelo sahen sich mit einem zufriedenen Grinsen an, denn auch Jongup hatte jetzt kapiert, dass die beiden wieder zusammen waren. “Ähm Hyung”, fing Zelo an, auch wenn er nicht gerne ihre Zweisamkeit unterbrach, “Was ist passiert?” Es musste ja schließlich einen Grund geben, warum die Zwei so aufgewühlt waren, schließlich waren sie ziemlich schnell die Treppe herunter gekommen. Melanie zuckte in Yongguk´s Armen zusammen und wurde schmerzlich wieder in die Realität zurückgeholt. “Eonnie …”, flüsterte sie, sah Yongguk an und lief einfach los. “Ich muss zu ihr …” “Mel~, warte”, rief er ihr hinterher und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Die beiden Maknaes sahen sich erstaunt an.
“Lass uns hinterher.” Jongup nickte und folgte Zelo auf die Straße, an der Yongguk gerade ein Taxi angehalten hatte. “Hyung!”, Zelo rannte auf ihn zu, “Was ist passiert?” Yongguk half Melanie ins Auto und drehte sich zu den beiden Jüngeren um. “Sandra hat sich verletzt und liegt im Krankenhaus, wir wollen zu ihr.” “Ich komm mit!”, sagte Jongup und stieg ebenfalls ein. Zelo sah Yongguk an, dass er am liebsten “Nein” gesagt hätte, aber schließlich nickte er auch dem Jüngsten zu und stieg dann ebenfalls ins Auto.
“Ich habe dich gefragt, was du mit ihr gemacht hast?!”, brüllte Himchan ihn nochmal an. Daehyun konnte nicht antworten, selbst wenn er es gewollt hätte, da sein Hyung ihm die Luft abschnürte. Daehyun versuchte ihm zu signalisieren, dass er keine Luft bekam und klopfte auf Himchan´s Hände. Doch dieser ignorierte ihn, ebenso die Schwester, die bat, dass sie leiser sein sollten. Daehyun fing an zu zappeln, da die Luft immer knapper wurde und außerdem machte ihm sein Hyung tierische Angst. “H… Hyung”, presste er hervor, doch Himchan beachtete ihn nicht, sah ihn weiter mit einer ungeheuren Wut an. Daehyun hatte Sandra verletzt, warum sonst war er jetzt hier und voller Blut?! Er würde es ihm niemals verzeihen, wenn er ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte! Er war so wütend, dass er nicht klar denken konnte, seine Angst um Sandra verstärkte das nur noch mehr. Ihm kam dabei nicht einmal der Gedanke, dass auch er eventuell eine Mitschuld trug. Seine Arme begannen zu zittern, weil ihn seine Kraft langsam verließ, deswegen lockerte er auch etwas den Griff an Daehyun´s Kragen, doch er ließ ihn nicht los. “Was hast du getan?!”, schrie er ihn nochmal an und drückte ihn fester gegen die Wand. Daehyun hatte es mittlerweile aufgegeben sich gegen Himchan zu wehren und versuchte einfach nur noch zu atmen. Da sein Hyung den Griff etwas gelockert hatte, konnte er jetzt wenigstens wieder besser atmen. Stumm sah er ihn an und weinte. Warum glaubte denn jeder, dass er an allem Schuld war? Ja, es war ein Fehler gewesen sich auf Youngjae´s dämliche Idee einzulassen, aber er hatte sich dabei auch nichts gedacht, schließlich waren keinerlei Gefühle im Spiel gewesen … er war einfach nur ein Versuchskaninchen gewesen. Selbst wenn er versuchen würde zu erklären, was passiert war, so würde ihm Himchan garantiert nicht glauben. In seiner Wut sah er nicht einmal ein, dass auch er Fehler gemacht hatte, mehr als einen. Aber Daehyun verstand auch, warum er so reagierte, auch wenn Himchan es an den Falschen ausließ. Er hatte einfach Angst um Sandra.
Gerade als Himchan ihn wieder gegen die Wand drückte, wurde er plötzlich von jemanden weggezogen. Er hatte seine Augen geschlossen und sah es so nicht kommen, jedoch erkannte er sofort, dass es Melanie´s Brust war gegen die er schützend gedrückt wurde. Er erkannte ihren Geruch und ihre beruhigenden Hände als sie durch sein Haar strich. “Alles okay Dae, ich pass auf dich auf”, hörte er sie flüstern. Er krallte sich in ihrer Jacke fest und weinte. Himchan seinerseits erschrak so sehr als er von Daehyun weggezogen wurde, dass er hinfiel. “Sag mal spinnst du?!”, hörte er neben sich und als er aufsah, erkannte er, dass es Yongguk gewesen war, der ihn von Daehyun gezogen hatte. Völlig perplex sah er zu ihm auf, drehte seinen Kopf dann nach links, wo Daehyun in Melanie´s Armen lag und weinte. Schlagartig kehrte seine Wut wieder zurück. “Ich habe dich etwas gefragt”, knurrte Yongguk neben ihn. Himchan stand auf, klopfte sich seine Sachen ab und sah immer noch wütend dieses Mal zu Yongguk. “Ob ich spinne?!”, fragte er laut, “Ich wollte von ihm wissen, was er mit ihr gemacht hat!” Melanie sah Himchan an, was fiel ihm eigentlich ein, hier solch ein Terror zu veranstalten?! Schließlich war er an der ganzen Situation genauso schuldig wie auch sie und Daehyun. Wahrscheinlich traf es den Kleinen völlig umsonst, er war einfach nur der Auslöser gewesen. Hätte sie ihm nicht im Arm gehabt, dann wäre Himchan jetzt Katzenfutter. Doch Daehyun brauchte sie jetzt, deswegen hob sie sich das erst einmal für später auf. Yongguk sah sie über Himchan´s Schulter hinweg an, blickte dann misstrauisch auf Daehyun´s Hinterkopf und dann wieder zu ihr. Sie deutete ihm mit einem warnenden Blick an, dass er ihn am besten in Ruhe ließ und strich weiter beruhigend über seinen Rücken. Denn er hatte mittlerweile so viel geweint, dass er nur noch stoßweise Luft holen konnte.”Schhhhh~ beruhige dich Daehyun”, flüsterte sie ihm zu. Weil Yongguk nicht auf Himchan einging, drehte dieser sich wieder zu den Jüngeren, der noch immer weinte. “Was hast du getan?!!”, schrie er wieder und wollte auf ihn zugehen, doch Yongguk hielt ihn am Arm fest und drehte sich so, dass er jetzt wischen Daehyun und Himchan stand.
Daehyun konnte einfach nicht mehr und sackte in sich zusammen, Jongup kam auf Melanie zu und fing ihn sicherheitshalber mit auf. Zelo stand weiterhin erstarrt auf seinem Platz und sah zwischen allen hin und her. Was war hier nur los? “Hyung”, sprach er Himchan an, “Beruhige dich doch erst einmal.” Doch Himchan dachte gar nicht daran und zog wie ein Irrer an seinem Arm, damit er zu Daehyun konnte, um die Wahrheit aus ihm zu schütteln. Entweder machte er sich unglaubliche Sorgen oder er war schlichtweg irre geworden. Doch Yongguk hielt ihn eisern fest. “Beruhige dich endlich und hör auf dich hier so aufzuführen, wir sind in einem Krankenhaus. Die Leute gucken schon”, versuchte er es nocheinmal, doch Himchan ignorierte seine Worte einfach. Mit irrem Blick sah er zu seinem Leader, warum beschütze er Daehyun? Bis gestern hatte er ihn zu jeder Gelegenheit, die sich bot gequält. Ihm extra Trainingseinheiten aufgebrummt … ihn für alles verantwortlich gemacht. Er sah zu Melanie, die ihn immer noch schützend im Arm hielt, Zelo und Jongup standen neben ihr, jederzeit bereit, sich schützend vor ihm zu stellen, falls Himchan sich befreien konnte. “Warum schützt ihr ihn?!! Er ist an allem Schuld!! An allem!!”, jaulte Himchan. Er drehte sich zu Yongguk.”VERDAMMT, LASS MICH LOS!!! DU KANNST IHN DOCH GENAUSO WENIG AUSSTEHEN WIE ICH!!!” Yongguk packte nun auch Himchan´s anderen Arm und hielt ihn fest, er war nur noch eine halbe Portion, deswegen war es nicht schwer. Daehyun hatte mittlerweile aufgehört zu weinen und lag jetzt mit einem Schluckauf in den Armen seiner Noona. Melanie sah zu Yongguk, der ihr ein kurzes Handzeichen gab, dass sie Daehyun aus Himchan´s Schussbahn bringen sollte. Sie stand deshalb auf und zog den Jüngeren mit sich. Er sah sie aus verweinten Augen an, krallte sich noch immer in ihre Ärmel. “N… Noona …”, fing er an doch Melanie unterbrach ihn. “Du gehst jetzt mit den anderen beiden vor und fragst eine Schwester an der Info, in welches Zimmer Eonnie verlegt wird, okay?”, sie strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und sah zu Zelo. “Wenn ihr die Zimmernummer wisst, schreibt mir einfach eine Nachricht und wartet da.” Zelo nickte und legte Daehyun beschützend seinen Arm um die Schultern. “Komm Hyung”, sagte er leise und schob ihn langsam von dem Geschehen weg. Jongup folgte ihnen, nachdem er noch einmal zu Melanie sah und diese ihm aufmunternd zunickte.
Himchan wollte nicht, dass Daehyun ihm entkam, ohne dass er eine Antwort von ihm erhalten hatte, deswegen zog und zerrte er an seinen Armen. “Hör auf dich so aufzuführen!”, sagte Yongguk wütend, “Wenn du dich endlich einmal beruhigen würdest, könnten wir Daehyun fragen, was wirklich passiert ist. Melanie beobachtete wie die Drei um die Ecke liefen, drehte sich dann zu Himchan und Yongguk um und ging auf sie zu. “Duuu~”, fing sie an und deutete wütend mit ihrem Finger auf Himchan, “Meinst Du wirklich, dass DU auch nur im Ansatz ein Recht dazu hast, dich hier so aufzuführen?!” Sie sah ihn so wütend an, dass er erschrocken zurückweichen wollte, doch das ging nicht, weil Yongguk ihn noch festhielt. “Wärst du vorhin direkt zu ihr gegangen, wäre das vielleicht gar nicht passiert!”, sie stach ihm mit ihrem Zeigefinger in die Brust, “Daehyun war da, warum auch immer, und hat sie gerettet. Sie wäre wahrscheinlich bewusstlos in der Wohnung verblutet. Also solltest du aufpassen, wen du hier anschreist! Verstanden?!” Himchan sah sie mit offenem Mund an, hatte aufgehört sich gegen Yongguk zu stemmen, was sollte er darauf antworten? Er sah auf den Boden, weil er Melanie nicht weiter ins Gesicht sehen konnte. Seine Sorge um Sandra hatte ihm völlig das Hirn vernebelt, er konnte einfach nicht klar denken, weil er so seine eigenen Schuldgefühle verdrängen wollte. Sie hatte ja so Recht … er hätte direkt zu ihr gehen sollen … und er hätte Daehyun nicht so anfahren dürfen. Er ließ den Kopf hängen und ging einen Schritt zurück, Tränen sammelten sich in seinen Augen, die er jedoch tampfer herunter schluckte. Yongguk ließ seine Arme los, drückte stattdessen aufmunternd Himchan´s Schulter. “Das wird schon, hmm~. Sandra ist hier in guten Händen. Ich weiß nicht wirklich was passiert ist … ich habe ihn auch vorhin angeschrien … aber mir ist dann klargeworden, dass wir alle einfach einen Schuldigen brauchten und das war Daehyun, der gar nicht einmal was für unsere Unfähigkeit konnte.” Himchan hob leicht seinen Kopf und sah von Yongguk zu Melanie. Beide sahen, dass er offenbar wieder bei klarem Verstand war, weswegen auch Melanie´s Wut schlagartig verflog. “Es … ich …”, er fummelte an seinem Jackensaum herum. Er schämte sich für sein Verhalten, so sehr, dass er am liebsten weggelaufen wäre, aber er konnte Sandra nicht alleine lassen, nicht wenn er doch wusste, dass sie tierische Angst hatte.
Melanie sah ihn abwartend an, wartete auf sein nächstes Handeln. Was würde er tun?
“Melanie … ich … ich …”, er hatte versucht sie anzusehen, doch wich er ihrem Blick wieder aus und sah jetzt auf den Boden. Sein Blick glitt ein Stück hinter Melanie, zu der Stelle, an der Daehyun bis vor kurzem noch gesessen hatte. Er starrte auf das am Boden liegende und unbewusst glitt seine Hand zu seinem Handgelenk und strich über sein Armband. Yongguk sah wie er starr auf den Boden blickte, offenbar an etwas hing, also drehte er sich um und zog scharf die Luft ein. Auch Melanie hatte sich umgedreht und sah erstaunt auf Sandra´s Armband, dass da einfach lag. “Oppa…”, sie drehte sich sofort zu Himchan und wollte ihm ihre Hand auf den Arm legen, doch er wich ihr aus und sah immer noch geschockt auf das Armband. Dort vor ihm, lag die Antwort, vor der er sich immer gefürchtet hatte, ihr Versprechen. Seitdem er Sandra das Armband geschenkt hatte, hatte sie es noch nie abgelegt. Seine Sicht verschwamm und ein Gefühl breitete sich in seinem Körper aus, dass er am liebsten einfach ignoriert hätte. Doch wie konnte er die aufsteigende Panik unterdrücken, wenn es dabei um Sandra ging. Dem Menschen, den er am meisten liebte. “Himchan …”, sagte Yongguk vorsichtig, da er seinen Gesichtsausdruck sah und sofort wusste, dass Himchan garantiert alles falsch interpretierte. Doch Himchan ignorierte ihn und starrte weiter stumm auf das Armband, so langsam sickerte die Erkenntnis durch und traf ihn wie ein Schlag. Wenn sie es abgelegt hatte … dann wollte sie ihn nicht mehr. Er biss sich auf die Lippe, damit er nicht anfing zu weinen. “Oppa”, fing Melanie noch einmal an und schaffte es ihn dieses Mal leicht zu berühren, “Denk bitte nichts falsches …” Himchan sah sie an, ungeweinte Tränen glänzten in seinen Augen. “Was soll ich da nicht falsch denken?!”, fuhr er sie an. Yongguk hatte das Armband aufgehoben, ging auf Himchan zu, nahm seine Hand und legte es vorsichtig hinein. Himchan sah auf Yongguk´s Hand, die noch immer seine hielt. “Du solltest nicht voreilig denken oder handeln … geh zu Daehyun und frage ihn, warum er es hatte.” “Genau Oppa”, fügte Melanie noch hinzu, “Oder frag Eonnie, sie würde es nie im Leben kampflos aufgeben und das weißt du.” Himchan sah auf, blickte beide mit ausdruckslosen und leeren Augen an und das machte Melanie Angst aber gleichzeitig auch wütend. “Denk mit dem Herzen und nicht mit dem Kopf du Idiot!!”, fuhr sie ihn an.”Hmm~”, antwortete Himchan nur. Yongguk hatte seine Hand losgelassen und so konnte er endlich Sandra´s Armband sehen. Es war nicht beschädigt, jedoch blutig. Mit seinem Daumen wischte er das Blut vom Auge, fuhr danach über die Gravur ihrer Namen. Jetzt konnte er seine Tränen nicht mehr unterdrücken, ließ sie einfach laufen. Melanie sah hilflos zu Yongguk, der nur mit den Schultern zuckte. Mehr als das zu sagen, was er gesagt hatte, konnte er nicht. Doch plötzlich drehte sich Himchan um und bevor einer der beiden reagieren konnten, rannte er weg. Er lief wieder davon, weg von allem, vor seiner Angst … vor der Wahrheit … . Er musste seinen Kopf frei bekommen, er musste klar werden. Seine Gedanken waren einfach nur wirr. “Oppa…”, Melanie wollte ihm hinterher, Yongguk hielt sie jedoch auf. “Lass ihn.” “Aber ich mache mir Sorgen! Wir können ihn in seinem Zustand nicht alleine lassen!” “Mel~”, hauchte Yongguk und zog sie in eine Umarmung, “Lass ihn erstmal einen klaren Kopf bekommen. Sandra wird garantiert noch nicht wach sein, um ihn auch nur irgendetwas erklären zu können.” Melanie legte ihr Ohr an seine Brust, hörte so seinen Herzschlag. Es beruhigte sie ungemein. Yongguk strich durch ihr noch vom Schlaf zerzaustes Haar. “Wir werden mit Daehyun erst einmal genug zu tun haben, wir brauchen uns keine Sorgen um Himchan machen.” Er drehte ihren Kopf, damit er einen Kuss auf ihre Stirn drücken konnte und lehnte danach mit seiner an ihrer. “Er würde sich nichts antun, dafür liebt er Sandra zu sehr … sie müsste dann damit Leben, dass sie der Auslöser dafür gewesen ist … und das würde er ihr niemals antun … selbst wenn sie nicht mehr zusammen sein würden.” Melanie nickte leicht, er hatte Recht. Sie umarmte seinen Nacken und küsste ihn sanft auf die Lippen. “Lass uns zu Dae gehen, ich glaube er braucht uns jetzt dringend, vielleicht ist Eonnie ja auch schon in ihrem Zimmer.” Yongguk nickte, küsste ihre Wange, fuhr mit seinen Händen ihre Arme herunter und nahm ihre Hand. “Dann lass uns gehen.”
- Fortsetzung folgt -
~I won’t ever break
I won’t ever fall down~
(B.A.P - Unbreakable)
- Kapitel 14 -
Yongguk hielt Melanie´s Hand fest in seiner und lief mit ihr in Richtung des Zimmers, in das später Sandra gebracht werden sollte. Melanie hatte ihm die Zimmernummer genannt, nachdem sie die Nachricht von Zelo auf ihrem Handy geöffnet hatte. Langsam gingen sie durch den Anmeldungsbericht, ignorierten dabei, dass sie schief angesehen wurden, weil Yongguk Melanie´s Hand hielt. “Da sieht sich einer die Jugend von heute an”, hörte er eine ältere Dame sagen, als sie an ihr vorbeigingen, “Das haben wir damals nicht gemacht.” Er sah Melanie an, dass sie der Dame am liebsten etwas gesagt hätte, deswegen nahm Yongguk ihre Hand und küsste den Handrücken. Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln und ging weiter, ignorierte die Frau einfach und ihr Gesagtes auch. Sie bogen in den nächsten Gang ein und konnten schon die anderen drei sehen. Zelo stand schützend wie ein Fels vor Daehyun während Jongup im Gang umher wanderte. Als der Jüngste sie sah, kam er ihnen entgegen und sah sie verwirrt an, offenbar hatte er auch Himchan erwartet. “Wo ist Hyung?”, flüsterte er. Yongguk schüttelte nur den Kopf und sah ihn traurig an. “Ich weiß es nicht”, antwortete er ehrlich. Melanie ließ Yongguk´s Hand los, strich jedoch beruhigend über seinen Arm und ging dann zu Daehyun, der sich auf den letzten Stuhl in der Reihe gesetzt hatte. Er hatte seine Beine angewinkelt und seinen Kopf auf die Knie gelegt, er schien zu weinen, da seine Schultern leicht bebten. Melanie setzt sich vorsichtig neben ihm und berührte ganz sanft seine Schulter, er zuckte leicht zusammen, hob jedoch leicht seinen Kopf und sah sie aus verweinten Augen an. “N...Noona..?” Sie legte ihren Arm um seine Schultern sodass sie ihm durch sein Haar kraulen konnte, er sah so schrecklich traurig aus, sie konnte einfach nicht anders. Daehyun sah sie weiterhin verwirrt an, er wusste nicht, was er machen sollte. Melanie und er waren auch weiterhin im Kontakt geblieben, aber er wusste einfach nicht, ob sie ihm auch die Schuld für Sandra´s Unfall gab. Er sah zu Yongguk rüber, der keine zwei Meter von ihm entfernt stand, Zelo daneben und auch zu Jongup, der rechts von Daehyun stand und ihn stumm ansah. Er hatte kein einziges Wort mit ihnen gewechselt, als sie ihn hergebracht hatten, weil er glaubte, dass auch sie ihn hassten. Traurig sah er auf seine Knie, die er immer noch umschlungen hatte, würden sie ihm glauben, dass er Sandra nichts getan hatte? Melanie streichelte immer noch durch sein Haar, was ihn sehr beruhigte, keiner sagte ein Wort, was sollte er auch sagen, wenn ihn sowieso jeder für den Schuldigen hielt?
Yongguk sah zu Melanie, die es geschafft hatte, dass Daehyun nicht mehr weinte. Er hatte ein tierisch schlechtes Gewissen, weil er mitverantwortlich dafür war, dass sein Freund so litt. Melanie sagte nichts zu ihm, strich einfach nur durch sein Haar und seltsamer Weise empfand Yongguk keinerlei Eifersucht Daehyun gegenüber. Und das obwohl Melanie ihm so nah war. Er hatte kapiert, dass Melanie´s Herz ihm gehörte und nicht Daehyun, sie liebte beide, aber den Jüngeren nur wie einen Bruder und das konnte Yongguk in diesem Moment sehen. Ohne viel nachzudenken ging er langsam auf die beiden zu, er hörte Zelo hinter sich scharf Luft holen. Melanie hob den Kopf und sah ihn warnend an,Yongguk hatte keinerlei Zweifel, dass Melanie sofort einspringen würde, wenn er Daehyun auch nur ein Haar krümmen würde.
Daehyun bemerkte nicht, dass Yongguk näher kam. Als er eine Hand an seiner Schulter spürte, die ihn aufmunternd drückte, zuckte er leicht zusammen und sah vorsichtig nach oben. Yongguk konnte seine Angst sehen und kniete sich deshalb vor ihm hin, als Zeichen dafür, dass er ihm nichts antun wollte. Melanie hatte Daehyun´s schnellen Puls wahrgenommen, als er Yongguk entdeckt hatte, da ihre Hand noch immer an seinem Hals lag. Sie strich weiter beruhigend über seinen Nacken und sah dabei misstrauisch zu Yongguk. Aber dieser kniete weiterhin vor Daehyun und sagte nichts, seine rechte Hand ruhte auf Dae´s Knie. “Hyung …”, flüsterte er zittrig, er war sehr unsicher, er merkte wie seine Knie zitterten und auch Yongguk merkte es. Er strich beruhigend darüber. “Es ist alles okay, Dae”, sagte er leise und sah regelrecht, wie von Daehyun´s Schultern eine riesige Last abfiel, denn er entspannte sich sichtlich und wirkte nicht mehr ganz so ängstlich. Zelo grinste Melanie an, die erleichtert aufatmete, und setzte sich auf einen der Stühle. Jeder von ihnen hier hatte wahrscheinlich die gleiche Angst gehabt, aber Yongguk hatte anders reagiert als erwartet und das war auch gut so. Jongup gähnte, ging auf Zelo zu, setzte sich ebenfalls und lehnte seinen Kopf an die Wand hinter ihm. Er war so unglaublich müde, deswegen schloss er seine Augen.
“Hyung…”, fing Daehyun noch einmal an, er wollte ihm sagen, wie leid ihm alles tat und dass er Sandra nichts getan hatte, doch Yongguk unterbrach ihn. “Ist schon gut, Dae… es tut mir leid”, er sah von Daehyun´s Knie auf um ihn in die Augen sehen zu können, “Ich kann es verstehen, wenn du mir nicht gleich verzeihen kannst … aber ich hoffe, dass du es irgendwann kannst … dass wir wieder Freunde sein können.” Er konnte es verstehen, wenn Daehyun seine Entschuldigung nicht annehmen würde und dennoch hoffte er es. Für B.A.P, für ihre Fans… und für ihre Freundschaft. Ihm tat es wirklich unendlich leid, was er seinem Freund angetan hatte, in seiner Trauer und Wut über sich selbst hatte er einfach einen Schuldigen gesucht, anstatt auf sich selbst wütend zu sein. Ihm fiel es nicht leicht, sich hier vor allem bei ihm zu entschuldigen, aber er sah ein, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte und dafür musste er sühnen. Daehyun starrte ihn für ein paar Sekunden ungläubig an, warf sich dann aber in Yongguk´s Arme und schmiss ihn damit um, sodass er auf seinen Hintern landete, mit Daehyun im Arm. Er krallte sich an den Älteren fest, der ein wenig überfordert war, da er damit nicht gerechnet hatte. Daehyun war in diesem Moment so unbeschreiblich glücklich, dass er gleichzeitig lachte und weinte. Melanie war froh, dass Yongguk einen Schritt auf den Jüngeren zu gegangen war und sich entschuldigt hatte, auch wenn ihm das sicher nicht leicht fiel. Er hatte mittlerweile Daehyun umarmt und tätschelte ihm den Rücken. “Und das mit Himchan … er wird auch merken, dass er einen Fehler gemacht hat”, Daehyun nickte und löste sich von ihm, schniefte einmal laut und ließ sich von Melanie wieder auf seinem Stuhl helfen. Da er leicht schräg saß, konnte sie ihren Kopf an seinen Rücken lehnen. Auch Yongguk hatte sich wieder aufgesetzt, kniete weiterhin noch vor ihm. Er hatte sich erst einmal entschuldigt, den Rest würden sie beide später klären. Jetzt war erst einmal wichtig, dass sie wussten wie es Sandra ging und dass Himchan endlich wieder der Alte wurde. Melanie lehnte mit geschlossenen Augen an Daehyun, der auch bei weitem glücklicher als vorher wirkte. Doch eine Frage brannte Yongguk noch auf der Seele und den anderen sicher auch. “Daehyun … was ist mit Sandra passiert?”, fragte er vorsichtig.
Er wollte den Jüngeren unter keinen Umständen zu irgendetwas zwingen, wenn er nicht antworten wollte, dann war das in Ordnung. Melanie´s Augen waren plötzlich wieder offen, ihr Blick glitt panisch von ihm zu Daehyun und zurück. Auch Zelo setzte sich auf und sah abwartend zwischen ihnen hin und her. Jongup, blieb weiterhin entspannt sitzen, wartete trotzdem gespannt auf die Antwort. Daehyun sah erstaunt auf und sah zwischen allen hin und her, die auf eine Antwort warteten. Glaubten sie ihm? Würden sie es wirklich tun? Melanie strich seinem Arm entlang, wollte ihm damit Mut machen, sie würde nicht zulassen, dass irgendeiner ihm auch nur einmal noch wehtat.
Daehyun seufzte leise und sah auf seine verschränkten Finger. “Ich weiß nicht genau, was passiert ist, aber als ich vor Noona´s Haus stand, da öffnete mir euer Nachbar völlig aufgelöst die Tür,” er sah Melanie leicht von der Seite an und sie nickte. “Er … er sagte mir, dass sie einen Schrei gehört hätten ...ich hatte Angst um Noona und deswegen bin ich einfach nach oben gerannt … und… und bevor ich auch nur irgendetwas anderes machen konnte ….,” Daehyun schluchzte und legte seinen Kopf in seine Hände. Allein die Vorstellung, was dann passiert war … die Erinnerung daran ließ ihn erschaudern. An seinem Rücken konnte er spüren, dass Melanie´s Herz schnell schlug und auch ihre Finger krallten sich leicht in seinen Arm. “Es war ein ohrenbetäubender Krach zu hören … ich habe schnell den Schlüssel aus dem Topf genommen und mit Hilfe des Nachbarn habe ich die Tür dann auch aufbekommen …”, nuschelte er in seine Hände. Er ahnte, dass ihm alle jetzt an seinen Lippen hingen um endlich zu erfahren, was passiert war. Langsam ließ er seine Hände vom Gesicht gleiten, drehte sich leicht zu Melanie um und nahm ihre Hand, hielt sie fest in seiner, konnte sie aber nicht ansehen. “Sie ist offenbar in den Spiegel gefallen… er lag auf ihr, als ich es endlich in die Wohnung geschafft hatte... so … so ...so viel Blut …”, er brach ab … hier konnte er nicht mehr reden. Melanie sah ihn geschockt an, sie wusste schon, dass sie in den Spiegel gefallen war, aber offenbar war es doch schlimmer als gedacht. “Sie ist in den riesigen Spiegel im Flur gefallen?”, fragte Zelo ungläubig. Er hatte schon immer gesagt, dass dieser Spiegel dort falsch hing, ebenso Melanie doch Sandra hatte ihren berühmten Dickkopf durchsetzen können und deswegen hing er auch da … oder hatte dort gehangen. Daehyun nickte nur, er konnte nichts sagen, weil er nicht schon wieder weinen wollte. Doch dann umarmte Melanie ihn plötzlich und das sehr fest. “Danke, dass du da warst”, flüsterte sie. Es klang überhaupt nicht nach einen Vorwurf, ganz im Gegenteil und darüber war er auch sehr froh. “Wenn ich nur schneller gewesen wäre …” “Quatsch Daehyun”, unterbrach ihn Yongguk. “Wir können froh sein, dass du da warst”, fügte Zelo noch hinzu. Er war so froh, dass sie ihm glaubten und erwiderte jetzt Melanie´s Umarmung. Es tat so unendlich gut. Über ihrer Schulter konnte er die Gesichter von Jongup und Zelo sehen und auch sie sahen ihn freundlich an. Würde jetzt wieder alles gut werden?
Yongguk stand auf, steckte seine Hände in seine Hosentaschen und drehte sich von ihnen weg. Er hatte Daehyun vorhin tatsächlich völlig zu unrecht so angefahren und dafür hasste er sich. Dafür, was er getan hatte, könnte er sich selbst schlagen … aber das half jetzt auch nicht weiter. Melanie hatte sich mittlerweile von Daehyun gelöst und strich ihn über sein Haar. Zelo stand auf und zog Jongup mit sich. “Wir gehen mal Tee holen”, Yongguk nickte und weg waren sie. “Dae~?”, hörte er Melanie hinter sich flüstern. Da war immer noch die Sache mit Sandra´s Armband, die ihr keine Ruhe ließ. “Dae~, du hattest Sandra´s Armband, oder?”, er nickte leicht. Er sah zu Yongguk, der sich umgedreht hatte. “Der Notarzt wollte es ihr wegnehmen, aber sie hatte einfach nicht losgelassen”, er drehte sich und sah Melanie wieder an, “Sie hatte es schon in der Hand als ich sie fand und kurz bevor sie einschlief, hat sie es mir gegeben.” “Also wird dieser Idiot jetzt denken, dass Sandra nicht mehr mit ihm zusammen sein will, obwohl es ganz anders ist!”, sagte Melanie leicht wütend und sah zu Yongguk. Daehyun blickte erschrocken auf. Jetzt,nachdem er so darüber nachdachte, fragte er sich, wo das Armband war. Ein leichtes Gefühl von Panik stieg in ihm auf und ein kalter Schauer lief über seinen Rücken. Das Armband war nicht mehr bei ihm! Er hatte es doch ganz sicher in der Hand gehabt! Daehyun wollte sofort aufspringen, um es zu suchen doch Melanie hielt ihn an seinem Arm fest und auch Yongguk legte wieder seine Hand auf seine Schulter, drückte ihn sanft zurück auf seinen Stuhl. “Ich muss es suchen … ich habe es ihr versprochen ...”, fing er an, doch Melanie unterbrach ihn. “Himchan hat es”, sie strich über seinen Rücken, weil sie sein leichtes Zittern spürte und sah Yongguk an. “Du musst es fallen gelassen haben, als er vorhin auf dich losgegangen ist”, sagte er und setzte sich auf den Stuhl zu Daehyun´s rechter Seite. “Er glaubt jetzt nur, dass Sandra ihn nicht mehr will … wir müssen mit ihm reden, sobald er wieder etwas klarer wird.” Daehyun zuckte leicht zusammen, versuchte es jedoch zu verstecken, trotzdem hatten es Melanie und auch Yongguk bemerkt, ignorierten es aber.
Himchan war im Moment einfach zu unberechenbar, sie mussten aufpassen, dass er nicht wieder auf Daehyun losging. Aber Yongguk glaubte daran, dass Himchan eingesehen hatte, dass er seine Wut an den Falschen ausgelassen hatte. Vielleicht kam er nachher auch wieder, sodass man mit ihm vernünftig reden konnte. Daehyun lehnte sich in seinem Stuhl zurück und gähnte, jetzt wo er wusste, dass das Armband bei seinem Hyung war, konnte er sich beruhigt zurücklehnen. Er war so müde, weil er in den letzten drei Tagen nicht viel geschlafen hatte. Melanie nahm seinen Kopf und legte ihn auf ihre Schulter, ließ ihre linke an seinem Hals und streichelte ihn. “Schlaf etwas, wir müssen bestimmt noch eine Weile warten.” Daehyun nickte, schloss seine Augen und war fast augenblicklich eingeschlafen. Auch Melanie gähnte, lächelte jedoch Yongguk an, der über Daehyun´s Kopf hinweg ihren Kopf berührte. “Mach auch du deine Augen zu, ich wecke euch, wenn Sandra hier ankommt.” Er lächelte sie an, während sie ihm zunickte. Sie hatte nicht viel geschlafen, solange sie warteten, konnte sie noch ruhig die Augen schließen, was sie auch tat. Yongguk hatte in seiner Tasche gewühlt, um seinen Block und einen Stift zu suchen, als er wieder aufblickte, sah er, dass auch Melanie eingeschlafen war. Er legte seine Sachen neben sich, zog seine Jacke aus und deckte beide damit etwas zu. Daehyun legte er seine Hand auf den Kopf, Melanie küsste er sanft, ehe er sich wieder auf seinen Platz setzte und an seinem Song weiterschrieb.
- 1 ½ Stunden später -
Mittlerweile waren über zwei Stunden vergangen und Sandra war noch immer nicht in ihr Zimmer gebracht worden. Jongup und Zelo waren kurz nachdem Melanie und Daehyun eingeschlafen waren mit warmen Tee zurückgekehrt. Während Zelo sich zu Yongguk gesetzt hatte um ihm beim Schreiben zuzusehen, hatte sich Jongup einen bequemen Stuhl gesucht und sich mit Musik in den Ohren ins Land der Träume befördert. Zelo hatte auch Manager Hyung überreden können ihnen zwei Tage frei zu geben, dafür musste Yongguk zwei Texte fertig bekommen. Aber das war kein Problem, denn einen hatte er fertig bekommen und an dem anderen schrieb er. Dieser Text wollte nur irgendwie nicht geschrieben werden, denn obwohl Zelo ihm Ratschläge gab, es kam einfach keine Inspiration und deswegen legte er ersteinmal Stift und Heft bei Seite. Er sah auf seine Uhr und seufzte. Es war eindeutig zu spät und noch immer war Sandra nicht hier, aber wenigstens schliefen Melanie und Daehyun jetzt etwas. Yongguk war so froh, dass Melanie den Mut gehabt hatte, den er nicht aufbringen konnte und zu ihm gekommen war. “Hyung, was machen wir mit Himchan Hyung?”, Zelo riss ihn aus seinen Gedanken. Yongguk konnte lediglich mit den Schultern zucken, denn er wusste es selbst nicht. Am einfachsten wäre es, wenn er und Daehyun miteinander reden würden, denn so konnten sie alles klären was offen war. Er seufzte und sah Zelo an. “Ich weiß es ehrlich nicht.” Zelo nickte, setzte sich dann aber plötzlich auf und sah den Gang entlang. Yongguk sah ihn fragend an, drehte dann auch seinen Kopf und stand schnell auf. Ein Arzt und zwei Schwestern kamen ihnen mit einem Bett entgegen und von weitem konnte er auf dem weißen Kissen, die gefärbten Strähnen von Sandra erkennen. Er gab Zelo ein Zeichen, dass er Jongup wecken sollte und drehte sich zu Daehyun und Melanie. Sanft berührte er die Schulter des Jüngeren, der ihn für einen Moment ziemlich verwirrt ansah, dann aber das Bett und somit auch Sandra sah. “Noona~”, hauchte er und stand auf. Yongguk weckte Melanie mit einem Kuss und dieses mal erschrak sie nicht. Sie lächelte ihn schüchtern an und streckte sich leicht. “Was…?” “Sandra”, antwortete er lediglich und auch sie sprang auf. Sie lief zur Tür und beobachtete, wie die Schwestern Sandra an die Geräte anschlossen. Der Arzt sah sie und kam auf sie zu. “Sind sie Verwandte?”, fragte der Arzt. “Ja”, antwortete Melanie ohne zu zögern, sah den Arzt nicht an, sondern beobachtete misstrauisch die Schwestern, die mit ihrer Eonnie beschäftigt waren. “Wie geht es ihr?”, fragte Daehyun zaghaft. Der Arzt sah sie für einen Moment skeptisch an, gab sich dann aber einen Ruck. “Sie hat großes Glück gehabt. Wir konnten alle Scherben aus ihrem Körper entfernen ohne weiteren Schaden anzurichten, jedoch hat sie eine ziemlich große Wunde am Rücken und dadurch sehr viel Blut verloren.” Melanie drehte sich ruckartig zu ihn. “Was soll das heißen?!” Yongguk bemerkte ihre Panik, ging zu ihr und legte ihr seinen Arm um die Schulter. “Sie wird definitiv Narben zurückbehalten, jedoch werden sie diese nicht beieinträchtigen. Sie hat außerdem noch ein paar Hämatome und eine Beule an der Schläfe, die schmerzhaft, aber nicht lebensbedrohlich sind.” Melanie entspannte sich sichtlich und der Arzt lächelte sie leicht an. “Machen Sie sich keine Sorgen, ihre Freundin wird durchkommen.” Alle sechs atmeten erleichtert aus, denn das war das Wichtigste. Yongguk lächelte Daehyun aufmunternd an, sah dann aber zum Arzt. “Dürfen wir zu ihr?” Für einen Moment sah es so aus, als würde er “Nein” sagen wollen, doch er sah die Sorgen in den jungen Gesichtern, die er nur all zu gut verstehen konnte. “Ja das dürfen Sie”, Melanie wollte sofort ins Zimmer stürmen, doch der Arzt hielt sie auf. “Sie hatte durch ihre Unterernährung und offensichtlich wenig Schlaf einen Schwächeanfall, sie wird Zusatzernährung bekommen um einen Teil davon auszugleichen, jedoch wird sie ein paar Tage schlafen, aber das ist normal, also machen Sie sich keine Sorgen.” Melanie nickte und lief ins Zimmer hinein. Die Schwestern waren soeben fertig geworden, deshalb konnte sich Melanie gleich auf den Stuhl neben ihrem Bett setzen und ihre Hand nehmen. Die anderen folgten ihr, Daehyun suchte sich einen Sessel in der Ecke aus und setzte sich darauf. Jongup sah geschockt zu Zelo, weil er einfach nicht damit gerechnet hatte, wie krank seine Noona in dem grellen Neonlicht aussah. Zelo konnte ebenfalls nicht glauben, was er dort sah. Sandra hatte einige Pflaster im Gesicht, ihr rechter Arm war komplett vom weißen Verband bedeckt und auch am linken war einer am Oberarm zu sehen. Die ganzen Kabel, die an und in ihrem rechten Arm befestigt waren, wollte er sich gar nicht erst ansehen, deswegen schnappte er sich Jongup und setzte sich zu Daehyun.
Yongguk hatte die Tür geschlossen und stand nun neben Melanie, die Sandra´s Hand in ihren fest umklammert hielt. Auch er war geschockt, wie sehr Sandra die letzten zwei Wochen zugesetzt haben mussten, ihre Augenringe waren tief, das Gesicht wirkte noch schmaler als sonst und in der Krankenhauskleidung sah ihre Haut einfach nur kränklich grau aus. Er sah außerdem einen ziemlich großen blauen Fleck gefährlich nah an ihrer Schläfe. Melanie zitterte leicht und er ahnte, dass sie gleich anfangen würde zu weinen. “Mel~, du hast keine Schuld”, sie drehte ihren Kopf leicht und sah ihn an. Und wie sie Schuld hatte! In ihrem ganzen Kummer hatte sie den Kummer ihrer Eonnie nicht gesehen, wie sehr sie unter der Trennung von Himchan litt. Sie hatte Sandra oft weinen gehört, aber ihr nicht die Hand gehalten, wie sie es bei Melanie getan hatte und dafür hasste sie sich im Moment so sehr wie noch nie. Melanie war der Auslöser gewesen, warum es erst dazu gekommen war und trotzdem hatte sich Sandra in den ganzen zwei Wochen nur um ihren Dongsaeng gekümmert, ohne dabei an sich selbst zu denken. Melanie lehnte ihre Strin an Sandra´s Hand und unterdrückte ihre Tränen. Sie war so egoistisch gewesen und hatte ihr nicht beigestanden, so wie es Sandra für sie getan hatte. Sie hatte ihr Essen gebracht, auch wenn Melanie nicht oft etwas gegessen hatte, doch dabei hatte sie nicht darauf geachtet, dass auch Sandra etwas aß. Sie hatte Melanie beruhigt, damit sie etwas schlafen konnte, doch offenbar hatte Sandra sich selbst dabei vernachlässigt. Sie hasste sich so dafür, dass sie ihre Eonnie so im Stich gelassen hatte. Melanie öffnete die Augen und sah in Sandra´s bleiches Gesicht, keiner in dem Raum sagte etwas, lediglich das eintönige Piepen der Geräte war zu hören. Vorsichtig streichelte sie ihren Arm, achtete dabei darauf, dass sie nicht versehentlich die Infusion berührte. Yongguk spürte, dass Melanie sich Vorwürfe machte, deswegen umarmte er sie von hinten und stützte sein Kinn auf ihren Kopf ab. Sie weinte leise, er sah ihre Tränen auf der Hand von Sandra, deshalb küsste er leicht ihr Ohr und ihre Wange, strich über ihr Haar und hielt sie weiterhin fest. “Ist schon gut”, flüsterte er. Es half jetzt überhaupt nicht, wenn sie stundenlang weinte und dadurch noch erschöpfter wurde, das würde Sandra in keinster Weise helfen. Yongguk umfasste ihre Hand, die noch immer Sandra´s hielt. “Sandra ist hier in guten Händen, wir sollten uns jetzt um dich kümmern, sie wird mir ganz schön böse sein, wenn du im Bett neben ihr landest.” Melanie schüttelte den Kopf, sie würde Sandra hier nicht alleine lassen. “Mel~ …” “Nein Oppa, ich kann sie nicht alleine lassen!” Yongguk seufzte leise und sah hilfesuchend zu Zelo, der nur mit den Schultern zucken konnte. “Du musst dich ausruhen, wenn du Noona nicht alleine lassen willst, dann können wir uns auch abwechseln”, schlug er vor. “Er hat Recht mein Engel, Daehyun und du müsst schlafen.” “Nein!”, lehnte sie wieder ab, “Ich kann sie nicht alleine lassen! Sie hat Angst vor Krankenhäusern und das Ganze, was dazu gehört. Was ist, wenn sie aufwacht und ich nicht hier bin?” Jongup sah Zelo mit einem ziemlich verwirrten Blick an, hatte er gerade richtig gehört? Seine Noona, die kämpfen konnte wie eine Löwin und einen ziemlichen Dickkopf hatte, hatte Angst vor so etwas banalem wie einem Krankenhaus?! Auch Yongguk hatte es nicht gewusst, das war also der Grund gewesen, warum Melanie so schnell zu Sandra wollte. Trotzdem ging jetzt Melanie´s Gesundheit vor. Sandra war hier in guten Händen und außerdem konnten sie sich wirklich abwechseln, wenn es darum ging. Er drehte sich ein wenig, sodass er Melanie´s Kopf an seinen Bauch drücken konnte. Sie ließ Sandra´s Hand nicht los, krallte sich aber mit ihrer linken in sein T-Shirt. “Ich kann und will sie nicht alleine lassen, Oppa”, schluchzte sie in sein Shirt. “Ich bin Ok, ich habe vorhin ein wenig geschlafen”, fügte sie noch hinzu. Sie lehnte sich ein wenig zurück, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte und lächelte ihn an. Er wischte eine Träne von ihrer Wange. “Ich mache mir nur Sorgen um dich, ich will einfach nicht, dass du hier neben ihr landest.” Melanie sah ihn stumm an, hielt er sie etwa für ein kleines Kind? Es rührte sie, dass er sich Sorgen um sie machte, dennoch musste er einfach verstehen, dass sie ihre Eonnie hier nicht alleine lassen würde. Yongguk sah ihr an, dass sie nicht nachgeben würde, er seufzte geschlagen. Er hielt ihren Kopf in seinen Händen und sah ihr lange in die Augen. “Aber du musst auch auf dich achten. Versprich mir das!”, sie nickte, auch wenn es nervte, dass er sie wie ein Kind behandelte.
Sie hatte in den letzten beiden Wochen festgestellt, dass ihr Körper nur halb soviel Schlaf und Nahrung brauchte, als sie gedacht hatte, um zu funktionieren. Er entließ ihren Kopf und sie sah wieder zu Sandra, löste auch ihre Hand von seinem Shirt und streichelte Sandra´s. Melanie hoffte, dass sie es spüren konnte. Es war schon immer ein Akt gewesen, Sandra auch nur in die Nähe von einem Arzt zu bringen … sie musste funktionieren, wenigstens solange, bis sie aufwachte. Melanie wollte da sein, wenn sie aufwachte, damit sie Sandra´s Panik abwenden konnte, denn wohlmöglich würde sie sich dabei nur noch mehr verletzen und das wollte Melanie nicht. Sie wollte für ihre Eonnie da sein, so wie ihre Eonnie in den vergangenen Wochen für sie da gewesen war.
- Fortsetzung folgt -
~Come back to me, I only had you~
B.A.P - 1004 (Angel)
- Kapitel 15 -
Daehyun sah die ganze Zeit zu seiner Noona, die friedlich in dem Krankenhausbett lag. Er bekam nicht mit, was Yongguk und Melanie sagten, er sah einfach zu Sandra. Im Grunde war es seine Schuld, dass sie dort verletzt lag. Wenn er nicht auf Youngjae´s schwachsinnige Idee eingegangen wäre, dann wäre das hier wohlmöglich nicht passiert. Er hatte seinem Hyung einfach nur helfen wollen, doch irgendwie war das alles voll in die Hose gegangen. Daehyun schloss seine Augen und lehnte sich in dem Sessel etwas zurück, hielt dabei fest seine Knie. Auch wenn er offenbar länger als ein paar Minuten geschlafen hatte, so war er noch immer müde. Seine Noona war jetzt in Sicherheit, sein Hyung hasste ihn nicht mehr, im Grunde war jetzt alles ersteinmal in Ordnung, was im Rahmen des Möglichen lag. Hoffentlich würde das Missverständnis mit Himchan Hyung auch noch aufgeklärt werden. Daehyun merkte, wie seine Sinne immer mehr schwanden, deswegen legte er seinen Kopf auf die Sessellehne. Vielleicht konnte er einfach noch für ein paar Minuten schlafen.
Yongguk kniete noch immer neben Melanie, die Sandra keinen Moment aus den Augen ließ. Er fand es rührend, wie tief offenbar ihre Freundschaft ging. Wenn er so darüber nachdachte, war es schon ein großes Wagnis für zwei junge Mädchen, einfach nach Korea zu kommen und ihren Traum zu erfüllen. Das konnte nur funktionieren, wenn man sich vertrauen konnte und das war bei Melanie und Sandra definitiv der Fall. Auch wenn Melanie oft gemein zu Sandra war und es liebte ihre Eonnie zu ärgern, so geschah dies immer nur auf eine liebevolle Art und Weise. Sandra nahm es ihr nie übel, lachte oft darüber oder machte ihre Späße mit und kümmerte sich um sie, wie eine Mutter. Yongguk hatte schon einmal indirekt miterlebt, wie sie Melanie, wie eine Löwenmutter, verteidigt hatte. Einer von Melanie´s Kommilitonen hatte sich einen ziemlich üblen Scherz erlaubt, bei dem er fast seinen Kopf verloren hatte. Auch wenn Melanie Tomaten liebte und sie gerne aß, so konnte sie den Saft von ihnen auf der Haut nicht vertragen. Sie wurde an dem besagten Tag mit Tomaten beworfen, da ihr Mitstudent eifersüchtig auf sie gewesen war. Es war Sommer, deswegen trug sie luftige Kleidung und bekam deshalb den ganzen Saft ab. Sie war mit einer ziemlich geröteten und juckenden Haut zu Hause angekommen und gleich von Sandra verarztet worden. Yongguk war zusammen mit Himchan und Daehyun bei ihr gewesen, da sie eigentlich ins Kino wollten und hatten es deshalb mitbekommen. Er war nicht dabei gewesen als sich Sandra dann auf den Weg zur Uni gemacht hatte, aber Himchan hatte ihm danach erzählt, dass er seine Freundin noch nie so erlebt hatte und dass das teilweise wirklich beängstigend gewesen war. Er hatte sie bis dahin kein einziges Mal so laut erlebt und Angst um den Kommilitonn gehabt, da Sandra offenbar am liebsten auf ihn losgegangen wäre, wenn Himchan sie nicht gehalten hätte. Melanie war nach ein paar Stunden wieder frei vom Juckreiz gewesen und hatte am nächsten Tag das Vergnügen ihren Kommilitonen vor sich verbeugend zu sehen.
Yongguk strich über ihr Haar und als sie sich fragend zu ihm drehte, küsste er sie sanft auf den Mund. Sie lächelte ihn leicht an und war froh, dass er endlich verstanden hatte, dass sie hier nicht weggehen würde. Einen kurzen Moment lang, sahen sie sich stumm in die Augen, dann jedoch unterbrach das kurze Piepen seiner Uhr die Stille. Er hob seine Hand und erschrak, als er sah, wie spät es war. Es war Zeit wenigstens die anderen nach Hause zu bringen und als er sich umdrehte, sah er, dass es wirklich Zeit dafür wurde. Alle drei waren in ihrem Sessel eingeschlafen, weshalb Melanie lächeln musste. “Ich glaube, ich sollte die Kinder mal nach Hause bringen”, er grinste und löste seine Hand von Melanies Kopf, sie nickte als Antwort. Yongguk ging auf Zelo zu, der ihm am nächsten war und weckte ihn, indem er ihn anstubste. Jongup wurde davon wach, da sein Kopf auf Zelo´s Schulter gelegen hatte. “Ich habe kein Eis …”, er sah sich verwirrt um. “Ich auch nicht”, antwortete Yongguk lachend, “Können wir los?” Jongup blinzelte ihn ein paar mal an, rieb sich dann die Augen und nickte. Er war zwar noch müde, aber bis zum Dorm schaffte er es noch, Gott sei Dank war dieser nicht weit entfernt vom Krankenhaus. Yongguk nickte, dass er verstanden hatte und ging nun zu Daehyun, der auf seinem Sessel kauerte. Doch egal was Yongguk versuchte, er bekam ihn nicht wach, also hob er ihn schlussendlich auf seine Arme und trug ihn nach draußen. Jongup und Zelo hatten sich schon von Melanie verabschiedet und versprochen, dass sie definitiv wieder kommen würden. Melanie hatte nur genickt und sich dann wieder Sandra zugewandt. Als Yongguk mit Daehyun im Arm an der Tür war, drehte er sich noch einmal um und sah zu Melanie, die zu ihm sah. “Ich bin gleich wieder da.” Für einen Moment sah sie ihn mit großen Augen an, weil gerade er es war, der Daehyun trug, doch sie lächelte ihn dann zu. Danach drehte er sich um und folgte den anderen beiden nach draußen.
Melanie schloss für einen kurzen Moment die Augen und atmete durch. Sie umfasste fester die Hand von Sandra und lehnte ihre Stirn dagegen. “Eonnie …”, flüsterte sie, “Was machst du nur für Sachen?” Sandra war manchmal wirklich tollpatschig, ständig lief sie irgendwo dagegen oder schnitt sich in den Finger, deswegen hatte Melanie schlussendlich immer das Essen gemacht. Aber warum musste es unbedingt der Spiegel gewesen sein? Sie biss sich auf ihre Lippe, um nicht zu weinen. Sie hätte besser auf ihre Eonnie aufpassen sollen, doch sie war nur mit sich selbst beschäftigt gewesen, hatte nur an sich gedacht und dabei nicht den Menschen beachtet, der ihr so viel bedeutete. Melanie öffnete wieder ihre Augen, legte Sandra´s Hand vorsichtig auf die Decke und stand auf, um die Tür zu schließen, die Yongguk offen gelassen hatte. Offenbar war er ohne Jacke losgegangen, denn die lag einsam auf dem Stuhl draußen, also ging Melanie darauf zu und sah im Augenwinkel, dass jemand keine drei Meter von ihr an der Wand lehnte. Als sie genauer hinsah erkannte sie Himchan, der ziemlich verzweifelt aussah. “Oppa~ …?”, Melanie war erstaunt ihn zu sehen, er ebenso, denn er sah sie erschrocken an. Er stieß sich von der Wand ab und lief los, jedoch in die völlig falsche Richtung. “Oppa warte!”, rief sie ihm hinterher, doch weil er sie ignorierte, rannte sie ihm nach. Doch sie merkte, dass das gar keine gute Idee gewesen war, denn ihr war für einen kurzen Moment so schwindelig, dass sie sich stöhnend an der Wand abstützen und die Augen schließen musste. Himchan hörte es, blieb zwar stehen, drehte sich aber nicht um. Er war im Zwiespalt, denn eigentlich wollte er einfach nur weg, keinem begegnen, um keinen Rede und Antwort stehen zu müssen, doch offenbar, ging es Melanie auch nicht gut. Noch bevor er sich zu ihr umdrehen konnte, spürte er zwei Arme die sich um seinen Bauch schlangen. Sie hielt ihn an Ort und Stelle, ließ ihm keine Möglichkeit mehr, um zu flüchten. “Du bist so ein Idiot”, hauchte sie. Ja, der war er in der Tat. Er hatte schließlich nicht nur die Freundschaft zu Daehyun und somit möglicherweise auch die Zukunft von B.A.P gefährdet, sondern auch das Mädchen von sich gestoßen, dass er liebte. Melanie löste sich von ihm, aber nur, damit sie ihm ins Gesicht sehen konnte. Himchan konnte sie nicht ansehen, sah die ganze Zeit auf seine linke Hand, in der das Armband von Sandra lag. Auch Melanie bemerkte es, nahm die Faust in ihre Hände und strich vorsichtig darüber. “Wenn du weiter wegrennst, wirst du Eonnie damit nicht helfen können”, sagte sie leise und sah weiter auf seine Hand. “Daehyun hatte es wirklich … aber nur, weil Eonnie es ihm gegeben hat.” Erstaunt sah er sie an, warum sollte sie es ablegen?! Das hatte sie schließlich noch nie getan. Melanie sah die Verwirrung, aber auch Hoffnung in seinem Blick und lächelte ihn zaghaft an. “Sie hatte es wohl schon in der Hand, als er sie fand. Die Ärzte wollte es ihr abnehmen, als sie im Krankenwagen lag, doch sie gab es ihnen nicht.” “Aber … warum?” “Ich weiß es nicht Oppa”, antwortete sie ihm,” Aber ich weiß, dass sie es Daehyun anvertraut hat, weil sie wusste, dass es dort sicher war. Sie hat es ihm gegeben Oppa, also denke bitte nicht, dass sie dich nicht mehr liebt.” “Und du glaubst ihm? Du glaubst ihm das wirklich?”, fragte er mit zitternder Stimme. Melanie hatte gewusst, dass er Daehyun´s Aussage in Frage stellen würde, doch sie wusste ganz genau, dass Daehyun sie niemals anlügen würde. “Er würde mich nie anlügen,” sie sah Himchan an, dass er noch immer nicht überzeugt war, “Oppa~, ich wohne mit ihr zusammen und auch wenn ich nicht viel mitbekommen habe, so habe ich trotzdem gehört, dass sie weinend nach dir gerufen hat, wenn sie glaubte, dass ich schlief.” Das hatte Melanie wirklich, schließlich hatte Sandra immer die Tür zu ihrem Zimmer offen gelassen. Ihr eigener Schmerz war zu groß gewesen, als dass sie Sandra´s wirklich bewusst wahrgenommen hatte und dennoch hatte sie ihre Eonnie weinen gehört. “Hör auf, an dir und ihre Liebe zu dir zu zweifeln. Geh zu ihr!” Himchan´s Herz machte einen schmerzhaften Sprung. Er würde so gerne zu ihr gehen, aber dann liefe er Gefahr, den anderen zu begegnen und das wollte er um jeden Preis verhindern. Melanie ahnte wie es gerade in seinem Inneren aussah und deswegen, drehte sie ihn um und lief langsam in Richtung von Sandra´s Zimmer. “Yongguk Oppa ist ersteinmal damit beschäftigt, die anderen nach Hause zu bringen, also mach dir darum keinen Kopf”, sie zog ihn einfach mit sich und gab ihn auf den letzten paar Metern den Schubs, den er brauchte um alleine weiterzugehen. “Geh~”, sagte sie und blieb an der Wand abgestützt stehen, “Ich bleibe solange hier draußen.” Himchan nickte wortlos und ging weiter, was für ein Idiot war er eigentlich? Wie hatte er auch nur für einen Moment daran zweifeln können, was Sandra für ihn empfand? Er blieb vor dem Zimmer stehen und konnte sie schon sehen, im Augenwinkel konnte er Melanie sehen, die leicht torkelnd zu den Stühlen hinter ihm ging. “Alles in Ordnung?”, fragte er sie, weil er sich schon Sorgen machte. “Ja und jetzt geh”, winkte sie ab, setzte sich auf einen der Stühle und lächelte. Himchan nickte und ging langsam ins Zimmer. Er wusste nicht warum, aber mit jedem weiteren Schritt, den er auf Sandra zuging, hatte er das Gefühl, dass sein Herz gleich stehen bleiben würde. Mit jedem weiteren Schritt, bekam er immer weniger Luft.
Er blieb am Bett stehen und sah zu ihr herunter. Zwei Wochen, die sich für ihn wie eine Ewigkeit angefühlt hatten, hatte er sie nicht gesehen, zwei Wochen, die sie zu dieser schwachen und kränklichen Person werden lassen haben, die sie jetzt im Moment war. Himchan war geschockt davon, wie sie aussah. Blass,schwach, erschöpft und krank. Wenn die Geräte ihm nicht anzeigen würden, dass sie lebte, dann würde er es nicht glauben. “Yeobo …”, er war zu perplex, wusste nicht, was er denken oder sagen sollte. Er ließ sich auf den Stuhl fallen, steckte ihr Armband in seine Tasche und griff nach ihrer Hand. Sie war kalt, nicht so warm und zart wie sonst. “Yeobo … was habe ich dir nur angetan?”, er war überfordert, konnte keinen klaren Gedanken fassen, aber eines wusste er: Er hatte nicht so überreagieren dürfen! Auch wenn Yongguk verletzt gewesen war, so hätte er sie niemals anschreien dürfen. Himchan hatte noch immer ihre ängstlichen Augen im Gedächtnis, die Panik darin, weil er so wütend wegen nichts auf sie gewesen war. Sandra hatte in diesem Moment nichts falsches getan, sie wollte einfach nur Melanie beschützen … wenn er jetzt so darüber nachdachte … er hatte sich kein einziges mal in Melanie´s Lage versetzt. Und wenn er ehrlich war … sie hatte jedes Recht dazu gehabt, Yongguk von sich zu stoßen, was danach passiert war, war einfach unglücklich verlaufen. Er atmete tief durch und lehnte ihre Hand an seiner Stirn, so vieles hatte er falsch gemacht, so vieles, was er bereute. “Yoebo~, ich habe so vieles falsch gemacht”, flüsterte er in den Raum. Vorsichtig strich er über ihre Hand. “Ich glaube, ich habe Daehyun unrecht getan … ich bin so ein Idiot ....” Er musste sich später unbedingt bei ihm entschuldigen, denn Daehyun hatte es nicht verdient, so von ihm behandelt zu werden. Ihm so einfach die Schuld zuzuschieben, die eigentlich ihm selbst zustand … Himchan konnte es sich einfach nicht verzeihen. Wenn er doch bloß nicht so wütend geworden wäre … wenn er ruhig geblieben wäre … dann hätte er das alles verhindern können. Seine Augen brannten, weil sich Tränen nach außen bahnen wollten, doch er unterdrückte sie tapfer und sah stattdessen auf Sandra´s Gesicht. Sie war in seinen Augen noch immer das schönste Mädchen, auch wenn sie gerade voller Pflaster war. Vorsichtig hob er seine rechte Hand und berührte sanft ihre Stirn, strich ein paar ihrer farbigen Haare aus ihrem Gesicht. Er wollte sie in den Arm nehmen und ihr sagen, wie leid ihm alles tat und dass er sie liebte. Er wollte sie riechen, schmecken und fühlen, er wollte einfach alles von ihr, egal was es war, selbst wenn es eine Ablehnung war, so wusste er wenigstens, dass es ihr gut ging. “Hoffentlich kannst du mir noch einmal verzeihen…”, flüsterte er.
Yongguk hatte es irgendwie geschafft, Jongup, Zelo und Daehyun nach Hause zu schaffen. Als sie im Dorm ankamen, begegnete er Youngjae, der ihn ziemlich verwirrt ansah. “Ich geh schlafen Hyung”, hörte er von Zelo, der den müden Jongup vor sich herschob und in ihrem Zimmer verschwand. Yongguk ignorierte vorerst Youngjae und schaffte Daehyun in sein Zimmer, legte ihn vorsichtig ins Bett und zog ihm Jacke, Schuhe und Hose aus, bevor er ihn zudeckte. “Kann mich mal endlich jemand aufklären?”, sagte Youngjae. Yongguk sah ihn nicht an, griff aber seinen Arm und zog ihn mit raus aus dem Zimmer. Leise schloss er die Zimmertür hinter ihnen, blieb aber stehen und sah den Jüngeren an. “Hyung?”, man sah Youngjae seine Ungeduld an, “Was ist hier los?” “Sandra hatte einen Unfall zu Hause … sie ist von dem Spiegel erwischt worden, der bei ihr zu Hause hing”, Youngjae griff nach seinem Arm und drückte ihn ungeduldig. “Wie?!”
“Ich weiß es nicht”, er zuckte mit seinen Schultern, “Daehyun hat sie gefunden, da lag sie schon unter dem Spiegel.” “Dae?”, jetzt war Youngjae verwirrt. Was hatte er bei ihren Noonas gewollt? War jetzt auch völlig egal, jetzt zählte Sandra! “Wie geht es ihr?”, er ließ Yongguk´s Arm los und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, seine Knie zitterten leicht. “Sie schläft jetzt, liegt verkabelt in ihrem Bett und hat kaum noch freie Stellen, aber der Arzt sagt, dass sie wieder wird”, Youngjae atmete geräuschvoll aus. Gott war er erleichtert! “Ich muss dich um etwas bitten.”
“Alles was du willst Hyung”, antwortete er sofort und ließ Yongguk grinsen. “Wenn Himchan hier auftauchen sollte, bitte sag mir dann Bescheid”, Youngjae nickte, “Und bitte kümmere dich um Dae.” “Yes Sir!”, sagte er, salutierte und verschwand sofort ins Zimmer um sich um Daehyun zu kümmern. Yongguk lachte leise vor sich hin, packte noch schnell was kleines zum Essen ein, schnappte sich eine neue Jacke, da die alte noch im Krankenhaus lag und machte sich wieder auf den Weg.
Es dauerte nicht lange und er lief den Gang zu Sandra´s Zimmer entlang. Vor ihrem Zimmer entdeckte er Melanie, die sich auf die Stuhlreihe gelegt hatte und zu schlafen schien. Leise ging er auf sie zu und war für einen Moment verwirrt. Melanie würde Sandra doch nie alleine lassen, also warum lag sie hier und schlief? Das sie es tat war natürlich gut, aber sie hatte sich doch vor nicht all zu langer Zeit vehement dagegen gewehrt, ihre Eonnie alleine zu lassen. Er ging auf die Zimmertür zu und öffnete leise ein Stück die Tür. Als er Himchan an ihrem Bett entdeckte, der ihre Hand hielt, war er so unendlich froh, dass er am liebsten laut gelacht hätte. Er hatte tatsächlich seinen inneren Schweinehund überwunden und war doch zu ihr gekommen. Yongguk schloss wieder die Tür, ging zu Melanie und hob leicht ihren Kopf an, damit er sich setzen konnte. Ihren Kopf legte er auf seine Beine und deckte sie wieder ordentlich mit seiner Jacke zu, die sie fest umklammert hielt. Sie war nicht wachgeworden, kuschelte sich sogar näher an ihn. Yongguk konnte einfach nicht anders, er strich vorsichtig über ihr Gesicht und Haar, betrachtete sie dabei. “Hast du eigentlich eine Ahnung, wie sehr ich dich liebe Melanie?”, flüsterte er leise und strich weiter über ihr Haar, “Ich habe so unendlich gelitten … ich wollte einfach nicht ohne dich leben … ich kann es nicht … danke, dass du zu mir gekommen bist.” Den letzten Satz hauchte er knapp über ihre Stirn und küsste sie dann sanft. Er betrachtete sie noch für einen kurzen Moment und schon schossen ihm neue Ideen durch den Kopf! Sofort griff er nach seinem Block und schrieb an seinem Song, der seit zwei Wochen einfach nicht gelingen will. Melanie drehte ihren Kopf leicht, drehte ihr Gesicht zu seinem Bauch. Sie war so unglaublich schön, so schön wie ein Engel und das ließ Yongguk unbewusst lächeln. Er sah von ihrem Gesicht zu seinem Text und überlegte nicht lange. “Ich denke, dass ist der richtige Name für diesen Song, was meinst du mein Engel?”, fragte er sie, wohlwissend, dass er keine Antwort bekommen würde. “Angel” schrieb er auf das Blatt. “Er passt”, sagte er lächelnd.
Yongguk legte sein Notenbuch zur Seite und betrachtete Melanie. Wie so oft zuvor, war sie auch dieses Mal seine Muse gewesen. Beide hatten so lange Zeit einfach ignoriert, dass sie sich mochten und somit viel Zeit verschwendet. Aber Yongguk war froh, dass Melanie jetzt wusste, dass er sie liebte und das reichte ihm. Jetzt hieß es einfach nach vorne zu sehen. Plötzlich ging die Tür vor ihm auf und Himchan kam heraus. Man sah ihm an, dass er geweint hatte, seine Augen waren leicht rot und auch etwas geschwollen, sein Gesicht hatte rote Flecken. Er war für einen Moment erstaunt, dass Yongguk dort saß, fing sich aber recht schnell wieder. Eigentlich wollte er nur schnell nach Melanie sehen, weil er sich vergewissern wollte, dass es ihr gut ging. Yongguk sah ihn ruhig an, also wusste er schon, dass er bei Sandra gewesen war. “Bei Sandra im Zimmer ist noch ein Bett frei, bring Melanie doch da hin, hier liegt sie so unbequem” “Ich weiß, ich wollte dich nur nicht stören”, antwortete Yongguk ruhig und bemerkte sehr wohl, dass Himchan ihn nicht direkt ansah. “Soll ich dir helfen?”, fragte er zögernd. “Nein geht schon”, vorsichtig war Yongguk aufgestanden und hatte Melanie angehoben, ihr Kopf lag sicher an seiner Schulter, deswegen konnte er noch nach Jacke und Tasche greifen und folgte leise lachend Himchan. Dieser sah ihn irritiert an. “Sie ist heute schon die zweite”, antwortete er lediglich und legte Melanie vorsichtig aufs Bett, deckte sie dann zu und sah zu seinem Freund. Er stand mit gesenktem Kopf an der Tür, wusste offenbar nichts mit sich anzufangen, doch dann schloss er leise die Tür und ging zu dem Stuhl an Sandra´s Bett zurück. Er wich noch immer Yongguk´s Blick aus, sah stattdessen in Sandra´s Gesicht.
Das einzige Geräusch, dass zu hören war, war das Piepen der Geräte. “Willst du reden?”, fragte Yongguk schließlich vorsichtig. Doch bevor Himchan ihm antworten konnte, fing Melanie an zu wimmern. Offenbar griff sie im Schlaf nach etwas, denn sie streckte ihre Hand aus, als wollte sie nach etwas greifen. Sofort war Yongguk da und nahm ihre Hand, verschränkte seine Finger mir ihren und augenblicklich war Melanie wieder ruhig. Himchan beobachtete wie Yongguk sanft durch Melanie´s Haar strich. “Lass uns später reden”, antwortete Himchan schließlich und sein Freund nickte, konzentrierte sich weiterhin auf Melanie, “Irgendwann, wenn es den beiden besser geht. Ich möchte Sandra jetzt nur ungern alleine lassen.” Yongguk nickte lediglich und Himchan´s Aufmerksamkeit wendete sich wieder Sandra zu. Er war so froh, dass wenigstens Melanie vorhin hiergewesen war. Himchan küsste vorsichtig ihren Handrücken und hoffte, dass sie ihm noch eine Chance geben konnte, schließlich liebte er sie so sehr.
“Es wird schon wieder Himchan”, versuchte ihm Yongguk Mut zu machen. Er hoffte einfach, dass sie alles wieder gerade biegen konnten. Für Himchan musste es gerade besonders schwer sein, da Sandra und er schon ein Jahr zusammen waren und sie sich gegenseitig brauchten, wie die Luft zum Atmen. Melanie zappelte noch immer unruhig in ihrem Bett, also überlegte Yongguk nicht lange, zog sich seine Schuhe aus und legte sich neben sie, um sie in seine Arme zu nehmen. Sofort entspannte sie sich und kuschelte sich an seine Brust. Yongguk drehte seinen Kopf leicht, damit er Himchan ansehen konnte. “Ich werde versuchen etwas zu schlafen … wenn irgendetwas ist, egal was … sags mit bitte und renn nicht wieder davon.” Himchan nickte, ließ Yongguk erleichtert aufatmen. Er legte sich bequem hin und hörte Melanie´s gleichmäßigem Atmen zu, der wie Musik für ihn klang und ihn langsam einschlafen ließ.
-Fortsetzung folgt-
Texte: Ju No & Masako Namikaze
Bildmaterialien: Ju No
Tag der Veröffentlichung: 08.07.2014
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